heute journal vom 22.01.2021 - Deutsche Infektionszahlen sinken
Guten Abend,
auch heute richtet sich der Blick erstmal aufs Corona-Geschehen
in Deutschland, so bald werden wir das Thema auch nicht los.
Sorge bereiten die mutierten Viren aus Großbritannien,
Südafrika und Brasilien.
Die brasilianische Mutation wurde jetzt in Deutschland
auch erstmals nachgewiesen,
bei einer Person, die am Donnerstag von dort eingereist ist.
Für Auslandsreisen aller Art gelten ab heute übrigens
teils verschärfte Regeln und neue Einteilungen von Risikogebieten,
zu finden auf der Internetseite des Robert Koch-Instituts.
Die Zahl der täglich neu gemeldeten Infektionen sinkt,
sie ist aber immer noch hoch, wie auch die Zahl der Toten.
Mehr als 50.000 sind insgesamt inzwischen zu beklagen.
Andreas Huppert berichtet.
Ein Licht im Fenster – eine Aktion des Bundespräsidenten zum Gedenken.
Von heute an sollen Bürger*innen so
an die Toten der Corona-Pandemie erinnern.
Wir sollten ein Licht ins Fenster stellen,
als ein Zeichen der Solidarität, des Mitgefühls in diesen dunklen Zeiten.
Es werde endlich Licht in Sachen Corona – so die Hoffnung.
Die Hoffnung auf ein schnelles Ende, dies teilen Mediziner
und der Gesundheitsminister in ihrer Pandemiebewertung allerdings nicht.
Die Zahlen entwickeln sich in die richtige Richtung.
Aber sie sind immer noch auf zu hohem Niveau.
Zusammenfassend erkennen wir an den deutlich sinkenden Patientenzahlen
auf den Intensivstationen
erste positive Wirkungen des aktuellen Lockdowns.
Aber wir sind noch weit weg von einer Situation,
in der man von einer Entspannung sprechen kann.
Zu viel Aber.
Zwar sinken die Infektionen.
Aber: Allein die Zahl der Toten müsse Mahnung genug sein,
jetzt nicht voreilig zu lockern.
Insgesamt sind seit Beginn der Pandemie
50.642 Menschen in Verbindung mit Covid-19 gestorben.
Das sind die offiziellen Meldezahlen.
Und das ist eine bedrückende, für mich schier unfassbare Zahl.
Hoffnung gibt das Impfen, darauf setzen die Experten.
Für sie ist das
das so oft beschriebene Licht am Ende des Tunnels.
Unser Ziel ist es, Stand heute, im Sommer jedem, der möchte,
ein Impfangebot zu machen und die Pandemie zu überwinden.
Im Schloss Bellevue brennt das Licht der Anteilnahme.
Nach Ostern will der Bundespräsident in einer zentralen Gedenkfeier
an die Toten der Pandemie erinnern.
In den USA rechnet Präsident Biden damit, dass im Februar
die Zahl der Corona-Toten eine halbe Million erreichen wird.
Bei Corona-Maßnahmen geht es dem amerikanischen Präsidenten übrigens
nicht ganz unähnlich wie der deutschen Kanzlerin:
Er hat in einem föderalen Staat da nur begrenzt Einfluss.
Das hat in der Krise zum Teil auch geholfen,
weil einige der US-Bundesstaaten nicht den Einschätzungen
von Donald Trump folgten,
sondern sich selbst für Shutdowns entschieden.
Allerdings gab es dabei dann oft keine Unterstützung mehr
aus Washington.
Auch ist Washington u.a. zuständig für die Beschaffung und Verteilung
von Tests und Impfstoffen und ähnlichem,
und kann umfängliche Finanzhilfen anbieten.
Das wird Joe Biden jetzt auch tun, berichtet Benjamin Daniel.
Wo jetzt eines der größten kalifornischen Impfzentren steht,
war früher eine riesige Einkaufsmall.
Die ging aufgrund der Pandemie pleite,
wie so viele Unternehmen und Betriebe in Amerika.
Auch deshalb will die neue Administration keine Zeit verlieren,
ihr Hilfsprogramm für die Wirtschaft umzusetzen.
Durch die neue Verordnung soll unter anderem
die finanzielle Unterstützung für die Staaten erhöht werden,
um die Kosten zu decken für Nationalgardisten, Notfall-Equipment
und den Aufbau von Impfzentren.
Außerdem will Biden 100 Mio. Impfungen
in den ersten 100 Tagen seiner Präsidentschaft sehen.
Dafür hatte er einen rund 200 Seiten dicken Aktionsplan vorgelegt.
Wir werden einen eigenen Covid-19- Pandemie-Ausschuss einrichten.
Der wird sich intensiv mit dem Thema “Testen“ beschäftigen
und sicherstellen, dass die Kapazitäten da vorhanden sind,
wo sie gebraucht werden.
Der führende US-Virologe Fauci gab früh am Morgen eine Pressekonferenz.
In jedem Fall werden wir alles 100 % transparent machen,
offen und ehrlich.
Wenn mal etwas schief geht, zeigen wir nicht mit dem Finger
auf jemanden, aber korrigieren den Fehler.
Und alles, was wir tun,
wird auf wissenschaftlicher Grundlage geschehen.
Während man im Weißen Haus heute nach vorn blickt, beschäftigte sich
der Kongress auch mit der Aufarbeitung der Vergangenheit.
So teilten die Spitzen der Demokraten im Kongress mit,
dass das Amtsenthebungsverfahren gegen Donald Trump
am Montag in den Senat weitergeleitet wird.
In den USA entging Beobachtern nicht,
wieviel gelöster Dr. Fauci plötzlich wirkte, als sei ihm eine schwere Last
von den Schultern genommen.
Donald Trump hatte ihm übel mitgespielt, man stelle sich vor,
in Deutschland würde der Leiter des Robert Koch-Instituts
von der Bundeskanzlerin als Idiot beschimpft, während sie selbst
zugleich wirkungslose Medikamente empfiehlt
oder über das Spritzen von Desinfektionsmitteln sinniert.
All das ist unter Trump ja tatsächlich geschehen.
Von den Corona-Ignoranten in höchsten Staatsämtern großer Nationen
ist jetzt eigentlich nur noch Brasiliens Bolsonaro übrig.
Dessen konzeptloses Durchseuchen-Lassen
hat längst furchtbare Folgen,
wie unser Korrespondent Christoph Röckerath berichtet.
Es ist Hochsommer in Rio.
Und es sieht so aus wie immer, aktuelle Bilder:
Die Strände sind voll.
Das Leben geht weiter, sagen die einen.
Die anderen begraben ihre Toten, so wie hier in Sao Paulo.
Oder sie betteln um Einlass vor den Krankenhäusern,
wie in der Amazonasmetropole Manaus, wo sich die Zahl
der täglichen Todesfälle binnen eines Monats fast verzehnfacht hat.
Ein Mann schnappt sterbend nach Luft, sein Sohn filmt ihn
und fleht um Hilfe an der verschlossenen Tür.
Derzeit trauriger Alltag in Manaus.
Die Menschen sterben.
Das ist kein Spiel, das ist kein Spiel.
Hilfe! Wo bleibt der Sauerstoff für die Krankenhäuser?
Zu wenig Betten und kein Sauerstoff.
Mehrere Patienten teilen sich eine Flasche.
Und auf der Straße warten Hunderte auf Sauerstoff, um ihre Angehörigen
wenigstens zuhause versorgen zu können.
Zudem wird aus Manaus eine neue Mutation des Virus gemeldet.
Noch ist nicht sicher, wie gefährlich sie ist.
Aber für Wissenschaftler ist sie die Folge des Versagens
der brasilianischen Regierung im Umgang mit der Pandemie.
Wenn man dem Virus freien Lauf lässt, dann führt das nicht nur
zu einem Zusammenbruch des Gesundheitssystems.
Man schafft auch die perfekte Umgebung für Mutationen.
Präsident Bolsonaro hat die Krankheit von Anfang an
heruntergespielt und zuletzt sogar Stimmung gemacht
gegen die nur schleppend anlaufenden Impfungen,
weil seine Regierung auch hier spät gehandelt hat.
Die Folge: Die Corona-Zahlen in Brasilien rasen nach oben,
und die Proteste gegen den Präsidenten werden wieder lauter.
Und jetzt die Nachrichten von Heinz Wolf.
Nachdem sich Armin Laschet beim Online-Parteitag
als Kandidat für den CDU-Vorsitz durchgesetzt hat,
ist er auch in der anschließenden Briefwahl von den Delegierten
für das Amt bestätigt worden.
Auf Laschet entfielen 83,35 % der Briefwahlstimmen,
verkündete der Wahlvorstand heute in Berlin.
Damit ist die Entscheidung des Online-Parteitags
am vergangenen Samstag rechtskräftig,
bei dem sich Laschet am Ende in einer Stichwahl gegen Friedrich Merz
durchgesetzt hatte.
Die AfD klagt vor dem Verwaltungsgericht Köln
gegen das dort ansässige Bundesamt für Verfassungsschutz.
Die Partei hat zwei Klagen und zwei Eilanträge eingereicht.
Darin beantragt die AfD, dem Verfassungsschutz zu verbieten,
sie als Verdachtsfall einzustufen und dies öffentlich bekanntzugeben.
Eine Gerichtssprecherin kündigte für Montag eine Zwischenentscheidung an.
Nach Medienberichten will das Bundesamt für Verfassungsschutz
in der kommenden Woche eine Entscheidung
über den weiteren Umgang mit der AfD treffen.
Vor dem Landgericht Leipzig hat der Prozess gegen einen
ehemaligen Bundeswehrsoldaten der Elite-Einheit KSK begonnen.
Er soll unerlaubt Waffen und Sprengstoff
auf seinem Grundstück gelagert haben.
Zu Prozessbeginn äußerte sich der 45-Jährige zu den Vorwürfen.
Er habe mit den Waffen seine Soldaten bestmöglich ausbilden wollen.
Bei einer Razzia im vergangenen Mai waren neben Waffen
u.a. auch Sprengstoff und mehrere 1.000 Stück Munition entdeckt worden.
Mehr als ein Jahr nach dem Tod von 39 Vietnamesen in Großbritannien
hat ein Gericht in London vier angeklagte Männer
zu Haftstrafen zwischen 13 und 27 Jahren verurteilt,
u.a. wegen Menschenhandels und fahrlässiger Tötung.
Ende Oktober 2019 waren die 39 Migranten
tot in einem Lkw nahe London gefunden worden.
Sie starben an Sauerstoffmangel und Überhitzung.
Zurück nach Deutschland und zu den Wetteraussichten für morgen:
Von Vorpommern bis nach Oberbayern regnet und schneit es
v.a. am Vormittag zum Teil kräftig.
Auch im Südwesten kommt am Nachmittag Regen und Schnee auf.
Dazwischen bleibt es meist trocken.
Auch in den nächsten Tagen geht es winterlich mit Schnee
oft bis ins Flachland weiter.
Das war's auch schon von uns.
Um 0.15 Uhr gibt es dann unser "heute journal up:date"
mit Hanna Zimmermann. Bis morgen, auf Wiedersehen.