Bewaffnete Proteste: Black Lives Matter, Biden- & Trump-Militias in den USA (2)
Meine helle Haut ist vielleicht ein Fluch in meiner eigenen Kultur, aber ich wertschätze sie auch, weil meine Mutter weiß ist.
Ich wertschätze es, weil der Schöpfer mich so gemacht hat, damit ich meinen Leuten helfen kann, sich zurecht zu finden.
Jetzt, wo es im Moment auf den Straßen so brodelt, will Banashee mitmischen, und nicht klein beigeben.
Bei den Rangeleien gestern hat er ein blaues Auge abbekommen.
Ja, genau hier. Ein blaues Auge links.
Gestern war es ziemlich schlimm, heute ist es hoffentlich schon besser.
Für Banashee sind die rechten Milizen-Mitglieder und Trump-Unterstützer Rassisten, die um ihre weiße Vorherrschaft bangen.
Die fühlen sich bedroht, genau wie wir. Aber ihre Auffassung von bedroht werden, ist ganz anders.
Ihre weiße Zerbrechlichkeit, weißen Privilegien werden auf die Probe gestellt, denn in zehn Jahren werden sie hier die Minderheit sein in diesem Land.
Deswegen haben sie Angst, wir könnten ihnen mit der Gewalt begegnen, mit der ihre Vorfahren unseren Vorfahren begegnet sind.
Aber ich sag immer: Wir wollen nur Gleichberechtigung. Ihr solltet lieber hoffen, dass wir keine Revanche wollen.
Bei den Auseinandersetzungen wird er immer wieder rassistisch beleidigt, sagt er.
Außerdem machten sich die Militias lustig über die Unorganisiertheit seiner Gruppe.
Ich weiß. Die werfen uns vor, dass wir Amateure sind. Ja, klar sind wir das.
Absolut. Was soll man dazu sagen?
Wir sind Amateure.
Alle.
Wer hat denn schon einen Lebenslauf als professioneller Killer vorzuweisen?
Ich treffe Michelle auf einem Schießstand wieder.
Sie geht regelmäßig schießen, allerdings kommt man im Moment nur schwer an Munition, sagt sie.
Wahrscheinlich wegen der hohen Nachfrage.
Das macht viel Spaß.
Herkommen, den Abzug ziehen, das ist eine Art Druck ablassen. Das Adrenalin, die Anspannung.
Das löst sich alles mit der Kugel, wenn man den Abzug zieht.
Michelle besitzt zwei Waffen. Neben der Kurzwaffe hat sie ihr großes Gewehr dabei.
Das ist eine ganz normale AR 15.
Solche AR15s sind vor allem dafür bekannt, dass sie oft von Amokläufern in den USA benutzt werden.
Es ist eine halbautomatische Waffe, man kann also viele Schüsse hintereinander abfeuern,
ohne nachzuladen oder zu repetieren.
Dann drückt mir Michelle die Waffe in die Hand.
Seit meiner Zeit in der Jagdschule, die ich ja mal für eine andere Reportage besucht hatte,
weiß ich, dass ich ziemlich Angst vorm Schießen habe. Vor allem vor dem Rückschlag.
Aber der Rückschlag bei dieser Waffe ist kaum zu spüren.
Sie ist ziemlich leicht, und ich schieße auf einen Kürbis, statt auf ein Papier-Reh.
Plötzlich macht es mir Spaß.
Ich verstehe schon, dass man Schießen auch als Sport, als Herausforderung sehen kann.
Aber für Michelle und Audra sind die Waffen mehr als Sportgeräte.
Ihre größte Sorge ist, dass eine zukünftige demokratische Regierung den Waffenbesitz zu regulieren versucht.
Was wäre, wenn euch jemand die Waffen wegnehmen will?
Das wäre sehr, sehr schlecht.
Ich würde sie "aus Versehen bei einem Bootsunfall verlieren." Ich gehe Boot fahren, und dann fallen sie aus Versehen ins Wasser.
Es gibt 330 Millionen US-Amerikaner und etwa 300 Millionen Waffen. Also… viel Glück.
Die Waffenverkäufe in den USA steigen seit Jahren rapide an. 2020 war ein absolutes Rekordjahr.
Das Land mag zerrissen sein, aber vereint sind beide Seiten in dem Gefühl, sich weiter aufrüsten zu müssen.
Wenn das Wahlergebnis bestätigt wird oder offiziell wird… Ich sollte nicht mal offiziell sagen.
Also, wenn es bestätigt wird.
Diese Leute werden kommen und Communities of Color stören, um uns für die verlorene Wahl bezahlen lassen.
Deshalb hab ich in meiner Community alle People of Color aufgerufen, Waffen zu kaufen.
Wir bieten jetzt Trainings an und Erste-Hilfe-Kurse. Damit wir, wenn es dann losgeht, nicht kalt erwischt werden.
Banashee hat Angst, dass Leute wie Michelle Aggressionen schüren und Gewalt anzetteln.
Und Michelle denkt das Gleiche von Leuten wie Banashee.
Ich habe Freunde, die eher links sind.
Aber mir ist aufgefallen, dass sie in den letzten vier Jahren irgendwie…
Ich will ich nicht verrückter sagen, aber das trifft es eigentlich.
Genau.
Ziemlich crazy. Und zwar die ganze Situation hier in Michigan, nach der Wahl genauso wie vorher.
Klar sind Banashee und Michelle nur zwei von 330 Millionen US-Amerikanern,
aber sie stehen jeweils für ihre Seite ein – und sie stehen sich vor allem auf den Demos gegenüber.
Gibt es eigentlich Hoffnung auf Besserung? Auch wenn's mir schwerfällt, das auszusprechen:
Im Moment kann ich keinen Ausweg aus dieser Sackgasse erkennen.
Wir vom Y-Kollektiv haben seit Neuestem einen Podcast: Y-Kollektiv - Der Podcast
Ihr findet ihn auf sämtlichen Podcast-Apps, die ihr benutzt.
Jeden Dienstag gibt es da eine neue Folge. Wir Reporter kommen dort ins Studio zu Julia Rehkopf.
Und erzählen ihr, ja von unseren Reportagen und Erlebnissen.
Die aktuelle Folge handelt auch von meiner USA-Reise. Es gibt da nochmal ein bisschen so Infos darüber,
was Hinter den Kulissen geschah. Sage ich jetzt mal so.
Das Drumherum kann man da auch so ein bisschen Eingehender auch beleuchten
Ja, abonniert unseren Podcast gerne, wenn ihr Podcasts mögt.
Und ansonsten: Bis zum nächsten Mal.