Fake-Shops: Die Maschen der Online-Betrüger | Markt | NDR
Ronald Wichmann hat einen Wunsch.
Er will sich einen guten Akkuschrauber leisten.
Im Internet wird er fündig,
der Schrauber ist sogar 20 Euro günstiger.
Ein Weihnachtsangebot, mit dem der Onlineshop "Baumeile" lockt.
Wenn man über das Internet bestellt, nimmt man meistens den Günstigsten.
Da war einer, der hat den für 142 Euro angeboten.
Dachte ich: "Jetzt schlag ich zu."
Er will per PayPal zahlen, dann geht plötzlich nur Vorkasse.
Außer der Auftragsbestätigung kommt dann aber nichts.
Ronald Wichmann wird misstrauisch, forscht nach.
Er gibt die Shop-Adresse in Google Maps und Street View ein.
Da habe ich gedacht, wenn das 'ne Firma ist,
müssten die in einem Industriekomplex angesiedelt sein.
Aber das war eine Wohngegend, Privatadresse,
das hat mich stutzig gemacht.
Baumeile ist ein Fake-Shop, seine 142 Euro sind weg.
Wichmann erstattet Strafanzeige, doch die Ermittlung wird eingestellt.
Er ist sauer.
Ich möchte, dass man diesen Leuten das Leben schwerer macht,
dass da mehr passiert.
Das wünsche ich mir für die Zukunft:
Dass da nicht tagtäglich Leute drauf reinfallen.
Denn plötzlich ist der Name geändert: "Baugemeinde.net".
Wieder mit vermeintlichen Angeboten. Wieder sieht alles echt aus.
Die Betrüger werden immer dreister, nehmen Seiten bekannter Unternehmen.
Beispiel:
Der echte Onlinehändler Notebooksbilliger.de.
Betrüger kopierten einfach alles –
nennen sich aber "Notebooksbilliger-Angebot.net".
Und er hat den Schaden:
Martin Schwager, Vorstand des Elektronikhändlers.
Manchmal reicht Betrügern ein Buchstabe,
um sein Unternehmen zu kopieren.
"Notebooks-billigers.de", also nur ein Buchstabe Unterschied.
Und dann auch von der Aufmachung stark angelehnt an unseren Auftritt.
Aussehen absolut identisch, Impressum absolut identisch,
auch meine Person steht dann dort im Impressum.
Die Datenschutzerklärungen werden kopiert,
die Angebote werden eins-zu-eins tagaktuell herüberkopiert.
Damit solche Fake-Shops schnell verschwinden,
fährt Schwager zweigleisig.
Er erstattet nicht nur Anzeige, er wendet sich auch an die "Hoster".
Die betreiben die Server, die die Fake-Shops nutzen.
Schwager versucht,
über sie die Fake-Shops aus dem Netz zu verbannen.
Das ist unterschiedlich aufwändig.
Es gibt Hoster, mit denen kann man gut zusammenarbeiten.
Es gibt aber auch Hoster, da ist das ein langwieriger Prozess.
Das ist das Ärgernis, dass von der Information,
"hier gibt es ein Angebot, um das wir uns kümmern müssen", bis zu
"Es ist nicht mehr verfügbar", zu viel Zeit vergeht.
Das Problem:
Die Kriminellen nutzen Technik, die im Ausland steht.
Sie entziehen sie weitgehend dem Zugriff deutscher Behörden.
Hans Joachim Henschel vom LKA Niedersachsen kennt die Problematik.
Die Täter zu schnappen, ist schwierig.
Nicht nur, weil sie häufig im Ausland sitzen.
Meistens arbeiten mehrere zusammenarbeiten.
Die müssen nicht an einem Ort sein.
Die nutzen das Internet aus, um anonym zu bleiben.
Einer programmiert die Webseite, kümmert sich möglicherweise
um das Besorgen des Speichers im Internet.
Einer kümmert sich um die Bankkonten,
einer um den Mailverkehr.
Das können mehrere Shops sein, die parallel laufen,
auch in mehreren Ländern und Sprachen.
Bei ihr melden sich täglich Opfer von Fake-Shops.
Die Verbraucherschützerin ärgert,
dass man bei einigen sogar mit PayPal bezahlen kann.
Auf viele Kunden wirke das vertrauenswürdig.
Das finde ich sehr, sehr schade,
dass PayPal anscheinend die Firmen nicht genug prüft.
Die Firmen lassen per PayPal Zahlungen zu.
Es gibt viele Fake-Shops,
wir haben PayPal auch auf viele aufmerksam gemacht.
Leider ohne Reaktion.
Das wäre ein Indiz für einen Verbraucher, zu erkennen,
dass es kein Fake-Shop ist, wenn mit PayPal gezahlt werden kann.
Das sehen wir uns genauer an.
Über das Warnportal Watchlist-Internet.at
suchen wir einen Fake-Shop heraus.
Die angegebene Rufnummer funktioniert nicht.
* Die von Ihnen gewählte Rufnummer ist leider nicht verfügbar. *
Doch eine Zahlung mit PayPal ist möglich.
Wir fragen PayPal an:
Welche Prüfkriterien gibt es,
damit ein Onlineshop eine Zahlung über PayPal anbieten darf?
Die Antwort verblüffend:
Der Finanzdienstleister schreibt, PayPal sei ein ...
Wer keine Ware bekommt,
könne sich an das Käuferschutzprogramm wenden.
Doch Fake-Shops spielen häufig auf Zeit.
Die Scherereien haben die Kunden.
Doch was, wenn per Vorkasse,
Einzugsermächtigung oder Kreditkarte bezahlt wurde?
Ist das Geld dann weg?
Es gibt nur zwei Möglichkeiten:
Unbedingt Anzeige erstatten und sofort mit der Bank
oder dem Kreditkarten-Institut Kontakt aufnehmen.
Wenn Sie Vorkasse per Überweisung gemacht haben, können Sie zur Bank
und kriegen das Geld in den meisten Fällen zurückgeholt.
Wenn es 'ne Einzugsermächtigung war,
können Sie das sechs Wochen rückbelasten.
Bei Zahlung mit Kreditkarte, sollte diese gesperrt werden.
Denn nun haben die Täter persönliche Daten,
die sie im Darknet verkaufen können.
Hans Joachim Henschel rät dazu,
unbekannte Shops zu googeln, bevor bestellt wird.
Gibt es Erfahrungsberichte?
Warnhinweis: Prüfsiegel, die sich nicht anklicken lassen.
Hier haben wir Shopify-Secure.
Ich kann hier nichts anklicken von den Logos,
somit ist es fraglich, ob das echt ist.
Häufig kopieren die Täter Prüfsiegel und seriöse Zahlungsmöglichkeiten
einfach auf ihre Seite.
Ronald Wichmann hat zwar über 140 Euro verloren,
den Akkuschrauber gab es aber trotzdem noch: