tagesschau 08.04.2021, 12:00 Uhr - Gesundheitsminister Spahn kündigt Gespräche mit Russland über Sputnik-Impfstoff an
Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit der tagesschau.
Herzlich willkommen zur Live- Untertitelung des NDR (08.04.2021)
Heute im Studio: Susanne Holst
Guten Tag, willkommen zur tagesschau.
In Europa könnte bald ein weiterer Impfstoff zur Verfügung stehen:
Die Europäische Arzneimittel-Agentur EMA
prüft eine Zulassung des russischen Vakzins Sputnik V.
Falls diese erteilt wird, kündigte Gesundheitsminister Spahn an,
mit Moskau über mögliche Lieferungen des Präparats zu verhandeln.
Die EU-Kommission hatte zuvor erklärt,
keine Verträge wie mit anderen Herstellern schließen zu wollen.
Die Diskussion über den russischen Impfstoff Sputnik nimmt Fahrt auf.
Schon gestern kündigte Söder an,
Sputnik über eine Firma in Illertissen beziehen zu wollen.
Sollte Sputnik zugelassen werden in Europa:
Dann wird der Freistaat Bayern
über diese Firma 2,5 Millionen Dosen wohl im Juni erhalten.
Die Europäische Arzneimittel-Agentur
leitete Anfang März ein Prüfverfahren ein.
Dass Bayern vorgeprescht ist,
kommt bei Niedersachsens Ministerpräsident nicht gut an.
Dass das ausgerechnet der Kollege macht, der sonst mit markig
einheitliches Verhalten in der Pandemie-Bekämpfung fordert:
Das spricht für sich.
Doch auch der Bund scheint umzuschwenken,
nicht mehr auf die EU warten zu wollen.
Gesundheitsminister Spahn kündigte bilaterale Gespräche mit Russland an,
weil die EU keine Verträge mit Russland abschließen will.
Prinzipiell sei es gut, sich den Sputnik-Impfstoff zu sichern,
heißt es auch von der Ständigen Impfkommission.
Die publizierten Daten sehen sehr gut aus, das kann man sagen.
Wenn der Impfstoff geprüft und zugelassen wird,
hätte ich nichts gegen den Einsatz einzuwenden.
Doch aus dem Gesundheitsministerium heißt es auch:
Sputnik könne das Impftempo nur beschleunigen,
wenn die Lieferung in zwei bis fünf Monaten komme.
Denn für die Zeit danach hat Deutschland genug Impfstoff bestellt.
Das Infektionsgeschehen:
Das sind fast 4000 weniger als vergangenen Donnerstag.
Laut RKI wurde aber wohl über Ostern weniger getestet.
Daten könnten verzögert übermittelt werden.
Unter diesem Vorbehalt steht auch der Inzidenzwert:
In Tschechien müssen Kinder gegen Krankheiten
wie Keuchhusten, Kinderlähmung, Masern und Mumps geimpft werden.
Tun Eltern dies nicht, riskieren sie eine Geldbuße.
Ungeimpfte Kinder dürfen nicht in den Kindergarten.
Mehrere Familien haben dagegen vor dem EuGH für Menschenrechte geklagt.
Die Straßburger Richter haben nun die Impfpflicht im Grundsatz bestätigt.
Zunächst ein Blick auf die deutsche Rechtslage.
In Deutschland gibt es derzeit keine allgemeine Impfpflicht.
Aber seit März 2020 ist eine Masernimpfung Pflicht:
Die Pflicht zur Masernimpfung gilt also
bei regelmäßiger Anwesenheit in bestimmten Einrichtungen.
So soll ohne allgemeine Impfpflicht
ein besserer Schutz vor Masern erreicht werden.
Denn immer wieder kam es in Deutschland zu Masernausbrüchen.
Die Krankheit kann schwere Folgen haben.
Kritiker sehen in der Masern- Impfpflicht Grundrechte verletzt,
etwa die körperliche Unversehrtheit von Kindern und das Elternrecht.
Mehrere Eltern haben Verfassungsbeschwerden eingelegt.
Darüber wurde noch nicht entschieden.
Auch im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie
gab es Diskussionen um eine Impfpflicht.
V.a. für Berufe, die in Kontakt mit gefährdeten Gruppen sind.
Claudia Kornmeier in Karlsruhe:
Die Impfpflicht ist also im Grundsatz bestätigt.
Wie begründet das Gericht seine Entscheidung?
Der Gerichtshof hat gesagt, die EU-Länder haben einen
weiten Entscheidungsspielraum, wenn es um eine Impfpflicht geht.
Das gilt auch für Konsequenzen, wenn man sich nicht impfen lässt.
Es geht um Gesundheitsschutz und das ist ein legitimes Ziel.
Aber wenn sich ein Staat für eine Impfpflicht entscheidet,
dann dürfen die Konsequenzen nicht zu hart sein,
wenn sich jemand nicht an die im Pflicht hält.
Ein mögliches Bußgeld darf nicht zu hoch ausfallen.
Aber auch, wenn es um andere Konsequenzen geht,
falls zum Beispiel Kinder ungeimpft nicht in Kitas oder Schulen dürfen:
Da stellte der Gerichtshof fest,
der Besuch einer Kita oder Schule sei wichtig.
Das darf nicht zu lange dauern.
Inwieweit kann sich das Urteil auf die deutsche Rechtslage auswirken
in Bezug auf die Masernimpfpflicht oder Covid-19?
Gegen die Masernimpfpflicht liegen schon Verfassungsbeschwerden vor.
Da müsste das Urteil aus Straßburg berücksichtigt werden.
Gerade im Hinblick auf Konsequenzen, die drohen könnten.
Eine Corona-Impfpflicht gibt es bisher nicht.
Man muss, falls man sich dafür entscheidet,
da sie verhältnismäßig ausgestaltet.
Heute berät Minister Altmaier erneut mit mehr als 40 Verbandsvertretern
über die Probleme in der Corona-Krise.
Und deren Forderungskatalog ist lang.
Mit Blick auf die nächste Bund-Länder-Runde am Montag
verlangen sie eine verlässlichere Corona-Politik.
Und bundesweit einheitliche Maßnahmen.
Die Verunsicherung in der Wirtschaft sei groß,
es brauche eine klare Perspektive.
Zur Börse und zu Bettina Seidl in Frankfurt.
Trotz der Klagen und Forderungen der Wirtschaftsverbände
vor dem Wirtschaftsgipfel:
Es gibt auch positive Nachrichten, z.B. aus der Autobranche.
Für deutsche Autohersteller läuft es einfach.
Sie verkaufen sehr viel.
BMW schaffte ein Rekord
und verkaufte im ersten Quartal so viele Autos wie noch nie.
Alle Autokonzerne profitieren vom guten China-Geschäft.
Dort ist das Geschäft um 67 Prozent nach oben geschossen.
Das sind immerhin 2,4 Millionen Autos in einem Monat.
Auch dadurch, weil China die Verkäufe mit Förderungen ankurbelt.
Die Stimmung am Aktienmarkt bleibt gut.
Aktien sind beliebt,
weil die Notenbanken die Zinsen niedrig halten.
Vor 50 Jahren fand in London
der erste offizielle "Welt-Roma-Kongress" statt.
Deshalb wird der 8. April jedes Jahr als "Welt-Roma-Tag" begangen.
Mit ihm feiert die Volksgruppe ihre Kultur,
macht aber auch auf ihre Probleme aufmerksam.
Der Vorsitzende des Zentralrats der Sinti und Roma, Rose, beklagt:
Fast 12 Mio. Sinti und Roma würden in Europa immer noch mit Gewalt,
Ausgrenzung und Diskriminierung konfrontiert.
Sebastijan Kurtisi ist Rom, hat ein technisches Diplom.
Eine Ausnahme, wie er selber weiß.
Heute coacht er ehrenamtlich jugendliche Roma und Sinti.
Vielen fällt es noch schwer, einen höheren Schulabschluss anzustreben.
Das Kernproblem ist,
dass denen dieser Mut fehlt, etwas Neues anzufangen.
Er fehlt, weil sie bis jetzt wohl die Erfahrung gemacht haben:
Egal, was ich mache, es klappt nicht.
Die Angst vorm Versagen ist noch groß.
Eine aktuelle Studie zeigt aber einen positiven Trend:
Immer mehr Roma und Sinti machen einen Schulabschluss.
Der Anteil der Abiturienten ist auch höher.
In der Gesamtbevölkerung haben rund dreimal so viele die Hochschulreife.
Der Weg ist noch weit.
Die jahrhundertelange Diskriminierung hat Spuren hinterlassen,
mahnt auch der Zentralrat Deutscher Sinit und Roma.
Wir wollen zu einem Selbstverständnis kommen:
Dass man kulturelle Identität nicht als Gegensatz wahrnimmt
zu unserer nationalen Identität.
Wir sind in erster Linie Deutsche.
Junge Roma stärken, das ist das Ziel.
Genau darüber wird heute
auf einer online-Konferenz des EU-Rates debattiert.
Israel erinnert an den Holocaust:
Am Morgen heulten landesweit die Sirenen wie hier in Tel Aviv.
Die Menschen hielten für zwei Minuten inne.
Weltweit wird heute der 6 Mio. Juden gedacht,
die in der Nazizeit ermordet wurden.
An der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem
legten Israels Premier Netanyahu und Präsident Rivlin Kränze nieder.
In Israel leben nach offiziellen Angaben
noch etwa 175.000 Überlebende der Judenvernichtung.
Vor Norwegen konnten Spezialkräfte einen havarierten Frachter sichern
und eine drohende Ölpest abwenden.
Das Schiff trieb mit Maschinenschaden und ohne Besatzung auf die Küste zu.
Bergungsmannschaften brachten es mit zwei Schleppern unter Kontrolle.
Der Frachter soll nach Alesund gezogen werden.
Der britische Premier Johnson äußerte sich besorgt
über die neuen Gewaltausbrüche in Nordirland.
Bei Ausschreitungen in Belfast
wurde gestern Abend auch ein Linienbus in Brand gesetzt.
Seit Tagen kommt es nachts zu Krawallen.
Dabei wurden mehr als 40 Polizisten verletzt.
Die Behörden machen militante protestantische Gruppierungen
für die Übergriffe verantwortlich.
In Nordirland wächst die Unzufriedenheit
mit den Brexit-Folgen.
Autos mit Wasserstoffantrieb sind in Deutschland Exoten.
Die Modellauswahl ist klein,
die Fahrzeuge sind teuer, das Tankstellennetz ist dünn.
Aber die Technik gilt als Chance,
den Straßenverkehr umweltfreundlicher zu machen.
Eine Fahrschule in Saarbrücken
setzt seit heute auf alternative Antriebe:
Fahrschüler können wählen
zwischen E-Auto, Erdgasantrieb oder Wasserstoffauto.
Statt Abgasen – viel Dampf und ein paar Wassertropfen.
Mit ihrem Wasserstoff betriebenen Fahrschulauto wollen Rouven Klein
und Sven Schmitt aus Saarbrücken ein Zeichen für Nachhaltigkeit setzen.
Wir arbeiten eng mit den Herstellern von Wasserstofffahrzeugen zusammen.
So weit wir wissen, sind wir wohl weltweit die erste Fahrschule,
die so ein Fahrzeug umgerüstet hat zum Wasserstoff-Schulungsfahrzeug.
Wie Hybride und E-Autos
hat auch das Wasserstoffauto ein Automatikgetriebe.
Die Fahrschule wurde gerade erst eröffnet.
Sie verzichtet komplett auf Verbrennungsmotoren
und setzt nur auf nachhaltige neue Antriebe.
Das kommt bei jungen Menschen gut an –
genauso wie das Fahrgefühl.
Es ist wie gleiten. Das ist sehr angenehm.
Man muss nur aufpassen, der beschleunigt total schnell.
Man hat auch kein Audiofeedback, wie schnell man gerade fährt.
Man muss gefühlt dauernd auf den Tacho gucken.
Ohne Tanken – kein Fahren! Das gilt auch für dieses Auto.
In Saarbrücken-Gersweiler hat gerade
die erste Wasserstofftankstelle Saarlands aufgemacht.
Wie die Infrastruktur
steckt auch der Wasserstoffantrieb noch in den Kinderschuhen.
Ein erster Schritt ist aber gemacht.
Es war die erste Niederlage für Bayern München
in der Champions League nach zuvor 18 Siegen und einem Unentschieden:
Paris Saint-Germain schlug die Bayern gestern Abend
im Viertelfinal-Hinspiel mit 3:2 - und das auch noch in München.
Die Niederlage macht es beim Rückspiel am Dienstag schwieriger,
das Halbfinale zu erreichen.
An seiner ersten Champions-League-Niederlage
als Bayern-Trainer knabbert Flick lange.
Sein Team war überlegen.
Die Bayern geraten früh in Rückstand.
Neymar bedient Mbappe.
Dessen Schuss rutscht Neuer durch - 1:0 für Paris nach drei Minuten.
Der Fehler des Bayern-Kapitäns ist eine bittere Pille.
Die Bayern haben Chancen, treffen aber nicht.
Nach 30 Minuten hebelt Neymar die Bayern-Defensive aus.
Flanke auf Marquinhos - 2:0 für Paris.
Acht Minuten vor der Halbzeit hofft Bayern wieder.
Pavard mit der perfekten Flanke auf Choupo-Moting.
Der Anschlusstreffer durch den Lewandowski-Ersatz.
Nach der Pause geht das Spektakel weiter.
Kimmich legt perfekt für Müller auf - 2:2, der Ausgleich nach einer Stunde.
Aber Paris ist offensiv eine Macht.
Mbappe schießt nach einem Konter das 3:2.
Er holt den Sieg für sein Team.
Wir haben noch ein Spiel in Paris.
Wir werden alles bündeln,
damit wir das in ein positives Ergebnis wenden können.
Wir wollen ins Halbfinale, das ist unser Ziel.
31 Torschüsse, trotzdem verloren - schwere Hypothek für das Rückspiel.
Die Wetteraussichten:
Heute ein Wechsel aus teils dichten Wolken und etwas Sonne.
Meist trocken.
Das war's für jetzt.
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Auf Wiedersehen.
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