081 – Restflächenrefugium
Als Angela Merkel bewusst wurde, was sie sich da für einen Außenminister angelacht hat, ... äh, nee, die hört auch in 100 Jahren den Schuss nicht. Wie soll die da ganz am Boden sein.
[Musik: Gans am Boden]
Männer! Die Rasse, die der liebe Gott sich als Führer der Nation aussuchte, die Allmächtigen, die Macher, die Lenker, die nicht ganz dichten aber Denker, die Herren der Schöpfung also nicht der Krümel, sondern der Kuchen, der absolute Obermotz, der aller-, allererste Bestimmer, der … der ... was weiß ich noch alles – Ihr wisst schon. Wir Röhrchenpinkler leben nämlich nach festen Regeln und Absprachen. Und das unterscheidet uns auch von den Frauen dieser Welt.
Nehmen wir da mal ein Beispiel zu uns: Sagen wir mal, am Sonntag schien die Sonne, am Montag gab es Mohnbrötchen, am Dienstag hatten wir Dienst und am Mittwoch war die Mitte der Woche. Nehmen wir weiter an, dass es am Donnerstag gedonnert hat und wir am Freitag frei hatten. Was kommt dann wohl am Samstag? Hm? Seht Ihr? Genau das habe ich mir gedacht. 99,5 Prozent der Frauen haben nun gesagt, dass am Samstag das Sams kommt. Wie niedlich!
Wir Männer wissen aber, dass egal wie beschissen die Woche auch immer war: am Samstag kommt die Fußballbundesliga ins Fernsehen. Und gerade deshalb machen wir uns auch feste Regeln und Absprachen. Damit uns die Frauen nicht mit billigsten Taschenspielertricks über den IKEA-Tisch ziehen können. Die Weibchen versuchen nämlich uns immer und überall so schnell über den Tisch zu ziehen, dass wir Männer die Reibungshitze als Nestwärme empfinden. Dabei wollen wir doch gar nichts Schlimmes. Wenn wir was sagen, soll es auch so gemacht werden. Wenn wir auf den Tisch hauen, dann soll auch der Tisch wackeln und wenn wir etwas wollen , also richtig wollen, nicht möchten, dann soll auch genau das so geschehen. So und kaum anders stellen wir uns eine heile Welt vor.
Doch leider hören uns die Damen dieser Welt nie lang genug zu um zu verstehen, dass wir die Chefs im Ring sind. Denken wir da zum Beispiel nur an Adam und Eva. Die beiden lebten fröhlich in ihrer Partnerzelle in Eden und vermehrten sich lustig vor sich hin. Alles in bester Ordnung. Aber sie kriegt 'ne Fressattacke, stopft sich 'nen verbotenen Apfel in den Wanst und der Mann darf mit aus dem Schrebergarten ausziehen – typisch! Aber lernen die Weibsbilder was daraus? Nö. Und? Da heißt es doch immer, wir wieder Männer wären schwer von Kapee *.
Wenn ein Mann noch den Status eines Junggesellen an sich haften hat, gestaltet sich sein Leben doch recht einfach. Er bastelt sich Regeln, stellt sie auf und lebt nach ihnen. Zum Beispiel nach einer durchzechten Nacht. Er steht frühmorgens um 15 Uhr auf und gönnt sich erstmal einen Kaffee mit Zigarette. Danach aufsuchen der Nasszelle mit vorschriftsmäßiger Druckentleerung, anschließende Reinigung mittels Dusche, anziehen und … ja, das war es eigentlich schon. Der Rest wird spontan in den Eventkalender gepreuft. Ist ja auch schon eng genug. Doch kaum klopft ihm mal die Elfe in Gestalt einer ausreichend hübschen Gespielin auf die Schulter, kegeln die Regeln derart durcheinander, dass einem ungeübten Männlein schlicht und ergreifend schwummerig wird.
Er lässt sie bei sich einziehen – aus reiner Herzensgüte natürlich – wie einst Adam seine Eva und muss unter Schmerzen lernen, dass sein Leben und seine Regeln nun nichts mehr wert sind. Und so kämpft der Mann den ewigen aussichtslosen Kampf der Geschlechter und das seit Äonen von Jahren. Ich glaube ja, es heißt Geschlecht, weil es eben schlecht geht.
Könnt Ihr Euch noch an die Beschreibung meiner Junggesellenwohnung erinnern? Damals lebten in meiner Wohnung nur ich und der Schimmel am Duschvorhang. Fröhlich miteinander und wir hatten niemals Streit. Doch eines Tages erschien sie mir: Die Liesel vom Brunnen. So wie auch jedem von Euch Nicht-Single-Männern eines Tages die Prinzessin der Herzen ins Leben stampfte. Ähnlich wie so ein Bulldozer, der durch Zuckerwatte bollert. Ihr lasst Euch den Kopf verdrehen und schafft Euch ein gemeinsames Nest der Liebe an. Doch kaum tritt die holde Weiblichkeit in die Wohnung, werdet Ihr auf die Tatsache gestupst, dass alle Eure Möbel falsche Farbe, Größe oder Form haben. Also werden sie schlicht und ergreifend entsorgt. Oder in ein so genanntes Restflächenrefugium gepreuft: das Männerreich, zu Deutsch Abstellkammer. Leicht angepisst steht ihr nun mit all Eueren Restmöbeln in einem Kabuff, welches nicht größer ist als eine kleine Abstellkammer und genauso riecht. Der Rest der 120 Quadratmeterwohnung ist voller weiblicher Dekoplundereien. Doch nein, sie ist nicht voller Dekoplunder. Ein kleines Restfleckchen wehrt sich wie damals die Gallier gegen den Verschönerungswahn der Frauenwelt. Dort dürft Ihr nach Herzenswahn Eurem Männlichkeitsfetisch nachgeben: Ledersofa, Stereoanlage, alter PC, Tisch mit Fußablagedelle, keine Gardinen, keine Pflanzen und kein sinnloser Bilderkram. Nur Ihr und Eure kleine heile Welt in der ihr ungestört rumpupsen könnt. Und Ihr bekommt sogar die Zusage, dass sich das nicht ändern wird. Und so keimt wieder Hoffnung auf in der nun auch so bescheidenen Männlichkeit.
Gut, ich hätte diesen Podcast auch mit "Es war einmal vor langer, langer Zeit" beginnen können. Gut Jungs. Kurze Zwischenbilanz. Erst ein Leben voller Freiheit, dann der Auftritt der Schönen, folglich seid ihr ab sofort das Biest und Eure Sachen und Möbel sind nun das Böse und mussten natürlich bekämpft werden. Gut, dass Ihr sie nur in Euer Herz und in die Wohnung gelassen habt. Stellt Euch vor, was sie mit Euch angestellt hätte, wenn Ihr auch noch "Ja" gesagt hättet. Was denn? Habt Ihr? Oh, oh! Denn kaum habt Ihr auch noch das Jawort an den Schädel des Papstanwärters geschmissen, stülpst sie Euch das Zeichen der ewigen Unterwerfung über: Einen Ring, sie alle zu knechten. Oder ist es nicht doch eher so, als ob ihr nun Euer Halsband am Finger tragt und dem Frauchen hinterher hechelt. Ihr wisst es nur nicht immer gleich sofort. Aber bevor mir das noch mal passiert, lasse ich mir lieber von einer Domina den Schritt mit Sandseife shampoonieren. Mir reicht es vollkommen, dass ich meine Regeln schon wieder über Bord schmeißen durfte und die mir angeeigneten Möbel sind natürlich auch wieder in die erwähnte Abstellkammer gekarrt worden.
Doch als ich mich neulich in meinem Reich aufhielt, stellte ich beim standesgemäßen Durchschreiten fest, dass sich irgendetwas geändert hatte. Aber was? Die männliche Aura meines Geheges war irgendwie matter als sonst. Nach eingehender Inspizierung meines Reiches durch den Herrscher dieser Welt – also mir –wurde mir schnell klar: oh, Kissen auf dem Sofa, Gardinen am Fenster, Pflanzenkrempel auf der Fensterbank, Bilder an der Wand? Selbst der Minispielebereich für den Nachwuchs zog sich plötzlich durch den halben Raum und mein Reich schrumpelte so rapide zusammen wie ein Schneeball in der IKEA-Einrichtungshölle.
Nun sitze ich in meinem Nigel-Nagel-Neuen Ersatzreich: zwei Quadratmeter groß. Von Sonnenlicht und bunten Blumen durchflutet. PC nebst PC-Stuhl. Mehr nicht. Grünzeug verhindert erfolgreich das Öffnen von Fenstern und ein drei Quadratmeter großer Basteltisch blockiert dir den Weg zu deinem Restreich. Gut, dass es da noch Bilder an den Wänden gibt! Von Malern, die mit Ihren Kitschmotiven deine Augen beleidigen wollten – und zwar erfolgreich.
Die alte Vitrine, in der deine Gläser stehen ... Ja, Moment mal. Wo ist die denn? Schon klar: auch weg. Deine Stereoboxen dienen nun ebenfalls als Pflanzenständer und werden zusätzlich noch von davor gestellten Bodenvasen – ich sage mal – verschönert. Ein toller Spieleteppich mit bunten Straßen darauf rundet diese ausgestellte Augenschändung noch in grässlichster Weise ab. Na toll!
Ich glaube ja, dass der Mann in seinem Dasein zur Gänze kastriert wird, wenn er sich leichtfertig der weiblichen Welt zu dicht annähert. Doch nun ist Schluss! Der Kampf hat begonnen! Der Bezwinger der Welten schlägt zurück. Der Kampf der Titanen nimmt seinen Lauf. Unbarmherzig! Wäre doch gelacht, wenn ich diesen Seramis-Müll * mitsamt den Gardinen nicht in eine erdnahe Umlaufbahn treten könnte. Die bunte Kisschen-Scheiße fliegt samt Teppich in den Flur und das ganze Bilderzeug und der Basteltisch werden auch entsorgt.
So meine Vorstellung. Doch da muss ich irgendwie geschickter vorgehen. Nichts mit blinder Wut versauen, weißt du. Schlage sie mit ihren eigenen Waffen, dachte ich mir. Mach mit ihr Geschäfte. Handel mit ihr.
Kurzer Zwischengedanke. Goldene Regel beim Feilschen: Verlange 150 Prozent und lasse dich auf 100 Prozent gnädigerweise runterhandeln. Das gibt ihr das Gefühl gesiegt zu haben und du bekommst, was du willst. Also schlenderte ich zu meiner holden Dame und hatte eine sagen wir mal deutliche Unterredung. Ich klopfte mit etwas Taktgefühl auf den Tisch und forderte, was das Zeug hielt. Mit eiskaltem Pokerface und stählerner Hartnäckigkeit handelte ich derart heftig, dass selbst einem altgedienten türkischen Wochenmarktbasarhändler das Pippi * knietief in den ausgelatschten Schnabelschuhen gestanden hätte.
Und so stehe ich heute letztendlich voller Stolz vor Euch und kann Euch Männern da draußen mit geschwellter Brust verkünden, was ich in meiner glorreichen Verhandlung erreicht habe: Keine Bildersammlung mehr an der Wand, meine Fenster sind gardinenlos, die Fensterbank ist pflanzenlos und der Basteltischstellplatz ist basteltischlos. Meine Stereoboxen sind freistehend und pflanzenlos. Die ganzen Bodenvasen sind weg und der Boden ist teppichlos und ich ... bin frauenlos. Nee, stimmt natürlich nicht ganz. Die Liesel ist immer noch da, aber der Rest der Aufzählung stimmt. Zumindest, bis die Bilder einen neuen Rahmen haben und die Gardinen und der Teppich aus der Reinigung sind, die Pflanzen neue Übertöpfe haben und der neue und noch größere Basteltisch vom Möbelhaus geliefert wird. Meine Vitrine steht immer noch im Keller und wartet auf den Sperrmüll und meine Boxen stehen nun in zwei verschiedenen Zimmern, damit SIE beim Durchschreiten der Wohnung auch überall ihre Musik vernehmen kann. Mein PC wurde vorsorglich samt Stuhl an einen neuen Platz gezerrt – einen Platz, der nun mir ganz alleine gehört: den Flur. Mir geht das Gefühl nicht aus dem Schädel, dass sie das mit dem Handeln irgendwie besser drauf hat als ich. Oder bekommt Ihr das irgendwie besser auf die Kette? Selbst bei Asterix und Obelix sah das einfacher aus. Wenn selbst ein blinder Säufer meinen Doppelkorn findet, warum scheint mir nicht auch mal die Sonne aus dem Rektum?
Ich fummel in der Tasche und finde einen Zettel, ziehe ihn heraus und was ist es? Na klar! Arschkarte! Selbst bei Mau-Mau ziehe ich den Schwarzen Peter. Scheiß Weiber. Aber andersrum gesehen sind die Mädels immer noch das beste, andere Geschlecht, das wir finden können. Liebevoll schauen sie dich an, mit unschuldigen großen Augen und fahren im nächsten Moment ihre eiskalten tödlichen Krallen aus. Und während ich noch leise in mein Taschentuch heule und auf mein Restflächenrefugium blicke habt Ihr liebe Singlemänner jetzt bis zur nächsten Folge noch 14 Tage Zeit Euch an Eurem, ich sage mal noch nicht beschnittenem Reich zu freuen. Wer weiß, wie lange Ihr das noch könnt.
Ich jedenfalls werde mich mal ein bisschen um mein Motorrad kümmern. In meiner Garage habe ich wenigstens noch das Sagen. Zumindest bis sie versucht hat, Blumen und Gardinen einzulagern. Aber dort ist meine Manege, mein Reich, mein Wille geschehe, wie im Restflächenrefugium so in der Garage. Ich bin mir sicher: dort werde ich siegen. Aber nicht nur so ein bisschen, sondern ...
Gans, Gans, Gans ..../ ganz, ganz, ganz ....
Transkription : Vera Ihrig für www.LingQ.com
Erläuterung : * schwer von Kapee: Umgangssprache für schwer von Begriff sein. Probleme zu haben, etwas zu verstehen. * Seramis = Granulat, dass man anstatt Blumenerde verwendet * Pippi = Babysprache für Urin
Herzlichen Dank an Firefly für die freundliche Genehmigung, den Beitrag hier zu verwenden.