Wagner/Syberberg: Parsifal. Part I (10/54) Engl./German
Nun sag': nichts weisst du, was ich dich frage
jetzt melde, was du weisst;
denn etwas musst du doch wissen.
Ich hab' eine Mutter; Herzeleide sie heisst
Im Wald und auf wilder Aue waren wir heim.
Wer gab dir den Bogen?
Den schuf ich mir selbst,
vom Forst die wilden Adler zu verscheuchen.
Doch adelig scheinst du selbst und hochgeboren,
warum nicht liess deine Mutter
bessere Waffen dich lehren?
Den Vaterlosen gebar die Muter,
als im Kampf erschlagen Gamuret;
vor gleichem frühen Heldentod
den Sohn zu wahren, waffenfremd
in Öden erzog sie zum Toren - die Törin!
Ja!
Und einst am Waldessaume vorbei,
auf schönen Tieren sitzend,
kamen glänzende Männer;
ihnen wollt' ich gleichen:
sie lachten und jagten davon.
Nun lief ich nach, doch konnte ich sie nicht erreichen;
durch Wildnisse kam ich, bergauf, talab;
oft ward es Nacht; dann wieder Tag:
mein Bogen musste mir frommen
gegen Wild und grosse Männer. -
Ja! Schächer und Riesen traf seine Kraft;
den freislichen Knaben fürchten sie alle.
Wer fürchtet mich? Sag'!
Die Bösen!
Die mich bedrohten, waren sie bös?
Wer ist gut?
Deine Mutter, der du entlaufen,
und die um dich sich nun härmt und grämt.
Zu End ihr' Gram: seine Mutter ist tot.
Tot? - Meine - Mutter? Wer sagt's?
Ich ritt vorbei und sah sie sterben:
dich Toren hiess sie mich grüssen.
Verrücketer Knabe!
Wieder Gewalt?
Was tat dir das Weib?
Es sagte wahr;
denn nie lügt Kundry, doch sah sie viel.
Ich verschmachte! -
So recht!
So nach des Grales Gnade:
das Böse bannt, wer's mit Gutem vergilt.
Nie tu' ich Gutes:
nur Ruhe will ich,
nur Ruhe,
ach, der Müden!
Schlafen! -
Oh, dass mich keiner wecke!
Nein! Nicht schlafen! -
Grausen fasst mich!
Machtlose Wehr!
Die Zeit ist da.
Schlafen -
Schlafen -
- ich muss. -