heute journal vom 06.08.2021 - Hitze, Wind und Trockenheit - Griechenlands Kampf gegen die Waldbrände
Diese Untertitel sind live produziert.
Guten Abend.
Es ist die Frage, die nicht nur die Betroffenen im Ahrtal umtreibt:
Dass bei einem Hochwasser
im hochentwickelten und vermeintlich gutorganisierten Deutschland
mind. 189 Menschen sterben, vermutlich sogar über 200:
Wie konnte das geschehen?
Warum wurden so viele offenkundig nicht rechtzeitig gewarnt
und aus ihren Häusern geholt?
Warnungen des Europäischen Frühwarnsystems
und des Deutschen Wetterdienstes hatte es ja gegeben,
sogar schon Tage vorher.
Im Laufe des 14. Juli wurden sie eindringlich.
Warum wurde darauf in der Region erst so spät reagiert?
Das sind Fragen, die inzwischen auch Staatsanwälte beschäftigen.
Die Staatsanwaltschaft Koblenz gab bekannt,
dass sie jetzt entsprechende Ermittlungen aufnimmt.
Susanne Gelhard und Julia Schröter berichten.
Die Flutkatastrophe im Ahrtal mit vielen Toten -
nun ein Fall für die Justiz.
Im Fokus der Ermittlungen: der Landrat Jürgen Pföhler.
Es besteht der Anfangsverdacht der fahrlässigen Tötung
und fahrlässigen Körperverletzung durch Unterlassen.
Auch gegen ein Mitglied des Krisenstabes wird ermittelt.
Wir sehen bereits jetzt zureichende tatsächliche Anhaltspunkte dafür,
dass Warnungen verspätet und möglicherweise unzureichend waren
und auch Evakuierungen möglicherweise zu spät
und wiederum möglicherweise unzureichend angeordnet waren.
Das Landesamt für Umwelt Rheinland-Pfalz
hatte am 14. Juli schon um 11.17 Uhr
mit der zweithöchsten Warnklasse 4 gewarnt,
um 17.17 Uhr mit der höchsten Warnklasse.
Die prognostizierten Pegelstände der Ahr ließen Schlimmes erahnen,
sie waren deutlich höher als alles bisher Dagewesene.
Bereits um 15.26 Uhr wurden 5,19 m vorhergesagt.
Die Werte stiegen: Um 22.24 Uhr schließlich waren es 7,07 m.
Trotzdem erfolgte die Ausrufung des Katastrophenfalls
und damit die Teilevakuierung erst kurz nach 23 Uhr.
Landrat Pföhler sieht sich dafür strafrechtlich
nicht in der Verantwortung.
Laut Staatsanwaltschaft ist er kooperativ, teilte jedoch mit,
dass er die Einsatzleitung delegiert hatte
und sich in der relevanten Zeit weit überwiegend
nicht in der Kreisverwaltung aufgehalten habe.
Die Ministerpräsidentin will die Ermittlungen
nicht kommentieren, nur soviel:
Dass eine solche Katastrophe
natürlich nicht einfach so vorbeigeht
und wir mit dem Wiederaufbau damit alles erledigt haben,
dass alles überprüft werden muss, an welchen Stellen ist es gut
oder vielleicht auch nicht gut genug gelaufen,
das ist doch selbstverständlich bei so einer Katastrophe.
Genau überprüfen möchte die Staatsanwaltschaft
auch den zeitlichen Ablauf der Katastrophe.
Denn die Flut sei nicht so extrem schnell entstanden
und so schnell durch das Ahrtal geströmt wie zunächst angenommen.
Vielmehr gehen wir mittlerweile davon aus, dass das Hochwasser
der Ahr schon um etwa 17 Uhr Schuld erreicht hatte.
Sinzig hat das Hochwasser jedoch erst gegen 2.30 Uhr erreicht.
Zwischen diesen beiden zeitlichen Polen liegen immerhin
rund neun Stunden, innerhalb derer sich
nach allen uns bekanntgewordenen Parametern
die Flutlage fortlaufend verschlechtert hat.
Was geschah in diesen rund neun Stunden?
Gab es einen Punkt X, an dem man hätte anders agieren müssen?
Das will die Staatsanwaltschaft jetzt prüfen.
Während hierzulande gerade so viele Menschen
vor den Trümmern ihrer Häuser stehen, erleiden viele Menschen in der Türkei
und Griechenland gerade das gleiche Schicksal.
Nur dass ihre Existenzen nicht durch Hochwasser,
sondern durch Feuer vernichtet werden.
Die Zerstörungen sind schon jetzt immens
und die Katastrophe hält weiter an.
In den Urlaubsgebieten an der türkischen Küste
sind jetzt immerhin Löschflugzeuge im Einsatz.
In Griechenland sprach Regierungschef Mitsotakis
von einem "noch nie dagewesenen Zustand".
Die extreme Trockenheit
habe das ganze Land in ein Pulverfass verwandelt.
Dara Hassanzadeh beginnt seinen Bericht nördlich von Athen.
Evakuierungen im Eiltempo:
Die Polizei räumt ganze Vororte im Norden von Athen.
Die Menschen lassen ihre Häuser zurück und alles, was in ihnen ist.
Es geht ums nackte Überleben.
Meter um Meter fressen sich die Flammen
durch die völlig ausgetrocknete Vegetation, dazu starke Winde.
Sie peitschen die Flammen auf
und können dem Feuer eine neue Richtung geben,
innerhalb weniger Minuten.
Das ist jetzt der härteste Tag für uns, was die Intensität
der Wetterbedingungen seit zehn Tagen betrifft.
Seit gestern Nachmittag sind neue Feuer
zu den vielen Fronten dazugekommen, die wir im ganzen Land haben.
Momentan sind es 56 Brände, die wir bekämpfen.
Griechenland sei ein Pulverfass,
warnte gestern der griechische Premierminister Mitsotakis.
Heute hat es sich entzündet.
Selbst der Versuch,
eine Autobahn als Feuerschneise zu nutzen, scheiterte.
Die Funken sprangen über die Fahrbahnen.
Zwei Menschen sind bereits gestorben und der Rauch belastet ganz Athen.
Das Gesundheitsministerium bittet die Bevölkerung,
in den Wohnungen zu bleiben.
Die Halbinsel Peleponnes – der Tag gibt frei,
was die Flammen sich in der letzten Nacht genommen haben.
In dem kleinen Dorf Lasdikas
stehen nur noch die Mauern der Kapelle.
Durch die Brände sind bereits
tausende Menschen in Griechenland obdachlos geworden.
Eine Katastrophe, das Feuer kam gegen Mittag mit wirbelnden Winden.
Die Häuser sind verbrannt und viele Tiere ebenfalls.
Hasen, Schafe, Hunde, alles.
Mehr als 1.000 Feuerwehrleute sind im Einsatz,
dazu unzählige Freiwillige.
Ihr Kampf gegen die Flammen,
wie hier in Kryoneri bei Athen, wirkt heroisch -
und aussichtslos wie die Arbeit des Sisyphus.
Jede weggeworfene Zigarette,
jeder offene Grill kann ein Inferno auslösen.
Die Trockenheit, die extreme Hitze wird noch weiter andauern.
Im Norden von Athen steht unsere Reporterin Annette Hilsenbeck.
Sie haben heute selbst beobachtet, wie da in den Vororten Athens
versucht wird, die Feuer zu kontrollieren.
Wie kommt man da voran?
Die große Schwierigkeit ist die, dass es viele Einzelbrände sind.
Die Einsatzkräfte haben das nach besten Kräften bekämpft.
Löschhubschrauber wurden massiv eingesetzt.
Gerade bei den Bränden, die Ortschaften bedrohten.
Man hat die Feuer zeitnah gelöscht bekommen.
Aber es bleiben immer noch Glutnester.
Aber durch die starken Winde fängt es immer wieder an zu brennen.
Haben die Menschen Angst,
dass das Feuer direkt an Athen rankommt?
Wir sind schon bei den Vororten von Athen.
Wir haben mehrfach Nachrichten bekommen,
dass wieder neue Ortsteile evakuiert wurden.
Die Angst ist groß, dass es bis in die Stadt brennen könnte.
Man versucht, diese Schneisen wie die Autobahn hinter mir,
so zu schützen, dass das Feuer nicht überspringen kann.
Wie bekommt man die Auswirkungen dieser Brände
denn in Athen selbst zu spüren?
Die Rauchpartikelbelastung ist enorm hoch.
Der Himmel wird sehr trüb.
Die Regierung forderte dazu auf,
Fenster und Türen geschlossen zu halten.
Auch die Stromversorgung ist nicht mehr vollständig gewährleistet.
Die Energieversorger haben Teile immer wieder abgeschaltet.
Es soll dann nicht zu einem vollständigen Blackout kommen.
Weitere aktuelle Informationen und Videos zur Lage in Griechenland
und der Türkei gibt es auf ZDFheute.
Auch in den USA gibt es verheerende Brände.
Damit geht es jetzt bei Heinz Wolf weiter.
Ein besonders großer Waldbrand tobt im Norden Kaliforniens,
er hat bereits eine Fläche von über 1.000 Quadratkilometern vernichtet
und breitet sich, wie die Einsatzkräfte sagen,
stellenweise "explosionsartig" aus.
Tausende mussten inzwischen ihre Häuser verlassen.
Allein in dem historischen Ort Greenville,
einer früheren Goldgräberstadt, sind über 45 Gebäude niedergebrannt.
Seit drei Wochen wüten die Feuer nun schon in der Region.
Nach mehreren Dürreperioden und wenig Regen im Winter
sind die Brände in diesem Jahr ungewöhnlich früh ausgebrochen.
Zur Corona-Lage in Deutschland:
Das Robert Koch-Institut stellt in seinem wöchentlichen Lagebericht fest
dass der derzeitige Anstieg der Inzidenz v.a.
in den Altersgruppen der 10- bis 34-Jährigen zu beobachten sei,
obwohl sich diese Tendenz inzwischen
auch in den Altersgruppen bis 49 abzeichne.
Aktuell wurden innerhalb eines Tages 3.448 Neuinfektionen
an das RKI gemeldet, 994 mehr als vor einer Woche.
Weitere 24 Todesfälle im Zusammenhang mit Corona wurden registriert.
Die 7-Tage-Inzidenz steigt auf jetzt 20,4.
Das Robert Koch-Institut gab heute bekannt,
dass von Sonntag an Teile Frankreichs
als Hochrisikogebiete eingestuft werden,
mit den entsprechenden Regelungen für Reiserückkehrer.
Darunter sind die Insel Korsika
und die Region Provence-Alpes-Cote d'Azur.
Die Niederlande sind nach einem Rückgang der Infektionszahlen
dann nicht mehr Hochrisikogebiet, mit Ausnahme der Landesteile in Übersee.
Die Kultusministerkonferenz hat sich deutlich für einen Regelbetrieb
an den Schulen nach den Sommerferien und ein Präsenzstudium
an den Hochschulen im Wintersemester ausgesprochen.
Kontinuierlichem Präsenzunterricht müsse im Schuljahr 2021/2022
in der Gesellschaft höchste Priorität eingeräumt werden,
heißt es in einem Beschluss der Konferenz.
Die KMK-Präsidentin und branden- burgische Bildungsministerin Ernst
betonte, die Voraussetzungen für den Präsenzunterricht seien gut
und gänzlich andere als vor einem Jahr.
Mit einer Schweigeminute erinnerte Hiroshima
an den ersten Atombombenabwurf der Geschichte vor 76 Jahren.
Überlebende, Angehörige und Politiker nahmen an der Zeremonie teil,
um der schätzungsweise 140.000 Opfer zu gedenken.
Der Bürgermeister der Stadt warb für einen Wandel
von atomarer Abschreckung hin zu einem vertrauensbildenden Dialog.
Die Bitte Hiroshimas, in Tokio während der Olympischen Spiele
eine Schweigeminute abzuhalten,
war zuvor vom Olympischen Komitee abgelehnt worden.
Wird Kabul zu halten sein?
Als die westlichen Soldaten aus Afghanistan abzogen,
darunter auch die Truppen der Bundeswehr,
war eigentlich jedem im Land klar,
dass die Taliban darauf nur gewartet haben und vorrücken würden.
Und dass sie auch in die Hauptstadt wollen,
in der im Moment noch die afghanische Regierung sitzt.
Wer weiß, wie lange noch.
Eine Provinzhauptstadt haben die Taliban bereits erobert
und belagern mittlerweile auch größere Ballungszentren.
Diese Woche griffen sie in Kabul das Haus des Verteidigungsministers an.
Heute töteten sie den Regierungssprecher.
Ihre Absichten sind klar -
wer wüsste das besser als die Menschen in Afghanistan.
Sie wissen aus der Vergangenheit, was es für ihr Leben bedeuten wird,
wenn die Taliban wieder an die Macht kommen.
Katrin Eigendorf berichtet für uns aus Kabul.
Sie alle wollen Tickets kaufen für sich und ihre Familien.
Ihr Ziel: mit dem Bus von Kabul nach Herat an die iranische Grenze.
Die Busse, viele ausgediente Fahrzeuge aus Europa,
sind ausgebucht – immer mehr Afghanen machen sich auf Weg
ins Nachbarland Iran, von dort dann weiter in die Türkei,
mit viel Glück sogar bis nach Europa.
Familie Husaini packt die wichtigsten Dinge ein:
vier Taschen, alles, was geblieben ist.
Haus und Möbel mussten sie verkaufen.
Wenn die Taliban zurückkommen, ist unsere Familie bedroht.
Sie werden mir meine Tochter wegnehmen
oder meiner Frau Gewalt antun, das ist das, was ich fürchte.
Hals über Kopf haben sie ihr Zuhause in Masar-i-Scharif
im Norden Afghanistans vor sechs Tagen verlassen.
Bei Verwandten in Kabul haben sie vorläufig Zuflucht gefunden.
Doch hier können und wollen sie nicht bleiben.
So viele Tränen sind geflossen in den vergangenen Tagen –
Asma weint bis jetzt, wenn sie ihren Eltern beim Packen zusieht.
Ich musste alle meine Freunde zurücklassen.
Ich fühle mich sehr alleine, seitdem wir hierhin gekommen sind.
Die größte Gefahr liegt noch vor ihnen:
Die Grenze in den Iran müssen sie illegal überqueren.
Ich habe alles aufgegeben,
denn ich denke an die Zukunft meiner drei Kinder.
Zumindest kann ich sie lebend hier weg bringen.
Vielleicht haben wir dann ein besseres Leben dort.
Die Angs vor Gräueltaten, die die Taliban überall begehen,
wo sie die Kontrolle übernehmen,
treibt immer mehr Familien in die Flucht.
Dass besonders Frauen und Mädchen gefährdet sind,
davon berichten auch afghanische Menschenrechtler.
In der Provinz Balk haben sie ein Mädchen erschossen,
weil sie zu kurze Kleider trug, sie haben eine schwangere Frau getötet.
Am nächsten Morgen: Abschied von den Verwandten,
die den Koran über ihre Köpfe halten – eine alte Tradition:
So sollen sie vor den Gefahren geschützt werden,
die vor ihnen liegen.
Ein paar Kleidungsstücke, ein wenig Essen,
mehr können sie nicht mitnehmen,
es muss reichen für die nächsten Tage.
Und dann die letzte Fahrt durch Kabul, in den Westen der Stadt.
Überall auf dem Parkplatz des Busbahnhofes wartende Menschen.
Trauer, Angst, Verzweiflung ist zu spüren.
Es sind v.a. junge Männer, die sich auf die Reise machen.
Der Bus, der die Husainis an die Grenze bringen soll, ist überfüllt.
Es ist einer der wenige Wege raus aus Afghanistan,
über Iran in die Türkei, von dort aus nach Europa.
14 Stunden Fahrt liegen vor ihnen, begleitet von Angst.
Denn auch auf der Strecke wird in diesen Tagen gekämpft.
Dass Taliban-Kämpfer sie unterwegs anhalten könnten,
ist jetzt ihre größte Sorge.
Besonders große Angst haben all jene Afghanen,
die in der ein oder anderen Form mit den ausländischen Truppen
zusammengearbeitet haben: vom Tellerwäscher bis zum Dolmetscher,
auch die Bundeswehr war Arbeitgeber.
Ohne die "Ortskräfte" kommt man als ausländische Truppe
in einem fremden Land auch gar nicht aus.
Inwieweit Deutschland diese Leute mit dem Abzug im Stich lässt,
hat ja schon für politische Debatten gesorgt.
Über ihr Schicksal führt die Bundesregierung nun offenbar
direkte Gespräche mit den Taliban.
Nach ZDF-Informationen gab es bereits diskrete Treffen
an einem einschlägigen Ort.
Andreas Kynast berichtet.
Es gehört zu den Unfassbarkeiten des Konflikts in Afghanistan,
dass, wer die Taliban sprechen will, diese grausame, prügelnde Bande,
in eine Wolkenkratzermetropole reisen muss.
In den Luxushotels von Doha, im Golfstaat Katar,
tauchen sie regelmäßig auf: die Anführer, die Verhandlungsführer
der gefürchteten Terrorgruppe.
Die Vertreter des Steinzeit-Islam machen Termine im Businesscenter.
Vergangenen Samstag trifft der deutsche Afghanistan-Beauftragte
Jasper Wieck den Europachef der Taliban: Abdul Wasiq.
Es ist nicht das erste Treffen in Doha,
aber eines der wenigen, das bekannt wird.
Deutschland reagiert auf die Macht- verschiebung in Afghanistan.
Dem muss man sich in der Politik anpassen.
Man redet ja meistens nicht unbedingt mit Freunden,
sondern in Konflikten mit Feinden.
Und da sind die Taliban, und man muss jetzt hoffen,
dass die bereit sind, auch Kompromisse einzugehen.
Die Sofa-Taliban scheinen bereit.
Sie überraschen die Deutschen,
als sie nach dem Treffen diesen Tweet senden:
"Das islamische Emirat Afghanistan
setzt sich für die Sicherheit und den Schutz
von Entwicklungsprojekten und deren Mitarbeitern ein."
Gemeint: die tausenden Ortskräfte, die gerade um ihr Leben fürchten
und teils verzweifelt versuchen, nach Deutschland zu fliehen.
Nur wenige haben es bisher geschafft.
Wer glaubt, dass die Taliban
verlässliche Vertragspartner und Gesprächspartner sind
und damit das Leben unserer ehemaligen Angestellten
in deren Hände legt, der sollte sich anschauen, was die Ortskräfte
anderer Nationen in den letzten Tagen erleiden mussten.
Es wurden schon welche umgebracht -
das steht unseren dann wahrscheinlich auch bevor.
Kann man Gespräche führen mit Terrorristen?
2014 muss Präsident Obama entscheiden,
was aus dem US-Soldaten Bowe Bergdahl wird,
den die Taliban als Geisel halten.
Obama verhandelt
und lässt für den einen Amerikaner fünf Taliban aus Guantanamo frei.
Einer von ihnen heißt Wasiq und sitzt am vergangenen Samstag
den Vertretern der Bundesregierung gegenüber.
Es ist Real-Diplomatie.
Seit ihrer Freilassung gehören die "Taliban 5"
zu den berüchtigtsten, aber auch zu den einflussreichsten Terroristen.
Sie haben beim Feind im Knast gesessen
und haben das dort überlebt und sind bei ihren Positionen geblieben.
Deswegen haben sie einen großen Einfluss.
Sind die Sicherheitsgarantien aus Doha in Afghanistan etwas wert?
Längst kontrollieren die Taliban nicht mehr all ihre Kämpfer.
Nicht nur die deutschen Diplomaten zweifeln.
Die Taliban haben versprochen, die Frauenrechte einzuhalten,
Wir sehen gerade, in den Gebieten, die sie erobern,
dass es nicht passiert.
Sie haben versprochen,
dem internationalen Terrorismus abzuschwören,
das ist nicht passiert.
Die Gespräche, die mit den Taliban geführt werden können,
aber ich glaube den Taliban kein Wort.
Die deutschen Diplomaten finden es elend, mühsam
und nur begrenzt sinnvoll, mit den Taliban zu reden.
Aber besser, als es nicht zu tun.
Jetzt noch mal Heinz mit Meldungen aus der deutschen Wirtschaft.
Heute gab es Neuigkeiten aus der deutschen Medienbranche,
und zwar zur RTL Mediengruppe und dem Verlagshaus Gruner + Jahr.
Stephanie Barrett, was steht da an?
Es entsteht ein neuer europäischer Medienriese,
der den US-Giganten Netflix und Amazon die Stirn bieten will.
Dazu kauft der Kölner Fernsehsender RTL
den traditionsreichen Hamburger Zeitschriftenverlag Gruner + Jahr:
eine Zäsur auch in der deutschen Verlagsgeschichte.
Unter dem erst am Mittwoch mit 80 Jahren
verstorbenen langjährigen Verlagschef Gerd Schulte-Hillen war Gruner + Jahr
zum größten Zeitschriftenverlag Europas aufgestiegen.
Und nun endet nach fünf Jahrzehnten
dessen publizistische Eigenständigkeit.
Die Tochter des Bertelsmann-Konzerns, bekannt durch Titel wie "Stern",
"GEO", "Brigitte" oder "Gala"
verschmilzt zum 1. Januar mit RTL Deutschland
und seinen TV- und Streaming- Aktivitäten.
Das Kartellamt muss nicht zustimmen,
weil auch RTL und Gruner + Jahr bereits zu Bertelsmann gehören.
Auch Anleger signalisierte Zustimmung zu dem 230-Mio.-Euro-Deal.
Aktien der börsennotierten RTL Mediengruppe
legten heute im S-Dax um gut 7 % zu.
Die Fusion folgt dem Trend der Medienhäuser weltweit,
Plattformen und Inhalte zu verzahnen und zu bündeln.
Größere Einheiten schaffen Synergien, auch um Kosten zu senken.
100 Mio. Euro will RTL pro Jahr einsparen.
Was das für die Beschäftigten bedeutet - noch offen,
auch, wer neuer Chef wird.
Gut eine Woche nach verschiedenen Rettungsaktionen im Mittelmeer
darf die "Sea-Watch 3" jetzt in einen italienischen Hafen einfahren.
257 Menschen hatte die deutsche Hilfsorganisation gerettet,
sie sind jetzt auf dem Weg nach Sizilien.
Andere Schiffe müssen weiter auf eine Genehmigung warten.
Die "Ocean Viking" hat aktuell 550 Geflüchtete an Bord.
Einige seien krank, die Lage werde täglich schlimmer,
erklärt die Hilfsorganisation SOS Mediterranee.
Es ist wahrlich nicht so, als würde man sich in Berlin und Potsdam
nicht gerne an die Zeit der Hohenzollern erinnern.
Preußens Gloria wurde ja gerade erst wieder zu neuem Glanz verholfen,
mit dem nachgebauten Stadtschloss.
In Stein gehauene Erinnerungskultur, sozusagen.
Die zelebrierte Preußen-Begeisterung hört allerdings schlagartig auf,
wenn es ums Geld geht.
Der Streit um die Schätze der Hohenzollern zieht sich
seit Jahren hin und wirkte zuletzt zunehmend unversöhnlich.
Auf der einen Seite stehen Berlin, Brandenburg und der Bund.
Auf der anderen Seite der Ur-Urenkel des letzten deutschen Kaisers.
Es geht um Kunstschätze, um Entschädigungszahlungen
und um Deutungshoheiten.
Zu dem Konflikt gibt es ein neues Buch
und erstmals hat sich der Prinz ausführlich im TV geäußert.
Stephan Merseburger und Tita von Hardenberg berichten.
Stolz ragt die Burg der Hohenzollern über Hechingen.
Entschlossen ist der Burgherr und Familienchef.
Denn seit Jahren führt er einen erbitterten Erbstreit
mit Bund und Ländern.
Die mühsamen Versuche, sich außergerichtlich zu einigen,
sind allesamt gescheitert – die Justiz muss entscheiden.
Mir geht es vor allem darum, ein für allemal zu klären,
wie die Eigentumsverhältnisse sind.
Es geht um die Schätze seiner Vorfahren, um Bilder, Wandteppiche,
Porzellan, antike Möbel und Skulpturen,
die nach dem Zweiten Weltkrieg von den Sowjets enteignet wurden.
Vieles davon wird in verschiedenen Museen
in Berlin und Brandenburg gezeigt.
Der Prinz will das Familienerbe zurück.
Doch laut Ausgleichsleistungsgesetz kann es nur zu Rückgaben kommen,
wenn die Familie den Griff der Nazis nach der Macht nicht begünstigt hat.
Die Rolle der Hohenzollern ist dabei alles anderes als ruhmreich,
wie Lothar Machtan in seinem neuen Buch der "Der Kronprinz und Nazis"
eindrucksvoll belegt.
Der Sohn des letzten deutschen Kaisers wollte mit Hilfe Hitlers
die Monarchie wieder errichten.
Wilhelms Nähe zum Nationalsozialismus
und insbesondere zu Hitler war besonders eklatant 1931 und 1932.
Da gab es so etwas wie eine Kollaboration zwischen
dem gewesenen Kronprinzen des Zweiten
und dem Möchtegern-Führer des Dritten Reiches.
Diese Beziehung war heikel
und aus historisch kritischer Sicht verwerflich.
Rückblickend kann man sagen, dass die NS-Zeit durchaus
einen moralischen Tiefpunkt in meiner Familiengeschichte markiert.
Auch nach der Machtergreifung hält Wilhelm zu Hitler.
Jetzt verspürt Wilhelm das Gefühl, sich committen,
sich outen zu müssen.
Er tut das, indem er sich selber gleichsam
zum royalen Aushängeschild des Dritten Reiches macht
und die Machtergreifung Hitlers nach außen legitimiert,
vor allem auch ins Ausland.
Hat der Kronprinz also
die Machtübernahme der Nazis begünstigt?
Hat er, so der juristische Ausdruck,
dabei "erheblichen Vorschub" geleistet?
Ich bezweifle, dass das Gericht
im Sinne der Hohenzollern urteilen wird.
Aber ich will auf gar keinen Fall vorweggreifen,
sondern ich sage noch einmal: Wir Historiker haben die Aufgabe,
so einer Urteilsfindung zuzuarbeiten.
Seit den 90er Jahren wird ums Erbe der Hohenzollern gestritten.
Die Zeit ist reif für einen Schlussstrich.
Den ziehen wir gleich zumindest für unsere Sendung,
aber nicht ohne den Hinweis auf die ausführliche Doku zum Thema,
die morgen Abend um 19.20 Uhr bei 3sat ausgestrahlt wird.
Und unter dem Titel "Des Kaisers Schätze vor Gericht"
auch in der Mediathek zu finden ist.
Um 0.30 Uhr gibt es dann die nächste heute Xpress.
Der Weltklimarat veröffentlicht am Montag Teil 1 seines neuen Berichts.
Im Mittelpunkt stehen die Klimarisiken:
die verheerenden Überschwemmungen im Juli,
die extreme Hitze in Nordamerika und im Mittelmeerraum zeigen,
dass der globale Temperaturanstieg bereits jetzt Folgen hat.
Die Erderhitzung begünstigt Extremwetterlagen.
Die Erhitzung des Planeten führt einerseits zu Trockenheit und Dürren,
andererseits, wenn es regnet, dann stärker.
Denn mit jedem Grad mehr kann die Luft 7 % mehr Feuchtigkeit aufnehmen.
Bei Hitze verdunstet mehr Wasser, die Atmosphäre wird also immer feuchter.
Bei einer entsprechenden Wetterlage mit langsam ziehenden Wettersystemen
kann mehr Regen auf einmal fallen
und als Starkregen zu fatalen Überschwemmungen führen.
Starkregen und Überflutungen sind durchaus im Laufe dieses Wochenendes
auch möglich, zumindest in der Alpenregion.
Denn ein neues Tief erreicht uns.
Vor allem die Alpenregion und Süddeutschland bekommen noch mal
kräftig Regen und teilweise kräftige, starke Gewitter.
In der Nacht ziehen die Gewitter im Norden ab,
im Westen kommt neuer Regen auf, nach Osten hin sind es 10 Grad.
Morgen im Tagesverlauf gibt es
kräftige, teils unwetterartige Gewitter im Norden und auch im Süden.
Im Süden ist größerer Hagel möglich.
Am Sonntag gibt es noch Schauer, ab Montag wird es ruhiger und sonniger.