073 – Wir haben gewählt: Ihr die Parteien - ich eine Pizza
Als ich gerade meinen ersten Urlaubstag hatte und direkt bemerkte, dass ich in zwei Wochen schon wieder den letzten Urlaubstag habe, da war ich auch schon wieder mal ... - ganz am Boden (Gans am Boden).
[Musik: Gans am Boden]
Mann, Mann, Mann. In dieser Wahlperiode passierte aber auch wirklich gar nichts Wichtiges. Mal abgesehen von zwei Kleinigkeiten. In der letzten Woche wurde mal wieder festgestellt, dass die Geburtenrate seit ein paar Jahren noch mehr in den Keller gegangen ist. Momentchen mal! Seit ein paar Jahren ist doch auch das Merkelchen an der Macht. Zufall? Ah – weg von schlüpfrigen Themen und hin zu was mal wirklich dummen.
Jürgen – wenn ich rede, hat mein Hirn Pause – Rüttgers, Ausländerexperte der CDU, einfühlsam wie eine Baggerschaufel, hat es wieder einmal geschafft uns allen zu zeigen, was eine Logorhoe ist, also verbaler Sprechdurchfall.
Erst zündet er gekonnt mit seinem Nichtwissen über die Chinesen, anschließend fachsimmelt er noch ein bisschen über die rumänischen Arbeitspraktiken. Wie war das noch? "Sie kommen und gehen, wann sie wollen und sie wissen nicht, was sie tun." Wenn ich mir das genauer anschaue, sehe ich, dass Rüttgers wahrscheinlich vom gleichnamigen Sektclub etwas zuviel genascht hat und sich nur verhaspelte. Richtig hätte es nämlich auf dem CDU-Parteitag lauten müssen: "Ich komme und gehe wann ich will und ich habe beim besten Willen nicht die geringste Ahnung, was ich hier tue." Also kurz in Buchstaben gefasst: CDU.
Kurz nach diesem Statement sagte er noch: "Wer hat denn hier das Bier geklaut?" Ich bin ja schon froh, dass er das nicht auch noch den Rumänen oder den Chinesen in die Schuhe schob. Glückwunsch zu dieser Anti-Werbung, Frau Merkel. Wenn dieser Voll-Horst so weiter macht, sollte sich ihre Partei nicht wundern, wenn die Prozente in Bayern noch weiter runtergehen.
Apropos runtergehen - nämlich den Bach. Erinnern Sie sich noch daran, dass unsere Regierung beschloss, die Alco-Pops zu verteuern, damit die Jugendlichen die Dinger nicht mehr saufen? Die Aktion war - mit Verlaub - ein voller Erfolg. Kaum noch ein Jugendlicher trinkt Alco-Pops, nein, jetzt saufen sie den Wodka nämlich pur aus der Flasche und nippen anschließend am O-Saft. Ein kleines bisschen Kopfschütteln und fertig ist der pfandfreie Lall-co-Pop für unsere hirnfreien Pisa-Versager. Einmal mehr wird uns vor Augen geführt, welchen Weitblick unsere Politiker bei ihren Entscheidungen haben. Und von denen soll ich mir später wirklich mal die Rente vorrechnen lassen? Na, aber egal.
Nächstes Kurzthema. Unsere Schwimmsportler haben's nämlich auch nicht leicht. Gerade wurden sie noch in Hightech-Ganzkörper-Schwimmanzüge gepresst, in denen sie noch eine tausendstel Sekunde schneller paddeln konnten, schon ist das Verschleiern im Wasser wieder verboten. Ab nächstem Jahr darf man das nämlich nicht mehr. Das bedeutet nun für uns, dass wir ganz schnell zu unserem Börsenfuzzi laufen sollten und blitzartig alle verfügbaren Mach3-Gilette-Aktien ordern müssen. Obwohl – wieso Mach3? Die haben doch gerade erst einen 5-Klingenrasierer auf den Markt geschmissen. Eventuell basteln die ja schon am 10-Klingen-Schwimmsportlerrasierer mit Nässeschutz und ... Nein, der Nässeschutz war von einer Windel. Mist, ich glaube mir gehen gerade irgendwie die Pferde so ein bisschen durch.
Apropos* Pferde durch. Da sind wir doch schon wieder im richtigen Land, nämlich auch die USA macht wieder von sich reden. Sie wollen jetzt eine Touristeneinfuhrsteuer in Höhe von 10 Dollar einführen - so eine Art Amerika-Eintritt. Der Verwaltungsaufwand bei der Einnahme ist aber so groß, dass nicht wirklich viel von den 10 Bucks übrig bleibt. Wir in Deutschland kennen dieses Eintrittsgeld ja schon seit längerem, allerdings unter dem Namen Praxisgebühr. Glückwunsch Ami-Land. Das erste Mal, dass ihr uns was nachmacht. Und dann gleich auch noch so etwas Blödes. Aber wie sagt ihr neuerdings immer so gerne: "Ja, wir können!" Ach ja, noch was. Heute ist ja Montag, der 28.9., also Tag Eins nach der Wahlkämpferei. Alle sind irgendwie Sieger oder wenigstens gestärkt worden und egal wer wie viel gewonnen oder verloren hat, sie sind alle die Größten. Die CDU hat in Bayern eine Packung bekommen, die SPD ihre erwartete Klatsche und ein paar Verwirrte haben der FDP sogar ein paar Prozentchen verpasst. Die Wahlversprechen sind nun das, was sie immer schon waren: Eben ein im Wahlkampf passierter Versprecher. Und was im Staatshaushalt mies ist, das ist die Schuld der anderen. Das Einzige was wir wirklich bekommen haben, ist nicht etwa eine neue Politik, sondern nur die Gratisstoffbeutel, Schlüsselanhänger und Kugelschreiber der Parteien am Wahlkampfstand. Gratis.
Dabei fällt mir ein, kennen Sie noch Dallinger und sein "Sammeln Sie die Punkte?" Jupp, ich sammele die Punkte. Ich bin nämlich bekennender Payback-Punkte-Sammler, horte Rabattmarken, habe diverse Brötchen-, Döner- und Pizzabonuskarten und sogar einen Currywurst-Pass. Freue mich wie ein Bekloppter über jedes Give-away und lausche sogar Podcasts und die sind auch umsonst.
Neulich aber bekam ich eine Woche Gratis-Sonnenbank ins Haus geschickt. Und da hört bei mir der Spaß echt auf. Denn erst vor kurzem wurden die Neonröhren-Sonnentempel unserer Kiddings auf Ü18* getrimmt, damit das Jungvolk erst mit 35+ seinen wohlverdienten Hautkrebs bekommt. Und nun das. Kaum haben die ersten Proll-Tussen-Körper-Bratgeschäfte gemerkt, dass die Jungbrut der UVB-Strahlersekte nicht mehr ihr Taschengeld in ihre Neon-Sonnenfriteusen schleppen dürfen, schon suchen sie nach neuen Opfern, denen sie das Geld aus der leichtgläubigen Tasche ziehen können. Und da kommen die ausgerechnet auf mich? Einen "Ich würde am liebsten nur Nachts arbeiten"-Fetischisten? Schaut sie Euch nur mal an, diese elektronisch Gerösteten! Die erste Generation ist doch schon fertig gegrillt und sitzt nun mit ihrer schrumpelig gegerbten Knautschlack-Eigenhaut in den Praxen der hiesigen Hautärzte. Sehen aus wie 66, machen auf 55 und sind 44. Haben die unnatürliche Bräune eines zu lang gegrillten Brathühnchens und einen weißen Fleck über dem Allerwertesten, den sogenannten Sonnenpunkt. Warum zum Kuckuck müssen 85 % der Mädels der irrigen Annahme sein, selbst im Winter jägerschnitzelbraun sein zu müssen? Sie sitzen doch das ganze Jahr im fensterlosen Discounter an der Kasse und sollten daher aussehen wie ein Eimer ungelöschter Kalk.
Es soll sogar schon Fälle gegeben haben, wo Kassiererinnen die Kassenbeleuchtung auf Sonnenbankröhren umfunktioniert haben, um sich während der Arbeitszeit zu rösten. Das hätte sich Auguste Rollier* nicht träumen lassen, als sie am Anfang des 19. Jahrhunderts die ersten 26 Sonnenlichttherapiezentren aufmachte. Damals ging es noch um die Heilung von solchen Sachen wie: Neurodermitis, Blutarmut, TBC - heute nur noch um: schneller, dunkler und vermeintlich schöner. Was allerdings tatsächlich dabei rauskommt ist: unnatürlich, verlebt und in den meisten Fällen unansehnlich. Mädels! Mal ehrlich! Was Euch die hübschen Bilder aus der Zeitung da so vorlügen ist vergleichbar mit den Wahlverbrechen, äh, Wahlversprechen der Parteien im Wahlkampf. Also: Nicht alles was Ihr dank der Hochglanzmagazine für modisch, hübsch und sinnvoll haltet ist in der realen Welt für Euren Körper auch wirklich sinnvoll. Macht also nicht den gleichen Fehler wie unsere Politiker, die sich und Euch selbst das beschissenste Ergebnis schönreden. Es ist eben nicht normal, wenn die Blass-Bein-Trulla* aus dem Nachbarhaus innerhalb von drei Wochen aussieht wie ein Buschmädchen.
Ich jedenfalls bleibe auch weiterhin bleich, blöd und böse. Aber vor allem Eure Gans.
Transkription : Vera Ihrig für www.LingQ.com
Erläuterung : * Apropos = Ist richtig geschrieben, richtig aber ohne "s" gesprochen! * Ü18 = Erlaubt ab 18 Jahren * Auguste Rollier = Mediziner. Ist ein Mann. Firefly dachte an den deutschen Frauennamen Auguste, daher verwendet er dann "sie" als Pronomen * Blass-Bein-Trulla = Abfälliger Bezeichnung für Frau mit blassen Beinen Herzlichen Dank an Firefly für die freundliche Genehmigung, den Beitrag hier zu verwenden.