Fluch oder Segen? Der Mietendeckel in Berlin
Berlin hat ein Problem: In vielen
Bezirken sind die Mieten zwischen
2014 und 2018
schneller angestiegen als die Löhne.
Erschwingliche Wohnungen sind immer
schwerer zu finden.
Um diese Entwicklung zu stoppen, hat
der Berliner Senat ein neues Gesetz
beschlossen.
Wie soll der Mietendeckel
funktionieren?
Das Gesetz gilt für fünf Jahre und
besteht aus drei Elementen.
Erstens: Die Mieten für fast
anderthalb Millionen Wohnungen
werden eingefroren - auf den Stand
vom 18.
Juni 2019.
Und zwar bis Ende 2021.
Auch danach sind nur relativ geringe
Erhöhungen erlaubt, wenn überhaupt.
Zweitens: Wird eine Wohnung neu
vermietet, muss der Vermieter die
Miete vom Stichtag 18.
Juni 2019 mitteilen.
Und es gibt eine Obergrenze für den
Mietpreis.
Drittens: Neun Monate nach
Inkrafttreten des Gesetzes sind für
bereits vermietete Wohnungen
überhöhte Mieten verboten und
können vom Mieter herabgesetzt oder
zumindest moniert werden.
Ein Beispiel: Eine Familie lebt
in einem Mehrfamilienhaus in guter
Wohnlage.
Bisher zahlt sie für ihre modern
ausgestattete
100-Quadratmeter-Wohnung in einem
vor 1918 erbauten
Haus 1450
Euro kalt im Monat.
Hier kommt der Mietendeckel ins
Spiel.
Laut Obergrenze inklusive 20
Prozent Puffer darf diese Wohnung
höchstens 9,83 Euro
pro Quadratmeter kosten.
Also 983 Euro
kalt im Monat.
Der Vermieter müsste also die Miete
senken.
Doch wie wird sich der Mietendeckel
auf den Wohnungsmarkt auswirken?
Das ist gut für Berlin.
Und das ist gut für die Stadt,
denn Berlin muss bezahlbar
bleiben.
Kritiker halten den Mietendeckel
dagegen für einen schweren Fehler,
bezeichnen das Gesetz "als Politik
aus der sozialistischen Mottenkiste"
und als "investorenfeindlich".
Entweder der Wohnungsbestand wird
sich stark verschlechtern in Berlin,
oder wir werden Situationen erleben,
wie wir sie aus Stockholm kennen:
Wartezeiten für Mieter von 11
bis 30 Jahren, um eine Wohnung zu
bekommen.
Es wird auf jeden Fall nicht
leichter und schöner, in Berlin zu
leben.
Wobei: Das Gesetz gilt explizit
nicht für Wohnungen in Häusern, die
seit 2014 gebaut wurden.
Ob wirksam oder schädlich.
Das wahrscheinlich größte Problem am
Mietendeckel ist die Ungewissheit.
Er ist juristisches Neuland.
Ich mache mir große Sorgen für die
Mieter in Berlin, weil ihnen
wird es jetzt überlassen, sich
mit ihren Vermietern über Jahre
zu streiten auf eigenes
Kostenrisiko.
Das ist weder mieterfreundlich noch
sozial.
Und deswegen werden wir als
CDU-Fraktion
eine direkte Klage zum
Verfassungsgericht einleiten,
um den Mietern diese Last und
dieses Klagerisiko zu nehmen.
Sogar die zuständige Senatorin
empfiehlt den Mieterinnen und
Mieter, mögliche Einsparungen
zurückzulegen.
Denn es könnte passieren, dass das
Bundesverfassungsgericht das Gesetz
kassiert.