heute journal vom 30.01.2022 - Olympia in Peking - Die politischen Winterspiele; Ostbeauftragter im Portrait
Diese Untertitel sind live produziert.
Und jetzt das "heute journal"
mit Hanna Zimmermann und Christian Sievers.
Guten Abend Ihnen allen.
Was da jetzt in Peking beginnt, in einer Gegend,
in der es so gut wie nie schneit, zumindest nicht auf natürlichem Weg,
das wird uns noch lange beschäftigen.
Es sind Olympische Winterspiele in der Pandemie und bei Gastgebern,
die panische Angst davor haben, von einer Omikron-Superspreader-Walze
erfasst zu werden, die deshalb zu nie gekannten
und nie für möglich gehaltenen Mitteln greifen.
Weil sie ihr Land und ihre Macht der Welt präsentieren wollen.
Gleichzeitig bleibt es für viele, die in erster Reihe mit dabei sind,
schlicht der Höhepunkt einer Sportkarriere,
das große Ziel nach jahrelangem Training.
Kann man ausgerechnet von Athletinnen und Athleten erwarten,
jetzt die Spiele zu boykottieren?
Müssen sie jetzt harte Kritik üben an den Zuständen im Gastland,
weil die internationale Sportbürokratie das nicht tut?
Und bei der Vergabe von Olympia nicht an Menschenrechte denkt,
sondern an das große Geld?
Die politischen Winterspiele von Peking,
Christiane Hoffmann berichtet.
An historischem Ort, auf Pekings Platz des himmlischen Friedens,
offenbart dieser Fahnenappell,
wie weit Präsident Xi das Land auf sich zugeschnitten hat.
Kurz vor Beginn der Winterspiele haben die chinesischen Athleten
ihrem Präsident gehuldigt,
wie die Chinesen einst nur dem ersten kommunistischen Führer Mao.
Für das Mutterland geben wir unser Bestes,
wollen das Volk nicht enttäuschen.
Wir werden alles tun,
um unserem Großen Vorsitzenden etwas zurückzugeben.
Wir folgen dem Generalsekretär in eine gemeinsame Zukunft,
geh voran.
Propaganda, die ganz auf die Kommunistische Partei
und Präsident Xi ausgerichtet ist, selbst bei den Olympische Spielen.
Xi, der gern in historischen Dimensionen denkt,
hat dafür gesorgt, dass Peking die weltweit erste Stadt ist,
die sowohl Winter- als auch Sommerspiele austrägt.
Alles folgt seinen Vorgaben.
Unser Leistungssport muss den gleichen Weg nehmen wie unser Land,
um groß zu werden.
Olympische Spiele als Staatsplan und weit mehr als ein Sportereignis.
China feiert auch sein politisches System,
eine propagierte Überlegenheit über westliche Demokratien.
Präsident Xi erscheint als Visionär und Macher der Spiele.
Ich glaube schon, dass es eine Bühne ist,
die er auch bewusst nutzen will.
Das geht einerseits nach innen um das Signal,
dass er das neue China in ein neues Zeitalter führt, als Supermacht.
Das andere ist nach außen das Signal,
dass China selbstbewusst eine internationale Rolle annimmt.
Und auch etwas stemmen kann, was andere Länder nicht stemmen können.
Das Internationale Olympische Komitee macht mit.
Trotz massiver Menschenrechts- verletzungen in Hongkong, Tibet
und Xinjian - das IOC bleibt kritiklos.
Präsident Bach versteckt sich hinter olympischer Neutralität,
übernimmt bis ins Detail Xis Sätze.
300 Millionen Chinesen würden nun Wintersport betreiben, so Bach, und:
China beginnt mit den Spielen
eine neue Ära für den globalen Wintersport.
Bei der Veröffentlichung des Berichts zur Nachhaltigkeit
der Spiele, lobt Bach in einer Videobotschaft die Organisatoren.
Der Bericht zeige, dass bei der Vorbereitung
Nachhaltigkeit auf allen Ebenen integriert worden sei.
Dass für die neue Bobbahn und alpine Skipiste
ein Naturschutzgebiet zerstört wurde,
wird an keiner Seite erwähnt.
Kritische Nachfragen werden nicht zugelassen.
Nichts soll das Bild von den umweltfreundlichen Spielen stören.
Kritiklos chinesischer Propaganda erlegen,
so erscheint das IOC unter Bach.
Von Xi wird er wohl auch deshalb als guter Freund Chinas bezeichnet.
Und ihm eine Büste gewidmet, schon vor Beginn der Winterspiele.
Ja, vielen Athleten geht es also
neben den sportlichen Herausforderungen,
vor allem um eins: negativ bleiben.
Lucas Bögl ist der beste deutsche Langläufer
der letzten beiden Weltcup-Winter.
Es sind seine zweiten Olympischen Spiele.
Er ist gerade in Peking angekommen,
jetzt hat er sein Zimmer bezogen im olympischen Dorf.
Herr Bögl, schönen guten Abend.
Guten Abend nach Mainz.
Was hat Sie denn erwartet, jetzt, als sie ankamen in Peking,
können Sie das mal beschreiben, bitte?
Zuerst einmal aufgefallen, dass sozusagen "Ghostbusters" rumlaufen.
Die ganzen Helfer waren in Komplettmontur-Kleidung.
Das ist natürlich erstmal ein bisschen verstörend.
Aber ich muss sagen, die Abfertigung am Flughafen
hat man sich noch mal einen Ticken schlimmer vorgestellt.
Wir haben es geschafft, vom Flugzeug,
von Landung bis wir im Bus gesessen sind,
innerhalb von drei Stunden zu schaffen.
Mit dem ganzen Gepäck, denke ich,
ist das ist gar nicht so dramatisch gewesen.
Die ganzen Kontrollen, die Tests, die davor gelaufen sind,
die wir daheim machen mussten, sind alle schon online gewesen.
Wir haben die online hochgeladen in ein Portal,
das war relativ schwierig, hat uns auch im Team,
wir haben das zusammen gemacht,
den ganzen Abend gekostet, das hinzubekommen.
Aber das hat uns dann hier am Flughafen relativ viel Zeit erspart.
Wie geht es denn jetzt weiter?
Was wird da jetzt täglich von Ihnen verlangt,
abseits natürlich, der sportlichen Vorbereitungen?
Natürlich die täglichen Corona-Tests
Wir haben am Flughafen auch gleich einen gemacht,
haben hier schon das erste negative Ergebnis bekommen.
Vorher durften wir uns gar nicht aus unserem Zimmer bewegen.
Und erst dann durften wir quasi zum Essen gehen und ins Dorf,
das hat schon funktioniert.
Und jetzt ist natürlich hier, man kommt aus diesem Dorf nicht raus.
Wir sind entweder in diesem Dorf oder an den Wettkampfstrecken,
wir sind schon ein bisschen eingesperrt
und jeden Tag testen und dann langsam anfangen,
sich zu akklimatisieren, Zeit- umstellung und ins Training starten.
Haben Sie denn angesichts der Bedingungen,
die Sie da jetzt schildern, das Gefühl,
wirklich diesen olympischen Geist spüren zu können
bei diesen Olympischen Spielen?
Auch wenn Sie das vergleichen mit den letzten Spielen,
bei denen Sie dabei waren?
Ja, definitiv, muss ich schon sagen.
Auch hier ankommen ins deutsche Quartier,
da hingen die deutschen Fahnen.
Es ist vorbereitet, hat dann schon ein tolles Spirit,
einfach auch dieser Spirit im Dorf, der dann trotzdem auch
mit den Corona-Maßnahmen auch jetzt schon zu spüren ist.
Es bleibt ein Erlebnis.
Also auch wenn drumherum weniger ist und wenn wir keine Zuschauer haben.
In Pyeongchang waren auch nicht so viele Zuschauer.
Aber das Erlebnis, glaube ich, bleibt groß.
Und sportlich denke ich mal,
werden es trotzdem großartige Wettkämpfe werden.
Am 6. Februar ist Ihr erster Wettkampf.
Herr Bögl, alles Gute für Sie und herzlichen Dank,
dass Sie heute bei uns waren.
Vielen Dank, schönen Abend.
Die Rennrodlerin Dajana Eitberger ist im Präsidium
der Sportlervereinigung Athleten Deutschland.
Sie guckt von außen auf all das.
Sie selbst ist nach einem Sturz und einer Zwangspause
wegen einer Corona-Infektion nicht in Peking dabei.
Frau Eitberger, guten Abend. Schönen guten Abend.
Die deutschen Olympia-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer
haben eine ganze Reihe dringender Warnungen im Vorfeld bekommen.
Auch Lucas Bögl, mit dem wir gerade gesprochen haben.
Er u.a. vom Militärischen Abschirmdienst.
Was steht in diesen Warnungen drin?
In diesen Warnungen geht es konkret um die My2022-App,
die einige Sicherheitslücken aufweist.
Es ging darum, der Gesundheitszustand zu verfolgen
über 14 Tage vor der Anreise.
Aufgrund der Mängel ist natürlich auch nicht die Sicherheit gegeben,
dass alle Daten, die sich auf Mobiltelefonen und Laptops befinden,
gesichert sind und man darauf Zugriff hätte.
Das ist nicht sehr schön.
Das ist eine App der Organisatoren der Olympischen Spiele, richtig?
Genau, diese App war notwendig, vorher zu installieren,
um den Gesundheitszustand aufgrund der Covid-Pandemie zu dokumentieren.
Sie war wichtig zur Einreise.
Haben Sie das schon mal erlebt, dass man als Sportler
vor Olympischen Spielen gewarnt wird, sein eigenes Handy mitzubringen?
Ich selber kenne das nur aus Science-Fiction-Filmen.
Ich habe 2018 ganz andere Olympische Spiele erleben dürfen,
wo das keine Rolle gespielt hat, nein.
Das internationale Olympische Komitee sagt:
"Wir haben mit Politik nichts am Hut, es geht uns nur um den Sport",
was sagen Sie dazu?
Die Befürchtung dieser Manipulation,
meiner Meinung nach kann man das ganze nicht voneinander trennen.
Die Athleten werden nicht gefragt,
wo die Olympischen Spiele stattfinden,
die Lage um China,
das Thema der Nachhaltigkeit, die Menschenrechtsproblematik,
das ist ein sehr gebündeltes Thema.
Das sind Themen, die sind nicht von der Politik wegzudenken.
Auch im Bereich eines so hochrangigen Wettkampfes,
der zieht die Aufmerksamkeit der ganzen Welt auf sich.
Sagt Dajana Eitberger, vielen Dank für das Gespräch.
Wir haben die Gespräche wegen der Zeitverschiebung
und aus Termingründen aufgezeichnet.
Es gab heute auch echten, aufsehenerregenden,
geschichteschreibenden Sport.
Und zwar beim Tennis, das etwas später bei dir, Hanna.
Erstmal müssen wir uns mit den Wetterfolgen beschäftigen.
Sturmtief "Nadia" hat v.a. über Nord- und Ostdeutschland gewütet.
Und dabei schwere Schäden angerichtet.
Mehrere Menschen wurden verletzt,
im brandenburgischen Beelitz kam ein Fußgänger ums Leben.
Er wurde von einem umgewehten Wahlplakat getroffen.
Sturmböen entwurzelten Bäume.
Es kam zu Unfällen und teilweise wurde der Bahnverkehr lahmgelegt.
Laut dem Deutschem Wetterdienst wurden Windgeschwindigkeiten
von bis zu 127 Stundenkilometern gemessen.
Das Sturmtief Nadia führte außerdem zu Überschwemmungen:
Die Weser trat über ihre Ufer.
Der Bremer Stadtteil Vegesack unter Wasser.
In Hamburg hatte sich ein Schiff unter einer Brücke festgefahren.
Es soll geflutet werden,
damit es absinkt und herausgezogen werden kann.
Die Bergung dauert noch an.
Es ist ein historisches Treffen.
Zum ersten Mal überhaupt ist ein israelisches Staatsoberhaupt
in die Vereinigten Arabischen Emirate gereist.
Israels Präsident Herzog
wurde vom Außenminister der Emirate empfangen.
Danach traf er den Kronprinzen Mohamet bin Said in dessen Palast.
Bei dem Gespräch soll es u.a. um eine engere Zusammenarbeit
bei Handel und Technologie gegangen sein.
Erst seit 2020 hat sich das Verhältnis zwischen Israel
und dem Golfstaat normalisiert.
Der grüne Tübinger Ober-Bürgermeister Boris Palmer
will für eine weitere, dritte Amtszeit kandidieren.
Diese Mal allerdings als Parteiloser.
Das gab Palmer auf seiner Website bekannt.
Wegen umstrittener Aussagen
droht Palmer bei den Grünen der Partei-Ausschluss.
Nach der vorgezogenen Parlamentswahl in Portugal,
bleibt die Sozialistische Partei von Amtsinhaber António Coschta
ersten Prognosen zufolge stärkste Kraft.
Coschtas linke Minderheitsregierung
hatte nach einem gescheiterten Haushaltsentwurf
nach nur einem Jahr Neuwahlen ausgerufen.
Laut den Prognosen konnte Coschta sein Ergebnis
im Vergleich zu letzten Wahl verbessern,
wäre aber auf Koalitionspartner angewiesen.
Auf den Tag genau 50 Jahre ist der sogenannte "Bloody Sunday"
in Nordirland heute her.
Mit einem Gedenkmarsch haben zahlreiche Menschen
im nordirischen Derry, britisch Londonderry,
an die Opfer von damals erinnert.
Es wurden Kränze niedergelegt und es gab eine Schweigeminute.
13 katholische Demonstranten
wurden am 30. Januar 1972 von britischen Soldaten erschossen.
Es dauerte fast 40 Jahre, bis die britische Regierung eingestand,
dass die Demonstranten unbewaffnet waren.
Die Ereignisse des "Bloody Sunday" trugen damals dazu bei,
dass der Nordirlandkonflikt weiter eskalierte.
Während sich die halbe Welt sorgt wegen eines möglichen Kriegs
in der Ukraine, wird die Tourismusbehörde des Landes unruhig,
weil keine Urlauber mehr kommen.
"Bleibt ruhig und besucht die Ukraine",
heißt die neue Werbekampagne.
Zitat:
"Die Ukraine ist ein attraktives, fantastisches, spezielles Land
mit Unterhaltung für jeden Geschmack."
Es gebe keinen Grund für Panik.
Es gebe nur viel zu wenig positive Nachrichten.
Die einzigen, die sich in den Hotels von Kiew
die Klinke in die Hand geben, sind internationale Diplomaten.
Auch Großbritannien verstärkt jetzt sein Engagement,
während Deutschland weiter streitet,
wie der Ukraine am besten geholfen sei.
Außerdem ist natürlich die Presse da, Krisenreporter,
für uns Christian Semm.
Ein paar hundert Ukrainerinnen und Ukrainer sind heute Mittag
zum Maidan-Platz in Kiew gekommen, um Danke zu sagen.
Danke an die internationale Gemeinschaft für die Unterstützung,
während russische Truppen an der Grenze Kriegsangst verbreiten.
Doch eine Flagge fehlt, die Deutsche.
Zu den versprochenen 5000 Helmen sagen sie hier höflich Danke,
aber sie wollen Waffen.
Verdammt, wir machen das doch alle zusammen, wir sind Europa.
Wir sind das vereinte Gebiet.
Und ich kann nicht verstehen, wie man nicht erkennen kann,
dass es weitergehen wird,
wenn Russland einfällt und die Ukraine besiegt wird.
Russland wird in der Europäischen Union weitermachen.
Deutschland argumentiert mit der Geschichte und seiner Verantwortung.
Das Argument verstehen viele hier nicht.
Ich möchte sagen, dass es unfair ist,
dass Deutschland Russland als einziges Opfer
des Zweiten Weltkriegs betrachtet.
Im Gegenteil, die Länder, die näher an der deutschen Grenze liegen,
litten mehr, wie die Ukraine.
Die russische Propaganda lügt darüber,
sie schreibt die Geschichte um.
Ukrainische Parlamentarier haben einen Brandbrief geschrieben
an den deutschen Bundestag und appellieren an Deutschland
Waffen zur Verteidigung zu liefern.
Wir bitten ja nicht um Truppen auf ukrainischem Boden,
aber andere Länder davon abzuhalten die Ukraine mit Waffen zu versorgen,
das ist, und entschuldigen Sie, dass ich das so sage, widerlich.
Was tun bei einer russischen Invasion?
Was aussieht wie ein Spiel, ist purer Ernst.
Seminare für den Ernstfall haben gerade Hochkonjunktur, auch in Kiew.
2014 waren wir überhaupt nicht vorbereitet,
und jetzt ist es für mich besser zu wissen, wie ich mich verhalte,
und wie ich mich vorbereite, meine Verwandten, meine Freunde.
Vor den Toren der Hauptstadt proben sie den Krieg,
auch mit Holzgewehren.
Professoren, Journalist*innen, Arbeiter oder Ärzt*innen.
Sie rüsten sich für ein Gefecht mit Russland, als Freiwillige.
"Wir haben keine Angst", sagen sie, "aber wir wollen vorbereitet sein."
In mehreren Städten Deutschlands ist das wieder ein Wochenende mit
Protesten gegen die Corona-Maßnahmen,
ganz im Südwesten, in Freiburg im Breisgau,
waren waren es bis zu 4500 Menschen,
die demonstrierten, friedlich und ohne Störungen, sagt die Polizei.
In Leipzig sah das anders aus,
da durchbrachen mehrere Dutzend Menschen eine Polizeiabsperrung
und stürmten das Gelände einer Klinik.
Und das sind Bilder heute aus dem
äußersten Osten von Deutschland, Görlitz.
Der Aufmarsch dort war u.a.
von der rechtsradikalen Kleinstpartei "Freie Sachsen" beworben worden.
Zu sehen auch Fahnen, auf denen steht:
"Donald Trump hat gewonnen."
Der neue Ostbeauftragte der Bundesregierung
war gerade in Sachsen unterwegs.
Er will sich "seinen" Teil dieses Landes ganz genau anschauen.
Und er will zeigen, dass das Amt mehr sein kann
als eine Stelle für Frühstücksdirektoren.
Christiane Hübscher hat ihn begleitet.
Carsten Schneider ist angekommen im sechsten Stock des Bundeskanzleramts
Kein Ostbeauftragter vor ihm saß hier, im Zentrum der Macht.
Keiner vor ihm hatte den Rang eines Staatsministers.
Obendrüber ist dann quasi die Leitung, das ist Olaf Scholz
und direkt obendrüber ist der Chef des Bundeskanzleramtes,
Wolfgang Schmidt, viel näher geht es nicht.
Nach 24 Jahren für die SPD im Bundestag,
packte Schneider die Kisten.
Der kurze Dienstweg zu Scholz als Signal,
der Osten sei jetzt wirklich Chefsache.
Eigentlich sollte das Amt wie immer heißen:
"Beauftragter für die neuen Länder".
Aber das fand Schneider, in Thüringen geboren,
nicht mehr zeitgemäß.
Und ich habe klar zu Olaf Scholz gesagt:
Pass auf, Olaf, ich mache das gern, aber wir sagen "Ostdeutschland" dazu
und ich möchte auch gern, dass es so heißt,
weil die Leute sollen schon wissen, worum es geht
und dann hat er es auch geändert.
In diesen Wochen stellt sich der neue Ostbeauftragte
in seiner Hälfte des Landes vor.
Gleich der erste Antrittsbesuch geht nach Sachsen.
Die Erwartungen an Schneider hier sind groß.
Und deswegen ist es unglaublich wertvoll
einen Partner zu haben wie den Staatsminister Schneider,
der weiß, worüber er spricht, der die Dinge selber kennt
und der sich für uns zum Anwalt auch in den Ministerien machen wird.
Dabei ist Schneiders Macht begrenzt.
Er bringt kein Geld mit, hat kein eigenes Budget,
kann in Berlin nur der Fürsprecher des Ostens sein.
Von mir können Sie erwarten, dass ich mitgebracht habe
die feste Zusage, dass die ostdeutsche Interessen
eben im Kanzleramt an der Spitze mit verortet sind.
Wie dünn das Eis der ostdeutschen Befindlichkeiten ist,
erfährt Carsten Schneider gleich in seinen ersten Amtswochen,
als er in einem Zeitungsinterview über die Ostdeutschen sagt:
Gleich hagelt es Kritik,
wo doch der Neue weniger polarisieren wollte
als sein Vorgänger Wanderwitz.
Und ich muss noch sehr präziser formulieren,
und mit Zweifel eine Verkürzung,
die ich mir als Abgeordneter habe erlauben können,
eben nicht machen, sondern einen Satz hinten dranhängen.
Und das geht im Osten auch, eine klare Sprache zu sprechen.
Man darf nur nicht beleidigend sein und auch nicht zu besserwisserisch.
Schneider kommt früh im Westen an.
1998 wird der gelernte Bankkaufmann
mit 22 der bis dahin jüngste Bundestagsabgeordnete in Bonn.
Im Plattenbau in Erfurt groß geworden,
als Sohn einer Alleinerziehenden, der sich für seine Ost-Biografie
nie geschämt hat.
Wir haben in meiner Familie viele Arbeitslose, von daher glaube ich,
weiß ich, wie die Situation ist
und der ich mache die vier Jahre Bundestag und wenn ich sehe,
ich kann noch was bewegen, mache ich's weiter.
Ein ostdeutscher Aufstieg zum Haushaltsexperten der SPD-Fraktion,
zuletzt Parlamentarischer Geschäftsführer.
Jetzt will er ein paar der dicken alten Bretter bohren.
Wenn man sich die Löhne anschaut und guckt auf die bundesdeutsche Karte.
Man sieht immer wieder die DDR, nämlich mit den geringen Einkommen.
Das muss sich zwingend ändern.
Schneider ist einer von vier Ostdeutschen
am Kabinettstisch von Olaf Scholz.
Er fordert mehr seiner Landsleute in Spitzenpositionen,
ohne Quote, dafür mit mehr Mut.
Wir wollen das verbessern.
Es ist auch wirklich zwingend notwendig.
Wenn ich ein kleines bisschen dort auch ein Vorbild sein kann.
Dass das geht ja also aus den Plattenbaugebieten Erfurt,
tatsächlich herzukommen, ohne Vitamin B zu haben,
ohne Eltern, die in dem Bereich schon waren,
dann wäre schon viel gewonnen.
Mindestens die Hälfte seiner Zeit will der neue Ostbeauftragte
durchs Land reisen, neue Bilder des Ostens prägen
und möglichst vielen eine Stimme geben.
Unfassbar, historisch, sensationell,
die Nachrichten überschlagen sich bei dem, was Rafael Nadal
da heute geschafft hat, aber Hanna, er brauchte Zeit.
Ganze fünf Stunden und 24 Minuten.
So lange hat es gedauert, bis feststand:
Der spanische Tennis-Profi hat die Australian Open gewonnen.
Und mit diesem 21. Grand-Slam-Titel ist Nadal nun außerdem alleiniger Rekordhalter.
In einem packenden Match besiegte der 35-Jährige den Russen Medwedew.
Kein Profi vor ihm hat das geschafft.
Rafael Nadal setzt sich nach unglaublicher Energieleistung
an die Spitze der Bestenliste.
Dabei hatte Daniil Medvedev
gegen den im vergangenen Herbst und Winter
wegen einer Fußverletzung ausgefallenen Spanier,
schon wie der sichere Sieger ausgesehen.
Mit diesem Ballwechsel sichert sich der
Weltranglisten-Zweite aus Russland den zweiten Satz im Tiebreak,
nachdem er bereits den ersten mit sechs zu zwei gewonnen hat.
Doch Nadal beweist mal wieder unvergleichlichen Kampfgeist,
holt mit gesteigertem Risiko Satz um Satz auf.
Nach fünf Stunden und 24 Minuten hat Nadal dann
tatsächlich Matchball zum sieben zu fünf im fünften Satz.
Sein 21. Triumph bei einem Grand-Slam-Turnier,
auch in Abwesenheit des Weltranglisten-Ersten
Novak Djokovic eine wahrhaft sagenhafte Leistung.
Beim Skisprung-Weltcup im hessischen Willingen
gab es wegen Windproblemen nur einen Durchgang bei den Frauen
und Katharina Althaus landete auf dem zweiten Rang
hinter der Slowenin Nika Kriznar.
Beim anschließenden Springen der Männer stand der Wind günstiger.
Im nun stattfindenden zweiten Durchgang
überzeugte der Oberstdorfer Karl Geiger
und flog auf den zweiten Rang hinter dem Norweger Marius Lindvik.
Mit Platz Zwei übernahm Geiger auch wieder die Führung im Gesamtweltcup.
Jetzt nimmt Sie unsere Frankreich- Korrespondentin Christel Haas
mit auf eine Schnitzeljagd für Modefans.
Es geht einmal quer durch Paris.
Gleich sechs Museen, und ein Ziel:
Dem vielleicht größten Modeschöpfer seiner Zeit ein Denkmal zu setzen.
Exakt vor 60 Jahren hat ein gewisser Yves Saint Laurent
seine erste Kollektion gezeigt, der Rest ist Geschichte.
Eine Geschichte voller Ideen und Erfolge.
Der Mann hat Tabus gebrochen, und Konventionen.
Und manchmal brach ihn das Leben selbst.
"Das schönste Kleidungsstück für eine Frau sind die Arme des Mannes,
den sie liebt", hat er gesagt.
"Für die, die dieses Glück nicht haben, bin ich da."
Es ist, als seien sie Teil der großen Gesellschaft
auf dem Wandgemälde.
Diese glänzenden Roben, dieselben Farben, dasselbe Leuchten.
Das Kunstwerk ist von 1937, die Kleider von 1992.
Yves Saint Laurent hat sich für seine Kreationen
häufig von der Kunst inspirieren lassen.
An diesem Gemälde faszinierten ihn die Pinselstriche,
er übertrug sie auf seine Kleider.
Yves Saint Laurent war einer,
der mit Konventionen brach und die Mode revolutionierte.
Bei ihm trugen die Frauen Mondrian zum Cocktail.
Yves Saint Laurent hat vieles übernommen,
aber daraus immer ein eigenes Kunstwerk geschaffen.
Er wollte die Vergänglichkeit von Mode überwinden
und stattdessen einen Stil setzen.
Für ihn war der Stil ewig, die Mode aber kurzlebig.
Vieles, was er den Frauen auf den Leib schneiderte,
ist tatsächlich unvergänglich.
Der Safari-Look, überhaupt Hosenanzüge.
Und natürlich der Smoking für Frauen, damals eine Provokation,
heute selbstverständlich auf jeder Soiree.
Er machte die Frauen elegant,
die Frauen waren maskulin und gleichzeitig superfeminin.
Seine Mode ist Basic, aber sehr gut gearbeitet.
Selbst nach 20 Jahren kann man noch seine Kleider tragen.
Sie werden immer beliebt bleiben.
Dass seine Modelle jetzt in gleich sechs der bedeutendsten Museen
von Paris gezeigt werden, hätte Yves Saint Laurent wohl sehr gefallen.
Er hat viele seiner Entwürfe und Skizzen für die Nachwelt aufgehoben.
Er war der erste Modeschöpfer, der erkannte,
dass seine Arbeit bewahrt werden musste.
Schon in den 80er Jahren hat er ein M auf manche Zeichnungen gemalt.
M wie Museum.
Und immer wieder die Kunst, die in seine Kreationen einfließt.
Picasso, Braque.
Die Malerei, davon war er überzeugt,
sollte, musste das Leben der Menschen begleiten.
Für die Jacke mit Van Goghs Sonnenblumen
fielen übrigens 600 Arbeitsstunden an.
Ausgefeiltheit und perfekter Schnitt können aus Mode Kunst machen,
sagte Yves Saint Laurent einst und hat damit recht behalten.
"Mode vergeht, Stil bleibt ewig."
Auch der Satz ist von ihm und gilt für ihn.
Wir gucken nach vorne jetzt, auf das,
was in der kommenden Woche wichtig wird.
Simone Friedrich macht das, im "heute journal"-Ausblick.
Die hohe Inflation dürfte den Bundesbürgern das Leben
weiter schwer machen, so die Einschätzung der Bundesbank.
Grund dafür seien unter anderem die stark gestiegenen Energiepreise.
Das Statistische Bundesamt gibt zum Wochenbeginn
die Inflationsrate für Januar bekannt.
Eröffnung der Olympischen Winterspiele in Peking am Freitag.
Fast 3000 Athleten treten an.
Skispringer Karl Geiger gehört zu den deutschen Topfavoriten,
ebenso Bobpilot Francesco Friedrich
oder auch die Rodler mit Johannes Ludwig und Julia Taubitz
Am 6. Februar 1952 hat Königin Elisabeth die Zweite
den britischen Thron bestiegen, am Sonntag vor 70 Jahren.
Die Feierlichkeiten zu diesem Rekordthron-Jubiläum
sollen allerdings erst Anfang Juni stattfinden.
Der Palast plant ein viertägiges Spektakel
mit Parade, Live-Konzert und Partys.
Über Corona-Beschränkungen wurde nichts gesagt.
Und nun der Blick auf die Wetteraussichten:
Morgen bleibt es ungemütlich.
Zeitweise gibt es kräftige Schneefälle bis ins Flachland,
die später in Lagen unterhalb von etwa 500 Metern
wieder zunehmend in Regen übergehen.
Im Westen und Süden starker bis stürmischer Westwind,
im Bergland Gefahr von Schnee- verwehungen, 1 bis 7 Grad.
Die weiteren Aussichten:
Sehr wechselhaft und windig, bis Mittwoch am Alpenrand Unwettergefahr
durch starken Schneefall und Schneeverwehungen.
Am Donnerstag beruhigt sich das Wetter, 0 bis 10 Grad.
Wir sind auch morgen wieder für Sie da,
für heute: Danke.
Und gegen 0.25 Uhr gibt's hier
die nächsten Nachrichten in der "heute xpress".
Angenehmen Sonntagabend.
Tschüss!