Ein egoistischer Grund, die Welt zu verbessern – Egoistischer Altruismus
. Die Landwirtschaft war bis vor kurzem der Sektor, in dem weltweit die meisten Menschen arbeiteten
und aus dem der Großteil der Gesamtproduktion kam.
Die Produktion war durch die vorhandenen Flächen begrenzt
und blieb dadurch über Jahre hinweg konstant.
Die Größe des Kuchens war festgelegt.
Die Welt war damit ein "Nullsummenspiel".
In so einer Welt geht es einem nur dann besser,
wenn es anderen schlechter geht.
Wenn du dir ein größeres Stück vom Kuchen nimmst,
wird das Stück von jemand anderem kleiner.
Wenn du mehr zu Essen willst,
dann sind Eroberung, Plünderung und Diebstahl tolle Strategien.
Deines Nachbarn Verlust ist dein Gewinn.
So lief es Tausende von Jahren.
Völker führten immer wieder Krieg, um mehr vom Kuchen zu bekommen.
Besitz war extrem ungleich verteilt:
Manche hatten all den Kuchen, den sie wollten,
während andere von Krümmel leben mussten.
Dann kam die Industrielle Revolution und alles änderte sich:
Wir entwickelten Maschinen, bessere Nutzpflanzen, bessere Dünger.
Die landwirtschaftliche Produktion schoss in die Höhe.
Aber wir produzierte nicht nur mehr Lebensmittel,
jeder Industriesektor explodierte in punkto Produktivität.
Von 1700-1870 stieg die Eisen- produktion in Großbritannien
um das 137-fache.
Die Industrielle Revolution führte
zu einer bisher unvorstellbaren Steigerung der Wirtschaftsleistung.
Das hat den Charakter unseres Zusammenlebens verändert.
Das Wirtschaftswachstum machte aus dem "Nullsummenspiel"
ein "Positivsummenspiel":
Plötzlich konnten wir einen größeren Kuchen backen,
der sogar jedes Jahr noch größer wurde.
Mehr Menschen konnten zur gleichen Zeit mehr vom Kuchen haben.
Diese Entwicklung geht heute weiter.
Antibiotika töten Bakterien,
Kraftwerke liefern Energie,
Smartphones vernetzen uns,
Flugzeuge lassen uns günstig reisen,
Kühlschränke konservieren Lebensmittel.
Kontinuierlicher Fortschritt in allen Wirtschaftszweigen
erscheint uns heute normal.
Aber der Übergang von der Stagnation zum Wirtschaftswachstum
war der drastischste Wandel in der Geschichte der Menschheit.
Wie war das möglich?
Im Mittelpunkt dieser massiven Transformation
standen neue, innovative Ideen.
Innovation hat viele verschiedene Definitionen.
Aber in diesem Video meinen wir
bessere Lösungen für bestehende Probleme
und Lösungen für Probleme, von denen wir noch gar nicht wussten.
Weil sich mit größerer Innovation
auch die Bedürfnisse der Menschen entwickeln,
entdeckt man immer komplexere und interessantere Probleme.
Der Durchschnittsbürger in Deutschland
hätte sich vor 250 Jahren vielleicht gute Schuhe gewünscht...
vor 150 Jahren vielleicht ein Fahrrad...
vor 80 Jahren ein Auto...
vor 30 Jahren günstige Flüge... usw.
Wenn wir einmal haben, was wir wollen,
geben wir uns nicht zufrieden,
sondern überlegen, wie wir es noch besser machen können.
Die neue Positivsummenwelt existiert seit 0,1% der Menschheitsgeschichte
und wir müssen uns noch daran gewöhnen.
Die Logik dahinter fühlt sich "un-intuitiv" an:
In einer Positivsummenwelt
ist es in deinem persönlichen, egoistischen Interesse,
dass es jedem Menschen auf der Erde gut geht.
Es ist gut für dich, wenn Menschen in entlegenen Teilen der Welt
erfolgreich sind.
Es gibt einen rein egoistischen Grund,
die Welt zu einem besseren Ort zu machen.
In einer Positivsummenwelt gilt:
Je mehr Menschen es gut geht, desto besser ist dein eigenes Leben.
Das liegt an der Natur der Innovation.
Sie wird grundlegend von Angebot und Nachfrage bestimmt.
Das Angebot steigt,
wenn mehr Menschen die Freiheit und Bildung haben,
etwas zur Gesellschaft beizutragen.
Als Erfinder, Forscher, Ingenieure oder Denker
entwickeln sie neue Ideen.
Die Nachfrage nach Ideen steigt, wenn Menschen reicher werden
und für neue Lösungen zahlen können.
Sie vergrößern den Markt für Innovationen.
Innovation folgt Anreizen.
Wenn viele Menschen etwas wollen und bezahlen können,
weckt das die Aufmerksamkeit und Motivation der Innovatoren.
Das Leben derjenigen zu verbessern, die am schlimmsten dran sind,
hat einen Multiplikator-Effekt:
Es erhöht die Nachfrage nach Ideen
und erleichtert gleichzeitig deren Umsetzung.
Nehmen wir ein Beispiel, das uns alle interessiert:
die Heilung von Krebs.
Wenn es auf der Welt 1 Mrd. Menschen gibt,
die sich Krebsbehandlungen leisten können,
wird die Innovation dieser Nachfrage folgen.
Hunderte Mrd.Dollar wurden in die medizinische Forschung investiert.
Das hatte eine große Wirkung.
Aber wir sind noch weit davon entfernt,
alle Formen von Krebs heilen zu können.
Heute stirbt jeder 6.Mensch auf der Welt an Krebs.
Und du könntest einer von ihnen sein.
Jetzt stell dir vor, dass die Nachfrage größer wäre.
Stell dir vor, statt 1 Mrd.Menschen,
die sich eine Krebsbehandlung leisten können,
wären es 4 Mrd. oder 7 Mrd.
Stell dir vor, wie sich die Medizin entwickeln könnte,
wenn wir siebenmal so viele Ressourcen
in die Heilung von Krebs investieren würden.
Außerdem wird im Moment viel menschliches Potenzial verschwendet:
Die Arbeit eines armen Bauern in einem Entwicklungsland
ist für dich nicht nützlich.
Aber steigt sein Wohlstand, dann könnte es sein,
dass seine Kinder studieren und Dinge entwickeln, die dir nutzen.
Anstatt ein paar Innovations-Hotspots in den Industrieländern
hätten wir viele Hotspots auf der ganzen Welt.
Der Forschungs-Output der Menschheit wäre um ein Vielfaches größer.
Hätten wir Krebs in diesem Fall schon längst geheilt?
Nun, vielleicht.
Würden wir siebenmal so viel für Forschung ausgeben,
siebenmal so viele Menschen daran arbeiten,
und gäbe es ein globales Netzwerk der medizinischen Forschung,
wären wir vielleicht schon ein gutes Stück weiter.
Und das ist das Hauptargument:
Je mehr Menschen das gleiche wollen wie du,
desto wahrscheinlicher ist es, dass du es bekommst.
So läuft es in einer Positivsummenwelt.
Du kriegst nicht mehr Kuchen, wenn arme Regionen arm bleiben,
du kriegst mehr Kuchen, wenn arme Regionen reicher werden,
Ideen beisteuern und den globalen Kuchen wachsen lassen.
Magst du Raumfahrt?
Stell dir vor, es gäbe Milliarden von Menschen in Afrika und Asien
mit eigenen Raumfahrtprogrammen
und damit eine größere Nachfrage nach Satelliten
und Mondbasen und Städten auf dem Mars.
Magst du es, am Leben zu sein? *Niesen*
Ein paar Milliarden Menschen, die für medizinische Forschung bezahlen,
könnten buchstäblich dein Leben retten!
Es ist in deinem Interesse,
dass es den Menschen auf der ganzen Welt besser geht.
Je schneller sich die Welt in diese Richtung entwickelt,
desto besser für dich.
Was auch immer deine Motivation ist,
die Arbeit an einer besseren Welt ist eine sehr gute Sache
- für andere und für dich.
*Tusch*
Untertitel: ARD Text für funk (2019)
*Vogelgezwitscher und sphärische Musik*