tagesthemen 21.10.2021, 22:15 Uhr - Die Koalitionsverhandler glauben an den schnellen Erfolg, Angela Merkels wahrscheinl
Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit der tagesschau.
Diese Sendung wurde vom NDR live untertitelt (21.10.2021)
Heute im Studio: Caren Miosga
Guten Abend.
Forsch marschieren drei Parteien in Richtung Regierung.
SPD, Grüne und FDP wollen bis zur Nikolauswoche
einen Kanzler gewählt haben.
So verkündeten es die drei möglichen Koalitionspartner.
Das ist noch schneller als bislang angepeilt.
Es stimmt fast misstrauisch, dass alle den Anschein erwecken,
das Ganze sei ein Selbstläufer.
Vieles wurde noch nicht besprochen
und ist schwer unter einen Hut zu bringen.
Christian Feld.
Eine Ampel zu bauen, ist nicht so einfach.
Alle Teile müssen zusammenpassen.
Vor allem muss alles gut verbunden sein.
Nur so kann die Ampel Dinge regeln, für geordnete Verhältnisse sorgen.
Der Bau der Bundesampel verläuft heute wettertechnisch suboptimal.
Aber eine Steilvorlage für launige Kommentare bei Ankunft.
Stürmisch.
Herr Habeck, was sagen Sie?
Das ist normales Wetter in Norddeutschland.
Messe Berlin - der Ort ist den meisten von den Sondierungen bekannt.
Doch jetzt, bei den Koalitionsverhandlungen,
wird der Kreis größer.
Außenminister Maas leitet das SPD-Team
bei den Themen Außen, Sicherheit, Verteidigung.
Er will ins Kanzleramt.
Dieser Mission gilt es für alle Ampel-Parteien zu bestehen.
Wir sind alle in Vorfreunde, die Stimmung ist gut.
Aber wir wissen auch, welche Verantwortung wir tragen:
Zügig Koalitionsverhandlungen anzufangen
und erfolgreich zu Ende zu bringen.
22 Arbeitsgruppen sind eingerichtet, auf die kommt viel Arbeit zu.
Am Dienstag tritt der Bundestag zur Konstituierung zusammen.
Am Tag drauf sollen die Arbeitsgruppen loslegen
und bis zum 10. November Positionspapiere erarbeiten.
Bis Ende November soll der Koalitionsvertrag stehen,
sodass in der Nikolaus-Woche der Kanzler gewählt werden kann.
Das ist ein komplexes Unterfangen, es wird sich sicher mal verknoten.
Alles andere würde mich überraschen.
Aber mit dem, wie wir die Sondierungen gestaltet haben,
gelingen auch die Koalitionsverhandlungen.
Wir haben ein gutes Gespür dafür, wo die Konfliktfelder liegen.
Man muss auf diese zugehen und die abarbeiten.
Es macht keinen Sinn, Dinge strittig vor sich herzuschieben.
Heute war noch nicht der Tag strittiger Dinge,
eher ein Kennenlernen, Organisieren, den Aufbruch beschwören.
Wir sind überzeugt, dass wir eine gute Regierung bilden können.
Ihnen einen schönen Abend, tschüss.
Der Fahrplan steht, an Zuversicht mangelt es nicht.
Aber wie gesagt: Achtung!
Eine Ampel zu bauen, ist nicht so einfach.
Christian Feld,
man will strittige Punkte ganz schnell abräumen.
Wie realistisch ist das?
Wir erinnern uns an die Jamaika-Verhandlungen,
als eckige Klammern bis zum Schluss in den Papieren standen.
Das ist genau das Problem.
Wo man sich nicht einig ist, macht man Klammern.
Das soll bei diesen Verhandlungen nicht passieren.
Die Arbeitsgruppen sollen die Konflikte lösen.
Und nicht viele Klammern übrig lassen.
Wenn man sich mit Verhandlern unterhält,
empfinden die das als Vertrauensbeweis.
Die neue Arbeitskultur kann nicht darüber hinwegtäuschen,
dass es echte Konflikte gibt.
Bei denen kann man sich noch eine Einigung kaum vorstellen.
Die Probleme sind bekannt.
Wie will man die Klimaziele erreichen?
Wie will man die Milliarden-Investitionen finanzieren?
Da gibt es noch keine Lösungen.
Aber zumindest zarte Hinweise.
Das sagten Vertreter der FDP vor den Verhandlungen.
Da kam auch die KfW ins Spiel.
Zum Nikolaus soll's einen Kanzler geben.
Ein übermütiger Zeitplan?
Übermütig ist ein bisschen dicke.
Es ist aber sehr ambitioniert.
Es soll ohne Wochenendsitzungen abgehen.
Das ist also ein straffer Zeitplan.
Es gibt viele Möglichkeiten, sich noch zu verhaken.
Unter anderem bei den Personalfragen.
Ein Randaspekt:
Wenn man diesen Zeitplan einhält, bleibt ein alter Rekord bestehen.
Dann bliebe Helmut Kohl der Kanzler mit der längsten Amtszeit.
Danke, Christian Feld.
Blicken wir an den Anfang von Merkels Karriere.
Vor 16 Jahren begrüßten die zumeist männlichen Granden
"die Neue" in Brüssel, galant, aber verhalten.
Leitartikler fragten sich,
ob die "Dame mit der leisen Art" Herausforderungen gewachsen ist.
Ein paar Jahre später hatte sie bewiesen,
dass man leise viel bewirken kann.
In der Eurokrise stand sie für rigorose Sparpolitik
und war bewundert wie verhasst.
Europa schlitterte in viele Krisen.
Was blieb, war Merkel, die über 100 Gipfel absolvierte,
Nächte durchverhandelte in einer immer fragileren Union.
Zuletzt im Brexit-Streit oder in der Pandemie.
Nun ist die Kanzlerin heute aufgebrochen
zu ihrem wohl letzten EU-Gipfel.
Die Einheit der Union ist mal wieder bedroht:
Im Streit mit Polen.
Gudrun Engel.
Es wird wohl wieder eine lange Nacht in Brüssel.
Das Abendessen der Staats- und Regierungschefs
wird seit Stunden verschoben:
Seebrasse mit Fenchel, Zitrusfrüchten und Himbeerkuchen.
Doch entspanntes Miteinander: Fehlanzeige.
Die EU im Krisenmodus, verursacht durch Polen,
das den Vorrang von EU-Recht nicht mehr anerkennen will.
Da hilft es nicht,
dass sich Polens Premier als Letzter in den Sitzungssaal schleicht.
Wie mit Polen umgehen? Diese Frage spaltet.
Auf der einen Seite "Team Dialog":
Mit Kanzlerin Merkel bei ihrem wohl letzten Auftritt in Brüssel.
Wie seit 16 Jahren zeigt sie sich offen, bedächtig und gesprächsbereit:
Rechtsstaatlichkeit ist Kern des Bestands der Europäischen Union.
Andererseits müssen wir Wege finden, wieder zusammen zu kommen.
Eine Kaskade Rechtsstreitigkeiten vor dem Europäischen Gerichtshof
ist keine Lösung.
Auf der anderen Seite "Team Konfrontation":
Die Skandinavier und Benelux-Staaten.
Sie wollen Sanktionen nicht ausschließen.
notfalls Gelder stoppen, damit Warschau einlenkt.
Schade, dass wir uns damit aufhalten müssen.
Eigentlich müssten wir über Energiepreise sprechen,
die wirtschaftliche Zukunft und die soziale Sicherheit.
Aber diese Diskussion trifft das Herz Europas.
Will man Mitglied im Club sein, muss man die Regeln respektieren.
Die Unabhängigkeit der polnischen Justiz ist unser Schlüsselthema.
Polen muss die nötigen Schritte tun, das ist nicht verhandelbar.
Das ist Grundlage der Demokratien in diesem Teil der Welt.
Problem nur:
Noch mehr Druck könnte Polen in die Total-Opposition drängen.
Polen könnte wichtige EU-Entscheidungen,
etwa zum Klimaschutz, mit ihrem Veto blockieren.
Wir lassen uns nicht erpressen, sind zum Dialog bereit.
Mit der stetigen Ausweitung der EU-Kompetenzen
sind wir nicht einverstanden.
Aber wir werden diskutieren,
wie wir die Streitigkeiten einvernehmlich lösen können.
Polen habe keinerlei Absicht, aus der EU auszutreten.
Rauswerfen geht auch nicht, das sehen die Verträge nicht vor.
Und die EU-Spitzen?
Die suchen nicht nur eine Lösung für den Streit mit Polen.
Sondern nach 107 Gipfeln
auch eine Nachfolge für den Vorsitz im "Team Dialog".
Große Fußstapfen für Angela Merkels Nachfolger.
Europa-Korrespondent Markus Preiß
hat Angela Merkel auf vielen Gipfeln beobachtet.
Verliert die EU ihre wichtigste Vermittlerin?
Offiziell hat diese Rolle der Ratspräsident.
Aber sie war immer sehr aktiv.
Hat in den anderen Hauptstädten angerufen.
Und Mehrheiten organisiert.
Die Stimmung ausgelotet.
Sie hat sich über die Jahre viel Respekt erarbeitet.
Vor allem durch ihre Erfahrung.
Zum Beispiel auch in der Coronakrise.
Da hat man sich auf ihre Erfahrung verlassen.
Sie hat auch stark auf die Kleinen gehört.
Das sahen einige auch als Schwäche.
Sie geht zu einem Zeitpunkt, an dem ein Land, Polen,
den Zusammenhalt auf die Probe stellt.
Wie werden die Staats- und Regierungschefs reagieren:
Mit Druck oder Dialog?
Mit beidem.
Gerade sind die Gespräche dazu zu Ende gegangen.
Man möchte den Dialog mit Polen.
Die Kommission soll aber alle Mittel nutzen.
Dazu zählt auch der Rechtsstaatsmechanismus.
Die Kommission soll alle Verstöße festhalten.
Um dann womöglich Bußgelder zu verschicken.
Man will es aber nicht eskalieren lassen.
Einige sagten aber, man solle Polen Gelder streichen.
Andere Länder sind zurückhaltender.
Man sieht die Gefahr, dass Polen andere Entscheidungen blockiert.
Wir müssten uns entscheiden, hat Merkel gesagt:
Entweder rücken wir in der EU näher zusammen
oder jeder denkt für sich.
Nach Brexit und jüngsten Konflikten: Wohin driftet die Union?
Es ist interessant, dass Merkel diese Frage am Ende stellt.
Es gibt keine klare Linie.
Viele Länder nutzen die EU stark aus.
Ungarn und Polen haben die EU vier Tage bei einem Gipfel beschäftigt.
Vor kurzem hat Zypern lange Sanktionen gegen Belarus verhindert.
Jetzt haben wir diesen Streit mit Polen.
Mein Eindruck ist:
Es geht mehr um eigene Interessen.
Die Frage der Bundeskanzlerin wird kaum eine klare Antwort bekommen.
Danke, Markus Preiß.
Das europäische Werk und Merkels Beitrag:
Polen-Korrespondent Olaf Bock hat dazu diese Meinung.
Merkels Abschied ist in der Europapolitik nicht reibungslos.
Sie verlässt die politische Bühne in einer schweren Krise der EU.
Ungarn und Polen fordern das politische Europa heraus.
Die scheidende Bundeskanzlerin
setzt auf Pragmatismus und Dialog.
Sie bleibt bei der Linie der vergangenen 16 Jahre.
Die hatte sie beim Abschiedsbesuch in Polen formuliert
in Bezug auf die Justizreform:
Politik sei mehr, als zu Gericht zu gehen, sagte sie.
Die nationalkonservative Regierung legte aber nach:
Sie stellt die polnische Verfassung in vielen Punkten über EU-Recht,
wirft das EU-Rechtssystem so über den Haufen.
Das Ziel der Regierung scheint zu sein:
Jeder kann rauspicken, was ihm gefällt in Europa
und Verpflichtungen ignorieren.
Das alles hätte Merkel mit drastischen Worten ansprechen können
im Gespräch mit ihrem polnischen Amtskollegen.
Tat sie aber wohl nicht.
Welche Gründe hat sie dafür, frage ich mich?
Das Verhalten Polens kann nicht ohne Folgen bleiben.
Wo Dialog und europäische Gerichtsurteile nicht helfen,
sollten Maßnahmen folgen.
Etwa das Zurückhalten von EU-Milliarden, wie viele vorschlagen.
Ob das hilft, ist offen.
Sonst fällt das Haus Europa Stück für Stück auseinander
als Werte- und Rechtsunion.
Das befürchten auch viele Polen,
die auf die Straße gehen gegen die Regierungspolitik.
Im Umgang mit Partnerländern wie Ungarn und Polen
bleibt für Merkels Nachfolger viel zu tun.
Leicht wird das nicht.
Die Meinung von Olaf Bock.
Die Kanzlerin trat ihren wohl finalen Gang nach Brüssel an.
Derjenige, der allzu gern ihren Part übernommen hätte,
hatte auch seinen letzten Auftritt:
Bei einer Konferenz der Ministerpräsidenten.
Noch-NRW-Landeschef Laschet traf auf der Drachenburg bei Königswinter
seinen bayerischen Rivalen.
Der hat sich ihm gegenüber, nicht immer ritterlich benommen -
nicht nur für die Corona-Politik.
Da gingen die beiden nur selten aufeinander zu.
Heute gilt es, einen gemeinsamen Weg zu finden.
Der Kampf ums Kanzleramt ist vorbei, die Pandemie aber noch lange nicht.
Carolyn Wissing.
Keine Schlangen, kein Anstehen mehr an den Testzentren in Köln.
Seit Schnelltests nicht mehr kostenlos sind,
kommen nur noch wenige.
Mal ungeimpfte Kinder, die nicht an den Schulen getestet werden.
Manchmal Erwachsene.
Die Infektionszahlen gehen wieder nach oben -
auch in Krankenhäusern ist die Lage wieder angespannter.
Ein Auslaufen der epidemischen Lage hält Intensivmediziner
Christian Karagiannidis für ein falsches Signal.
Damit ist dieses Gefühl vermittelt,
dass das für die Krankenhäuser kein Problem mehr ist.
Das ist es wirklich nicht im Moment.
Wir müssen auch darauf achten, dass die Krankenhäuser
mit dem mitkommen, was in den nächsten Wochen kommt.
Anders sieht das
der Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebundes.
Eine Notlage wie vor einem Jahr erkennt er nicht.
Es ist sinnvoll, die epidemische Notlage auslaufen zu lassen.
Das wäre der 25.11.
Das heißt nicht, dass die Coronakrise vorbei ist.
Wir brauchen weiterhin Sicherungsmaßnahmen, Abstand,
in vielen Bereichen auch Masken.
Wie soll es also weitergehen?
Darüber diskutieren heute und morgen die Ministerpräsidenten
bei ihrem Treffen.
Einig sind sich zumindest darin: Es braucht eine neue Regelung.
Wir brauchen eine gemeinsame Rechtsgrundlage.
Damit kein Flickenteppich entsteht.
Das wollen wir für die Zukunft vermeiden.
Gibt es keine Rechtsgrundlage, gibt es keine Maßnahmen mehr.
Weder Maske, noch Testen in der Schule.
Es könnte bei einem beginnenden Winter,
wo die Zahlen höher sind als 2020, eine echte Gefährdung sein.
So weit will es kein Länderchef kommen lassen.
Die Frage ist, ob die Bundesländer eigene Wege gehen.
Wenn dieser Fall eintrifft,
braucht es eine gesetzliche Veränderung.
Damit wir da, wo wir höhere Infektionslagen haben,
handlungsfähig bleiben können.
Flexibel auf regionale Situationen eingehen.
Das wollen die einen, geschlossenes Handeln
von Bund und Ländern fordern die anderen.
Morgen gehen die Gespräche weiter.
Das Bauwerk hat Geschichte geschrieben.
Gebaut wurde die Brücke Anfang der 1980er von den Sowjets.
Sie wollten über die usbekische Grenze
ihre Truppen in Afghanistan versorgen können.
Auch der letzte sowjetische Soldat verließ '89 Afghanistan auf dem Weg.
Heute gelangen UN-Hilfsgüter über die Brücke nach Afghanistan.
Die "Brücke der Freundschaft" ist seit Machtübernahme der Taliban
für Usbekistan eine Verbindung zum ungeliebten Nachbarn.
Ohne die geht es aber nicht.
Christina Nagel war in der Grenzstadt Termez,
wo über Brücken hinweg rege Geschäfte gemacht werden.
Das beste Rezept für ein friedliches Miteinander,
glaubt man hier, sei der Handel.
Es herrscht reger Verkehr auf der Brücke der Freundschaft.
Im Zehn-Minuten-Takt überqueren Lkw
die Grenze zwischen Afghanistan und Usbekistan.
Der Grenzpunkt in Termez ist zurzeit der einzige,
über den Waren frei transportiert werden können.
Zentraler Umschlagplatz ist das Termez Cargo Zentrum.
Auch Hilfsgüter der UN lagern hier.
Ausgeliefert wird, sobald die Verhandlungen
zwischen UN-Vertretern und den Taliban abgeschlossen sind.
In den weißen Kisten ist Geschirr für eine fünfköpfige Familie.
Fünf Tassen, fünf Teller, fünf Suppenschalen, eine Pfanne,
zwei Töpfe, Gabeln und Löffel.
Hier sind Zelte und wetterfeste Planen für einen Unterschlupf.
Für Lebensmittel wie Speiseöl
habe es direkt grünes Licht für den Weitertransport gegeben.
Dass sich viele mit Hilfslieferungen an die Taliban schwer tun,
kann er verstehen.
Aber er hat seine eigene Erfahrungen gemacht.
Wir arbeiten schon lange mit den Taliban zusammen.
Die Grenze zu Pakistan, das ist ja kein Geheimnis,
ist schon lange in ihrer Hand.
Alle Transitwaren mussten durch ihren Einflussbereich.
Pro Lkw waren 100, 150 Dollar fällig.
Wir hatten nie Probleme mit ihnen.
Natürlich haben auch Fahrer wie Zaid Kudratillo
von den Terroranschlägen in Afghanistan gehört.
Trotzdem ist er regelmäßig dort unterwegs:
Das sind Kartoffeln, die ich aus Afghanistan geholt habe.
Vor einer Woche waren sie noch auf dem Feld.
Es ist leichter geworden zu handeln. Und günstiger.
Wir müssen keine Schmiergelder mehr zahlen.
Die Stimmung ist gut.
Usbekische Fahrer brauchen nicht mal mehr ein Visum.
Der Handel läuft.
Alles andere spielt für Marktleute in Termez keine Rolle.
Über Flüchtlinge, Frauenrechte und islamistischen Terror
spricht hier niemand.
Das ist Sache der Afghanen.
Afghanistan ist unser Nachbar. Das geht uns nichts an.
Das betrifft uns nicht.
Auch Chaditscha sieht keinen Grund zur Sorge:
An der Grenze ist es ruhig.
Während des Krieges ging von den Taliban keine Gefahr für uns aus.
Bei uns war und ist es immer friedlich.
Dass der usbekische Präsident alles unter Kontrolle hat,
glaubt auch Gewürzhändlerin Rano.
Als die Taliban in Afghanistan wieder an die Macht kamen,
hatte sie trotzdem eine schlaflose Nacht.
Am Anfang hatte ich Angst. Aber es ist ja friedlich geblieben.
Auch wenn der Grenzfluss Amudarja
nur einen Steinwurf von Termez entfernt ist:
Die Probleme auf der afghanischen Seite
sind den meisten hier völlig fern:
Arbeitslosigkeit, die Not der Menschen.
Angsteinflößend sei die Lage,
geben afghanische Taxifahrer zu, die an der Grenze auf Kunden warten.
Sie haben nicht vergessen, wie es war,
als die Taliban zum ersten Mal an die Macht kamen.
Die Lage ist schon schrecklich. Aber noch lassen sie alle in Ruhe.
Solange das so bleibt,
soll der Handel weiter Fahrt aufnehmen.
Gute Geschäfte mit dem afghanischen Volk
seien eine gute Grundlage für ein friedliches Miteinander.
Auch wenn es die Taliban seien, die in Afghanistan das Sagen hätten.
Zurück nach Deutschland, zum Thema Cybersicherheit.
Weitere Nachrichten mit Judith Rakers.
Die Bedrohung durch Cyberangriffe ist deutlich gewachsen.
Das geht aus dem Lagebericht
des Bundesamtes für die Sicherheit in der Informationstechnik hervor.
Die Lage wird als "angespannt bis kritisch" eingeschätzt.
In Teilbereichen herrsche "Alarmstufe Rot",
sagte der Behörden-Chef Schönbohm.
Zugenommen hätten Cyberattacken,
die auf Erpressung von Löse- oder Schweigegeld zielten.
Durch Cum-Ex- und Cum-Cum-Geschäfte
sind höhere Schäden entstanden als bislang gedacht.
Wie eine internationale Recherche ergab,
entgingen den Steuerbehörden weltweit mindestens 150 Mrd. Euro,
in Deutschland fast 36 Milliarden.
Bei den Geschäften haben sich Anleger Steuern erstatten lassen,
die sie nie bezahlt haben.
Nach Jahren des Bürgerkrieges
hat eine Konferenz über die Stabilisierung Libyens beraten.
Beim Treffen in Tripolis bat die Übergangsregierung
heute um Unterstützung.
Ihr Chef Dbeiba setzte sich dafür ein:
Präsidentschafts- und Parlamentswahlen
sollen im Dezember stattfinden.
Seit Herbst 2020 gilt eine Waffenruhe in dem nordafrikanischen Staat.
Trotz globaler Chipkrise und Lieferengpässen hat Tesla
im dritten Quartal so viel verdient wie nie zuvor.
Dazu Anja Kohl aus der Frankfurter Börse.
Tesla liefert seine Fahrzeuge ohne Störungen aus,
wogegen deutsche Autobauer ihre Produktion teils stoppen mussten.
Mit 1,6 Mrd. Dollar verfünffachte sich der Quartals-Gewinn.
241.000 Fahrzeuge wurden ausgeliefert.
Ein Anstieg um 73 % innerhalb eines Jahres.
Deutsche Hersteller kappten zu Pandemie-Beginn Lieferverträge.
Sie dachten, die Belieferung mit Teilen nach Bedarf
funktioniere weiter reibungslos.
Tesla hielt an bestellten Chip-Mengen fest.
Nun wird Tesla bevorzugt von den Lieferanten versorgt.
Der US-Konzern hat in die Software der E-Autos investiert
und produziert selbst die Batterien dafür.
Mit Software und Batterie wird das meiste Geld verdient.
Das mit dem Fleischessen in Deutschland ist eine Sache,
eine unehrliche zumal.
Die Leute wollen Fleisch von glücklichen Tieren,
aber nicht dafür zahlen.
Das kommt die teuer zu stehen, die Schweine züchten oder mästen.
Den Landwirten geht es nicht gut.
Die Afrikanische Schweinepest geht um, Preise sind im Keller,
während die Kosten steigen.
Seit 2011 haben rund 40 Prozent der Schweinehalter aufgehört.
Und es könnten immer mehr werden.
Kathrin Kampmann war mittendrin im Landkreis Vechta, Niedersachsen,
der Region mit der höchsten Schweinedichte in Deutschland.
In der denken viele Landwirte jetzt ans Aufhören.
Normalerweise ist jeder Tag, an dem sein Maststall leer steht,
ein verlorener Tag für Albert Bosche.
Normalerweise.
Als er im Sommer 500 Schweine mit Verlust verkauft,
beschließt er, erst mal keine neuen Tiere einzustallen.
Da brüten Sie einen Tag darüber.
Ist nicht so, dass man jetzt sagt:
Ich setz mich an den Küchentisch.
Und nach einer Stunde Kaffeetrinken ist man schlauer.
Man hinterfragt jede Informationen, die man vom Markt kriegt.
Bedenkzeit wollte er sich nehmen. Den Betrieb erst mal runterfahren.
Dann ist er doch eingeknickt.
Diese Schweine hat er aufgenommen,
um seinem Ferkel-Lieferanten aus der Klemme zu helfen.
Er hat klipp und klar gesagt:
"Ich hab hier Ferkel, ich weiß nicht, wohin damit.
Hast du was leer stehen, kannst Du was nehmen?"
Die Sauen sind belegt, die Ferkel kommen.
Mit 25, 30 Kilo werden sie verkauft.
Die können das Ding nicht einfach stoppen.
Das ist kein Schalter, den Sie abstellen können.
Die Ferkelerzeugung läuft weiter und macht den Bauern Druck.
Das kennt auch Rolf Wolkemeyer. Er hat jahrelang Ferkel gezüchtet.
Weil die Preise schlecht waren und die Auflagen mehr wurden,
hat er diesen Betriebszweig im vergangenen Jahr aufgegeben.
Die Ferkel für seinen Mastbetrieb kauft er jetzt zu.
Mein Vater hat Schweinezucht betrieben.
Mein Opa und dessen Vater auch.
Das ist schon schwierig, irgendwann zu sagen:
Ich bin derjenige, der damit aufhört.
Was war es denn, was Ihnen den Rest gegeben hat, zu sagen:
"Ich höre auf mit der Sauenhaltung?"
In der Sauenhaltung hat man noch mehr Arbeit.
Wenn man dann dafür noch Geld dazugeben muss,
sagt man irgendwann: Jetzt ist es gut gewesen.
Laut einer Umfrage ihrer Interessengemeinschaft
denkt derzeit die Hälfte aller Schweinehalter übers Aufgeben nach.
In der Corona-Zeit ist die Nachfrage zurückgegangen.
Gleichzeitig sind wegen der Afrikanischen Schweinepest
wichtige Exportmärkte wie China weggebrochen.
Die Folge: Zu viele Schweine sind auf dem Markt, die Preise im Keller.
Die Kosten für Futter und Schlachtung sind aber gestiegen.
Im Moment macht Wolkemeyer mit jedem Mastschwein 50 Euro Verlust.
Am Monatsende sieht man, dass man 60.000 Euro dabei gegeben hat.
Brauche ich nicht viel zu sagen. Das macht niemand lange mit.
Es ist ein blödes Gefühl. Wenn irgendwann das Konto leer ist.
Man muss zur Bank rennen und sagen:
Könntet ihr mir noch einmal aushelfen?
Aber irgendwann sagt man: Jetzt ist gut gewesen.
Die meisten Schweinehalter im Landkreis Vechta
arbeiten konventionell.
Dabei ist diese Haltungsform ein Auslaufmodell,
das wissen die meisten.
Zu groß ist der Druck, die Tiere artgerechter zu halten.
Auch Wolkemeyer wollte es wagen,
hatte den Antrag für einen Stallumbau fertig.
Da wurde mir gesagt, das Buch könnte ich zumachen.
Im Landkreis Vechta ist Offenstallhaltung nicht möglich,
auch nicht mit zusätzlichem Zaun.
Selbst wenn man möchte.
Es gibt nicht die Möglichkeit, einen Stall so zu bauen.
Aus Seuchenschutzgründen? Genau, richtig.
Auch Albert Bosche würde seinen Stall umbauen.
Dafür wünscht er sich von Verbrauchern und Politik
aber auch Sicherheit.
Das Problem ist, dass unser Verbraucher immer sagt,
dass er alles will.
Aber es wirkt sich an der Ladentheke nicht aus.
Zwischen diesem Zwiespalt werden wir aufgerieben.
D.h.: Wenn wir hohe Auflagen bekommen,
müssen wir das hinkriegen, dass diese Auflagen für alle gelten.
Auch für Salami, die auf der Fertigpizza zu finden ist.
Die sonst woher kommt.
Im Dezember sollen diese Schweine geschlachtet werden.
Ob er sich danach neue in den Stall holt,
weiß Albert Bosche noch nicht.
"Ich reite in die Stadt - alles andere ergibt sich...".
Solche Sätze kamen aus dem Mund, in dem sonst ein Zigarillo steckte.
Sätze eines wortkargen Mannes,
der für eine Handvoll Dollar die Schurken jagte.
Clint Eastwood hat den Poncho längst abgeworfen,
als Produzent und Regisseur Meisterwerke geschaffen.
In denen ist der Mann kein harter Hunde mehr,
sondern gebrochen und voller Selbstzweifel.
So auch in seinem jüngsten und wohl nicht letzten Film.
Das zumindest behauptet er.
Obwohl Eastwood 91 Jahre alt ist
und weit entfernt von aller Breitbeinigkeit früherer Filme.
Klaus Lesche über "Cry Macho".
Guck, wohin du reitest und reite, wohin du guckst.
Seinem eigenen Rat ist Mike nicht immer gefolgt.
Er war mal Rodeo-Champion,
bis ihn Schicksalsschläge und Schnaps aus dem Sattel warfen.
Sein Chef hielt zu ihm - und fordert eine Gegenleistung.
Du stehst in meiner Schuld. Du hast mir dein Wort gegeben.
Das war mal was wert.
Mein Sohn ist in Schwierigkeiten, ich will ihn aus Mexiko rausholen.
Ich soll hinfahren und ihn kidnappen?
Bitte bring ihn einfach her.
Bloß Sie? Ja, bloß ich.
Hat bisher auch immer gereicht.
Doch Clint Eastwood ist in einem Alter,
in dem er mexikanische Banden umfahren sollte.
In "Cry Macho" führt er auch Regie.
Der Film spielt in den 70er-Jahren.
So erspart sich Eastwood Handys und Computer,
die nur den Erzählfluss hemmen.
Vom Film will er nicht lassen.
Wer vieles richtig macht und Glück hat,
der kann noch mit, na ja, 70 Regisseur sein.
Wenn er Eastwood heißt, auch noch mit 91.
Seine Karriere begann er als Kopfgeldjäger.
Da blieben keine Fragen offen.
In seinem neuen Film kratzt Eastwood nicht zum ersten Mal
am eigenen Macho-Image.
Seinem Schützling Rafael treibt er die Bewunderung
für breitbeinige Männer aus.
Ich sag dir was: Das Macho-Ding ist überbewertet.
Sagt einer, der's wissen muss.
Mike ist eine Altersrolle, wie Eastwood sie liebt.
Ein Mann, der eine zweite Chance bekommt,
aber dafür etwas wagen muss.
Altersweisheit, gepaart mit sanftem Humor.
Wenn wir alle Glück haben,
war das noch nicht Clint Eastwoods letzter Ritt.
Das war die leichte Übung.
"Cry Macho" läuft seit heute in den Kinos.
Wie im schlechten Film kam sich heute mancher Pendler vor.
Der erste große Herbststurm wirbelte alles durcheinander.
Ungemütlich wurde es für viele, die auf die Bahn gesetzt hatten.
Züge blieben liegen, weil Bäume auf Leitungen stürzten
und Gegenstände die Gleise blockierten.
In NRW wurde der Fernverkehr zeitweise eingestellt,
in anderen Bundesländern der Regionalverkehr.
Der Sturm verlangte den Feuerwehrleuten einiges ab.
Sie mussten oft ausrücken, um Straßen frei zu räumen.
Sven Plöger: Bleibt's so stürmisch?
Nein, es gibt weniger Wind.
Morgen wird's im Norden und Nordosten aber noch mal windiger.
Aber danach wird es ruhiger.
Wir gucken auf die schönen Momente.
Die sollte man mal in den Mittelpunkt stellen.
Diesen schönen Regenbogen.
Der nächste Sturm kommt aber schon.
Im Norden und Nordosten.
Die Windgeschwindigkeiten gehen hoch.
Die Wetterentwicklung:
im Süden viel Regen.
Im Norden Schauer und Gewitter.
Im Süden wird es richtig schön.
Jetzt gibt's Satire mit Extra 3, was ich Ihnen empfehle.
Julia-Niharika Sen begrüßt Sie um 0.20 Uhr zum Nachtmagazin.
Wir sind morgen wieder für Sie da.
Bis dahin, tschüss.
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