tagesthemen 14.01.2022, 21:45 Uhr - Omikron-Welle: Die Prognosen von Drosten, Lauterbach und Wieler, PCR-Test: Labore am
Themen der Sendung:
Omikron-Welle: Die Prognosen von Drosten,
Lauterbach und Wieler,
PCR-Test: Labore am Limit,
Die Meinung,
Trümmer und Traumata: Wie geht es den Menschen ein halbes Jahr nach der Flutkatastrophe,
Match um Einreise und Ausweisung: Tennisprofi Djokovic muss auf neue Entscheidung warten,
Weitere Meldungen im Überblick,
Dokumentation über Boxlegende Mohammed Ali in der ARD,
Das Wetter
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Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit den tagesthemen.
Diese Sendung wurde vom NDR live untertitelt (14.01.2022)
Heute im Studio: Caren Miosga
Guten Abend.
Treten die drei obersten Pandemie- Erklärer vor die Presse ...
In der Formation war das eine Premiere.
... dann muss es Wichtiges zu verkünden geben.
Denn die Lage ist so ernst wie der Blick der Gesundheitsministers:
Die Infektionen rasen in die Höhe,
mehr als 90.000 Ansteckungen sind es heute.
Auch wenn durch Omikron die meisten, zumindest unter Geimpften,
selten schwer erkranken, so bleibt das Virus gefährlich.
Weil es hoch ansteckend ist und deshalb das Zeug hat,
Teile des Landes lahmzulegen.
Jaqueline Piwon.
Wer hier ansteht, muss Geduld haben - so wie Luise und ihr Papa.
Schon kurz nach 9 ist die Schlange vor dem Berliner Testzentrum lang.
Luise und Vater Alexander wurden vom positiven Schnelltest überrascht.
Ein PCR-Test soll Gewissheit bringen.
Mein Papa hat gesagt, dass wir bestimmt lange anstehen müssen.
Wir stehen jetzt 'ne gute Dreiviertelstunde,
50 Minuten ungefähr.
In der Omikron-Welle
stoßen Testzentren und Labore zunehmend an ihre Grenzen.
Omikron macht laut RKI mehr als 70 % der Neuinfektionen aus.
Dieses Virus ist milder in seinem Verlauf,
aber es gibt zu viele Fälle.
So wird der Gewinn durch die milden Verläufe wieder ausgelöscht.
Es könnten also wieder mehr Menschen ins Krankenhaus kommen
und wieder mehr sterben.
Es gäbe deshalb keinen Grund zur Entwarnung.
Wenn es uns gelingt, die Wand oder die Welle so zu verlangsamen,
dass wir möglichst viele boostern, die sonst schwer erkrankt wären:
Dann ist unsere Strategie aufgegangen.
Wir haben die Werkzeuge und können Infektionen vermeiden,
wenn auch nicht jede.
Jede, die wir verhindern, trägt zur Bewältigung der Welle bei
und dazu, das Gesundheitssystem zu entlasten.
Aber nur aufgrund der Masse an Infektionen rechnen alle drei damit,
dass Labore mit ihren PCR-Test- Kapazitäten an ihre Grenzen kommen.
Deshalb solle bei PCR-Tests künftig
das Personal in medizinischen Einrichtungen Vorrang haben.
Schon jetzt auf eine Durchseuchung der Bevölkerung zu setzen,
davor warnt der Virologe.
Wir haben diese Impflücke.
Das sind 3 Mio. über 60-Jährige, die nicht geimpft sind
und wohl auch noch keine Infektion hatten.
Schon nächste Woche wird Omikron die Delta-Variante ablösen.
Die Experten sprechen von einer neuen Pandemiephase.
Wer wegen eines positiven PCR-Testergebnisses
künftig in Quarantäne muss, für den gelten ab morgen neue Regeln.
Der Bundesrat hat die Quarantänezeit von 14 auf 10 Tage verkürzt.
Ab dem siebten Tag kann man sich freitesten.
Omikron hat schon eins geschafft,
auch wenn seine Ausbreitung noch gar nicht auf dem Höhepunkt ist:
Die Testlabore arbeiten schon am Anschlag.
Dabei werden sich bei den steigenden Infektionszahlen
noch viel mehr Menschen PCR-testen lassen wollen oder müssen.
In Hamburgs größtem Labor untersuchen sie 4000 Proben täglich.
Das geht nicht nur an die Nerven, sondern echt auf die Muskeln.
Andreas Hilmer hatte einen seltenen Einblick in dieses Labor.
Er zeigt,
wie sie dort den Mitarbeitern auf ungewöhnliche Weise zur Hand gehen.
Laborarbeit: ähnlich wuselig wie im Bienenstock.
Wo der Chef hinschaut - überall warten eilige PCR-Tests.
Das sind die zu bearbeitenden Corona-Proben.
Das ist alles Corona ... Corona ... PCR-Tests? Das sind PCR-Tests.
Im oberen Stockwerk wird konzentriert die RNA aus dem Abstrich gewaschen.
Unten kommen immer neue Berge von Proben an.
Eine Sisyphusarbeit bei täglich 4000 PCR-Tests.
Arztkliniken, Teststationen, Einzelpersonen -
Menge und Dauer belasten das Team.
Wir haben all hands on deck, jeder hilft jedem.
Es gibt Menschen, die brechen zusammen, gehen nach Hause.
Die sind so belastet, dass sie eine Auszeit brauchen.
Dann blinkt es - eine neue Lieferung.
Man sieht hier, dass wieder Proben angekommen sind.
Gegen den Stress hat der Chef unterm Dach einen Wohlfühlraum eingerichtet.
Zweimal die Woche kommt der Masseur:
Wellness fürs überarbeitete PCR-Testteam.
Kneten gegen monotone Bewegungsabläufe.
Wenn Sie diese Bewegung machen,
verhärtet die Daumenballenmuskulatur.
Manche können abends gar nicht mehr die Hand aufmachen.
Hohe Zahlen, große Genauigkeit, totale Konzentration.
Im Schichtbetrieb von 6 Uhr morgens bis Mitternacht:
Laborarbeit am Limit.
Im Maschinenraum des Testens spielt aber Menschlichkeit immer eine Rolle.
Hinter jedem Röhrchen steht 'n Schicksal, 'ne Angst, ein Patient,
ein Kind, eine ältere Dame, die sagt:
"Hoffentlich hab ich kein Omikron oder Delta."
Am Schreibtisch geht der Chef die Ergebnislisten durch.
Viel zu viele rote Markierungen -
gefühlt ist bald jeder dritte Test positiv: meist Omikron.
Sie sehen hier - das ist alles positiv.
Da ist wieder ... noch einer ... Da ist 'n kleines Kind - Omikron.
Da müsst ich schnell die Mutter anrufen.
Umso wichtiger ist dem Team, dass die knapper werdenden PCR-Tests
von denen genutzt werden, die sie dringend brauchen.
Derjenige, der es nur wissen will oder in Urlaub fahren will,
das finde ich nicht opportun.
Es sollten die getestet werden, die wirklich Beschwerden haben.
Für solche Menschen
stehen sie auch morgen wieder bereit im Corona-Testlabor.
Und zur Teststrategie und wie sie besser werden soll,
hat Kristin Becker vom SWR diese Meinung.
Natürlich ist es richtig, bei PCR-Tests zu priorisieren.
Herrscht Knappheit, muss sinnvoll verteilt werden.
Heißt aber: Unsere Kapazitäten reichen nicht aus.
Eine Stadt wie Wien schafft deutlich mehr PCR-Tests pro Tag
als alle deutschen Labore.
Weil man sich dort schon lange anders organisiert hat.
Uns fehlen Geräte und Fachpersonal.
Und die deutsche Gesundheitspolitik
hat sich 2021 zu sehr in Schnelltests verliebt:
Die vermeintlich einfache und günstige Lösung.
Die kostet uns pro Nase aber mehr als die Wiener ihre PCR-Testungen.
In jedem Fall: Ohne Schnelltests geht es nicht.
Umso wichtiger ist es, zu wissen, welche taugen und welche nicht.
Die Qualität ist verschieden
und in Sachen Omikron noch nicht abschließend geklärt.
In Testzentren, Schulen, Pflegeheimen
sollten besonders hochwertige Schnelltests zum Einsatz kommen.
Nicht nur, weil wir als Allgemeinheit viel Geld dafür bezahlen,
sondern weil wir uns auf sie verlassen und verlassen müssen.
Der beste Schnelltest nützt nichts,
wenn das Stäbchen nur so in Mund oder Nase gesteckt wird.
Die Wald-und-Wiesen-Methoden in einigen Testzentren,
die ich zuletzt besucht habe, lassen mich zweifeln.
Auch da müssen die Behörden ran und mehr kontrollieren.
Die Meinung von Kristin Becker.
Das Wasser kam in der Nacht zum 15. Juli.
Noch am Nachmittag wurde gewarnt,
dass der Pegel der Ahr zwei Meter höher sein würde.
Doch niemand in dem Flusstal konnte sich vorstellen, was dann geschah:
Eine Flut ungekannten Ausmaßes.
In der Nacht stieg der Pegel auf teilweise zehn Meter.
Häuser, Autos, Landstriche wurden überschwemmt.
Das Ahrtal traf es besonders schlimm vor genau sechs Monaten,
als das Unwetter Teile von NRW und Rheinland-Pfalz heimsuchte.
Es ließ auch das Wasser der Ahr stündlich steigen.
Und es verwüstete flussabwärts Richtung Rhein
die Orte Schuld, Ahrbrück und Bad Neuenahr-Ahrweiler.
Ute Spangenberger und Christian Kretschmer
sind dem Weg der Flut nachgegangen.
Scheinbar harmlos fließt sie dahin, die Ahr in Schuld.
Der Ort ist Mahnmal für die Flutkatastrophe vor sechs Monaten.
Das Wasser verwüstete die Gemeinde, riss ganze Häuser mit.
Der Wiederaufbau - alles andere als einfach,
erzählt uns der Bürgermeister.
Drei Häuser, wie diese umgebaute Mühle, drohen abzusacken
und müssen wohl abgerissen werden.
Es ist nicht mehr haltbar, dass man diese Immobilie wieder aufbaut.
Die Leute hatten das schön saniert.
Wer hätte damit gerechnet?
2016 war 'n Hochwasser, da sagte man schon:
Jahrhunderthochwasser - 3,20 Meter.
Aber da ist nicht viel passiert, keine Immobilie weggeschwommen.
Aber das hier, das war 7,87 Meter, das ist 'ne ganz andere Hausnummer.
Weiter entlang der Ahr.
Pfarrerin Claudia Rössling-Marenbach
bereitet in Ahrbrück einen Gedenkgottesdienst vor.
Auf dem Altar: dieses Flutkreuz, selbst ein Symbol für das Gedenken.
Mit ihm verbunden, im Sockel:
134 Nagelköpfe - einer für jeden Toten durch die Flut im Ahrtal.
Ein halbes Jahr nach jenem Tag,
an dem sich alles teilt in ein Davor und ein Danach.
Ein halbes Jahr nach der Flutkatastrophe in unserer Heimat.
Ein halbes Jahr im Ausnahmezustand.
Ein halbes Jahr, in dem Aufs und Abs uns bewegen
uns oft genug an unsere Grenzen gebracht haben.
Und wir dennoch immer wieder neu aufgestanden sind.
Ein paar Kilometer weiter, in Bad Neuenahr-Ahrweiler.
Wir sind bei Winzer Peter Kriechel.
In seinem Keller stand die Ahr bis zur Decke.
Kriechel rief eine Spendenaktion
für die Hunderten betroffenen Weinbaubetriebe mit ins Leben.
Aber von den mehr als 4 Mio. Euro, die sie gesammelt haben,
durften sie noch keinen Cent an Kollegen auszahlen.
Denn Spenden dürften nicht an Unternehmen fließen, sagt er -
und damit auch nicht an die Weinbaubetriebe.
Unternehmer sind quasi nicht mildtätig an sich
und von Gesetzes wegen nicht hilfsbedürftig.
Dabei stehen viele Kollegen vorm Bankrott
und brauchen diese Unterstützung.
Daher auch die Forderung, sich zu beeilen:
Dass die Gelder wirklich ausgezahlt werden dürfen
an die Hilfsbedürftigen.
Die Gefühlslage im Ahrtal:
Irgendwo zwischen Frust, Angst und Hoffnung.
Wir können nicht ändern, was passiert ist.
Wir müssen das Beste daraus machen, was uns widerfahren is
und das als Chance auffassen und es noch schöner machen als es war.
Total ambivalent und das treibt einen wirklich um.
Wenn man über die Ahr fährt, ist es idyllisch.
Aber die Kraft, die sie entfalten kann, macht auch Angst.
Nachts liege ich manchmal schon nicht schlafend im Bett,
weil ich darüber nachdenke, was geschehen ist, was geschehen muss.
Sechs Monate danach und noch lange darüber hinaus
bleibt entlang des Flusses alles anders.
In den Wochen sprachen haben wir mehrfach mit Cornelia Weigand,
Bürgermeisterin der Verbandsgemeinde Altenahr.
Sie hat uns damals erzählt, wie die Menschen verzweifelt versuchen,
neu anzufangen.
Wie gut das Ahrtal vorankommt und woran es immer noch mangelt,
hab ich die Bürgermeisterin vor der Sendung gefragt.
Guten Abend, Frau Weigand.
Guten Abend, Frau Miosga.
Frau Weigand, wie geht's Ihnen und den Menschen heute?
Die Tage sind kurz.
Vieles vom Aufräumen und Entkernen ist gemacht.
Es ist etwas Ruhe eingekehrt.
Zum Teil ist das gut, zum Teil ist es fast zu viel Ruhe.
Es ist Nachtfrost, die Maschinen arbeiten zurzeit nicht.
Die Menschen hoffen, die ersten signifikanten Unterstützungen
aus dem Wiederaufbaufonds zu bekommen.
Sodass sie weiterarbeiten können.
Vieles nimmt Formen an, erste Perspektiven werden sichtbar.
Es ist eine gemischte Lage.
Wir freuen uns auf das, was kommt, und es ist schwierig,
die dunkle Jahreszeit jeden Tag weiterzugehen.
Sie haben nach der Katastrophe mit anderen Bürgermeistern der Region
einen Brandbrief geschrieben.
Sie forderten mehr Geld und Unterstützung für den Wiederaufbau.
Was ist daraus geworden?
Einiges ist gut.
Der Wiederaufbaufonds ist ins Leben gerufen worden.
Da gibt es viele Möglichkeiten.
Die ersten Schritte Richtung Hochwasserschutz passieren.
Aber die Geschwindigkeit ist für viele zu langsam.
Die Auszahlungen stocken.
Für viele Gewerbetreibende ist es schwierig,
weil es Abschläge auf den Zeitwert gibt.
Und Umsatzausfälle werden jetzt nicht mehr kompensiert.
Die Immobilien sind aber noch in einem Zustand,
wo noch nicht gearbeitet werden kann.
Die Vernetzung national, in Sachen Hochwasserschutz,
das braucht mehr Zeit, als wir fast Geduld haben.
Insofern ist es zu früh zu sagen, wir sind überall auf dem guten Weg.
Aber es gibt gute Ansätze.
Wir müssen weiter Kraft haben und positiv bleiben.
In ein paar Jahren werden wir sehr gut miteinander leben können.
Der Weg dahin braucht viel Kraft und Mut.
Wie kann es sein, dass so viele Zahlungen noch stocken?
Liegt das an der Bürokratie?
Gefühlt ja.
Da sind anscheinend technische Fragen in Plattformen.
Die Anträge sind so kompliziert, dass formal einzelne Angaben fehlen.
Wir stellen fest, von Anträgen im vierstelligen Bereich
sind nur Anträge im zweistelligen Bereich bei privater Hilfe gezahlt.
Woanders ist es wohl ähnlich.
Es ist anstrengend und mühsam.
Der Weg ist nicht so einfach und unbürokratisch, wie angedacht.
Das eine ist der Aufbau, der wohl Jahrzehnte dauern könnte.
Das andere ist der Schutz und die Vorsorge vor neuen Hochwassern.
Gibt es ein neues Hochwasserkonzept?
Zurzeit noch nicht.
Da muss man sagen, dass sind Prozesse, die brauchen.
Das muss gut geplant werden.
Es gibt den Start dieser Hochwasserpartnerschaft.
Alle Anrainer schließen sich zusammen für den Hochwasserschutz.
Da findet im Februar das nächste Treffen statt.
Aber es ist mühsam auszuhalten, dass die Prozesse Zeit brauchen.
Parallel werden im Ahrtal digitale Sirenen aufgestellt,
sodass wir bei akuter Lage die Bevölkerung schnell warnen können.
Wir können Durchsagen machen.
Was ist Ihr dringendster Wunsch,
ein halbes Jahr danach für diese geschundene Region?
Das ist das Thema Katastrophenschutz.
Es muss neu aufgestellt werden.
Und das Thema Hochwasser- und Starkregenvorsorge
muss mit Fachexpertise national und international angegangen werden.
Und nicht von unten nach oben entwickelt wird
als freiwilliger Zusammenschluss.
Sondern von oben nach unten,
wissenschaftlich geleitet und geführt.
Wir müssen eine Expertise an der Stelle zusammenziehen.
Darüber kann eine Sicherheit entstehen.
Dass wenn die Menschen ihre Kraft investieren, um aufzubauen,
dass sie danach eine Chance haben:
Dass sie bei einem normalen, mittleren Hochwasserereignis
hier zu leben und ihr Hab und Gut zu schützen.
Noch einmal diesen Weg zu gehen, das wird schwierig.
Appelle der Verbandsbürgermeisterin von Altenahr, Cornelia Weigand.
Danke.
Ich danke Ihnen.
Einer seiner größten Rivalen hat mal gesagt, nach Melbourne zu kommen,
dass sei etwas wie der erste Schultag nach den Ferien.
Man freut sich, alle wiederzusehen, kommt gut gelaunt aus dem Urlaub.
Dieses Jahr ist die Laune dahin.
Es liegt an ihm, dass ein Schatten über den Australian Open liegt.
Im obskuren Match um Einreise und Ausweisung
gibt das Spiel des Novak Djokovic immer mehr Rätsel auf.
Es könnte sein, dass der Ungeimpfte
das Land noch vor Turnierbeginn am Montag verlassen muss.
Und auch jenseits des Tenniscourts richtig Ärger bekommt.
Sandra Ratzow.
Die Entscheidung kommt kurz vor den Abendnachrichten in Australien.
In einer eher dürren Pressemitteilung
lässt der Einwanderungsminister wissen:
Er entzieht Novak Djokovic das Visum,
es entspräche dem öffentlichen Interesse.
Es geht längst nicht mehr um die Person Djokovic,
sondern um eine Frage des Prinzips.
Von allen Nicht-Australiern erwarten wir, dass sie geimpft sind,
um einreisen zu dürfen.
Außer sie haben eine ärztlich begründete Ausnahmegenehmigung.
Diese Regeln werden wir überall an den Grenzen rigoros anwenden.
Am Morgen macht Novak Djokovic das, was er am besten kann.
Nach der Entscheidung lässt er seine Anwälte Rechtsmittel einlegen.
Daher darf er nicht ausgewiesen werden.
Bis morgen bleibt er auf freiem Fuß.
Sympathie oder Mitleid hat er wohl nicht zu erwarten.
Nicht hier in Melbourne: 262 Tage Lockdown, harte Impfregeln.
Millionen Australier mussten sich impfen lassen,
um ihre Jobs zu behalten.
Sie konnten Familie und Freunde in anderen Bundesstaaten nicht sehen.
Nur weil du die Nummer eins der Tenniswelt bist,
solltest du dich der Verantwortung nicht entziehen können.
Wie weit geht sein Verantwortungsbewusstsein?
Bei der Einreise legt er einen positiven PCR-Test vom 16.12. vor.
Doch es gibt Bilder von ihm aus dieser Zeit ohne Maske.
War er rücksichtslos oder gar nicht Corona-positiv?
Ein deutsches Recherche-Kollektiv
sieht Ungereimtheiten bei den ID-Nummern seiner Tests.
Das serbische Gesundheitsministerium weist solche Zweifel zurück.
Doch Djokovic macht in Australien
auch falsche Angaben über seine Reisehistorie.
Bilder aus Spanien zeigen ihn beim Training.
Doch für die Einreise hätte er laut spanischer Behörden
einen Impfnachweis oder eine Sondergenehmigung benötigt.
Das wird geprüft.
Djokovic hat sich angreifbar gemacht.
Doch auch Australiens Regierung und ihre Hängepartie sorgten dafür,
dass in Melbourne gerade kaum einer über Tennis spricht.
Ich verstehe die Haltung der Regierung,
aber wie sie das gemacht haben, war falsch.
Sie hätten ihn stoppen können, bevor er nach Australien einreist.
Djokovic läuft die Zeit davon.
Ein Bundesgericht soll am Sonntag endgültig entscheiden.
Montag beginnen die Australian Open.
Ob der Tennisstar dann im Flugzeug sitzt oder Tennis spielt, ist offen.
Aber als Gewinner geht niemand mehr vom Platz.
Vom Tennisspieler in der einstigen Kronkolonie Australien
zum Premier Großbritanniens.
Im Umgang mit Corona-Regeln ist auch er in Erklärungsnot gekommen.
Die Kritik an Boris Johnson wächst.
Weitere Nachrichten mit Constantin Schreiber.
Hintergrund sind neue Enthüllungen über Partys in Johnsons Amtssitz
während des Lockdowns, als strenge Beschränkungen galten.
Mitarbeiter des Premiers hatten am Vorabend
der Beerdigung von Prinz Philip im April 2021 gemeinsam gefeiert.
Heute entschuldigte sich ein Sprecher im Namen der Regierung
bei der Königin.
Johnson selbst hatte sich zuvor für den Besuch einer Gartenparty
während des Lockdowns im Mai 2020 entschuldigt.
Die deutsche Wirtschaft hat 2021 nach dem Corona-Tief wieder Tritt gefasst
und ist um 2,7 % gewachsen.
Das ist jedoch geringer als erhofft.
Insgesamt bewegt sich die deutsche Wirtschaft
immer noch unter Vorkrisen-Niveau.
Die Neuverschuldung des Bundes
lag mit 215 Mrd. Euro niedriger als geplant.
Finanzminister Lindner will die nicht ausgeschöpften Kreditermächtigungen
in den Energie- und Klima-Fonds übertragen.
Union und AfD kritisierten dies als verfassungswidrig.
US-Geheimdienste werfen Russland vor,
Sabotageakte in den prorussischen Separatistengebieten zu planen.
Um so einen Vorwand für einen Einmarsch in die Ukraine zu haben.
Für die Aktionen solle dann Kiew verantwortlich gemacht werden,
erklärte das Weiße Haus.
Gespräche zwischen USA, NATO und Russland in dieser Woche
sind ohne Ergebnis geblieben.
Russland hat nach US-Angaben Zehntausende Soldaten
an der Grenze zur Ukraine zusammengezogen.
Die deutschen Handballer
sind mit einem 33:29-Erfolg gegen Belarus in die EM gestartet.
In Bratislava ragte Torhüter Andreas Wolff
nach einem 17:18-Pausenrückstand heraus.
Er war Rückhalt der Aufholjagd der neu formierten Mannschaft.
Herausragender Spieler in Alfred Gislasons Team
war Kai Häfner mit acht Treffern.
Am Sonntag geht es weiter gegen Österreich.
"Ich bin hübsch und bewege mich blitzschnell":
Dies ist nur eine seiner vielen Selbsteinschätzungen,
die nicht von kleinem Selbstbewusstsein zeugen.
Doch im Gegensatz zu anderen Größenwahnsinnigen, war er es: groß.
Großer Mann, großer Sport, großes Herz.
In dieser Kombination ist Muhammad Ali einzigartig.
Und zwar so, dass die halbe Welt nachts aufgestanden ist,
um ihn boxen zu sehen.
Jetzt gibt's wieder eine lange Boxnacht:
Am Montag wäre Ali 80 Jahre alt geworden.
Und in der Nacht zu seinem Ehrentag
zeigt das Erste fast fünf Stunden Dokumentationen.
Über den wohl größten Boxer aller Zeiten.
Thomas Denzel.
* Trommelklänge *
Schlagfertig ist er – nicht nur mit den Fäusten.
Alis Kampf mit dem Gegner beginnt, lange bevor er in den Ring steigt.
Er ist der Stier, ich bin der Matador!
Er hat Todesangst.
Ich bin der König der Welt!
Ich sehe gut aus, mir kann keiner was.
Ich habe die Welt zum Beben gebracht.
Können Sie auch mal den Mund halten?
Nein, unmöglich, denn ich bin der Größte.
Und wenn Sie frech werden, hau ich Sie um.
Das Großmaul aus Kentucky, wie ihn viele nannten,
wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf.
Zum Boxen kommt er, als ihm als Teenager das Fahrrad gestohlen wird.
Man hat ihn gefragt, ob er das Boxen lernen will.
Er sagte Ja, denn falls er herausbekommt,
wer sein Rad gestohlen hat, will er den vermöbeln können.
Ali - ein Jahrhundertsportler.
Ali, boma ye!
... unangepasst, selbstbewusst, humorvoll.
Die Dokumentationen zeigen diese Facetten des Sportlers,
auch seine politischen.
Ali verweigert im Vietnamkrieg den Wehrdienst.
Und er wird zu einer Stimme der schwarzen Bürgerrechtsbewegung.
Für Aufsehen sorgen sein Übertritt zum Islam und seine Namensänderung -
aus Cassius Clay wird Muhammad Ali.
Cassius Clay war ein Sklaven-Name, und ich bin kein Sklave mehr.
In der Oscar-prämierten Dokumentation "When We Were Kings"
steht Alis wohl größter Kampf im Mittelpunkt:
Der "Rumble in the Jungle" gegen George Foreman,
1974 in Afrika, im damaligen Zaire.
Schwarze Musiker aus aller Welt reisen an –
für ein Festival anlässlich des Kampfs.
Ali darf die Funklegende James Brown begrüßen.
Das ist die erste Versammlung der amerikanischen Schwarzen in Afrika.
Es ist eine Ehre, dabei zu sein!
♪ Funk-Musik ♪
Jetzt kann man das Festival nacherleben.
Exklusiv in der ARD-Mediathek auch Aufnahmen,
die in Deutschland bisher nicht zu sehen waren.
Im Boxring schlägt Ali Favorit Foreman mit einem Knockout.
Der Karriereknick kommt wenige Jahre später.
Wir alle verlieren irgendwann:
Unsere Mütter, unsere Väter, unsere Familie,
unser Leben oder unsere Gesundheit.
Wir müssen lernen, damit umzugehen und weiterzumachen.
An solchen Sätzen muss sich Ali am Ende selbst aufrichten -
er erkrankt an Parkinson und stirbt 2016 im Alter von 74 Jahren.
In der Nacht zu Montag ab 00.05 Uhr: die lange Muhammad-Ali-Nacht.
Schon ab morgen ist das alles in der ARD-Mediathek.
Wir haben noch das Wetter mit Sven Plöger.
Der erzählt von einer Inversion, einer Temperaturumkehr.
Oben warm, unten kalt, das ist die aktuelle Situation.
Wenn Sie morgens auf dem Feldberg dahin schauen, Richtung Frankfurt,
dann sehen Sie auch diese Nebeldecke.
Gucken wir, was passiert.
Wir haben hohen Luftdruck.
Da sinkt die Luft ab, erwärmt sich.
Wenn hier die schwere Kaltluft liegt,
denkt die Luft, da sei der Boden und geht schon auseinander.
Darunter ist dann die wärmste Luft.
Das durchmischt die Atmosphäre nicht.
Genau das hatten wir.
Das ist Baden-Württemberg.
Das ist Inversion.
Es bleibt beim Nebel am Rhein.
Nach Nordosten werden sich die Nebelwolken vortasten.
Die Temperaturen sinken kräftig ab.
Es kann örtlich gefährlich glatt werden.
Es gibt weiter viele Wolken, ab und zu Tropfen oder Flocken.
Mit diesen Aussichten verabschieden wir uns.
Danke, Sven.
Dir und Ihnen einen guten Start ins Wochenende.
Wir übergeben an einen Tatort aus dem Saarland.
Bis morgen.
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