Laktatschwelle - Anaerobe Schwelle einfach erklärt! - Laktatstufentest für wen g
Hallo Freunde, mein Name ist Famulus! :)
Dieses Mal geht es um die Laktatschwelle. Aber bevor wir damit beginnen können, müssen
wir uns erstmal anschauen, was "Laktat" eigentlich ist.
Laktat wird auch als "Milchsäure" bezeichnet. Genauer gesagt ist es jedoch ein Anion, also
ein negativ geladenes Ion, der Milchsäure. Es entsteht im menschlichen Körper bei der
anaeroben Glykolyse als Stoffwechselprodukt. Mehr dazu findest Du im Video zur Energiebereitstellung,
welches ich vor dem Anschauen dieses Videos unbedingt empfehle.
Neben Laktat entsteht ebenfalls ein positiv geladenes Wasserstoff-Ion (H+). Durch das
Anhäufen der Wasserstoff-Ionen sinkt der pH-Wert des Körpers, was zu einer "Übersäuerung"
im Körper führt. Die Folge: Eine enzymatische Hemmung der Muskelkontraktion und natürlich
der Schmerz, den man verspürt, bspw. beim Krafttraining oder beim Sprinten.
In Ruhe, also ohne sportliche Aktivität, ist der Laktatspiegel im Blut bei ca. 0,5
bis 2,2 mmol pro Liter Blut. Dieser Wert variiert sehr stark je nach dem physischen Fitnesslevel
des Menschen, aber auch nach der psychischen Situation, z. B. ob die Person gestresst ist
und deswegen vermehrt Laktat produziert. Als festen Richtwert kann man deswegen von 2 mmol
pro Liter Blut ausgehen.
Was passiert jedoch, wenn man diese Grenze von 2 mmol/l überschreitet? In diesem Moment
trifft man auf die erste Laktatschwelle. Diese wird auch als "aerobe" oder "ventilatorische"
Schwelle bezeichnet. Zur Vereinfachung bevorzuge ich die gleiche Begrifflichkeit wie bei der
Energiebereitstellung, nämlich "aerob", was so viel heißt wie "Sauerstoff benötigend".
Die aerobe Schwelle ist ein Grenzwert, ab welchem zusätzlich über die anaerobe Energiegewinnung
Laktat gebildet wird, da die Sauerstoffaufnahme nicht ausreicht, um genügend Energie bereitzustellen.
Der Körper liefert ergo ab einem Laktatwert von 2 mmol pro Liter Blut Energie über die
anaerob-laktazide Energiegewinnung. Man befindet sich nun im "aerob-anaeroben Übergangsbereich",
in dem Laktat als Stoffwechselprodukt angereichert wird, aber die gleiche Menge wieder verwertet
werden kann. Laktatbildung und Laktatverwertung befinden sich ergo im Gleichgewicht. Dementsprechend
kommt es zu keiner Übersäuerung.
Wird die sportliche Aktivität intensiviert, so ist davon auszugehen, dass der Körper
mehr Laktat bildet. Ab einem Wert von ca. 4 mmol pro Liter Blut endet der aerob-anaerobe
Übergangsbereich und man erreicht die "anaerobe Schwelle". Die anaerobe Schwelle und damit
2. Laktatschwelle beschreibt den maximalen Laktat-Spiegel, der erreicht werden darf, ohne dass es zur "Übersäuerung" kommt. Dieser wird auch als "maximales Laktat-Steady-State"
bezeichnet. Überschreitet man diese Schwelle, so werden mehr Laktate gebildet als wieder
vom Körper verwertet werden können. Es reichern sich demnach mehr Laktate und konsequenterweise
mehr Wasserstoff-Ionen an. Für den Ausdauersportler würde dies bedeuten, dass er in Folge eine
Leistungseinbuße erzielen würde, da der Körper übersäuert. Deswegen versucht der
Marathonläufer, die anaerobe Schwelle nicht vor Ende der Strecke zu überschreiten.
Genauso wie die aerobe Schwelle ist auch die anaerobe Schwelle vom Fitnesslevel der Person,
aber auch von der Sportart bzw. von der Ausführung abhängig. Zusätzlich spielen auch genetische
Komponenten ein, sodass eine untrainierte Personen eine deutlich höhere individuelle
anaerobere Schwelle haben kann als eine trainierte Personen. Dennoch können trainierte Personen
mit weniger Laktatbildung bessere sportliche Leistungen erzielen!
Laktat kann außerdem von bestimmten Bakterien gebildet werden, weshalb man bspw. bei einer
Infektion schon sehr viel schneller die anaerobe Laktatschwelle erreicht.
Ferner wird der Begriff "Schwelle" mehrfach kritisert, da dieser suggeriert, dass man
erst ab einem bestimmten Zeitpunkt Laktat bildet. Dies stimmt jedoch nicht, da wie schon
eben erwähnt, auch schon in Ruhe ein bestimmter Laktat-Spiegel im Blut aufzuweisen ist. Außerdem
sind die Laktatschwellen von Person zu Person völlig individuell und durch Training kann
man die Laktatverwertung und damit die sportliche Leistung weitreichend verbessern.
Diesbezüglich gelangen wir zum letzten Aspekt: Für wen ist die Laktat-Leistungsdiagnostik
geeignet? Der Laktatleistungstest ist ein Verfahren,
in dem die aerobe Ausdauerleistungsfähigkeit anhand des Laktatwerts und spezifischen Parametern
bestimmt wird. Hierbei können die Korrelationen zwischen aerobe Schwelle, Herzfrequenz, Laufgeschwindigkeit,
Luftvolumen, Stoffwechsel und individuelle anaerobe Schwelle ausgewertet werden. Wie
man sieht, ist diese Messung einseitig auf den Laktatwert bezogen, weshalb dieser Test
nur bedingt für Marathonläufer o. ä. Sportler aussagekräftig ist. Für Athleten, die hauptsächlich
FT-Muskelfasern beanspruchen, z. B. im Krafttraining, ist dieser Test kaum geeignet, da diese aufgrund
einer höheren Laktattoleranz einen besonders hohen Laktatwert bei der anaeroben Energiegewinnung
erzielen. Dies ist auch sinnvoll, da ein hoher Laktatwert in kurzer Zeit ein Indikator für
eine schnelle Energiebereistellung ist. Die Laktatauswertung ist demnach je nach Ausgangspunkt,
z. B. je nach Sportart, unterschiedlich zu betrachten. Eine Pauschalaussage wäre ergo
eine trügerische und laienhafte Expertise. Ein einziges Testverfahren, wie der beispielhaft
erwähnte Laktatleistungstest, reicht also für eine hinreichende Leistungsdiagnostik
auf keinen Fall aus.
Ich hoffe, das Video hat Dir weitergeholfen! :) Falls Du dich weiter bereichern möchtest
oder sogar Verständnisprobleme hattest, hilft dir vielleicht das Video zur Energiebereistellung
und zu den Muskelfasertypen. Wie immer freue ich mich über einen Daumen
nach oben, konsktruktive Kritik und jeden neuen Abonnenten! :)