Medien bei Flüchtlingspolitik nicht kritisch genug?
Als 2015 fast eine Million Flüchtlinge nach Deutschland kam, berichteten die Medien meist positiv darüber. Damals kritisierte das die rechte Partei AfD. Jetzt werfen auch Wissenschaftler den Medien Fehler vor.
Im Jahr 2015 ließ Deutschland fast eine Million Flüchtlinge ins Land. In dieser Zeit fanden sowohl Politik als auch Medien die Flüchtlingspolitik von Bundeskanzlerin Angela Merkel fast nur positiv. Es gab kaum kritische Stimmen. Später wurde den Medien vorgeworfen, dass sie für die Regierung Politik gemacht hätten und das Volk erziehen wollten. Dabei ist es eigentlich vor allem ihre Aufgabe, komplexe Entwicklungen zu erklären.
Bisher kam dieser Vorwurf eher von der rechten
AfD. Jetzt hat auch eine wissenschaftliche Studie der Otto-Brenner-Stiftung die deutschen Medien und ihre Berichterstattung über Flüchtlinge kritisiert. Wissenschaftler der Hamburg Media School und der Universität Leipzig haben vor allem drei große deutsche Zeitungen, einige Online-Medien und mehrere Regionalzeitungen untersucht. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass die Journalisten damals die Politik nicht neutral und kritisch beobachtet haben, sondern einfach die Meinung der Regierung übernommen haben.
Die untersuchten Zeitungen haben zu 83 Prozent positiv über das Flüchtlingsthema berichtet. 43 Prozent der interviewten Personen waren Vertreter der Bundesregierung, der Ministerien oder der Parteien. Von der Opposition durften sich zum Beispiel Grünen-Politiker doppelt so oft zum Thema äußern wie Politiker der Linken. Über Kritiker und deren Argumente wurde insgesamt kaum berichtet.
Wer zwischen Februar 2015 und März 2016 das Kommen der vielen Flüchtlinge kritisiert hat, galt laut der Studie schnell als fremdenfeindlich. Doch nach der Kölner Silvesternacht, in der es zu vielen Übergriffen von nordafrikanischen Flüchtlingen gegen junge Frauen kam, wuchs die Kritik an der Flüchtlingspolitik in den Medien. „Es entsteht der Eindruck, als wollten viele Journalisten jetzt überfleißig
nachholen, was sie zuvor versäumt hatten“, so die Wissenschaftler.
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