Das passiert Dir ohne Anzug im Weltall (Science vs. Fiction feat. @DR. FLOJO)
Geht es wirklich so weit, dass dann auch die Augen raus ploppen?
Ja, es ist sogar durchaus möglich, denn in unserem Auge ist ja auch Flüssigkeit und die
kann sich durch die Gasbildung extrem ausdehnen. Schlimmstenfalls könnte das Auge sogar platzen.
Tach zusammen, Jack Pop hier. Wenn Filme im Weltall spielen,
dann geht es meistens um irgendwelche imposanten Schlachten oder um gefährliche und feindselige
Aliens, die uns bedrohen. Dabei ist das Weltall an sich die größte Gefahr. Das
hat auch Hollywood begriffen und spielt das natürlich in einigen Szenen immer wieder durch.
So richtig einig sind sich die Filmschaffenden dabei aber nicht,
wie die Menschen jetzt genau drauf gehen würden. Würden wir ersticken, wie bei „Guardians of
the Galaxy“, oder werden wir schockgefrostet, wie hier in „Sunshine“ und „Mission zum Mars“
Oder explodieren wir da oben vielleicht, sogar wie hier in der Szene von "Outland“?
Wir geben Euch jetzt auf jeden Fall die Auflösung und zwar gemeinsam mit einer einer Ärztin,
nämlich Florence vom YouTube-Kanal Dr. FloJo. Die hat sich die Bedingungen im All mal genauer
angeschaut und wird uns heute erklären, was Sie mit unserem Körper machen würden.
Florence hat in Köln Medizin studiert und ist seit 2015 auf ihrem YouTube-Kanal Dr.
FloJo aktiv. Arztserien findet sie meistens eher langweilig,
dafür hat sie aber großes Mitgefühl für Darth Vader.
Florence schön, dass du da bist.
Ich freue mich auch.
Was würde denn passieren, wenn ich aus so einer Luftschleuse rausfliege? Ohne
Helm oder ganz ohne Raumanzug. Hätte ich irgendeine Chance, das zu übernehmen?
Das hängt ein bisschen davon ab, wie schnell du dich wieder in Sicherheit bringen kannst,
denn nach nur ein paar Sekunden im Vakuum treten schon Schäden im Körper auf, die nicht mehr zu
reparieren sind. Und das wird dann schon mal recht schnell lebensgefährlich. Und überhaupt
wirst Du sowieso auch ganz schnell bewusstlos, heißt also, Du hast echt nicht viel Zeit.
Okay, müsste also super fix gehen. Aber das heißt auch,
eine Szene wie in „Outland", wo der Kopf explodiert… das ist Quatsch, oder?
Ja, das ist echt Quatsch, denn unsere Haut ist extrem dehnbar,
also die zerreißt so schnell nichts und schon gar nicht das Weltall.
Dann können wir „Outland“ schon mal den Stempel „unrealistisch“ geben,
zumindest was die Wissenschaftlichkeit angeht. Das haut, zum Glück, so nicht hin.
Aber der Druckunterschied, der wär schon gefährlich für uns?
Also zumindest ist das in diesen Szenen hier von den „Simpsons“
oder „Total Recall“ so dargestellt, dass sogar die Augen raus ploppen.
Ja, das ist sogar echt möglich. Um das zu verstehen, müssen wir uns bewusst machen,
was das Vakuum für unseren Körper überhaupt bedeutet. Und zwar gibt es im Vakuum keinen
Druck von außen, also anders als auf der Erde zum Beispiel. Und wenn dieser Druck fehlt,
dann können Flüssigkeiten viel schneller in den gasförmigen Zustand übergehen. Das heißt
dann zum Beispiel, dass sich in unserem Blut so kleine Bläschen aus Wasserdampf bilden.
Das ist wie beim Bergsteigen. Je höher ich komme,
desto weniger Druck ist da und desto eher fängt Wasser an zu kochen.
Ganz genau. Und im Weltall ist das sogar so extrem, dass der Siedepunkt unter
unserer eigenen Körpertemperatur von 37 Grad Celsius liegt. Das heißt dann,
dass unsere eigene Temperatur die Flüssigkeiten in unserem Körper zum Kochen bringt.
Das klingt sehr unangenehm und schmerzhaft. Aber dass das wirklich funktioniert, habe ich
zu Hause in einem kleinen Experimente getestet. Ich habe Wasser in den Erlenmeyerkolben gegeben,
den fest verschlossen und dann den Druck verringert und damit eben auch
den Siedepunkt vom Wasser. Und dann, so wie Du gesagt hast, hat es gereicht,
meine Hand drunter zu halten und meine eigene Körpertemperatur hat dann das Wasser
zum Kochen gebracht. Wenn er das selber mal ausprobieren wollte. Ein bisschen
genauer erklärt ist das in einem Video vom ActionLab, das verlinke ich Euch hier oben.
Das passiert übrigens auch beim Tauchen, wenn wir zu schnell wieder auftauchen.
Da kommt es dann nämlich zur sogenannten Taucherkrankheit. Bei der bilden sich so
Gasblasen im Körper, in der Haut, in den Gelenken,
in den Muskeln. Das ist extrem schmerzhaft und kann sogar lebensgefährlich werden.
Und zwar platzen die Zellen durch diese Gasblasen und im Weltall ist es auch ganz ähnlich. Da
würde dein Körper, durch die Gasbildung, plötzlich anschwellen. Das heißt also, Hollywood
hat auch schon richtig dargestellt, vielleicht ein bisschen übertrieben, aber prinzipiell stimmt das.
Aber geht es wirklich so weit, das dann auch die Augen raus ploppen?
Ja, es ist sogar durchaus möglich, denn in unserem Auge ist auch Flüssigkeit und die
kann sich durch die Gasbildung extrem ausdehnen, schlimmstenfalls könnte das Auge sogar platzen.
Echt?
Aber vorher wird Dir wahrscheinlich sowieso erst mal schwarz vor Augen,
denn das Auge ist ja sehr gut durchblutet, also vor allem die Netzhaut im Auge und
durch die ganzen Gasblasen im Körper ist es so, dass die dann plötzlich die
Blutgefäße verschließen. Und das heißt, es kommt nicht mehr genügend Blut im Auge an
und dadurch wird Dir direkt schwarz vor Augen. Wahrscheinlich noch bevor Du bewusstlos wirst.
Damit kann man aber sagen, dass diese Szenen
bei den „Simpsons“ und „Total Reclam“ durchaus realistisch dargestellt sind.
Vielleicht ein bisschen übertrieben, aber im Grunde funktioniert das.
Ein paar schmerzhafte Sachen, die haben ja jetzt schon durch. Lass uns doch mal auf welche schauen,
die dagegen schon fast nett rüberkommen und zumindest auf den ersten Blick ein bisschen
realistischer aussehen. Wie diese hier von „Guardians of the Galaxy“.
Da wird einer aus der Luftschleuse ins All gekickt, wird dann kurze Zeit später
ohnmächtig und erstickt am Ende. Florence, das würde doch auf jeden Fall passieren, oder?
Ja, das stimmt tatsächlich, denn es ist ja so, dass sich durch den Druckabfall Gasbläschen in
unserem Körper bilden. Unser Körper erkennt die aber als Fremdkörper und dadurch bilden
sich dann Thromben und Embolien. Das heißt also, dass die Blutgefäße verstopfen und die
Durchblutung nicht mehr funktioniert. Unser Gehirn würde dann, schon wie die Augen auch,
keinen Sauerstoff mehr bekommen. Das halten wir zwar eine kurze Weile aus,
aber nur etwa 15 Sekunden. Und dann werden wir bewusstlos.
Jetzt werden einige von Euch aber sicherlich sagen: “15 Sekunden? Ich kann viel länger die
Luft anhalten und habe dann mehr Sauerstoff.“ Also Ihr könnt das ja mal in die Kommentare schreiben,
wie lange Ihr es schafft, die Luft anzuhalten, im Freibad oder so.
Aber Florence, im Weltall funktioniert das nicht?
Nein, das wäre sogar eine schlechte Idee und würde voll nach hinten losgehen. Denn
wenn wir einatmen und die Luft anhalten, dann dehnt sich diese Luft ja in der Lunge
plötzlich aus. Und durch diesen Überdruck kann die Lunge platzen.
Oh Mann und ich dachte, wir hätten das schmerzhafte Zeug schon hinter uns.
Nee, leider noch nicht, es wird sogar noch ein bisschen schlimmer. Denn durch dieses
gerissene Lungengewebe füllt sich die Lunge dann mit Blut. Heißt also,
wir würden sogar eher ertrinken als ersticken.
Wir würden im Weltall an unserem eigenen Blut ertrinken. Das ist so ein bisschen Splatter-mäßig,
wie in dieser Szene von „Event Horizon“. Das sieht das auch richtig krass aus,
wie das Blut so raus spritzt. Okay, also ganz so wäre es
im wahren Leben wahrscheinlich nicht, dass das Blut im Schwall herausspritzt.
Das ist die übliche Hollywood Übertreibung. Aber Laurence Fishburne der Macht in dieser
Szene was, was glaube ich richtig ist. Der sagt nämlich dem Besatzungsmitglied,
dass es noch mal richtig Ausatmen soll.
Ja, das würde es auch tatsächlich besser machen. Du hast zwar immer
noch irgendwann keinen Sauerstoff mehr und würdest trotzdem sterben,
aber immerhin hättest Du bis dahin keine Schmerzen, die er von einer kaputten Lunge
kommen würden, weil die Luft sich ausdehnt. Also wir hätten einen etwas angenehmeren
Tod. Wir können also sagen, diese Szenen sind im Grunde recht realistisch dargestellt.
So, jetzt haben wir noch eine Sache auf unserer Liste, über die wir sprechen müssen, nämlich über
dieses Schockfrosten. In den Filmen „Mission zum Mars", zum Beispiel, oder auch „Sunshine“,
da passiert das super zügig, also die gefrieren da innerhalb von ein paar Sekunden. Und ich glaube,
da müssen wir mit einem generellen Mythos über das All mal aufräumen, nämlich dass das an sich kalt
ist. Aber Temperatur entsteht ja immer nur, wenn sich Atome und Moleküle bewegen. Und wenn wir im
Vakuum sind, haben wir wenig Teilchen. Das heißt, Temperatur messen geht da eigentlich gar nicht.
Ja, ganz genau. Auf der Erdoberfläche ist es ja so, dass wir uns so Körperwärme an
die Umgebungsluft abgeben oder aber an Dinge, die wir berühren. Aber im
Vakuum sind so wenig Teilchen, dass die die gar nicht übertragen können.
Das heißt also, Schockfrosten innerhalb von Sekunden ist Quatsch.
Genau das ist echt Quatsch, würde so schnell nicht passieren. Aber auf lange
Sicht würden wir wahrscheinlich trotzdem gefrieren, denn wir können die Körperwärme
ja auch über Strahlung abgeben. Aber das passiert dann viel langsamer.
Das heißt, unsere Filmszenen sind medizinisch betrachtet nicht ganz
korrekt dargestellt. Also so schnell würde man im All nicht gefrieren.
Nee, genau. Eher würden wir Verbrennungen auf der Haut bekommen, denn wir sind ja im All
der Strahlung ausgesetzt, zum Beispiel von der Sonne. Auf der Erde haben wir ja immer
noch die Erdatmosphäre, die uns schützt, und trotzdem bekommen wir im Sommer Sonnenbrand.
Im All gibt es aber keine Erdatmosphäre und wir sind der kompletten Strahlung schutzlos
ausgeliefert. Deswegen so ein Raumanzug. Der schützt nicht nur vorm Vakuum sondern auch vor
der kosmischen Strahlung. Aber am Ende macht uns die Strahlung auch nicht mehr so viel aus. Denn
die ganzen anderen Dinge, über die wir gerade geredet haben, sind das viel größere Problem.
Und wie gefährlich solche Dinge auch im echten Leben sein können,
das zeigt ein Fall von 1965. Da gab es bei der NASA einen Unfall in einer Vakuumkammer.
Da hatte der Raumanzug von einer Testperson ein kleines Loch. Diese Testpersonen, die war dann
30 Sekunden lang im Unterdruck und der Mann hat nach 14 Sekunden direkt das Bewusstsein verloren,
aber kurz vorher noch mit bekommen, wie das Wasser auf seiner Zunge angefangen hat zu
kochen. Das ist doch irre. Ich meine, das war nur ein kleines Loch im Raumanzug und so eine Kammer,
die kann noch nicht mal ein komplettes Vakuum herstellen. Also das zeigt einfach,
wie gefährlich es da draußen im Weltall für uns Menschen ist. Und zum Glück gab es innerhalb der
Raumfahrt bislang noch kein Unfall, wo jemand ohne Helm oder ganz ohne Anzug im All unterwegs war.
Um das nochmal zusammen zu fassen. Wenn wir ohne Raumanzug im Weltall unterwegs wären,
dann würden wir bewusstlos werden. Unser Körper würde anschwellen. Wir würden innerlich zu kochen
beginnen. Unseren Lunge würde platzen und wir würden an unserem eigenen Blut ertrinken.
Starke Aussichten, Florence. Eine Frage bleibt, was passiert dann am Ende mit unserer Leiche?
Es kommt ganz drauf an, wo wir uns gerade befinden. Wenn zum Beispiel
eine Hitzequelle in der Nähe ist, dann würden wir einfach mumifiziert werden.
Und zwar würde dann nehme ich das Wasser aus der Haut verdampfen. Die würde also
eintrocknen und porös werden. Und durch die Poren könnten dann die Gase aus dem
Inneren entweichen. Und in allen anderen Fällen würden wir wahrscheinlich einfach einfrieren.
Das heißt, wir wären dann also auf ewig als Mumie oder als Tiefkühlfleisch im
All unterwegs und würden dem Tesla von Elon Musk Gesellschaft leisten.
Florence hoffen wir, dass das nie passiert. Danke auf jeden
Fall fürs erklären und die Einsichten heute.
Gerne!
Fallen Euch denn noch Filme ein, bei denen Menschen raus ins All gekickt werden? Und
wie würdet ihr das eigentlich finden, wenn Eure Leiche für immer im Weltall unterwegs wäre? Wäre
das gruselig oder vielleicht sogar ganz cool, weil dann irgendwelche Alien-Zivilisation Euren
toten Körper finden und den erforschen können? Lassen mal einen Kommentar dazu da und checkt auf
jeden Fall auch den Kanal Dr. FloJo aus. Und eine Sache müssen die Leute immer noch machen, nämlich…
Glocke drücken und abonnieren!
Dann können wir uns beim nächsten Mal wieder sehen.
Ich würde mich freuen, bis dahin! Ciao, ciao!
(Tach zusammen, Jack Pop hier!) (Wir befinden uns heute im All!)
(Gucke, die macht so?)
(Yes, Social Media Skills 1000!)
(… Du mit Deinem Kindertelefon!)
(Ich freue mich so auf die Folge!)