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2021 Tagesschau, tagesthemen 08.04.2021, 22:15 Uhr - Warum einzelne Bundesländer den russischen Impfstoff Sputnik kaufen

tagesthemen 08.04.2021, 22:15 Uhr - Warum einzelne Bundesländer den russischen Impfstoff Sputnik kaufen

Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit den tagesthemen.

Diese Sendung wurde vom NDR live untertitelt (08.04.2021)

Heute im Studio: Caren Miosga

Guten Abend zu den tagesthemen.

Heute mit einer Nachricht, die hoffen lässt,

dass es schneller geht mit dem Impfen.

Das zeigen wir gleich.

Zunächst aber hat Robert Holm heute in der Früh erfahren,

wie sehr sich die Leute nach guten Botschaften sehnen.

Die meisten hier müssen gleich weiter zur Arbeit.

Es ist 8 Uhr.

Am Bahnhof Friedrichstraße in Berlin liegen frische Zeitungen.

In Artikeln geht es um Lockdown-Pläne,

um Bund-Länder-Treffen.

Auch Nachrichten zum Impfen sind zu lesen.

Wenn das jemand noch liest.

Nicht mehr alles.

Corona-Themen überfliege ich nur noch.

Lockdown oder Lockerungen:

Mich interessieren die Zwischenschritte nicht mehr.

Ich will nur wissen, woran ich bin.

Gut ein Drittel der Deutschen ist pandemiemüde.

Das wird auch am Morgen hier deutlich.

Ich lese keine Zeitungen,

in denen Corona-Nachrichten vorkommen.

Es sind nicht die Corona-Regeln oder die Wissenschaft.

Die Leute nervt das politische Hin und Her.

Manchmal hängt es einem zum Hals raus.

Aber ich möchte wissen, wohin es geht.

Manchmal habe ich das Gefühl, ich kann es nicht mehr hören.

Aber nach ein oder zwei Tagen gucke ich wieder rein.

Ich will im Sommer in die Türkei.

Mich interessiert, wie viele Fälle es da jetzt gibt.

Er checkt die Zahl der Neuinfektionen jeden Tag.

Es steigt jeden Tag.

Gestern waren es 49.000. Heute sind es 54.000.

Ob man reisen darf, ob es Reisewarnungen gibt.

Corona beeinflusst den Alltag aller, auch wenn es nervt.

Es gibt ja zum Glück nicht nur Nachrichten.

Ich lese gerne Magazine über das Kochen und Reisen.

Und Kinozeitschriften.

Mal etwas anderes lesen. Vielleicht gar nicht schlecht.

Ob wir wollen oder nicht:

Corona-Nachrichten werden uns noch lange begleiten.

Umso schöner, wenn die Nachrichten von einem Impf-Rekord erzählen:

650.000 Impfdosen an einem Tag.

Gestern wurden so viele wie noch nie an einem Tag in Deutschland geimpft.

Nun hoffen alle, dass es von Tag zu Tag mehr wird.

Beim Warten auf den Impfstoff wurden manche Bundesländer ungeduldig.

Sie bestellten auf eigene Faust.

Einen Impfstoff, der in der EU noch nicht zugelassen ist, Sputnik V.

Ist das ein unsolidarisches Foul

oder der richtige Anstoß zur richtigen Zeit?

Den Gesundheitsminister hat's beeindruckt.

Gabriele Dunkel.

In Illertissen, hinter diesen Mauern zeigt sich,

wie Putin Impfen als Mittel der Außenpolitik nutzt.

Die Produktionsstätte von Sputnik V ist noch nicht mal angelaufen,

doch schon spaltet sie die Gemüter, die Länder bis hin zur EU.

Bayern hat sich die Option auf 2,5 Mio Sputnik-Dosen gesichert.

Egal, ob direkt von hier oder aus Russland geliefert.

Der Vorvertrag ist unterschrieben.

Geliefert wird,

wenn die Europäische Arzneimittel Agentur das Vakzin zulässt.

In welche Arme der russische Stoff verimpft wird, ist klar:

Erst mal haben wir den Freistaat im Blick.

Aber ich will nicht ausschließen, dass wir mit anderen drüber reden,

wenn es Notstände oder Szenarien gibt.

Das halte ich für für möglich.

Wir sind in einem solidarischen Miteinander.

Für Thüringens Ministerpräsidenten sieht Solidarität anders aus.

Aus Rücksicht auf alle Länder verzichtete man

auf einen Solo-Vertragsabschluss mit den Russen:

Nun erlebe ich, dass der Kollege Söder anfängt

und andere Bundesländer in den Wettbewerb einsteigen.

Das ist nicht gut.

Es wäre nur richtig:

Einen einheitlichen Rahmenplan für ganz Deutschland.

Dann kriegen wir alle Impfmengen gemeinsam.

Doch Tempo beim Impfen geht nur mit ausreichend Impfstoff.

Das haben die letzten Monate gezeigt.

Auch Mecklenburg-Vorpommern setzt da auf Eigeninitiative –

auf eine Millionen russische Impfdosen:

Eine Option heißt:

Bereits vor der Zulassung melde ich Interesse an

und kaufe aber erst nach Zulassung.

Die Bundesregierung hat schon den Fehler gemacht

und hat Biontech nicht rechtzeitig in Mengen optioniert.

Dieser Fehler sollte nicht wieder passieren.

Das europäische System der Impfstoff-Beschaffung:

Der Bund scheint auch nicht mehr daran festhalten zu wollen.

Der Gesundheitsminister will wohl nicht auf die EU warten,

die derzeit keine Verträge mit Russland abschließen will.

Die EMA prüft den Stoff noch.

Die publizierten Daten sehen sehr gut aus.

Wenn der Impfstoff geprüft und zugelassen wird,

hätte ich auch nichts gegen den Impfstoffes einzuwenden.

Ohne EMA-Zulassung hat die Slowakei den Impfstoff in Russland bestellt.

Nun zweifelt man an der Qualität der gelieferten Dosen.

Sie wurden noch nicht durch die Kontrollbehörde freigegeben.

Sputnik V - warum wir darauf nicht verzichten sollten

und was Impfen mit Politik zu tun hat.

Die Meinung von Monika Wagener vom WDR.

Auch wenn es keine Riesenmenge ist:

Deutschland sollte Sputnik V bestellen.

Nur, wenn die Arzneimittelagentur

den Impfstoff gründlich durchleuchten kann.

Und wenn die Qualität der Chargen überprüft werden kann.

Das sollte bei der Produktion in Deutschland

aber kein Problem sein und für alle Impfstoffe gelten.

Sputnik kommt spät,

weil er erst im Sommer und Spätsommer geliefert werden kann.

Bis dahin hat die EU viel Impfstoff bestellt.

Aber wer will sich darauf noch verlassen,

nachdem die Pharmafirmen ständig ihre Liefermengen ändern.

Oder es tauchen plötzlich neue Nebenwirkungen auf –

normal bei einer so schnellen Impfstoff-Entwicklung.

Lieber zu viel als zu wenig. Es geht um Menschenleben.

Aber die Menschenrechtsverletzungen in Russland?

Die sollten dennoch angeprangert und geahndet werden.

Das sollten auch Menschenrechtsverletzungen in China.

Auch wenn wir Masken und Antigentests made in China benutzen.

Weil die lieferbare Menge an Sputnik V überschaubar ist,

besteht nicht die Gefahr einer Abhängigkeit oder Erpressbarkeit.

Was wir aber tun sollten:

Gegenüber Putin mit einer Stimme zu sprechen.

Der freut sich, wenn er spalten

und damit den Westen schwächen konnte.

Warum einige Ministerpräsidenten ihm diesen Gefallen tun,

bleibt ihr Geheimnis.

Zeitdruck gab es keinen,

nur bei manchem ein bisschen Profilierungsdruck.

Die Meinung von Monika Wagner.

Ob nun mit Sputnik oder den anderen Vakzinen.

Es wird noch dauern, bis so viele Menschen geimpft sind,

dass wir wieder normaler leben können.

Bis dahin kämpft Deutschland gegen kletternde Infektionszahlen.

Die deutsche Intensivmedizin fleht die Politik geradezu an,

noch mal alles herunterzufahren in Deutschland.

Um viele Schwererkrankte und Tote zu vermeiden.

Viele Länder gehen lieber ihre eigenen Wege

in unserem föderalen System.

Daher fährt der Bundesadler jetzt seine Krallen aus

und will den Weg von Berlin aus weisen.

Es ist ein Ritual, seit Monaten:

Die Kanzlerin, die Länderchefs, Lockdown, Lockerungen, Diskussionen.

Dann macht das eine Land es so, das andere so.

Und der Bund schaut zu.

Funktioniert das noch im zweiten Jahr der Pandemie?

Nun scheinen Bund und Länder paralysiert zu sein.

Sie arbeiten nicht zusammen, sondern teilweise gegeneinander.

Das ist in der Geschichte des Föderalismus

eine besondere Situation.

Das bunte Allerlei der Bundesländer.

An sich schön, aber schwierig in der Krise.

Die Kanzlerin: schon länger ungeduldig.

Die Pandemie macht keine Pause.

Eine Möglichkeit ist,

das Infektionsschutzgesetz noch mal anzupacken.

Wir sind verpflichtet, qua Gesetz das Infektionsgeschehen einzudämmen.

Derzeit ist die Eindämmung nicht da.

Mehr Entscheidungsgewalt für den Bund.

Mehr Einheit, mehr Bundestag statt Videokonferenzen mit den Ländern.

SPD und Opposition wollen das schon länger.

Auch in der Unionsfraktion zunehmend Zustimmung und Hoffnung,

so das Dickicht unterschiedlicher Regeln zu lichten.

Wir haben Interesse daran,

das Infektionsschutzgesetz nachzubessern.

In einem Maße, dass der Bund die Notbremse ziehen kann.

Dass wir einheitlich dafür sorgen können,

dass gleiche Regeln überall herrschen.

Das hieße wohl:

Dass 16 Bundesländer Macht abgeben müssten an den Bund.

Da ist nicht jeder überzeugt – es läuft doch.

Wir haben alle Instrumente, die man braucht.

Wir wenden die in Rheinland-Pfalz konsequent an.

Das führt nicht immer zur Freude.

Auch Landräte gibt es, die wir anweisen mussten,

damit diese Regelungen durchgeführt werden.

Aber wir haben das Instrumentarium.

Nur die Anwendung: schwierig.

Es geht ums Grundsätzliche.

Und in einem Wahljahr auch um die Frage, was das politisch bedeutet.

Wenn man die Bundeskompetenzen verlagern würde,

wäre das eine ambivalente Geschichte für die Ministerpräsidenten.

Sie wären sicherlich in der Lage,

die Verantwortung für die Maßnahmen auf den Bund stärker abzuschieben.

Aber es wäre ein Verlust an Bedeutung der Landesebene,

den sie nicht tragen möchten.

Bund, Länder, Pandemie – es bleibt kompliziert.

Daniel Günther

ist der Ministerpräsident von Schleswig-Holstein.

Es ist das Bundesland mit dem niedrigsten Infektionsgeschehen.

In den meisten Landkreisen sollen die Restaurants wieder öffnen,

zumindest draußen.

Guten Abend. Guten Abend.

Die Kanzlerin fordert einen harten Lockdown.

In Schleswig-Holstein wird ab Montag wieder gefeiert.

Wo ist hier der Fehler?

Bei uns wird nicht gefeiert, wir öffnen die Außengastronomie.

Das hatten wir vorher angekündigt.

Das steht mit den Diskussionen auf Bundesebene

auch nicht im Widerspruch.

Bei Inzidenzen unter 100 können wir so agieren.

Das wurde in den Konferenzen geschlossen.

Bei hohen Inzidenzen muss hart gehandelt werden.

Das machen wir hier auch.

Manche Länder halten sich nicht an die Regeln

und ziehe nicht die Notbremse bei Inzidenzen über 100.

Sollte der Bundesstaat nicht einschreiten

und die Notbremse durchsetzen?

Ich bin dafür, mehr Diskussionen

zu Verschärfungen des Infektionsschutzgesetzes zu führen.

Ich verstehe den Frust, wenn es in manchen Ländern nicht gemacht wird.

Es macht aber Sinn, die Regeln einzuhalten.

Alle Länder, die es tun, beweisen, dass es so ist.

Wir hatten die Situation in Flensburg:

Hohe Infektionsfälle, britische Mutanten.

Durch die Notbremse führten wir die Zahlen auf ein Drittel runter.

Wir haben klare Beschlüsse, die umgesetzt werden müssen.

Wenn das gemacht wird, bin ich offen für die Diskussion.

Sie sind dafür, dass der Bund sagt:

Wenn in Landkreisen in den Ländern die Inzidenz steigt,

die Vorschriften nicht eingehalten werden, gibt es Sanktionen?

Ich bin dafür, dass es ein klares Regelwerk gibt.

Wenn die Zahlen aus dem Ruder laufen, wenn die Inzidenz steigt,

müssen harte Schritte gemacht werden.

Ich fordere nicht, dass es in einem Bundesgesetz geregelt werden muss.

Wir haben das Infektionsschutzgesetz.

Wir haben Regelungen verabredet. Die müssen nur umgesetzt werden.

Die werden ja nicht umgesetzt.

Was macht man mit den Länderchefs, die sich nicht dran halten?

Man soll das verantwortlich umsetzen.

Ich kann nur für die Verantwortung sprechen, die ich habe.

Wir müssen das einhalten, was wir vereinbart haben.

Wir handeln hart, wenn die Inzidenzen hochgehen.

Mit diesem Konzept können wir niedrige Inzidenzen erreichen.

Das muss in ganz Deutschland erfolgen.

Ich bin offen für eine Diskussion

über eine Regelung im Bundesinfektionsschutzgesetz.

Wir haben ja schon Verständigungen der Ministerpräsidentenkonferenz.

Sie warfen Kretschmann und Söder Effekthascherei vor,

als die für einen harten Lockdown warben.

Ist Laschet mit seinem Brücken-Lockdown Effekthascher?

In dieser Phase sollte man keine Briefe schreiben.

Hier ist Handeln gefordert.

Man setzt das um, was wir beschlossen haben.

Ich habe kein Verständnis

für das Rufen nach dem bundesweiten Lockdown.

Ich weiß nicht, was es bringen soll.

Bei einem Landkreis in Bayern mit hohen Zahlen:

Was soll es bringen,

wenn in Nordfriesland der Einzelhandel geschlossen wird?

Jeder muss selbst handeln.

Auch die Kollegen im Süden können in ihrem Land handeln.

Wir haben einen klaren Rahmen, den sollte jeder umsetzen.

Gehört zu Effekthascherei auch,

dass Söder für Bayern Sputnik V bestellt hat?

Das hat nichts mit unserer Verabredung zu tun.

Wir Länder sind dafür verantwortlich,

den Impfstoff so schnell wie möglich zu verimpfen.

Auch hier ist Handeln gefragt. Der Bund besorgt den Impfstoff.

Im Raum der Aufgabenteilung haben wir die Angebote,

die wir zu Sputnik bekamen, dem Bund gesandt.

Es ist nicht klug, wenn einzelne Länder Verabredungen treffen.

Das verstehe ich nicht unter Solidarität.

Wenn jeder macht was er will:

Auch bei dem Treffen mit der Kanzlerin nächste Woche,

wie sinnvoll ist das erneute Treffen am Montag?

Ich dränge nicht auf so ein Treffen.

Wir haben ein Regelwerk vereinbart.

Das Infektionsschutzgesetz, die Beschlüsse auf Bundesebene:

Mit diesem Rahmen bekämpfen wir die Pandemie in den Bundesländern.

Da brauche ich keine neuen Besprechungen.

Wir setzen das um, was wir besprochen haben.

Aber bei Treffbedarf bin ich bereit, zu sprechen.

Damit wir einheitlich handeln und was machen, was Menschen verstehen,

den Anspruch haben alle.

Wenn wir nächste Woche einen Lockdown-Beschluss haben

oder einen neuen CDU-Kanzlerkandidaten?

Ich lasse mich überraschen.

Es wäre gut, die personellen Regeln klarzustellen.

Es ist wichtig, streng zu sein, wenn Inzidenzen hochgehen.

Das können wir noch klarer miteinander verabreden.

Es ist gut, wenn das nächste Woche geklärt wird.

Zur personalen Frage sagt er nichts, danke. Sehr gerne.

Das Gespräch haben wir vor der Sendung aufgezeichnet.

Leider haben wir oft über Fälle sexualisierter Gewalt

gegen Kinder und Jugendliche berichten müssen.

Großbritannien wird davon erschüttert,

was aus den Schulen des Landes ans Tageslicht kommt:

Tausende Opfer fanden den Mut zu sprechen.

Frauenfeindliche Sprüche, intime Fotos

und Vergewaltigungen gehörten zu ihrem Schulalltag.

Die Täter sind keine Erwachsenen.

Es sind die Schüler selbst, die einander so etwas antun.

Vassili Golod berichtet.

Hinter diesen Mauern zieht sich Großbritannien seine Elite heran.

Wer einen Platz am Dulwich College, der Tonbridge School

oder in Eton bekommt, wird später CEO, Minister –

oder sogar Premier.

Ausgerechnet diese Elite-Schulen stehen im Fokus einer Debatte.

Auf der Seite Everyone's Invited teilen gerade junge Frauen

ihre Erfahrungen.

Es geht um Rape Culture, sexualisierte Gewalt unter Schülern.

Tausende Berichte sind online, alle anonym.

Nur nicht die Schulen der Täter. Zan Moon ist eine Betroffene.

Ich war mit 15 auf einer Party mit Jungs aus Eton und Tonbridge.

Ein Junge hat deutlich gemacht, dass er interessiert ist.

Ich habe deutlich gemacht, dass ich es nicht bin.

Als wir saßen, hat er seinen Fuß bis zu meinem Oberschenkel bewegt

und in meinen Genitalbereich.

Ich habe ihn weggestoßen und bin gegangen.

Er ist mir gefolgt,

packte mich am Hals und drückte mich gegen die Wand.

Er begrabschte und küsste mich

und steckte seine Hände in meine Unterwäsche.

Ich war gefangen.

Zan spricht über ihre Erfahrungen, um das Tabu zu brechen.

Dieser Missbrauch sei nur möglich, weil alle schweigen.

Er hörte nicht auf.

Und es waren vielleicht zwölf andere Leute da.

Jungs aus Eton und Tonbridge.

Jeder konnte sehen, dass es passiert.

Ich habe deutlich gemacht, dass ich das nicht will.

Aber niemand hat Hilfe angeboten.

Zan hat einen Brief an die Privatschulen geschrieben

und fordert darin Reformen.

Und sie bekommt Unterstützung.

Von einem, der das Klima von innen kennt.

Ein Teil der Privatschulmentalität besteht darin,

dass sie dir am ersten Tag sagen:

"Das ist eine Eliteschule. Du bist etwas Besonderes."

Das gibt vielen Jungs das Gefühl: Ja, ich bin was Besonderes.

Ich bin nicht wie normale Leute.

Mein Verhalten kann keine Konsequenzen haben.

Und deshalb handeln viele so, wie sie handeln.

Sie kommen meistens ohne Folgen davon.

Für ein Interview war die Tonbridge School nicht verfügbar.

Schriftlich teilt die Eliteschule mit,

dass sie die Vorwürfe ernst nehme.

Vor zwei Jahren hat Patrick hinter diesen Mauern

seinen Abschluss gemacht.

Auch sein eigenes Verhalten sieht er heute kritisch.

Wenn andere Jungs frauenfeindliche Dinge sagen

und du widersprichst:

Dann kann das dazu führen, dass sie übergriffig werden.

Es gab viele Fälle, in denen ich nichts gesagt habe.

Wenn du schweigst, kann das schlimme Folgen haben.

Tausendfach nachzulesen auf Everyone's Invited.

Inzwischen lässt die Regierung die gemeldeten Fälle untersuchen.

Soma Sara hat die Internetseite für Betroffene ins Leben gerufen.

Sie fordert eine Debatte über Privatschulen hinaus.

Sexualisierte Gewalt ist ein globales Problem.

Das betrifft nicht nur Großbritannien.

Das passiert nicht nur jetzt und nicht nur an Privatschulen.

Es wäre ein Fehler, das als Einzelfälle abzustempeln.

Das gab es immer und überall.

Die Solidarität mit den Betroffenen ist nicht länger zu übersehen.

Soma wünscht sich, dass ihre Stimmen gehört werden.

Und die Gesellschaft sich wandelt.

Dies ist eine mutmachende Nachricht:

Die Prüfungen für die Abschlussklassen in den Schulen

werden stattfinden.

Die Nachrichten mit Linda Zervakis:

Die Kultusministerkonferenz hat beschlossen,

dass alle Schüler trotz Pandemie Abschlussprüfungen ablegen können.

Uneinheitlich bleibt hingegen das Vorgehen nach den Osterferien.

Die Länder entscheiden weiter allein,

bei welchen Inzidenzen Präsenz- oder Distanzunterricht stattfindet.

Lehrerverband und Schülervertreter hatten bundesweit

einheitliche Regelungen gefordert.

Bei einem Treffen von Bundeswirtschaftsminister Altmaier

mit 40 Verbänden wurde keine Unternehmens-Testpflicht beschlossen.

Während die Industrie gut durch die Krise kommt,

leiden Dienstleistungen und Handel.

Mehr von Samir Ibrahim aus der Frankfurter Börse.

Ein Gipfel in zwei Runden wegen der vielen Teilnehmer.

Die Forderungen der Unternehmen an die Politik

sind so vielfältig wie die Probleme der Branchen.

Längst driftet die Wirtschaft in Deutschland auseinander.

Die Zahlen dazu lieferte das Wirtschaftsministerium heute selbst.

Auch die Nachfrage aus dem Ausland nach Wirtschaftsgütern

ist durchaus gespalten.

Was sehr gut läuft, ist der Verkauf

von Investitionsgütern wie Maschinen oder Fahrzeugen.

Hier stieg die Nachfrage im Februar gegenüber März um 2,1 %.

Konsumartikel waren weniger begehrt, die Nachfrage sank um 2 %.

Ein Bild, dass die Lage in Deutschland selbst widerspiegelt.

Die deutsche Exportwirtschaft kommt gut durch diese Krise.

Tourismusbranche und Einzelhändler

warnen immer stärker vor drohenden Pleiten.

In Baden-Württemberg begannen Grüne und CDU Koalitionsverhandlungen

über eine Wiederauflage ihres Regierungsbündnisses.

Thema war die schwierige Finanzlage.

Anfang Mai wollen beide Parteien ihr Regierungsprogramm präsentieren.

Die Grünen hatten die Landtagswahl klar gewonnen.

Ministerpräsident Kretschmann

will sich zum dritten Mal zum Regierungschef wählen lassen.

Der EuGH erklärte die Impfpflicht für Kinder in Tschechien

für rechtens.

Sie stelle darin keinen Verstoß

gegen das Recht auf Achtung des Privat- und Familienlebens dar.

Die tschechischen Behörden verfolgten damit das legitime Ziel,

Gesundheit und Rechte anderer zu schützen.

Mehrere Familien hatten dagegen geklagt.

Israel gedenkt der 6 Mio. Holocaustopfer:

Wie in Jerusalem hielten die Menschen am Morgen zwei Minuten inne.

Der Verkehr stand.

Israels Premier Netanyahu und Präsident Rivlin

legten an der Gedenkstätte Yad Vashem Kränze nieder.

In Israel leben noch etwa 175.000 Holocaust-Überlebende.

Der vor Tagen bei Sturm in Seenot geratene niederländische Frachter

ist sicher in einem norwegischen Hafen.

Schlepper brachten das Schiff nach Alesund an der Westküste.

Damit wurde verhindert,

dass empfindliche Naturgebiete verschmutzt werden werden.

An Bord befanden sich Hunderte Tonnen Schweröl und Diesel.

Am 19. September 1991 ging in Saarlouis

ein Flüchtlingsheim in Flammen auf.

Samuel Yeboah (27) aus Ghana starb in den Flammen.

Es waren viele überzeugt,

dass Rechtsextremisten dahinter steckten.

Fast zeitgleich gab es ähnliche Anschläge in Hoyerswerda,

Rostock-Lichtenhagen oder Solingen.

Doch in Saarlouis glaubte man an einen Unfall,

wollte man wohl auch.

Die Stadt lehnte ein offizielles Gedenken an Samuel Yeboah ab.

Nun aber hat die Geschichte Saarlouis eingeholt.

Nach 30 Jahren wird der Fall wieder aufgerollt.

Auch die Stadt beginnt sich, dem zu stellen, was damals geschah.

Die Reportage von Simone Blaß.

Hier stand dieses Haus.

Es wurde irgendwann in den 2000ern abgerissen.

Dann wurde hier diese Arztpraxis errichtet.

Frank Kerner war damals als Feuerwehrmann im Einsatz.

Ich treffe ihn am Tatort.

Hier werfen bisher unbekannte Täter am 19. September 1991

einen Brandsatz ins Treppenhaus eines Flüchtlingsheims.

Dieses blaue Licht, es war dunkel. Die Schreie, der Rettungsdienst ...

Und dann Samuel Yeboah mit seinen schweren Verbrennungen.

Das hat weh getan.

Da stehe ich heute noch unter Schock.

Immer noch ist er fassungslos

über die Feigheit und Kaltblütigkeit der Täter.

Damals habe ich mich geschämt Saarlouiser zu sein.

Er berichtet auch von großer Betroffenheit in der Stadt,

von Solidaritätsbekundungen direkt nach dem Anschlag.

Und von Hilfsaktionen.

Viele waren damals überzeugt,

dass Rechtsextreme hinter der Tat stecken.

Es ist ein naheliegender Verdacht.

In Saarlouis gibt es Anfang der 90er eine aktive rechte Szene.

Es kommt zu Aufmärschen.

Die Polizei stellt ihre Ermittlungen ein.

Sie findet keine Beweise für ein fremdenfeindliches Motiv.

Der Stadt sei das gelegen gekommen.

Davon ist Roland Röder

von der Aktion 3. Welt Saar überzeugt.

Ausländerhass passte nicht ins Selbstbild.

Die Stadt Saarlouis hat es verweigert.

Es war schlecht für das Image.

Man hat sich als weltoffene Stadt im Saarland präsentiert.

Da passte der rassistische Mord nicht.

In Saarlouis organisiert er gemeinsam mit anderen

seit 30 Jahren Veranstaltungen gegen das Vergessen in der Stadt.

2001 bringen sie eine Gedenktafel am Rathaus an.

Darauf nennen sie die Tat "rassistisch".

Wohl zu viel Provokation.

Die Tafel wird am selben Tag entfernt.

Die Kosten von 134,50 Euro fordert die Stadt per Gericht zurück.

Vier Jahre lang hat die Stadt prozessiert.

Das ist mein Augen nichts anderes als deutscher Wahn.

Fast 30 Jahre lang versuchen die Verantwortlichen,

die Erinnerung an das Verbrechen aus dem Stadtbild zu verdrängen.

Doch Mord verjährt nicht.

Im vergangenen Sommer zieht die Bundesanwaltschaft

die Ermittlungen an sich.

Sie sieht Anhaltspunkte für ein rechtsextremistisches

und fremdenfeindliches Tatmotiv.

Das sorgt in der Rathausspitze für ein Umdenken.

Einstimmig beschließt der Stadtrat im März einen Gedenktag

am 19. September, dem Todestag Yeboahs.

Initiiert ein Demokratietraining für Jugendliche.

Peter Demmer ist drei Jahren Oberbürgermeister.

Er berichtet von weiteren Plänen.

Ein zentrales Mahnmal für Opfer von Hass, Gewalt und Diskriminierung

und eine Gedenktafel für Yeboah am Tatort.

Das Thema wühle politisch Verantwortliche auf.

Die Diskussion war intensiv, tiefgehend und emotional.

Ich hab das in dieser Form hier im Stadtrat noch nicht erlebt.

Können Sie aus heutiger Sicht nachvollziehen,

dass sich die Stadt der Geschichte verschlossen hat?

Ich weiß nicht,

ob meine Vorgänger sich der Sache verschlossen haben.

Das möchte ich so nicht sagen.

Es war nie nachgewiesen,

dass diese Tat einen rechtsradikalen Hintergrund hatte.

Es war zu vermuten – aber nie bewiesen.

Dass sich diese Haltung ändert,

darauf warten auch die Jusos seit Langem.

Nach fast 30 Jahren ist es überfällig,

dass es ein öffentliches Gedenken gibt.

Das soll nicht an den Stadtrand,

sondern gut sichtbar in die Innenstadt.

Damit man den Namen Samuel Yeboah erinnert.

Ein Statement würde der Stadt Saarlouis gut stehen.

Noch lebt die Erinnerung

an Samuel Yeboah vor allem auf dem Friedhof.

Der ist drei Kilometer von der Stadtmitte entfernt.

Das sein Andenken stärker ins Zentrum rücken soll,

ist für viele eine überfällige Entscheidung.

Zum Wetter, warten auf den Frühling.

Der Norden wird warten müssen.

Es wird nass und kalt.

Der Süden bekommt Frühling.

Es kommt warme Luft aus Südwesten.

Samstag liegt über der Mitte eine Front.

Es ist eine Luftmassengrenze.

Es kann regnen.

Die Temperaturen sind unterschiedlich.

Sonntag zieht die Luftmassengrenze nach Norden.

Entlang der Front kräftiger Regen.

Wo genau die Grenze liegt, ist unsicher.

Im Nordwesten wird es kalt und nass.

Im Südosten sonnig und warm.

In der Nacht gibt es nach Süden hin wenig Wolken.

Im Norden wenige Tropfen.

Die Front bringt morgen etwas Regen im Norden.

Im Süden ist es sonnig.

Man sieht morgen schon die Zweiteilung.

Am Wochenende der kräftige Regen über der Mitte.

Bayern bekommt viel Sonne.

Sonntag hängt die Front im Nordwesten.

Dort gibt es Schauer und Gewitter.

Montag wird es für alle kälter.

Das war's von uns. Jetzt kommt extra3.

Im nachtmagazin erfahren Sie um 0.20 Uhr,

was Biden gegen Waffengewalt unternehmen will.

Wir sind morgen wieder für Sie da. Bis dann.

Copyright Untertitel: NDR 2021


tagesthemen 08.04.2021, 22:15 Uhr - Warum einzelne Bundesländer den russischen Impfstoff Sputnik kaufen tagesthemen 08.04.2021, 22:15 Uhr - Why individual German states buy the Russian vaccine Sputnik

Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit den tagesthemen.

Diese Sendung wurde vom NDR live untertitelt (08.04.2021)

Heute im Studio: Caren Miosga

Guten Abend zu den tagesthemen.

Heute mit einer Nachricht, die hoffen lässt,

dass es schneller geht mit dem Impfen.

Das zeigen wir gleich.

Zunächst aber hat Robert Holm heute in der Früh erfahren,

wie sehr sich die Leute nach guten Botschaften sehnen. how much people long for good news.

Die meisten hier müssen gleich weiter zur Arbeit.

Es ist 8 Uhr.

Am Bahnhof Friedrichstraße in Berlin liegen frische Zeitungen.

In Artikeln geht es um Lockdown-Pläne,

um Bund-Länder-Treffen.

Auch Nachrichten zum Impfen sind zu lesen.

Wenn das jemand noch liest.

Nicht mehr alles.

Corona-Themen überfliege ich nur noch. I only fly over Corona topics.

Lockdown oder Lockerungen:

Mich interessieren die Zwischenschritte nicht mehr. I'm no longer interested in the intermediate steps.

Ich will nur wissen, woran ich bin. I just want to know what I'm up to.

Gut ein Drittel der Deutschen ist pandemiemüde.

Das wird auch am Morgen hier deutlich. This is also clear in the morning here.

Ich lese keine Zeitungen,

in denen Corona-Nachrichten vorkommen. in which Corona news occurs.

Es sind nicht die Corona-Regeln oder die Wissenschaft.

Die Leute nervt das politische Hin und Her. People get annoyed by the political back and forth.

Manchmal hängt es einem zum Hals raus. Sometimes you get sick of it.

Aber ich möchte wissen, wohin es geht.

Manchmal habe ich das Gefühl, ich kann es nicht mehr hören.

Aber nach ein oder zwei Tagen gucke ich wieder rein. But I'll check back in a day or two.

Ich will im Sommer in die Türkei.

Mich interessiert, wie viele Fälle es da jetzt gibt. I'm interested in how many cases there are now.

Er checkt die Zahl der Neuinfektionen jeden Tag. He checks the number of new infections every day.

Es steigt jeden Tag.

Gestern waren es 49.000. Heute sind es 54.000.

Ob man reisen darf, ob es Reisewarnungen gibt.

Corona beeinflusst den Alltag aller, auch wenn es nervt.

Es gibt ja zum Glück nicht nur Nachrichten.

Ich lese gerne Magazine über das Kochen und Reisen. I like reading magazines about cooking and travelling.

Und Kinozeitschriften.

Mal etwas anderes lesen. Vielleicht gar nicht schlecht.

Ob wir wollen oder nicht:

Corona-Nachrichten werden uns noch lange begleiten.

Umso schöner, wenn die Nachrichten von einem Impf-Rekord erzählen:

650.000 Impfdosen an einem Tag.

Gestern wurden so viele wie noch nie an einem Tag in Deutschland geimpft.

Nun hoffen alle, dass es von Tag zu Tag mehr wird.

Beim Warten auf den Impfstoff wurden manche Bundesländer ungeduldig.

Sie bestellten auf eigene Faust. You ordered on your own.

Einen Impfstoff, der in der EU noch nicht zugelassen ist, Sputnik V.

Ist das ein unsolidarisches Foul Is that a foul without solidarity?

oder der richtige Anstoß zur richtigen Zeit? or the right impetus at the right time?

Den Gesundheitsminister hat's beeindruckt.

Gabriele Dunkel.

In Illertissen, hinter diesen Mauern zeigt sich, In Illertissen, behind these walls it shows

wie Putin Impfen als Mittel der Außenpolitik nutzt.

Die Produktionsstätte von Sputnik V ist noch nicht mal angelaufen, The Sputnik V production facility hasn't even started yet,

doch schon spaltet sie die Gemüter, die Länder bis hin zur EU. but already it divides the minds, the countries up to the EU.

Bayern hat sich die Option auf 2,5 Mio Sputnik-Dosen gesichert.

Egal, ob direkt von hier oder aus Russland geliefert.

Der Vorvertrag ist unterschrieben. The preliminary contract is signed.

Geliefert wird,

wenn die Europäische Arzneimittel Agentur das Vakzin zulässt. if the European Medicines Agency approves the vaccine.

In welche Arme der russische Stoff verimpft wird, ist klar:

Erst mal haben wir den Freistaat im Blick. First of all, let's look at the Free State.

Aber ich will nicht ausschließen, dass wir mit anderen drüber reden,

wenn es Notstände oder Szenarien gibt. when there are emergencies or scenarios.

Das halte ich für für möglich.

Wir sind in einem solidarischen Miteinander. We are in solidarity with one another.

Für Thüringens Ministerpräsidenten sieht Solidarität anders aus. For Thuringia's prime minister, solidarity looks different.

Aus Rücksicht auf alle Länder verzichtete man

auf einen Solo-Vertragsabschluss mit den Russen:

Nun erlebe ich, dass der Kollege Söder anfängt Now I see that colleague Söder starts

und andere Bundesländer in den Wettbewerb einsteigen.

Das ist nicht gut.

Es wäre nur richtig:

Einen einheitlichen Rahmenplan für ganz Deutschland. A uniform framework plan for all of Germany.

Dann kriegen wir alle Impfmengen gemeinsam.

Doch Tempo beim Impfen geht nur mit ausreichend Impfstoff.

Das haben die letzten Monate gezeigt.

Auch Mecklenburg-Vorpommern setzt da auf Eigeninitiative –

auf eine Millionen russische Impfdosen:

Eine Option heißt:

Bereits vor der Zulassung melde ich Interesse an

und kaufe aber erst nach Zulassung.

Die Bundesregierung hat schon den Fehler gemacht

und hat Biontech nicht rechtzeitig in Mengen optioniert.

Dieser Fehler sollte nicht wieder passieren.

Das europäische System der Impfstoff-Beschaffung:

Der Bund scheint auch nicht mehr daran festhalten zu wollen.

Der Gesundheitsminister will wohl nicht auf die EU warten,

die derzeit keine Verträge mit Russland abschließen will.

Die EMA prüft den Stoff noch.

Die publizierten Daten sehen sehr gut aus.

Wenn der Impfstoff geprüft und zugelassen wird,

hätte ich auch nichts gegen den Impfstoffes einzuwenden.

Ohne EMA-Zulassung hat die Slowakei den Impfstoff in Russland bestellt.

Nun zweifelt man an der Qualität der gelieferten Dosen.

Sie wurden noch nicht durch die Kontrollbehörde freigegeben.

Sputnik V - warum wir darauf nicht verzichten sollten

und was Impfen mit Politik zu tun hat.

Die Meinung von Monika Wagener vom WDR.

Auch wenn es keine Riesenmenge ist:

Deutschland sollte Sputnik V bestellen.

Nur, wenn die Arzneimittelagentur

den Impfstoff gründlich durchleuchten kann.

Und wenn die Qualität der Chargen überprüft werden kann.

Das sollte bei der Produktion in Deutschland

aber kein Problem sein und für alle Impfstoffe gelten.

Sputnik kommt spät,

weil er erst im Sommer und Spätsommer geliefert werden kann.

Bis dahin hat die EU viel Impfstoff bestellt.

Aber wer will sich darauf noch verlassen,

nachdem die Pharmafirmen ständig ihre Liefermengen ändern.

Oder es tauchen plötzlich neue Nebenwirkungen auf –

normal bei einer so schnellen Impfstoff-Entwicklung.

Lieber zu viel als zu wenig. Es geht um Menschenleben.

Aber die Menschenrechtsverletzungen in Russland?

Die sollten dennoch angeprangert und geahndet werden.

Das sollten auch Menschenrechtsverletzungen in China.

Auch wenn wir Masken und Antigentests made in China benutzen.

Weil die lieferbare Menge an Sputnik V überschaubar ist,

besteht nicht die Gefahr einer Abhängigkeit oder Erpressbarkeit.

Was wir aber tun sollten:

Gegenüber Putin mit einer Stimme zu sprechen.

Der freut sich, wenn er spalten

und damit den Westen schwächen konnte.

Warum einige Ministerpräsidenten ihm diesen Gefallen tun,

bleibt ihr Geheimnis.

Zeitdruck gab es keinen,

nur bei manchem ein bisschen Profilierungsdruck.

Die Meinung von Monika Wagner.

Ob nun mit Sputnik oder den anderen Vakzinen.

Es wird noch dauern, bis so viele Menschen geimpft sind,

dass wir wieder normaler leben können.

Bis dahin kämpft Deutschland gegen kletternde Infektionszahlen.

Die deutsche Intensivmedizin fleht die Politik geradezu an,

noch mal alles herunterzufahren in Deutschland.

Um viele Schwererkrankte und Tote zu vermeiden.

Viele Länder gehen lieber ihre eigenen Wege

in unserem föderalen System.

Daher fährt der Bundesadler jetzt seine Krallen aus

und will den Weg von Berlin aus weisen.

Es ist ein Ritual, seit Monaten:

Die Kanzlerin, die Länderchefs, Lockdown, Lockerungen, Diskussionen.

Dann macht das eine Land es so, das andere so.

Und der Bund schaut zu.

Funktioniert das noch im zweiten Jahr der Pandemie?

Nun scheinen Bund und Länder paralysiert zu sein.

Sie arbeiten nicht zusammen, sondern teilweise gegeneinander.

Das ist in der Geschichte des Föderalismus

eine besondere Situation.

Das bunte Allerlei der Bundesländer.

An sich schön, aber schwierig in der Krise.

Die Kanzlerin: schon länger ungeduldig.

Die Pandemie macht keine Pause.

Eine Möglichkeit ist,

das Infektionsschutzgesetz noch mal anzupacken.

Wir sind verpflichtet, qua Gesetz das Infektionsgeschehen einzudämmen.

Derzeit ist die Eindämmung nicht da.

Mehr Entscheidungsgewalt für den Bund.

Mehr Einheit, mehr Bundestag statt Videokonferenzen mit den Ländern.

SPD und Opposition wollen das schon länger.

Auch in der Unionsfraktion zunehmend Zustimmung und Hoffnung,

so das Dickicht unterschiedlicher Regeln zu lichten.

Wir haben Interesse daran,

das Infektionsschutzgesetz nachzubessern.

In einem Maße, dass der Bund die Notbremse ziehen kann.

Dass wir einheitlich dafür sorgen können,

dass gleiche Regeln überall herrschen.

Das hieße wohl:

Dass 16 Bundesländer Macht abgeben müssten an den Bund.

Da ist nicht jeder überzeugt – es läuft doch.

Wir haben alle Instrumente, die man braucht.

Wir wenden die in Rheinland-Pfalz konsequent an.

Das führt nicht immer zur Freude.

Auch Landräte gibt es, die wir anweisen mussten,

damit diese Regelungen durchgeführt werden.

Aber wir haben das Instrumentarium.

Nur die Anwendung: schwierig.

Es geht ums Grundsätzliche.

Und in einem Wahljahr auch um die Frage, was das politisch bedeutet.

Wenn man die Bundeskompetenzen verlagern würde,

wäre das eine ambivalente Geschichte für die Ministerpräsidenten.

Sie wären sicherlich in der Lage,

die Verantwortung für die Maßnahmen auf den Bund stärker abzuschieben.

Aber es wäre ein Verlust an Bedeutung der Landesebene,

den sie nicht tragen möchten.

Bund, Länder, Pandemie – es bleibt kompliziert.

Daniel Günther

ist der Ministerpräsident von Schleswig-Holstein.

Es ist das Bundesland mit dem niedrigsten Infektionsgeschehen.

In den meisten Landkreisen sollen die Restaurants wieder öffnen,

zumindest draußen.

Guten Abend. Guten Abend.

Die Kanzlerin fordert einen harten Lockdown.

In Schleswig-Holstein wird ab Montag wieder gefeiert.

Wo ist hier der Fehler?

Bei uns wird nicht gefeiert, wir öffnen die Außengastronomie.

Das hatten wir vorher angekündigt.

Das steht mit den Diskussionen auf Bundesebene

auch nicht im Widerspruch.

Bei Inzidenzen unter 100 können wir so agieren.

Das wurde in den Konferenzen geschlossen.

Bei hohen Inzidenzen muss hart gehandelt werden.

Das machen wir hier auch.

Manche Länder halten sich nicht an die Regeln

und ziehe nicht die Notbremse bei Inzidenzen über 100.

Sollte der Bundesstaat nicht einschreiten

und die Notbremse durchsetzen?

Ich bin dafür, mehr Diskussionen

zu Verschärfungen des Infektionsschutzgesetzes zu führen.

Ich verstehe den Frust, wenn es in manchen Ländern nicht gemacht wird.

Es macht aber Sinn, die Regeln einzuhalten.

Alle Länder, die es tun, beweisen, dass es so ist.

Wir hatten die Situation in Flensburg:

Hohe Infektionsfälle, britische Mutanten.

Durch die Notbremse führten wir die Zahlen auf ein Drittel runter.

Wir haben klare Beschlüsse, die umgesetzt werden müssen.

Wenn das gemacht wird, bin ich offen für die Diskussion.

Sie sind dafür, dass der Bund sagt:

Wenn in Landkreisen in den Ländern die Inzidenz steigt,

die Vorschriften nicht eingehalten werden, gibt es Sanktionen?

Ich bin dafür, dass es ein klares Regelwerk gibt.

Wenn die Zahlen aus dem Ruder laufen, wenn die Inzidenz steigt,

müssen harte Schritte gemacht werden.

Ich fordere nicht, dass es in einem Bundesgesetz geregelt werden muss.

Wir haben das Infektionsschutzgesetz.

Wir haben Regelungen verabredet. Die müssen nur umgesetzt werden.

Die werden ja nicht umgesetzt.

Was macht man mit den Länderchefs, die sich nicht dran halten?

Man soll das verantwortlich umsetzen.

Ich kann nur für die Verantwortung sprechen, die ich habe.

Wir müssen das einhalten, was wir vereinbart haben.

Wir handeln hart, wenn die Inzidenzen hochgehen.

Mit diesem Konzept können wir niedrige Inzidenzen erreichen.

Das muss in ganz Deutschland erfolgen.

Ich bin offen für eine Diskussion

über eine Regelung im Bundesinfektionsschutzgesetz.

Wir haben ja schon Verständigungen der Ministerpräsidentenkonferenz.

Sie warfen Kretschmann und Söder Effekthascherei vor,

als die für einen harten Lockdown warben.

Ist Laschet mit seinem Brücken-Lockdown Effekthascher?

In dieser Phase sollte man keine Briefe schreiben.

Hier ist Handeln gefordert.

Man setzt das um, was wir beschlossen haben.

Ich habe kein Verständnis

für das Rufen nach dem bundesweiten Lockdown.

Ich weiß nicht, was es bringen soll.

Bei einem Landkreis in Bayern mit hohen Zahlen:

Was soll es bringen,

wenn in Nordfriesland der Einzelhandel geschlossen wird?

Jeder muss selbst handeln.

Auch die Kollegen im Süden können in ihrem Land handeln.

Wir haben einen klaren Rahmen, den sollte jeder umsetzen.

Gehört zu Effekthascherei auch,

dass Söder für Bayern Sputnik V bestellt hat?

Das hat nichts mit unserer Verabredung zu tun.

Wir Länder sind dafür verantwortlich,

den Impfstoff so schnell wie möglich zu verimpfen.

Auch hier ist Handeln gefragt. Der Bund besorgt den Impfstoff.

Im Raum der Aufgabenteilung haben wir die Angebote,

die wir zu Sputnik bekamen, dem Bund gesandt.

Es ist nicht klug, wenn einzelne Länder Verabredungen treffen.

Das verstehe ich nicht unter Solidarität.

Wenn jeder macht was er will:

Auch bei dem Treffen mit der Kanzlerin nächste Woche,

wie sinnvoll ist das erneute Treffen am Montag?

Ich dränge nicht auf so ein Treffen.

Wir haben ein Regelwerk vereinbart.

Das Infektionsschutzgesetz, die Beschlüsse auf Bundesebene:

Mit diesem Rahmen bekämpfen wir die Pandemie in den Bundesländern.

Da brauche ich keine neuen Besprechungen.

Wir setzen das um, was wir besprochen haben.

Aber bei Treffbedarf bin ich bereit, zu sprechen.

Damit wir einheitlich handeln und was machen, was Menschen verstehen,

den Anspruch haben alle.

Wenn wir nächste Woche einen Lockdown-Beschluss haben

oder einen neuen CDU-Kanzlerkandidaten?

Ich lasse mich überraschen.

Es wäre gut, die personellen Regeln klarzustellen.

Es ist wichtig, streng zu sein, wenn Inzidenzen hochgehen.

Das können wir noch klarer miteinander verabreden.

Es ist gut, wenn das nächste Woche geklärt wird.

Zur personalen Frage sagt er nichts, danke. Sehr gerne.

Das Gespräch haben wir vor der Sendung aufgezeichnet.

Leider haben wir oft über Fälle sexualisierter Gewalt

gegen Kinder und Jugendliche berichten müssen.

Großbritannien wird davon erschüttert,

was aus den Schulen des Landes ans Tageslicht kommt:

Tausende Opfer fanden den Mut zu sprechen.

Frauenfeindliche Sprüche, intime Fotos

und Vergewaltigungen gehörten zu ihrem Schulalltag.

Die Täter sind keine Erwachsenen.

Es sind die Schüler selbst, die einander so etwas antun.

Vassili Golod berichtet.

Hinter diesen Mauern zieht sich Großbritannien seine Elite heran.

Wer einen Platz am Dulwich College, der Tonbridge School

oder in Eton bekommt, wird später CEO, Minister –

oder sogar Premier.

Ausgerechnet diese Elite-Schulen stehen im Fokus einer Debatte.

Auf der Seite Everyone's Invited teilen gerade junge Frauen

ihre Erfahrungen.

Es geht um Rape Culture, sexualisierte Gewalt unter Schülern.

Tausende Berichte sind online, alle anonym.

Nur nicht die Schulen der Täter. Zan Moon ist eine Betroffene.

Ich war mit 15 auf einer Party mit Jungs aus Eton und Tonbridge.

Ein Junge hat deutlich gemacht, dass er interessiert ist.

Ich habe deutlich gemacht, dass ich es nicht bin.

Als wir saßen, hat er seinen Fuß bis zu meinem Oberschenkel bewegt

und in meinen Genitalbereich.

Ich habe ihn weggestoßen und bin gegangen.

Er ist mir gefolgt,

packte mich am Hals und drückte mich gegen die Wand.

Er begrabschte und küsste mich

und steckte seine Hände in meine Unterwäsche.

Ich war gefangen.

Zan spricht über ihre Erfahrungen, um das Tabu zu brechen.

Dieser Missbrauch sei nur möglich, weil alle schweigen.

Er hörte nicht auf.

Und es waren vielleicht zwölf andere Leute da.

Jungs aus Eton und Tonbridge.

Jeder konnte sehen, dass es passiert.

Ich habe deutlich gemacht, dass ich das nicht will.

Aber niemand hat Hilfe angeboten.

Zan hat einen Brief an die Privatschulen geschrieben

und fordert darin Reformen.

Und sie bekommt Unterstützung.

Von einem, der das Klima von innen kennt.

Ein Teil der Privatschulmentalität besteht darin,

dass sie dir am ersten Tag sagen:

"Das ist eine Eliteschule. Du bist etwas Besonderes."

Das gibt vielen Jungs das Gefühl: Ja, ich bin was Besonderes.

Ich bin nicht wie normale Leute.

Mein Verhalten kann keine Konsequenzen haben.

Und deshalb handeln viele so, wie sie handeln.

Sie kommen meistens ohne Folgen davon.

Für ein Interview war die Tonbridge School nicht verfügbar.

Schriftlich teilt die Eliteschule mit,

dass sie die Vorwürfe ernst nehme.

Vor zwei Jahren hat Patrick hinter diesen Mauern

seinen Abschluss gemacht.

Auch sein eigenes Verhalten sieht er heute kritisch.

Wenn andere Jungs frauenfeindliche Dinge sagen

und du widersprichst:

Dann kann das dazu führen, dass sie übergriffig werden.

Es gab viele Fälle, in denen ich nichts gesagt habe.

Wenn du schweigst, kann das schlimme Folgen haben.

Tausendfach nachzulesen auf Everyone's Invited.

Inzwischen lässt die Regierung die gemeldeten Fälle untersuchen.

Soma Sara hat die Internetseite für Betroffene ins Leben gerufen.

Sie fordert eine Debatte über Privatschulen hinaus.

Sexualisierte Gewalt ist ein globales Problem.

Das betrifft nicht nur Großbritannien.

Das passiert nicht nur jetzt und nicht nur an Privatschulen.

Es wäre ein Fehler, das als Einzelfälle abzustempeln.

Das gab es immer und überall.

Die Solidarität mit den Betroffenen ist nicht länger zu übersehen.

Soma wünscht sich, dass ihre Stimmen gehört werden.

Und die Gesellschaft sich wandelt.

Dies ist eine mutmachende Nachricht:

Die Prüfungen für die Abschlussklassen in den Schulen

werden stattfinden.

Die Nachrichten mit Linda Zervakis:

Die Kultusministerkonferenz hat beschlossen,

dass alle Schüler trotz Pandemie Abschlussprüfungen ablegen können.

Uneinheitlich bleibt hingegen das Vorgehen nach den Osterferien.

Die Länder entscheiden weiter allein,

bei welchen Inzidenzen Präsenz- oder Distanzunterricht stattfindet.

Lehrerverband und Schülervertreter hatten bundesweit

einheitliche Regelungen gefordert.

Bei einem Treffen von Bundeswirtschaftsminister Altmaier

mit 40 Verbänden wurde keine Unternehmens-Testpflicht beschlossen.

Während die Industrie gut durch die Krise kommt,

leiden Dienstleistungen und Handel.

Mehr von Samir Ibrahim aus der Frankfurter Börse.

Ein Gipfel in zwei Runden wegen der vielen Teilnehmer.

Die Forderungen der Unternehmen an die Politik

sind so vielfältig wie die Probleme der Branchen.

Längst driftet die Wirtschaft in Deutschland auseinander.

Die Zahlen dazu lieferte das Wirtschaftsministerium heute selbst.

Auch die Nachfrage aus dem Ausland nach Wirtschaftsgütern

ist durchaus gespalten.

Was sehr gut läuft, ist der Verkauf

von Investitionsgütern wie Maschinen oder Fahrzeugen.

Hier stieg die Nachfrage im Februar gegenüber März um 2,1 %.

Konsumartikel waren weniger begehrt, die Nachfrage sank um 2 %.

Ein Bild, dass die Lage in Deutschland selbst widerspiegelt.

Die deutsche Exportwirtschaft kommt gut durch diese Krise.

Tourismusbranche und Einzelhändler

warnen immer stärker vor drohenden Pleiten.

In Baden-Württemberg begannen Grüne und CDU Koalitionsverhandlungen

über eine Wiederauflage ihres Regierungsbündnisses.

Thema war die schwierige Finanzlage.

Anfang Mai wollen beide Parteien ihr Regierungsprogramm präsentieren.

Die Grünen hatten die Landtagswahl klar gewonnen.

Ministerpräsident Kretschmann

will sich zum dritten Mal zum Regierungschef wählen lassen.

Der EuGH erklärte die Impfpflicht für Kinder in Tschechien

für rechtens.

Sie stelle darin keinen Verstoß

gegen das Recht auf Achtung des Privat- und Familienlebens dar.

Die tschechischen Behörden verfolgten damit das legitime Ziel,

Gesundheit und Rechte anderer zu schützen.

Mehrere Familien hatten dagegen geklagt.

Israel gedenkt der 6 Mio. Holocaustopfer:

Wie in Jerusalem hielten die Menschen am Morgen zwei Minuten inne.

Der Verkehr stand.

Israels Premier Netanyahu und Präsident Rivlin

legten an der Gedenkstätte Yad Vashem Kränze nieder.

In Israel leben noch etwa 175.000 Holocaust-Überlebende.

Der vor Tagen bei Sturm in Seenot geratene niederländische Frachter

ist sicher in einem norwegischen Hafen.

Schlepper brachten das Schiff nach Alesund an der Westküste.

Damit wurde verhindert,

dass empfindliche Naturgebiete verschmutzt werden werden.

An Bord befanden sich Hunderte Tonnen Schweröl und Diesel.

Am 19. September 1991 ging in Saarlouis

ein Flüchtlingsheim in Flammen auf.

Samuel Yeboah (27) aus Ghana starb in den Flammen.

Es waren viele überzeugt,

dass Rechtsextremisten dahinter steckten.

Fast zeitgleich gab es ähnliche Anschläge in Hoyerswerda,

Rostock-Lichtenhagen oder Solingen.

Doch in Saarlouis glaubte man an einen Unfall,

wollte man wohl auch.

Die Stadt lehnte ein offizielles Gedenken an Samuel Yeboah ab.

Nun aber hat die Geschichte Saarlouis eingeholt.

Nach 30 Jahren wird der Fall wieder aufgerollt.

Auch die Stadt beginnt sich, dem zu stellen, was damals geschah.

Die Reportage von Simone Blaß.

Hier stand dieses Haus.

Es wurde irgendwann in den 2000ern abgerissen.

Dann wurde hier diese Arztpraxis errichtet.

Frank Kerner war damals als Feuerwehrmann im Einsatz.

Ich treffe ihn am Tatort.

Hier werfen bisher unbekannte Täter am 19. September 1991

einen Brandsatz ins Treppenhaus eines Flüchtlingsheims.

Dieses blaue Licht, es war dunkel. Die Schreie, der Rettungsdienst ...

Und dann Samuel Yeboah mit seinen schweren Verbrennungen.

Das hat weh getan.

Da stehe ich heute noch unter Schock.

Immer noch ist er fassungslos

über die Feigheit und Kaltblütigkeit der Täter.

Damals habe ich mich geschämt Saarlouiser zu sein.

Er berichtet auch von großer Betroffenheit in der Stadt,

von Solidaritätsbekundungen direkt nach dem Anschlag.

Und von Hilfsaktionen.

Viele waren damals überzeugt,

dass Rechtsextreme hinter der Tat stecken.

Es ist ein naheliegender Verdacht.

In Saarlouis gibt es Anfang der 90er eine aktive rechte Szene.

Es kommt zu Aufmärschen.

Die Polizei stellt ihre Ermittlungen ein.

Sie findet keine Beweise für ein fremdenfeindliches Motiv.

Der Stadt sei das gelegen gekommen.

Davon ist Roland Röder

von der Aktion 3. Welt Saar überzeugt.

Ausländerhass passte nicht ins Selbstbild.

Die Stadt Saarlouis hat es verweigert.

Es war schlecht für das Image.

Man hat sich als weltoffene Stadt im Saarland präsentiert.

Da passte der rassistische Mord nicht.

In Saarlouis organisiert er gemeinsam mit anderen

seit 30 Jahren Veranstaltungen gegen das Vergessen in der Stadt.

2001 bringen sie eine Gedenktafel am Rathaus an.

Darauf nennen sie die Tat "rassistisch".

Wohl zu viel Provokation.

Die Tafel wird am selben Tag entfernt.

Die Kosten von 134,50 Euro fordert die Stadt per Gericht zurück.

Vier Jahre lang hat die Stadt prozessiert.

Das ist mein Augen nichts anderes als deutscher Wahn.

Fast 30 Jahre lang versuchen die Verantwortlichen,

die Erinnerung an das Verbrechen aus dem Stadtbild zu verdrängen.

Doch Mord verjährt nicht.

Im vergangenen Sommer zieht die Bundesanwaltschaft

die Ermittlungen an sich.

Sie sieht Anhaltspunkte für ein rechtsextremistisches

und fremdenfeindliches Tatmotiv.

Das sorgt in der Rathausspitze für ein Umdenken.

Einstimmig beschließt der Stadtrat im März einen Gedenktag

am 19. September, dem Todestag Yeboahs.

Initiiert ein Demokratietraining für Jugendliche.

Peter Demmer ist drei Jahren Oberbürgermeister.

Er berichtet von weiteren Plänen.

Ein zentrales Mahnmal für Opfer von Hass, Gewalt und Diskriminierung

und eine Gedenktafel für Yeboah am Tatort.

Das Thema wühle politisch Verantwortliche auf.

Die Diskussion war intensiv, tiefgehend und emotional.

Ich hab das in dieser Form hier im Stadtrat noch nicht erlebt.

Können Sie aus heutiger Sicht nachvollziehen,

dass sich die Stadt der Geschichte verschlossen hat?

Ich weiß nicht,

ob meine Vorgänger sich der Sache verschlossen haben.

Das möchte ich so nicht sagen.

Es war nie nachgewiesen,

dass diese Tat einen rechtsradikalen Hintergrund hatte.

Es war zu vermuten – aber nie bewiesen.

Dass sich diese Haltung ändert,

darauf warten auch die Jusos seit Langem.

Nach fast 30 Jahren ist es überfällig,

dass es ein öffentliches Gedenken gibt.

Das soll nicht an den Stadtrand,

sondern gut sichtbar in die Innenstadt.

Damit man den Namen Samuel Yeboah erinnert.

Ein Statement würde der Stadt Saarlouis gut stehen.

Noch lebt die Erinnerung

an Samuel Yeboah vor allem auf dem Friedhof.

Der ist drei Kilometer von der Stadtmitte entfernt.

Das sein Andenken stärker ins Zentrum rücken soll,

ist für viele eine überfällige Entscheidung.

Zum Wetter, warten auf den Frühling.

Der Norden wird warten müssen.

Es wird nass und kalt.

Der Süden bekommt Frühling.

Es kommt warme Luft aus Südwesten.

Samstag liegt über der Mitte eine Front.

Es ist eine Luftmassengrenze.

Es kann regnen.

Die Temperaturen sind unterschiedlich.

Sonntag zieht die Luftmassengrenze nach Norden.

Entlang der Front kräftiger Regen.

Wo genau die Grenze liegt, ist unsicher.

Im Nordwesten wird es kalt und nass.

Im Südosten sonnig und warm.

In der Nacht gibt es nach Süden hin wenig Wolken.

Im Norden wenige Tropfen.

Die Front bringt morgen etwas Regen im Norden.

Im Süden ist es sonnig.

Man sieht morgen schon die Zweiteilung.

Am Wochenende der kräftige Regen über der Mitte.

Bayern bekommt viel Sonne.

Sonntag hängt die Front im Nordwesten.

Dort gibt es Schauer und Gewitter.

Montag wird es für alle kälter.

Das war's von uns. Jetzt kommt extra3.

Im nachtmagazin erfahren Sie um 0.20 Uhr,

was Biden gegen Waffengewalt unternehmen will.

Wir sind morgen wieder für Sie da. Bis dann.

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