Werden wir alle zensiert?
Heute klären wir die große Frage: "Gibt es staatliche Zensur in Deutschland?" Das
Grundgesetz sagt: "Nein." Und damit ist die Frage geklärt. Wie, das Video geht noch weiter?
Was, es gibt mehr Informationen als "Nein."? Was? Sorry, ich höre nämlich wirklich gar
nichts, weil niemand mit mir redet.
Okay, dass das Grundgesetz für Meinungsfreiheit
und gegen die Kontrolle von Medien ist, ist nichts Neues. Nur hört die Meinungsfreiheit
da auf, wo sie die Rechte anderer verletzt. [Steve im Hintergrund: "Aua."] Zum Beispiel
bei Beleidigungen, Verleumdungen und Holocaustleugnungen.
Davon abgesehen, kann jeder in Deutschland
nach Gesetz seine wertlose Meinung in der Welt verbreiten.
"Ich mag Chicken Wings und
ihr könnt nichts dagegen tun!" Muhahaha.
So weit die Theorie, aber in der Theorie ist
die Meinungsfreiheit auch in der Türkei geschützt. Aber weil der Schutz der Bevölkerung wichtiger
ist, gibt es ein Gesetz, das erlaubt, Internetseiten wegen Terrorpropaganda zu sperren und deswegen
sind da - Gott sei Dank - so gefährliche Seiten wie Wikipedia gesperrt.
[Steve: "Wiki, was?]
Nicht, wikiHow, alles gut. Und andere Seiten voller Wissen und unabhängiger Meinung...
ich meine, Terrorpropaganda. Wie zum Beispiel Twitter. Wenn etwas mehr Erdoğankritik...,
ich meine, Terrorpropaganda zu finden ist, lädt die ganze Seite plötzlich nicht mehr.
Ist ja auch ne ganz gefährliche Seite, uiuiui, haltet bloß die Finger von Twitter fern,
Kinder. Am Ende seht ihr noch die Meinung anderer Menschen. Es gibt nichts Schlimmeres.
Es könnte nämlich sein, dass die eine andere Meinung haben als ihr. Aber die Türkei ist
da nicht das einzige Land. In China sind Internetseiten und Medien allgemein schon so lange zensiert
und gesperrt, dass die Bevölkerung größtenteils das gar nicht mehr hinterfragt. Und Deutschland?
Würde hier Wikipedia wegen Terrorpropaganda gesperrt werden, würde das wahrscheinlich
ein deutschlandweites "hmm, hier stimmt doch was nicht!" auslösen. Aber so ein "hmm" kam
bei vielen wegen des NetzDG. Das Netzwerkdurchsetzungsgesetz.
[Steve: "Schön deutsch, so mag ich´s."]
Ein Gesetz, das gegen Hasskriminalität und sogenannte Fake News im Netz helfen soll.
Das hat die Bundesregierung noch schnell vor der Bundestagswahl 2017 durchgequetscht. Es
verpflichtet Plattformen wie YouTube, Meldeformulare anzubieten und sie müssen dann auch melden,
wie viele Meldungen sie bekommen haben und wie sie die dann gemeldisiert haben. Im ersten
Halbjahr 2018 wurden dann viele von diesen gemeldisierten Beiträgen gelöscht. Problem
dabei: Es wurden wohl auch Beiträge gelöscht, die eigentlich von der Meinungsfreiheit gedeckt
sind. Die Firmen löschen aber lieber mehr als nötig, um auf Nummer sicherzugehen.
So genanntes "Overblocking". Nein, ich... glaub ich fühl mich nicht so gut. Aaah...
Es ist natürlich auch nicht so leicht zu entscheiden: Wann ist etwas Hetze? Wann ist etwas einfach
nur ein derber Witz? Was ist Fake und was ist Satire? Jeder hat ne andere Meinung, wann
etwas zu weit geht und wann nicht. Als Richter über Jan Böhmermann´s Schmähgedicht entschieden
haben, mussten sie genau aufschlüsseln, warum sie entschieden haben, dass gewisse Teile
des Gedichts nicht mehr vorgetragen werden dürfen. Und zwar anhand der Rechtslage.
Das NetzDG zieht aber die Unternehmen in die Verantwortung
und so entscheidet jetzt bei Facebook und
Co irgendwer über tausende Posts am Tag. Es gibt Teams auf den Philippinen, in Dublin
oder Kalifornien, die innerhalb weniger Sekunden entscheiden müssen, ob etwas gelöscht werden
soll oder nicht. Aber haben die überhaupt die richtige Ausbildung?
"So und jetzt sprecht
ihr mir bitte alle mal nach: Creme-Tör-tchen. Ja, sehr gut! Nochmal: Creme-Tööör-..."
Die Alternative wären Algorithmen. Facebook arbeitet an einem System, das User und Seiten
in ihrer Glaubwürdigkeit einstuft. Wie glaubwürdig bist du?
"Darf ich vorstellen? Das neuste Familienmitglied."
Momentchen mal, der Algorithmus sagt, du lügst. Das ist Fake News! Dein Baby
ist Fake News. Löschen, löschen, bitte.
"Mein Baby!"
Ich weiß echt nicht, wie so
ein Algorithmus funktionieren soll. Zusammengefasst: Sowohl Menschen als auch Maschinen machen
Fehler. Firmen aber haften für das, was die Nutzer posten. Ist also nicht so unverständlich,
dass sie eher zum Overblocking neigen und nicht zum... ähm, eh... Underblocking? Ein
Trend, den man weltweit beobachten kann: Es wird immer mehr Infrastruktur geschaffen,
um das freie Internet mehr zu kontrollieren. In der EU sollen in Zukunft Uploadfilter kommen.
Facebook und Co müssen dann den Content beim Uploaden auf Urheberrechtsverletzungen scannen
und gegebenenfalls löschen. Ähnlich wie YouTubes Content ID System jetzt schon funktioniert.
Kritiker befürchten, dass es genauso zum Overblocking kommen kann wie beim NetzDG und
dass die Uploadfilter missbraucht werden, um all die schönen "dank memes" zu verbieten.
Hmm, nicht meine dank memes, nein. [unverständliches von Rick und Steve zu Loops] What? Was? [Steve:
Hast du Loops gesagt?] Ja. Lass mal Loops kaufen. Es gibt schon Forderungen, den Uploadfilter
auch gegen Terrorpropaganda zu nutzen. Doch wie weit dehnbar der Begriff Terrorpropaganda
ist, hat uns ja die Türkei gezeigt. Die Idee des komplett freien Internets wird damit immer weiter
eingeschränkt. Aber von einer Zensur von allem, was ihr ins Netz stellt, kann man noch
nicht reden. Auch wenn manche Leute das gerne so hinstellen.
"Uh, ich werde zensiert, mein
Bild, in dem ich sage, dass alle Schwarzen sterben müssen, war doch nur ein Witz! Ich
werde unterdrückt!!!1!11!"
Und so gibt es Politiker in der AfD, die von Zensur reden, doch
am Ende wurde nur ein Tweet gelöscht, weil ihn Twitter als rassistisch eingestuft hat.
Wer da von Zensur redet, macht sich nur absichtlich zum Opfer. Es ist halt auch ein Problem, das
ich immer wieder unter irgendwelchen Posts sehe und mir hart auf die Nerven geht, dass
viele nicht wissen, was Meinungsfreiheit bedeutet und rumheulen, weil sie nicht ihre Meinung
sagen können ohne dass ihnen 50 andere Leute sagen, dass sie ihre Meinung echt Scheiße
finden. Aber wenn ich meine Meinung zu deiner Meinung sage, haben wir beide unsere Meinung
gesagt. Wo liegt da die Unterdrückung? Wir kennen das von unseren und anderen Discord-Servern,
die privat moderiert werden. Da gibt es immer wieder Diskussionen, ob ein Post zu weit geht
oder nicht. Denn die Leute lieben es, zu provozieren. 9/11-Memes, extrem rassistische Witze, Verhöhnung
toter Celebrities,... Vieles finden die jeweiligen Moderatoren einfach nicht witzig. Doch haben
sie deshalb das Recht, es zu löschen?
Ja, haben sie. Das... das darf man nicht vergessen.
Jeder darf seine Meinung haben, aber wenn du sie betrunken in der Bar
anderen Leuten ins Gesicht brüllst, hat der Barkeeper das Recht, dich rauszuschmeißen.
Niemand ist dazu verpflichtet, deiner Meinung eine Plattform zu bieten. Am Ende muss man
trotzdem sagen: "Meinungsfreiheit ist nicht selbstverständlich." Vielleicht ist es gerade
nicht die Bedrohung vom Staat. Aber ob es Gewalt gegen Journalisten ist, Leute, die
YouTubern mit Klagen drohen oder ob´s der türkische Präsident ist. Es wird immer Leute
geben, die anderen das Wort verbieten wollen. Also muss man immer dafür kämpfen.
[Steve: (ironisch) Am besten mit den Fäusten, so macht man das nämlich in zivilisierten Zivilisationen.]
Was ist eure Meinung dazu? Wir geben eurer Meinung eine Plattform unten in den Kommentaren.
Da könnt ihr reinschreiben und Fragen stellen. Das ist doch wirklich sehr nett von uns. Pat, pat.
Oder wenn ihr noch Zeit habt, seht hier der Anfang vom Ende des freien Internets,
wenn das Video schon da ist, ansonsten müsst ihr abonnieren, dann kommt es die nächsten
Tage. Ihr könnt auch die Glocke glocken. [Steve: Likt das Video, das hilft uns.] Genau,
bei 500.000 Likes passiert absolut gar nichts. [Steve: Warum?] Also lieber liken!