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2022 Tagesschau, tagesthemen 02.05.2022, 22:15 Uhr - Medien im Krieg

tagesthemen 02.05.2022, 22:15 Uhr - Medien im Krieg

Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit den tagesthemen.

Diese Sendung wurde vom NDR live untertitelt (02.05.2022)

Heute im Studio: Caren Miosga

Guten Abend.

Auch heute geht unser erster Blick nach Mariupol -

und zu denen, die es rausgeschafft haben.

Gestern konnten 100 Menschen gerettet werden.

Heute entkamen nur wenige den Kellern des Stahlwerks.

Dieses Versteck ist längst zum Symbol geworden.

Es ist ein Symbol für Hoffnung -

und gleichzeitig für den Wahnsinn dieses Krieges.

Putin hält die verbliebenen Menschen wie Geiseln.

Er lässt sie jeden Tag neu im Ungewissen darüber,

ob sie überleben werden oder nicht.

Nach zwei Monaten können sie raus aus den Kellern des Azow-Stahlwerks.

Frauen, Kinder – einige der Zivilisten,

die auf dem Industriegelände eingeschlossen waren.

Das Stahlwerk, Symbol des ukrainischen Widerstandes,

steht seit Wochen unter Beschuss.

200 Menschen sollen sich noch in den Bunkern aufhalten.

Sie haben das Stahlwerk permanent beschossen -

aus der Luft, vom Meer, von der Küste.

Nach zähen Verhandlungen kam die Evakuierung der Eingekesselten

unter Beteiligung der UN und des Roten Kreuzes zustande.

Während einer kurzen Feuerpause.

Der ukrainischen Regierung war wichtig, dass die Evakuierten

in von der Ukraine kontrollierte Orte gebracht werden.

Die Bemühungen von UN und Rotem Kreuz waren unermüdlich.

Alles hängt am seidenen Faden und kann jederzeit scheitern.

Wir müssen abwarten, bis die Evakuierung vollzogen ist.

Wie instabil die Lage in Mariupol ist, lassen diese Bilder vermuten,

die am Nachmittag im Internet erscheinen.

Rauchschwaden über dem Stahlwerk – in der ganzen Stadt sichtbar.

Die Evakuierung der Zivilisten geht schleppend voran.

Auch andere fliehen aus der Stadt - auf eigene Faust.

Diese Frau musste immer wieder vor den Bomben fliehen.

Sie hat alles verloren.

Ich würde am liebsten zurück.

Ich hoffe, die Ukraine erobert Mariupol zurück.

Obwohl sie hier Schreckliches erlebt haben,

hoffen sie auf eine Zukunft in ihrer Heimat.

Angesichts des Leids in diesem Krieg ist die ukrainische Regierung

mit dem deutschen Bundeskanzler oft hart ins Gericht gegangen.

Über Scholz' Sozialdemokratie

liege der Schatten einer verfehlten Friedenspolitik.

Aus der fände sie nicht den Weg heraus.

Seit letzter Woche hat sich was getan.

Bei der Frage der Waffen und bei den Worten,

von denen Scholz nur ungern zu viel macht.

Nun erklärt er sich und könnte hinter Oppositionsführer Merz

auf einem wichtigen Feld eine Beinlänge zurückliegen.

Der bricht heute Abend dorthin auf, wo Scholz noch nicht war: nach Kiew.

Sarah Schmidt und Michael Heussen.

Blasmusik und Pfiffe:

Friedrich Merz wird in Olpe empfangen.

Er ist hier,

um Wahlkampf zu machen für den Ministerpräsidenten.

Schlagzeilen macht er heute mit einem anderen Thema.

Am Nachmittag bestätigt er in Köln nach einem Treffen der Unionsspitzen:

Er wolle noch diese Woche in die Ukraine reisen -

auf Einladung des ukrainischen Parlaments.

Das sei schon länger geplant.

Ich nehme für mich als Parlamentarier in Anspruch,

selber zu entscheiden, ob ich eine solche Reise mache.

Das hat die Bundesregierung nicht zu beurteilen.

Das ist meine Entscheidung.

Und weil Wahlkampf ist, kommt die Kritik prompt.

Schließlich hat Merz den Kanzler wiederholt attackiert.

Zögern, Zaudern, Ängstlichkeit wirft er ihm vor.

Der Bundeskanzler rechtfertigt sich am Abend im ZDF.

Ich habe immer schnell entschieden.

Ich habe mich mit den Verbündeten abgestimmt.

Aber wir handeln besonnen und mit klarem Verstand.

Es gibt hier keine Entscheidung, die danach gemacht werden kann,

wie sie jemand in einer PR-Beratung entwerfen mag:

Immer noch was drauf.

Jede Entscheidung muss sorgfältig abgewogen werden.

Das gilt ebenfalls für eine Reise in die Ukraine.

Die wird von vielen gefordert.

Trotzdem will er vorerst nicht fahren.

Die Ausladung des Bundespräsidenten ist der Grund.

Es ist ein bemerkenswerter Vorgang.

Der Präsident ist mit einer Mehrheit wie sonst niemand

für eine zweite Amtszeit nominiert worden.

Er wurde ausgeladen.

Das steht der Sache im Weg.

Er billige die Reise von Merz, so Scholz.

Doch warum dann all die Aufregung?

Zwei Landtagswahlen stehen an in den kommenden Wochen.

Der NRW-Spitzenkandidat setzt auf den Kanzler-Bonus.

Er stellt dieses Plakat mit Scholz zum Wahlkampf-Endspurt vor.

Das Image eines getriebenen Kanzlers kann Sozialdemokraten nicht gefallen.

Kritik an Merz' Reiseplänen.

Da geht's doch nicht um Politik, sondern um schöne Fotos.

Parteipolitik steht vor Interessen der Bundesrepublik Deutschland.

Das ist nicht klug.

Ganz im Gegenteil, findet der andere Wahlkämpfer.

Ich finde die Reise gut.

Ich habe Respekt dafür.

Auf die Landtagswahlen hat das keine Auswirkungen.

Das Land hat 18 Millionen Einwohner.

Es geht hier um die Themen im Land.

Ob der Weg vom Olpe nach Kiew führt, das ließ Merz am Abend offen.

Was haben Besuche in der Ukraine mit Parteipolitik zu tun?

Kristin Schwietzer hat dazu eine Meinung.

Ich verstehe die Aufregung um Merz' Ukraine-Reise nicht.

Er will zeigen: Ich handle, während der Kanzler zögert.

Hier macht der Oppositionsführer seinen Job.

Das Kalkül ist auch klar, kurz vor den Landtagswahlen.

Der Kanzler hat sich heute Abend noch mal festgelegt:

Er will nicht reisen,

weil die Ukraine den Bundespräsidenten abgewiesen habe.

Ein wenig überzeugendes Argument.

Mitten in einer großen Krise

verstrickt sich Scholz in Parteipolitik.

Die europäischen Nachbarn erwarten eine klare Position.

Scholz' größtes Problem ist seine eigene Partei, die SPD,

in dieser Frage zutiefst zerrissen.

Die einen arbeiten sich am Altkanzler Schröder ab.

Andere fühlen sich verbunden mit Russland, nicht mit Putin.

Das hat Scholz wohl unterschätzt.

Auch die Position der Union ist nicht eindeutig.

In den Ostverbänden der Partei macht man sich Gedanken,

wie man mit der Großmacht Russland auskommen muss.

Plötzlich ist die Angst vor der AfD wieder da.

Steigende Energiepreise könnten es Populisten leicht machen,

Stimmen einzufangen.

Noch ist die Solidarität mit der Ukraine groß,

doch die wirtschaftlichen Folgen sind ungewiss.

Das wissen Merz und Scholz,

aber der Oppositionsführer hat es leichter.

Merz kann auf seiner Ukraine-Reise vieles versprechen

und so den Kanzler und seine zerstrittene Partei weiter treiben.

Scholz muss aufpassen, dass das kein Dauerzustand wird.

Die Erdöl-Leitung "Freundschaft" wurde in den Siebzigern ausgebaut.

Die Sowjetunion belieferte darüber die sozialistischen Länder.

Damals war das tatsächlich so etwas wie ein Freundschaftsdienst.

Schwedt war von Anfang an in der DDR der Endpunkt der Pipeline.

Dort wird das Öl aus dem Osten immer noch verarbeitet.

Vom Öl-Embargo der EU wird nun geredet.

Demnächst könnte es beschlossen sein.

Jetzt wird Ersatz gesucht.

Gleich spreche ich mit dem Wirtschaftsminister.

Vorher berichtet Michael Grytz über Embargo-Vorbereitungen der EU.

Hier in Schwedt liegt eines der letzten Hindernisse für Deutschland,

unabhängig von russischem Öl zu werden.

Die Raffinerie ist ausgerichtet auf ein besonderes Öl.

Sie gehört dem russischen Ölgiganten Rosneft.

Der dürfte kein Interesse haben, hier anderes Öl zu verarbeiten.

Deutschland ist jetzt bereit für ein Öl-Embargo.

Das überraschte einige Energieminister in Brüssel.

Ungarn und die Slowakei haben Vorbehalte.

Andere schienen sich hinter Deutschland versteckt zu haben.

Belgien gehört nicht dazu,

obwohl auch hier 30 % des Öls aus Russland kommt.

Es gab Länder, die wollen, dass es Russland stärker trifft als uns.

Es gibt noch Arbeit, das Embargo rund zu bekommen.

Jedes Land hat seine Strategie, mit den hohen Preisen umzugehen.

Ich halte es für sehr realistisch, dass das kommt.

Der Vorschlag der EU-Kommission für ein Embargo wird in Kürze erwartet.

Dann beraten die EU-Botschafter.

Es könnte Übergangsfristen geben,

Mitglieder könnten sogar ausgenommen werden.

Zwischen 700 und 800 Millionen Euro zahlte die EU Russland bislang

für Kohle, Öl und Gas - am Tag.

Polen fordert am deutlichsten den Ausstieg aus allen fossilen Energien.

Polen tritt für sofortige Sanktionen auf russisches Öl und Gas ein.

Das ist der nächste, dringende und notwendige Schritt

für die nächsten Sanktionen.

Auch die baltischen Staaten fordern ein Gas-Embargo.

Dazu dürfte es vorerst nicht kommen.

Die Abhängigkeit auch für Deutschland ist noch zu groß.

Letzte Woche hat Russland

Gaslieferungen an Polen und Bulgarien beendet.

Seitdem herrscht die Sorge, dies könnte auch andere Staaten treffen.

Über ein Öl-Embargo und über Schwierigkeiten beim Tanken

habe ich am frühen Abend mit Robert Habeck gesprochen.

Guten Abend, Herr Habeck.

Ich grüße Sie.

Wie wahrscheinlich ist ein Öl-Embargo?

Sehr wahrscheinlich.

Die Europäische Kommission wird Vorschläge machen.

Darin wird einiges zum Öl stehen.

Wieso sind Sie so optimistisch?

Ungarn sagt heute: "Da machen wir nicht mit."

Aber es muss ja einstimmig sein.

Es ist aber geübte Praxis, kluge Wege zu finden,

auch widerspenstige Staaten zur Zustimmung zu bewegen.

Ich bin zuversichtlich.

Auch die Slowaken zieren sich.

Aber nehmen wir mal an,

dass Sie Ungarn und die Slowakei überzeugen können.

Wann käme dann das Embargo?

Wir könnten Fristen einräumen,

sodass sich andere Länder umstellen können.

Und dann geht es um gemeinsame Solidarität.

Das geht gerade ein bisschen unter.

Alle Länder schauen auch auf ihre Sicherheit.

Ich stelle in meinen Berichten auch vor,

inwieweit Deutschland seine Importe reduziert hat.

Aber Deutschland liegt in der Mitte von Europa.

Es ist eingebunden in Solidaritätsmechanismen.

Das Öl in unseren Raffinerien versorgt auch West-Polen.

Wir sind bei LNG angewiesen auf Frankreich und Belgien.

Wenn wir die LNG-Terminals aufgebaut haben,

stehen wir in der Pflicht gegenüber Tschechien und Dänemark.

Es geht nicht nur um Deutschland.

Es ist Teil der europäischen Solidarität.

Das ist gerade heute beschworen worden.

Es ging um einheitliche Regeln.

So können wir auch politisch eine Gemeinsamkeit darstellen.

Umgekehrt heißt das auch,

wenn Deutschland beim Gas nicht vorne dabei ist:

Auch da geht es nicht nur um Deutschland.

Die Gasflüsse durch Deutschland versorgen ja auch andere Länder.

Wir sitzen alle im gleichen Boot.

Aber wenn es Überzeugungs-Zeit braucht ...

Hätte Putin dann nicht alle Zeit der Welt,

sich seinerseits neue Abnehmer zu suchen?

Das ist ein wichtiger Punkt.

Ein Öl-Embargo ist richtig.

Wir befreien uns ein Stück weit aus dieser moralischen Schuld:

Mit unseren Zahlungen lassen wir ja das Putin-Regime am Leben.

Umgekehrt:

Ein Öl-Embargo würde dazu führen, dass die Preise steigen.

Mit höheren Preisen kann man mehr Geld verdienen.

Wir müssen sehr aufpassen,

dass wir folgende Situation nicht entstehen lassen:

Putin hat mit weniger Importen mehr Einnahmen.

Und trotzdem haben wir eine Versorgungsunsicherheit.

Das wäre mit Zitronen gehandelt.

Noch schlimmer wäre es, wenn globale Preise so hoch werden,

dass sich nur Europa und die USA das Öl kaufen können.

Die anderen Länder schauen sich hilfesuchend um.

Und wen finden sie? Putin.

Und der sagt:

"Ich helfe euch raus - mit einem Discount von 20 Prozent."

Dafür will er Solidarität.

Wenn er die kriegt, wäre es fürchterlich.

Jetzt ist das Licht aus.

Das sind die zehn Prozent, die wir einsparen sollten.

Das ist ein gutes Zeichen.

Sprechen wir mal über Deutschland.

Welche Folgen hätte ein Embargo für uns?

Wenn die Raffinerie in Schwedt ausfällt,

dann gibt es in Berlin keinen Sprit mehr.

Und auch nicht in Brandenburg ...

Das ist richtig.

Schwedt versorgt Berlin und Brandenburg.

Wir versuchen natürlich, diese Situation zu verhindern.

Wir treffen Vorsorge für den Ausfall von russischem Öl.

Wir wollen Wege finden, diese Gebiete zu versorgen.

Aber für die Gegenwart stimmt es.

Wenn es morgen kein Öl gibt, wird es Lieferunterbrechungen geben.

Putin hat Bulgarien und Polen den Gashahn zugedreht.

Wenn wir ihm kein Öl abnehmen:

Dreht er uns dann das Gas ab?

Das ist nicht ausgeschlossen.

Sanktionen sind ein wirtschaftlicher Angriff

auf die Stabilität des russischen Staates.

Sie sind auch jetzt schon spürbar.

Die russische Volkswirtschaft wankt.

Die Sanktionen entfalten ihre Kraft.

Das sieht man an den Aussagen der russischen Zentralbankchefin.

Würde die deutsche Zentralbankchefin das sagen ...

Dann wäre Holland in Not.

Nun ist Russland in Not.

Ein Öl-Embargo würde für Russland die Einnahmen deutlich schmälern.

Natürlich könnten dadurch Gegen-Aktionen ausgelöst werden.

Das ist eine potenzielle Gefahr.

Das Risiko gehen Sie ein?

Ja.

Das Risiko müssen wir eingehen

Diesen Weg gehen wir die ganze Zeit.

Wir spielen nicht mit dem Feuer.

Aber die Maßgabe ist immer,

dass wir uns nicht zur Kriegspartei machen.

Wir dürfen unsere Volkswirtschaft nicht derart schädigen,

dass wir es nicht durchhalten können.

Sollte Putin zur Gegen-Aktion ausholen,

dann müssen wir das tragen.

Wir wollen vorsichtig sein.

Wir wollen die Dinge zu Ende denken.

Aber wir dürfen nicht aufhören, politisch zu agieren.

Wir müssen alles tun, um das Morden zu stoppen.

Das ist die Aufgabe hinter allem.

Bedachtsamkeit: Ja!

Aber nicht aus Angst ...

Das wäre die falsche Konsequenz.

Danke - auch wenn das Licht ausgegangen ist.

Das sind die zehn Prozent, die wir einsparen müssen.

Was das russische Öl betrifft,

ist dieser Mann der Regierung ein Dorn im Auge.

Direkt nach Beginn des Krieges hat Indien die Importe sogar erhöht,

weil es von Moskau einen Preisnachlass bekommen hat.

Das war nicht gerade eine Hilfe bei den neuen Embargo-Plänen.

Deutschland umwirbt Indien dennoch.

Es ist die weltgrößte Demokratie und ein Handelspartner.

Beim Besuch in Berlin hat der indische Premier

eine Reihe von gemeinsamen Abkommen unterzeichnet.

Scholz versprach zehn Milliarden Euro,

um nachhaltiges Wirtschaften zu unterstützen.

Narendra Modi forderte auch den Waffenstillstand in der Ukraine.

Doch er verurteilte Russland nicht.

Jyoti Malhotra arbeitet an einer Kolumne.

Zwei Millionen Leser folgen der Journalistin wöchentlich.

Sie nimmt sich den Besuch des Ministerpräsidenten vor.

Ihre Thema:

Der Krieg gegen die Ukraine und das Öl-Embargo gegen Russland.

Vielleicht sollten Modi und Scholz eine Friedenserklärung abgeben.

Friedensgespräche sollten sie fordern.

Das sollte Scholz Europas Führern und den Amerikanern sagen.

Stattdessen schickt auch Deutschland Waffen an die Ukraine.

Waffenlieferungen hält sie für falsch.

Ihr Land will den Krieg nicht offen verurteilen.

In der UN-Vollversammlung hat sich die größte Demokratie

bei allen Abstimmungen gegen Russland enthalten.

Zwar fordert Indien eine Untersuchung russischer Kriegsverbrechen.

Trotzdem steht Indien fest zu seinem langjährigen Partner.

Dafür gibt es Gründe.

Indiens Piloten sitzen in Kampfliegern russischer Bauart.

60 Prozent der Militär-Ausrüstung kommt aus Russland.

Gerade liefert das Land ein Raketenabwehrsystem.

Es umwirbt Indien mit günstigen Öl-Lieferungen.

Die enge Verbindung besteht seit 1947,

als Indien unabhängig wurde von der britischen Krone.

Harsh Pant lehrt am King's College London:

Internationale Beziehungen mit Spezialgebiet Krieg.

Und er leitet in Neu-Delhi eine indische Denkfabrik.

Der Wissenschaftler ist ein gefragter Interviewpartner.

Er muss Indiens Haltung zu Russland erklären.

Die Sowjetunion war im Kalten Krieg ein enger Verbündeter.

Sie unterstützte Indien in sehr schwierigen Zeiten.

Sie war eines der wenigen Länder,

das Verteidigungstechnologien mit Indien teilte.

Das war sensible Technik: Flugzeugträger oder Atom-U-Boote.

Der Westen habe Indien zu wenig als gleichwertigen Partner anerkannt.

Seine Partnerschaft mit Modi hat Putin stets gepflegt.

Sie gelten als enge Freunde, die sich regelmäßig sehen.

Trotzdem gelang es Modi nicht,

Putin dazu zu bringen, den Krieg zu beenden.

Trotz Differenzen beim Ukraine-Krieg:

Schulterschluss zwischen Modi und Scholz.

Als Zeichen lud der Kanzler den indischen Ministerpräsidenten

zum nächsten G7-Gipfel nach Berlin ein.

Bei dem Treffen soll es auch um eine Allianz gegen Russland gehen.

Zur Dreistigkeit russischer Propaganda kommen wir gleich noch.

Auch unser Nachrichtenüberblick beginnt mit einem perfiden Beispiel.

Julia-Niharika Sen.

Mit einem Vergleich zum Nationalsozialismus

hat Russlands Außenminister Lawrow für Empörung gesorgt.

Im italienischen Fernsehen wiederholte er

die russische Kriegsbegründung, in der Ukraine seien Nazis am Werk.

Dazu, dass Präsident Selenskyj Jude sei, sagte er,

auch Hitler hätte jüdisches Blut gehabt.

Jerusalem wies dies als antisemitische Polemik zurück.

Innenministerin Faeser verurteilte den Vergleich

als russische Kriegspropaganda.

Nach zwei Jahren Pandemie

konnten weltweit Muslime das Ende des Ramadan gemeinsam begehen.

In der indonesischen Hauptstadt beteten Zehntausende zusammen.

Auch in Saudi-Arabien versammelten sie sich zu Feiertagsgebeten.

In Jerusalem wurde ebenfalls das Fest des Fastenbrechens zelebriert.

Im Ramadan verzichten Muslime tagsüber auf Essen und Trinken.

Im Tarifkonflikt für Sozial- und Erziehungsberufe

hat eine Warnstreikwoche begonnen.

Den Auftakt machten Sozialarbeitende.

Mit den Arbeitsniederlegungen will die Gewerkschaft ver.di

Druck auf die kommunalen Arbeitgeber machen.

Die Gewerkschaft fordert für die 330.000 Beschäftigten mehr Geld,

bessere Arbeitsbedingungen und Maßnahmen gegen Fachkräftemangel.

Am Mittwoch wollen Erzieher kommunaler Kitas streiken.

Der Mittelstand leidet immer mehr unter den steigenden Energiepreisen.

Das ergab eine Umfrage der KfW-Bank.

Mehr dazu von Anja Kohl.

Mittelständische Unternehmen

sind von Rohstoffen und Vorprodukten abhängig.

Zeitweise legen Firmen die Produktion still, weil Material fehlt,

um wieder aufzudrehen, wenn alles verfügbar ist.

Ein kostspieliges Stop-and-go.

Viele der 4 Millionen deutschen mittelständischen Firmen

trifft das mit voller Wucht.

42 Prozent berichten von Lieferengpässen.

24 Prozent haben die Preise erhöht,

weil sie sich nicht anders zu helfen wussten oder es mehr Gewinn bringt.

Viele rechnen damit,

dass die Liefernöte länger als ein Jahr anhalten werden.

Ihre Existenzangst ist im Vergleich zur Pandemie etwas gewichen.

Auf dem Campus einer staatlichen Universität

ist in Manila auf den Philippinen ein Großbrand ausgebrochen.

Die Flammen zerstörten große Teile eines Wohnbereichs.

Acht Menschen kamen ums Leben.

Darunter sind sechs Kinder.

Die Häuser bestanden aus leicht brennbaren Materialien.

Morgen ist Tag der Pressefreiheit,

einst ausgerufen von den Vereinten Nationen.

Wenn es eines Beweises bedurfte,

wie sehr eine Gesellschaft unabhängigen Journalismus braucht:

Den liefert der Feldzug gegen die Ukraine.

Überall in Russland zeigt der Buchstabe Z

die Unterstützung für den Krieg, der nicht Krieg genannt werden darf.

Medien, die noch schreiben und senden dürfen,

nennen ihn nicht Krieg, weil sonst ihre Macher ins Gefängnis müssten.

In allen Kriegszeiten wurde gelogen und manipuliert.

Aber im Internetzeitalter einem Volk nur eine Sicht zu vermitteln:

Das geht nur, wenn man kritische Stimmen verstummen lässt.

Mareike Aden.

Die Redaktionskonferenzen hielten sie bei der "Novaya Gazeta"

unter dem Foto von Anna Politkowskaja ab.

Sie und andere Kollegen waren ermordet worden.

Nach dem Angriff auf die Ukraine wurde ihre Arbeit jedoch unmöglich.

Erst druckten sie aus Protest weiß -

dort, wo es um den Krieg gehen sollte.

Nach einer zweiten Verwarnung stellten sie die Berichte ein.

Das Kreml-Vorgehen gegen Medien und der Krieg

hängen für Dmitriy Muratov miteinander zusammen.

Ich bin Zeuge davon,

wie ein Volk im 21.Jahrhundert einem Experiment unterzogen wurde:

Die Bestrahlung mit Propaganda.

In Abwesenheit unabhängiger Medien beginnt sie den Krieg vorzubereiten.

Propaganda ist der Koch des Krieges.

Propaganda ist der Krieg selbst.

Das Staatsfernsehen ist die Hauptinformationsquelle.

Propaganda läuft auf Hochtouren.

Der Ukraine wird staatlicher Terror an der Bevölkerung vorgeworfen.

Anna Litvinenko analysiert russische Propaganda.

Im Zeitalter der sozialen Medien ist es doch möglich,

dass große Teile der Öffentlichkeit gleichgeschaltet werden.

Sie scheinen immun zu sein gegenüber alternativen Quellen.

Russland müsse die Ukraine denazifizieren.

Das Land gehöre zu Russland - wie zu Sowjetzeiten.

Diese Verfälschung der Geschichte sei typisch für die Kreml-Propaganda.

Sie zu glauben, sei auch ein Schutzmechanismus.

Die Menschen haben Angst davor, dass ihr Weltbild zu Grunde geht,

wenn sie diese Informationen doch wahrnehmen.

Sie haben Angst,

dass die Vorstellung von ihrem Land vielleicht zusammenbricht.

Und auch die Vorstellung von ihrer Identität ...

Auch Dmitriy Muratov bekam die Folgen zu spüren:

Vor einigen Wochen wurde er im Zug mit Lösungsmittel übergossen.

Er will dennoch weitermachen.

Man muss sich dessen bewusst sein:

Wenn es keine freie Presse gibt, gibt es keine Zukunft.

Der Tag der Pressefreiheit ist kein Branchen-Feiertag mehr.

Dies ist ein Tag für die Menschheit, wenn sie natürlich überleben möchte.

Die Goldmedaille seines Friedennobelpreises

will Muratov für Flüchtlinge versteigern.

Er will Kriegsopfern helfen, damit er sich nicht so hilflos fühle.

Wie es kritischen Stimmen in Russland ergehen kann,

zeigt die Geschichte von Alexei Nawalny.

Der Kreml würde ihn am liebsten ganz verschwinden lassen.

Der russische Staat wird verdächtigt,

in einen Mordanschlag im Sommer 2020 verwickelt zu sein.

Er weist das zurück.

Nawalny sitzt nun im Arbeitslager,

aber sie können ihn nicht mundtot machen.

Seinen politischer Mut und uneingeschüchterten Kampfgeist

zeigt nun im Film eines kanadischen Regisseurs.

"Nawalny" heißt der Streifen.

Ein Mann auf dem Weg zurück -

wenige Monate nach dem Giftanschlag und der Behandlung in Berlin:

2020 joggt Alexei Nawalny im Schwarzwald.

Wer ist dieser Mann,

den die Mächtigen in Russland so sehr fürchten?

Sie lassen ihn drangsalieren und vergiften und wegsperren.

Er vereinigt politischen Intellekt mit politischem Instinkt.

Er hat Leidenschaft und er hat Sinn für Humor.

So haben wir eine gemeinsame Basis gefunden.

Der kanadische Regisseur hat Putins hartnäckigsten Gegner

während der Genesung in Deutschland begleitet.

Nawalny will für Russland demokratische Grundlagen.

Es geht um einfache Dinge:

Menschenrechte und Redefreiheit und faire Wahlen.

Das Team von Nawalny findet heraus, wer ihn fast getötet hat.

Datenkauf und Telefonnummern-Abgleich führen auf die Spur der Täter.

Einer packt aus, als ihn Nawalny anruft.

Als Assistent eines Putin-Beraters gibt er sich aus.

Was lief schief bei diesem Anschlag?

* Ich würde sagen, der Job war gut ausgeführt. *

* Genau wie geplant und wie wir es geprobt hatten ... *

* Aber Sie wissen selbst: *

* Bei unserer Arbeit gibt es immer viele Unwägbarkeiten. *

Nawalny ist Politiker.

Er ist Medienprofi und Influencer.

Er stellt das Telefonat online.

Millionen klicken es an.

Mit seiner Tochter dreht er noch ein TikTok-Filmchen,

das die Attentäter lächerlich machen soll.

♪ How bizarre ♪

Der Regisseur verleugnet nicht seine Sympathie für Nawalny.

Doch Roher konfrontiert ihn auch mit Kritik -

es gab fragwürdige Aktionen mit den Rechten in Russland.

Ich betrachte es als meine politische Superkraft,

mit allen reden zu können.

Ich will Putin bekämpfen und das Land führen.

Diesen Teil der Gesellschaft kann ich nicht ignorieren.

Sein Selbstbewusstsein entspricht seinen Ambitionen.

Im Januar 2021 kehrt Nawalny nach Moskau zurück.

Am Flughafen nimmt ihn die Polizei fest.

Bei Weigerung wenden wir Gewalt an.

Die Organisation von Nawalny wird verboten.

Er wird verurteilt zu Lagerhaft.

Doch es ist zu früh, den Langstreckenläufer abzuschreiben.

Der Film Nawalny hat am Mittwoch Premiere

auf dem Dokumentarfilmfestival in München.

Donnerstag kommt er in unsere Kinos.

Dann gestatten wir uns jetzt noch den Blick auf Sven

der eigentlich bei seinen Geburtstagsgästen sitzen müsste.

Können wir heute auch das Wetter feiern?

Danke schön.

Das Wetter können wir feiern.

Im Süden ist das Wetter wechselhaft.

Im Norden gibt es freundliche Momente.

In manchen Gebieten kann man gar nicht feiern.

Das sind Indien und Pakistan.

Dort haben wir eine Hitzewelle.

Das ist eine Jahreskurve.

Grün ist der Durchschnitt.

Seit März sind wir deutlich über den Durchschnitt.

Und das ist ein Ort in Pakistan.

Dort gab es einen "Temperatursturz" ...

Aber die Hitzewelle fängt wieder an.

Zurück zu uns ...

Aus dem Norden ziehen Wolken rein.

Morgen brodelt es in der Südhälfte mit Schauern.

Insgesamt ist es aber nicht unfreundlich.

Am Mittwoch ist es wie am Dienstag

Hier geht es weiter mit der Sportschau.

Das nachtmagazin meldet sich dann um 0.40 Uhr.

Wir sind morgen wieder da.

Tschüss.

Copyright Untertitel: NDR 2022


tagesthemen 02.05.2022, 22:15 Uhr - Medien im Krieg tagesthemen 02.05.2022, 22:15 - Media at war tagesthemen 02.05.2022, 22:15 - Medya savaşta щоденні теми 02.05.2022, 22:15 - ЗМІ на війні

Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit den tagesthemen. Ось перше німецьке телебачення з щоденними темами.

Diese Sendung wurde vom NDR live untertitelt (02.05.2022) This show was subtitled live by NDR (May 2nd, 2022) Це шоу було субтитровано в прямому ефірі NDR (2 травня 2022 р.)

Heute im Studio: Caren Miosga Сьогодні в студії: Карен Міосга

Guten Abend.

Auch heute geht unser erster Blick nach Mariupol - Also today our first look goes to Mariupol - Також сьогодні наш перший погляд на Маріуполь -

und zu denen, die es rausgeschafft haben. and to those who made it out. і тим, хто вийшов.

Gestern konnten 100 Menschen gerettet werden. Вчора було врятовано 100 людей.

Heute entkamen nur wenige den Kellern des Stahlwerks. Today few escaped the basements of the steel mill. Сьогодні мало хто втік із підвалів металургійного заводу.

Dieses Versteck ist längst zum Symbol geworden. Ця схованка давно стала символом.

Es ist ein Symbol für Hoffnung - Це символ надії -

und gleichzeitig für den Wahnsinn dieses Krieges. and at the same time for the madness of this war. і водночас за божевілля цієї війни.

Putin hält die verbliebenen Menschen wie Geiseln. Putin is holding the remaining people like hostages. Путін тримає решту людей як заручників.

Er lässt sie jeden Tag neu im Ungewissen darüber, He leaves them in the dark every day, Він щодня залишає їх у темряві,

ob sie überleben werden oder nicht. whether they will survive or not. виживуть чи ні.

Nach zwei Monaten können sie raus aus den Kellern des Azow-Stahlwerks. After two months they can get out of the basement of the Azow steelworks. Через два місяці вони можуть вибратися з підвалу Азовського металургійного заводу.

Frauen, Kinder – einige der Zivilisten, Women, children - some of the civilians, Жінки, діти - деякі з цивільних,

die auf dem Industriegelände eingeschlossen waren. trapped on the industrial site. затриманий на промисловому майданчику.

Das Stahlwerk, Symbol des ukrainischen Widerstandes, The steelworks, symbol of the Ukrainian resistance, Сталеварний завод, символ українського опору,

steht seit Wochen unter Beschuss. has been under fire for weeks. перебуває під обстрілом протягом тижнів.

200 Menschen sollen sich noch in den Bunkern aufhalten. 200 people are said to remain in the bunkers. Зазначається, що в бункерах залишаються 200 людей.

Sie haben das Stahlwerk permanent beschossen - They constantly shelled the steel mill - Вони постійно обстрілювали сталеливарний завод -

aus der Luft, vom Meer, von der Küste. from the air, from the sea, from the coast. з повітря, з моря, з узбережжя.

Nach zähen Verhandlungen kam die Evakuierung der Eingekesselten After tough negotiations, those trapped were evacuated Після важких переговорів потрапили в пастку евакуювали

unter Beteiligung der UN und des Roten Kreuzes zustande. за участю ООН та Червоного Хреста.

Während einer kurzen Feuerpause. Під час короткого припинення вогню.

Der ukrainischen Regierung war wichtig, dass die Evakuierten Український уряд мав важливе значення для евакуйованих

in von der Ukraine kontrollierte Orte gebracht werden. вивезені в підконтрольні Україні місця.

Die Bemühungen von UN und Rotem Kreuz waren unermüdlich. Зусилля ООН і Червоного Хреста були невтомними.

Alles hängt am seidenen Faden und kann jederzeit scheitern. Все висить на волосці і в будь-який момент може вийти з ладу.

Wir müssen abwarten, bis die Evakuierung vollzogen ist. Треба дочекатися завершення евакуації.

Wie instabil die Lage in Mariupol ist, lassen diese Bilder vermuten, Ці фотографії говорять про те, наскільки нестабільна ситуація в Маріуполі,

die am Nachmittag im Internet erscheinen. які з’являються в Інтернеті в другій половині дня.

Rauchschwaden über dem Stahlwerk – in der ganzen Stadt sichtbar. Крупи диму над сталеливарним заводом - видно по всьому місту.

Die Evakuierung der Zivilisten geht schleppend voran. Евакуація мирного населення йде повільно.

Auch andere fliehen aus der Stadt - auf eigene Faust. Інші теж тікають з міста – самостійно.

Diese Frau musste immer wieder vor den Bomben fliehen. Цій жінці доводилося знову і знову тікати від бомб.

Sie hat alles verloren. Вона втратила все.

Ich würde am liebsten zurück. Я хотів би повернутися.

Ich hoffe, die Ukraine erobert Mariupol zurück. Сподіваюся, Україна повернуть собі Маріуполь.

Obwohl sie hier Schreckliches erlebt haben, Хоча вони пережили тут жахливі речі,

hoffen sie auf eine Zukunft in ihrer Heimat. надію на майбутнє у рідній країні.

Angesichts des Leids in diesem Krieg ist die ukrainische Regierung Зіткнувшись із стражданнями в цій війні, українська влада

mit dem deutschen Bundeskanzler oft hart ins Gericht gegangen. часто суворо судив федерального канцлера Німеччини.

Über Scholz' Sozialdemokratie Про соціал-демократію Шольца

liege der Schatten einer verfehlten Friedenspolitik. лежить тінь невдалої мирної політики.

Aus der fände sie nicht den Weg heraus. Вона не могла знайти вихід з цього.

Seit letzter Woche hat sich was getan. Щось сталося з минулого тижня.

Bei der Frage der Waffen und bei den Worten, На питання про зброю і на слова

von denen Scholz nur ungern zu viel macht. з яких Шольц не хоче робити занадто багато.

Nun erklärt er sich und könnte hinter Oppositionsführer Merz Тепер він заявляє про себе і може стати за лідера опозиції Мерца

auf einem wichtigen Feld eine Beinlänge zurückliegen. бути на довжину ноги позаду на важливому квадраті.

Der bricht heute Abend dorthin auf, wo Scholz noch nicht war: nach Kiew. Сьогодні ввечері він їде там, де Шольц ще не був: до Києва.

Sarah Schmidt und Michael Heussen.

Blasmusik und Pfiffe:

Friedrich Merz wird in Olpe empfangen.

Er ist hier,

um Wahlkampf zu machen für den Ministerpräsidenten.

Schlagzeilen macht er heute mit einem anderen Thema.

Am Nachmittag bestätigt er in Köln nach einem Treffen der Unionsspitzen:

Er wolle noch diese Woche in die Ukraine reisen -

auf Einladung des ukrainischen Parlaments.

Das sei schon länger geplant.

Ich nehme für mich als Parlamentarier in Anspruch,

selber zu entscheiden, ob ich eine solche Reise mache.

Das hat die Bundesregierung nicht zu beurteilen.

Das ist meine Entscheidung.

Und weil Wahlkampf ist, kommt die Kritik prompt.

Schließlich hat Merz den Kanzler wiederholt attackiert.

Zögern, Zaudern, Ängstlichkeit wirft er ihm vor.

Der Bundeskanzler rechtfertigt sich am Abend im ZDF.

Ich habe immer schnell entschieden.

Ich habe mich mit den Verbündeten abgestimmt.

Aber wir handeln besonnen und mit klarem Verstand.

Es gibt hier keine Entscheidung, die danach gemacht werden kann,

wie sie jemand in einer PR-Beratung entwerfen mag:

Immer noch was drauf.

Jede Entscheidung muss sorgfältig abgewogen werden.

Das gilt ebenfalls für eine Reise in die Ukraine.

Die wird von vielen gefordert.

Trotzdem will er vorerst nicht fahren.

Die Ausladung des Bundespräsidenten ist der Grund.

Es ist ein bemerkenswerter Vorgang.

Der Präsident ist mit einer Mehrheit wie sonst niemand

für eine zweite Amtszeit nominiert worden.

Er wurde ausgeladen. Ele foi descarregado.

Das steht der Sache im Weg. Isso atrapalha.

Er billige die Reise von Merz, so Scholz. Segundo Scholz, ele aprova a viagem de Merz.

Doch warum dann all die Aufregung? Mas então por que tanto barulho?

Zwei Landtagswahlen stehen an in den kommenden Wochen. Duas eleições estaduais estão marcadas para as próximas semanas.

Der NRW-Spitzenkandidat setzt auf den Kanzler-Bonus. O principal candidato do NRW conta com o bônus de chanceler.

Er stellt dieses Plakat mit Scholz zum Wahlkampf-Endspurt vor.

Das Image eines getriebenen Kanzlers kann Sozialdemokraten nicht gefallen. Os social-democratas não podem gostar da imagem de um chanceler determinado.

Kritik an Merz' Reiseplänen. Críticas aos planos de viagem de Merz.

Da geht's doch nicht um Politik, sondern um schöne Fotos. Não é sobre política, é sobre belas fotos.

Parteipolitik steht vor Interessen der Bundesrepublik Deutschland. A política partidária vem antes dos interesses da República Federal da Alemanha.

Das ist nicht klug. Isso não é sábio.

Ganz im Gegenteil, findet der andere Wahlkämpfer. Pelo contrário, encontra o outro ativista.

Ich finde die Reise gut.

Ich habe Respekt dafür.

Auf die Landtagswahlen hat das keine Auswirkungen. Isso não afeta as eleições estaduais.

Das Land hat 18 Millionen Einwohner.

Es geht hier um die Themen im Land.

Ob der Weg vom Olpe nach Kiew führt, das ließ Merz am Abend offen.

Was haben Besuche in der Ukraine mit Parteipolitik zu tun?

Kristin Schwietzer hat dazu eine Meinung.

Ich verstehe die Aufregung um Merz' Ukraine-Reise nicht.

Er will zeigen: Ich handle, während der Kanzler zögert.

Hier macht der Oppositionsführer seinen Job.

Das Kalkül ist auch klar, kurz vor den Landtagswahlen.

Der Kanzler hat sich heute Abend noch mal festgelegt:

Er will nicht reisen,

weil die Ukraine den Bundespräsidenten abgewiesen habe.

Ein wenig überzeugendes Argument.

Mitten in einer großen Krise

verstrickt sich Scholz in Parteipolitik.

Die europäischen Nachbarn erwarten eine klare Position.

Scholz' größtes Problem ist seine eigene Partei, die SPD,

in dieser Frage zutiefst zerrissen.

Die einen arbeiten sich am Altkanzler Schröder ab.

Andere fühlen sich verbunden mit Russland, nicht mit Putin.

Das hat Scholz wohl unterschätzt.

Auch die Position der Union ist nicht eindeutig.

In den Ostverbänden der Partei macht man sich Gedanken,

wie man mit der Großmacht Russland auskommen muss.

Plötzlich ist die Angst vor der AfD wieder da.

Steigende Energiepreise könnten es Populisten leicht machen,

Stimmen einzufangen.

Noch ist die Solidarität mit der Ukraine groß,

doch die wirtschaftlichen Folgen sind ungewiss.

Das wissen Merz und Scholz,

aber der Oppositionsführer hat es leichter.

Merz kann auf seiner Ukraine-Reise vieles versprechen

und so den Kanzler und seine zerstrittene Partei weiter treiben.

Scholz muss aufpassen, dass das kein Dauerzustand wird.

Die Erdöl-Leitung "Freundschaft" wurde in den Siebzigern ausgebaut.

Die Sowjetunion belieferte darüber die sozialistischen Länder.

Damals war das tatsächlich so etwas wie ein Freundschaftsdienst.

Schwedt war von Anfang an in der DDR der Endpunkt der Pipeline.

Dort wird das Öl aus dem Osten immer noch verarbeitet.

Vom Öl-Embargo der EU wird nun geredet.

Demnächst könnte es beschlossen sein.

Jetzt wird Ersatz gesucht.

Gleich spreche ich mit dem Wirtschaftsminister.

Vorher berichtet Michael Grytz über Embargo-Vorbereitungen der EU.

Hier in Schwedt liegt eines der letzten Hindernisse für Deutschland,

unabhängig von russischem Öl zu werden.

Die Raffinerie ist ausgerichtet auf ein besonderes Öl.

Sie gehört dem russischen Ölgiganten Rosneft.

Der dürfte kein Interesse haben, hier anderes Öl zu verarbeiten.

Deutschland ist jetzt bereit für ein Öl-Embargo.

Das überraschte einige Energieminister in Brüssel.

Ungarn und die Slowakei haben Vorbehalte.

Andere schienen sich hinter Deutschland versteckt zu haben.

Belgien gehört nicht dazu,

obwohl auch hier 30 % des Öls aus Russland kommt.

Es gab Länder, die wollen, dass es Russland stärker trifft als uns.

Es gibt noch Arbeit, das Embargo rund zu bekommen.

Jedes Land hat seine Strategie, mit den hohen Preisen umzugehen.

Ich halte es für sehr realistisch, dass das kommt.

Der Vorschlag der EU-Kommission für ein Embargo wird in Kürze erwartet.

Dann beraten die EU-Botschafter.

Es könnte Übergangsfristen geben,

Mitglieder könnten sogar ausgenommen werden.

Zwischen 700 und 800 Millionen Euro zahlte die EU Russland bislang

für Kohle, Öl und Gas - am Tag.

Polen fordert am deutlichsten den Ausstieg aus allen fossilen Energien.

Polen tritt für sofortige Sanktionen auf russisches Öl und Gas ein.

Das ist der nächste, dringende und notwendige Schritt

für die nächsten Sanktionen.

Auch die baltischen Staaten fordern ein Gas-Embargo.

Dazu dürfte es vorerst nicht kommen.

Die Abhängigkeit auch für Deutschland ist noch zu groß.

Letzte Woche hat Russland

Gaslieferungen an Polen und Bulgarien beendet.

Seitdem herrscht die Sorge, dies könnte auch andere Staaten treffen.

Über ein Öl-Embargo und über Schwierigkeiten beim Tanken

habe ich am frühen Abend mit Robert Habeck gesprochen.

Guten Abend, Herr Habeck.

Ich grüße Sie.

Wie wahrscheinlich ist ein Öl-Embargo?

Sehr wahrscheinlich.

Die Europäische Kommission wird Vorschläge machen.

Darin wird einiges zum Öl stehen.

Wieso sind Sie so optimistisch?

Ungarn sagt heute: "Da machen wir nicht mit."

Aber es muss ja einstimmig sein.

Es ist aber geübte Praxis, kluge Wege zu finden,

auch widerspenstige Staaten zur Zustimmung zu bewegen.

Ich bin zuversichtlich.

Auch die Slowaken zieren sich.

Aber nehmen wir mal an,

dass Sie Ungarn und die Slowakei überzeugen können.

Wann käme dann das Embargo?

Wir könnten Fristen einräumen,

sodass sich andere Länder umstellen können.

Und dann geht es um gemeinsame Solidarität.

Das geht gerade ein bisschen unter.

Alle Länder schauen auch auf ihre Sicherheit.

Ich stelle in meinen Berichten auch vor,

inwieweit Deutschland seine Importe reduziert hat.

Aber Deutschland liegt in der Mitte von Europa. Aber Deutschland liegt in der Mitte von Europa.

Es ist eingebunden in Solidaritätsmechanismen.

Das Öl in unseren Raffinerien versorgt auch West-Polen.

Wir sind bei LNG angewiesen auf Frankreich und Belgien.

Wenn wir die LNG-Terminals aufgebaut haben,

stehen wir in der Pflicht gegenüber Tschechien und Dänemark.

Es geht nicht nur um Deutschland.

Es ist Teil der europäischen Solidarität.

Das ist gerade heute beschworen worden.

Es ging um einheitliche Regeln.

So können wir auch politisch eine Gemeinsamkeit darstellen.

Umgekehrt heißt das auch,

wenn Deutschland beim Gas nicht vorne dabei ist:

Auch da geht es nicht nur um Deutschland.

Die Gasflüsse durch Deutschland versorgen ja auch andere Länder.

Wir sitzen alle im gleichen Boot.

Aber wenn es Überzeugungs-Zeit braucht ...

Hätte Putin dann nicht alle Zeit der Welt,

sich seinerseits neue Abnehmer zu suchen?

Das ist ein wichtiger Punkt.

Ein Öl-Embargo ist richtig.

Wir befreien uns ein Stück weit aus dieser moralischen Schuld:

Mit unseren Zahlungen lassen wir ja das Putin-Regime am Leben.

Umgekehrt:

Ein Öl-Embargo würde dazu führen, dass die Preise steigen.

Mit höheren Preisen kann man mehr Geld verdienen.

Wir müssen sehr aufpassen,

dass wir folgende Situation nicht entstehen lassen:

Putin hat mit weniger Importen mehr Einnahmen.

Und trotzdem haben wir eine Versorgungsunsicherheit.

Das wäre mit Zitronen gehandelt.

Noch schlimmer wäre es, wenn globale Preise so hoch werden,

dass sich nur Europa und die USA das Öl kaufen können.

Die anderen Länder schauen sich hilfesuchend um.

Und wen finden sie? Putin.

Und der sagt:

"Ich helfe euch raus - mit einem Discount von 20 Prozent."

Dafür will er Solidarität.

Wenn er die kriegt, wäre es fürchterlich.

Jetzt ist das Licht aus.

Das sind die zehn Prozent, die wir einsparen sollten.

Das ist ein gutes Zeichen.

Sprechen wir mal über Deutschland.

Welche Folgen hätte ein Embargo für uns?

Wenn die Raffinerie in Schwedt ausfällt,

dann gibt es in Berlin keinen Sprit mehr.

Und auch nicht in Brandenburg ...

Das ist richtig.

Schwedt versorgt Berlin und Brandenburg.

Wir versuchen natürlich, diese Situation zu verhindern.

Wir treffen Vorsorge für den Ausfall von russischem Öl.

Wir wollen Wege finden, diese Gebiete zu versorgen.

Aber für die Gegenwart stimmt es.

Wenn es morgen kein Öl gibt, wird es Lieferunterbrechungen geben.

Putin hat Bulgarien und Polen den Gashahn zugedreht.

Wenn wir ihm kein Öl abnehmen:

Dreht er uns dann das Gas ab?

Das ist nicht ausgeschlossen.

Sanktionen sind ein wirtschaftlicher Angriff

auf die Stabilität des russischen Staates.

Sie sind auch jetzt schon spürbar.

Die russische Volkswirtschaft wankt.

Die Sanktionen entfalten ihre Kraft.

Das sieht man an den Aussagen der russischen Zentralbankchefin.

Würde die deutsche Zentralbankchefin das sagen ...

Dann wäre Holland in Not.

Nun ist Russland in Not.

Ein Öl-Embargo würde für Russland die Einnahmen deutlich schmälern.

Natürlich könnten dadurch Gegen-Aktionen ausgelöst werden.

Das ist eine potenzielle Gefahr.

Das Risiko gehen Sie ein?

Ja.

Das Risiko müssen wir eingehen

Diesen Weg gehen wir die ganze Zeit.

Wir spielen nicht mit dem Feuer.

Aber die Maßgabe ist immer,

dass wir uns nicht zur Kriegspartei machen.

Wir dürfen unsere Volkswirtschaft nicht derart schädigen,

dass wir es nicht durchhalten können.

Sollte Putin zur Gegen-Aktion ausholen,

dann müssen wir das tragen.

Wir wollen vorsichtig sein.

Wir wollen die Dinge zu Ende denken.

Aber wir dürfen nicht aufhören, politisch zu agieren.

Wir müssen alles tun, um das Morden zu stoppen.

Das ist die Aufgabe hinter allem.

Bedachtsamkeit: Ja!

Aber nicht aus Angst ...

Das wäre die falsche Konsequenz.

Danke - auch wenn das Licht ausgegangen ist.

Das sind die zehn Prozent, die wir einsparen müssen.

Was das russische Öl betrifft,

ist dieser Mann der Regierung ein Dorn im Auge.

Direkt nach Beginn des Krieges hat Indien die Importe sogar erhöht,

weil es von Moskau einen Preisnachlass bekommen hat.

Das war nicht gerade eine Hilfe bei den neuen Embargo-Plänen.

Deutschland umwirbt Indien dennoch.

Es ist die weltgrößte Demokratie und ein Handelspartner.

Beim Besuch in Berlin hat der indische Premier

eine Reihe von gemeinsamen Abkommen unterzeichnet.

Scholz versprach zehn Milliarden Euro,

um nachhaltiges Wirtschaften zu unterstützen.

Narendra Modi forderte auch den Waffenstillstand in der Ukraine.

Doch er verurteilte Russland nicht.

Jyoti Malhotra arbeitet an einer Kolumne.

Zwei Millionen Leser folgen der Journalistin wöchentlich.

Sie nimmt sich den Besuch des Ministerpräsidenten vor.

Ihre Thema:

Der Krieg gegen die Ukraine und das Öl-Embargo gegen Russland.

Vielleicht sollten Modi und Scholz eine Friedenserklärung abgeben.

Friedensgespräche sollten sie fordern.

Das sollte Scholz Europas Führern und den Amerikanern sagen.

Stattdessen schickt auch Deutschland Waffen an die Ukraine.

Waffenlieferungen hält sie für falsch.

Ihr Land will den Krieg nicht offen verurteilen.

In der UN-Vollversammlung hat sich die größte Demokratie

bei allen Abstimmungen gegen Russland enthalten.

Zwar fordert Indien eine Untersuchung russischer Kriegsverbrechen.

Trotzdem steht Indien fest zu seinem langjährigen Partner.

Dafür gibt es Gründe.

Indiens Piloten sitzen in Kampfliegern russischer Bauart.

60 Prozent der Militär-Ausrüstung kommt aus Russland.

Gerade liefert das Land ein Raketenabwehrsystem.

Es umwirbt Indien mit günstigen Öl-Lieferungen.

Die enge Verbindung besteht seit 1947,

als Indien unabhängig wurde von der britischen Krone.

Harsh Pant lehrt am King's College London:

Internationale Beziehungen mit Spezialgebiet Krieg.

Und er leitet in Neu-Delhi eine indische Denkfabrik.

Der Wissenschaftler ist ein gefragter Interviewpartner.

Er muss Indiens Haltung zu Russland erklären.

Die Sowjetunion war im Kalten Krieg ein enger Verbündeter.

Sie unterstützte Indien in sehr schwierigen Zeiten.

Sie war eines der wenigen Länder,

das Verteidigungstechnologien mit Indien teilte.

Das war sensible Technik: Flugzeugträger oder Atom-U-Boote.

Der Westen habe Indien zu wenig als gleichwertigen Partner anerkannt.

Seine Partnerschaft mit Modi hat Putin stets gepflegt.

Sie gelten als enge Freunde, die sich regelmäßig sehen.

Trotzdem gelang es Modi nicht,

Putin dazu zu bringen, den Krieg zu beenden.

Trotz Differenzen beim Ukraine-Krieg:

Schulterschluss zwischen Modi und Scholz.

Als Zeichen lud der Kanzler den indischen Ministerpräsidenten

zum nächsten G7-Gipfel nach Berlin ein.

Bei dem Treffen soll es auch um eine Allianz gegen Russland gehen.

Zur Dreistigkeit russischer Propaganda kommen wir gleich noch.

Auch unser Nachrichtenüberblick beginnt mit einem perfiden Beispiel.

Julia-Niharika Sen.

Mit einem Vergleich zum Nationalsozialismus

hat Russlands Außenminister Lawrow für Empörung gesorgt.

Im italienischen Fernsehen wiederholte er

die russische Kriegsbegründung, in der Ukraine seien Nazis am Werk.

Dazu, dass Präsident Selenskyj Jude sei, sagte er,

auch Hitler hätte jüdisches Blut gehabt.

Jerusalem wies dies als antisemitische Polemik zurück.

Innenministerin Faeser verurteilte den Vergleich

als russische Kriegspropaganda.

Nach zwei Jahren Pandemie

konnten weltweit Muslime das Ende des Ramadan gemeinsam begehen.

In der indonesischen Hauptstadt beteten Zehntausende zusammen.

Auch in Saudi-Arabien versammelten sie sich zu Feiertagsgebeten.

In Jerusalem wurde ebenfalls das Fest des Fastenbrechens zelebriert.

Im Ramadan verzichten Muslime tagsüber auf Essen und Trinken.

Im Tarifkonflikt für Sozial- und Erziehungsberufe

hat eine Warnstreikwoche begonnen.

Den Auftakt machten Sozialarbeitende.

Mit den Arbeitsniederlegungen will die Gewerkschaft ver.di

Druck auf die kommunalen Arbeitgeber machen.

Die Gewerkschaft fordert für die 330.000 Beschäftigten mehr Geld,

bessere Arbeitsbedingungen und Maßnahmen gegen Fachkräftemangel.

Am Mittwoch wollen Erzieher kommunaler Kitas streiken.

Der Mittelstand leidet immer mehr unter den steigenden Energiepreisen.

Das ergab eine Umfrage der KfW-Bank.

Mehr dazu von Anja Kohl.

Mittelständische Unternehmen

sind von Rohstoffen und Vorprodukten abhängig.

Zeitweise legen Firmen die Produktion still, weil Material fehlt,

um wieder aufzudrehen, wenn alles verfügbar ist.

Ein kostspieliges Stop-and-go.

Viele der 4 Millionen deutschen mittelständischen Firmen

trifft das mit voller Wucht.

42 Prozent berichten von Lieferengpässen.

24 Prozent haben die Preise erhöht,

weil sie sich nicht anders zu helfen wussten oder es mehr Gewinn bringt.

Viele rechnen damit,

dass die Liefernöte länger als ein Jahr anhalten werden.

Ihre Existenzangst ist im Vergleich zur Pandemie etwas gewichen.

Auf dem Campus einer staatlichen Universität

ist in Manila auf den Philippinen ein Großbrand ausgebrochen.

Die Flammen zerstörten große Teile eines Wohnbereichs.

Acht Menschen kamen ums Leben.

Darunter sind sechs Kinder.

Die Häuser bestanden aus leicht brennbaren Materialien.

Morgen ist Tag der Pressefreiheit,

einst ausgerufen von den Vereinten Nationen.

Wenn es eines Beweises bedurfte,

wie sehr eine Gesellschaft unabhängigen Journalismus braucht:

Den liefert der Feldzug gegen die Ukraine.

Überall in Russland zeigt der Buchstabe Z

die Unterstützung für den Krieg, der nicht Krieg genannt werden darf.

Medien, die noch schreiben und senden dürfen,

nennen ihn nicht Krieg, weil sonst ihre Macher ins Gefängnis müssten.

In allen Kriegszeiten wurde gelogen und manipuliert.

Aber im Internetzeitalter einem Volk nur eine Sicht zu vermitteln:

Das geht nur, wenn man kritische Stimmen verstummen lässt.

Mareike Aden.

Die Redaktionskonferenzen hielten sie bei der "Novaya Gazeta"

unter dem Foto von Anna Politkowskaja ab.

Sie und andere Kollegen waren ermordet worden.

Nach dem Angriff auf die Ukraine wurde ihre Arbeit jedoch unmöglich.

Erst druckten sie aus Protest weiß -

dort, wo es um den Krieg gehen sollte.

Nach einer zweiten Verwarnung stellten sie die Berichte ein.

Das Kreml-Vorgehen gegen Medien und der Krieg

hängen für Dmitriy Muratov miteinander zusammen.

Ich bin Zeuge davon,

wie ein Volk im 21.Jahrhundert einem Experiment unterzogen wurde:

Die Bestrahlung mit Propaganda.

In Abwesenheit unabhängiger Medien beginnt sie den Krieg vorzubereiten.

Propaganda ist der Koch des Krieges.

Propaganda ist der Krieg selbst.

Das Staatsfernsehen ist die Hauptinformationsquelle.

Propaganda läuft auf Hochtouren.

Der Ukraine wird staatlicher Terror an der Bevölkerung vorgeworfen.

Anna Litvinenko analysiert russische Propaganda.

Im Zeitalter der sozialen Medien ist es doch möglich,

dass große Teile der Öffentlichkeit gleichgeschaltet werden.

Sie scheinen immun zu sein gegenüber alternativen Quellen.

Russland müsse die Ukraine denazifizieren.

Das Land gehöre zu Russland - wie zu Sowjetzeiten.

Diese Verfälschung der Geschichte sei typisch für die Kreml-Propaganda.

Sie zu glauben, sei auch ein Schutzmechanismus.

Die Menschen haben Angst davor, dass ihr Weltbild zu Grunde geht,

wenn sie diese Informationen doch wahrnehmen.

Sie haben Angst,

dass die Vorstellung von ihrem Land vielleicht zusammenbricht.

Und auch die Vorstellung von ihrer Identität ...

Auch Dmitriy Muratov bekam die Folgen zu spüren:

Vor einigen Wochen wurde er im Zug mit Lösungsmittel übergossen.

Er will dennoch weitermachen.

Man muss sich dessen bewusst sein:

Wenn es keine freie Presse gibt, gibt es keine Zukunft.

Der Tag der Pressefreiheit ist kein Branchen-Feiertag mehr.

Dies ist ein Tag für die Menschheit, wenn sie natürlich überleben möchte.

Die Goldmedaille seines Friedennobelpreises

will Muratov für Flüchtlinge versteigern.

Er will Kriegsopfern helfen, damit er sich nicht so hilflos fühle.

Wie es kritischen Stimmen in Russland ergehen kann,

zeigt die Geschichte von Alexei Nawalny.

Der Kreml würde ihn am liebsten ganz verschwinden lassen.

Der russische Staat wird verdächtigt,

in einen Mordanschlag im Sommer 2020 verwickelt zu sein.

Er weist das zurück.

Nawalny sitzt nun im Arbeitslager,

aber sie können ihn nicht mundtot machen.

Seinen politischer Mut und uneingeschüchterten Kampfgeist

zeigt nun im Film eines kanadischen Regisseurs.

"Nawalny" heißt der Streifen.

Ein Mann auf dem Weg zurück -

wenige Monate nach dem Giftanschlag und der Behandlung in Berlin:

2020 joggt Alexei Nawalny im Schwarzwald.

Wer ist dieser Mann,

den die Mächtigen in Russland so sehr fürchten?

Sie lassen ihn drangsalieren und vergiften und wegsperren.

Er vereinigt politischen Intellekt mit politischem Instinkt.

Er hat Leidenschaft und er hat Sinn für Humor.

So haben wir eine gemeinsame Basis gefunden.

Der kanadische Regisseur hat Putins hartnäckigsten Gegner

während der Genesung in Deutschland begleitet.

Nawalny will für Russland demokratische Grundlagen.

Es geht um einfache Dinge:

Menschenrechte und Redefreiheit und faire Wahlen.

Das Team von Nawalny findet heraus, wer ihn fast getötet hat.

Datenkauf und Telefonnummern-Abgleich führen auf die Spur der Täter.

Einer packt aus, als ihn Nawalny anruft.

Als Assistent eines Putin-Beraters gibt er sich aus.

Was lief schief bei diesem Anschlag?

* Ich würde sagen, der Job war gut ausgeführt. *

* Genau wie geplant und wie wir es geprobt hatten ... *

* Aber Sie wissen selbst: *

* Bei unserer Arbeit gibt es immer viele Unwägbarkeiten. *

Nawalny ist Politiker.

Er ist Medienprofi und Influencer.

Er stellt das Telefonat online.

Millionen klicken es an.

Mit seiner Tochter dreht er noch ein TikTok-Filmchen,

das die Attentäter lächerlich machen soll.

♪ How bizarre ♪

Der Regisseur verleugnet nicht seine Sympathie für Nawalny.

Doch Roher konfrontiert ihn auch mit Kritik -

es gab fragwürdige Aktionen mit den Rechten in Russland.

Ich betrachte es als meine politische Superkraft,

mit allen reden zu können.

Ich will Putin bekämpfen und das Land führen.

Diesen Teil der Gesellschaft kann ich nicht ignorieren.

Sein Selbstbewusstsein entspricht seinen Ambitionen.

Im Januar 2021 kehrt Nawalny nach Moskau zurück.

Am Flughafen nimmt ihn die Polizei fest.

Bei Weigerung wenden wir Gewalt an.

Die Organisation von Nawalny wird verboten.

Er wird verurteilt zu Lagerhaft.

Doch es ist zu früh, den Langstreckenläufer abzuschreiben.

Der Film Nawalny hat am Mittwoch Premiere

auf dem Dokumentarfilmfestival in München.

Donnerstag kommt er in unsere Kinos.

Dann gestatten wir uns jetzt noch den Blick auf Sven

der eigentlich bei seinen Geburtstagsgästen sitzen müsste.

Können wir heute auch das Wetter feiern?

Danke schön.

Das Wetter können wir feiern.

Im Süden ist das Wetter wechselhaft.

Im Norden gibt es freundliche Momente.

In manchen Gebieten kann man gar nicht feiern.

Das sind Indien und Pakistan.

Dort haben wir eine Hitzewelle.

Das ist eine Jahreskurve.

Grün ist der Durchschnitt.

Seit März sind wir deutlich über den Durchschnitt.

Und das ist ein Ort in Pakistan.

Dort gab es einen "Temperatursturz" ...

Aber die Hitzewelle fängt wieder an.

Zurück zu uns ...

Aus dem Norden ziehen Wolken rein.

Morgen brodelt es in der Südhälfte mit Schauern.

Insgesamt ist es aber nicht unfreundlich.

Am Mittwoch ist es wie am Dienstag

Hier geht es weiter mit der Sportschau.

Das nachtmagazin meldet sich dann um 0.40 Uhr.

Wir sind morgen wieder da.

Tschüss.

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