Die Sehnsucht nach dem perfekten Körpe
Eine größere Brust, kleinere Nase oder ein faltenfreier Körper: Menschen begeben sich in die Hände von ästhetisch-plastischen Chirurgen, weil sie mit ihrem Aussehen unzufrieden sind. Aber auch aus anderen Gründen.
„Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land?“ So fragt die böse Königin im Märchen ihren Zauberspiegel. Doch auch in Wirklichkeit stellt sich so manche Frau, so mancher Mann, die mit ihrem Aussehen nicht zufrieden sind, diese Frage. Viele von ihnen suchen Hilfe bei einer plastisch-ästhetischenChirurgin beziehungsweise einem Chirurgen. Diese gelten als die Experten für Schönheitsoperationen. Bis sie dahin kommen, ist es allerdings ein sehr langer Weg: Sie müssen ein mindestens sechsjähriges Studium der Humanmedizin absolviert und die Approbation als Arzt erhalten haben. Dann folgen vier weitere Jahre Ausbildung auf dem Fachgebiet der Plastischen und Ästhetischen Chirurgie, bei der einige hundert Eingriffe unter Anleitung einer erfahrenen Fachärztin, eines erfahrenen Facharztes durchgeführt werden müssen. Bevor jemand dann den Titel eines Facharztes für Plastische und Ästhetische Chirurgie tragen darf, muss eine entsprechende Prüfung an der jeweiligen Landesärztekammer abgelegt werden. Dr. Jürgen Stettner, der Leiter einer Privatklinik in Köln, hat diese Ausbildung. Nach vielen Berufsjahren als Krankenhauschirurg hat er sich auf die plastische Chirurgie spezialisiert. Was aber beinhaltet das?
„Das sind Eingriffe, die zu einer ästhetischen Verbesserung des äußeren Erscheinungsbildes führen. Da sind Brustoperationen, Nasenoperationen, Gesichtsoperationen, Fettabsaugung. Das sind die häufigen Eingriffe, die durchgeführt werden.“
Wird in den menschlichen Körper mittels einer Operation eingegriffen, sprechen Mediziner von einem „Eingriff“. Bevor Dr. Stettner einen Eingriff vornimmt führt er ein ausführliches Beratungsgespräch, in dem er die Patientinnen und Patienten befragt, welche optischen Mängel sie zu haben glauben. Er stellt dann eine Diagnose, gibt sein Urteil ab, wie diese optischen Mängel beseitigt werden können. Weibliche Patienten beispielsweise empfinden häufig ihren Brustumfang als zu klein. Das kann der Arzt korrigieren:
„Der Eingriff beginnt mit [einem] Gespräch, wobei die Hautverhältnisse, die Brustverhältnisse untersucht werden. Und dann wird ein entsprechendes Implantat eingesetzt, wobei wir Möglichkeiten haben, verschiedene Größen des Implantates, verschiedene Formen zu wählen. Und dann wird ein Eingriff entweder in Vollnarkosedurchgeführt, auch manchmal im Dämmerschlaf, und das Implantat entsprechend dann eingesetzt, wie wir es geplant haben.“
Eine Brustvergrößerung wird in der Regel in Vollnarkose durchgeführt. Die Patientin erhält ein Betäubungsmittel, so dass sie von der Operation nichts mitbekommt. Dessen Dosierung ist abhängig von der Operationsdauer. Entscheidet der Arzt jedoch, dass eine Vollnarkose nicht notwendig ist, wird die Dosis so verringert, dass die Patientin nur in einen leichten Schlaf, einen Dämmerschlaf, verfällt. Bei der Operation werden in die Brust künstliche Teile, Implantate, eingesetzt, die meist aus speziellen Kunststoff- oder Silikonkissen bestehen. Ein geeignetes Implantat muss die gleiche Festigkeit haben wie das Gewebe, das ersetzt wird. Eine Brustvergrößerung steht bei weiblichen Schönheitsoperationen nach wie vor auf Platz eins. Bis zu 20.000 Frauen in Deutschland legen sich jährlich dafür unters Messer. Zu ihnen gehören laut Dr. Stettner auch junge Frauen, die sich die Brustgröße wieder wünschen, die sie während einer Schwangerschaft bekommen haben. Denn nach der Geburt verändert sich die Brust, so Dr. Stettner:
„Nach der Schwangerschaft ist es leider so, dass sich bei manchen Patienten das Drüsengewebe verkleinert durch Hormoneinfluss. Und manchmal ist es so, dass die Haut sich verändert. Und das kann man wieder weitgehend restaurieren in einen ästhetischen und für die Patienten befriedigenden Zustand.“
Während der Schwangerschaft sorgen weibliche Hormone dafür, dass die Brust darauf vorbereitet wird, Milch für das Neugeborene produzieren zu können. Das Wachstum der Drüsen, der Brustorgane, die Milch produzieren, wird angeregt. Die Brust vergrößert sich, wird voller. Nach dem Abstillen eines Babys entwickelt sich dieses Drüsengewebe zurück. Der Arzt kann nun die Brust auf den Stand während der Schwangerschaft bringen, sie restaurieren, wiederherstellen.
Zu seinem Patientenkreis gehören aber nicht nur junge Menschen, sondern auch ältere, die beispielsweise ein faltenfreies Gesicht haben möchten. Die Erfolgsaussichten sind hoch, sagt Dr. Stettner:
„Heutzutage sind Techniken und Möglichkeiten entwickelt worden, die tatsächlich darauf hinauszielen, junge Gesichtskonturen wieder herzustellen, ohne die Haut zu spannen. Und das ist eigentlich das Ziel. Im Alter erschlafft nicht nur die Haut, sondern das Gewebe drunter vor allem. Und das Gewebe drunter wird wieder in die richtige Position gebracht.“
Mit den Jahren verlieren Haut und Gewebe ihre Spannung, erschlaffen. Falten bilden sich. Damit man wieder jugendlichere Gesichtszüge, Konturen, bekommt, wird die Haut gestrafft. Facelifting, Nasenkorrekturen, Fettabsaugung von Bauch, Beinen oder Hintern und andere Eingriffe werden schon lange nicht mehr nur von Frauen wahrgenommen. Auch Männer haben den Reiz der nicht ganz echten Schönheit entdeckt, sagt Dr. Stettner:
„Der Anteil der Männer bleibt konstant. Es ist natürlich so, dass die Männer sich freier dazu äußern und eher bereit sind, das zu machen. Aber der weibliche Anteil nimmt zu, so dass das sich prozentual im Grunde genommen die Waage hält.“
In der Praxis von Dr. Stettner hält sich die Anzahl der männlichen und weiblichen Patienten die Waage, ist in etwa gleich. Obwohl viele Eingriffe inzwischen Routine sind, gilt: Keine Operation ist ohne Risiko. Dazu gehören laut Dr. Stettner:
„Wundheilungsstörungen können auftreten, manchmal mehr oder weniger sichtbare Schnitte. Es gibt zwar extrem selten vorübergehende Nervenschwächen, selbstverständlich Schwellungen, Infektionen. Das sind allgemein Risiken bei jeder Operation, die dann auftreten könnten.“
Nach Operationen entstehen rund um das operierte Gebiet oftmals Schwellungen, Verdickungen im Gewebe, weil Blut in das Gewebe sickert, solange die Schnittwunden noch nicht völlig verheilt sind. Gefährlicher als eine Schwellung, die bald wieder verschwindet, ist eine Infektion, eine Ansteckung durch Krankheitserreger oder einfach auch nur Schmutz. Aber auch Nerven können beschädigt werden. Nicht alle Patienten unterziehen sich einer möglicherweise mit Risiken behaftete Operation nur aus Gründen der Eitelkeit, sondern weil sie durch einen Unfall oder Krankheiten entstellt sind. Ob eine „OP“ nun medizinisch notwendig oder nur zur Verschönerung gedacht ist: Dr. Stettner ist stolz auf jede Operation, mit der er einer Patientin oder einem Patienten zu einem besseren Aussehen verholfen hat:
„Faszination ist das, dass man tatsächlich als Arzt ziemlich schnell und evident Ergebnisse erreicht, die die Patienten zufrieden, glücklich machen, mit viel mehr Selbstbewusstsein. Also, das ist die Faszination, dass man tatsächlich mit den ästhetisch-plastischen Eingriffen einen sehr positiven Effekt auf das Leben des Patienten erreichen kann.“
Für Dr. Stettner besteht die Faszination seines Berufes darin, Menschen das Aussehen zu geben, das sie sich wünschen, und ihnen so zu mehr Selbstbewusstsein – mit der entsprechenden Auswirkung auf ihr Lebensgefühl insgesamt – zu verhelfen. Denn sind Verbände abgenommen, die Wunden verheilt und ist alles so, wie es sein sollte, ist das Ergebnis evident, sichtbar. Und vielleicht werden sich diejenigen, die einen erfolgreichen ästhetisch-plastischen Eingriff hinter sich haben, eine Frage nicht mehr stellen: „Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land?“