heute journal vom 10.08.2021 - Neue Corona-Regeln - Nicht-Geimpfte in der Pflicht; Streik der Lokführer - Mehr Geld, meh
Diese Untertitel sind live produziert.
Guten Abend.
In einigen Wochen, wenn es allmählich Herbst wird in Deutschland,
wird Delta, eine sehr viel potentere Version des Coronavirus,
auf eine deutliche bessere Verteidigung treffen, dank Impfung.
Es ist nicht garantiert, dass das gut geht.
Noch sind die Impfquoten nicht da, wo sie hinsollten.
Mit dem Argument würde sich aber kein Regierender rausreden können,
wenn neue Lockdowns nötig würden.
Andererseits dürfen sie den Wählern jetzt nicht mehr Maßnahmen zumuten,
als die bereit sind einzusehen,
bei harmlos wirkenden Inzidenzen zurzeit.
Britta Spiekermann über den politischen Seiltanz
und sein Ergebnis.
Alles wie gehabt und doch ganz anders.
Schließlich sind bald Wahlen.
Markus Söder, bayrischer Ministerpräsident,
und der Regierende Bürgermeister von Berlin, Müller.
Merkel ist schon da - zur Videoschalte im Kanzleramt.
Der Ton ist überaus sanft auf der anschließenden Pressekonferenz,
der Appell gemeinsam an all diejenigen,
die es noch nicht getan haben, sich möglichst sofort,
unbedingt impfen zu lassen.
Die bisherigen Impfquoten reichen einfach nicht aus,
um sorglos zu sein.
Wir bekommen die Gefahr einer Pandemie der Ungeimpften.
Das ist eine Ansage, unmissverständlich,
wer sich nicht impfe, verhalte sich unsolidarisch,
sei eine Gefahr für sich und für andere.
Deswegen sind sich diese drei einig: Der Druck muss erhöht werden
und deshalb...
...werden wir die kostenlosen Bürgertests für alle
mit Wirkung vom 11. Oktober beenden,
für alle diejenigen, die sich impfen lassen könnten.
Es ist schon bitter, dass so viele noch Vorbehalte haben
oder die Impfangebote nicht annehmen.
Kostspielig wird es Mitte Oktober für all die Impfunwilligen.
Ein Test wird unter 20 Euro kosten,
sagt das Bundes- gesundheitsministerium.
Ab einer Inzidenz von 35 soll es eine Testpflicht geben.
Ökonomischer Druck.
Impfpflicht?
Mit diesem Etikett will keiner der Anwesenden nach Hause gehen.
Wir wollen keine Impfpflicht, jeder entscheidet echt selbst,
ob er sich impfen lässt oder nicht,
aber jeder in einem freiheitlichen Staat
trägt dafür auch die Verantwortung.
Noch gilt die 3-G-Regel:
Zuritt für Geimpfte, Genesene oder Getestete.
Allerdings könnte aus drei G schnell zwei G werden –
eine Zweiklassengesellschaft?
Wer keinen Lockdown will -
und einen Lockdown wird es auch nicht mehr geben,
auf keinen Fall für zwei Geimpfte,
weil es verfassungsrechtlich nicht vertretbar ist.
Die Geimpften werden dann auch sicherlich anders behandelt
als die nicht Geimpften,
wenn man eine weitere Steigerung des Infektionsgeschehens hat.
Sanft im Ton,
niemand soll in Wahlkampfzeiten über Gebühr erschrecken.
Und doch:
Der Druck auf Impfskeptiker oder Unwillige wird größer.
Wer sich nicht impfen lässt, könnte bei hoher Inzidenz
aus dem gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen werden.
Ein Szenario auf Wiedervorlage.
Der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen
und Kanzlerkandidat der Union war nicht auf der Bühne in Berlin,
aber virtuell dabei, wie die meisten anderen Regierungschefs.
Guten Abend, Herr Laschet,
Sie treiben die Unwilligen zur Impfung.
Warum machen Sie sich nicht ehrlich und sagen:
Wenn das nicht reicht, kommt die Impfpflicht.
Immer noch besser als Lockdown.
Wir haben heute eine Inzidenz von 23,5 in Deutschland.
Wir haben beschlossen Anreize zu erhöhen,
damit sich mehr Menschen impfen lassen.
Das ist gelungen heute.
Ein weiteres wichtiges Thema, die Fluthilfe haben wir beschlossen.
Wir kommen auf das Thema gleich.
Kommen wir zurück.
Wie sagen, sie bauen Druck auf in Richtung impfen.
Man wird immer mit dem Freiheitsbegriff argumentiert.
Markus Söder habe gesagt, es läuft darauf hinaus,
getestet gilt gar nicht mehr.
Er sagt außerdem, andere wollten das nicht sagen vor dem Wahlkampf.
Teilen Sie diese Darstellung?
Heute war das Ziel, die Anreize zum Impfen zu erhöhen.
Das ist gelungen.
Wer sich der Solidargemeinschaft entzieht,
wird für seinen Test in Zukunft zahlen müssen.
Ich gehe davon aus, dass es uns so gelingt,
die Impfquote nach oben zu bringen.
Von "2G" und "3G" war heute nicht die Rede.
Es wird keinen Lockdown mehr geben
Aber Nicht-Geimpfte werden so was wie einen Lockdown erleben?
Heute sind wir einig: Tests, geimpft oder genesen -
das ist die Kategorie, mit der wir arbeiten.
Über ein Szenario bei Inzidenzen über 700 oder 800
haben wir nicht gesprochen.
Die ganze Kraft gehört dahin, mehr Menschen zum Impfen zu bringen.
Diese Menschen müssen wissen, es wird für sie schwerer.
Sie werden an bestimmten Dingen
nicht mehr ohne Test teilnehmen können.
Und Tests müssen sie selbst zahlen.
Das ist nur gerecht.
Wir sollten alles dafür tun, die Impfquote nach oben zu bringen.
Ich habe immer noch das Gefühl, dass eines Tages die Tests
nicht mehr den Zugang verschaffen werden.
Tests also kostenpflichtig.
Warum soll Deutschland ein sicheres Land werden,
wenn weniger Leute Geld für einen Test ausgeben?
Weil sie in bestimmte Bereiche dann nicht mehr hineinkommen.
Die Tests funktionieren gut, wir müssen auch die Testquote erhöhen.
Kindern muten wir das zweimal die Woche zu.
Derjenige, der in Innenräumen ist, muss dann auch das auf sich nehmen,
wenn er nicht geimpft ist.
Sie bestehen nicht auf PCR-Tests.
Davor schrecken sie offenbar zurück im Moment.
Nein, wir schrecken nicht davor zurück.
Die Tests haben sich bewährt.
Sie sind wichtig, wir brauchen mehr Tests.
Das Hauptziel: Sicherheit gewährleisten.
Sie haben die Inzidenzrate 35 jetzt eingeführt.
Dabei sollte die Inzidenz ja nicht mehr der Maßstab sein.
Warum haben Sie nichts Einleuchtenderes?
Das RKI arbeitet weiter daran.
Die Inzidenz, die Hospitalisierung und die Impfquote.
Damit muss man jeweils die Lage beurteilen.
Das RKI hat uns noch keinen Rechenschlüssel vorgelegt,
aber diese drei Aspekte gehören dazu.
Das hilft uns noch besser, die Lage zu analysieren,
wie es wirklich mit Krankheitsfällen ist.
Das große virtuelle Powwow der Länderregierungsschefs
mit der Kanzlerin drehte sich nicht nur um die Pandemie,
sie haben auch ein 30 Mrd. Euro schweres Hilfspaket
für die Opfer der Flutkatastrophen gepackt.
30 Mrd. sind ein so großer Haufen Geld,
dass es ein Gesetz braucht, ihn auszugeben.
Das wurde heute ganz schnell und einig angeschoben.
Niemand wollte mit Bedenken im Wege stehen,
wenn Hilfe so offensichtlich und dringend gebraucht wird.
Susanne Gelhard berichtet.
Cornelia Weigand, Verbands- bürgermeisterin von Altenahr,
amtiert provisorisch in einem Hotel.
Ihr Rathaus ist nach dem Hochwasser unbrauchbar.
Hier versuchen sie nun eine vorläufige Schadensbilanz,
und die sieht erschreckend aus.
Das Zuhause ist zerstört, das sind die Arbeitsplätze der Menschen,
die Betriebe sind zerstört.
Das ist das Thema:
Wir leben mehrheitlich von Weinbau und Tourismus - das ist zerstört.
Wir brauchen Straßen - die sind zerstört.
Wir brauchen normal Wasser, Abwasser, Strom - das ist zerstört.
Die Eisenbahnlinie ist zerstört.
Also, egal wo Sie anpacken: Es ist wirklich alles zerstört.
Das Ahrtal hat es am härtesten getroffen:
62 Brücken, 800 km Schiene, hunderte km Straße wurden überspült,
42.000 Menschen sind betroffen.
Die Verbindungen nach draußen wieder aufbauen, Menschen Hoffnung geben -
auch das soll der Hilfsfonds leisten, den Bund und Länder
heute beschlossen.
Mit dieser Zusage, dass Deutschland gemeinsam steht
bei dieser großen nationalen Herausforderung, denke ich,
sollte das auch ein Signal sein, an Sie alle,
dass man wirklich auch bereit ist, zu unterstützen und den Wiederaufbau
für alle zu ermöglichen.
In der Zentralen Einsatzleitung des THW in Bonn
ist neben Einsatzorten weltweit das Hochwassergebiet im Ahrtal
seit mehr als drei Wochen ein Schwerpunkt.
Wichtig ist erst mal, dass alle elementaren,
also die Hauptstraßenbereiche, die Brückenbauwerke,
die Schienenbauwerke usw. hergestellt werden,
um schnell in die Schadensgebiete raus- und reinzukommen
und die Logistik, Lebensmittel usw., dass das sichergestellt ist.
Und dann natürlich die Lebensadern der Bevölkerung: Wasser, Gas, Strom.
Bis September soll die Versorgung provisorisch sichergestellt sein.
Der Aufbau einer neuen kommunalen Infrastruktur wird Jahre dauern,
allein im Ahrtal fast 4 Mrd. Euro kosten.
Neben finanzieller Hilfe ist Corne- lia Weigand aber noch mehr wichtig:
Koordination mit Weitblick, und zwar bundesweit,
über Grenzen hinweg.
In Mitteleuropa lebt man mehrheitlich an Wasserwegen.
Schon immer, seit der Römerzeit.
Und insofern betrifft das, was uns jetzt heimgesucht hat, die Gefahr,
dass es Millionen von Menschen in Europa heimsuchen kann.
Und dann ist das hier auch eine Modellregion, zu zeigen,
wie kann man zukünftig an solchen Fließgewässern in Tälern
überhaupt sinnvoll leben.
Einen Brief an die Bundeskanzlerin
und die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin
hat sie bereits geschrieben,
gemeinsam mit den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern im Ahrtal.
Jetzt geht es darum, die Hilfsmilliarden richtig anzulegen.
Die Feuer im Mittelmeerraum lodern weiter.
In der Türkei hat sich die Lage allerdings entspannt.
Und auch nahe der griechischen Hauptstadt Athen
konnten Einsatzkräfte Großbrände unter Kontrolle bringen,
trotz großer Hitze und immer neuer Winde.
Kritisch ist die Lage weiterhin auf der griechischen Insel Euböa.
Die Zahl der Feuerwehrmänner wurde auf 870 erhöht,
darunter auch ausländische Einsatzkräfte.
Hilfe aus Deutschland ist auf dem Weg.
Auch in Italien wüten dutzende Brände.
In Algerien verloren mehr als 30 Menschen ihr Leben
in den Waldbränden.
Polens Ministerpräsident Morawiecki hat Präsident Duda
um die Entlassung eines seiner Stellvertreter gebeten.
Entwicklungsminister Gowin trage die Reformen
der national-konservativen Regierung nicht ausreichend mit.
Hintergrund ist auch der Streit um ein neues Pressegesetz,
gegen das am Abend in ganz Polen Tausende demonstriert haben.
Mit dem neuen Gesetz sollen Rundfunklizenzen
nur noch an europäische Konzerne vergeben werden.
Die Demonstranten fürchten das Aus
für einen führenden privaten Fernsehsender,
der zum amerikanischen Discovery-Konzern gehört.
Wegen des schnellen Vormarschs der Taliban in Afghanistan
raten die in Kabul verbliebenen acht EU-Botschafter
von Abschiebungen in das Krisenland vorerst ab.
In Deutschland haben außerdem 26 Menschenrechtsorganisationen,
darunter Pro Asyl, Caritas und Diakonie,
einen sofortigen Abschiebestopp für Afghanen gefordert.
Nach UN-Angaben wurden in der ersten Jahreshälfte
mehr als 1.650 Zivilisten in Afghanistan getötet.
Die Taliban haben mittlerweile
die siebte Provinzhauptstadt in Afghanistan erobert.
Nach heftigen Kämpfen mit Regierungstruppen
nahmen die Islamisten die Stadt Farah im Westen des Landes ein.
Auch im Norden wird weiterhin erbittert gekämpft.
Aus Angst vor den Taliban sind, so die Vereinten Nationen,
hunderttausende Menschen in Afghanistan derzeit auf der Flucht.
"Alle Räder stehen still, wenn dein starker Arm das will"
war das Kampflied des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins,
Keimzelle der SPD, vor bald 160 Jahren.
Zehn Worte nur - sie packen die Macht der scheinbar Ohnmächtigen
im Kampf gegen Kapital und Staat,
Klein gegen Groß wie beim Ruhrstreik 1889.
Das ist nicht unmodern geworden.
Die kleine Gewerkschaft der Lokomotivführer,
die nur einen winzigen Bruchteil der Bahn-Mitarbeiter*innen vertritt,
lässt die Räder des Riesenunternehmens
gerade 48 Stunden lang zum Großteil stillstehen.
Es geht in schwierigen Zeiten um Geld, um Macht und Egos.
Da spielt schon kaum noch eine Rolle,
dass der Graben zwischen Forderung und Angebot
auf den ersten Blick überbrückbar aussieht.
Der Arbeitskampf beginnt volle Kraft voraus.
Isabel de la Vega berichtet.
Mitten in der Hauptreisezeit werden 75 % der Fernzüge ausfallen,
bis Freitag.
Zugstreichungen und Verspätungen gibt es auch im Nahverkehr.
Die Nachricht vom Bahnstreik ärgert die Kunden:
Ist schon bisschen kurzfristig auch bekanntgegeben worden.
Meine Bahncard werde ich wieder zurückgeben und mit dem Auto fahren.
Das ist kacke auch für Urlauber, die innerhalb von Deutschland
Urlaub machen.
Wenn dann 'n paar Züge fahren,
die aber in der Pandemie gestopft voll sind,
dass da mal nix passiert.
Mit Angriffslust und Klassenkampf-Rhetorik
präsentiert der Gewerkschaftschef seine Streikankündigung.
Wer den Arbeitnehmer*innen
in die Taschen greift und sich selbst schamlos bedient,
der hat eine Antwort verdient, wie wir sie geben werden.
"Sich selbst schamlos bedienen" - Fakt ist, dass die Bahn-Manager
zuletzt auf Boni und Gehalts- steigerungen verzichtet haben.
Für ihre Mitglieder fordert die GDL Lohnsteigerungen.
Insgesamt 3,2 % und einen Corona-Bonus von 600 Euro.
Die Deutsche Bahn bietet 3,2 % mehr Lohn,
doch erst ab dem kommenden Jahr und ohne Bonus.
Man liegt nicht so weit auseinander.
Warum dann überhaupt ein Streik?
Es geht um einen Machtkampf - zwischen der kleinen GDL
und ihrer großen Konkurrenz- gewerkschaft, der EVG.
Wer die meisten Mitglieder gewinnt,
hat bei den Tarifabschlüssen das Sagen.
So will es das neue Tarifeinheitsgesetz.
Mit einem erfolgreichen Streik kann die GDL für sich werben.
Sie wollen mehr Mitglieder, sie wollen mehr Einfluss
und dies können Sie nur zulasten der EVG erreichen
und dies führt zu einer Kraftprobe, die den Konzern als Ganzes
erheblich unter Druck setzt.
Corona-Ausfälle, Flutschäden und ein Milliarden-Verlust
im ersten Halbjahr - für die Bahn wäre eine Streikserie
eine weitere, große Belastung, die man gern abwenden würde.
Ich appelliere, dass sie zurück- kommen an den Verhandlungstisch
und wir sind sicherlich in der Lage, diese Themen in kürzester Zeit
zu lösen, ohne, dass wir die Kund*innen
in dieser Weise belasten müssen.
Die sind jetzt auf Ersatzfahrpläne der Bahn angewiesen
und die versprochenen großzügigen Regelungen
zu Umbuchungen und Stornierungen.
Frank, als erstes wurden heute Abend die Güterzüge bestreikt,
ab 2 Uhr kommen die Passagiere dran.
Was bedeutet das für die Versorgung der Wirtschaft?
Die ist ja schon ziemlich gestresst.
Ja, und so waren sich die Chefvolkswirte,
die Wirtschaftsforscher und die Verbandsvertreter
heute in zwei Punkten einig.
Erstens, es kommt zur Unzeit.
Die Wirtschaft kämpft bereits an vielen Orten
mit Lieferschwierigkeiten.
Und das könnte sich jetzt noch zuspitzen,
wenn es nun auch noch auf der Schiene Engpässe gäbe.
Tenor der Experten: Das Handeln der GDL
könne die schwierige Erholung der deutschen Wirtschaft gefährden.
V.a. dann, sollten sich diese Arbeitskämpfe
bei der Bahn hinziehen,
weil natürlich immer mehr Teile in den Produktionen fehlen könnten.
Die Gewerkschaft begründet ihren kämpferischen Kurs auch damit,
dass Bahnvorstände und Manager angeblich Geld abgreifen,
während das Personal de facto Lohnkürzungen verkraften müsse.
Was ist da dran?
Claus Weselsky erneuerte heute seine Vorwürfe diesbezüglich
ja sogar noch mal.
Die Deutsche Bahn habe vor,
den Lokführern von ihren 150 Euro Betriebsrente
50 Euro wegzunehmen, sagte Weselsky,
während die Altersvorsorge im Management üppig sei.
Und da würden wir, so der Gewerkschaftsboss,
über fünfstellige Summen monatlich reden.
Der Bahnvorstand verteidigt sich, spricht davon,
dass die Bahn seinen Mitarbeitern höhere Betriebsrenten zahlen würde
als die konkurrierenden Eisenbahngesellschaften.
Und dass die Führungskräfte zudem wegen Corona
auf Bonuszahlungen verzichtet hätten.
Unterm Strich zu wenig für Weselsky,
der sich heute äußerst kampfbereit zeigte.
Des Wahlkampfs heiße Phase, falls es die je gibt, soll jetzt beginnen.
Parteien inszenieren eine nach der anderen ihren Auftakt dazu.
Heute die AfD, wobei es schon beim Auftakt schwierig wird.
Die AfD ist so tief gespalten,
dass niemals alle nach einem Takt laufen würden.
Die heißen Fragen um Macht, Inhalte und Führung
werden vorsichtshalber erst nach der Wahl gestellt.
AfD-Wähler können nicht wissen,
welchen Kurs sie am Ende unterstützen.
Aktuelle Themen spielen der Partei nicht in die Hände.
Zu Corona gibt es keine einheitliche Linie.
Zum Klimaschutz keine, die zu den aktuellen Bildern passen würde.
Die AfD hat es schwer, berichtet Christiane Hübscher.
Zwei, die verschiedener nicht sein könnten
und doch gemeinsam durch Deutschland touren müssen:
die BWLerin Alice Weidel aus dem Westen
und der ehemalige Malermeister Tino Chrupalla aus Sachsen.
Seine Arbeitskluft soll wohl sagen: Ich bin einer von euch.
Tino malert jetzt noch die Querwand da hinten
und ist jetzt gleich zur Stelle.
Und ich wünsche euch viel Spaß
bei unserem bundesweiten Wahlkampfauftakt hier in Schwerin.
Während er sich umzieht, versucht sie,
in den Wahlkampfmodus zu kommen.
Vor etwa 350 Zuhörern spricht sie viel von der alten Bundesrepublik,
davon, dass Deutschland wieder stolz auf sich sein müsse.
Die Corona-Politik aber trenne das Land ideologisch in Täter und Opfer.
Offenkundig soll diese Gesellschaft hier gespalten
und gegeneinander aufgehetzt werden.
Wir stehen für ein anderes Modell, für ein Deutschland,
in dem wir einander nicht die Taten
längst verstorbener Generationen vorwerfen,
um daraus politischen Profit zu schlagen,
sondern Gräben zuzuschütten.
Nach 20 Minuten, mitten in ihrer Rede,
bringt der Lärm der Gegendemonstranten
Weidel spürbar aus dem Konzept.
Ich mag's nicht so gerne, gegen was anzuschreien,
wenn so viel Krach ist, da musste man einfach mal am Ton arbeiten.
Es läuft nicht rund für die AfD,
ein Wahlkampfschlager wird dringend gesucht.
In der Corona-Krise dringt die in Teilen rechtsextreme Partei
kaum durch, die Umfragen liegen bei mauen 10 bis 11 %.
Parteichef Chrupalla weiß, schuld ist auch der innere Richtungsstreit,
der die Partei zu zerreißen droht.
Wir sind stark, wenn wir uns einig sind,
wenn wir zusammenhalten und uns gegenseitig unterstützen,
anstatt uns gegenseitig in den Medien in die Pfanne zu hauen,
um als Saubermann dazustehen.
Das geht klar gegen ihn: Co-Parteichef Jörg Meuthen,
heute 600 km entfernt in Baden-Württemberg.
Es sind keine gemeinsamen Wahlkampfauftritte
von ihm und Chrupalla geplant.
Die beiden liegen über Kreuz,
zuletzt über die Personalie Helferich.
Der Dortmunder Landesvize hatte in internen Chats
Nazivokabular verwendet.
Der Bundesvorstand entschied mehrheitlich
nur für eine Ämtersperre,
nicht für ein Partei- ausschlussverfahren.
Meuthen überstimmt.
Ich bin da anderer Meinung.
Ich hätte ein Parteiausschluss- verfahren ausdrücklich begrüßt,
habe dafür auch votiert, mich dafür eingesetzt.
Aber so ist das.
Die Mehrheit hat sich anders ergeben.
Wir tolerieren dieses Verhalten in keinster Weise.
Er ist gesperrt für zwei Jahre als stellvertretender Landesvorsitzender
aus den Ämtern der Partei.
Das ist die zweithärteste Strafe.
Tino Chrupalla sprach heute in seiner Rede von einer Schicksalswahl
Unklar, ob er damit das Land oder seine Partei meint.
Der Gouverneur des US-Bundesstaats New York, Andrew Cuomo, tritt zurück.
Damit zieht der 63-Jährige die Konsequenzen
aus Vorwürfen mehrerer Frauen wegen sexueller Belästigung.
Der demokratische Politiker, seit zehn Jahren im Amt,
wies die Vorwürfe zugleich zurück.
Wegen der Affäre hatten Republikaner und auch US-Präsident Biden
seinen Rücktritt gefordert.
Weltweit wird heute der Opfer von Menschenrechtsverletzungen
im Zusammenhang mit angeblicher Hexerei gedacht.
Der Internationale Tag gegen Hexenwahn
weist auf das Schicksal von Frauen hin,
die als Hexen beschuldigt, gefoltert und getötet werden.
Das Martyrium von Frauen aus Papua-Neuguinea
hatte weltweit für Aufsehen gesorgt.
Sie fanden u.a. Schutz bei einer Schweizer Ordensfrau.
Nach Angaben des katholischen Hilfswerks missio
werden in über 40 Ländern der Welt Frauen bis heute
fälschlicherweise als Hexen diffamiert und verfolgt.
Der sechsmalige Weltfußballer Lionel Messi
steht offenbar kurz vor einem Wechsel zu Paris Saint-Germain.
Nach 21 Jahren beim FC Barcelona war kein neuer Vertrag
zwischen dem Topspieler und seinem Stammverein zustande gekommen.
Heute landete der 34 Jahre alte Argentinier
in der französischen Hauptstadt und wurde von Fans bereits gefeiert.
Paris Saint-Germain hat die Verpflichtung
zwar noch nicht offiziell bestätigt,
ein Werbespot des Vereins aber macht Versprechungen
und für morgen ist eine Pressekonferenz angekündigt.
Hansi Flick hat einen Job und eine Reise angetreten.
Der Job ist Fußball-Bundestrainer.
Die Reise soll zurück an die Weltspitze führen.
Also eine weite Reise, nach allem, was war.
Das Reiseziel kennt er, da war er schon, als Assistent,
damals noch im Schatten von Jogi Löw.
Hier bei der WM 2014 in Brasilien, Weltspitze.
Zurück dorthin ist die Aufgabe.
Eine, weiß Gott, weite Reise von da, wo die Mannschaft heute steht,
aber man traut es dem Mann zu.
Kein Wunder - nur ein starker Mann kann erlauben,
dass man ihn Hansi nennt.
Lars Ruthemann berichtet.
Viel passender hätte die Symbolik kaum sein können.
Die Präsentation des neuen Nationalmannschafts-Baumeisters
auf der Baustelle der DFB-Akademie im Frankfurter Süden,
bei der Übergangs-Präsident Peter Peters
eingangs eine Vokabel etwas überstrapazierte.
Eine Aufbruchstimmung...
...die Aufbruchstimmung...
...diese Aufbruchstimmung...
es steht ja für die Aufbruchstimmung...
...für die nun also vor allem Hansi Flick sorgen soll.
Gut erholt, voller Tatendrang, mit einem stark verjüngten Trainer-Team.
Ich kann wirklich sagen, dass ich total happy bin und auch stolz,
hier als Bundestrainer zu sitzen.
Ich bin ein absoluter Teamplayer, deswegen ist es einfach wichtig,
dass wir alle hier so eine All-in-Mentalität bekommen.
Das heißt, wir wollen möglichst All- in, das kennen wir alle vom Pokern.
Dort geht man vor allem dann All-in,
wenn man quasi nichts mehr zu verlieren hat.
Der deutsche Fußball hat viel verloren in den vergangenen Jahren -
nicht nur Fußballspiele.
Die Menschen müssen wir insgesamt wieder zurückgewinnen,
auch mit der Nationalmannschaft, aber auch mit dem ganzen DFB.
Fußballerisch steht Flick
für einen attraktiven, offensiv ausgerichteten Spielstil.
Ganz das Gegenteil also von der Art und Weise,
wie sich Deutschland bei der EM gegen England
aus dem Turnier verabschiedet hat.
Das war ängstlich, ohne Esprit.
Mit Blick aufs Personal
und den immer wiederkehrenden Fragen nach Mats Hummels und Thomas Müller
lässt sich der Neue nur so viel entlocken:
Die Besten werden eingeladen und wenn sie Topleistung abrufen,
wovon ich ausgehe, dass sie das noch können,
dann sind sie auch ein Teil von dieser Mannschaft.
Anfang September wird's dann ernst,
die ersten drei Pflichtspiele stehen an in der WM-Qualifikation
gegen Liechtenstein, Armenien und Island.
Klingt erstmal machbar für den neuen Baumeister.
Nun siegt mal schön, empfahl einst Theodor Heuss,
Deutschlands erster Bundespräsident,
einer kleinen, frühen Manövertruppe der Bundeswehr.
Und Nazan Gökdemir meldet sich gegen 0.10 Uhr
mit unserem "heute journal up:date".