×

Nós usamos os cookies para ajudar a melhorar o LingQ. Ao visitar o site, você concorda com a nossa política de cookies.


image

2020 ZDF Heute Journal, Danke für Nichts, 2020!

Danke für Nichts, 2020!

(Mann) Maske, Maske ... Ich hab keinen Bock mehr auf die Diskussion.

Nee, mach ich nicht mit. Das bin ich auch nicht.

Ich mach mich hier doch nicht zum Affen.

* heitere Musik *

Deutschland diskutiert über die Maskenpflicht,

das Vermummungsgebot.

Und ich sag gleich: Ich persönlich bin tatsächlich pro Maske,

denn für mich ist es optisch eine klare Verbesserung.

Selbst wenn so ein Teil nur verhindert,

dass man andere infiziert, reicht das doch als Argument.

Erst recht bei einer Krankheit,

die auch ohne Symptome ansteckend ist.

Warum tragen denn die Menschen in Asien

schon seit Jahrhunderten solche Masken?

Warum? Aus Gründen.

(Mann) Geld her, Banküberfall!

Wer hat das eben gesagt?

Also ich war das ganz bestimmt nicht.

Sie haben das doch eben gerufen.

Ich? Sie haben wohl einen Hörschaden!

Was ist denn mit dem da?

Meine Maske ist noch Vermummung vom 1. Mai.

Wer hat es denn jetzt gesagt?

Er hier war's!

Achtung!

Bitte den Abstand einhalten.

Wer hat gerufen: "Banküberfall"?

Der! - Nein, das war ich nicht!

Halt die Fresse.

Wer war das? - Ich nicht.

(Mann) Bullenschwein. - Wer hat das gesagt?

Das würde ich nie sagen. - Ich auch nicht.

Ich auch nicht.

Für dich, Susanne. - Ich bin nicht Susanne.

'tschuldigung, Klaus. - Gute Arbeit.

Danke.

* spannungsvolle Musik *

Maske runter!

(Polizistin) Das ist er!

(Echse) Vielen Dank.

Vielen Dank. Ich bin die Echse.

Ich bin, wie viele 3sat-Zuschauer auch,

seit dem Urknall auf der Welt.

Und insofern kann man sagen:

Ich bin 'ne Risikogruppe. * Gelächter *

Und als Risikogruppe möchte ich auch, dass,

gerade wenn ein gefährliches Lungenvirus grassiert,

die anderen auf mich Rücksicht nehmen.

* Gelächter *

Und stelle doch fest:

Gerade in meinem direkten Umfeld,

da muss ich Dinge erleben ...

Hier.

Mindestabstand?

Kannst du vergessen.

Ey, ungelogen,

was mir hier aerosolmäßig in den Nacken gerotzt wird ...

Wenn du da ein Teststäbchen ranhältst,

das zerfleddert dir.

Ich meine, gut, vielleicht ist er immun, weil ...

Ich hab ihn mir in der Garderobe genau angeguckt

und eins hat auf jeden Fall:

'n Antikörper.

* Gelächter *

Ich finde trotzdem: Wenn man so nah sitzt,

sollte man Maske tragen. Ich kann es nicht.

Ich kann selbst keine tragen. Ich hätt's gerne gemacht.

Aber ich bin von der Maskenpflicht befreit,

weil ich hab keine Ohren.

* Gelächter *

Das Bescheuertste, was ich gesehen hab, war er hier.

Das war kein Kippa-Ersatz, ich schätze,

das dient dazu, wenn einer von hinten hustet,

wirst du so nicht infiziert.

Freunde, ihr habt sie doch nicht mehr alle.

Den fand ich übrigens auch noch gut,

das sind die Vieltelefonierer.

Wenn die keinen Hörer am Ohr haben, dann wenigstens 'ne Mu-Naske.

Das Einzige, was ich machen kann, ist Händewaschen.

Und das mach ich auch.

Ich hab die letzten Monate so viel Hände gewaschen,

die rechte ist jetzt ab.

Ich weiß noch den Tag, wo ich mit Kernseife ...

Dachte: "Hä, wo sind die Finger?" Alles weg, nüscht mehr da.

Nur noch so ein Stummel.

Ja, und jetzt guck ich auf den Stummel,

denk an die letzten Monate

und frage mich:

War das die geeignete Maßnahme?

Maskenverweigerer hatten ja einen großen strategischen Nachteil:

Sie waren sofort zu erkennen.

Aber wer hat eigentlich die Einhaltung

der Maskenpflicht kontrolliert?

Ich privat bin einfach froh, dass wir Leute haben,

die sich täglich für uns alle reinhängen in dieser Corona-Krise.

Zum Beispiel auch die Kollegen vom Ordnungsamt,

wichtiger Job und möglicherweise endlich eine sinnvolle Verwendung

für Fabian Köster.

Wollen wir los? - Bevor es losgeht,

ziehst du erst mal die Weste an.

(Fabian) Wie, "Ausbildung"? - Sicher Ausbildung.

Muss man sich erst verdienen, ohne Weste rumzulaufen.

Wolltet ihr eigentlich zur Polizei und dann ist was schiefgelaufen?

Ist das dein Ernst jetzt? - Nein, ich ziehe die Frage zurück.

* treibende Musik *

Bitte Abstand halten.

Alle bitte Abstand halten.

Bitte nicht über die Linie treten. Ist ganz wichtig.

Die geht ja hier noch weiter.

Also, ne? Immer aufpassen.

Ich hab Sie im Blick.

Haltet Abstand.

Abstand halten ist für mich ganz einfach:

Ich rufe einmal "Allahu Akbar" und alle sind weg.

Aber ich weiß auch,

vielen anderen Menschen fällt Social Distancing schwer.

Und für die habe ich einen Tipp:

Esst Sucuk,

das ist türkische Knoblauchwurst mit Knoblauch und Knoblauch.

Jeden Tag zwei Stück und ihr habt Ruhe.

Und bitte Abstand halten,

ich hab keinen Bock auf Ausgangssperre.

Dass ich in die Clubs nicht reinkomme, das weiß ich.

Dass ich sogar draußen nicht reinkomme, das wär echt hart.

Abschließen würde ich gerne mit einer guten Nachricht:

Jeder kann was tun. Helft euch.

Als das Ganze losging, hab ich einen Freund gesehen,

er und seine Frau müssen arbeiten.

Er wollte seinen Siebenjährigen zu den Großeltern schicken.

Ich so: "Das kannst du nicht. Kinder haben Corona ohne Symptome.

Die stecken die Großeltern an."

Der hat mich panisch angeschaut und gesagt:

"Dann fahre ich ihn zur Schwiegermutter."

Ihr merkt, es gibt immer eine Lösung,

(Köster) Damit Ihnen auch niemand zu nahe kommt.

Aber wir passen eigentlich auch selber auf,

dass uns keiner zu nahe kommt.

Ich möchte Ihnen einfach helfen. - Ja, finde ich gut.

(Köster) Bitte die Abstandsregeln einhalten.

Doppelt hält besser, ne? - Ja, ja.

Aber Sie fühlen sich jetzt auch sicherer durch das Band?

Konnte ich Ihnen schon helfen? - Ja, wunderbar.

Sehr gerne.

(Fabian) Gehören Sie zusammen? - Ja, wir gehören zusammen.

Können Sie das denn auch beweisen? - Ja, hier.

Sie haben einen Personalausweis? - Wenn Sie den sehen müssen.

Ja, natürlich, bitte.

Du hast aber nur deinen. Ich hab ja meinen zu Hause.

Sie haben Ihren zu Hause? Das ist schlecht.

Sie müssen das in unserer Stadt verfolgen?

(Fabian) Ja, natürlich. - Prüfen Sie auch andere Städte?

Nee, Neuss ist 'n Sündenpfuhl. - (Mann) Das wissen wir.

Bitte das Eis nur mit Mundschutz verzehren.

Erlebt man auch, dass die Leute anrufen und Leute verpetzen?

Ja, das ist Tagesgeschäft. - Ja?

Gehört dazu, ja. Dann kriegen wir aus der Zentrale einen Anruf.

Ach, hi.

Kriegen wir aus der Zentrale einen Anruf:

"Guck mal da und da nach. Da ist Party.

Da hat jemand angerufen, der Nachbar oder sonst was."

Meistens bleiben die anonym.

Man merkt, dass Deutsche Spaß haben, ihre Nachbarn zu verpfeifen.

Deutsche sind halt deutsch, ne?

(Fabian) Es wär ganz wichtig, dass Sie Abstand halten.

Das ist keine Übung, sonst hole ich den Wasserwerfer.

* E-Gitarrenmusik *

"Draußen wird alles immer schlimmer

Ich bleib in meinem Zimmer

Quarantäne für immer

Am Ende bin ich nämlich der Gewinner

Weil ich mein ganzes Leben über Drinnen war

Quarantäne für immer

Für immer

Für immer."

Viele von uns waren 2020 überwiegend im Homeoffice.

Aber wie machte das eigentlich eine Bademeisterin?

Einige Branchen waren da echt im Nachteil.

Homeoffice, ich bin zu Hause.

(Einbrecher) Ach, Scheiße.

Homeoffice heißt das Gebot der Stunde.

Auch dieses Studio hier

wurde im Westflügel meiner Gästetoilette aufgebaut,

das nur am Rande.

Satire und Kabarett im Homeoffice - wie geht das?

Wir schalten live zu Birte Schneider.

Wie geht's Ihnen nach einer Woche Arbeit zu Hause?

Sie sehen etwas legerer aus als sonst,

wenn ich mir die private Bemerkung erlauben darf.

Ja, und? Für wen soll ich mich zu Hause denn groß aufdonnern?

(lacht) Für meinen Mann?

(Mann) Schatz, wo steht der Wischmopp?

Keine Ahnung, such halt.

In der Zeit, wo ich dir jeden Scheiß erkläre,

kann ich es auch selber machen! Vollidiot!

Im Herbst haben wir in Deutschland

die höchste Scheidungsrate aller Zeiten.

Sie sind homeoffice-technisch also noch in der Findungsphase?

Kann man wohl sagen. Mann, die Schweine zwingen mich,

den ganzen Tag mit meinem Kind zu verbringen.

Man kriegt doch keine Kinder, um die ständig zu sehen.

Und zu hören. - (Kind) Mama!

Mama! Was ist denn?

(Kind) Darf ich Schoko-Bon? - Ja!

Von mir aus stopf dir den Rest auch noch rein.

Hat so 'ne unangenehme Stimme, das Kind,

das ist mir früher nie aufgefallen.

Homeoffice, oh Mann.

Wissen Sie was? Das Einzige, was ich gut finde:

Wenn ich bei einer Skype-Konferenz keinen Bock habe,

tu ich so, als gäb's 'n Netzaussetzer.

I... kann eu... lei... ni... hören.

* Sie kichert schelmisch. *

Kollegen verarschen. Mein letztes kleines Glück.

(Mann) Ich räum schon mal die Spülmaschine aus.

Ja, du, toll! Mach das!

Und sag mir bitte unbedingt immer, was du als Nächstes machst!

Das interessiert mich total!

Ich weiß nicht, wie lang ich das noch durchhalte.

Das fehlt mir wirklich. Ins Restaurant gehen, in 'ne Kneipe.

Oh mein Gott. Wissen Sie, ich bin Kölnerin.

Für mich ist es lebenswichtig, das Gefühl zu haben,

in einer vollen Kneipe zu stehen, sich durch Menschen zu quetschen,

am Tresen nach dem Kellner zu winken.

Das ist doch die Lebensfreude.

Ich hab gestern, weil's mir so gefehlt hat,

meine Sofakissen genommen und in der Küche so aufgestellt,

als wären's andere Menschen.

Ich hab einen Parcours gebaut,

damit ich mich zum Kühlschrank durch andere Menschen quetschen musste.

Und dann hab ich sogar vier Bier lang gewartet,

bis ich richtig, richtig pinkeln musste.

Und dann hab ich mit all meinen Stofftieren

die Schlange vorm Damenklo nachgebaut.

Aber es ist wichtig: Wir müssen die Risikogruppen schützen.

Deswegen treff ich meine Eltern nicht mehr, fällt mir total schwer.

Ich würde sie sehr gerne wieder sehen,

im richtigen Leben, live vor mir sehen.

Denn ich kann nicht mehr mit denen skypen. Ich flippe aus.

Haben Sie mit Ihren Eltern geskypt? Wie hält man das aus?

Kein normaler Mensch kann das aushalten.

Bei meinen Eltern ist es so:

(mit verstellter Stimme) Hallo! Wie geht das hier?

Wo muss man denn draufdrücken? Wie geht's euch? Gut?

Constanze, du sagst Mama und Papa, was Sache ist, klar?

Ich hab sie nicht darum gebeten.

(Mutter) Was soll das heißen, Charlotte?

(Constanze) ... ich nicht ändern kann.

(Mutter) Conni! Ich wusste nicht, dass du schon da bist.

Mama! - Wieso habt ihr das nicht gesagt?

Conni, komm doch vor die Kamera, dass ich dein Gesicht sehen kann.

Mama, Conni ist nicht hier, die ist im Internet.

Die ist im Dschungel, aber im Internet, bei mir im Computer.

Ach Quatsch, ich hab doch ihre Stimme gehört. Conni!

Constanze, was redest du denn da? Dir ist es auch scheißegal,

wenn Mama und Papa an dem Virus verrecken.

Oh, Charlotte! It's not real!

Die Angst ist real, das ist der Virus, um den es geht.

Hör auf, mir Vorwürfe zu machen.

Ja, okay. Ich hab wirklich keine Zeit mehr.

Ich hab einen wichtigen Pitch für den Hundefutter-Affen.

Mama, Constanze ruft dich gleich an und erklärt dir alles.

(Mutter) Also, entschuldige mal ...

Unübersichtlich wurde es auch beim Shoppen.

Für Einzelhändler hieß es zum Beispiel:

Alles muss raus, aber keiner darf mehr rein.

Amazon war ja schon vor Corona extrem mächtig.

Jetzt ist der Konzern auch für Deutschland

endgültig systemrelevant. Nicht übertrieben.

Reden wir drüber mit unserer Netz-Reporterin Larissa.

Hallo, Larissa. Hallo, Herr Oliver.

Herzlichen guten Abend. Ich bin Larissa und Netzreporterin.

Richtig. Larissa, du hast mal für uns recherchiert,

wie sehr Amazon von der Corona-Krise profitiert.

Sehr, Herr Oliver. Die profitieren sehr.

Weil?

Ach so, ich dachte, wir sind fertig. Nee.

Ja, also, dann, äh ...

Ich sag mal so, der Erfolg von Amazon

liegt phasenweise tendenziell natürlich daran,

dass wir alle sehr beschränkt sind.

Ist ja so, weil wir haben ja einen Kontaktbeschränkung.

Das heißt, wer rausgeht,

der muss ein Strafe an Merkel bezahlen,

weil sie nicht möchte, dass wir Leute kennenlernen.

Sie ist wahrscheinlich ein sehr bittere Frau

und hasst junge Menschen, kann ja sein.

Ja, und das Problem ist jetzt aber,

dass wohl viele von den sogenannten, ähm ... Läden

eher draußen sind.

Aber genau da, ins Draußen, darf man ja nicht mehr hin!

Inzwischen darf man ja schon wieder in Läden.

Unterbrechen Sie nicht meinen Gedankenfluss,

er ist gerade sehr gut.

Also, ich sag mal so:

Alles, was der Mensch heute braucht,

also Essen und Schuhe, bestellt er nur noch im Internet.

Deswegen hatte ich neulich auch ein Geschäftsidee.

Und zwar, warten Sie,

ein Online-Handel für Essen in Schuhen!

Und das nenne ich dann "Lieferanzalando" oder so ähnlich.

Ja, egal. Dann denken Sie wahrscheinlich jetzt, also der Laie:

Von Corona profitiert der ganze Online-Handel.

Aber das ist nicht so, das ist falsch.

(Sprecher) Experten sagen: Auch der Online-Sektor hat Probleme.

Man kann nicht sagen, dass der Online-Handel per se

als Gewinner aus dieser Situation hervorgeht.

Der einzige, der offensichtlich stark zulegt, ist Amazon.

Genau, nur Amazon.

Weil die deutschen Online-Fuzzis, die machen einen schlimmen Fehler,

ich schwöre.

Sie zahlen, ich hab das mal recherchiert, sogenannte Steuern.

Das heißt - oh, du meine Güte, Herr Oliver,

Sie können sich das nicht vorstellen:

Die geben was ab von dem, was sie verdienen.

Dann hat man weniger!

Ich frag mich an dieser Stelle wirklich: Wie dumm kann man sein?

Steuern, ja, da hab ich auch schon von gehört.

Amazon zaubert tatsächlich mit absurderweise legalen Steuertricks

immer noch seine deutschen Gewinne weg.

Das heißt, die machen unseren Einzelhandel platt

und zahlen nicht mal nennenswerte Steuern.

Genial, oder?

Genau deswegen ist der Amazon-Boss Jeff Bezos

auch die reichste Glatze der Welt und Corona-Gewinner Number One.

Und "one" heißt ja "eins".

Und wer bitte denkt an die armen Supermarktmitarbeiter?

Kunden, die draußen im Eisregen warten mussten,

sind wahrscheinlich noch mieser gelaunt als sonst.

Wir schalten live zu Valerie Niehaus.

Sie ist Kassiererin bei einem Discounter,

den wir nicht nennen wollen.

Nur so viel: Der Name ist das Gegenteil von brutto.

Frau Niehaus, wie war denn Ihr 2020?

Einfach nur schön.

Ich weiß, das klingt verrückt am Ende von so einem Jahr,

aber wir Kassiererinnen haben so viel Zuspruch gekriegt.

Also jetzt, wo wir systemrelevant sind,

da ist der Kontakt zum Kunden noch mal intensiver geworden.

Entschuldigung, Sie haben Ihre Maske vergessen.

Leck mich, du Schlampe. - (kichert nervös) Schönen Tag noch.

Man kriegt so viel zurück. - Ja, glaube ich.

Aber eigentlich ist es mit Zuspruch alleine nicht getan.

Im Frühjahr, als Sie uns durch die große Klopapierkrise geholfen haben,

da hieß es wirklich von überall: "Irre, was die leisten."

So viele warme Worte.

Wer in diesen Tagen an einer Supermarktkasse sitzt

oder Regale befüllt,

der macht einen der schwersten Jobs, die es zurzeit gibt.

Danke, dass Sie da sind für Ihre Mitbürger

und buchstäblich den Laden am Laufen halten.

(lacht) Das ist doch wunderbar. Weil ich in einem Laden arbeite.

Verstehen Sie? Das war ein Wortspiel von der Kanzlerin.

Ja, hat sie ganz gut hingesülzt.

Jetzt ist aber der Bruttolohn bei Vollzeitbeschäftigten

in Ihrer Branche im Vergleich zum letzten Jahr sogar gesunken,

konnte man grade lesen.

Das ist jetzt kein Corona-Bonus in dem Sinne.

Ja, Moment, es gab ja Boni,

nur meistens in Form von Rabatt- gutscheinen für den eigenen Laden,

also bei Netto zum Beispiel 200 Euro Einkaufsrabatt.

Gut, dafür muss ich bei Netto für 1000 Euro einkaufen, aber egal.

Oder Rewe und Penny,

da kriegen die Mitarbeiter Reisegutscheine ...

Nur gültig bei Reiseunternehmen von Rewe und Penny,

aber es ist doch 'ne schöne Geste. Jeder verreist gern.

Reisegutschein? Wie zynisch ist das denn?

Man kann doch gerade nirgendwohin reisen.

Dann eben später.

Außerdem, es geht auch nicht immer nur um Geld, Herr Welke.

Deswegen möchte ich Sie abschließend um etwas bitten

in diesen Zeiten.

Schenken Sie dem Verkäufer, der Verkäuferin im Supermarkt,

in der Drogerie vielleicht einfach mal ein Lächeln.

(emotional) Mehr kann eine Frau in diesem Leben nicht wollen.

Ein Lächeln von Jens Spahn.

Allein die Kaufland-Lidl-Gruppe

macht in diesem Jahr schätzungsweise zwölf Prozent mehr Umsatz.

Das wären etwa 140 Milliarden.

Da muss noch mehr drin sein als ein Lächeln und ein paar Gutscheine.

Ja, das kommt bestimmt noch.

Ha! Und kaum hab ich's gesagt,

bringt mir der Filialleiter meinen Dezember-Bonus. Danke.

Wär doch nicht nötig gewesen.

So. Na?

Och, gucken Sie mal.

Mein Bonus sind 50 Treueherzen und ...

Fußballbildchen.

Moment mal! Fünfmal Jogi Löw?

Nach dem Jahr nur Bilder von dem Versager?

Jetzt reicht's. Nee, ich bin raus. Ich kündige!

Das verstehe ich. Valerie Niehaus! * Applaus *

Untertitel im Auftrag des ZDF, 2020


Danke für Nichts, 2020! Thanks for nothing, 2020! Obrigado por nada, 2020!

(Mann) Maske, Maske ... Ich hab keinen Bock mehr auf die Diskussion.

Nee, mach ich nicht mit. Das bin ich auch nicht.

Ich mach mich hier doch nicht zum Affen.

* heitere Musik *

Deutschland diskutiert über die Maskenpflicht,

das Vermummungsgebot.

Und ich sag gleich: Ich persönlich bin tatsächlich pro Maske,

denn für mich ist es optisch eine klare Verbesserung.

Selbst wenn so ein Teil nur verhindert,

dass man andere infiziert, reicht das doch als Argument.

Erst recht bei einer Krankheit,

die auch ohne Symptome ansteckend ist.

Warum tragen denn die Menschen in Asien

schon seit Jahrhunderten solche Masken?

Warum? Aus Gründen.

(Mann) Geld her, Banküberfall!

Wer hat das eben gesagt?

Also ich war das ganz bestimmt nicht.

Sie haben das doch eben gerufen.

Ich? Sie haben wohl einen Hörschaden!

Was ist denn mit dem da?

Meine Maske ist noch Vermummung vom 1. Mai.

Wer hat es denn jetzt gesagt?

Er hier war's!

Achtung!

Bitte den Abstand einhalten.

Wer hat gerufen: "Banküberfall"?

Der! - Nein, das war ich nicht!

Halt die Fresse.

Wer war das? - Ich nicht.

(Mann) Bullenschwein. - Wer hat das gesagt?

Das würde ich nie sagen. - Ich auch nicht.

Ich auch nicht.

Für dich, Susanne. - Ich bin nicht Susanne.

'tschuldigung, Klaus. - Gute Arbeit.

Danke.

* spannungsvolle Musik *

Maske runter!

(Polizistin) Das ist er!

(Echse) Vielen Dank.

Vielen Dank. Ich bin die Echse.

Ich bin, wie viele 3sat-Zuschauer auch,

seit dem Urknall auf der Welt.

Und insofern kann man sagen:

Ich bin 'ne Risikogruppe. * Gelächter *

Und als Risikogruppe möchte ich auch, dass,

gerade wenn ein gefährliches Lungenvirus grassiert,

die anderen auf mich Rücksicht nehmen.

* Gelächter *

Und stelle doch fest:

Gerade in meinem direkten Umfeld,

da muss ich Dinge erleben ...

Hier.

Mindestabstand?

Kannst du vergessen.

Ey, ungelogen,

was mir hier aerosolmäßig in den Nacken gerotzt wird ... which is being spat on the back of my neck in an aerosol manner...

Wenn du da ein Teststäbchen ranhältst,

das zerfleddert dir.

Ich meine, gut, vielleicht ist er immun, weil ...

Ich hab ihn mir in der Garderobe genau angeguckt

und eins hat auf jeden Fall:

'n Antikörper.

* Gelächter *

Ich finde trotzdem: Wenn man so nah sitzt,

sollte man Maske tragen. Ich kann es nicht.

Ich kann selbst keine tragen. Ich hätt's gerne gemacht.

Aber ich bin von der Maskenpflicht befreit,

weil ich hab keine Ohren.

* Gelächter *

Das Bescheuertste, was ich gesehen hab, war er hier.

Das war kein Kippa-Ersatz, ich schätze,

das dient dazu, wenn einer von hinten hustet,

wirst du so nicht infiziert.

Freunde, ihr habt sie doch nicht mehr alle.

Den fand ich übrigens auch noch gut,

das sind die Vieltelefonierer.

Wenn die keinen Hörer am Ohr haben, dann wenigstens 'ne Mu-Naske. If they don't have a receiver on their ear, then at least a Mu-Naske.

Das Einzige, was ich machen kann, ist Händewaschen.

Und das mach ich auch.

Ich hab die letzten Monate so viel Hände gewaschen,

die rechte ist jetzt ab.

Ich weiß noch den Tag, wo ich mit Kernseife ...

Dachte: "Hä, wo sind die Finger?" Alles weg, nüscht mehr da.

Nur noch so ein Stummel.

Ja, und jetzt guck ich auf den Stummel,

denk an die letzten Monate

und frage mich:

War das die geeignete Maßnahme?

Maskenverweigerer hatten ja einen großen strategischen Nachteil:

Sie waren sofort zu erkennen.

Aber wer hat eigentlich die Einhaltung

der Maskenpflicht kontrolliert?

Ich privat bin einfach froh, dass wir Leute haben,

die sich täglich für uns alle reinhängen in dieser Corona-Krise.

Zum Beispiel auch die Kollegen vom Ordnungsamt,

wichtiger Job und möglicherweise endlich eine sinnvolle Verwendung

für Fabian Köster.

Wollen wir los? - Bevor es losgeht,

ziehst du erst mal die Weste an.

(Fabian) Wie, "Ausbildung"? - Sicher Ausbildung.

Muss man sich erst verdienen, ohne Weste rumzulaufen.

Wolltet ihr eigentlich zur Polizei und dann ist was schiefgelaufen?

Ist das dein Ernst jetzt? - Nein, ich ziehe die Frage zurück.

* treibende Musik *

Bitte Abstand halten.

Alle bitte Abstand halten.

Bitte nicht über die Linie treten. Ist ganz wichtig.

Die geht ja hier noch weiter.

Also, ne? Immer aufpassen.

Ich hab Sie im Blick.

Haltet Abstand.

Abstand halten ist für mich ganz einfach:

Ich rufe einmal "Allahu Akbar" und alle sind weg.

Aber ich weiß auch,

vielen anderen Menschen fällt Social Distancing schwer.

Und für die habe ich einen Tipp:

Esst Sucuk,

das ist türkische Knoblauchwurst mit Knoblauch und Knoblauch.

Jeden Tag zwei Stück und ihr habt Ruhe.

Und bitte Abstand halten,

ich hab keinen Bock auf Ausgangssperre.

Dass ich in die Clubs nicht reinkomme, das weiß ich.

Dass ich sogar draußen nicht reinkomme, das wär echt hart.

Abschließen würde ich gerne mit einer guten Nachricht:

Jeder kann was tun. Helft euch.

Als das Ganze losging, hab ich einen Freund gesehen,

er und seine Frau müssen arbeiten.

Er wollte seinen Siebenjährigen zu den Großeltern schicken.

Ich so: "Das kannst du nicht. Kinder haben Corona ohne Symptome.

Die stecken die Großeltern an."

Der hat mich panisch angeschaut und gesagt:

"Dann fahre ich ihn zur Schwiegermutter."

Ihr merkt, es gibt immer eine Lösung,

(Köster) Damit Ihnen auch niemand zu nahe kommt.

Aber wir passen eigentlich auch selber auf,

dass uns keiner zu nahe kommt.

Ich möchte Ihnen einfach helfen. - Ja, finde ich gut.

(Köster) Bitte die Abstandsregeln einhalten.

Doppelt hält besser, ne? - Ja, ja.

Aber Sie fühlen sich jetzt auch sicherer durch das Band?

Konnte ich Ihnen schon helfen? - Ja, wunderbar.

Sehr gerne.

(Fabian) Gehören Sie zusammen? - Ja, wir gehören zusammen.

Können Sie das denn auch beweisen? - Ja, hier.

Sie haben einen Personalausweis? - Wenn Sie den sehen müssen.

Ja, natürlich, bitte.

Du hast aber nur deinen. Ich hab ja meinen zu Hause.

Sie haben Ihren zu Hause? Das ist schlecht.

Sie müssen das in unserer Stadt verfolgen?

(Fabian) Ja, natürlich. - Prüfen Sie auch andere Städte?

Nee, Neuss ist 'n Sündenpfuhl. - (Mann) Das wissen wir.

Bitte das Eis nur mit Mundschutz verzehren.

Erlebt man auch, dass die Leute anrufen und Leute verpetzen?

Ja, das ist Tagesgeschäft. - Ja?

Gehört dazu, ja. Dann kriegen wir aus der Zentrale einen Anruf.

Ach, hi.

Kriegen wir aus der Zentrale einen Anruf:

"Guck mal da und da nach. Da ist Party.

Da hat jemand angerufen, der Nachbar oder sonst was."

Meistens bleiben die anonym.

Man merkt, dass Deutsche Spaß haben, ihre Nachbarn zu verpfeifen.

Deutsche sind halt deutsch, ne?

(Fabian) Es wär ganz wichtig, dass Sie Abstand halten.

Das ist keine Übung, sonst hole ich den Wasserwerfer.

* E-Gitarrenmusik *

"Draußen wird alles immer schlimmer

Ich bleib in meinem Zimmer

Quarantäne für immer

Am Ende bin ich nämlich der Gewinner

Weil ich mein ganzes Leben über Drinnen war

Quarantäne für immer

Für immer

Für immer."

Viele von uns waren 2020 überwiegend im Homeoffice.

Aber wie machte das eigentlich eine Bademeisterin?

Einige Branchen waren da echt im Nachteil.

Homeoffice, ich bin zu Hause.

(Einbrecher) Ach, Scheiße.

Homeoffice heißt das Gebot der Stunde.

Auch dieses Studio hier

wurde im Westflügel meiner Gästetoilette aufgebaut,

das nur am Rande.

Satire und Kabarett im Homeoffice - wie geht das?

Wir schalten live zu Birte Schneider.

Wie geht's Ihnen nach einer Woche Arbeit zu Hause?

Sie sehen etwas legerer aus als sonst,

wenn ich mir die private Bemerkung erlauben darf.

Ja, und? Für wen soll ich mich zu Hause denn groß aufdonnern?

(lacht) Für meinen Mann?

(Mann) Schatz, wo steht der Wischmopp?

Keine Ahnung, such halt.

In der Zeit, wo ich dir jeden Scheiß erkläre,

kann ich es auch selber machen! Vollidiot!

Im Herbst haben wir in Deutschland

die höchste Scheidungsrate aller Zeiten.

Sie sind homeoffice-technisch also noch in der Findungsphase?

Kann man wohl sagen. Mann, die Schweine zwingen mich,

den ganzen Tag mit meinem Kind zu verbringen.

Man kriegt doch keine Kinder, um die ständig zu sehen.

Und zu hören. - (Kind) Mama!

Mama! Was ist denn?

(Kind) Darf ich Schoko-Bon? - Ja!

Von mir aus stopf dir den Rest auch noch rein.

Hat so 'ne unangenehme Stimme, das Kind,

das ist mir früher nie aufgefallen.

Homeoffice, oh Mann.

Wissen Sie was? Das Einzige, was ich gut finde:

Wenn ich bei einer Skype-Konferenz keinen Bock habe,

tu ich so, als gäb's 'n Netzaussetzer.

I... kann eu... lei... ni... hören.

* Sie kichert schelmisch. *

Kollegen verarschen. Mein letztes kleines Glück.

(Mann) Ich räum schon mal die Spülmaschine aus.

Ja, du, toll! Mach das!

Und sag mir bitte unbedingt immer, was du als Nächstes machst!

Das interessiert mich total!

Ich weiß nicht, wie lang ich das noch durchhalte.

Das fehlt mir wirklich. Ins Restaurant gehen, in 'ne Kneipe.

Oh mein Gott. Wissen Sie, ich bin Kölnerin.

Für mich ist es lebenswichtig, das Gefühl zu haben,

in einer vollen Kneipe zu stehen, sich durch Menschen zu quetschen,

am Tresen nach dem Kellner zu winken.

Das ist doch die Lebensfreude.

Ich hab gestern, weil's mir so gefehlt hat,

meine Sofakissen genommen und in der Küche so aufgestellt,

als wären's andere Menschen.

Ich hab einen Parcours gebaut,

damit ich mich zum Kühlschrank durch andere Menschen quetschen musste.

Und dann hab ich sogar vier Bier lang gewartet,

bis ich richtig, richtig pinkeln musste.

Und dann hab ich mit all meinen Stofftieren

die Schlange vorm Damenklo nachgebaut.

Aber es ist wichtig: Wir müssen die Risikogruppen schützen.

Deswegen treff ich meine Eltern nicht mehr, fällt mir total schwer.

Ich würde sie sehr gerne wieder sehen,

im richtigen Leben, live vor mir sehen.

Denn ich kann nicht mehr mit denen skypen. Ich flippe aus.

Haben Sie mit Ihren Eltern geskypt? Wie hält man das aus?

Kein normaler Mensch kann das aushalten.

Bei meinen Eltern ist es so:

(mit verstellter Stimme) Hallo! Wie geht das hier?

Wo muss man denn draufdrücken? Wie geht's euch? Gut?

Constanze, du sagst Mama und Papa, was Sache ist, klar?

Ich hab sie nicht darum gebeten.

(Mutter) Was soll das heißen, Charlotte?

(Constanze) ... ich nicht ändern kann.

(Mutter) Conni! Ich wusste nicht, dass du schon da bist.

Mama! - Wieso habt ihr das nicht gesagt?

Conni, komm doch vor die Kamera, dass ich dein Gesicht sehen kann.

Mama, Conni ist nicht hier, die ist im Internet.

Die ist im Dschungel, aber im Internet, bei mir im Computer.

Ach Quatsch, ich hab doch ihre Stimme gehört. Conni!

Constanze, was redest du denn da? Dir ist es auch scheißegal,

wenn Mama und Papa an dem Virus verrecken.

Oh, Charlotte! It's not real!

Die Angst ist real, das ist der Virus, um den es geht.

Hör auf, mir Vorwürfe zu machen.

Ja, okay. Ich hab wirklich keine Zeit mehr.

Ich hab einen wichtigen Pitch für den Hundefutter-Affen.

Mama, Constanze ruft dich gleich an und erklärt dir alles.

(Mutter) Also, entschuldige mal ...

Unübersichtlich wurde es auch beim Shoppen.

Für Einzelhändler hieß es zum Beispiel:

Alles muss raus, aber keiner darf mehr rein.

Amazon war ja schon vor Corona extrem mächtig.

Jetzt ist der Konzern auch für Deutschland

endgültig systemrelevant. Nicht übertrieben.

Reden wir drüber mit unserer Netz-Reporterin Larissa.

Hallo, Larissa. Hallo, Herr Oliver.

Herzlichen guten Abend. Ich bin Larissa und Netzreporterin.

Richtig. Larissa, du hast mal für uns recherchiert,

wie sehr Amazon von der Corona-Krise profitiert.

Sehr, Herr Oliver. Die profitieren sehr.

Weil?

Ach so, ich dachte, wir sind fertig. Nee.

Ja, also, dann, äh ...

Ich sag mal so, der Erfolg von Amazon

liegt phasenweise tendenziell natürlich daran,

dass wir alle sehr beschränkt sind.

Ist ja so, weil wir haben ja einen Kontaktbeschränkung.

Das heißt, wer rausgeht,

der muss ein Strafe an Merkel bezahlen,

weil sie nicht möchte, dass wir Leute kennenlernen.

Sie ist wahrscheinlich ein sehr bittere Frau

und hasst junge Menschen, kann ja sein.

Ja, und das Problem ist jetzt aber,

dass wohl viele von den sogenannten, ähm ... Läden

eher draußen sind.

Aber genau da, ins Draußen, darf man ja nicht mehr hin!

Inzwischen darf man ja schon wieder in Läden.

Unterbrechen Sie nicht meinen Gedankenfluss,

er ist gerade sehr gut.

Also, ich sag mal so:

Alles, was der Mensch heute braucht,

also Essen und Schuhe, bestellt er nur noch im Internet.

Deswegen hatte ich neulich auch ein Geschäftsidee.

Und zwar, warten Sie,

ein Online-Handel für Essen in Schuhen!

Und das nenne ich dann "Lieferanzalando" oder so ähnlich.

Ja, egal. Dann denken Sie wahrscheinlich jetzt, also der Laie:

Von Corona profitiert der ganze Online-Handel.

Aber das ist nicht so, das ist falsch.

(Sprecher) Experten sagen: Auch der Online-Sektor hat Probleme.

Man kann nicht sagen, dass der Online-Handel per se

als Gewinner aus dieser Situation hervorgeht.

Der einzige, der offensichtlich stark zulegt, ist Amazon.

Genau, nur Amazon.

Weil die deutschen Online-Fuzzis, die machen einen schlimmen Fehler,

ich schwöre.

Sie zahlen, ich hab das mal recherchiert, sogenannte Steuern.

Das heißt - oh, du meine Güte, Herr Oliver,

Sie können sich das nicht vorstellen:

Die geben was ab von dem, was sie verdienen.

Dann hat man weniger!

Ich frag mich an dieser Stelle wirklich: Wie dumm kann man sein?

Steuern, ja, da hab ich auch schon von gehört.

Amazon zaubert tatsächlich mit absurderweise legalen Steuertricks

immer noch seine deutschen Gewinne weg.

Das heißt, die machen unseren Einzelhandel platt

und zahlen nicht mal nennenswerte Steuern.

Genial, oder?

Genau deswegen ist der Amazon-Boss Jeff Bezos

auch die reichste Glatze der Welt und Corona-Gewinner Number One.

Und "one" heißt ja "eins".

Und wer bitte denkt an die armen Supermarktmitarbeiter?

Kunden, die draußen im Eisregen warten mussten,

sind wahrscheinlich noch mieser gelaunt als sonst.

Wir schalten live zu Valerie Niehaus.

Sie ist Kassiererin bei einem Discounter,

den wir nicht nennen wollen.

Nur so viel: Der Name ist das Gegenteil von brutto.

Frau Niehaus, wie war denn Ihr 2020?

Einfach nur schön.

Ich weiß, das klingt verrückt am Ende von so einem Jahr,

aber wir Kassiererinnen haben so viel Zuspruch gekriegt.

Also jetzt, wo wir systemrelevant sind,

da ist der Kontakt zum Kunden noch mal intensiver geworden.

Entschuldigung, Sie haben Ihre Maske vergessen.

Leck mich, du Schlampe. - (kichert nervös) Schönen Tag noch.

Man kriegt so viel zurück. - Ja, glaube ich.

Aber eigentlich ist es mit Zuspruch alleine nicht getan.

Im Frühjahr, als Sie uns durch die große Klopapierkrise geholfen haben,

da hieß es wirklich von überall: "Irre, was die leisten."

So viele warme Worte.

Wer in diesen Tagen an einer Supermarktkasse sitzt

oder Regale befüllt,

der macht einen der schwersten Jobs, die es zurzeit gibt.

Danke, dass Sie da sind für Ihre Mitbürger

und buchstäblich den Laden am Laufen halten.

(lacht) Das ist doch wunderbar. Weil ich in einem Laden arbeite.

Verstehen Sie? Das war ein Wortspiel von der Kanzlerin.

Ja, hat sie ganz gut hingesülzt.

Jetzt ist aber der Bruttolohn bei Vollzeitbeschäftigten

in Ihrer Branche im Vergleich zum letzten Jahr sogar gesunken,

konnte man grade lesen.

Das ist jetzt kein Corona-Bonus in dem Sinne.

Ja, Moment, es gab ja Boni,

nur meistens in Form von Rabatt- gutscheinen für den eigenen Laden,

also bei Netto zum Beispiel 200 Euro Einkaufsrabatt.

Gut, dafür muss ich bei Netto für 1000 Euro einkaufen, aber egal.

Oder Rewe und Penny,

da kriegen die Mitarbeiter Reisegutscheine ...

Nur gültig bei Reiseunternehmen von Rewe und Penny,

aber es ist doch 'ne schöne Geste. Jeder verreist gern.

Reisegutschein? Wie zynisch ist das denn?

Man kann doch gerade nirgendwohin reisen.

Dann eben später.

Außerdem, es geht auch nicht immer nur um Geld, Herr Welke.

Deswegen möchte ich Sie abschließend um etwas bitten

in diesen Zeiten.

Schenken Sie dem Verkäufer, der Verkäuferin im Supermarkt,

in der Drogerie vielleicht einfach mal ein Lächeln.

(emotional) Mehr kann eine Frau in diesem Leben nicht wollen.

Ein Lächeln von Jens Spahn.

Allein die Kaufland-Lidl-Gruppe

macht in diesem Jahr schätzungsweise zwölf Prozent mehr Umsatz.

Das wären etwa 140 Milliarden.

Da muss noch mehr drin sein als ein Lächeln und ein paar Gutscheine.

Ja, das kommt bestimmt noch.

Ha! Und kaum hab ich's gesagt,

bringt mir der Filialleiter meinen Dezember-Bonus. Danke.

Wär doch nicht nötig gewesen.

So. Na?

Och, gucken Sie mal.

Mein Bonus sind 50 Treueherzen und ...

Fußballbildchen.

Moment mal! Fünfmal Jogi Löw?

Nach dem Jahr nur Bilder von dem Versager?

Jetzt reicht's. Nee, ich bin raus. Ich kündige!

Das verstehe ich. Valerie Niehaus! * Applaus *

Untertitel im Auftrag des ZDF, 2020