heute journal vom 26.06.2021 - Würzburg am Tag danach - Neue Erkenntnisse nach Messerattacke
Guten Abend.
Wir bringen Sie auf den neuesten Stand der Nachrichten
und die müssen auch heute Abend in Würzburg beginnen.
Wo viele drängende Fragen noch offen sind, am Tag danach.
Würzburg trauert um drei Frauen, bangt und betet für eine weitere,
die noch in Lebensgefahr schwebt,
nach der Messerattacke gestern Nachmittag in der Innenstadt.
Die Polizei ermittelt, ob der mutmaßliche Täter,
ein 24 Jahre alter Somalier, einen islamistischen Hintergrund hat.
Jutta Sonnewald.
Bis in die Abendstunden kommen die Menschen in Würzburg an den Tatort.
Mit Blumen und Kerzen für diejenigen,
die hier gestern ihr Leben verloren haben.
Schon schlimm, das hätte ja jeder von uns sein können.
Der Angreifer hat brutal auf unbekannte Menschen eingestochen,
seine Opfer fast ausschließlich Frauen.
Mutige Passanten hielten ihn auf mit Besen und Stühlen,
bis die Polizei den Täter mit einem Oberschenkelschuss stoppte.
Yvonne Kunkel vom nahegelegenen Lokal Hotvolee
hat das ganze Geschehen miterlebt.
Man hat nur Schreie gehört
und alle Leute sind hier in die Richtung gerannt.
Bei uns im Laden haben Mädchen Unterschlupf gesucht.
Wie in einem schlechten Film, sag ich jetzt mal.
Bei dem mutmaßlichen Täter, gegen den heute Haftbefehl erlassen wurde,
handelt es sich um einen 24-Jährigen Somalier,
der legal in Deutschland lebt.
Seit 2015 in Würzburg, zuletzt in diesem Obdachlosenheim.
Er war in psychiatrischer Behandlung.
In seiner Unterkunft fanden die Ermittler mögliche Hinweise
auf ein islamistisches Motiv.
Heute kam der Hinweis rein,
dass dort auch noch Schriftmaterial mit Hassbotschaften waren.
Dieses Material haben wir sichergestellt.
Es ist aber noch nicht ausgewertet.
Unter den sechs Schwerverletzten ist auch ein 11-Jähriger Junge.
Seine Mutter wurde bei dem Amoklauf getötet.
Eine Frau schwebt noch in Lebensgefahr.
Morgen soll es im Würzburger Dom für sie und die anderen Opfer
dieses schrecklichen Attentates einen Gedenkgottesdienst geben.
Felix Zimmermann aus unserer Rechtsredaktion.
Islamistisch motivierte Tat steht im Raum,
psychisch krank steht im Raum.
Lässt sich das denn überhaupt so exakt abgrenzen
und schließt es sich gegenseitig aus?
Nein, allgemein kann man sagen,
das kann man nicht so abgrenzen.
Es gab in der letzten Zeit einige Fälle, wo beide Motive vorlagen.
Zum Beispiel auch in Hanau.
Bei Einzeltätern zeigen Studien,
dass sie häufiger psychisch labil sind als bei Gruppen.
Das bedeutet aber keine Relativierung.
Die Gesellschaft muss sich fragen, ob es strukturelle Probleme gibt.
Der mutmaßliche Täter genießt in Deutschland als Asylbewerber
"subsidiären Schutz".
Was ist das?
Das bedeutet, er ist nicht als politisch verfolgt da anerkannt,
aber er ist legal hier.
Weil ihm in seinem Herkunftsland Schaden droht.
Wir haben die Situation, er kommt aus Somalia,
dort herrscht seit 30 Jahren Bürgerkrieg.
Das hat ihn vielleicht auch in seiner Brutalität beeinflusst.
Da könnte ein Gutachten der Staatsanwaltschaft Aufschluss geben.
Einen Tag nach dem Anschlag im westafrikanischen Mali
sind mehrere verletzte Bundeswehrsoldaten
zurück in Deutschland:
Die Luftwaffe flog sie zum Flughafen Köln-Bonn.
Die übrigen der insgesamt zwölf verletzten Deutschen sollen
mit einer zweiten Maschine nach Stuttgart gebracht werden.
Bei dem Selbstmordanschlag
war auch ein belgischer Blauhelm-Soldat verwundet worden.
Schauen wir auf die Corona-Pandemie,
bei der sich die Delta-Variante immer weiter ausbreitet.
Deshalb müssen sich Reisende auf weitere Einschränkungen einstellen.
So stufte die Bundesregierung nun auch Portugal und Russland
als Virusvariantengebiete ein.
Damit gelten bei der Einreise aus diesen Ländern strenge Regeln,
zum Beispiel bei der Quarantäne.
Zunehmend mehren sich auch Stimmen,
die für Reiserückkehrer weitere Testpflichten fordern.
Die CSU pocht weiter auf eine erweiterte Mütterrente
und positioniert sich damit für mögliche Koalitionsverhandlungen
nach der Bundestagswahl.
Für eine Regierungsbeteiligung sei die Umsetzung eine Grundbedingung,
so Parteichef Söder.
Die CDU ist gegen das Projekt,
deshalb findet sich die Forderung nicht im gemeinsamen Wahlprogramm.
Unbekannte Flugobjekte, deren Herkunft sich niemand erklären kann.
Rund 140 solcher "Luftphänomene"
hat allein das US-Militär in den vergangenen Jahrzehnten gesichtet.
Das geht aus einem mit Spannung
erwarteten Geheimdienstbericht hervor.
Hinweise auf Aliens habe man nicht.
Vielmehr stelle sich die Frage, ob hinter einigen Objekten
neue Rüstungstechnik stecken könnte - zum Beispiel aus Russland oder China.
Wenn es in Berlin so bunt zugeht, dann ist Christopher Street Day.
Drei getrennte Paraden zogen heute zum Alexanderplatz,
um für Gleichberechtigung sexueller Minderheiten zu demonstrieren,
wie immer mit viel guter Laune.
Normalerweise treffen sich Hunderttausende zum CSD,
coronabedingt waren es dieses Mal nur mehrere Tausend.
Eine Industriemesse eröffnen oder eine Autobahnbrücke,
das ist Politiker-Routine.
Der Präsident der Türkei liebt es größer, deutlich größer
und gern mit Superlativ.
Recep Tayyip Erdogan ließ die größte Moschee der Türkei bauen,
den größten Flughafen der Welt, einen Tunnel
und eine neue Brücke unter und über den Bosporus.
Und jetzt einen Kanal,
der Marmarameer und Schwarzes Meer verbindet.
Der aus Sicht von Umweltschützern katastrophale Folgen hätte
und der die Türkei spaltet, gleich mehrfach.
Jörg Brase.
Westlich des Bosporus, am Rande Istanbuls soll er entstehen.
45 Kilometer lang, rund 10 Mrd. Euro teuer.
Sechs Brücken, Übersee- und Yachthäfen,
ganze Städte sollen dort gebaut werden.
Ein Wirtschafts- und Transportzentrum.
Der "Kanal Istanbul" ist das jüngste Megaprojekt
des türkischen Präsidenten.
Wir werden unseren Kampf bis zum Ende fortsetzen,
um unserer Nation solche Kunstwerke wie den Kanal zu schenken.
Und um die Türkei unter die zehn größten Wirtschaftsnationen
der Welt zu bringen.
Per Knopfdruck startet er ein Projekt,
an dem sich die Geister scheiden.
So lehnt Istanbuls Bürgermeister Ekrem Imamoglu den Kanal ab,
auch aus politischen Gründen.
Imamoglu vertritt die größte Oppositionspartei CHP,
ist ein politischer Gegner Erdogans.
Wir sind dagegen, weil das Projekt Istanbul bedroht.
Es bedroht unsere Wasserquellen, unsere Natur.
Es ist eine Bedrohung für unsere Erdbebensicherheit
und unsere Lebensqualität.
Die zukünftige Kanalstrecke
verläuft teilweise mitten durch Naturschutzgebiete.
Mit den Grundstücken in dem Gebiet wird bereits kräftig spekuliert.
Umweltschützer kritisieren, dass die Natur den Geschäftsinteressen
einiger weniger geopfert werden soll.
Betroffen ist die Region, die Istanbul mit Trinkwasser versorgt.
Und das Marmarameer wird gerade
durch eine Algenschleim-Plage bedroht.
Die wird mit dem Kanal noch größer werden.
Wer den Kanal finanziert und wie,
hat der Präsident noch nicht verraten.
Nur, dass er ihn bauen wird, koste es, was es wolle.
Kurz noch die zwei Glückssachen des Tages - zunächst die Lottozahlen:
Das Wetter zeigt sich morgen sonntagstauglich,
hier sind die Aussichten:
Uns erwartet ein Mix aus Sonne und Wolken.
Nur ganz im Westen und im Bergland
kann es nachmittags einzelne gewittrige Schauer geben.
Die neue Woche startet dann mit viel Sonne,
im Westen kann es wieder gewittern.
Dienstag und Mittwoch sind bei schwül-warmer Luft
auch wieder Unwetter mit Starkregen, Hagel und Sturmböen möglich.
Damit sagen wir: danke für Ihr Interesse
und wünschen einen angenehmen Fußballsamstag.
Machen Sie's gut.