heute journal vom 04.01.2022 - USA: Über eine Million neue Fälle - Corona-Inzidenz auf Rekordniveau; Türkei: Inflation
Diese Untertitel sind live produziert.
Und jetzt das "heute journal" mit Marietta Slomka und Heinz Wolf.
Guten Abend,
rund eine Million gemeldete Neuinfektionen binnen eines Tages.
Diese Zahl hat auch die Amerikaner heute erschreckt,
obwohl man dort ja inzwischen schon einiges gewohnt ist,
so heftig wie Omikron durchs Land zieht.
Zum Vergleich: das wäre so als würde bei uns das RKI auf einen Schlag
250.000 Neuinfektionen melden.
Nun kamen in den USA aber auch einige Nachmeldungen
nach den Feiertagen zusammen.
Trotzdem: die Ansteckungskurve ist steil, fast senkrecht,
wie der bekannte US-Virologe Anthony Fauci sagt.
Und es trifft alle Altersgruppen.
Benjamin Daniel berichtet aus den USA.
In Texas' größter Kinderklinik kämpft Graysen ganz tapfer.
Der vier Monate alte Neugeborene hat sich mit Covid-19 infiziert.
Das Atmen bereitet ihm aller größte Schwierigkeiten.
Ich habe solche Angst.
Ich hoffe, dass er bald wieder nach Hause kommt.
Gayvielle glaubt, dass sich das jüngste ihrer drei Kinder
bei einer Familienfeier zu Weihnachten angesteckt hat.
Die Situation macht sie hilflos.
Ich spreche in einer Babystimme mit ihm und ich singe.
Ich kann es zwar nicht gut, aber er mag es.
Graysen ist nur eines von knapp 70 Kindern,
die zur Zeit in diesem Krankenhaus wegen Covid-19 behandelt werden.
In den letzten beiden Wochen haben sich die Corona-Einweisungen
hier mehr als vervierfacht.
Die meisten Kinder sind ungeimpft.
Die Schmerzgrenze verschiebt sich immer weiter nach oben.
Bei jeder neuen Welle denken wir,
das schaffen wir nicht nochmal und dann machen wir es doch wieder.
Es bleibt ihnen wohl auch nichts anderes übrig.
Denn die Zahlen steigen weiter, nicht nur in Texas.
Insgesamt wurden heute in den USA
rund eine Millionen Neuinfektionen gemeldet.
Mehr als 95 % davon sind auf die Omikron-Variante zurückzuführen.
Die Kritik an Joe Biden,
er schätze die Lage zu gelassen ein, wird lauter.
Die knappen Testkapazitäten sind nur eines von vielen Problemen.
Der US-Präsident äußerte sich vor etwa zwei Stunden.
Wenn Sie geimpft und geboostert sind,
haben Sie einen hervorragenden Schutz.
Sie sollten wegen Omikron besorgt sein, aber nicht alarmiert.
Mehr und mehr, auch Geimpfte, sind durchaus alarmiert
und fordern jetzt auch Schulschließungen,
zumindest bis der Höhepunkt der aktuellen Welle überschritten ist.
New Yorks neuer Bürgermeister sieht das anders.
Ja, natürlich sehen wir steigende Fallzahlen.
Wir sehen, wie schnell uns diese Variante ergreift.
Aber es ist auch klar: Es wird immer wieder neue Varianten geben.
Wir können unsere Kinder nicht weiter davon abhalten,
sich sozial und akademisch zu entwickeln.
Wir müssen sie unterstützen und lernen, mit Covid zu leben.
Dafür müssen wir einen möglichst sicheren Weg finden.
Die Verantwortlichen im Texas Children's Hospital rechnen damit,
dass sich die Situation in den nächsten Wochen
weiter verschlimmern wird.
Auch wenn die Omikron-Variante grundsätzlich zu milderen Verläufen
führt als vorige Mutanten des Virus.
Die Fallzahlen bei Kindern und Erwachsenen sind einfach so hoch,
dass wir, selbst wenn die Hospitalisierungsrate im Verhältnis
geringer ist, trotzdem mehr Einweisungen
in einem kurzen Zeitraum haben.
Das ist eine immense Belastung unseres Gesundheitssystems.
Führende US-Virologen rechnen damit,
dass der Höhepunkt der Welle noch im Januar überschritten werden könnte.
Amerika hofft, dass sie Recht behalten.
Da kann man nur hoffen, dass der Blick in die USA
kein Blick in unsere nähere Zukunft ist.
Die deutsche Politik richtet sich jedenfalls
auf rasant steigende Zahlen ein.
Der Expertenrat der Bundesregierung beriet heute über künftige Regeln
bei der Quarantäne für Kontaktpersonen
und der Isolation für Infizierte.
Morgen sollen dazu dann die Gesundheitsminister tagen.
Verschonen wird uns die Omikron-Welle ganz sicher nicht.
Die Zahl nachgewiesener Omikron-Fälle hat sich innerhalb einer Woche
bereits verdreifacht.
In den nächsten Tagen werden auch die insgesamt gemeldeten Infektionszahlen
wieder präziser sein.
Dann wird sich der Feiertagsnebel verzogen haben.
Eines dürfte sicher sein: ein Lockern der Eindämmungsmaßnahmen
wird es sobald nicht geben.
Dara Hassanzadeh und Dalia Antar.
Sie nennen sich Spaziergänger, laufen als Protest
gegen die Corona-Maßnahmen kreuz und quer durch die Stadt,
wie hier gestern Abend in Mannheim.
Widerstand!
In kleinen, aber lauten Gruppen.
Sie entstammen aus unterschiedlichen Milieus.
Es ist ganz einfach, jeder soll entscheiden,
ob er sich impfen lassen möchte oder nicht.
Ich sehe halt, dass sich dieser Staat immer mehr
zu einer Diktatur entwickelt.
Also wenn man sieht, nicht nur, dass man unsere Wirtschaft
zugrunde richtet, man erteilt Leuten regelrecht Berufsverbote.
Ihnen gemeinsam ist ein Feindbild, bestehend aus Staat,
Wissenschaft und Medien.
Wir sehen Impfgegner, teilweise eben auch Gruppierungen,
die dafür mobilisieren, die auch schon vor Corona radikal
gegen Impfungen waren, Anhänger aus dem Esoterik Milieu,
aber natürlich eben auch Rechtsextremisten.
Was diese Menschen eint, ist ganz klar das Feindbild.
Und die Feindbilder lauten Medien, Politik, aber auch Wissenschaft.
Das heißt, man sieht sich mit einer großen Verschwörung konfrontiert.
Mancherorts wie in Magdeburg,
schlägt der "Spaziergang" in Gewalt um.
Und doch sind solche Bilder kein endgültiger Beweis
für eine gesellschaftliche Spaltung.
Dieses Spaltungsnarrativ, das halte ich für falsch,
weil es immer so suggeriert, dass es zwei gleich große Lager gibt,
die sich unversöhnlich gegenüberstehen.
Und was man da übersieht, ist, dass wir mittlerweile
in ganz vielen Dingen auch die die Pandemie betreffen
einen viel größeren Konsens haben als zu Beginn der Pandemie.
Das bestätigten Zahlen, 85 % der Deutschen sind geimpft,
Maskenpflicht im Nahverkehr und Corona Regeln am Arbeitsplatz
gesellschaftlich akzeptiert.
Das RKI vermeldet heute über 30.000 Neuinfektionen,
fast 9500 mehr als vor einer Woche.
356 Menschen starben an oder mit Corona,
die Inzidenz liegt bei 239,9.
Und doch ist das Corona Lagebild in Deutschland unvollständig.
Zu unterschiedlich sind Testaufkommen
und Meldegeschwindigkeiten.
Im Norden verbreitet sich Omikron dynamisch.
Die Sorge geht um, dass neue Quarantäne-Regeln
weite Teile der Infrastruktur lahmlegen könnten.
Also ich denke, es wird wichtig sein,
noch einmal über das Thema der Quarantäne zu reden,
gerade im Hinblick auf die kritische Infrastruktur.
Man wird dort abwägen müssen zwischen Infektionsschutz
und der Funktionsfähigkeit des Lebens.
Letztendlich auch, das eine wichtige Entscheidung.
Auf die warten wir auch in den Ländern.
Hamburg und Schleswig-Holstein haben bereits heute
ihre Corona-Maßnahmen verschärft.
Es wirkt wie ein Vorbote
auf die morgige Konferenz der Gesundheitsminister.
Mehr Informationen rund um Corona finden Sie bei uns natürlich
wie immer auch online, auf zdf.heute.
Dort finden Sie unter anderem eine Vorausschau,
wie sich das Jahr 2022 hierzulande in Sachen Corona entwickeln könnte.
Könnte, wohlgemerkt.
Omikron hatten wir im letzten Jahr auch nicht auf dem Schirm.
Jetzt macht erstmal Heinz weiter - auch mit einer Vorausschau.
Rund sechs Wochen vor der Bundespräsidenten-Wahl
haben sich auch die Grünen für eine zweite Amtszeit
von Frank Walter Steinmeier ausgesprochen.
Die Partei- und Fraktionsspitzen der Grünen riefen zur Wiederwahl
Steinmeiers auf und erklärten: Er ist ein sehr guter
und hoch angesehener Bundespräsident, der sich in seiner Amtszeit
große Verdienste um unser Land erworben hat.
SPD und FDP hatten sich bereits für Steinmeier ausgesprochen.
Die drei Parteien der Ampel-Koalition haben in der Bundesversammlung
eine rechnerische Mehrheit.
Bundesarbeitsminister Heil sieht den Arbeitsmarkt durch
die Corona-Pandemie zwar erschüttert ein großes Beben habe man aber
abwenden können, so Heil.
Die Bundesagentur für Arbeit registrierte für Dezember
2.330.000 Arbeitslose, 12.000 mehr als im November.
Die Quote liegt unverändert bei 5,1 Prozent.
Verglichen mit dem Dezember des Vorjahres ging die Zahl
der Arbeitslosen um 378.000 zurück.
Ein bisher geheimes Kirchen-Dokument,
aus dem die Wochenzeitung die "Zeit" zitiert
und das auch dem ZDF vorliegt,
legt Vorwürfe einer Pflichtverletzung des früheren Papst Benedikt XVI Nahe:
in seiner Zeit als Erzbischof von München und Freising,
soll er es in den 1980iger Jahren versäumt haben, sexualisierte Gewalt
durch einen Priester zu ahnden.
Der Privatsekretär des ehemaligen Papstes, Erzbischof Georg Gänswein,
weist das zurück:
Derzeit ist ein Gutachten zum Umgang mit Missbrauchsvorwürfen
des Erzbistums in Arbeit, das die Erzdiözese München-Freising
in Auftrag gegeben hat.
Die Veröffentlichung ist für Ende Januar geplant.
Mehr über die ZDF-Recherche haben wir online und in der ZDFheute-App
für Sie zusammengefasst.
Im Sudan hat die Militärführung nach dem überraschenden Rücktritt
von Ministerpräsident Hamdok die Bildung einer, nach eigenen Angaben,
"unabhängigen" Regierung angekündigt.
Tausende gingen auch heute in mehreren Städten
gegen die Militärregierung auf die Straße.
In der Hauptstadt Khartum wurde auch Tränengas eingesetzt.
Die Demonstranten fordern die Bildung einer rein zivilen Regierung
bis zu den geplanten Wahlen im Juli 2023.
Ein heftiger Schneesturm hat an der Ostküste der USA gewütet.
Stromleitungen sind unter der Schnee- und Eislast zusammen gebrochen
oder durch herabfallende Äste abgerissen worden.
Hunderttausende Haushalte sind von der Stromversorgung abgeschnitten.
Mehr als 14 Stunden war der Verkehr auf einer Autobahn
im Bundesstaat Virginia zum Erliegen gekommen,
hunderte Fahrer steckten fest, darunter auch Tim Kaine,
Senator des Bundestaates.
Auch in der nahe gelegenen Hauptstadt Washington, D.C.,
brachten knapp 30 Zentimeter Neuschnee das öffentliche Leben
zum Stillstand.
400.000 neue Wohnungen im Jahr hat die Ampel-Koalition als
Zielvorgabe ausgegeben.
Das ist ehrgeizig.
Denn wir leben ja bereits in einem dichtbesiedelten Land.
Und dort, wo Wohnungsnot herrscht, in großen Städten,
gibt es nicht mehr viele freie Flächen.
Vor allem nicht solche, auf die die Städte selbst Zugriff haben.
Auch hier machen sich die Fehler der Vergangenheit bemerkbar.
Berlin ist ein besonders prägnantes Beispiel dafür,
wie Wohnungen und Flächen verkauft wurden,
um kurzfristig leere Kassen zu füllen.
Heute würde man das gerne rückgängig machen.
Aber auch in anderen Kommunen ärgert man sich rückblickend
über so manche frühere Fehlentscheidung.
Und versucht jetzt gegenzusteuern.
Zum Beispiel die Stadt Neuss.
Von dort berichtet Tadeus Parade.
Eine riesige unbebaute Fläche mitten in der Neusser Innenstadt,
insgesamt fünf Hektar groß.
Obwohl das Baurecht für die ehemalige Industriefläche
längst erteilt wurde, ist hier jahrelang nichts passiert.
Für den Neusser Baudezernenten Christoph Hölters
ist der Anblick nur schwer zu ertragen.
Wenn wir vor sechs Jahren als Stadt hätten kaufen können,
dann kann man davon ausgehen,
dass jetzt hier schon Baukräne zu sehen wären,
im Sinne der Entwicklung dieses Quartiers,
800 Wohneinheiten an zentralstem Ort.
Jetzt ist es so,
dass die Fläche zwischenzeitlich zwei Mal verkauft wurde
und wir in guten Gesprächen mit dem letzten Käufer jetzt sind.
Im Rat gab es damals keine Mehrheit für den Kauf des Grundstücks.
Die Stadt hätte es für 3,5 Millionen Euro erwerben können.
Ein Schnäppchen für das, was es heute wert ist.
Fehler, aus denen man in Neuss gelernt hat.
Wo immer es möglich ist, wird jetzt gebaut.
Das neue Wohnquartier im Augustiner Viertel ist so gut wie fertig.
Knapp sechs Euro Durchschnittsmiete pro Quadratmeter
zahlt hier dann eine Familie mit mittlerem Einkommen.
Möglich auch, weil die städtische Wohnungsbaugesellschaft Regie führt.
Ein Großteil der Wohnungen ist öffentlich gefördert.
Unser Auftrag als Neusser Bauverein
ist seit 130 Jahren die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum
für alle Bevölkerungsschichten in Neuss.
Natürlich treten wir am Markt
ganz normal gegen andere Privatinvestoren an
und müssen uns da entsprechend durchsetzen.
Doch der künftige Bedarf an neuen Wohnungen
ist noch lange nicht gedeckt
und geeignete Flächen sind rar im Stadtgebiet.
33 sind laut Flächennutzungsplan für Wohnungsbau geeignet.
Für 14 dieser Flächen hat sich die Stadt Neuss
erst vor kurzem ein Vorkaufsrecht gesichert,
ein wirkungsvolles Instrument, mit dem die Stadt sicherstellen kann,
dass auf diesen Flächen auch preiswerter Wohnraum entsteht.
Mit den 14 Vorkaufsrechtssatzungen gelingt es uns jetzt,
etwa 50 % des Wohnbaulandpotenzials bis 2030 so entwickeln zu können.
Das sind 3000 von 6000 Wohneinheiten.
Das entspricht schon mehr als dem,
was in den letzten zehn Jahren errichtet wurde,
ist aber immer noch deutlich weniger als das, was wir errichten müssen,
damit der Wohnungsmarkt entlastet wird.
Dass Kommunen beim Vorkaufsrecht
künftig noch mehr Spielraum eingeräumt werden soll,
plant auch die neue Bundesbauministerin.
Ebenso will sie Grundstücksspekulationen
einen Riegel vorschieben.
Wir werden weiter daran gehen,
Spekulationen in dem Bereich zu reduzieren,
indem wir z.B. verbieten, dass man Grundstücke mit Bargeld bezahlt,
indem wir den Grundbucheintrag verbessern.
Aber auch andere Maßnahmen sind notwendig,
dass die Kommunen in der Lage sind, Baugebote auszusprechen.
In ihrem Bereich ist z.B. sehr wichtig,
dass man einzelne Schrott-Immobilien ankaufen kann
und dass die Kommunen Planungshoheit in ihrem Bereich
auch wirklich leben können.
Die Zeit maßloser Preistreiberei müsse beendet werden,
sagt auch der Neusser Baudezernent.
Der Wert des Grundstücks in Neuss ist in wenigen Jahren
von 3,5 auf 40 Millionen Euro in die Höhe getrieben worden.
Mit solchen Preisen ist bezahlbarer Wohnraum unmöglich.
Eine Billion Mark, dafür bekam man im November 1923
gerade mal ein Laib Brot.
Für eine Straßenbahnfahrt musste man 50 Milliarden hinlegen.
Die Erfahrung mit der Hyperinflation war so krass,
dass sie uns Deutschen heute noch in den Knochen steckt,
auch wenn es kaum noch Menschen gibt,
die sich selbst daran erinnern können.
Etwa wie Geldscheine in Säcken durch die Gegend gekarrt wurden.
Was der erste Weltkrieg an Kapital noch nicht vernichtet hatte,
schaffte die Inflation.
Die Angst davor ist also wohlbegründet.
In der Türkei kann man sich derzeit ansehen,
was eine zu starke Inflation bedeutet.
Auch wenn es dort nicht so schlimm ist wie einst im deutschen Reich:
die türkische Bevölkerung leidet jetzt schon.
Gut ausgehen wird das wohl nicht. Luc Walpot berichtet.
Sie kommen mit den Preisschildern nicht mehr nach.
Gestern acht, heute schon zehn Lira für den Döner.
Tomaten, Kartoffeln, die Preise galoppieren.
44 % Anstieg in einem Monat.
Fisch und Fleisch werden selbst für Bürger
mit normalem Einkommen zum Luxus.
Frustration und Unmut machen sich breit.
Getränke zu teuer, Gemüse zu teuer, Brot jetzt vier Lira.
Das kann ich mir nicht leisten.
Strom-, Wasser-, Gasrechnung:
Dafür geht fast die ganze Rente drauf.
So kann's nicht weitergehen.
Der Kunde, der zwei Kilo gekauft hatte,
nimmt jetzt ein halbes Kilo oder kauft gar nicht mehr ein.
Wir zuhause kaufen kein Fleisch mehr.
Ein Grund für die Teuerung:
die türkische Lira verliert immer mehr an Wert.
Auch weil Staatspräsident Erdogan
an seiner eigenwilligen Finanzpolitik festhält.
Bei steigender Inflation heben Notenbanken in aller Welt
die Zinsen an, um Geld teurer zu machen.
Erdogan macht das Gegenteil: Er diktiert der Zentralbank
immer weitere Senkungen des Leitzinses, derzeit 14 %.
Die Folge: die Unabhängigkeit der Zentralbank
ist praktisch abgeschafft,
mit ihr das Vertrauen der Anleger.
Und wer noch Lira im Sparstrumpf hat,
rettet sich in Dollar oder Euro.
Eine Spirale, die für Millionen Türken immer dramatischer wird.
Gestern räumte Erdogan erstmals ein,
dass sein Kurs wohl noch nicht so richtig erfolgreich ist.
Was immer der Grund ist, wir bedauern,
dass unsere Bürger mit so einer Lage konfrontiert sind.
Und wir sind fest entschlossen, die Inflation so schnell wie möglich
wieder in den einstelligen Bereich zu bringen.
Den Grund kennt allerdings so ziemlich jeder im Land.
Oppositionsführer Kilicdaroglu nennt ihn beim Namen:
Wer hat die Preiserhöhungen herbeigeführt? Erdogan!
Und wer lügt die Bürger an und sagt, er werde die Preise bekämpfen?
Das ist Erdogan!
Es könnte ein unruhiges Jahr für den Präsidenten werden.
Seine Beliebtheitswerte schmelzen fast so schnell
Seine Beliebtheitswerte schmelzen zu Hause dahin.
Meinungsforscher sehen seine Partei nur noch bei 32 %,
dicht gefolgt von der Opposition.
Im nächsten Jahr sind Wahlen.
Der Präsident setzt auf die ausgeleierten Durchhalteparolen.
Auch wenn die Nation derzeit leidet, wir werden diese Schwierigkeiten
schnell überwinden und zu den zehn größten Wirtschaftsnationen
der Welt gehören.
Für die Menschen, die schon jetzt mit ihrem Geld nicht mehr hinkommen,
klingt das wie blanker Hohn.
Es wird jeden Tag schlimmer.
Aus der Krise kommen wir nicht mehr raus.
Zeit zum Wechseln.
Eine Meinung, die immer mehr seiner Landleute teilen.
Eine Korrektur in unserem Bericht. Eine falsche Zahl
hat sich eingeschlichen.
Vollständig geimpft sind 71,3 %.
Wir bitten das zu entschuldigen.
Und mit dem Blick auf die deutsche Wirtschaft
geht es jetzt bei Heinz weiter.
Das Statistische Bundesamt meldet für das vergangene Jahr
einen Rekordumsatz im Einzelhandel in Deutschland.
Das ergebe eine Schätzung nach den vorläufigen Daten.
Die aber auch zeigen, Frank Bethmann, dass es
in den verschiedenen Handelsbereichen deutliche Unterschiede gibt.
Ja, richtig.
Und so tut man sich wirklich schwer, von einer Gesamtbilanz zu sprechen.
Zu groß die Unterschiede.
Wie kaum eine andere Branche hat der Einzelhandel in Deutschland
zwei total verschiedene Gesichter.
Da freuen sich die Supermärkte,
die Drogeristen und v.a. der Internet- und Versandhandel
über ein erneut boomendes Geschäftsjahr 2021.
Gleichzeitig drängt das zweite Corona-Jahr in Folge
v.a. viele Bekleidungs- und Schuhgeschäfte in den Innenstädten
an den Rand der Existenz.
Der Handelsverband HDE spricht von teilweise großer Not.
Nicht nur dass die Kunden angesichts hoher Inzidenzen
die Innenstadtläden meiden,
gerade im Weihnachtsgeschäft klagten viele Geschäfte
zusätzlich über Lieferengpässe.
Fast 82 % der Einzelhändler konnten nicht alle Produkte anbieten.
Besonders elektronische Haushaltsgeräte
und Unterhaltungselektronik waren knapp.
Sehr viel eindeutiger das Bild derzeit am Aktienmarkt.
Der DAX klettert weiter nach oben,
heute um über 130 Punkte auf 16.153 Zähler.
Nicht wenige spekulieren darauf, dass das Aktienbarometer
noch in dieser Woche ein neues Allzeithoch markieren wird.
Frank Bethmann, vielen Dank.
Es gibt eine Unwetterwarnung des Deutschen Wetterdienstes
vor ergiebigem Dauerregen für Teile von Baden-Württemberg.
In Innsbruck an der Bergisel Schanze
war es heute der starke Wind der Probleme machte.
Das dritte Tourneespringen, das dort stattfinden sollte,
musste abgesagt werden.
Dafür soll es nun in Bischofshofen zwei Wettbewerbe geben.
Nach drei Stunden des Wartens die Gewissheit:
Competition is cancelled!
Sandro Pertile sagte den Wettbewerb ab.
Der Wind am Bergisel zu gefährlich.
Die deutsche Jagd auf den Tourneeführenden
Riyoyu Kobayashi verschoben.
Beide ausstehenden Springen finden in Bischofshofen statt.
Kobayashi springt so gut momentan, dass es egal ist,
auf welcher Schanze er springt.
Es kann nur ein Wunder geschehen, dass wir ihn noch einholen.
Aber wir bereiten uns so vor, dass wenn das Wunder geschieht,
dann wollen wir die ersten sein, die diesen Platz übernehmen können.
Bischofshofen ist eine Fliegerschanze,
die dem Japaner entgegenkommt.
Doch auch der Tourneevierte, Markus Eisenbichler,
springt dort gern.
12 Meter Rückstand muss er aufholen.
Der Tross zieht weiter - der Tourneeausgang ist weiter offen.
Das deutsche Tennis-Team hat beim ATP-Cup in Sidney die Chance
auf den Einzug ins Halbfinale gewahrt.
Durch ein 2:1 gegen die USA, die nur das Doppel gewannen.
In den beiden Einzeln gingen Alexander Zverev
und Jan-Lennard Struff als Sieger vom Platz.
Bei der letzten Etappe der Tour de Ski kam Langläufer Friedrich Moch
überraschend auf einen Podest Platz:
Der 21-Jährige erreichte nach dem steilen Schlussanstieg
in Val die Fiemme als Dritter das Ziel.
Und Lucas Bögl komplettierte
als Vierter das erstklassige deutsche Tages-Ergebnis.
Gesamtsieger der Tour: der Norweger Johannes Klabo.
Kein geringerer als der ehemalige Präsident des Weltski-Verbands
und Ehrenmitglied des IOC, Gian Franco Kasper,
sagte vor einigen Jahren in einem Gespräch mit dem Deutschlandfunk:
in autoritären Staaten sei die Ausrichtung
olympischer Spiele einfacher.
Zitat: "Wenn wir eine Diktatur haben, ist die Sache viel leichter".
Das nennt man dann wohl: ein wahres Wort gelassen ausgesprochen.
In Diktaturen gibt es halt keinen Widerstand
gegen solche Großveranstaltungen, wie etwa in München seinerzeit.
Die Bevölkerung wollte die Winterspiele 2022 dort nicht haben.
Stattdessen wurden sie nach China vergeben.
Dort war auch kein Protest zu befürchten
gegen die brachialen Methoden, mit denen dafür im Wüstenklima Pekings
künstliche Skigebiete erschaffen werden.
Christiane Hoffmann berichtet.
Zehn Liter pro Sekunde
sprühen die Schneekanonen auf die olympische Skipiste.
Seit Mitte November quasi rund um die Uhr.
Olympia soll strahlend weiß glänzen - Winterwelt.
Doch die Realität ist eher braungrau.
Denn in den Bergen von Peking schneit es fast nie.
Das Wasser kommt aus weit entfernten Seen
und wird über dutzende Kilometer in die Berge gepumpt.
Auf den Skipisten sorgen der Österreicher
Manuel Schöpf und sein Team für den Schnee und das bei starkem Wind
und Temperaturen bis Minus 25 Grad.
Seit Dezember die extrem kalten Temperaturen, der Wind.
Es ist einfach sehr drückend.
Dass der Boden friert, ist fast unmöglich,
weil keine Feuchtigkeit im Boden ist.
Mehr als zwei Millionen Kubikmeter Wasser
werden sie für die olympischen Pisten brauchen.
Und das in einer wasserarmen Region.
Für Wissenschaftler sind die neuen Pisten schlicht Umweltsünden.
Denn Bobbahn und alpine Abfahrt liegen in einem Naturschutzgebiet.
Nach der Entscheidung für Beijing 2022
wurde das Gebiet kurzerhand verändert,
die Berge mit Rodelbahn und alpiner Abfahrt aus ihm herausgelöst.
Proteste von Wissenschaftlern nützen nichts.
Das ist sehr problematisch,
weil die Skipisten sind in der Kernzone des Naturschutzgebiets.
Das hat den höchsten Schutzwert.
Das olympische Dorf ist in der Randzone,
aber beides ist nicht vertretbar.
Die Olympiamacher verteidigen ihre Entscheidung,
nennen ihre Spiele nachhaltig.
Wir haben spezielle Maßnahmen ergriffen, um die Umwelt zu schützen
Wir haben Pflanzen und Bäume von den Skipisten
in andere Gebiete umgepflanzt.
Gezeigt werden uns diese Projekte allerdings nicht.
Durch den starken Eingriff in die Landschaft
fürchtet Geografin de Jong langfristige Folgen wie Erosion,
vielleicht sogar Gerölllawinen.
Ich denke, das werden die unnachhaltigsten Spiele aller Zeiten
was den Schnee angeht, den Wasserverbrauch, CO2-Ausstoß,
Respekt vor Naturschutzgebieten, Erosionen.
Es gibt viele Aspekte, die nicht nachhaltig sind.
Peking ist der weltweit erste Ort,
der nach Sommer- jetzt auch Winterspiele austrägt.
Und das offenbar um jeden Preis.
Das wars im "heute-journal".
Gleich nach dem Wetter folgt Markus Lanz, mit seiner Doku über die USA.
"Amerika - ungeschminkt".
Sie knüpft an die Dokumentation an, die er 2017 drehte,
am Ende des ersten Amtsjahres von Donald Trump.
Beide Filme sind natürlich auch in der Mediathek abrufbar.
Um 0.30 Uhr gibt es dann unser "heute journal up:date" mit Gundula Gause.
Auf Wiedersehen.
Guten Abend.
Das Tief Annette hat bereits viel Regen mitgebracht,
es zieht Morgen weiter nach Osten.
Aber es gibt schon ein neues Tief, Barbara, das peilt Morgen Island an.
Dazwischen aber gibt es ein kleines Zwischenhoch,
dass es dieses Hoch Alex, das uns am Donnerstag beehrt.
Heute Nacht aber fällt noch viel Regen.
Und dieser Regen geht jetzt immer mehr in Schnee über,
jedenfalls in den höheren Lagen der Mittelgebirge und auch am Alpenrand.
Morgen gibt es dann kräftige Schauer, und dann kommt der Donnerstag.
Der wird ein bisschen freundlicher, aber schon am Freitag kommt
ein neues Tiefe ran.
Das bringt Schnee und Regen herab.
Heute Nacht also wird es noch mal kräftig regnen im Nordschwarzwald.
In den Mittelgebirgen und am Alpenrand geht der Regen
mehr und mehr in Schnee über.
Und an der Nordseeküste sind doch einige Schneeregen
oder Graupel Gewitter nicht ganz ausgeschlossen.
Machen Sie sich auf gefährlich glatte Straßen gefasst,
denn fast überall ist es kalt genug für Glätte mit Tiefsttemperaturen
zwischen +3 und -2 Grad.
Die Höchsttemperaturen Morgen liegen meist bei 4, 5 Grad.
Kälter bleibt es in den Mittelgebirgen,
etwas milder wird das an der Nordsee.
Morgen Vormittag fällt noch Schneeregen hier im Südosten Bayerns.
Es gibt einen freundlichen Streifen,
von der Uckermark bis Richtung Saarland und Oberrhein.
Und im Nordwesten gibt es kräftige Schauer,
zum Teil auch Gewitter an der Nordseeküste.
Der Wind dazu ist recht kräftig, er kommt aus westlichen Richtungen.
Am Nachmittag verzieht sich der etwas freundliche Streifen nach Süden.
In Schleswig-Holstein kommt strahlend die Sonne zum Vorschein.
Am Donnerstag wird es dann in ganz Deutschland recht freundlich.
Am Freitag droht von Westen schon wieder neuer Schnee und Regen.
Guten Abend.