×

Мы используем cookie-файлы, чтобы сделать работу LingQ лучше. Находясь на нашем сайте, вы соглашаетесь на наши правила обработки файлов «cookie».


image

Funkkreis. Podcast der Bundeswehr, Podcast #31: Was die EU-Ratspräsidentschaft für die Bundeswehr bedeute... (2)

Podcast #31: Was die EU-Ratspräsidentschaft für die Bundeswehr bedeute... (2)

Kompass. Das bedeutet, wir wollen uns gemeinsam mit unseren europäischen Partner überlegen,

wie wir uns strategisch ausrichten, also was wollen wir als Europäer können, was wollen

wir vielleicht auch nicht können. Wie wollen wir mit unseren Partnern zusammenarbeiten?

Da ist natürlich die NATO ganz, ganz wichtig. Und wir wollen diesen Prozess starten mit

einer Bedrohungsanalyse. Das ist etwas, das es im EU-Kontext in der Form noch nie gab.

Also einen 360-Grad-Blick in die Welt werfen und schauen, was sind die Herausforderungen

und Bedrohungen vor der wir in der EU stehen und wie können wir denen begegnen.

F1: Das stelle ich mir jetzt ziemlich kompliziert vor. Wir haben ja nur ein halbes Jahr Zeit,

also für so eine komplexe Geschichte. Kriegen wir das in der Kürze der Zeit hin?

C: Ja das ist absolut berechtigt und ich glaube so muss man auch die Ratspräsidentschaft

als etwas verstehen wo man in den sechs Monaten dieser Ratspräsidentschaft im Grunde genommen

nur noch die Früchte erntet dessen was man in den Monaten, wenn nicht sogar Jahren davor

gesät hat. Und das was wir tatsächlich abschließen wollen

in den sechs Monaten unserer Ratspräsidentschaft

ist der erste Schritt nämlich die Bedrohungsanalyse, die ich gerade erwähnt habe, und anschliessend

steigen wir in einen Dialog mit allen Mitgliedstaaten ein und entwickeln diese strategische Grundlage,

die erst in der französischen Ratspräsidentschaft Anfang 2022 abgeschlossen wird.

F1: Also denkt man wirklich sehr, sehr langfristig. Sie hatten eben ja auch die Folgen der Pandemie,

wir müssen diese ja auch weiterhin bewältigen, erwähnt. Gibt es da auch ein konkretes Vorhaben?

C: Ja, wir schauen natürlich auch was können wir unmittelbar machen. Das was ich als

erstes erwähnt habe war ja sozusagen langfristig gedacht, aber wir wollen natürlich auch unmittelbar

bei der Bewältigung der Pandemie helfen und wenn ich sage wir wollen unsere resilienter

aufstellen, dann natürlich auch in diesem Bereich. Da haben wir uns ein Projekt überlegt

was, einem PESCO-Projekt entspringt und da geht es um einen Beitrag der Sanitätsdienste

zur Bewältigung von Pandemien. Wir wollen wichtiges Sanitätsmaterial bevorraten und

an unterschiedlichen Orten in Europa lagern, sodass es dann im Krisenfall schnell zu den

Partnern geschickt werden kann in Europa aber auch in den Einsätzen die es brauchen.

F1: Sie haben eben die Einsätze mit erwähnt. Das wäre meine nächste Frage gewesen.

Wo stehen wir denn mit unseren Missionen und Operationen im Moment?

C: Ja also das ist natürlich ein Bereich, auf den wir ganz genau schauen, weil wir auch

sehen, dass COVID noch mehr, klar Pandemie kennt keine Grenzen und besonders fragile

Regionen geraten noch mehr unter Druck, bestehende Krisen und Konflikte drohen sich zu verschärfen.

Und deswegen ist es uns natürlich ganz wichtig, dass wir weiterhin unserer Verantwortung vor

Ort gerecht werden. Wir haben ja unsere Ausbildung pausieren müssen in den EU-Trainingsmissionen.

Wir hatten vor 10 Tagen ein Treffen der EU- Verteidigungsminister, da wurde entschieden,

dass wir das jetzt sobald wie möglich wieder hochfahren. Natürlich immer in Absprache

mit unseren EU-Partnern und mit den Gastländern. Aber insgesamt wissen wir, wenn ich jetzt

mal die Sahel-Region als Beispiel nehme, dass es ganz wichtig ist, dass wir sichtbar und

vor Ort bleiben. Und deswegen werden wir auch den EU-Ausbildungseinsatz erweitern auf die

G5-Sahel und schauen, dass wir die lokalen Streitkräfte noch effektiver unterstützen können.

F1: Auch das ist ja eigentlich so ein bisschen

noch aktuelles Krisenmanagement, also was sie eben erwähnten, auf die G5 das auszuweiten.

Gibt es denn irgendwas in Bezug auf das aktuelle Krisenmanagement, das wir in den letzten Monaten

gelernt haben und das wir jetzt mitnehmen als Zielsetzung auch für die Ratspräsidentschaft?

C: Ja genau, Solidarität ist ein ganz, ganz wichtiges Stichwort. Das haben wir gelernt.

Das geht natürlich weit über den Bereich Sicherheit und Verteidigung hinaus. Das ist

ja die große Diskussion gewesen, die wir am Anfang hatten und Deutschland hat sowieso

einen sehr inklusiven Ansatz in seiner Politik, das heißt uns ist es wichtig, dass wir alle

mitnehmen. Dass wir Ziele definieren und einen Weg definieren, den alle EU-Mitgliedstaaten

mitgehen wollen und gerade bei der Solidarität ist es wichtig, die Partner die einen bestimmten

Bedarf haben, sei es jetzt unmittelbar im Bereich der Pandemie zum Beispiel wichtiges

medizinisches Material, aber es geht auch um Transportleistung, es geht auch um Unterstützung

der nationalen Strukturen, wenn man da einen Bedarf hat,

dass man direkt unterstützen kann in der Krise.

F1: Klingt wunderbar und das klingt auch so,

als würden ganz viele Dinge, die wir in den letzten Jahren und vielleicht sogar Jahrzehnten

schon angestoßen und voran getrieben haben jetzt zusammen geführt und im nächsten halben

Jahr dann auch nochmal extra Früchte tragen. Herzlichen Dank Frau Dr. von Seherr-Thoß.

B: Ganz herzlichen Dank.

F1: Nachdem wir jetzt einen Überblick über

die politische Bedeutung der EU- Ratspräsidentschaft haben gehen wir auf die deutsch-französische

Arbeitsebene und damit zu unserem nächsten Gesprächspartner.

Den hat Stabsunteroffizier Brünnecke.

F3: Hi, ja genau ich spreche mit Oberstabsfeldwebel Wittich

aus Donaueschingen. Herr Oberstabsfeldwebel was ist das Besondere an ihrer Position?

A: Ich bin der Kompaniefeldwebel der 3. Kompanie des deutsch-französischen Versorgungsbataillons.

Eine rein deutsche Kompanie, eingebettet in einen bi-nationalen Verband.

F3: Welche Berührungspunkte haben sie denn da im Alltag mit nicht-deutschen Kollegen?

A: Also mit nicht-deutschen Kameraden im Alltag, wir sind leicht disloziert, der Haupttruppenteil

also mit den französischen Kameraden befindet sich in Müllheim und wir sind ungefähr 110

Kilometer entfernt in Donaueschingen, im Dienstbetrieb in Donaueschingen eher seltener, das kommt

dann immer bei Besprechungen, Übungen …da kommt das wesentlich stärker zum Tragen.

F3: Was wird denn gesprochen? Französisch, Deutsch oder Englisch?

A: Die offizielle Amtssprache, Befehls-Kommandosprache ist Englisch.

Gesprochen wird aber Deutsch wie auch Französisch.

Man muss sich vorstellen, wir sind an der französischen Grenze stationiert,

wir haben deutsche Kameraden, die in allen Dienstgradgruppen sehr gut Französisch können.

Sie werden dann herangezogen und auf der anderen Seite sind französische Kameraden, die an

in der Nähe zur deutschen Grenze wohnen und die dann auch einigermaßen deutsch sprechen.

F3: Mussten Sie dann extra auch für Ihren Job französisch lernen?

A: In der Ausbildung ist das vorgesehen, dass man die Sprache dementsprechend erlernt, aber

bis jetzt kam es noch nicht dazu. Aber wie gesagt, die Amtssprache offiziell ist Englisch.

F3: Wie ist Ihr Weg persönlich? Wie kamen sie zu einer deutsch-französischen Einheit?

A: 1992 bin ich ja ganz normal als Wehrpflichtiger zur Bundeswehr gegangen. Hab dann vier Jahre

abgeleistet in Thüringen, Bad Salzungen, als Unteroffizier und mit dem Laufbahnwechsel

in die Reihen der Portepee Unteroffiziere und mit Bestehen der Lehrgänge erfolgte dann

1996 die Versetzung in die IDF Brigade.

F3: Dann sind Sie ja schon richtig lange da.

A: Ja ist eine Weile. F3: Wow!

A: Seit 96, genau. Ein Jahr Unterbrechung, da war ich in der SKB beheimatet und danach

ging es auf meinen jetzigen Dienstposten.

F3: Dann kann ich mir vorstellen, haben sie

einiges an Erfahrung in der Zusammenarbeit auch. Was ist denn da Ihr Gefühl, was ist

positiv bei der Zusammenarbeit multinational beziehungsweise binational?

A: Das gegenseitige Lernen. Muss man einfach so sagen. Jede Armee hat in einigen Bereichen

eigene Verfahrensabläufe und die kann man dann im binationalen Verband als Gewinn für

beide Seiten auch zusammenführen.

F3: Haben sie da ein Beispiel?

A: Ein Beispiel wäre jetzt die Gefechtsausbildung. Eine gemeinsame Gefechtsausbildung, dann gemeinsam

schießen. Unser Standardgewehr ist das G36. Der französische Soldat schießt mit dem

Famas und um in der Übung eine Ausbildung zu haben werden dann einfach, sag ich jetzt

so, die Waffen getauscht. Wir schießen mit den französischen Waffen, die französischen

Kameraden mit den Deutschen, so lernen wir voneinander.

F3: Herr Oberstabsfeldwebel, was macht das Leben bei Ihnen einfacher? Haben sie da ein

Beispiel für? Gibt es irgendwas, was in der binationalen Einheit dann vereinheitlicht wurde?

A: Vereinheitlicht, ja, es gibt Schnittpunkte.

Jetzt mal ein Beispiel: die 2. Kompanie, das ist unsere Transportkompanie, ebenfalls

binational aufgestellt bis auf Zugebene und haben natürlich Fahrzeuge, Lastkraftwagen,

und dazu gehören Container, wo das Material, welches zu transportieren war, verpackt wird.

Und diesen Container, ich möchte es mal einfach beschreiben, ist es egal ob er auf einen französischen

LKW verlastet oder auf einen deutschen verlastet ist. Er passt auf beiden.

Und das macht es relativ einfach.

F3: Was sind denn dann so die negativen Aspekte? Gibt es Barrieren?

A: Wir haben es eben kurz angesprochen, Barrieren,

die Sprache in den vielerlei Hinsicht. Englisch ist eigentlich das Offizielle. Es gibt Kameraden

die Reden deutsch. Es gibt Kameraden, deutsche Kameraden, die reden französischer aber mit

Händen und Füßen klappt es in allen Dienstgradebene. Also die Verständigung, das funktioniert.

Es dauert halt manchmal etwas länger und wenn es halt wie gesagt zu sehr ins Detail

geht, dann brauchen die eine Befehlsausgabe oder organisatorischen Gründen, dann zieht

man sich einen dazu der dann in der jeweilige Sprache der anderen Nationen spricht.

F3: Ja, kommt man da so manchmal an seine Grenzen, könnte ich mir vorstellen. Die Deutschen,

die gelten ja als besonders geradlinig, als pünktlich, als: "wir haben ganz viele Regeln".

Haben sie so das Gefühl die Deutschen und die Franzosen haben andere Lebensweisen?

A: Lebensweisen, also die französische Lebensweisen, ich sage mal ist etwas lockerer als die deutsche

aber man passt sich an. Also man kennt die Gepflogenheiten der jeweilig anderen Nationen

und dann passt man sich an und das funktioniert wirklich.

F3: Ja? Können Sie da mal aus dem Nähkästchen erzählen, so als Beispiel, wo vielleicht die

Franzosen sich mal über die deutschen aufregen und die Deutschen vielleicht mal über den

Franzosen, weil sie immer zu spät kommen oder irgendwie sowas?

A: Also wie gesagt, sie haben es ja grade schon angesprochen. Der eine Punkt ist halt

die Pünktlichkeit. Ja, wenn ein deutscher Soldat sagt, wir fahren um 13 Uhr dann sitzt

er eine viertel Stunde vorher auf seinem Fahrzeug, als ein Beispiel, aber wie ich sag, man passt

sich dann an. Das hat dann auch der französische Kamerad verstanden es

und dann funktioniert ganz gut.

F3: Gibt es bei ihnen in dieser binationalen

Zusammenarbeit Dinge, die sie verbessern würden, gerne würden oder die man sogar kannt?

A: Was man verbessert hat, in der Corona Zeit, dass eine Besprechung, aufgrund der Corona

Lage, dass man da nicht körperlich beisammen, sondern nur über Telefonkonferenzen oder

Videokonferenzen Besprechungen stattfinden lässt. Das beste Beispiel funktioniert, das

beide das gleiche Equipment zur Hand haben.

F3: Jetzt waren sie ja sicherlich in den Jahrzehnten

bei der Bundeswehr ein paar mal im Einsatz. Gehen sie dann auch mit dem französischen

Kollegen zusammen in den Einsatz oder bleibt das dann rein ihre deutschen Kollegen und

dann in Kosovo, in Afghanistan, wo waren sie denn schon?

A: Im Einsatz war ich jetzt sechs mal ungefähr. Ich war in Bosnien, zwei mal in Afghanistan, drei mal im Kosovo und zuletzt jetzt 2018 im Rahmen der Mission EFP in Litauen. Die Einsatz-Gestellung

selber, also das Paket was entsendet wird ist immer rein national. Ja also genau, dass

ist dann rein national und die binationale oder dann in den Einsätzen die multinationale

Zusammenarbeit kommen dann erst in jeweiligen Einsatzgebiet zum tragen. In der Mission in

Litauen, da ist eine Rotation, die alle sechs Monate gewechselt wird und da ist dann 2018

auch ein französischer Kampfverband implementiert worden und dadurch dass wir aus dem Dienstalltag

alle diesen Umgang kennen und wie man sich auf binationaler Ebene bewegt, haben wir

es da natürlich wesentlich einfacher die Kommunikation aufzubauen, wie funktioniert

das jetzt genau.

F3: Ist das definitiv einer der Vorteile in

einer binationalen, einem binationalen Umfeld zu arbeiten?

A: Ja! In den Auslandseinsätzen, wie gesagt, wenn man es gewohnt ist, mit anderen Nation

zusammenzuarbeiten, mit den Franzosen, man tut sich wesentlich einfacher und das ist

für uns nichts Neues.

F3: Wie war für sie persönlich der Einsatz

in Litauen, mit soviel anderen Nationen?

A: Ich fand es hochinteressant. Wir waren

in Rukla stationiert, eine relativ kleine Liegenschaft und man hatte ständig Berührungspunkte

untereinander, ob das in der Truppenküche war, ob das auf den gemeinsamen Übungen war,

ob das im Dienstbetrieb war, also die logistische Basis dieser Battlegroup war leicht ausgebettet,

1,5 km von der Unterkunft entfernt und dort war dann alles. Ich bin Logistiker, alles


Podcast #31: Was die EU-Ratspräsidentschaft für die Bundeswehr bedeute... (2) Podcast #31: What the EU Presidency means for the Bundeswehr... (2)

Kompass. Das bedeutet, wir wollen uns gemeinsam mit unseren europäischen Partner überlegen,

wie wir uns strategisch ausrichten, also was wollen wir als Europäer können, was wollen

wir vielleicht auch nicht können. Wie wollen wir mit unseren Partnern zusammenarbeiten?

Da ist natürlich die NATO ganz, ganz wichtig. Und wir wollen diesen Prozess starten mit

einer Bedrohungsanalyse. Das ist etwas, das es im EU-Kontext in der Form noch nie gab.

Also einen 360-Grad-Blick in die Welt werfen und schauen, was sind die Herausforderungen

und Bedrohungen vor der wir in der EU stehen und wie können wir denen begegnen.

F1: Das stelle ich mir jetzt ziemlich kompliziert vor. Wir haben ja nur ein halbes Jahr Zeit,

also für so eine komplexe Geschichte. Kriegen wir das in der Kürze der Zeit hin?

C: Ja das ist absolut berechtigt und ich glaube so muss man auch die Ratspräsidentschaft

als etwas verstehen wo man in den sechs Monaten dieser Ratspräsidentschaft im Grunde genommen

nur noch die Früchte erntet dessen was man in den Monaten, wenn nicht sogar Jahren davor

gesät hat. Und das was wir tatsächlich abschließen wollen

in den sechs Monaten unserer Ratspräsidentschaft

ist der erste Schritt nämlich die Bedrohungsanalyse, die ich gerade erwähnt habe, und anschliessend

steigen wir in einen Dialog mit allen Mitgliedstaaten ein und entwickeln diese strategische Grundlage,

die erst in der französischen Ratspräsidentschaft Anfang 2022 abgeschlossen wird.

F1: Also denkt man wirklich sehr, sehr langfristig. Sie hatten eben ja auch die Folgen der Pandemie,

wir müssen diese ja auch weiterhin bewältigen, erwähnt. Gibt es da auch ein konkretes Vorhaben?

C: Ja, wir schauen natürlich auch was können wir unmittelbar machen. Das was ich als

erstes erwähnt habe war ja sozusagen langfristig gedacht, aber wir wollen natürlich auch unmittelbar

bei der Bewältigung der Pandemie helfen und wenn ich sage wir wollen unsere resilienter

aufstellen, dann natürlich auch in diesem Bereich. Da haben wir uns ein Projekt überlegt

was, einem PESCO-Projekt entspringt und da geht es um einen Beitrag der Sanitätsdienste

zur Bewältigung von Pandemien. Wir wollen wichtiges Sanitätsmaterial bevorraten und

an unterschiedlichen Orten in Europa lagern, sodass es dann im Krisenfall schnell zu den

Partnern geschickt werden kann in Europa aber auch in den Einsätzen die es brauchen.

F1: Sie haben eben die Einsätze mit erwähnt. Das wäre meine nächste Frage gewesen.

Wo stehen wir denn mit unseren Missionen und Operationen im Moment?

C: Ja also das ist natürlich ein Bereich, auf den wir ganz genau schauen, weil wir auch

sehen, dass COVID noch mehr, klar Pandemie kennt keine Grenzen und besonders fragile

Regionen geraten noch mehr unter Druck, bestehende Krisen und Konflikte drohen sich zu verschärfen.

Und deswegen ist es uns natürlich ganz wichtig, dass wir weiterhin unserer Verantwortung vor

Ort gerecht werden. Wir haben ja unsere Ausbildung pausieren müssen in den EU-Trainingsmissionen.

Wir hatten vor 10 Tagen ein Treffen der EU- Verteidigungsminister, da wurde entschieden,

dass wir das jetzt sobald wie möglich wieder hochfahren. Natürlich immer in Absprache

mit unseren EU-Partnern und mit den Gastländern. Aber insgesamt wissen wir, wenn ich jetzt

mal die Sahel-Region als Beispiel nehme, dass es ganz wichtig ist, dass wir sichtbar und

vor Ort bleiben. Und deswegen werden wir auch den EU-Ausbildungseinsatz erweitern auf die

G5-Sahel und schauen, dass wir die lokalen Streitkräfte noch effektiver unterstützen können.

F1: Auch das ist ja eigentlich so ein bisschen

noch aktuelles Krisenmanagement, also was sie eben erwähnten, auf die G5 das auszuweiten.

Gibt es denn irgendwas in Bezug auf das aktuelle Krisenmanagement, das wir in den letzten Monaten

gelernt haben und das wir jetzt mitnehmen als Zielsetzung auch für die Ratspräsidentschaft?

C: Ja genau, Solidarität ist ein ganz, ganz wichtiges Stichwort. Das haben wir gelernt.

Das geht natürlich weit über den Bereich Sicherheit und Verteidigung hinaus. Das ist

ja die große Diskussion gewesen, die wir am Anfang hatten und Deutschland hat sowieso

einen sehr inklusiven Ansatz in seiner Politik, das heißt uns ist es wichtig, dass wir alle

mitnehmen. Dass wir Ziele definieren und einen Weg definieren, den alle EU-Mitgliedstaaten

mitgehen wollen und gerade bei der Solidarität ist es wichtig, die Partner die einen bestimmten

Bedarf haben, sei es jetzt unmittelbar im Bereich der Pandemie zum Beispiel wichtiges

medizinisches Material, aber es geht auch um Transportleistung, es geht auch um Unterstützung

der nationalen Strukturen, wenn man da einen Bedarf hat,

dass man direkt unterstützen kann in der Krise.

F1: Klingt wunderbar und das klingt auch so,

als würden ganz viele Dinge, die wir in den letzten Jahren und vielleicht sogar Jahrzehnten

schon angestoßen und voran getrieben haben jetzt zusammen geführt und im nächsten halben

Jahr dann auch nochmal extra Früchte tragen. Herzlichen Dank Frau Dr. von Seherr-Thoß.

B: Ganz herzlichen Dank.

F1: Nachdem wir jetzt einen Überblick über

die politische Bedeutung der EU- Ratspräsidentschaft haben gehen wir auf die deutsch-französische

Arbeitsebene und damit zu unserem nächsten Gesprächspartner.

Den hat Stabsunteroffizier Brünnecke.

F3: Hi, ja genau ich spreche mit Oberstabsfeldwebel Wittich

aus Donaueschingen. Herr Oberstabsfeldwebel was ist das Besondere an ihrer Position?

A: Ich bin der Kompaniefeldwebel der 3. Kompanie des deutsch-französischen Versorgungsbataillons.

Eine rein deutsche Kompanie, eingebettet in einen bi-nationalen Verband.

F3: Welche Berührungspunkte haben sie denn da im Alltag mit nicht-deutschen Kollegen?

A: Also mit nicht-deutschen Kameraden im Alltag, wir sind leicht disloziert, der Haupttruppenteil

also mit den französischen Kameraden befindet sich in Müllheim und wir sind ungefähr 110

Kilometer entfernt in Donaueschingen, im Dienstbetrieb in Donaueschingen eher seltener, das kommt

dann immer bei Besprechungen, Übungen …da kommt das wesentlich stärker zum Tragen.

F3: Was wird denn gesprochen? Französisch, Deutsch oder Englisch?

A: Die offizielle Amtssprache, Befehls-Kommandosprache ist Englisch.

Gesprochen wird aber Deutsch wie auch Französisch.

Man muss sich vorstellen, wir sind an der französischen Grenze stationiert,

wir haben deutsche Kameraden, die in allen Dienstgradgruppen sehr gut Französisch können.

Sie werden dann herangezogen und auf der anderen Seite sind französische Kameraden, die an

in der Nähe zur deutschen Grenze wohnen und die dann auch einigermaßen deutsch sprechen.

F3: Mussten Sie dann extra auch für Ihren Job französisch lernen?

A: In der Ausbildung ist das vorgesehen, dass man die Sprache dementsprechend erlernt, aber

bis jetzt kam es noch nicht dazu. Aber wie gesagt, die Amtssprache offiziell ist Englisch.

F3: Wie ist Ihr Weg persönlich? Wie kamen sie zu einer deutsch-französischen Einheit?

A: 1992 bin ich ja ganz normal als Wehrpflichtiger zur Bundeswehr gegangen. Hab dann vier Jahre

abgeleistet in Thüringen, Bad Salzungen, als Unteroffizier und mit dem Laufbahnwechsel

in die Reihen der Portepee Unteroffiziere und mit Bestehen der Lehrgänge erfolgte dann

1996 die Versetzung in die IDF Brigade.

F3: Dann sind Sie ja schon richtig lange da.

A: Ja ist eine Weile. F3: Wow!

A: Seit 96, genau. Ein Jahr Unterbrechung, da war ich in der SKB beheimatet und danach

ging es auf meinen jetzigen Dienstposten.

F3: Dann kann ich mir vorstellen, haben sie

einiges an Erfahrung in der Zusammenarbeit auch. Was ist denn da Ihr Gefühl, was ist

positiv bei der Zusammenarbeit multinational beziehungsweise binational?

A: Das gegenseitige Lernen. Muss man einfach so sagen. Jede Armee hat in einigen Bereichen

eigene Verfahrensabläufe und die kann man dann im binationalen Verband als Gewinn für

beide Seiten auch zusammenführen.

F3: Haben sie da ein Beispiel?

A: Ein Beispiel wäre jetzt die Gefechtsausbildung. Eine gemeinsame Gefechtsausbildung, dann gemeinsam

schießen. Unser Standardgewehr ist das G36. Der französische Soldat schießt mit dem

Famas und um in der Übung eine Ausbildung zu haben werden dann einfach, sag ich jetzt

so, die Waffen getauscht. Wir schießen mit den französischen Waffen, die französischen

Kameraden mit den Deutschen, so lernen wir voneinander.

F3: Herr Oberstabsfeldwebel, was macht das Leben bei Ihnen einfacher? Haben sie da ein

Beispiel für? Gibt es irgendwas, was in der binationalen Einheit dann vereinheitlicht wurde?

A: Vereinheitlicht, ja, es gibt Schnittpunkte.

Jetzt mal ein Beispiel: die 2. Kompanie, das ist unsere Transportkompanie, ebenfalls

binational aufgestellt bis auf Zugebene und haben natürlich Fahrzeuge, Lastkraftwagen,

und dazu gehören Container, wo das Material, welches zu transportieren war, verpackt wird.

Und diesen Container, ich möchte es mal einfach beschreiben, ist es egal ob er auf einen französischen

LKW verlastet oder auf einen deutschen verlastet ist. Er passt auf beiden.

Und das macht es relativ einfach.

F3: Was sind denn dann so die negativen Aspekte? Gibt es Barrieren?

A: Wir haben es eben kurz angesprochen, Barrieren,

die Sprache in den vielerlei Hinsicht. Englisch ist eigentlich das Offizielle. Es gibt Kameraden

die Reden deutsch. Es gibt Kameraden, deutsche Kameraden, die reden französischer aber mit

Händen und Füßen klappt es in allen Dienstgradebene. Also die Verständigung, das funktioniert.

Es dauert halt manchmal etwas länger und wenn es halt wie gesagt zu sehr ins Detail

geht, dann brauchen die eine Befehlsausgabe oder organisatorischen Gründen, dann zieht

man sich einen dazu der dann in der jeweilige Sprache der anderen Nationen spricht.

F3: Ja, kommt man da so manchmal an seine Grenzen, könnte ich mir vorstellen. Die Deutschen,

die gelten ja als besonders geradlinig, als pünktlich, als: "wir haben ganz viele Regeln".

Haben sie so das Gefühl die Deutschen und die Franzosen haben andere Lebensweisen?

A: Lebensweisen, also die französische Lebensweisen, ich sage mal ist etwas lockerer als die deutsche

aber man passt sich an. Also man kennt die Gepflogenheiten der jeweilig anderen Nationen

und dann passt man sich an und das funktioniert wirklich.

F3: Ja? Können Sie da mal aus dem Nähkästchen erzählen, so als Beispiel, wo vielleicht die

Franzosen sich mal über die deutschen aufregen und die Deutschen vielleicht mal über den

Franzosen, weil sie immer zu spät kommen oder irgendwie sowas?

A: Also wie gesagt, sie haben es ja grade schon angesprochen. Der eine Punkt ist halt

die Pünktlichkeit. Ja, wenn ein deutscher Soldat sagt, wir fahren um 13 Uhr dann sitzt

er eine viertel Stunde vorher auf seinem Fahrzeug, als ein Beispiel, aber wie ich sag, man passt

sich dann an. Das hat dann auch der französische Kamerad verstanden es

und dann funktioniert ganz gut.

F3: Gibt es bei ihnen in dieser binationalen

Zusammenarbeit Dinge, die sie verbessern würden, gerne würden oder die man sogar kannt?

A: Was man verbessert hat, in der Corona Zeit, dass eine Besprechung, aufgrund der Corona

Lage, dass man da nicht körperlich beisammen, sondern nur über Telefonkonferenzen oder

Videokonferenzen Besprechungen stattfinden lässt. Das beste Beispiel funktioniert, das

beide das gleiche Equipment zur Hand haben.

F3: Jetzt waren sie ja sicherlich in den Jahrzehnten

bei der Bundeswehr ein paar mal im Einsatz. Gehen sie dann auch mit dem französischen

Kollegen zusammen in den Einsatz oder bleibt das dann rein ihre deutschen Kollegen und

dann in Kosovo, in Afghanistan, wo waren sie denn schon?

A: Im Einsatz war ich jetzt sechs mal ungefähr. Ich war in Bosnien, zwei mal in Afghanistan, drei mal im Kosovo und zuletzt jetzt 2018 im Rahmen der Mission EFP in Litauen. Die Einsatz-Gestellung

selber, also das Paket was entsendet wird ist immer rein national. Ja also genau, dass

ist dann rein national und die binationale oder dann in den Einsätzen die multinationale

Zusammenarbeit kommen dann erst in jeweiligen Einsatzgebiet zum tragen. In der Mission in

Litauen, da ist eine Rotation, die alle sechs Monate gewechselt wird und da ist dann 2018

auch ein französischer Kampfverband implementiert worden und dadurch dass wir aus dem Dienstalltag

alle diesen Umgang kennen und wie man sich auf binationaler Ebene bewegt, haben wir

es da natürlich wesentlich einfacher die Kommunikation aufzubauen, wie funktioniert

das jetzt genau.

F3: Ist das definitiv einer der Vorteile in

einer binationalen, einem binationalen Umfeld zu arbeiten?

A: Ja! In den Auslandseinsätzen, wie gesagt, wenn man es gewohnt ist, mit anderen Nation

zusammenzuarbeiten, mit den Franzosen, man tut sich wesentlich einfacher und das ist

für uns nichts Neues.

F3: Wie war für sie persönlich der Einsatz

in Litauen, mit soviel anderen Nationen?

A: Ich fand es hochinteressant. Wir waren

in Rukla stationiert, eine relativ kleine Liegenschaft und man hatte ständig Berührungspunkte

untereinander, ob das in der Truppenküche war, ob das auf den gemeinsamen Übungen war,

ob das im Dienstbetrieb war, also die logistische Basis dieser Battlegroup war leicht ausgebettet,

1,5 km von der Unterkunft entfernt und dort war dann alles. Ich bin Logistiker, alles