Was Fridays For Future bisher erreicht hat
Fridays for Future. Was sich dahinter verbirgt, brauche ich nicht zu erklären, das weiß fast jeder. Wer es nicht weiß, kann sich gerne dieses Video von mir anschauen. Fridays for Future ist eine Marke geworden. Und die junge Frau, die für Fridays for Future steht, ist genauso zu so einer Marke geworden, nämlich Greta Thunberg. Oder Greta Thünberg, wie man sie richtig ausspricht. Aber hat Fridays for Future nach über einem Jahr auch etwas erreicht? Ist das mehr als eine Bewegung, die Dinge fordert? Hat sie auch etwas bewegen können? Darum geht es jetzt. Die Idee ist einfach: Freitags geht man nicht in die Schule, sondern auf die Straße und demonstriert dort. Gegen den menschengemachten Klimawandel, für mehr Klimaschutz. Initiiert hat das Ganze Greta Thunberg, eine junge Schwedin, die im August 2018 begonnen hat, vor dem schwedischen Parlament zu demonstrieren und damit viele Menschen weltweit inspiriert hat. Wobei, weltweit ist vielleicht nicht der richtige Begriff. Vor allem im Westen hat sie Leute inspiriert, aber dazu kommen wir gleich. Jetzt schauen wir uns erst mal an, was Fridays for Future in diesem etwas mehr als einem Jahr erreicht hat. Ob Fridays for Future einige seiner Ziele erfüllen konnte. Und hier lohnt es sich, auf ein Datum zu schauen, nämlich auf den 20.09.2019. Da, und das habt ihr wahrscheinlich mitbekommen, gab es überall auf der Welt Demonstrationen für das Klima. Das waren mit die größten Demonstrationen, die es in dieser Form jemals in der Geschichte gab. Auch in Deutschland, so viele Demos an einem Tag wurde noch nie in der Geschichte der BRD angemeldet. Daran sieht man schon, da wurde tatsächlich etwas erreicht. Massen wurden und werden auch immer noch mobilisiert. Man muss sich mal überlegen, vor einem Jahr hat es angefangen. Nun ist es eine weltweite Bewegung, die vor allem in Deutschland großen Erfolg hat. Die Fridays for Future-Seite bei Instagram hat auf Deutsch fast doppelt so viele Abonnenten wie international. Und das muss was heißen. Also hier in Deutschland kommen die Proteste besonders gut an, hier folgen besonders viele Menschen. Wenn Greta Thunberg hier in Deutschland ist, kommen besonders viele Medien-Leute. Und die Demonstrationen sind richtig gut besucht. Man kann sagen, was das Thema Aufmerksamkeit angeht, war Fridays for Future bisher sehr erfolgreich. Innerhalb kürzester Zeit ist man sehr relevant geworden. Auch, und das ist der nächste wichtige Punkt, in der Politik. Plötzlich diskutieren alle Parteien in Deutschland und anderen Ländern darüber, was man beim Thema Klimaschutz machen kann. Die einen sagen: Es gibt keinen menschengemachten Klimawandel! Die anderen sagen: Doch, da muss man etwas unternehmen! Es wird auf jeden Fall darüber debattiert, auch das hat Fridays for Future geschafft, dieses Thema aufs Tableau zu bringen und zu einem relevanten Thema zu machen. U.a. auch bei der Europawahl. Politiker kommen also nicht mehr drumherum, sich irgendwie zu diesem Thema zu verhalten. Das liegt auch daran, dass FoF, das ist der 3.wichtige Punkt, es geschafft hat, innerhalb der kurzen Zeit, in der diese Organisation bisher besteht, tatsächlich auch zu einer Organisation zu werden. Denn eigentlich ist das ja nur eine "Graswurzel-Bewegung" mit vielen Leuten, die voneinander unabhängig sind. Aber hier und auch international hat man es geschafft, sich zu vernetzen. Es gab in Deutschland im Sommer einen großen Kongress, bei dem man überlegt hat, wie es weitergehen kann. Das merkt man an ganz banalen Dingen. Es gibt eine Schriftart, die bei allen Druckerzeugnissen, die von Fridays for Future veröffentlicht werden, verwendet wird. Vorher gab es Kraut und Rüben, jetzt hat man ein einheitliches Corporate Design gefunden. Und dieses Design gibt es auch für die Organisation an sich. Man ist sich in vielem einig und spricht mit einer Sprache. Zumindest, was die Führungsfiguren bei Fridays for Future angeht. Auch das hat man geschafft, man hat eine Organisationsstruktur geschaffen. Der 4.wichtige Punkt auf der Geschafft-Seite bezieht sich auf die gesellschaftliche Wirkung, die Fridays for Future bisher hatte. Es gibt nicht mehr nur Schüler, die demonstrieren, sondern auch viele andere Gruppen, z.B. die Scientists for Future. Viele Wissenschaftler weltweit, die sich angeschlossen haben. Oder die Entrepreneurs for Future: Unternehmer, die Fridays for Future unterstützen. Es ist also gelungen, diese Bewegung zu einer sehr großen Bewegung zu machen, zu der viele gesellschaftliche Teile gehören. Zusammengefasst: Man hat es geschafft, relevant zu werden, an Masse zu gewinnen. Und man hat es geschafft, gesellschaftlich in die Breite zu gehen. Plus dafür zu sorgen, dass sich die Politik mit den Themen beschäftigt. Allerdings kann man sagen: Komplett erfolgreich ist Fridays for Future bisher nicht gewesen. Denn in einem ganz entscheidenden Punkt hatte man bisher wenig Erfolg. Dazu kommen wir jetzt. Schaut man auf die deutsche Webseite von Fridays for Future, kommt man schnell zu den zentralen Forderungen der Bewegung. Da heißt es: Nettonull bedeutet: Ausstoß und "Reinigung" müssen sich ausgleichen. Wenn wir da einen Strich drunter machen, muss man sagen, diesen Zielen ist Fridays for Future bisher kaum näher gekommen. Auf der Webseite werden auch noch Ziele für das Jahr 2019 formuliert. Auch die liegen in weiter Ferne. Jetzt kann man sagen, es gibt inzwischen in Deutschland ein Klimakabinett, das verschiedene Pläne hat und bestimmt etwas macht. Aber wenn man sich genauer anschaut, was das Klimakabinett bisher entschieden hat, was es tun möchte, stellt man fest, es geht eher in eine andere Richtung. Die Schritte, die gegangen werden, sind weitaus kleiner als die, die Fridays for Future fordert, und so sieht es auch weltweit aus. Länder wie Brasilien und die USA z.B. haben Klimaschutz-Vereinbarungen wieder zurückgenommen. Auch in anderen Ländern sieht es ähnlich aus. Klimaschutz hat zwar in der öffentlichen Debatte einen hohen Stellenwert, aber wenn es um konkrete Taten geht, sieht es eher dünn aus. Der weltweite Treibhausgas-Ausstoß wird vermutlich dieses Jahr so hoch sein wie nie zuvor. Das kann nicht im Interesse von Fridays for Future liegen. Dazu kommt, dass die Bewegung im Westen zwar Aufmerksamkeit genießt, in anderen Regionen der Welt aber kaum. In Indien z.B., China oder auch den USA. Greta Thunberg war gerade auf einer Reise in den USA, aber dort waren meist nur wenige 100 Menschen, die ihr gefolgt sind. Selbst in großen Städten wie New York. Und das zeigt, hier in Deutschland oder in Europa spielt das eine wichtige Rolle, was Fridays for Future fordern. Aber weltweit sieht es anders aus. Wenn man beim Klimaschutz etwas bewegen muss, muss das global passieren. Auch hier ist Fridays for Future einem wichtigen Ziel kein Stück näher gekommen. Und noch eine wichtige Sache ist bisher nicht gelungen: Einigkeit beim Setzen von Prioritäten. Organisiert ist man inzwischen zwar ganz gut, aber wenn es darum geht, was man zuerst anpacken muss, was vielleicht später kommt, da gibt es durchaus Differenzen. Z.B.werden die Themen Umweltschutz und Klimaschutz immer wieder durcheinandergeworfen. Plastik im Meer ist z.B.etwas, das viele jungen Menschen nennen, die bei Fridays for Future dabei sind. Aber das hat in erster Linie nichts mit Klimaschutz zu tun, sondern es ist ein Umweltproblem. Klar, in der Folge hat das Auswirkungen auf das Klima, aber letztendlich geht es beim Klimaschutz um andere Dinge. Es geht um Landwirtschaft, CO2-Ausstoß und vieles mehr. Und das wird immer mal verwechselt. Und das sorgt für Uneinigkeit, und diese Einigkeit konnte man bisher nicht herstellen, die so wichtig ist, wenn man Ziele umsetzen möchte. D. h. auch wenn Fridays for Future bekannt ist und Politiker über die Themen diskutieren, passiert ist vergleichsweise wenig. Jetzt kann man sagen, das ist auch einen Riesenprojekt, das dauert, bis da was passiert. Die Frage ist aber, ob Fridays for Future durchhält. Schafft man es Einigkeit zu erzielen? Am Ball zu bleiben? Und das über einen weiten Zeitraum? Und schafft man es, einer Abspaltung entgegenzugehen? Denn das ist eine Sache, die immer droht. Da gibt es immer wieder Leute, die etwas radikaler sind. Das hat man auch bei einigen Demonstrationen gesehen. Leute, die einen Systemwechsel wollen, etwas völlig Neues. Und es gibt Gemäßigtere, die sagen: Nein, wir wollen keinen Systemwechsel, wir wollen auf gemäßigtem Wege etwas erreichen. Das ist ein Punkt, der in Zukunft noch relevant werden wird. Die Frage ist auch: Klappt es, dass weiterhin so viele Menschen dabei bleiben? Oder sind viele frustriert und steigen dann wieder aus? Genau das wird man jetzt in den kommenden Monaten beobachten. Dann wird man sehen, ob Fridays for Future seinem Ziel ein Stückchen näher kommt. Mich würde interessieren: Glaubt ihr daran? Sagt ihr: Ja, das kann gelingen. Man muss es einfach nur weiter versuchen. Oder sagt ihr: Nein, Politiker reden viel, aber am Schluss passiert nichts. Dann wird auch keiner mehr mitmachen. Schreibt es in die Kommentare, auch eure Meinung zu Fridays for Future, aber bleibt fair. Da wird immer kontrovers und emotional darüber diskutiert. Ich bin sicher, ihr bleibt sachlich, klappt ja sonst auch meistens. Danke euch fürs Zuschauen. Neben mir findet ihr ein Video über Fridays for Future. Und etwas von den Funk-Kollegen rund um das Thema. Bis zum nächsten Mal. Untertitel: ARD Text im Auftrag von Funk (2019)