Coronavirus: Langzeitwirkung auf die Aktienmärkte? Interview Dr. Ulrich Stephan
Das Jahr 2020 fing ja eigentlich gut an, der Brexit zumindest geklärt, die Börsen auf Rekordkurs -
doch dann kam das Coronavirus. Bei mir ist Dr. Ulrich Stephan von der Deutschen Bank
Kann das Virus den Börsen das Jahr vermasseln?
Es kann schon, es hat sicherlich Potenzial, es gibt ja auch viele
beklagenswerte Tote. Wir gehen trotzdem davon aus, dass der Höhepunkt der
Neuerkrankungen innerhalb der nächsten 14 Tage überschritten sein wird,
insofern erwarten wir eine Delle fürs erste Quartal, besonders in China und in Asien
wird aber auch ausstrahlen auf den Rest der Welt, auf Europa und auf Deutschland.
Nichtsdestotrotz nach dem, was man im Moment liest und hört und wie gesagt
ich bin kein Mediziner oder Virologe, würde ich davon ausgehen, dass wir dann
Nachholeffekte im zweiten Quartal sehen.
Kann das Virus aber die Börsen auch längerfristig irgendwie runter drücken? Wir haben ja so eine Delle mal kurz gesehen
dann ging es aber auch gleich wieder hoch. Können da längerfristige Effekte folgen?
Also wie gesagt, man geht im Moment davon aus, dass der Höhepunkt in der nächsten
Zeit überschritten sein wird, dass es dann abklingt und dass wir
Nachholeffekte haben. Sollte sich das als falsch herausstellen werden wir
sicherlich nochmal Volatilitäten sehen an den Märkten
Es gibt momentan habe ich das Gefühl gerade sehr viele Crash Propheten, die
irgendwelche größeren Verluste voraus sagen. Kann dass Eintreffen, vielleicht
nach der US-Wahl, weil bis dahin werden die Kurse wahrscheinlich eh recht stabil
werden, die USA werden ja sicher alles dafür tun, dass die Wirtschaft stabil ist.
Kann man so was demnächst erwarten, rein statistisch gesehen vielleicht auch schon?
Naja, Aktienmärkte sind sicherlich nicht
preiswert bewertet im historischen Vergleich, wobei ich immer sage wenn
jemand von Überbewertungen spricht, muss er ja irgendwie einen Maßstab im Kopf haben
eine Richtlinie und die ist eben ausgesprochen schwierig bei null oder
Negativzinsen. Mathematische Modelle funktionieren da nicht.
Insofern wird man sicherlich den amerikanischen Wahlkampf beobachten müssen.
Mit Elizabeth Warren oder Bernie Sanders haben wir Leute, die vor allen
Dingen bei bestimmten Sektoren, das ist dann die Energie, das ist Gesundheit
das sind die großen Banken, aber auch Technologieunternehmen,
administrative Maßnahmen planen, die nicht wirtschaftsförderlich wären,
insofern würde man dann sicherlich mit Volatilitäten an diesen an diesem Ende
rechnen müssen, aber das steht dann Ende des Jahres bzw 2021 auf der Agenda.
Also im Moment würde ich davon ausgehen, dass wir eine wirtschaftliche Erholung
sehen und Aktienmärkte sich dann auch weiterhin erholen werden.
Wenn wir das jetzt hören, was ist für Anleger interessant, welche Branchen vielleicht?
Ja, ich würde in die Dips hinein kaufen und würde das vor allen Dingen in
zyklischen Werten tun, IT, wie schon gesagt habe aber auch Banken
Finanzen ich würde mir Industrie angucken und
wer mutig ist auch Autos und Autoteile, weil die ausgesprochen günstig bewertet sind.
Kurz noch eine Frage zu ihrem eigenen Haus.
Sie haben ja einen Milliarden-Verlust gerade vermeldet, aber jetzt gibt es einen neuen
Investor, heißt das es geht aufwärts? Ich habe das gestern auch mit einem Auge gesehen,
dass dort jemand sich engagiert hat, das kann man ja eigentlich immer nur
begrüßen, aber ansonsten möchte ich meinen Vorstand und Aufsichtsrat nicht
kommentieren ich glaube das obliegt den Damen und Herren, hier sich zu äußern.
Sagt Dr. Ulrich Stephan von der Deutschen Bank. Vielen Dank, dass Sie hier
waren an der Frankfurter Bösre und Ihnen Dankeschön fürs Interesse.
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