tagesthemen 18.01.2022, 21:35 Uhr - Außenministerin Baerbock unterstreicht bei Antrittsbesuch in Russland Gesprächsberei
Themen der Sendung:
Außenministerin Baerbock unterstreicht bei Antrittsbesuch in Russland Gesprächsbereitschaft im Ukraine-Konflikt,
Die Meinung,
EU-Parlament wählt Malteserin Roberta Metsola zur neuen Präsidentin,
Weitere Meldungen im Überblick,
Bei Handball-EM in Bratislava gewinnt deutsche Nationalmannschaft letztes Vorrundenspiel gegen Polen mit 30 zu 23,
Das Wetter
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Diese Sendung wurde vom NDR live untertitelt (18.01.2022)
Guten Abend.
Wer redet, schießt nicht, könnte die Devise lauten.
So unterstrich Annalena Baerbock die Gesprächsbereitschaft
beim Treffen mit Amtskollege Lawrow in Moskau.
Angesichts der Spannungen an der Grenze zur Ukraine
sei man bereit zum "ernsthaften Dialog".
Ist das der Beginn eines diplomatischen Auswegs,
einer Annäherung zwischen Moskau und dem Westen?
Jo Angerer.
Kranzniederlegung am Grabmal des unbekannten Soldaten.
Die deutsche Außenministerin
gedenkt der russischen Opfer des Zweiten Weltkrieges.
Ein Zeichen der Versöhnung, das ist Annalena Baerbock wichtig.
Vor dem Gespräch der Außenminister: Freundlichkeiten.
Doch hinter den Kulissen wohl ernste Atmosphäre.
Das zeigt sich auch auf der Pressekonferenz,
die mit Verspätung beginnt.
Wichtigster Punkt: die Ukraine-Krise.
Baerbock will das "Normandie-Format" wiederbeleben:
Gespräche zwischen Russland, der Ukraine, Frankreich und Deutschland.
Ich als deutsche Außenministerin möchte meinen Beitrag leisten.
Deshalb habe ich in den letzten Monaten viele Gespräche geführt
mit Blick auf die Deeskalation dieser Situation.
Amtskollege Lawrow unterstreicht:
Unsere Position ist klar.
Wir müssen uns versammeln, um etwas zu entscheiden,
nicht nur, um zu reden.
Wenn der ukrainische Präsident Selenskyj nur sagen will,
"oh, das war ein wichtiges Treffen", dann brauchen wir das nicht.
Entscheidend weitergekommen ist man nicht.
Aber Türen zugeschlagen wurden heute nicht.
Zum Besuch der deutschen Außenministerin in Russland
die Meinung unserer Studioleiterin in Moskau, Ina Ruck.
Wie sie wohl klarkommen würden, der alte Fuchs
und die 30 Jahre jüngere Neue auf der diplomatischen Bühne?
Das fragten sich vorher viele.
Würde er sie vorführen auf der Pressekonferenz
wie er es mit EU-Mann Borrell gemacht hat?
Ob sie die Coolness haben würde, das auszuhalten?
Es wurde ein nüchternes Treffen, keine Spitzen.
Antrittsbesuch - gut über die Bühne gegangen.
Aber die Latte hängt jetzt hoch.
Baerbock hat wieder gesagt,
sie wolle Moskau und Kiew an einen Tisch bringen.
Seit 2019 hat das niemand geschafft.
Man merkte ihr an:
Sie hatte Respekt vor dem ersten Treffen mit Lawrow.
Das hat sie hinter sich.
Die Arbeit beginnt jetzt.
Die Meinung von Ina Ruck.
Manchmal gibt's zum Geburtstag mehr als Geschenke und Glückwünsche:
Einen neuen Job.
Am 43. Geburtstag wurde sie gewählt: zur Präsidentin des EU-Parlaments.
Im ersten Wahlgang erhielt Roberta Metsola
drei Viertel der Stimmen.
Sie folgt auf den italienischen Sozialdemokraten David Sassoli,
der unerwartet gestorben war.
In ihrer Heimat Malta machte sich Metsola einen Namen
als Kämpferin gegen Korruption und für Rechtsstaatlichkeit.
Michael Grytz.
Ein Foto mit Symbolkraft:
Roberta Metsola verweigert 2019 dem Regierungschef ihres Heimatlandes
den Handschlag.
EU-Parlamentarier untersuchten Vorwürfe gegen die Regierung
im Zusammenhang mit dem Mord an der Journalistin Daphne Caruana Galizia.
Angst vor klaren Ansagen hat die Christdemokratin nicht.
Die Juristin gehört zur neuen Generation von Europapolitikern:
Studium an einer EU-Kaderschmiede in Brügge, vielsprachig,
verheiratet mit einem Finnen, vier Söhne.
Entspannungsübungen einer Politikerin mit Ambitionen.
Unser Ziel ist es, skeptische junge Menschen zu überzeugen,
2024 wählen zu gehen.
Sie sollen auf diese Institution schauen.
In der geht es um die Verteidigung fundamentaler Werte.
Roberta Metsola kündigt an, sich für Vielfalt einzusetzen
und gegen wachsenden Nationalismus.
Die EU müsse sich aus den Blasen in Brüssel und Straßburg herausbewegen,
auf die Straße, zu den Menschen.
Es wird vielleicht ihre schwierigste Aufgabe.
Weitere Nachrichten des Tages mit Thorsten Schröder.
Angesichts der Spannungen fordert Kanzler Scholz Russland auf,
die Truppen an der Grenze zur Ukraine zu reduzieren.
Nach einem Treffen mit NATO-Generalsekretär Stoltenberg
kündigte er Moskau "hohe Kosten" an, sollte die Ukraine überfallen werden.
Stoltenberg betonte die Dialogbereitschaft der NATO.
2021 wurden hier so viele politisch motivierte Straftaten verübt
wie in den vergangenen 20 Jahren nicht.
Aus einer Antwort der Regierung auf eine AfD-Anfrage geht hervor:
Die Zahl stieg im Vergleich zu 2020 um knapp 6 % auf über 47.000.
Hintergrund der Entwicklung sei vermutlich die aufgeheizte Stimmung
in der Corona-Pandemie.
Zum 80. Jahrestag der Wannseekonferenz der Nazis
besuchte Bundespräsident Steinmeier den historischen Ort des Treffens.
In Berlin berieten im Januar 1942 hohe Beamte die Pläne des NS-Regimes
zur Ermordung von bis zu 11 Mio. Juden in Europa.
Großer Sport findet derzeit nicht nur beim DFB-Pokal statt.
In Ungarn und der Slowakei läuft die Handball-Europameisterschaft.
Da gewann Deutschland heute gegen Polen mit 30:23.
Beide Teams waren bereits für die Endrunde qualifiziert.
Spannend war, mit welchen Spielern Deutschland antreten würde
angesichts der neun Corona-Fällen im Team.
Über Auswirkungen und das Zusammenspiel von Training und Test:
Hendrik Deichmann.
Was für ein Tag für die Corona-geplagten Handballer.
Um 10 Uhr morgens treffen zwei der fünf neuen Spieler
im Testzentrum in Bratislava ein.
Fünf Stunden später wissen die fünf, dass sie spielen können.
Nach dem Abpfiff wissen sie:
Auch ohne neun ausgefallene Spieler kann man gegen Polen gewinnen.
Ich bin extrem glücklich.
Die Jungs haben tolle Leistung gebracht unter diesen Bedingungen.
Schon der Beginn der neu formierten Mannschaft ist mutig.
Christoph Steinert: mit neun Treffern bester Schütze.
Das an seinem 32. Geburtstag.
Dazu die Paraden von Johannes Bitter.
Nach der Corona-Erkrankung von Till Klimpke einziger Torhüter.
Herausragend in der zweiten Halbzeit: Julian Köster.
Seine sechs Tore waren Garant für den Erfolg - 30:23 gegen Polen.
Der Teamgeist war heute überragend.
Das müssen wir in jedem Spiel hinkriegen.
Das Ding ist, dass wir heute zusammen gekämpft haben.
Wir wollten einfach nur Handball spielen und glücklich sein.
Donnerstag spielen die Deutschen gegen Spanien in der Hauptrunde.
Sie hoffen, dass nicht noch weitere Corona-Fälle auftreten.
Zum Schluss ein Blick aufs Wetter.
Morgen im Süden und Osten sonnig, im Nordwesten Regenschauer.
Zurück zum DFB-Pokal und zu Alexander Bommes.
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