KICKI YANG ZHANG | GERMANIA
In der Grundschule war es voll oft so,
dass die Kinder Schlitzaugen-Sprüche gebracht haben.
Damals habe ich das auch nicht so richtig gecheckt,
dass das beleidigend ist.
Weil ich das Prinzip von Rassismus damals noch nicht verstanden habe.
Mein Name ist Kicki, ich bin 22 Jahre alt.
Ich bin in Dortmund geboren, jetzt bin ich selber nach Berlin gezogen.
Ich bin Model, Influencer und Künstlerin.
Meine Mutter ist in Peking geboren und mein Vater in Shanghai.
Beide in sehr großen Städten.
Meine Eltern haben sich in Deutschland kennengelernt.
Dann bin ich auf die Welt gekommen.
Ich bin 1995 geboren in Dortmund,
bin aber direkt nach meiner Geburt mit meinen Eltern nach Shanghai,
weil mein Papa für eine deutsche Firma arbeitet.
Die haben in Shanghai eine neue Branche eröffnet.
Ich habe mit ihm in Shanghai fünf Jahre gewohnt.
Ich habe sehr viel draußen gespielt.
Meine Mama hat relativ viel mit uns unternommen.
Ich habe die ersten fünf Jahre nur Chinesisch gesprochen.
Ich bin auch jedes Jahr immer noch da.
Jedes Jahr fliege ich für einen Monat nach Asien
und genieße da meine Zeit auch total.
Ich liebe es da wirklich.
Als ich dann 2000 nach Dortmund gekommen bin,
konnte ich gar kein Deutsch.
Ich bin dann ein Jahr in den Kindergarten gegangen.
Meine Mama meinte, dass sich nach dem ersten Tag
schon die ersten deutschen Wörter konnte.
Das ging auf jeden Fall sehr schnell.
Die haben mir dann gezeigt, was ein Schmetterling ist oder Ameise.
Solche Wörter konnte ich als erstes.
Ich kann mich sehr mit der asiatischen Kultur identifizieren.
Besonders, was viele Werte angeht,
die mir meine Eltern beigebracht haben.
Ich finde, manchmal ist es das Extreme,
meine Eltern haben sehr viel gearbeitet,
ich wurde von Nannys aufgezogen zum größten Teil,
weil meine Eltern keine Zeit hatten.
Aber ich weiß auch, dass die das für mich gemacht haben.
Meine Mutter hat mir als Kind immer so krass eingetrichtert,
es klingt auf Chinesisch besser, es heißt sowas wie:
nimm die Zeit in die Hand.
Ich lebe auch danach.
Ich glaube, ich war von klein auf immer so ein bisschen verschlossen
meinen Eltern gegenüber, wenn es um Mobbing oder Hänseleien ging.
Ich wurde auch im Gymnasium mega gemobbt.
Ich habe meinen Eltern das nie erzählt.
Die wissen bis heute nicht, dass das passiert ist.
Ich hatte schon immer andere Interessen:
Japanische Pop-Kultur, koreanische Pop-Kultur.
Ich habe mich anders angezogen,
meine Haare irgendwann so richtig bunt gefärbt.
Ich war halt irgendwie Außenseiter.
Da kamen so Sachen vor, da saß ich einfach draußen
und irgendwann war die Schikane so krass,
dass sie mich dann von Sachen runtergeschubst haben,
mir im Vorbeigehen meine Sachen auf den Tisch geschmissen haben,
richtig dumme kleine Sachen.
Wenn sich das aber angehäuft und viele Leute das machen,
dass hat mich schon sehr mitgenommen, auf jeden Fall.
Meine Lösung war damals halt ignorieren
und dann hat das aufgehört.
Ich habe auch das Gefühl, dass gerade dieses Mobbing
mich selbstbewusster gemacht hat.
Weil ich mir gedacht habe, egal, was ich mache,
es wird die Leute nicht davon abhalten,
über Sachen, die ich mache, zu reden oder zu urteilen.
Es bringt mir nichts, darauf zu hören.
Die Bildung ist in China super wichtig, weil,
meine Eltern sind zum Beispiel in der Kulturrevolution groß geworden,
das war super hart und alles war rationiert.
Wenn man da in der Schule schlecht war
und es nicht auf die Uni schafft,
dann hat man im Leben nichts erreicht.
Deshalb haben meine Eltern auch die Mentalität noch drin,
dass das auch für mich gilt.
Aber ich lebe jetzt hier in Deutschland,
in einem westlichen Umfeld
und ich kann mein Geld auch mit Kreativem verdienen.
Auch wenn sie am Anfang ein wenig skeptisch waren,
sind sie jetzt an einem Punkt, wo sie sagen,
sie schafft das, wir unterstützen das.
Meine Mutter folgt mir auf Instagram.
Mir ist auch sehr krass aufgefallen,
dass mir viele asiatische Girls folgen,
was ich echt cool finde.
Wo ich sehe, ich inspiriere andere asiatische Mädels,
die vielleicht genau wie ich,
in einem westlichen Umfeld aufgewachsen sind.
Ich will einfach das machen, was mich glücklich macht.
Ich will mich kreativ ausleben.
Ich will mit dem, was ich jetzt mache, was mir Spaß macht,
genug Geld machen, um zufrieden leben zu können.
Einfach glücklich sein.
Untertitel: ARD Text im Auftrag von Funk (2018)