074 – Der Duft der Frauen
Wenn das mit der Reinkarnation stimmt, möchte ich als Eintagsfliege nicht wiederkommen. Die müssen immer so früh raus, wenn sie was vom Tag haben wollen. Und gerade da wäre ich ... ganz am Boden (Gans am Boden).
[Musik: Gans am Boden]
Im Mittelalter gab es bekanntlicherweise ein kleines hygienisches Problemchen mit den Exkrementen. Die Herren Villeroy & Boch dachten noch nicht mal an Keramik und so war das mit der Notdurft so eine Sache. Während die Herren der Schöpfung noch hinter dem Busch tröpfeln durften, mussten die Damen vom Hof alles unter ihren ausladend weiten Röcken verrichten. Dazu kroch eine Bedienstete mit Nachttopf unter die Reifröcke und ... na ja, Sie wissen schon. So was wie Klopapier gab's natürlich noch nicht und so was wie Hakle feucht suchte man auch vergebens. Stattdessen übertünchte man anfallende Gerüche mit extrem riechenden Duftwässerchen. Wenn die damals schon 4711 und Tosca gekannt hätten ... Aber … ab da an könnt Ihr selber weiterdenken.
Gestern habe ich mich mit Einkaufen vergnügt. Doch als ich die von mir erstandene Ware in die Tasche packen wollte, rauschte so ein Ersatz-Model an mir vorbei, welche aussah wie Fran Fine von der Serie Nanny. Aber kaum war dieser Serienklon an mir vorübergezogen, bekamen meine Nasenflügel voll was auf die Zwölf. Ein undurchdringliches Duftwölkchen mit der Konsistenz von Zuckerrübensirup blockierte alsbald meine Atemwege, weshalb ich fluchtartig das Weite suchen musste. Wie die Skunk-Trulla selbst noch atmen konnte war und ist mir eigentlich ehrlich gesagt immer noch schleierhaft. Vermutlich war diese Duft-Fünf gerade aus dem Mittelalter ausgebüxt und hatte kurz zuvor noch kräftig einen abgeschissen ... - ihr wisst schon - und danach hatte sie sich wohl reichlich übertüncht. Also ihr Duft war nicht wirklich scheiße, roch aber genauso.
In Folge 4 berichtete ich mal über den Duft der Teenies und dachte, ich hätte schon den Höhe-Duft – äh Höhepunkt – erreicht. Was ich aber nun hier erriechen musste, gab mir die Gewissheit, auf dem Wege des Holzes gewesen zu sein. Ich empfand ja schon den homophilen Ex-Friseur meiner Ex-Frau in seiner Ex-Wohnung als eine Ex- ... - äh Quatsch – als eine besondere Nummer. Wenn der am Wochenende um die Häuser ziehen wollte, hüpfte er wie ein Flummiball vor seinem Ventilator herum und versprühte eine halbe Flasche von irgend so einem angesagten Aftershave vor dem Ventilator. Nur damit es sich besser über seiner haarlosen Hühnerbrust verteilte.
Der laufende Wunderbaum in der Nanny-Gestalt aber musste sich über einen längeren Zeitraum in diesem Nuttendiesel quasi einmariniert haben. Der Muff kam somit aus den Untiefen ihrer zu stark geschminkten Poren. Ob das schon als eine Art chemische Keule durchgeht? Wenn die mal stirbt, dann kann sie nicht einfach im Meer verklappt werden. Dieser Seuchenvogel muss nämlich definitiv in einem Salzbergwerk endgelagert werden. Und ich bin mir sicher, dass sich selbst die ausgebüxten Atomstrahlen wieder in ihre undichten Fässer zurückziehen würden, nur um sich vor diesem laufenden Kampfstoffträger zu verstecken.
Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer mit feiner Nase. Solltet Ihr mal auf der Straße so einer Duftbombe über den Weg laufen, bitte ich Euch, lästert laut und unverschämt. Stellt Euch einfach vor, es wäre ein Kettenraucher in der Kindertagesstätte Eurer Tochter. Oder ein Opa, der seinen Einkauf in der Rushhour mit 1-Cent-Stücken begleichen will. Anders lernen diese Stinkdrüsen das wohl nicht.
Und die Mädels und Buben von Euch, die sich einduften müssen, um beim anderen Geschlecht wenigstens überhaupt mal aufzufallen: weniger ist of mehr! Denn wenn der Schrauberlehrling die ganze Woche nach 10W40 riecht und am Wochenende in der Disco duftet, als wenn er bei einem Moschusochsen hinten einen Ölwechsel gemacht hätte, ist das nicht wirklich immer vorteilhaft. Und die Fleischwarenfachverkäuferinnen unter Euch, sind auch nicht besser dran, wenn sie die ganze Woche was Geräuchertes über den Tresen schieben, und in der Disco müffelt es am Samstagabend so, als hätten sie eine Douglasfiliale mit einem Hintern von Buchenholz abgefackelt.
Apropos abgefackelt. Das hätte ich am liebsten den Werbestrategen unseres Einkaufszentrums. Diese Gesäßöffnung biblischen Ausmaßes hat es doch tatsächlich für nötig empfunden, dass diesjährige Weihnacht... , nee, Herbstgebäck mit Weihnachtsmotiven strategisch so aufzustellen, dass man nur noch mit einem Hindernislauf an die Kasse gelangt.
Und wer nicht genau zielt, rammt sich jedes Mal dabei eine Europalette Zimtsterne in die Kniekehlen. Weihnachtsplätzchen am Herbstanfang. Und ab Dezember dann wohl die ersten Osterhasen als "Frühlingssüßwaren" verticken, oder was? Warum zum Kuckuck mit Hasenscharte kann man denn nicht einfach wieder zurück in die gute alte Zeit, in der es zu Weihnachten Weihnachtsmänner und zu Ostern Osterhasen gab? Ich brauche nicht schon am Anfang Oktober eine Schokolodenhohlfigur aus billigster Schokolade, die nach Nikoläusen in Strapsen aussieht.
Und ich will auch nicht, dass mich die ganze zweite Jahreshälfte ein Lautsprecher im Laden mit "Oh stille mich, Du fröhliche" am Wochenendeinkauf voll schalmeit. Und warum stehen die Angebote immer in der Bückzone? Wie erniedrigend sieht das denn bitte schön aus, wenn aus dem Ladenlautsprecher "Stehen die Sterne hoch am Himmel" erklingt und beim Blick in den Gang sieht man zehn nach oben gereckte Ärsche mit extremem Maurer-Dekolletee und Arschgeweih vor dem Zimtsternen-Herbstzeit-Gebäckregal. Apropos* Regal. Der Billy aus dem nordischen Schrauberregal-Mekka namens IKEA ist die Kleinigkeit von 30 Jahren alt geworden. Super! Dreißig Jahre lang immer Schrauben mit so kleinen Schlüsseln. Smörrebröd mit Köttbullar nach dem Einkauf und anschließend hektisches Rumgeschraube am Standardregal in Buchenholzoptik.
Nun der Oberhammer: Wer sich mal wieder so richtig den Tag vermiesen will, sollte da schnellstens hin. Denn das Billyliebeleinchen zählt ja nun dreißig Jahre. Und zu diesem Anlass bekommst du nun drei zum Preis von zwei. Das heißt, dass du im Durchschnitt sogar die richtige Anzahl von Schrauben hättest. Aber wohin mit den drei Unansehnlichkeiten? Auf den Speicher? In den Keller? Ins Klo? Dem Nachbarn schenken? Zur Not könnt Ihr sie ja Eurem Einkaufsladen stiften, denn der kann ja in die untersten Regale immerhin noch seine Kekse reinstopfen, damit es in den Gängen noch mehr nach Arschsalat mit Kreuzschmerzen aussieht.
Also dieses Jahr können sich die Einkaufsläden ihre Kekse von mir aus sonst wohin stecken. Ich jedenfalls mache mir lieber einen Teller voll mit echtem Männer-Herbstzeitgebäck als da wären: Eine Menge Schnitzel mit einem kleinen Spritzer Zitrone. Und bis ich mich davon dann wieder erholt habe, ziehen wohl auch die nächsten 14 Tage ins Land. Dann nämlich ist es auch wieder mal Zeit, dass mein Wappentier am Boden ist, nämlich die Gans.
Transkription : Vera Ihrig für www.LingQ.com Erläuterung : * Apropos = Ist richtig geschrieben, richtig aber ohne "s" gesprochen! Herzlichen Dank an Firefly für die freundliche Genehmigung, den Beitrag hier zu verwenden.