tagesthemen 22.11.2022, 21:45 Uhr - One Love
* Gong *
Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit den tagesthemen.
Diese Sendung wurde vom NDR live untertitelt (22.11.2022)
Heute im Studio: Ingo Zamperoni und Susanne Daubner.
Ich begrüße Sie zu den tagesthemen. Auch von mir, herzlich willkommen.
Wenn Gianni Infantino, der Boss des Welt-Fußball-Verbands,
gehofft hatte:
Mit seinem Machtwort gegen die One-Love-Kapitänsbinde hätte er
die Diskussion um das Zeichen gegen Diskriminierung beendet:
Da hat er sich getäuscht.
Und auch für den DFB ist das Kapitel lange nicht vorbei.
Fans und Sponsoren zeigten sich irritiert.
Währenddessen versuchen sich die Nationalspieler
so gut es geht auf ihren ersten WM- Einsatz gegen Japan vorzubereiten.
Auch sie und Bundestrainer Flick kamen an dem Thema nicht vorbei.
Bernd Schmelzer.
Es könnte so schön, aber diese Idylle trügt.
Heute Mittag:
Die deutsche Mannschaft beim Abschlusstraining,
der Streit um die Kapitänsbinde geht in eine neue Runde.
DFB-Sponsor REWE erklärt ...
Mitten in der letzten Vorbereitung
auf das erste Gruppenspiel gegen Japan.
Das deutsche Team bezieht das Quartier in Doha.
Das Duell mit dem Gegner
steht nicht an erster Stelle auf der allgemeinen Interessenliste.
Was sich auch teamintern inzwischen auswirkt.
Die Mannschaft ist sehr unzufrieden und geschockt,
dass so was nicht machbar ist.
Es ist ein Zeichen für Menschenrechte, für Vielfalt.
Anders als der Lebensmittelkonzern
zieht sich einer der DFB- Hauptsponsoren, VW, nicht zurück.
Vor ein paar Wochen, als man über die One-Love-Binde sprach,
hatte ich das Gefühl, dass madig geredet wurde.
Es ein Alibi ist.
Jetzt habe ich das Gefühl, das ist doch ein starkes Zeichen.
Die Entscheidung der FIFA wird wohl ein juristisches Nachspiel haben.
Der DFB prüft rechtliche Schritte.
Die Diskussion um die One-Love-Binde bekommt politische Dimensionen.
US-Außenminister Blinken
kritisierte die FIFA am Rande des USA-Spiels gegen Wales.
Niemand auf dem Fußballplatz sollte gezwungen werden,
sich zwischen seinen Werten und der Teilnahme am Spiel zu entscheiden.
Flick muss versuchen, den Spagat hinzubekommen,
zwischen der Wertedebatte und den sportlichen Zielen.
Über die wird wenig gesprochen.
Über die Kontroverse habe ich am Abend mit der Frau gesprochen,
in deren Ressort der Sport fällt.
Nun ist sie doch nach Katar zur WM gereist ist,
Bundesinnenministerin Nancy Faeser.
Guten Abend, Frau Faeser.
Guten Abend, Herr Zamperoni.
Lange war nicht klar,
ob ein deutsches Regierungsmitglied zur WM nach Katar fährt.
Jetzt sind Sie doch gefahren, warum?
Ich bin als Sportministerin für die deutschen Fans verantwortlich
und die deutsche Mannschaft.
Ich fühle mich verpflichtet,
hier die Menschenrechtsthemen immer wieder anzusprechen.
Ich wollte nicht nur wegen des Fußballs hierher fahren.
Welche Termine sind das?
Ich habe mich mit den Fanbeauftragten getroffen,
die Fanbotschaft besucht.
Es ist wichtig, dass die Fans Ansprechpartner haben.
Es sind nicht nur Freiwillige vom DFB vor Ort,
sondern auch von der Deutschen Botschaft.
Das ist eine Kooperation, das finde ich sehr gut.
Einige sind verunsichert, sie haben dann hier deutsche Ansprechpartner.
Ich treffe morgen die Vorsitzende des Frauenfußballs in Katar.
Ich habe mit weiteren NGOs Gespräche, das ist gut so.
Ich werde meine klare Haltung
zu Menschenrechtsfragen weiter anbringen.
Ich hätte einfach zu Hause bleiben können.
Das ist nicht meine Haltung, ich gehe lieber den schweren Weg.
Aber Sie werten die WM und das Gastgeberland
als Vertreterin der Bundesregierung auf.
Einen Tag nach dem Machtkampf
mit der FIFA um die One-Love-Kapitänsbinde.
ist das jetzt das richtige Zeichen?
Ich sehe das anders.
Ich sehe mich verantwortlich für die deutschen Fans und die Mannschaft.
Ich habe Gespräche, um hier die Menschenrechtsthemen anzusprechen.
Die Fans, die hier sind, sind froh, dass ein Regierungsmitglied da ist.
Ich hoffe, ich treffe morgen viele.
Das ist als Unterstützung auch für die gedacht,
die sich hier unsicher fühlen.
Hätte der DFB als größter Einzelsportverband
nicht der FIFA die Stirn bieten sollen statt nachzugeben?
Die FIFA hat einen Riesenfehler gemacht.
Es muss möglich sein,
für Vielfalt und gegen Diskriminierung offen einzutreten.
Ich hätte mir gewünscht, dass die Verbände dem nicht nachgeben.
Sollte die deutsche Mannschaft sportliche Sanktionen in Kauf nehmen
und mit der Binde auflaufen?
Es ist jetzt bei den Sportlerinnen und Sportlern abgeladen.
Das wollte ich nicht.
Ich sehe die FIFA in der Pflicht.
Ich appelliere dringend an die FIFA.
Es muss muss möglich sein,
für Vielfalt und gegen Diskriminierung einzutreten.
Das werde ich morgen auch deutlich sagen.
Wäre es nicht gerade jetzt ein starkes Zeichen,
trotzdem mit der Binde aufzulaufen?
Ja, deswegen habe ich gesagt,
dass ich die Entscheidung der Verbände bedauere.
Aber Sie haben nicht dem DFB-Präsidenten gesagt,
wir unterstützen euch, wenn ihr es macht.
Mir war wichtig, hier mit den Fanbeauftragten zu reden,
um zu hören, wie sich hier die Fans füllen.
Was es für Rückmeldungen von deutschen Fans gibt,
in den letzten zwei Tagen.
Dann werde ich sehen, wen ich noch treffe,
dann spreche ich Themen direkt an.
Müssen Sie nicht einsehen:
Es geht der FIFA nur um maximalen Profit.
Sie werden mit Ihren moralischen Appellen da wohl nichts erreichen.
Man kann sich es immer einfach machen und alle kritisieren
und sich in Deutschland zurücklehnen.
Das ist nicht meine Haltung.
Ich gehe den schwereren Weg und treffe mit den Betroffenen.
Ich sage ihnen ins Gesicht, was ich davon halte.
Viele Menschen wehren sich gegen diese Entscheidung.
Es ist gut und richtig, dass man gemeinsam was bewirken kann.
Einige Sponsoren werden nervös, Fans sind enttäuscht.
wie groß ist der Schaden für den deutschen Fußball?
Der ist sehr groß.
Daher habe ich gesagt,
die Entscheidung der FIFA ist ein Riesenfehler.
Gerade heutzutage muss man offen eintreten
für Offenheit, Vielfalt, gegen Diskriminierung.
Daher ist der Schaden groß.
Ein Schaden, der zu beheben ist?
Er wäre dadurch zu beheben, indem die FIFA ihre Meinung ändert
und eine andere Haltung an den Tag legt.
Sie hat sich neue Kriterien gegeben, auch in ihrer Satzung.
Sie muss beweisen, dass sie sie auch lebt.
Da kann man jetzt nur an die FIFA appellieren
und verlangen, dass sie nach ihrem Statuten handelt.
Frau Faeser, vielen Dank für das Gespräch.
Vielen Dank, Herr Zamperoni.
Die Weihnachtszeit steht vor der Tür.
Dass die eine fröhliche wird, hängt auch davon ab,
ob Streitereien beigelegt werden.
Das gilt auch in der Politik.
Da sind zwei Weichen gestellt worden,
mit Geschenken für die Bürgerinnen und Bürger.
Eine Gas- und Strompreisbremse soll es für Januar und Februar geben
und nicht erst im März, wie bislang vorgesehen.
Und beim Bürgergeld,
das Hartz IV Anfang kommenden Jahres ablösen soll.
Und gegen das es Einwände der Opposition gab.
Es gab einen besinnlichen Kompromiss.
Claudia Kornmeier.
Ohne CDU und CSU wird die Ampel das Bürgergeld nicht durchbringen –
so viel war klar.
Nun hat die Union ihre Zustimmung im Bundesrat in Aussicht gestellt.
Ob aber tatsächlich zu einem Bürgergeld,
war heute Interpretationssache.
Dieses Gesetz wird weiter "Bürgergeldgesetz" heißen.
Aber es wird nicht mehr das Bürgergeld sein,
das die Koalition geplant hat.
Nach dem Kompromiss
sollen Arbeitslose zunächst nicht auf ihr Vermögen zurückgreifen müssen.
Sanktionen ab dem ersten Tag – eigentlich nicht der Plan der Ampel.
Trotzdem will die FDP darin keinen Kompromiss sehen.
Auch beim Bürgergeld muss fördern und fordern gelten.
Das war in dem Gesetz bisher der Fall.
Entgegen mancher Behauptung
gab es auch beim Bürgergeld keine sanktionsfreien Zeiten.
Die Grünen äußern an dieser Stelle Bedauern.
Denn Sanktionen kämen überhaupt
nur bei drei Prozent der Anspruchsberechtigten in Frage.
Wir gehen davon aus, dass 97 % der Menschen sich freuen,
wenn sie Unterstützung bekommen.
Die SPD versucht, die Abkehr von einer Übergangszeit ohne Sanktionen
als die bessere Lösung zu verkaufen.
Das sei einfacher für die Jobcenter.
Und sie bleibt dabei:
Das Bürgergeld sei ein notwendiger Kulturwandel.
Den sieht der Paritätische Wohlfahrtsverband nicht:
Die Abschaffung der Sanktionen
hätte einen Paradigmenwechsel eingeleitet.
Die Überwindung von Hartz IV.
Es hätte ein anderes Menschenbild erzeugt:
Nicht der faule Arbeitslose, dem man Beine machen muss.
Der Arbeitslose, dem man helfen muss.
Geholfen werden soll auch Gas- und Strompreiskunden.
Für private Haushalte, kleine und mittlere Unternehmen
ist bei Gas für 80 % des Jahresverbrauchs
eine Deckelung auf 12 Cent pro Kilowattstunde geplant.
Für die übrigen 20 %
soll der hohe Preis aus dem Liefervertrag gelten.
So funktioniert auch die Strompreisbremse.
Für 80 % des Verbrauchs sollen 40 Cent pro Kilowattstunde anfallen,
für den Rest der Vertragspreis.
Diese finanzielle Unterstützung soll es ab dem neuen Jahr geben.
Ebenso wie das Bürgergeld,
auf das sie sich gerade noch rechtzeitig einigen konnten.
Zur Einigung beim Bürgergeld
hat Achim Wendler vom BR folgende Meinung:
Die Sozialdemokraten jubeln zu Unrecht:
Ein Systemwechsel ist das Bürgergeld nicht.
In Wirklichkeit steckt da viel Hartz IV drin.
Und das ist gut!
Die ursprünglichen Pläne der Ampel wären ein Systemwechsel gewesen:
Aus Fördern und Fordern, dem bewährten Hartz-IV-Prinzip,
wäre ein reines Förderprogramm geworden.
Auf Kosten des Steuerzahlers.
Das hätte bedeutet:
Wer mit knapp 900 Euro brutto monatlich nach Hause geht,
finanziert mit seiner Einkommensteuer das Bürgergeld für Leute,
die 60.000 Euro auf dem Konto haben.
Dies bleibt uns nun erspart.
Genau wie die Vertrauenszeit:
Geplant war:
Ein halbes Jahr lang Bürgergeld, garantiert in voller Höhe.
Egal, ob jemand einen zumutbaren Job annimmt oder nicht.
Moment ...
Garantiert?
Volle Höhe?
Klingt sehr nach bedingungslosem Grundeinkommen.
Das wäre nicht vermittelbar gewesen.
Anders als früher, mangelt es nicht an Arbeit,
sondern an Arbeitskraft.
Es gibt so viele Jobs wie nie.
Das Grundprinzip des Sozialstaats ist:
Hilfe für alle, die Hilfe brauchen und sich anstrengen.
Wer das aufweicht, gefährdet die Solidarität der Bürger –
und damit letztlich den Sozialstaat.
Vor diesem Fehler hat die Union die Ampel bewahrt.
Natürlich bietet das neue Bürgergeld auch ein paar Chancen:
Die Möglichkeit, sich mehr dazuzuverdienen.
Diese Idee hat die Verhandlungen überlebt.
Es ist ein sinnvoller Anreiz,
in einer Zeit, in der jede Arbeitskraft gefragt ist.
Trotzdem, ein Systemwechsel ist diese Reform nicht.
Fördern und fordern werden bloß neu austariert.
Hartz IV heißt jetzt Bürgergeld.
Sonst ändert sich zum Glück wenig.
Die Meinung von Achim Wendler.
Das Bürgergeld war zuletzt aber nicht das einzige Thema,
über das in Berlin gestritten wurde.
Das andere betraf eine koalitions- interne Meinungsverschiedenheit
über den Bundeswehreinsatz im westafrikanischen Mali.
Der gilt als der Gefährlichste deutscher Soldaten,
mit ihrem Hauptquartier in der Hauptstadt Bamako
und einem Lager in der Stadt Gao.
Verteidigungsministerin Lambrecht
wollte aus dem Bürgerkriegsland abziehen.
Zuvor hatte Frankreich
sein Engagement bei dem UN-Einsatz beendet.
Auch Großbritannien und andere Länder haben den Abzug angekündigt.
Außenministerin Baerbock wollte eine Fortsetzung.
Nun der Kompromiss:
Die Bundeswehr verlässt Mali im Mai 2024.
Martin Schmidt.
Das schreibt die FAZ als Eilmeldung.
Beim Spiegel dagegen zieht die Bundeswehr aus Mali ab.
Lambrecht habe sich durchgesetzt.
Das passende Schlagzeilen-Wirrwarr zum Ende eines politischen Streits.
Ein paar Stunden zuvor: Spitzengespräch im Kanzleramt.
Die Verteidigungsministerin will schnell raus aus Mali,
die Außenministerin bleiben.
Endlich gelingt heute nach Monaten eine Einigung.
Lambrecht zeigt sich mit dem Kompromiss zufrieden.
Der lässt sich nicht
nur in Zeitungsüberschriften unterschiedlich interpretieren.
Da im Februar '24 in Mali Wahlen anstehen,
werden wir auch dann noch vor Ort bleiben.
Aber mit dem Abzug beginnen im Sommer 2023.
Sehr koordiniert mit einem klaren Plan.
Im Norden Malis sollen über 1000 Bundeswehrsoldaten
im Rahmen der UN-Mission Minusma für Stabilität sorgen.
Doch es gibt Probleme:
Wiederholt hat die Militärregierung
der Bundeswehr Überflugrechte verweigert.
Der Einsatz ist kaum ordentlich durchzuführen,
vor allem, seit die Franzosen ihre Truppen abzogen.
Der Opposition dauert der deutsche Abzug zu lange.
Das kommt fast einer Verhöhnung der Soldaten gleich:
Auf der einen Seite sagen, wir müssen abziehen,
aber ihr müsst noch eineinhalb Jahre dableiben.
Das müssen Sie mal erklären.
Das grün geführte Auswärtige Amt drängte auf längeres Engagement.
Auch um ein Zeichen zu setzen,
dass Deutschland ein verlässlicher Partner ist.
Verlässlich sein heißt nicht, für immer dabei zu bleiben.
Aber verlässlich sein heißt:
Wenn man eine Abzugsentscheidung trifft,
dass die UN eine Möglichkeit haben, einen Übergang zu schaffen.
Es gab noch ein Argument zu bleiben:
Nicht nur die Terrorgruppen könnten in Mali mehr Einfluss gewinnen.
Auch andere Staaten wie China oder Russland
bieten sich an, die Hilfslücken zu füllen.
Experten kritisieren, dass Deutschland sich zu sehr
auf die eigene Landes- und Bündnisverteidigung fixiere:
Seit Russlands Angriff auf die Ukraine.
Man versucht, alles nach Hause zu holen.
Es ist aber falsch zu glauben,
man könnte Deutschlands Sicherheit nur dadurch erhöhen:
Dass man Landes- und Bündnisverteidigung macht
und den Rest der Welt sich selber überlässt.
Das wird uns auf die Füße fallen.
Die Stabilisierungs-Mission Minusma gilt als gefährlichster UN-Einsatz.
Das belegt eine Nachricht
noch während der Verhandlungen im Kanzleramt.
Wieder drei verletzte UN-Soldaten in Mali, einer davon schwer.
Ein Konvoi Richtung Timbuktu ist auf eine Mine gefahren.
Ins Inland.
Und zu einer beeindruckenden Zahl:
Es gibt zwischen Flensburg und Friedrichshafen
fast 35 Mio. Haustiere.
Fast die Hälfte davon Katzen.
Ob mit vier Beinen, Flossen oder Flügeln,
für viele sind Haustiere wie Familienmitglieder,
um die man sich entsprechend kümmert.
Was nicht nur heißt, genug Futter hinzustellen,
sondern auch vorzusorgen und zum Arzt zu gehen.
Da dürften Deutschlands Herrchen und Frauchen in Zeiten,
wo es ohnehin überall teurer wird, eine weitere Sorgenfalte bekommen:
Seit heute gilt beim Tierarzt eine neue Gebühren-Ordnung,
mit einem tierischen Kostenaufschlag.
Sandra Biegger berichtet.
Check-up für Kater Finn.
Dieses Mal fehlt es ihm an nichts, aber Finn musste unter anderem
wegen Darmproblemen schon oft zur Tierärztin.
12.000 Euro hat Miriam Kurnik für die Behandlungen bereits bezahlt,
dabei hat sie noch fünf weitere Katzen.
Man entscheidet sich für ein Tier.
Dann bin ich dafür zuständig, dass es dem Tier gut geht.
Das fängt beim Futter an
und geht bei Pflege und Tierarztkosten weiter.
Tierärztin Valeska Eich räumt ein:
Spätestens seit heute seien Haustiere endgültig Luxus.
Denn die Behandlungskosten steigen durchschnittlich um 30 %.
Die 47-Jährige sieht die finanziellen Nöte der Tierhalter,
freut sich aber, dass sie ihren vier Mitarbeitenden mehr bezahlen kann.
Außerdem hofft sie, dass ihr Beruf wieder attraktiver wird.
Tierärzte sterben aus, Tierarzthelferinnen sterben aus.
Das ist bei uns wie in jedem sozialen oder Heil- und Hilfsberuf,
dass die Bezahlung im Vergleich zur Belastung nicht gut ist.
Landwirt Jürgen Vogelgesang aus der Pfalz hat 250 Tiere.
Seinem Tierarzt hat er bislang durchschnittlich
mehr als 1000 Euro monatlich bezahlt.
Er fragt sich, wie er die höheren Gebühren stemmen soll,
wenn Verbraucher nicht bereit sind, mehr zu bezahlen.
Für eine einmalige Behandlung muss ich 40, 50 Euro bezahlen.
Für ein Kalb, das ich nach 28 Tagen verkaufen will,
bekomme ich nur 60, 70 Euro.
In den 28 Tagen muss ich es gesund ernähren und mich drum kümmern.
Da kann man sich vorstellen, was beim Landwirt hängen bleibt.
Der Tierschutzbund sieht die Gebührenerhöhung kritisch.
Er fürchtet unter anderem,
dass Tierheime an ihre finanzielle Grenzen stoßen.
Weil jetzt mehr Halter Tiere abgeben könnten, aber auch,
weil die Tierheime selbst mehr für Behandlungen bezahlen müssen.
Ich hoffe auf das Zugeständnis der Tierärzte.
Dass sie außerhalb der Gebührenordnung
die Tierschutztiere behandeln und betreuen.
Das kann man schaffen,
dass man unter dem Behandlungssatzes bleibt.
Aber dem muss jeder Tierarzt zustimmen
und das ist eine schwierige Aufgabe.
Kater Finn soll es trotz der Gebührenerhöhung
auch in Zukunft an nichts fehlen.
Dafür legt seine Besitzerin
schon seit Monaten vorsorglich Geld zur Seite.
Zu weiteren Nachrichten mit Susanne.
Die beginnen mit großen Veränderungen im katholischen Arbeitsrecht.
Die deutschen Bischöfe haben beschlossen:
Die private Lebensgestaltung der Beschäftigten
soll kein Kündigungsgrund mehr sein.
Das betrifft etwa Menschen, die nach einer Scheidung heiraten
oder in einer gleichgeschlechtlichen Ehe leben.
Aus Sicht der Reformbewegung Out In Church
bleibt vieles schwammig und Auslegungssache.
Denn ob und wie die Empfehlung der Bischöfe umgesetzt wird,
bleibt den Bistümern überlassen.
In Manching haben Unbekannte aus einem Museum
einen Goldschatz in Millionenwert gestohlen.
Die 450 Münzen gelten als größter keltischer Goldfund
des 20. Jahrhunderts.
Unklar ist, ob der Diebstahl zusammenhängt
mit der Sabotage an einem Technikraum der Telekom.
Dadurch war in der Nacht die Internet- und Telefonverbindung
Tausender Kunden gekappt worden.
Betroffen war auch die Alarmanlage des Kelten-Römer-Museums.
Das LKA ermittelt.
Das juristische Tauziehen um die Steuerunterlagen
von Ex-US-Präsident Trump hat offenbar ein Ende.
Der Oberste US-Gerichtshof wies einen Antrag Trumps zurück,
die Aushändigung zu blockieren.
Damit kann das US-Finanzministerium die Steuerunterlagen
an einen Kongressausschuss übergeben.
Vorausgegangen war ein dreijähriger Rechtsstreit.
Trotz der Kritik am Fußball-Weltverband -
finanziell geht es der FIFA sehr gut.
Ihre Gewinnerwartungen sind hoch.
Anja Kohl aus der Frankfurter Börse.
In Europa ist die Diskussion entbrannt.
Doch die meisten Sponsorengelder bezieht die FIFA aus China.
Mit Namen wie Vivo und Wanda, die hier kaum einer kennt.
Aus Katar und aus den USA von Firmen wie Coca Cola, Budweiser und Visa.
Mit Adidas kommt nur noch ein WM-Sponsor aus Europa.
Die FIFA erwartet in diesem Jahr Rekordeinnahmen von 4,7 Mrd. Euro.
Das meiste davon entfällt auf Fernsehrechte, auch von ARD und ZDF,
danach kommt das Sponsoring.
Den Rest liefern Lizenzen, Ticketverkäufe etc.
Unterm Strich macht die FIFA mit der WM 1,5 Mrd. Euro Gewinn.
Am dritten Tag der Fußball-WM gab es folgende Ergebnisse:
Erster Auftritt des Weltmeisters in Blau.
Die erste Überraschung nach neun Spielminuten.
Australien geht in Führung.
Bayern-Profi Hernandez muss verletzt ausgewechselt werden.
Erste Chance Frankreich, erstes Tor Frankreich.
27. Spielminute, der Ausgleich.
Keine fünf Minuten später dreht der Favorit das Spiel.
2:1 zur Halbzeit.
68. Spielminute: Dembele bedient Mbappe.
Die Vorentscheidung.
3:1 für Frankreich.
Drei Minuten darauf das 4:1.
Der Weltmeister startet standesgemäß ins Turnier.
Während bei der WM heftig die Entscheidungen diskutiert werden,
die abseits des Platzes getroffen werden,
stehen auf den Plätzen der unteren Ligen Schiedsrichter im Mittelpunkt.
So kam es nach roten Karten zu Handgreiflichkeiten und Boxeinlagen,
manche Spiele wurden gestoppt.
Trotzdem freuen sich viele Schiedsrichter aufs Wochenende,
und auch aufgebrachte Fans und Spieler wissen:
Ohne sie geht gar nichts.
Griet von Petersdorf war mittendrin in der Prignitz,
in Meyenburg, auf dem Weg zum Spiel.
Christian Reisinger ist Schiedsrichter.
Heute pfeift ein Spiel.
Zur Ausstattung gehören acht Trikots.
Vier kurzärmlich, vier langeärmlich.
In den aktuellen Farben.
Die Pfeifen, das ist eine Standardpfeife.
Die wird auch in der Bundesliga verwendet.
Eine der wenigen Parallelen.
Der kaufmännische Angestellte ist fast jeden Sonntag unterwegs.
Im Nordwesten Brandenburgs.
Die Region ist weitläufig.
Er ist gerne Schiedsrichter.
Ohne Menschen wie ihn ginge es auch nicht.
In der Kreisklasse sind schon einige Spiele ausgefallen,
in dieser Saison.
Es sind keine Schiedsrichter mehr da.
Er holt seine Assistenten ab.
Alle drei sind mal Assistent, mal Schiedsrichter.
Ankunft. Die Stimmung ist angespannt.
Es ist ein Derby.
Die Klamottenfrage muss geklärt werden.
Spielbekleidung?
Schwarz-Weiß, Weiß, unten Weiß.
Aufstellung freigegeben? Mach ich jetzt. Gutes Spiel.
Die Schiedsrichter kommen im kräftigen Orange.
Der eine will nicht absteigen, der andere spielt oben mit.
Wir begrüßen die Mannschaften!
Die Mannschaften begrüßen bitte ihre Zuschauer!
Er ist durchsetzungsstark, sie kennen ihn her.
Weiter, weiter!
Beide gehen mit dem langen Fuß zum Ball.
Das ist kein Foul.
Da muss man nicht gleich sterben.
Schiedsrichter haben es nicht leicht, aber hier auf dem Land geht es noch,
meint Hartmut Schröder, Anfeuerer.
Es kommt immer mal wieder vor, dass eener ... ne?
Wenn man verliert, ist Frust da.
Man kommt mit denen aber gut aus.
Auch Markus Friedl war drei Jahre lang Zuschauer.
Dann reichte es ihm.
Fans ließen den Frust an ihm aus.
Deswegen habe ich aufgehört.
Ich opfere dafür nicht meine Zeit.
Ich kann die Zeit mit meiner Familie verbringen
statt mich anschreien zu lassen.
Frank Spitzner leitet eine Agrargenossenschaft.
Er muss sich heute auch um die Biogasanlage kümmern.
Vor und nach dem Spiel.
Seit 42 Jahren Schiedsrichter, er sucht einen Nachfolger.
Es ist Halbzeit.
Was von außen kommt, ist manchmal unter der Gürtellinie.
Da gehört ein dickes Fell dazu.
Hat man oder hat man nicht.
Wenn da 60-, 70-Jährige auf der Tribüne Sachen rufen,
und man sich fragt, was läuft da schief?
Am Ende gewinnt die Heimmannschaft mit 4:1.
Die Stimmung ist versöhnlich.
Die Abrechnung geht schnell.
25 Euro für ihn.
Jeweils 20 Euro für die Assistenten plus Fahrgeld.
Insgesamt 86 Euro.
Fürs Geld machen Sie es also nicht.
Es ist die Liebe zum Fußball, trotz und alledem.
Wurst und Getränke bekommen Sie spendiert.
Sie halten sich fern von Fans und Verein.
Unparteiisch bleiben, auch nach dem Spiel.
Sein Name ist nicht der Erste, der einem einfällt,
wenn man an italienische Maler der späten Renaissance denkt.
Und des frühen Barocks.
Dabei war er das, was man einen Star nennen würde.
Ein exaltierter, hochbegabter Künstler voller Licht und Schatten.
Kein Wunder, dass sie ihn il divino Guido nannten,
den göttlichen Guido Reni.
Weil da wohl Nachholbedarf herrscht, was den Bologneser betrifft,
widmet das Frankfurter Städel-Museum ihm nun eine große Ausstellung.
Alex Jakubowski war da.
Es ist dieser Blick – verzweifelt, suchend.
Hoffnungsvoll?
Der Blick in den Himmel zu Gott – der himmelnde Blick.
Bilder eines in Vergessenheit geratenen Superstars des Barock:
Guido Reni.
Zu Lebzeiten Großverdiener, umworben und begehrt.
Er kann sich sogar herausnehmen, prominente Aufträge abzulehnen.
Die französische Königinmutter hätte gerne gehabt,
dass er die Galerie der Medici, den Zyklus von Rubens fortsetzt.
Er will lieber in Bologna bleiben,
weil das seine Mutter ist, seine Stadt.
Er fährt nicht mal nach Paris, um sich die Location anzuschauen,
weil er es nicht nötig hat.
Das ist der Göttliche, der Divino, der sich benimmt wie 'ne Diva.
Über diese Diva wissen wir viel.
Es gibt eine zeitgenössische Biografie,
die den schillernden Künstler beschreibt.
Er ist tiefgründig religiös, geradezu inbrünstig,
aber auch fürchterlich abergläubig.
Er hat ein komplexes Verhältnis zu Frauen,
eine tiefe Liebe zu seiner Mutter auf der einen Seite.
Scheu gegenüber anderen Frauen auf der anderen Seite.
Dasselbe gilt für sein Verhältnis zum Geld.
Große Einnahmen auf der einen Seite, aber auch hoffnungslos spielsüchtig.
Reni hat den Beinamen der Göttliche.
Nicht nur, weil seine Arbeiten so geliebt wurden.
Auch wegen seiner Motive:
Der christliche Himmel oder die Götterwelt der antiken Mythologie.
Mein Favorit neben den exzeptionellen Leihgaben
aus dem Prado Museum in Madrid ist David, der den Goliath köpft.
Das zeigt Reni auf dem Höhepunkt seiner Kunst.
Ein Bild, das den dramatischen Moment zuspitzt.
Delikat gemalt, einfach komponiert, typisch für Reini.
Delikate Farbigkeit.
Wir sind stolz, es hier zu zeigen.
Auch wenn seine unzähligen Bilder der zum Himmel blickenden Maria
später als Einlegeblätter in Gesangbüchern verwendet wurden:
Kaum jemand kennt den Namen des Barock-Malers noch.
Er wird kaum noch erinnert, auch weil im 19. Jahrhundert
die katholische Malerei nicht mehr so geschätzt wurde.
Die Ausstellung rückt Reni wieder ins Rampenlicht –
Kurator Eclercy postet ihn in sozialen Netzwerken.
Und macht aufmerksam auf den himmelnden Blick,
den bei Reni sogar die Pferde haben.
Von einem, der den Himmel malt,
zu einem, der weiß, was vom Himmel kommt.
Karsten, wie wird das Wetter?
Das hängt davon ab, wo man gerade auf der Erde ist.
Wenn man weiter oben ist, da gab es Schnee.
Kurz nach Sonnenuntergang.
Das ist bei Garmisch-Partenkirchen.
Hier geht es Richtung Zugspitze.
Es wurde und wird auch noch in der Nacht in den Alpen weiß.
Und es schneit weiter.
Es gab aber auch Lücken.
Ein Sonnenuntergang über dem Bodensee.
Auch das erleben wir morgen.
Ein Regengebiet, hier sehen wir den blauen Regenbogen,
das kommt morgen am Nachmittag und Abend.
Wir werden entsprechend Sonnenschein bekommen.
In den nächsten Tagen milde Luft vom Atlantik.
Heute Nacht gibt es letzte Flocken in den Alpen.
Nachts gibt es in Schleswig-Holstein
bis zum Vormittag hinein auch noch Regen.
Am Nachmittag und Abend kommt der nächste Regen.
Die Temperaturen sinken.
Tagsüber nach wie vor eine große Temperaturspanne.
Zwischen Ost und West.
Die Unterschiede, die so groß sind, gehen bald weg.
Die kältere Luft wird ausgeräumt.
Immer wieder ein bisschen Regen dabei.
Wenig Temperaturänderungen zu Freitag.
Das waren die tagesthemen.
Hier geht es weiter mit dem Politikmagazin Report aus München.
Wir sind morgen wieder für Sie da und sagen tschüss.
Tschüss.
Und bleiben Sie zuversichtlich.
Copyright Untertitel: NDR 2022