×

LingQ'yu daha iyi hale getirmek için çerezleri kullanıyoruz. Siteyi ziyaret ederek, bunu kabul edersiniz: cookie policy.


image

Priester und Detektiv: G. K. Chesterton (1874 - 1936), Gilbert Keith Chesterton: Das blaue Kreuz Teil 1

Gilbert Keith Chesterton: Das blaue Kreuz Teil 1

Das blaue Kreuz 1

Zwischen dem Silberbande des Morgens und dem grünen, glitzernden Bande der See legte das Dampfboot in Harwich an und ließ einen Schwarm Volkes entweichen, aus dem der Mann, dem wir folgen müssen, keineswegs hervorstach – noch es zu tun wünschte. Außer einem leichten Gegensatze zwischen der feiertäglichen Lebhaftigkeit seiner Kleidung und dem offiziellen Ernste seines Gesichtes war nichts Bemerkenswertes an ihm. Zu seiner Kleidung gehörte eine leichte, hellgraue Jacke, eine weiße Weste und ein Silberstrohhut mit blaugrauem Bande. Sein mageres Gesicht, das der Gegensatz dunkel erscheinen ließ, endete in einen kurzen, schwarzen Spitzbart, der spanisch aussah und eine Halskrause, wie man sie unter Elisabeth trug, zu verlangen schien. Mit dem Ernste eines Müßiggängers rauchte er eine Zigarette. Nichts an ihm deutete an, daß die graue Jacke einen geladenen Revolver, die weiße Weste einen Polizeipaß oder der Strohhut einen der scharfsinnigsten Köpfe Europas bedeckte. Denn es war Valentin selbst, das Haupt der Pariser Polizei und die berühmteste Spürnase der Welt, und er befand sich auf dem Wege von Brüssel nach London, um die bedeutendste Verhaftung des Jahrhunderts vorzunehmen.

Flambeau war in England. Die Polizei dreier Länder hatte endlich die Spuren des großen Verbrechers von Gent nach Brüssel und von Brüssel nachdem Hoek van Holland verfolgt; man mutmaßte, er würde die günstige Gelegenheit des Durcheinanders und des Fremdenandranges beim Eucharistischen Kongresse, der damals in London tagte, ausnützen. Wahrscheinlich würde er als irgendwelcher niedere Geistliche oder als eine Art von Kongreßsekretär reisen, aber gewiß konnte das natürlich Valentin nicht wissen; bei Flambeau war niemand sicher.

Es sind jetzt viele Jahre her, seit dieses Ungetüm eines Verbrechers, das die Welt in Angst hielt, plötzlich verschwand, und als es verschwand, war, wie man dies nach dem Tode Rolands sagte, eine große Ruhe auf Erden entstanden. Doch in seinen besten Tagen (ich meine natürlich seine schlimmsten) war Flambeau eine ebenso überragende und internationale Gestalt wie der Kaiser. Nahezu jeden Morgen berichteten die Blätter, daß er sich den Folgen eines außergewöhnlichen Verbrechens dadurch entzogen habe, daß er ein neues beging. Flambeau war ein Gaskogne von riesigem Wuchse und wahrer Tollkühnheit, und die wildesten Dinge erzählte man sich von den Ausbrüchen seines athletischen Temperamentes, z. B. wie er den Untersuchungsrichter auf den Kopf stellte, um ihm den Verstand zu klären, oder wie er mit je einem Polizisten unterm Arme die Rue de Rivoli hinabrannte. Um aufrichtig gegen ihn zu sein, muß jedoch gesagt werden, daß er seine ungewöhnliche Körperkraft im allgemeinen selten in solch unblutigen, wenn auch seiner Würde wenig förderlichen Auftritten zur Anwendung brachte;seine eigentlichen Verbrechen bestanden hauptsächlich in geistvollen, erfindungsreichen Räubereien im großen Stile. Doch jeder seiner Diebstähle bildete nahezu eine neue Art von Vergehen und würde für sich schon eine besondere Geschichte ausmachen. Er war es, der die große Tiroler Molkerei-Gesellschaft in London ins Leben rief, ohne Molkerei, ohne Kühe, ohne Karren, ohne Milch, jedoch mit einigen tausend Abnehmern. Diese bediente er einfach dadurch, daß er die kleinen Milchkannen vor anderer Leute Türen vor die seiner eigenen Kunden schob. Er war es gewesen, der einen unerklärlichen und geheimen Briefwechsel mit einer jungen Dame unterhielt, der aufgefangen wurde, und wobei er sich des außerordentlichen Tricks bedient hatte, seine Mitteilungen in unendlicher Verkleinerung auf Mikroskops zu photographieren. Eine große Einfachheit kennzeichnete jedoch viele seiner Versuche. Einmal soll er in der Totenstille der Nacht alle Hausnummern einer Straße übermalt haben, nur um einen Reisenden in eine Falle zu locken. Es ist vollkommen richtig, daß er einen tragbaren Briefkasten erfunden hatte, den er in ruhigen Vorstädten an den Ecken anbrachte, um etwaige Postanweisungen abzufangen. Kürzlich noch lernte man ihn auch als geschickten Akrobaten kennen; trotz seiner mächtigen Gestalt wußte er wie eine Heuschrecke zu springen und wie ein Affe in den Baumkronen zu verschwinden. Daher war sich der große Valentin, als er Flambeau zu finden sich anschickte, vollkommen bewußt, daß, wenn er ihn auchgefunden haben würde, damit seine Abenteuer nicht beendet wären.

Doch wie sollte er ihn finden?

Darüber waren Valentins Gedanken noch zu keinem Schlusse gekommen.

Ein Ding gab es, das Flambeau bei all seiner Geschicklichkeit im Verkleiden nicht verbergen konnte, und das war seine ausnehmende Größe. Wenn Valentins flinkes Auge ein hochgewachsenes Apfelweib, einen großen Grenadier oder selbst eine erträglich große Herzogin entdeckt hätte, er würde sie auf der Stelle verhaftet haben. Doch während der ganzen Fahrt war ihm niemand untergekommen, der ein verkappter Flambeau hätte sein können. Bezüglich der Leute auf dem Dampfboote hatte er sich bereits vergewissert, und diejenigen, welche in Harwich vom Zuge aufgelesen worden waren, beschränkten sich mit Sicherheit nur auf sechs. Da war ein kurzer Eisenbahnbeamter, der bis London mitfuhr, dann drei ziemlich kurze Grünzeughändler, welche zwei Stationen später hinzugekommen waren, eine sehr kurze Witwe aus gutem Hause aus einer kleinen Stadt in Essex und ein sehr kurzer römisch-katholischer Priester, der von einem kleinen Dorfe in Essex hereinkam. Beim letzten Falle angelangt, gab es Valentin auf; er mußte beinahe lachen. Der kleine Priester war so sehr das Muster eines Simpels aus dem Osten, er hatte ein Gesicht so rund und nichtssagend wie ein Norfolkpudding, er hatte Augen so leer wie die Nordsee, und er trug einige braune Papierpakete, diebeisammenzuhalten er ganz außerstande war. Der Eucharistische Kongreß hatte anscheinend viele derartige Geschöpfe, blind und hilflos wie ausgehobene Maulwürfe, aus ihrer örtlichen Trägheit aufgescheucht. Valentin war ein Skeptiker vom strengen französischen Stile und kannte daher keine Vorliebe für Priester. Aber Mitleid konnte er für sie aufbringen, und dieser eine würde bei jedermann solches erweckt haben. Er trug einen großen, schäbigen Regenschirm, der ihm fortwährend zu Boden fiel. Er schien nicht zu wissen, welches das richtige Ende seiner Rückfahrtkarte war. Er erklärte mit der Einfalt eines Mondkalbes jedermann im Wagen, er müsse vorsichtig sein, denn er trage in einem seiner braunen Papierpakete etwas aus wirklichem Silber Verfertigtes »mit blauen Steinen«. Seine wunderliche Mischung von Essex-Plattheit und frommer Einfachheit belustigte andauernd den Franzosen, bis der Priester mit all seinen Paketen in Stratford anlangte und um seinen Regenschirm zurückkehrte. Als er letzteres tat, besaß Valentin sogar die Zuvorkommenheit, ihn zu warnen, nicht das Silber dadurch zu behüten, daß er jedermann davon erzähle. Doch mit wem immer auch Valentin sprach, stets hielt er sein Auge offen nach jemand anderm. Beständig blickte er nach jemanden aus, reich oder arm, männlich oder weiblich, der gut an sechs Fuß hoch wäre, denn Flambeau war noch um vier Zoll größer.

In Liverpool Street stieg er jedoch ab, sich mit vollkommener Sicherheit bewußt, daß er den Verbrecherbislang nicht übersehen habe. Dann begab er sich nach Scotland Yard, seine Papiere in Ordnung zu bringen und für den Bedarfsfall Hilfe zu vereinbaren. Schließlich zündete er sich eine neue Zigarette an und machte sich zu einem langen Bummel in den Straßen Londons auf. Als er in dem Viertel jenseits Victoria umherwanderte, hielt er plötzlich an und blieb stehen. Der Platz war altmodisch und ruhig, sehr typisch für London, voll von zufälliger Stille. Die großen flachen Häuser sahen auf einmal wohlhabend und unbewohnt und das Sträucherviereck in der Mitte so einsam wie ein grünes Inselchen im Stillen Ozean aus. Eine der vier Seiten ragte wie eine Estrade über die anderen empor und die Linie dieser Seite war unterbrochen von einer von Londons wunderbaren Zufälligkeiten – einem Restaurant, das aussah, wie wenn es sich vom Soho hierher verlaufen hätte. Es war ein unvernünftig anziehendes Ding mit Zwergpflanzen in Töpfen und mit langen, gestreiften Stabjalousien in Zitronengelb und Weiß, lag eigentümlich hoch über der Straße, und in der in London üblichen Flickwerkart lief eine Flucht von Stufen von der Straße aus zum Eingange hinauf, fast wie etwa eine Rettungsleiter zu einem Ersten-Stock-Fenster. Valentin stand rauchend gegenüber den gelb-weißen Jalousien und betrachtete sie lange.

Das unglaublichste Ding bei den Wundern ist, daß sie geschehen. Ein paar Wolken am Himmel ballen sich zusammen zu der auffallenden Form einesmenschlichen Auges. Auf ungewissem Wege ragt mitten in einer Landschaft ein Baum auf in der genauen und vollendeten Form eines Fragezeichens. Ich habe selbst diese beiden Dinge in den letzten paar Tagen gesehen. Nelson stirbt im Augenblicke des Sieges, und ein Mann namens Williams ermordet zufällig einen Mann namens Williamson; es klingt wie eine Art Kindsmord. Kurz, es ist im Leben ein Element geisterhaften Zusammentreffens, welches Leuten, die nur mit dem Prosaischen rechnen, ewig entgehen wird. Weisheit sollte, wie es in Poes Paradoxen so gut heißt, sich auf das Unvorhergesehene verlassen.

Aristide Valentin war Franzose von reinstem Wasser und die französische Intelligenz ist eine Intelligenz ganz besonderer und einziger Art. Er war nicht eine »denkende Maschine«, denn dies ist eine sinnlose Redensart des modernen Fatalismus und Materialismus. Eine Maschine ist nur deshalb eine Maschine, weil sie eben nicht denkt. Er aber war ein denkender Mensch und gleichzeitig ein schlichter Mensch. All seine wunderbaren Erfolge, die wie Zauberei aussahen, hatte er errungen durch angestrengte Logik, durch klares und hausbacken französisches Denken. Die Franzosen elektrisieren die Welt nicht durch Aufstellung von Widersinnigkeiten, sie elektrisieren sie durch Ausführung von Gemeinplätzen. Und das treiben sie sogar bis – zur französischen Revolution. Aber eben weil Valentin die Vernunft kannte, kannte er auch die Grenzen der Vernunft. Nur ein Mensch,der nichts von Motoren versteht, spricht von Motorfahren ohne Benzin; nur ein Mensch, der nichts von Vernunft versteht, spricht von Vernünftigsein ohne starke unbestreitbare Urgrundsätze. Hier hatte er keine starken Urgrundsätze. Flambeau war zu Harwich entwischt, und wenn er überhaupt in London war, dann konnte er irgend etwas sein, angefangen von einem übergroßen Vagabunden in Wimbledon Common bis zu einem übergroßen Toastmeister im Hotel Metropole. In solch nacktem Zustande des Nichtwissens besaß Valentin seine eigene Ansicht und seine eigene Methode.

In derlei Fällen rechnete er auf das Unvorhergesehene. In Fällen, da er nicht den Weg des Vernünftigen verfolgen konnte, verfolgte er kalt und sorgfältig den Weg des Unvernünftigen. Anstatt die richtigen Orte aufzusuchen – Banken, Polizeiwachen, Sammelpunkte –, suchte er systematisch die unrichtigen Plätze auf, klopfte an jedes leere Haus, lief jede Sackgasse entlang, rannte jede mit Schutt versperrte Gasse hinab, bog er in jede Kurve ein, die ihn unnütz vom Wege abbrachte. Er verteidigte dieses verrückte Verfahren ganz logisch. Er behauptete, wenn jemand sich nach einem bestimmten Schlüssel richte, sei dies der schlimmste Weg, wenn man jedoch jeden Schlüssel beiseite ließ, sei dies das allerbeste, denn dabei habe man eben den Vorteil, daß irgend etwas Auffälliges, das das Auge des Verfolgers auf sich lenkt, dasselbe sein kann, was das Auge des Verfolgten auf sich gelenkt haben mag. Irgendwomußte der Mensch anfangen, und es sei besser, es dort zu tun, wo ein anderer aufhören würde. Etwas an dieser Treppenflucht hinan zum Eingange, etwas an der Einsamkeit und Seltsamkeit des Restaurants weckte des Geheimpolizisten ganze ihm eigentümliche Vorliebe für das Romantische und ließ ihn den Entschluß fassen, aufs Geratewohl loszugehen. So stieg er die Treppe empor, ließ sich an einem Tische neben dem Fenster nieder und verlangte eine Tasse schwarzen Kaffees.

Der halbe Morgen lag schon hinter ihm und er hatte noch nicht gefrühstückt. Der Tisch wies die unauffälligen Spuren anderer Frühstücke auf und gemahnte ihn an seinen Hunger, und indem er seiner Bestellung noch ein Spiegelei hinzufügte, machte er sich nachdenklich daran, etwas weißen Zucker in seinen Kaffee zu schütten, wobei all seine Gedanken sich mit Flambeau beschäftigten. Er hatte nicht vergessen, wie dieser einmal mit Hilfe einer Nagelschere entkommen war und ein anderes Mal mit Hilfe eines brennenden Hauses, einmal, weil er für einen unfrankierten Brief Strafporto zu bezahlen hatte und ein anderes Mal, indem er die Leute durch ein Teleskop nach einem Kometen blicken ließ, der die Welt zerstören konnte. Valentin hielt sein Detektivgehirn für ebensogut wie das des Verbrechers, und er hatte recht, doch war er sich seines Nachteiles vollkommen bewußt. »Der schaffende Künstler ist der Verbrecher, der Detektiv ist nur der Kritiker,« sagte er zu sich mit saurem Lächeln, wobei er langsam seineKaffeetasse zum Munde führte – und sie sehr schnell wieder niederstellte. Er hatte Salz hineingetan.

Er blickte auf das Gefäß, woraus er das silberige Pulver genommen hatte, es war zweifellos eine Zuckerdose, so unverkennbar für Zucker bestimmt, wie eine Champagnerflasche für Champagner. Er fragte sich, weshalb man Salz darin hielt. Dann blickte er um sich, ob es noch weitere rechtgläubige Gefäße gäbe. Ja, es gab zwei vollgefüllte Salzgefäße. Vielleicht war irgend etwas Besonderes an dem Inhalt der Salzgefäße. Er kostete, es war Zucker. Dann blickte er mit einem erfrischten Anschein von Interesse im Restaurant umher, um zu sehen, ob noch irgendwelche andere Spuren dieses sonderbaren künstlerischen Geschmackes zu finden seien, der Zucker in Salzgefäßen und Salz in Zuckerdosen verwahrte. Außer einem eigentümlichen Flecken an einer der weißtapezierten Wände, der von irgendeiner dunklen Flüssigkeit herrührte, schien der ganze Raum reinlich, freundlich und gewöhnlich. Er klingelte nach dem Kellner.

Als der Kellner, notdürftig gekämmt und etwas triefäugig zu so früher Stunde, herbeigeeilt kam, ersuchte ihn der Detektiv, dem der Sinn für die einfacheren Formen des Humors nicht abging, er möge den Zucker kosten und sehen, ob derselbe dem hohen Rufe seines Hotels entspreche. Das Ergebnis war, daß der Kellner plötzlich gähnte und erwachte.

»Erlauben Sie sich jeden Morgen diesen feinen Scherz mit Ihren Gästen?« fragte Valentin. »Undbekommen Sie den Spaß nie satt, Salz und Zucker gegeneinander zu vertauschen?«

Als dem Kellner diese Ironie einzuleuchten begann, versicherte er stammelnd, daß sein Etablissement gewiß keine derartigen Absichten habe; es müsse ein sehr eigentümlicher Irrtum vorliegen. Er hob die Zuckerdose empor und blickte sie an, und er hob das Salzfaß empor und blickte es an, wobei sein Gesicht immer verwirrter wurde. Schließlich entschuldigte er sich in abgerissenen Worten und davonstürzend kehrte er nach ein paar Sekunden mit dem Besitzer wieder. Der Besitzer untersuchte ebenfalls die Zuckerdose und dann das Salzfaß und auch der Besitzer blickte verwirrt.

Plötzlich schien dem Kellner die Sprache verloren zu gehen, so sehr überstürzten sich seine Worte.

»Ich meine,« stotterte er emsig, »ich meine, es waren die zwei Geistlichen.«

»Was für zwei Geistliche?«

»Die zwei Geistlichen,« erklärte der Kellner, »die, wo die Suppe an die Wand schmissen.«

»Suppe an die Wand schmissen?« wiederholte Valentin, der das sichere Gefühl hatte, es müsse sich wohl um irgendein italienisches Sprachbild handeln.

»Ja, ja,« versicherte der Aufwärter erregt und deutete auf den dunklen Flecken auf der weißen Tapete, »– dort hinüber an die Wand.«

Valentin blickte wie ein Fragezeichen den Besitzer an, der ihm nun mit einem ausführlichen Berichte zu Hilfe kam.

»Ja, Sir.« sagte er. »es ist ganz richtig, wenn ich auch nicht glaube, daß es etwas mit dem Zucker und Salz zu tun hat. Zwei Geistliche kamen herein und aßen sehr früh einen Teller Suppe, kaum daß wir die Läden aufgemacht hatten. Sie waren beide sehr ruhige, anständige Leute; der eine von ihnen zahlte die Rechnung und ging hinaus, der andere, der überhaupt eine langsamere Kutsche zu fahren schien, brauchte einige Minuten länger, seine Sachen zusammenzuklauben. Aber schließlich ging er. Nur im Augenblick, ehe er auf die Straße hinaustrat, ergriff er bedächtig seine Tasse, die nur halb geleert war, und schwaps warf er die Suppe an die Wand. Ich selbst war im Hinterzimmer und auch der Kellner, und so konnte ich nur noch hinausspringen, um den Flecken an der Wand und das Zimmer leer zu finden. Es ist kein arger Schaden, aber es war niederträchtig, dreist von ihm, und ich suchte den Mann auf der Straße einzuholen. Aber sie waren schon zu weit weg; ich bemerkte nur, daß sie um die nächste Ecke und in Carstairs Street einbogen.«

Der Geheimpolizist war auf den Füßen den Hut auf dem Kopf und den Stock in der Hand. Er hatte bereits entschieden, daß er in dem allgemeinen Dunkel seines Überlegens nur dem ersten merkwürdigen Fingerzeig, der irgendwohin wies, folgen konnte; und dieser Fingerzeig war merkwürdig genug. Seine Rechnung bezahlend und die Glastüren hinter sich zuwerfend bog er schon um die Ecke nach der anderen Straße zu.Es war ein Glück, daß selbst in so fieberhaften Augenblicken sein Auge kühl und flink blieb. Etwas in einem gegenüberliegenden Laden zog an ihm vorüber wie ein Blitz; dennoch ging er zurück, um darnach zu sehen. Der Laden war der eines gewöhnlichen Gemüse- und Obsthändlers, und eine Reihe von Waren mit deutlichen Schildern dabei mit Namen und Preisen waren im Freien aufgestellt. In den beiden am meisten in die Augen fallenden Abteilungen befanden sich zwei Haufen, einer von Orangen und der andere von Nüssen. Auf dem Haufen Nüsse lag ein Stück Pappe, worauf mit grellem Blaustifte geschrieben stand: »Beste Tanger Orangen, zwei 1 Penny.« Auf den Orangen war die ebenso klare und genaue Beschreibung: »Feinste Brasil-Nüsse, 4 Pence das Pfund.« Monsieur Valentin blickte auf diese beiden Plakate; es dünkte ihm, diese äußerst feinsinnige Art von Witz müsse er schon irgendwo angetroffen haben, und zwar erst vor kurzem. Er lenkte die Aufmerksamkeit des krebsroten Obsthändlers, der ziemlich verdrießlich die Straße auf und nieder blickte, auf die Ungenauigkeit in seinen Ankündigungen. Der Obsthändler sagte nichts, sondern brachte nur unwirsch jede Tafel an den richtigen Platz. Elegant auf seinen Spazierstock gestützt fuhr Valentin fort, den Laden zu prüfen. Schließlich sagte er:

»Entschuldigen Sie, bitte, mein guter Mann, wenn ich mich anscheinend in fremde Dinge mische, aber ichmöchte gerne eine Frage in experimenteller Psychologie und Ideenassoziation an Sie stellen.«

Der krebsrote Händler betrachtete ihn drohenden Blickes, doch fuhr jener seinen Stock schwingend munter fort:

»Weshalb,« fragte er. »sind in einem Gemüseladen zwei Tafeln unrichtig aufgestellt wie ein Schaufelhut, der auf einen Feiertag nach London hereingekommen ist? Oder, falls ich mich nicht klar ausdrücken sollte, welches ist die geheimnisvolle Assoziation, welche den Gedanken an als Orangen bezeichnete Nüsse mit dem Gedanken an zwei Geistliche einen langen und einen kurzen, in Verbindung bringt?«

Die Augen des Händlers traten aus seinem Kopfe hervor wie bei einer Schnecke und es sah wirklich einen Augenblick aus, als wolle er sich auf den Fremden stürzen. Endlich stieß er zornig hervor:

»Ich weiß nicht, was Sie das angeht, aber wenn Sie einer von ihren Freunden sind, können Sie ihnen in meinem Namen sagen, daß ich ihnen, ob Pfarrer oder nicht Pfarrer, ihre armseligen Schädel einschlagen werde, wenn sie nochmals Äpfel über den Haufen werfen.«

»Wirklich?« fragte der Geheimpolizist mit großer Anteilnahme, »haben sie Ihnen die Äpfel über den Haufen geworfen?«»Ja, einer von ihnen,« erwiderte der erhitzte Krämer. »hat sie über die ganze Straße verstreut. Ich hätte den Hanswursten erwischt, wenn ich nicht die Äpfel aufzulesen gehabt hätte.«

»Welchen Weg haben die Pfarrer eingeschlagen?« fragte Valentin.

»Die zweite Straße dort links und dann über den Platz,« erwiderte der andere prompt.

»Danke,« empfahl sich Valentin und verschwand wie verzaubert. Auf der anderen Seite des zweiten Häuservierecks fand er einen Polizisten und sprach ihn an.

»Hier, dringend, Schutzmann. Haben Sie zwei Geistliche in Schaufelhüten gesehen?«

Der Polizist begann heftig zu kichern.

»Habe ich, Sir, und wenn Sie es wissen wollen, einer von ihnen war betrunken. Er stand mitten auf der Straße –«

»Welchen Weg hat er eingeschlagen?« schnauzte ihn Valentin an.

»Sie nahmen einen von jenen gelben Omnibussen dort drüben,« antwortete der Mann, »die nach Hampstead gehen.«

Valentin wies seine Erkennungskarte vor und sagte hastig:

»Rufen Sie zwei von Ihren Leuten, sie sollen mit mir kommen, eine Verfolgung aufnehmen,« und er querte die Straße mit solch ansteckender Energie, daß der schwerfällige Polizist zu beinahe behendem Gehorchen sich bewogen sah. In anderthalb Minutenwar der französische Detektiv auf dem gegenüberliegenden Gangsteig von einem Inspektor und einem Wachmann in Zivil eingeholt.

»Well, Sir,« begann ersterer mit lächelnder Wichtigtuerei, »und womit kann ich –«

Valentin deutete plötzlich mit dem Knopfe seines Stockes. »Ich werde es Ihnen auf dem Dache jenes Omnibus sagen,« bemerkte er und sprang und wand sich durch das Gewirr des Straßenverkehrs. Als alle drei keuchend auf die Dachsitze des gelben Fahrzeuges niedersanken, meinte der Inspektor:

»Mit einem Taxi kämen wir viermal so rasch voran.«

»Ganz richtig,« antwortete der Anführer ruhig, »wenn wir nur eine Ahnung hätten, wohin wir gehen.«

»Well, aber wohin wollen Sie denn?« fragte jener ihn anstarrend.

Valentin, die Stirne runzelnd, rauchte schweigend einige Sekunden, dann nahm er seine Zigarette in die Hand und sagte:

»Wenn Sie wissen, was ein Mensch tut, laufen Sie vor ihm her; wenn Sie aber herausbringen wollen, was er tut, halten Sie sich hinter ihm. Schlendern Sie, wenn er schlendert, bleiben Sie stehen, wenn er stehenbleibt, schreiten Sie voran so langsam, wie er es tut, dann können Sie sehen, was er sah, und können handeln, wie er gehandelt hat. Alles, was wir tun können, ist, unsere Augen offen zu halten nach einem verdächtigen Dinge.«

»Welche Sorte verdächtigen Dinges meinen Sie?« fragte der Inspektor.

»Jede Sorte verdächtigen Dinges,« antwortete Valentin und verfiel in hartnäckiges Schweigen.

Der gelbe Omnibus kroch die nach Norden hinaus führenden Straßen entlang, hin durch etwas, was endlose Stunden schien; der große Detektiv wollte sich nicht weiter erklären und seine Gehilfen empfanden möglicherweise einen stillen und wachsenden Zweifel hinsichtlich seines Unternehmens. Vielleicht auch fühlten sie ein stilles und wachsendes Verlangen nach ihrem Lunch, denn die Stunden vergingen und lange schon war die normale Mittagsmahlstunde verstrichen, doch die langen Straßen der Nord-Londoner Vorstädte schienen sich aus einer Länge in die andere zu schieben wie ein höllisches Teleskop. Es war eine jener Fahrten, bei denen der Mensch unaufhörlich fühlt, daß er jetzt endlich am Ende des Universums angekommen sein müsse, um dann zu finden, daß er erst am Anfang von Tufnell Park sei. London verlor sich in schmutzigen Schenken und ödem Gestrüpp und war dann wieder unerklärlich zu glänzenden Hauptstraßen und geräuschvollen Hotels geboren. Es war, wie wenn man durch dreizehn einzelne gewöhnliche Städte fuhr, von denen eine an die andere stieß. Doch obwohl die Winterdämmerung bereits über die vor ihnen liegende Straße sich senkte, saß der Pariser Detektiv immer noch schweigsam und wachsam und musterte die Stirnseiten der Straßen, die zu beiden Seiten vorüberglitten. Um die Zeit,da sie Camden Town hinter sich gelassen hatten, waren die Polizisten nahezu eingeschlafen, wenigstens machten sie so etwas wie einen Satz, als Valentin sich aufrichtete, jedem auf die Schulter klopfte und dem Kutscher zurief, anzuhalten.

Sie taumelten die Treppe hinab auf die Straße, ohne zu wissen, weshalb sie ausquartiert wurden; als sie sich um Erleuchtung umblickten, sahen sie Valentin triumphierend mit dem Finger auf ein Fenster auf der linken Seite der Straße weisen. Es war ein großes Fenster und bildete einen Teil der langen Fassade eines glänzenden und palastartigen Gasthauses, eines jener für das bessere Publikum vorgesehenen, über dem das Wort »Restaurant« stand. Dieses Fenster war, wie alle übrigen längs der Stirnseite des Hotels, aus mit Mustern versehenem Frostglase; in seiner Mitte jedoch befand sich ein großer schwarzer Sprung wie ein Stern im Eise.

»Endlich unsere Spur,« schrie Valentin, seinen Stock schwingend, »der Ort mit dem zerbrochenen Fenster.«

»Welches Fenster? Welche Spur?« fragte der Hauptgehilfe, »Wieso? Wo ist der Beweis, daß dies irgend etwas mit ihnen zu tun hat?«

Valentin zerbrach beinahe seinen Bambusstock vor Zorn.

»Beweis!« schrie er. »Guter Gott, der Mann sucht nach einem Beweise! Je nun, natürlich, die Chancen sind zwanzig gegen eins, daß es nichts mit ihnen zu tun hat. Aber was können wir sonst tun?Sehen Sie nicht, wir müssen entweder einer Möglichkeit folgen oder nach Hause gehen und uns zu Bett legen?«

Gefolgt von seinen beiden Gefährten bahnte er sich einen Weg in das Restaurant und bald saßen sie zu einem verspäteten Lunch an einem kleinen Tische beisammen und besahen sich den Stern im zertrümmerten Glase von innen. Nicht etwa, daß er von hier aus besonders belehrend gewesen wäre!

»Haben Ihr Fenster zerbrochen, wie ich sehe,« begann Valentin zum Kellner, als er seine Rechnung bezahlte.

»Ja, Sir,« antwortete der Aufwärter, indem er sich geschäftig über das Wechselgeld beugte, welchem Valentin schweigend ein erkleckliches Trinkgeld hinzugefügt hatte. Der Kellner richtete sich mit leichter, aber unverkennbarer Lebhaftigkeit auf.

»Ah, ja, Sir,« sagte er. »Sehr spaßiges Ding das, Sir.«

»Wirklich? Erzählen Sie uns,« ersuchte der Detektiv mit sorgloser Neugierde.

»Well, zwei Gäste in Schwarz kamen herein,« begann der Kellner, »zwei von jenen fremden Pfarrern, wie sie jetzt herumlaufen. Sie haben in aller Ruhe eine billige Mahlzeit genommen und einer von ihnen bezahlte dafür und ging hinaus. Der andere war gerade dabei, sich anzuschließen, als ich nochmals auf mein Wechselgeld schaute und sah, daß er mir mehr als zweimal zu viel bezahlt hatte. ›Hier,‹ sage ich zu dem Burschen, der schon beinahe draußen war, ›Sie haben zuviel bezahlt.‹ ›O,‹ sagt er sehr kühl, ›haben wir?‹ Ja, sage ich und greife nach der Rechnung, um sie ihm zu zeigen. Well , ich war entwaffnet:«

»Wie meinen Sie das?« fragte der andere.

» Well , ich hätte einen Eid auf sieben Bibeln geschworen, daß ich vier Schillinge auf die Rechnung gesetzt hatte. Aber jetzt sah ich, ich hatte vierzehn Schillinge geschrieben, so deutlich wie gemalt.«

»Nun?« schrie Valentin, sich langsam, aber mit brennenden Augen entfernend. »Und dann?«

»Der Pfarrer an der Türe, der sagte ganz heiter: ›Bedauere, wenn ich Ihre Rechnung etwas durcheinanderbringe, aber ich will für das Fenster bezahlen.‹ ›Welches Fenster?‹ fragte ich. ›Das, welches ich einhauen werde,‹ sagte er und zerschlug die Scheibe dort mit seinem Regenschirm.«

Alle drei Frager stießen einen Ausruf hervor und der Inspektor meinte mit stockendem Atem:

»Sind wir hinter ausgebrochenen Irrsinnigen her?«

Der Kellner fuhr mit einem gewissen Wohlgefallen an der lächerlichen Geschichte fort:

»Ich war für einen Augenblick so verdutzt, daß ich zu nichts fähig war. Der Mann ging zur Türe hinaus und erreichte seinen Freund gerade an der Ecke. Dann gingen sie so rasch Bullock Street hinauf, daß ich sie nicht einholen konnte, obwohl ich durch die Schenke lief.«

»Bullock Street,« sagte der Detektiv und schoß diese Straße hinab, so schnell wie das sonderbare Paar, das er verfolgte.

Ihre Fahrt führte sie jetzt zwischen kahlen Mauern hin wie durch Tunnels, Straßen mit wenigen Lichtern und selbst mit wenigen Fenstern. Straßen, die überall aus den kahlen Rückwänden gebildet zu sein schienen. Die Dämmerung nahm zu und es war für die Londoner Polizisten nicht leicht, festzuhalten, nach welcher genauen Richtung sie schritten. Der Inspektor jedoch war so viel wie sicher, daß sie möglicherweise auf irgendeinen Teil der Hampstead-Heide stoßen würden. Unerwartet unterbrach ein hervortretendes, gasbeleuchtetes Fenster wie eine Blendlaterne das blaue Zwielicht und Valentin blieb einen Augenblick vor einem kleinen zierlichen Zuckerbäckerladen stehen. Nach einer Sekunde Zögerns trat er ein. Inmitten der bunten Farben der Konditorei seinen vollen Ernst bewahrend kaufte er mit einer gewissen Sorgfalt dreizehn Schokoladezigarren. Offensichtlich bereitete er eine Anrede vor, doch bedurfte es derselben nicht.

Eine steife ältliche Jungfer im Laden hatte rein automatisch prüfend seine elegante Erscheinung betrachtet; als sie jedoch die Türe hinter ihm von der blauen Uniform des Inspektors verstellt sah, schienen ihre Augen aufzuwachen:

»O,« sagte sie, »wenn Sie wegen des Paketes gekommen sind, das habe ich schon weggeschickt.«

»Paket!« wiederholte Valentin, und nun war es an ihm, fragend zu blicken.

»Ich meine das Paket, das der Herr hier gelassen hat – der Geistliche.«

»Ums Himmels willen!« rief Valentin und beugte sich vorwärts, zum ersten Male wirkliche Begierde auf dem Gesichte. »Ums Himmels willen, sagen Sie uns genau, was vorgefallen ist!«

»Nun,« erzählte die Frau etwas unsicher, »die Geistlichen kamen vor einer halben Stunde herein und kauften etwas Pfefferminz und plauderten ein wenig, und dann gingen sie weg, der Heide zu. Aber eine Sekunde darauf kommt der eine von ihnen in den Laden zurück und sagt: ›Habe ich ein Paket liegen gelassen?‹ Well , ich sah überall nach und konnte keines finden; somit sagt er: ›Es tut nichts, aber wenn es zum Vorschein kommt, schicken Sie es, bitte, an diese Adresse‹ und hinterließ mir die Adresse und einen Schilling für meine Mühe. Und wirklich, obwohl ich geglaubt hatte, ich hätte überall nachgesehen, fand ich, daß er ein Paket aus braunem Papier liegen gelassen hatte, und so schickte ich es dorthin, wo er gesagt hatte. Ich erinnere mich nicht mehr der Adresse, es war irgendwo in Westminster. Aber nachdem das Ding so wichtig schien, dachte ich, vielleicht sei die Polizei darum gekommen.«

»Ist sie auch,« sagte Valentin kurz. »Ist die Hampstead-Heide weit von hier?«

»Geradeaus fünfzehn Minuten.« erwiderte die Frau. »und Sie kommen direkt hinaus ins Freie.«

Valentin sprang zum Laden hinaus und begann zu laufen und die anderen Polizisten folgten ihm in widerwilligem Trapp.

Die Straße, durch welche sie kamen, war so enge und in Schatten gehüllt, daß, als sie unerwartet unter den weiten Himmel hinaus ins Freie kamen, es sie überraschte, den Abend noch so hell und klar zu finden. Eine vollendete Kuppel von Pfauengrün senkte sich in Gold zwischen den schwärzlichen Bäumen und den dunkelvioletten Farnen hernieder. Die glühendgrüne Färbung war gerade tief genug, wie Kristallpunkte einen oder zwei Sterne hervorzuheben. Alles, was von Tageslicht übriggeblieben war, lag in einem goldenen Schimmer über dem Rande von Hampstead und jener volkstümlichen Mulde, die den Namen Heidetal trägt. Die Sonntagsausflügler, welche in dieser Gegend umherschweifen, hatten sich noch nicht ganz verlaufen; unförmlich saßen einige Paare auf Bänken und hier und da kreischte noch in der Ferne in einer der Schaukeln ein Mädchen. Rings um die erhabene Niedrigkeit des Menschen vertiefte und erhöhte sich die Pracht des Himmels und auf dem Abhang stehend und über das Tal hinwegblickend erspähte Valentin, was er suchte.

Unter den dunklen und sich verlierenden Gruppen dieser Ferne war eine besonders schwarz, die sich nicht verlor – eine Gruppe von zwei Gestalten in geistlicher Kleidung. Obwohl sie so klein schienen wie Insekten, konnte Valentin doch sehen, daß dieeine viel kleiner als die andere war. Obwohl die andere die Haltung eines Studierenden und ein unauffallendes Benehmen zeigte, konnte er sehen, daß der Mann gut sechs Fuß hoch war. Er preßte die Zähne aufeinander und rannte, ungeduldig seinen Stock schwingend, weiter, während sich so die Entfernung erheblich verringert hatte und die beiden schwarzen Gestalten wie in einem umfangreichen Mikroskop an Größe zunahmen, hatte er etwas entdeckt, was ihn überraschte und was er dennoch irgendwie erwartet hatte. Wer immer der lange Priester sein mochte, bezüglich der Identität des kürzeren konnte kein Zweifel bestehen. Es war sein Freund aus dem Harwichzuge, der untersetzte kleine Curé von Essex, den er wegen seines braunen Papierpaketes gewarnt hatte.

Soweit also fügte sich schließlich alles ganz vernünftig ineinander. Valentin hatte durch seine Erkundigungen am Morgen erfahren, daß ein Father Brown von Essex ein silbernes Kreuz mit Saphiren, eine Reliquie von hohem Werte, mit sich gebracht hatte, um es einigen der fremden Geistlichen auf dem Kongresse zu zeigen. Dies war unzweifelhaft das »Silber mit blauen Steinen«; und Father Brown war zweifellos der kleine Grünschnabel vom Zuge. Nun lag nichts Wunderbares in der Tatsache, daß, was Valentin herausgefunden, hatte, auch Flambeau herausfinden konnte. Es lag auch nichts Wunderbares in der Tatsache, daß, wenn Flambeau von einem Saphirkreuze hörte, er es zu stehlen versuchenwürde; das war vielmehr das natürlichste von allen natürlichen Dingen. Und ebensowenig lag etwas Wunderbares in der Tatsache, daß Flambeau mit so einem einfältigen Schafe, wie es der Mann mit seinem Regenschirm und den Paketen war, seine eigenen Wege ging. Gehörte dieser doch zu jener Sorte, daß ihn der Nächstbeste an einem Bindfaden bis zum Nordpol geschleppt hätte; es lag also nichts Überraschendes darin, daß ein Schauspieler wie Flambeau in der Verkleidung eines Priesters ihn nach der Hampstead-Heide schleppen konnte. Soweit schien das Verbrechen klar genug, und während der Detektiv den Priester ob seiner Hilflosigkeit bemitleidete, empfand er etwas wie Verachtung für Flambeau, daß dieser sich dazu hergab, sich ein so leicht zu täuschendes Opfer auszusuchen. Doch als Valentin alles überdachte, was sich inzwischen ereignet hatte, all das, was ihn zu seinem Triumph geführt hatte, spannte er sein Gehirn aufs äußerste an, um wenigstens ein ganz klein wenig Sinn oder Verstand herauszufinden. Was hatte es, wenn jemand einem Priester aus Essex ein Silberkreuz stahl, damit zu tun, daß man die Suppe auf die Papiertapete an der Wand schüttete? Oder damit, daß man Nüsse Orangen nannte, oder Fenster zuerst bezahlte und sie dann einwarf? Gewiß, er war am Ende seiner Jagd angekommen, aber das Mittelstück hatte er verfehlt. Wenn er sich einmal täuschte (was selten vorkam), hatte er gewöhnlich den Faden erhascht, aber nichtsdestoweniger den Verbrecher verfehlt.Hier hatte er den Verbrecher erhascht, noch aber konnte er des Fadens nicht habhaft werden.

Die beiden Gestalten, denen sie folgten, krochen wie schwarze Fliegen über den mächtigen, grünen Umriß des Hügels. Sie waren sichtlich in ein Gespräch vertieft und möglicherweise achteten sie gar nicht darauf, wohin sie gingen; sicherlich aber schritten sie den verwilderteren und stilleren Höhen der Heide zu. Als die Verfolger näherkamen, mußte Valentin sich zusammenkauern wie ein Indianer, sich hinter Baumgruppen decken und selbst lang ausgestreckt im tiefen Grase kriechen. Mittels dieser ungewöhnlichen Finten kamen die Jäger ihrem Wilde nahe genug, um das Gemurmel der Unterhaltung zu vernehmen, doch ließ sich nichts unterscheiden als das Wort »Vernunft«, das oft in einer hohen und beinahe kindlichen Stimme wiederkehrte. Einmal hinter einem steilen Abhange verloren die Verfolger wirklich die beiden Gestalten, denen sie folgten. Zehn angstvolle Minuten hindurch fanden sie die Spur nicht wieder und dann führte sie um einen Vorsprung eines großen, kuppelartigen Hügels, von dem man ein Amphitheater reicher und einsamer Sonnenuntergang-Szenerie überblickte. Unter einem Baume auf diesem beherrschenden, jedoch vernachlässigten Platze stand eine alte, baufällige Bank und auf dieser Bank saßen die zwei Priester immer noch in ernstem Gespräch. Das prächtige Grün und Gold hing noch am dunklen Horizonte, aber die Kuppel darüber ging langsam aus Pfauengrün in Pfauenblau über unddie Sterne traten mehr und mehr als wirkliche Diamanten hervor. Stumm sich gegen seine Begleiter wendend gelang es Valentin, sich hinter dem großen ästereichen Baume hinaufzuschleichen, und in tödlichem Schweigen dort stehend vernahm er zum ersten Male die Worte der sonderbaren Priester.

Ein teuflischer Zweifel erfaßte ihn, nachdem er anderthalb Minuten gelauscht hatte. Vielleicht hatte er doch die zwei englischen Polizisten in die Einöde einer nächtlichen Heide zu einem Gange mitgeschleppt, der nicht vernünftiger war, als wollte man Feigen auf den Disteln suchen. Denn die zwei Priester sprachen genau wie zwei Priester, fromm, gelehrt und gelassen über die luftigsten Rätsel der Theologie. Der kleine Priester aus Essex, mit seinem runden Gesichte zu den erstarkenden Sternen gewendet, sprach einfacher; der andere hingegen sprach mit gebeugtem Kopfe, als wäre er nicht einmal wert, zu ihnen aufzublicken. Aber man hätte sich keine unschuldigere geistliche Unterhaltung denken können, weder in einem weißen italienischen Kloster noch in einer schwarzen spanischen Kathedrale.

Das erste, was er auffing, war der Schluß eines von Father Browns Sätzen »... was man im Mittelalter wirklich unter den ›unbestechbaren Himmeln‹ verstand«.

Der größere Priester nickte mit dem gebeugten Klopfe und sagte:

»Ah, ja, diese modernen Ungläubigen appellieren an ihre Vernunft, aber wer kann all diese Millionenvon Welten anblicken, ohne das Gefühl zu haben, daß es ganz gut noch Wunderbarere Welten über uns gebe, wo die Vernunft etwas überaus Unvernünftiges ist?«

»Nein,« entgegnete der andere Priester, »Vernunft ist immer vernünftig, selbst in der letzten Vorhölle, im verlassenen Randgebiete der Dinge. Ich weiß, man wirft der Kirche vor, sie erniedrige die Vernunft, aber genau das Gegenteil trifft zu. Die Kirche allein auf Erden erhebt die Vernunft wirklich auf ihren Gipfel. Die Kirche allein auf Erden hält daran fest, daß Gott selbst an die Vernunft gebunden ist.«

Der andere Priester erhob sein strenges Gesicht zum flimmernden Himmel und meinte:

»Und dennoch, wer weiß, ob nicht in jenem unendlichen Universum –?«

»Nur physisch unendlich,« erwiderte der kleine Priester, rasch sich zur Seite wendend, »nicht unendlich in dem Sinne, daß es sich den Gesetzen der Wahrheit entzöge.«

Valentin hinter seinem Baume zerrte in stummer Wut an seinen Fingernägeln. In seinen Ohren klang schon das Gekicher der englischen Geheimpolizisten, die er auf eine phantastische Vermutung hin soweit mitgejagt hatte, nur um dem metaphysischen Geplauder zweier sanfter, alter Geistlichen zu lauschen. In seiner Ungeduld entging ihm die ebenso überlegte Antwort des großen Priesters, und als er wieder hinhörte, war es nochmals Father Brown, der sprach.

»Vernunft und Gerechtigkeit umfassen die fernsten und einsamsten Steine. Blicken Sie auf diese Steine. Sehen sie nicht aus, als wären sie ein jeder ein Diamant oder Saphir? Gut, Sie können sich jede tolle Botanik oder Geologie, die Sie wollen, vorstellen. Denken Sie an Wälder von Diamant und mit Blättern von Brillanten. Denken Sie, der Mond sei ein blauer Mond, ein einziger, riesiger Saphir. Aber bilden Sie sich nicht ein, daß all diese wahnsinnige Astronomie auch nur den kleinsten Unterschied für die Vernunft und Gerechtigkeit unseres Tuns ausmachen würde. Auf Ebenen von Opal und unter aus Perlen geschnittenen Klippen würden sie immer noch eine Warnungstafel finden: Du sollst nicht stehlen.«

Valentin war eben im Begriffe, sich aus seiner steifen und kauernden Lage zu erheben und so leise wie möglich wegzukriechen, ergrimmt über diese eine große Torheit seines Lebens. Aber etwas in dem Schweigen des großen Priesters selbst ließ ihn noch warten, bis dieser sprach. Und als er endlich sprach, sagte er einfach, den Kopf gebeugt und die Hände auf den Knien:

» Well , ich glaube nach wie vor, daß andere Welten vielleicht noch über unsere Vernunft hinausragen. Das Geheimnis des Himmels ist unergründlich und ich für mich kann nur mein Haupt beugen.«

Dann, immer noch mit gesenkter Stirne und ohne im mindesten Haltung oder Stimme zu verändern, fügte er hinzu:

»Geben Sie mir nur Ihr Saphirkreuz herüber, ja? wir sind hier ganz allein und ich könnte Sie niederschlagen wie eine Strohpuppe.«

Die völlig unveränderte Stimme und Haltung verliehen der unerwarteten Wendung des Gespräches etwas eigenartig Gewalttätiges. Aber der Hüter der Reliquie wandte nur den Kopf um ein winziges. Er schien noch immer ein etwas albernes Gesicht den Sternen zuzuwenden. Vielleicht hatte er nicht begriffen. Oder vielleicht auch hatte er begriffen und saß nun starr vor Schrecken.

»Ja,« sagte der große Priester mit derselben leisen Stimme und immer noch derselben Haltung, »ja, ich bin Flambeau.« Dann nach einer Pause fügte er hinzu: »Nun also, wollen Sie mir das Kreuz herübergeben?«

»Nein,« erwiderte der andere und das Wort hatte einen eigenartigen Klang. Flambeau ließ plötzlich seine ganze priesterliche Maske fallen. Der große Räuber lehnte sich auf seinem Sitze zurück und lachte leise, aber lange.

»Nein,« rief er, »Sie wollen es mir nicht geben, Sie kleiner zölibatärer Einfaltspinsel? Soll ich Ihnen sagen, weshalb Sie es mir nicht geben werden? Weil ich es schon in meiner Brusttasche habe.«

Der kleine Mann aus Essex wandte im Dämmerlichte sein wie es schien verdutztes Gesicht und meinte mit furchtsamer Neugierde:

»Sind – sind Sie sicher?«

Flambeau krähte vor Vergnügen.

»Wirklich, Sie sind so gut wie eine Dreiakter-Komödie,« rief er aus. »Ja, du Kohlkopf, ich bin ganz sicher. Ich hatte die Idee, von dem richtigen Paket ein Duplikat zu machen, und jetzt, mein Freund, haben Sie das Duplikat und ich die Juwelen. Ein alter Kniff, Father Brown. ein sehr alter Kniff.«

»Ja,« sagte Father Brown und fuhr immer noch mit derselben eigentümlichen, unbestimmten Weise sich mit der Hand durchs Haar.

»Ja, ich habe davon gehört.«

Der Verbrecher beugte sich mit einer Art plötzlich erwachten Interesses nach dem kleinen Landgeistlichen hinüber.

»Sie haben davon gehört?« fragte er. »wo haben Sie davon gehört?«

» Well , ich darf Ihnen natürlich seinen Namen nicht nennen,« sagte der kleine Mann einfach. »Er war ein Beichtkind, Sie verstehen. Er hatte mit Erfolg an die zwanzig Jahre allein von Duplikaten brauner Papierpakete gelebt. Und als ich anfing, Verdacht zu schöpfen, dachte ich daran, wie es der arme Bursche gemacht hatte, und machte es gleich nach.«

»– begannen Verdacht zu schöpfen?« wiederholte der Geächtete mit vermehrter Spannung. »Hatten Sie wirklich die Grütze, Verdacht zu schöpfen, nur weil ich Sie nach diesem verlassenen Teile der Heide gebracht habe?«

»Nein, nein,« sagte Brown in entschuldigendem Tone. »Sie kamen mir verdächtig vor, schon als ich Sie zum ersten Male sah. Es ist jene kleine Anschwellung oben am Ärmel, wo ihr das Stachelarmband tragt.«

»Wie, beim Tartarus,« schrie Flambeau, »haben denn Sie vom Stachelarmband gehört?«

»O, unsere Pfarrkinder, Sie verstehen,« sagte Father Brown, seine Augenbrauen hochziehend. »Als ich Kurat in Hartlepool war, hatte ich drei von ihnen mit Stachelarmbändern. Und da ich Sie somit von Anfang an in Verdacht hatte, sehen Sie, da sorgte ich dafür, daß das Kreuz auf alle Fälle in Sicherheit käme. Unglücklicherweise habe ich Sie beobachtet, ja. Und so sah ich Sie schließlich die Pakete vertauschen. Dann, Sie verstehen, habe ich sie wieder zurückgetauscht. Und dann ließ ich das richtige zurück.«

»– ließen Sie das richtige zurück?« wiederholte Flambeau, und zum ersten Male war ein anderer Ton in seiner Stimme außer dem des Triumphes.

» Well , ich habe das so gemacht,« sagte der kleine Priester in derselben ungekünstelten Weise. »Ich ging zu jenem Zuckerbäckerladen zurück und fragte, ob ich nicht ein Paket liegen gelassen hätte, und gab eine genaue Adresse an für den Fall, daß es gefunden würde. Well , ich wußte, ich hatte keines liegen gelassen, aber ich tat es, als ich wegging. Und anstatt mit jenem wertvollen Pakete hinter mir herzulaufen, haben sie es direkt an einen meiner Freunde in Westminster geschickt.« Dann fügte er etwas traurig hinzu: »Ich habe das auch von einem armen Burschen in Hartlepool gelernt. Er pflegte das mit Handtaschen zu tun, die er auf den Bahnhöfen stahl, aber er ist jetzt in einem Kloster. O, man erfährt das eben so,« fügte er hinzu, indem er sich mit derselben Art verzweifelten Sichentschuldigens den Kopf rieb. »Wir können nichts dafür, wir sind nun einmal Priester. Die Leute kommen und sagen uns diese Dinge.«

Flambeau zog ein Paket von braunem Papier aus seiner inneren Tasche und riß es auf. Es war nichts als Papier und Bleistücke darin. Mit einer riesenhaften Bewegung sprang er auf die Füße und schrie:

»Ich glaube Ihnen nicht. Ich glaube nicht, daß ein Bauerntölpel wie Sie all das zustande bringt. Ich glaube, Sie tragen das Zeug noch bei sich – und wenn Sie es nicht herausgeben – nun, wir sind ganz allein und ich werde es mir mit Gewalt nehmen!«

»Nein,« sagte Father Brown einfach und stand ebenfalls auf. »Sie werden es nicht mit Gewalt nehmen. Erstens weil ich es wirklich nicht mehr habe, und zweitens, weil wir nicht allein sind.«

Flambeau stockte in seiner Vorwärtsbewegung.

»Hinter jenem Baume,« sagte Father Brown darauf deutend, »sind zwei starke Polizisten und der bedeutendste lebende Geheimpolizist. Wie die hierherkommen, fragen Sie? Nun, ich brachte sie her,natürlich! Wie ich das gemacht habe? Gut, ich will es Ihnen sagen, wenn Sie es wissen wollen! Mein Gott, wir müssen tausenderlei solcher Dinge wissen, wenn wir unter der Verbrecherklasse arbeiten! Also, ich war nicht sicher, ob Sie ein Dieb seien, und es ginge niemals an, Skandal gegen jemanden aus unserem eigenen Klerus zu machen. Deshalb habe ich Sie geprüft, um zu sehen, ob irgend etwas Sie verraten würde. Gewöhnlich macht ein Mensch eine kleine Szene, wenn er Salz in seinem Kaffee findet; wenn er es nicht tut, hat er einen Grund, sich ruhig zu verhalten. Ich tauschte das Salz und den Zucker aus und Sie blieben stille. Gewöhnlich erhebt ein Mensch Einwendungen, wenn seine Rechnung dreimal zu hoch ist. Wenn er sie bezahlt, hat er einen Grund, unbeachtet bleiben zu wollen. Ich änderte die Rechnung und Sie bezahlten sie.«

Die Welt schien darauf zu warten, daß Flambeau wie ein Tiger losstürze, aber er wurde wie durch einen Zauber zurückgehalten; die ungeheure Neugierde betäubte ihn.

» Well ,« fuhr Father Brown mit schwerfälliger Deutlichkeit fort, »da Sie selbst keine Spur für die Polizei hinterlassen wollten, mußte das natürlich jemand anderer besorgen. An jedem Orte, wo wir hinkamen, sorgte ich dafür, etwas zu tun, das mindestens für den Rest des Tages von uns reden machen würde. Ich habe nicht viel Schaden angestellt, einen Flecken an der Wand, verschüttete Äpfel, ein zerbrochenes Fenster, aber ich brachte das Kreuz in Sicherheit, wie denn das Kreuz immer in Sicherheit sein wird. Es ist jetzt in Westminster. Ich wundere mich einigermaßen, daß Sie es nicht mit der ›Eselspfeife‹ aufhielten.«

»Womit?« fragte Flambeau.

»Es freut mich, daß Sie nie davon gehört haben.« sagte der Priester. »Es ist eine faule Sache. Ich bin sicher, Sie sind dafür ein viel zu guter Mensch. Ich hätte es nicht einmal mit den ›Spots‹ mehr aufhalten können; ich bin nicht stark genug auf den Beinen.«

»Wovon in aller Welt sprechen Sie?« fragte der andere.

»Nun, ich glaube nicht, daß Sie wissen, was man unter den Spots versteht,« sagte Father Brown angenehm überrascht. »O, Sie können nicht so tief gesunken sein.«

»Aber wie um's Himmels willen wissen denn Sie von all diesen Schrecknissen?« schrie Flambeau. Der Schatten eines Lächelns huschte über das runde, einfache Gesicht seines geistlichen Gegenübers.

»O, wenn man ein zölibatärer Einfaltspinsel ist, vermute ich,« erwiderte er. »Ist es Ihnen niemals aufgefallen, daß ein Mensch, der so gut wie nichts tut als anderer Leute wirkliche Sünden anzuhören, wahrscheinlich in menschlicher Schlechtigkeit nicht ganz unerfahren ist? Übrigens, um die Wahrheit zu gestehen, eine andere Seite meines Berufes gab mir die Sicherheit, daß Sie kein Priester seien.«

»Was?« fragte der Dieb, beinahe starr vor Staunen.

»Sie griffen die Vernunft an.« sagte Father Brown. »Das tut kein Theologe.«

Und eben als er sich zur Seite wandte, sein Eigentum zusammenzuraffen, kamen die drei Polizisten unter den dunklen Bäumen hervor. Flambeau war Künstler und Sportsmann. Er trat zurück und machte vor Valentin eine große Verbeugung.

»Nicht mir, mon ami ,« wehrte Valentin mit silberner Klarheit ab, »beugen wir uns beide vor unserem Meister.«

Und sie standen einen Augenblick unbedeckten Hauptes, während der kleine Priester aus Essex nach seinem Regenschirme suchte.


Gilbert Keith Chesterton: Das blaue Kreuz Teil 1 Gilbert Keith Chesterton: The Blue Cross Part 1

Das blaue Kreuz 1 Mėlynas kryžius 1 Det blå korset 1

Zwischen dem Silberbande des Morgens und dem grünen, glitzernden Bande der See legte das Dampfboot in Harwich an und ließ einen Schwarm Volkes entweichen, aus dem der Mann, dem wir folgen müssen, keineswegs hervorstach – noch es zu tun wünschte. Between the silver band of the morning and the green, glittering band of the sea, the steamboat docked in Harwich, escaping a swarm of people, out of whom the man we must follow was by no means to stand out-nor to wish to do so. Tarp sidabrinės ryto juostos ir žalios, blizgančios jūros juostelės garlaivis prišvartavo Harwichą, išlaisvindamas būrį žmonių, iš kurių žmogus, kurio turime sekti, nei išsiskyrė, nei norėjo. Außer einem leichten Gegensatze zwischen der feiertäglichen Lebhaftigkeit seiner Kleidung und dem offiziellen Ernste seines Gesichtes war nichts Bemerkenswertes an ihm. Apart from a slight contrast between the festive vivacity of his clothes and the official seriousness of his face, there was nothing remarkable about him. Išskyrus nedidelį kontrastą tarp šventinio drabužių gyvumo ir oficialaus veido rimtumo, jame nebuvo nieko nuostabaus. Zu seiner Kleidung gehörte eine leichte, hellgraue Jacke, eine weiße Weste und ein Silberstrohhut mit blaugrauem Bande. His clothing included a light, light gray jacket, a white vest, and a silver straw hat with a blue-gray band. Jo apranga buvo šviesi, šviesiai pilka striukė, balta liemenė ir sidabrinė šiaudinė kepurė su mėlynai pilka juostele. Sein mageres Gesicht, das der Gegensatz dunkel erscheinen ließ, endete in einen kurzen, schwarzen Spitzbart, der spanisch aussah und eine Halskrause, wie man sie unter Elisabeth trug, zu verlangen schien. His thin face, which the contrast made dark, ended in a short black goatee that looked Spanish and seemed to demand a ruff like Elizabeth's. Jo liesas veidas, kurį kontrastas tamsino, baigėsi trumpu, juodu ožiuku, kuris atrodė ispaniškai ir atrodė, kad jam reikalingas raukinys, toks, kokį dėvėjo po Elžbieta. Mit dem Ernste eines Müßiggängers rauchte er eine Zigarette. With the seriousness of a loafer, he smoked a cigarette. Rūkydamas cigaretę rūkė cigaretę. Nichts an ihm deutete an, daß die graue Jacke einen geladenen Revolver, die weiße Weste einen Polizeipaß oder der Strohhut einen der scharfsinnigsten Köpfe Europas bedeckte. Nothing about him indicated that the gray jacket covered a loaded revolver, the white vest a police passport, or the straw hat covered one of the most ingenious heads in Europe. Niekas apie jį nenurodė, kad pilka striukė dengė prikrautą revolverį, balta liemenė - policijos pasą ar šiaudinę kepurę, dengiančią vieną įžvalgiausių galvų Europoje. Denn es war Valentin selbst, das Haupt der Pariser Polizei und die berühmteste Spürnase der Welt, und er befand sich auf dem Wege von Brüssel nach London, um die bedeutendste Verhaftung des Jahrhunderts vorzunehmen. Because it was Valentin himself, the head of the Paris police force and the most famous scout in the world, and he was on his way from Brussels to London to make the most important arrest of the century. Nes tai buvo pats Valentinas, Paryžiaus policijos vadovas ir garsiausia nosis pasaulyje, ir jis važiavo iš Briuselio į Londoną atlikti svarbiausio amžiaus arešto.

Flambeau war in England. Flambeau was in England. Flambeau buvo Anglijoje. Die Polizei dreier Länder hatte endlich die Spuren des großen Verbrechers von Gent nach Brüssel und von Brüssel nachdem Hoek van Holland verfolgt; man mutmaßte, er würde die günstige Gelegenheit des Durcheinanders und des Fremdenandranges beim Eucharistischen Kongresse, der damals in London tagte, ausnützen. The police from three countries had finally followed the traces of the great criminal from Ghent to Brussels and from Brussels after Hoek van Holland; it was suspected that he would take advantage of the opportunity of confusion and foreigners at the Eucharistic Congress, which was then held in London. Trijų šalių policija pagaliau sekė didžiojo nusikaltėlio pėdsakus nuo Gento iki Briuselio ir nuo Briuselio iki Hoeko van Hollando; buvo manoma, kad jis pasinaudos chaoso ir užsieniečių minios proga tuo metu Londone vykusiame Eucharistijos kongrese. Wahrscheinlich würde er als irgendwelcher niedere Geistliche oder als eine Art von Kongreßsekretär reisen, aber gewiß konnte das natürlich Valentin nicht wissen; bei Flambeau war niemand sicher. He would probably travel as some lower clergyman or some sort of congress secretary, but of course Valentin couldn't have known that; at Flambeau no one was safe. Tikriausiai jis keliaus kaip koks žemas dvasininkas ar koks kongreso sekretorius, bet, žinoma, Valentinas negalėjo to žinoti; Flambeau niekas nebuvo saugus.

Es sind jetzt viele Jahre her, seit dieses Ungetüm eines Verbrechers, das die Welt in Angst hielt, plötzlich verschwand, und als es verschwand, war, wie man dies nach dem Tode Rolands sagte, eine große Ruhe auf Erden entstanden. It has been many years now since this monster of a criminal who frightened the world suddenly disappeared, and when it disappeared, as was said after Roland's death, there was great peace on earth. Jau daug metų, kai tas nusikaltėlio, kuris bijojo pasaulio, pabaisa staiga dingo, o jam išnykus, kaip sakoma po Rolando mirties, žemėje tvyrojo didžiulė ramybė. Doch in seinen besten Tagen (ich meine natürlich seine schlimmsten) war Flambeau eine ebenso überragende und internationale Gestalt wie der Kaiser. But in his best days (I mean his worst, of course), Flambeau was as outstanding and international as the Emperor. Tačiau geriausiomis dienomis (turiu omenyje, žinoma, blogiausią) Flambeau buvo toks pat aukštas ir tarptautinis, kaip imperatorius. Nahezu jeden Morgen berichteten die Blätter, daß er sich den Folgen eines außergewöhnlichen Verbrechens dadurch entzogen habe, daß er ein neues beging. Almost every morning the papers reported that he had avoided the consequences of an extraordinary crime by committing a new one. Beveik kiekvieną rytą laikraščiuose buvo rašoma, kad jis išvengė nepaprasto nusikaltimo padarinių padarydamas naują. Flambeau war ein Gaskogne von riesigem Wuchse und wahrer Tollkühnheit, und die wildesten Dinge erzählte man sich von den Ausbrüchen seines athletischen Temperamentes, z. B. wie er den Untersuchungsrichter auf den Kopf stellte, um ihm den Verstand zu klären, oder wie er mit je einem Polizisten unterm Arme die Rue de Rivoli hinabrannte. Flambeau was a Gascogne of immense growth and daring, and the wildest things were told about the outbursts of his athletic temperament, e.g. For example, how he turned the examining magistrate upside down to clear his mind, or how he ran down the rue de Rivoli with one policeman under his arm. Flambeau buvo milžiniško ūgio ir tikro beatodairiškumo Gasogne'as, o drąsiausi dalykai buvo pasakyti apie jo sportinio temperamento protrūkius; Pavyzdžiui, kaip jis apvertė egzaminą nagrinėjantį magistrą aukštyn kojomis, kad išvalytų savo mintis, arba kaip jis nubėgo rue de Rivoli su policininku po ranka. Um aufrichtig gegen ihn zu sein, muß jedoch gesagt werden, daß er seine ungewöhnliche Körperkraft im allgemeinen selten in solch unblutigen, wenn auch seiner Würde wenig förderlichen Auftritten zur Anwendung brachte;seine eigentlichen Verbrechen bestanden hauptsächlich in geistvollen, erfindungsreichen Räubereien im großen Stile. To be honest with him, however, it must be said that he generally rarely used his unusual physical strength in such bloodless, if not dignified, performances; his real crimes consisted mainly in witty, inventive, large-scale robberies. Tačiau norint būti sąžiningam su juo, reikia pasakyti, kad jis paprastai retai naudodavo savo neįprastą fizinę jėgą tokiuose be kraujo, jei ne labai oriuose pasirodymuose; tikrieji jo nusikaltimai buvo daugiausia genialūs ir išradingi apiplėšimai. Doch jeder seiner Diebstähle bildete nahezu eine neue Art von Vergehen und würde für sich schon eine besondere Geschichte ausmachen. But each of his thefts was almost a new type of offense and would in itself make up a special story. Tačiau kiekviena jo vagystė buvo beveik nauja nusikaltimo rūšis ir pati savaime sudarė ypatingą istoriją. Er war es, der die große Tiroler Molkerei-Gesellschaft in London ins Leben rief, ohne Molkerei, ohne Kühe, ohne Karren, ohne Milch, jedoch mit einigen tausend Abnehmern. It was he who founded the great Tyrolean dairy company in London, without dairy, without cows, without carts, without milk, but with a few thousand customers. Diese bediente er einfach dadurch, daß er die kleinen Milchkannen vor anderer Leute Türen vor die seiner eigenen Kunden schob. He served this simply by pushing the small milk churns in front of other people's doors to those of his own customers. Er war es gewesen, der einen unerklärlichen und geheimen Briefwechsel mit einer jungen Dame unterhielt, der aufgefangen wurde, und wobei er sich des außerordentlichen Tricks bedient hatte, seine Mitteilungen in unendlicher Verkleinerung auf Mikroskops zu photographieren. It was he who had an inexplicable and secret correspondence with a young lady who was being picked up, using the extraordinary trick of photographing his messages in microscopic microscopes. Būtent jis palaikė nepaaiškinamą ir slaptą susirašinėjimą su jauna dama, kuri buvo sučiupta ir kurioje panaudojo nepaprastą triuką – mikroskopais nufotografavo savo bendravimą begalinėje miniatiūrizacijoje. Eine große Einfachheit kennzeichnete jedoch viele seiner Versuche. However, many of his attempts were characterized by great simplicity. Tačiau daugeliui jo bandymų buvo būdingas didelis paprastumas. Einmal soll er in der Totenstille der Nacht alle Hausnummern einer Straße übermalt haben, nur um einen Reisenden in eine Falle zu locken. Once he was said to have painted over all the street numbers in the deadly silence of the night, just to lure a traveler into a trap. Kartą, naktį, jis, kaip sakoma, nupiešė visus namų numerius gatvėje, kad tik įviliotų keliautoją į spąstus. Es ist vollkommen richtig, daß er einen tragbaren Briefkasten erfunden hatte, den er in ruhigen Vorstädten an den Ecken anbrachte, um etwaige Postanweisungen abzufangen. It is perfectly true that he had invented a portable mailbox, which he placed on the corners in quiet suburbs to intercept any postal orders. Visiškai tiesa, kad jis išrado nešiojamą pašto dėžutę, kurią padėjo ramių priemiesčių kampuose, kad perimtų bet kokius pašto perlaidas. Kürzlich noch lernte man ihn auch als geschickten Akrobaten kennen; trotz seiner mächtigen Gestalt wußte er wie eine Heuschrecke zu springen und wie ein Affe in den Baumkronen zu verschwinden. Recently he was also met as a skilled acrobat; in spite of his mighty figure he knew how to jump like a grasshopper and disappear like a monkey into the treetops. Neseniai jis taip pat buvo sutiktas kaip įgudęs akrobatas; nepaisant savo galingo ūgio, jis mokėjo šokinėti kaip žiogas ir dingti medžių viršūnėse kaip beždžionė. Daher war sich der große Valentin, als er Flambeau zu finden sich anschickte, vollkommen bewußt, daß, wenn er ihn auchgefunden haben würde, damit seine Abenteuer nicht beendet wären. So when he was preparing to find Flambeau, great Valentin was fully aware that if he had found him too, his adventures would not be over. Taigi, kai didysis Valentinas nusprendė surasti Flambeau, jis puikiai suprato, kad jei būtų jį radęs, jo nuotykiai nesibaigs.

Doch wie sollte er ihn finden? But how should he find him? Bet kaip jis turėtų jį rasti?

Darüber waren Valentins Gedanken noch zu keinem Schlusse gekommen. Valentino mintys dar nepriėjo prie išvados.

Ein Ding gab es, das Flambeau bei all seiner Geschicklichkeit im Verkleiden nicht verbergen konnte, und das war seine ausnehmende Größe. There was one thing Flambeau, with all his skill in dressing up, couldn't hide, and that was his great size. Vieno dalyko Flambeau negalėjo nuslėpti, nepaisant visų savo įgūdžių rengtis, ir tai buvo jo didelis dydis. Wenn Valentins flinkes Auge ein hochgewachsenes Apfelweib, einen großen Grenadier oder selbst eine erträglich große Herzogin entdeckt hätte, er würde sie auf der Stelle verhaftet haben. If Valentine's nimble eye had spotted a tall apple, a tall grenadier, or even a tolerably tall duchess, he would have arrested her on the spot. Jei Valentino vikri akis būtų pastebėjęs aukštą obuolio moterį, aukštą grenadierių ar net pakenčiamai aukštą kunigaikštienę, jis būtų ją sulaikęs vietoje. Doch während der ganzen Fahrt war ihm niemand untergekommen, der ein verkappter Flambeau hätte sein können. But during the whole trip he hadn't seen anyone who could have been a disguised flambeau. Tačiau per visą kelionę jis nebuvo sutikęs nė vieno, kuris būtų galėjęs būti persirengęs Flambeau. Bezüglich der Leute auf dem Dampfboote hatte er sich bereits vergewissert, und diejenigen, welche in Harwich vom Zuge aufgelesen worden waren, beschränkten sich mit Sicherheit nur auf sechs. He had already made certain of the people on the steamboat, and those who had been picked up by the train in Harwich were sure to be limited to six. Jis jau buvo įsitikinęs, kad garlaivyje plaukioja žmonės, o traukiniu Harviče tikrai buvo tik šeši. Da war ein kurzer Eisenbahnbeamter, der bis London mitfuhr, dann drei ziemlich kurze Grünzeughändler, welche zwei Stationen später hinzugekommen waren, eine sehr kurze Witwe aus gutem Hause aus einer kleinen Stadt in Essex und ein sehr kurzer römisch-katholischer Priester, der von einem kleinen Dorfe in Essex hereinkam. There was a short railroad official who drove to London, then three fairly short green goods dealers, who had been added two stations later, a very short widow from a good family from a small town in Essex and a very short Roman Catholic priest who was run by a small one Villages came into Essex. Beim letzten Falle angelangt, gab es Valentin auf; er mußte beinahe lachen. At the last case, Valentin gave up; he almost had to laugh. Pasiekęs paskutines spąstus Valentinas pasidavė; jis beveik nusijuokė. Der kleine Priester war so sehr das Muster eines Simpels aus dem Osten, er hatte ein Gesicht so rund und nichtssagend wie ein Norfolkpudding, er hatte Augen so leer wie die Nordsee, und er trug einige braune Papierpakete, diebeisammenzuhalten er ganz außerstande war. The little priest was so much the pattern of a simpel from the East, he had a face as round and meaningless as a Norfolk pudding, he had eyes as empty as the North Sea, and he carried several brown paper packages that he was quite unable to hold together. Mažasis kunigas buvo labai panašus į rytietišką simpelio modelį, jo veidas buvo apvalus ir beprasmis kaip Norfolko pudingas, jo akys buvo tuščios kaip Šiaurės jūra ir nešiojo rudus popierinius paketus, kad visiškai negalėjo. kad laikytųsi kartu. Der Eucharistische Kongreß hatte anscheinend viele derartige Geschöpfe, blind und hilflos wie ausgehobene Maulwürfe, aus ihrer örtlichen Trägheit aufgescheucht. The Eucharistic Congress had apparently roused many such creatures, blind and helpless like dug up moles, from their local indolence. Valentin war ein Skeptiker vom strengen französischen Stile und kannte daher keine Vorliebe für Priester. Aber Mitleid konnte er für sie aufbringen, und dieser eine würde bei jedermann solches erweckt haben. But he could muster pity for her, and this one would have aroused such a thing in everyone. Er trug einen großen, schäbigen Regenschirm, der ihm fortwährend zu Boden fiel. Er schien nicht zu wissen, welches das richtige Ende seiner Rückfahrtkarte war. Er erklärte mit der Einfalt eines Mondkalbes jedermann im Wagen, er müsse vorsichtig sein, denn er trage in einem seiner braunen Papierpakete etwas aus wirklichem Silber Verfertigtes »mit blauen Steinen«. With the simplicity of a lunar calf, he explained to everyone in the car that he had to be careful because he was carrying something made of real silver "with blue stones" in one of his brown paper packages. Seine wunderliche Mischung von Essex-Plattheit und frommer Einfachheit belustigte andauernd den Franzosen, bis der Priester mit all seinen Paketen in Stratford anlangte und um seinen Regenschirm zurückkehrte. His whimsical blend of Essex flatness and pious simplicity kept amusing the French until the priest with all his packages arrived in Stratford and returned around his umbrella. Als er letzteres tat, besaß Valentin sogar die Zuvorkommenheit, ihn zu warnen, nicht das Silber dadurch zu behüten, daß er jedermann davon erzähle. When he did the latter, Valentin even had the courage to warn him not to protect the silver by telling everyone about it. Doch mit wem immer auch Valentin sprach, stets hielt er sein Auge offen nach jemand anderm. But whoever Valentin was talking to, he always kept his eyes open for someone else. Beständig blickte er nach jemanden aus, reich oder arm, männlich oder weiblich, der gut an sechs Fuß hoch wäre, denn Flambeau war noch um vier Zoll größer. He was always looking for someone, rich or poor, male or female, who would be six feet tall because Flambeau was four inches taller.

In Liverpool Street stieg er jedoch ab, sich mit vollkommener Sicherheit bewußt, daß er den Verbrecherbislang nicht übersehen habe. However, he dismounted on Liverpool Street, knowing with complete certainty that he hadn't overlooked the crime so far. Dann begab er sich nach Scotland Yard, seine Papiere in Ordnung zu bringen und für den Bedarfsfall Hilfe zu vereinbaren. Then he went to Scotland Yard to get his papers in order and arrange help if necessary. Schließlich zündete er sich eine neue Zigarette an und machte sich zu einem langen Bummel in den Straßen Londons auf. Als er in dem Viertel jenseits Victoria umherwanderte, hielt er plötzlich an und blieb stehen. As he wandered around the quarter beyond Victoria, he suddenly stopped and stopped. Der Platz war altmodisch und ruhig, sehr typisch für London, voll von zufälliger Stille. The square was old-fashioned and quiet, very typical of London, full of random silence. Die großen flachen Häuser sahen auf einmal wohlhabend und unbewohnt und das Sträucherviereck in der Mitte so einsam wie ein grünes Inselchen im Stillen Ozean aus. The large flat houses suddenly looked wealthy and uninhabited and the shrubbery in the middle looked as lonely as a green islet in the Pacific Ocean. Eine der vier Seiten ragte wie eine Estrade über die anderen empor und die Linie dieser Seite war unterbrochen von einer von Londons wunderbaren Zufälligkeiten – einem Restaurant, das aussah, wie wenn es sich vom Soho hierher verlaufen hätte. One of the four sides towered like a dais over the others, and the line of that side was interrupted by one of London's wonderful coincidences - a restaurant that looked like it had gotten here from Soho. Es war ein unvernünftig anziehendes Ding mit Zwergpflanzen in Töpfen und mit langen, gestreiften Stabjalousien in Zitronengelb und Weiß, lag eigentümlich hoch über der Straße, und in der in London üblichen Flickwerkart lief eine Flucht von Stufen von der Straße aus zum Eingange hinauf, fast wie etwa eine Rettungsleiter zu einem Ersten-Stock-Fenster. It was an unreasonably attractive thing with dwarf plants in pots and with long, striped rod blinds in lemon yellow and white, it was peculiarly high above the street, and in the usual way of patchwork in London there was an escape of steps from the street up to the entrance, almost like like a rescue ladder to a first-floor window. Valentin stand rauchend gegenüber den gelb-weißen Jalousien und betrachtete sie lange.

Das unglaublichste Ding bei den Wundern ist, daß sie geschehen. Ein paar Wolken am Himmel ballen sich zusammen zu der auffallenden Form einesmenschlichen Auges. Auf ungewissem Wege ragt mitten in einer Landschaft ein Baum auf in der genauen und vollendeten Form eines Fragezeichens. In an uncertain way a tree rises up in the middle of a landscape in the exact and perfect form of a question mark. Ich habe selbst diese beiden Dinge in den letzten paar Tagen gesehen. Nelson stirbt im Augenblicke des Sieges, und ein Mann namens Williams ermordet zufällig einen Mann namens Williamson; es klingt wie eine Art Kindsmord. Kurz, es ist im Leben ein Element geisterhaften Zusammentreffens, welches Leuten, die nur mit dem Prosaischen rechnen, ewig entgehen wird. In short, there is an element of ghostly meeting in life that those who only count on the prose will forever escape. Weisheit sollte, wie es in Poes Paradoxen so gut heißt, sich auf das Unvorhergesehene verlassen. Wisdom, as Poe's Paradoxes put it so well, should rely on the unforeseen.

Aristide Valentin war Franzose von reinstem Wasser und die französische Intelligenz ist eine Intelligenz ganz besonderer und einziger Art. Er war nicht eine »denkende Maschine«, denn dies ist eine sinnlose Redensart des modernen Fatalismus und Materialismus. Eine Maschine ist nur deshalb eine Maschine, weil sie eben nicht denkt. Er aber war ein denkender Mensch und gleichzeitig ein schlichter Mensch. All seine wunderbaren Erfolge, die wie Zauberei aussahen, hatte er errungen durch angestrengte Logik, durch klares und hausbacken französisches Denken. All his wonderful successes, which looked like magic, he had achieved through rigorous logic, through clear and homely French thinking. Die Franzosen elektrisieren die Welt nicht durch Aufstellung von Widersinnigkeiten, sie elektrisieren sie durch Ausführung von Gemeinplätzen. The French do not electrify the world by setting up absurdities, they electrify it by executing platitudes. Und das treiben sie sogar bis – zur französischen Revolution. And they even do that until - the French Revolution. Aber eben weil Valentin die Vernunft kannte, kannte er auch die Grenzen der Vernunft. Nur ein Mensch,der nichts von Motoren versteht, spricht von Motorfahren ohne Benzin; nur ein Mensch, der nichts von Vernunft versteht, spricht von Vernünftigsein ohne starke unbestreitbare Urgrundsätze. Only someone who does not understand anything about engines speaks of driving an engine without petrol; only a person who understands nothing about reason speaks of being reasonable without strong, indisputable basic principles. Hier hatte er keine starken Urgrundsätze. Flambeau war zu Harwich entwischt, und wenn er überhaupt in London war, dann konnte er irgend etwas sein, angefangen von einem übergroßen Vagabunden in Wimbledon Common bis zu einem übergroßen Toastmeister im Hotel Metropole. Flambeau had escaped to Harwich, and if he was in London at all he could be anything from an oversized vagabond at Wimbledon Common to an oversized toast master at the Metropole Hotel. In solch nacktem Zustande des Nichtwissens besaß Valentin seine eigene Ansicht und seine eigene Methode. In such a naked state of ignorance, Valentin had his own point of view and his own method.

In derlei Fällen rechnete er auf das Unvorhergesehene. In Fällen, da er nicht den Weg des Vernünftigen verfolgen konnte, verfolgte er kalt und sorgfältig den Weg des Unvernünftigen. In cases where he could not follow the path of the rational, he coldly and carefully followed the path of the unreasonable. Anstatt die richtigen Orte aufzusuchen – Banken, Polizeiwachen, Sammelpunkte –, suchte er systematisch die unrichtigen Plätze auf, klopfte an jedes leere Haus, lief jede Sackgasse entlang, rannte jede mit Schutt versperrte Gasse hinab, bog er in jede Kurve ein, die ihn unnütz vom Wege abbrachte. Instead of going to the right places - banks, police stations, assembly points - he systematically went to the wrong places, knocked on every empty house, ran down every cul-de-sac, ran down every street blocked with rubble, turned into every curve that made him useless astray. Er verteidigte dieses verrückte Verfahren ganz logisch. Er behauptete, wenn jemand sich nach einem bestimmten Schlüssel richte, sei dies der schlimmste Weg, wenn man jedoch jeden Schlüssel beiseite ließ, sei dies das allerbeste, denn dabei habe man eben den Vorteil, daß irgend etwas Auffälliges, das das Auge des Verfolgers auf sich lenkt, dasselbe sein kann, was das Auge des Verfolgten auf sich gelenkt haben mag. He claimed that if someone followed a certain key it was the worst way to go, but if you left every key aside, it was the very best because you had the advantage that something conspicuous could catch the eye of the pursuer directs itself, the same thing that may have drawn the eye of the persecuted to itself. Irgendwomußte der Mensch anfangen, und es sei besser, es dort zu tun, wo ein anderer aufhören würde. Etwas an dieser Treppenflucht hinan zum Eingange, etwas an der Einsamkeit und Seltsamkeit des Restaurants weckte des Geheimpolizisten ganze ihm eigentümliche Vorliebe für das Romantische und ließ ihn den Entschluß fassen, aufs Geratewohl loszugehen. So stieg er die Treppe empor, ließ sich an einem Tische neben dem Fenster nieder und verlangte eine Tasse schwarzen Kaffees.

Der halbe Morgen lag schon hinter ihm und er hatte noch nicht gefrühstückt. Der Tisch wies die unauffälligen Spuren anderer Frühstücke auf und gemahnte ihn an seinen Hunger, und indem er seiner Bestellung noch ein Spiegelei hinzufügte, machte er sich nachdenklich daran, etwas weißen Zucker in seinen Kaffee zu schütten, wobei all seine Gedanken sich mit Flambeau beschäftigten. The table had the inconspicuous traces of other breakfasts and reminded him of his hunger, and adding a fried egg to his order, he thoughtfully poured some white sugar into his coffee, all his thoughts preoccupied with Flambeau. Er hatte nicht vergessen, wie dieser einmal mit Hilfe einer Nagelschere entkommen war und ein anderes Mal mit Hilfe eines brennenden Hauses, einmal, weil er für einen unfrankierten Brief Strafporto zu bezahlen hatte und ein anderes Mal, indem er die Leute durch ein Teleskop nach einem Kometen blicken ließ, der die Welt zerstören konnte. Valentin hielt sein Detektivgehirn für ebensogut wie das des Verbrechers, und er hatte recht, doch war er sich seines Nachteiles vollkommen bewußt. »Der schaffende Künstler ist der Verbrecher, der Detektiv ist nur der Kritiker,« sagte er zu sich mit saurem Lächeln, wobei er langsam seineKaffeetasse zum Munde führte – und sie sehr schnell wieder niederstellte. Er hatte Salz hineingetan.

Er blickte auf das Gefäß, woraus er das silberige Pulver genommen hatte, es war zweifellos eine Zuckerdose, so unverkennbar für Zucker bestimmt, wie eine Champagnerflasche für Champagner. Er fragte sich, weshalb man Salz darin hielt. Dann blickte er um sich, ob es noch weitere rechtgläubige Gefäße gäbe. Ja, es gab zwei vollgefüllte Salzgefäße. Vielleicht war irgend etwas Besonderes an dem Inhalt der Salzgefäße. Er kostete, es war Zucker. Dann blickte er mit einem erfrischten Anschein von Interesse im Restaurant umher, um zu sehen, ob noch irgendwelche andere Spuren dieses sonderbaren künstlerischen Geschmackes zu finden seien, der Zucker in Salzgefäßen und Salz in Zuckerdosen verwahrte. Außer einem eigentümlichen Flecken an einer der weißtapezierten Wände, der von irgendeiner dunklen Flüssigkeit herrührte, schien der ganze Raum reinlich, freundlich und gewöhnlich. Except for a peculiar stain on one of the white-walled walls, which came from some dark liquid, the whole room seemed clean, friendly and ordinary. Er klingelte nach dem Kellner.

Als der Kellner, notdürftig gekämmt und etwas triefäugig zu so früher Stunde, herbeigeeilt kam, ersuchte ihn der Detektiv, dem der Sinn für die einfacheren Formen des Humors nicht abging, er möge den Zucker kosten und sehen, ob derselbe dem hohen Rufe seines Hotels entspreche. When the waiter, poorly combed and a little bleary-eyed, hurried up at this early hour, the detective, who was not lacking in the sense of the simpler forms of humor, asked him to taste the sugar and see whether it corresponded to the high reputation of his hotel . Das Ergebnis war, daß der Kellner plötzlich gähnte und erwachte. The result was that the waiter suddenly yawned and woke up.

»Erlauben Sie sich jeden Morgen diesen feinen Scherz mit Ihren Gästen?« fragte Valentin. »Undbekommen Sie den Spaß nie satt, Salz und Zucker gegeneinander zu vertauschen?«

Als dem Kellner diese Ironie einzuleuchten begann, versicherte er stammelnd, daß sein Etablissement gewiß keine derartigen Absichten habe; es müsse ein sehr eigentümlicher Irrtum vorliegen. Er hob die Zuckerdose empor und blickte sie an, und er hob das Salzfaß empor und blickte es an, wobei sein Gesicht immer verwirrter wurde. Schließlich entschuldigte er sich in abgerissenen Worten und davonstürzend kehrte er nach ein paar Sekunden mit dem Besitzer wieder. Finally he apologized in broken words and rushing away, after a few seconds he returned with the owner. Der Besitzer untersuchte ebenfalls die Zuckerdose und dann das Salzfaß und auch der Besitzer blickte verwirrt.

Plötzlich schien dem Kellner die Sprache verloren zu gehen, so sehr überstürzten sich seine Worte.

»Ich meine,« stotterte er emsig, »ich meine, es waren die zwei Geistlichen.«

»Was für zwei Geistliche?«

»Die zwei Geistlichen,« erklärte der Kellner, »die, wo die Suppe an die Wand schmissen.«

»Suppe an die Wand schmissen?« wiederholte Valentin, der das sichere Gefühl hatte, es müsse sich wohl um irgendein italienisches Sprachbild handeln.

»Ja, ja,« versicherte der Aufwärter erregt und deutete auf den dunklen Flecken auf der weißen Tapete, »– dort hinüber an die Wand.«

Valentin blickte wie ein Fragezeichen den Besitzer an, der ihm nun mit einem ausführlichen Berichte zu Hilfe kam.

»Ja, Sir.« sagte er. »es ist ganz richtig, wenn ich auch nicht glaube, daß es etwas mit dem Zucker und Salz zu tun hat. Zwei Geistliche kamen herein und aßen sehr früh einen Teller Suppe, kaum daß wir die Läden aufgemacht hatten. Two clergymen came in and ate a bowl of soup very early, as soon as we opened the shops. Sie waren beide sehr ruhige, anständige Leute; der eine von ihnen zahlte die Rechnung und ging hinaus, der andere, der überhaupt eine langsamere Kutsche zu fahren schien, brauchte einige Minuten länger, seine Sachen zusammenzuklauben. Aber schließlich ging er. Nur im Augenblick, ehe er auf die Straße hinaustrat, ergriff er bedächtig seine Tasse, die nur halb geleert war, und schwaps warf er die Suppe an die Wand. Ich selbst war im Hinterzimmer und auch der Kellner, und so konnte ich nur noch hinausspringen, um den Flecken an der Wand und das Zimmer leer zu finden. Es ist kein arger Schaden, aber es war niederträchtig, dreist von ihm, und ich suchte den Mann auf der Straße einzuholen. It's not bad damage, but it was mean, bold of him, and I tried to catch up with the man on the street. Aber sie waren schon zu weit weg; ich bemerkte nur, daß sie um die nächste Ecke und in Carstairs Street einbogen.«

Der Geheimpolizist war auf den Füßen den Hut auf dem Kopf und den Stock in der Hand. Er hatte bereits entschieden, daß er in dem allgemeinen Dunkel seines Überlegens nur dem ersten merkwürdigen Fingerzeig, der irgendwohin wies, folgen konnte; und dieser Fingerzeig war merkwürdig genug. He had already decided that in the general darkness of his deliberations he could only follow the first strange hint that pointed somewhere; and this hint was strange enough. Seine Rechnung bezahlend und die Glastüren hinter sich zuwerfend bog er schon um die Ecke nach der anderen Straße zu.Es war ein Glück, daß selbst in so fieberhaften Augenblicken sein Auge kühl und flink blieb. Etwas in einem gegenüberliegenden Laden zog an ihm vorüber wie ein Blitz; dennoch ging er zurück, um darnach zu sehen. Der Laden war der eines gewöhnlichen Gemüse- und Obsthändlers, und eine Reihe von Waren mit deutlichen Schildern dabei mit Namen und Preisen waren im Freien aufgestellt. In den beiden am meisten in die Augen fallenden Abteilungen befanden sich zwei Haufen, einer von Orangen und der andere von Nüssen. Auf dem Haufen Nüsse lag ein Stück Pappe, worauf mit grellem Blaustifte geschrieben stand: »Beste Tanger Orangen, zwei 1 Penny.« Auf den Orangen war die ebenso klare und genaue Beschreibung: »Feinste Brasil-Nüsse, 4 Pence das Pfund.« Monsieur Valentin blickte auf diese beiden Plakate; es dünkte ihm, diese äußerst feinsinnige Art von Witz müsse er schon irgendwo angetroffen haben, und zwar erst vor kurzem. Er lenkte die Aufmerksamkeit des krebsroten Obsthändlers, der ziemlich verdrießlich die Straße auf und nieder blickte, auf die Ungenauigkeit in seinen Ankündigungen. He drew the attention of the crab-colored fruit seller, who was looking up and down the street rather morosely, to the inaccuracy of his announcements. Der Obsthändler sagte nichts, sondern brachte nur unwirsch jede Tafel an den richtigen Platz. The fruit dealer said nothing, just scruffily put each table in the right place. Elegant auf seinen Spazierstock gestützt fuhr Valentin fort, den Laden zu prüfen. Schließlich sagte er:

»Entschuldigen Sie, bitte, mein guter Mann, wenn ich mich anscheinend in fremde Dinge mische, aber ichmöchte gerne eine Frage in experimenteller Psychologie und Ideenassoziation an Sie stellen.«

Der krebsrote Händler betrachtete ihn drohenden Blickes, doch fuhr jener seinen Stock schwingend munter fort:

»Weshalb,« fragte er. »sind in einem Gemüseladen zwei Tafeln unrichtig aufgestellt wie ein Schaufelhut, der auf einen Feiertag nach London hereingekommen ist? "Are two tables in a greengrocer's shop incorrectly set up like a shovel hat that has come into London on a holiday? Oder, falls ich mich nicht klar ausdrücken sollte, welches ist die geheimnisvolle Assoziation, welche den Gedanken an als Orangen bezeichnete Nüsse mit dem Gedanken an zwei Geistliche einen langen und einen kurzen, in Verbindung bringt?«

Die Augen des Händlers traten aus seinem Kopfe hervor wie bei einer Schnecke und es sah wirklich einen Augenblick aus, als wolle er sich auf den Fremden stürzen. Endlich stieß er zornig hervor:

»Ich weiß nicht, was Sie das angeht, aber wenn Sie einer von ihren Freunden sind, können Sie ihnen in meinem Namen sagen, daß ich ihnen, ob Pfarrer oder nicht Pfarrer, ihre armseligen Schädel einschlagen werde, wenn sie nochmals Äpfel über den Haufen werfen.« “I don't know what this has to do with you, but if you are one of their friends, you can tell them on my behalf that if they pound apples again, pastor or not pastor, I'll crack their miserable skulls in throw. "

»Wirklich?« fragte der Geheimpolizist mit großer Anteilnahme, »haben sie Ihnen die Äpfel über den Haufen geworfen?«»Ja, einer von ihnen,« erwiderte der erhitzte Krämer. "Really?" Asked the secret policeman with great sympathy, "have they thrown your apples overboard?" »hat sie über die ganze Straße verstreut. Ich hätte den Hanswursten erwischt, wenn ich nicht die Äpfel aufzulesen gehabt hätte.«

»Welchen Weg haben die Pfarrer eingeschlagen?« fragte Valentin. "Which way did the pastors take?" Asked Valentin.

»Die zweite Straße dort links und dann über den Platz,« erwiderte der andere prompt.

»Danke,« empfahl sich Valentin und verschwand wie verzaubert. "Thank you," suggested Valentin and disappeared as if enchanted. Auf der anderen Seite des zweiten Häuservierecks fand er einen Polizisten und sprach ihn an.

»Hier, dringend, Schutzmann. Haben Sie zwei Geistliche in Schaufelhüten gesehen?«

Der Polizist begann heftig zu kichern. The policeman began to giggle violently.

»Habe ich, Sir, und wenn Sie es wissen wollen, einer von ihnen war betrunken. Er stand mitten auf der Straße –«

»Welchen Weg hat er eingeschlagen?« schnauzte ihn Valentin an.

»Sie nahmen einen von jenen gelben Omnibussen dort drüben,« antwortete der Mann, »die nach Hampstead gehen.«

Valentin wies seine Erkennungskarte vor und sagte hastig: Valentin showed his identification card and said hastily:

»Rufen Sie zwei von Ihren Leuten, sie sollen mit mir kommen, eine Verfolgung aufnehmen,« und er querte die Straße mit solch ansteckender Energie, daß der schwerfällige Polizist zu beinahe behendem Gehorchen sich bewogen sah. "Call two of your men to come with me and start a chase," and he crossed the street with such infectious energy that the clumsy policeman was moved to almost nimble obey. In anderthalb Minutenwar der französische Detektiv auf dem gegenüberliegenden Gangsteig von einem Inspektor und einem Wachmann in Zivil eingeholt.

»Well, Sir,« begann ersterer mit lächelnder Wichtigtuerei, »und womit kann ich –« "Well, sir," the former began with a smiling self-importance, "and with what can I -"

Valentin deutete plötzlich mit dem Knopfe seines Stockes. »Ich werde es Ihnen auf dem Dache jenes Omnibus sagen,« bemerkte er und sprang und wand sich durch das Gewirr des Straßenverkehrs. Als alle drei keuchend auf die Dachsitze des gelben Fahrzeuges niedersanken, meinte der Inspektor:

»Mit einem Taxi kämen wir viermal so rasch voran.«

»Ganz richtig,« antwortete der Anführer ruhig, »wenn wir nur eine Ahnung hätten, wohin wir gehen.« "Quite right," replied the leader calmly, "if only we had some idea where we were going."

»Well, aber wohin wollen Sie denn?« fragte jener ihn anstarrend.

Valentin, die Stirne runzelnd, rauchte schweigend einige Sekunden, dann nahm er seine Zigarette in die Hand und sagte:

»Wenn Sie wissen, was ein Mensch tut, laufen Sie vor ihm her; wenn Sie aber herausbringen wollen, was er tut, halten Sie sich hinter ihm. Schlendern Sie, wenn er schlendert, bleiben Sie stehen, wenn er stehenbleibt, schreiten Sie voran so langsam, wie er es tut, dann können Sie sehen, was er sah, und können handeln, wie er gehandelt hat. Stroll when he strolls, stop when he stops, walk as slowly as he does, then you can see what he saw and you can act as he acted. Alles, was wir tun können, ist, unsere Augen offen zu halten nach einem verdächtigen Dinge.«

»Welche Sorte verdächtigen Dinges meinen Sie?« fragte der Inspektor.

»Jede Sorte verdächtigen Dinges,« antwortete Valentin und verfiel in hartnäckiges Schweigen.

Der gelbe Omnibus kroch die nach Norden hinaus führenden Straßen entlang, hin durch etwas, was endlose Stunden schien; der große Detektiv wollte sich nicht weiter erklären und seine Gehilfen empfanden möglicherweise einen stillen und wachsenden Zweifel hinsichtlich seines Unternehmens. Vielleicht auch fühlten sie ein stilles und wachsendes Verlangen nach ihrem Lunch, denn die Stunden vergingen und lange schon war die normale Mittagsmahlstunde verstrichen, doch die langen Straßen der Nord-Londoner Vorstädte schienen sich aus einer Länge in die andere zu schieben wie ein höllisches Teleskop. Es war eine jener Fahrten, bei denen der Mensch unaufhörlich fühlt, daß er jetzt endlich am Ende des Universums angekommen sein müsse, um dann zu finden, daß er erst am Anfang von Tufnell Park sei. London verlor sich in schmutzigen Schenken und ödem Gestrüpp und war dann wieder unerklärlich zu glänzenden Hauptstraßen und geräuschvollen Hotels geboren. London lost itself in filthy taverns and dreary undergrowth, and was then inexplicably born again into gleaming main streets and noisy hotels. Es war, wie wenn man durch dreizehn einzelne gewöhnliche Städte fuhr, von denen eine an die andere stieß. Doch obwohl die Winterdämmerung bereits über die vor ihnen liegende Straße sich senkte, saß der Pariser Detektiv immer noch schweigsam und wachsam und musterte die Stirnseiten der Straßen, die zu beiden Seiten vorüberglitten. But even though the winter twilight was already setting on the street ahead, the Parisian detective was still sitting silent and watchful, studying the front of the streets that slipped by on either side. Um die Zeit,da sie Camden Town hinter sich gelassen hatten, waren die Polizisten nahezu eingeschlafen, wenigstens machten sie so etwas wie einen Satz, als Valentin sich aufrichtete, jedem auf die Schulter klopfte und dem Kutscher zurief, anzuhalten. By the time they were out of Camden Town, the cops were almost asleep, at least they made a leap as Valentin straightened up, patted everyone on the back, and called the driver to stop.

Sie taumelten die Treppe hinab auf die Straße, ohne zu wissen, weshalb sie ausquartiert wurden; als sie sich um Erleuchtung umblickten, sahen sie Valentin triumphierend mit dem Finger auf ein Fenster auf der linken Seite der Straße weisen. They stumbled down the stairs into the street, not knowing why they were being evacuated; as they looked around for enlightenment, they saw Valentin triumphantly pointing a finger at a window on the left side of the street. Es war ein großes Fenster und bildete einen Teil der langen Fassade eines glänzenden und palastartigen Gasthauses, eines jener für das bessere Publikum vorgesehenen, über dem das Wort »Restaurant« stand. Dieses Fenster war, wie alle übrigen längs der Stirnseite des Hotels, aus mit Mustern versehenem Frostglase; in seiner Mitte jedoch befand sich ein großer schwarzer Sprung wie ein Stern im Eise. This window, like all the others along the front of the hotel, was made of patterned frosted glass; in its center, however, was a great black crack like a star in the ice.

»Endlich unsere Spur,« schrie Valentin, seinen Stock schwingend, »der Ort mit dem zerbrochenen Fenster.«

»Welches Fenster? Welche Spur?« fragte der Hauptgehilfe, »Wieso? Wo ist der Beweis, daß dies irgend etwas mit ihnen zu tun hat?«

Valentin zerbrach beinahe seinen Bambusstock vor Zorn.

»Beweis!« schrie er. »Guter Gott, der Mann sucht nach einem Beweise! Je nun, natürlich, die Chancen sind zwanzig gegen eins, daß es nichts mit ihnen zu tun hat. Aber was können wir sonst tun?Sehen Sie nicht, wir müssen entweder einer Möglichkeit folgen oder nach Hause gehen und uns zu Bett legen?«

Gefolgt von seinen beiden Gefährten bahnte er sich einen Weg in das Restaurant und bald saßen sie zu einem verspäteten Lunch an einem kleinen Tische beisammen und besahen sich den Stern im zertrümmerten Glase von innen. Followed by his two companions, he made his way into the restaurant and soon they were sitting around a small table for a late lunch, looking at the star in the smashed glass from the inside. Nicht etwa, daß er von hier aus besonders belehrend gewesen wäre! Not that he was particularly instructive from here!

»Haben Ihr Fenster zerbrochen, wie ich sehe,« begann Valentin zum Kellner, als er seine Rechnung bezahlte.

»Ja, Sir,« antwortete der Aufwärter, indem er sich geschäftig über das Wechselgeld beugte, welchem Valentin schweigend ein erkleckliches Trinkgeld hinzugefügt hatte. "Yes, sir," answered the attendant, busily bending over the change to which Valentin had silently added a large tip. Der Kellner richtete sich mit leichter, aber unverkennbarer Lebhaftigkeit auf. The waiter straightened up with a slight but unmistakable vivacity.

»Ah, ja, Sir,« sagte er. »Sehr spaßiges Ding das, Sir.«

»Wirklich? Erzählen Sie uns,« ersuchte der Detektiv mit sorgloser Neugierde.

»Well, zwei Gäste in Schwarz kamen herein,« begann der Kellner, »zwei von jenen fremden Pfarrern, wie sie jetzt herumlaufen. Sie haben in aller Ruhe eine billige Mahlzeit genommen und einer von ihnen bezahlte dafür und ging hinaus. Der andere war gerade dabei, sich anzuschließen, als ich nochmals auf mein Wechselgeld schaute und sah, daß er mir mehr als zweimal zu viel bezahlt hatte. ›Hier,‹ sage ich zu dem Burschen, der schon beinahe draußen war, ›Sie haben zuviel bezahlt.‹ ›O,‹ sagt er sehr kühl, ›haben wir?‹ Ja, sage ich und greife nach der Rechnung, um sie ihm zu zeigen. Well , ich war entwaffnet:«

»Wie meinen Sie das?« fragte der andere.

» Well , ich hätte einen Eid auf sieben Bibeln geschworen, daß ich vier Schillinge auf die Rechnung gesetzt hatte. Aber jetzt sah ich, ich hatte vierzehn Schillinge geschrieben, so deutlich wie gemalt.«

»Nun?« schrie Valentin, sich langsam, aber mit brennenden Augen entfernend. »Und dann?«

»Der Pfarrer an der Türe, der sagte ganz heiter: ›Bedauere, wenn ich Ihre Rechnung etwas durcheinanderbringe, aber ich will für das Fenster bezahlen.‹ ›Welches Fenster?‹ fragte ich. “The pastor at the door said very cheerfully: 'I'm sorry if I mess up your bill, but I want to pay for the window.' 'Which window?' I asked. ›Das, welches ich einhauen werde,‹ sagte er und zerschlug die Scheibe dort mit seinem Regenschirm.« "The one I'm going to cut," he said, smashing the window there with his umbrella. "

Alle drei Frager stießen einen Ausruf hervor und der Inspektor meinte mit stockendem Atem: All three questioners uttered an exclamation, and the inspector said with catching breath:

»Sind wir hinter ausgebrochenen Irrsinnigen her?« "Are we after madmen who have broken out?"

Der Kellner fuhr mit einem gewissen Wohlgefallen an der lächerlichen Geschichte fort: The waiter continued with a certain relish at the ridiculous story:

»Ich war für einen Augenblick so verdutzt, daß ich zu nichts fähig war. Der Mann ging zur Türe hinaus und erreichte seinen Freund gerade an der Ecke. Dann gingen sie so rasch Bullock Street hinauf, daß ich sie nicht einholen konnte, obwohl ich durch die Schenke lief.«

»Bullock Street,« sagte der Detektiv und schoß diese Straße hinab, so schnell wie das sonderbare Paar, das er verfolgte.

Ihre Fahrt führte sie jetzt zwischen kahlen Mauern hin wie durch Tunnels, Straßen mit wenigen Lichtern und selbst mit wenigen Fenstern. Straßen, die überall aus den kahlen Rückwänden gebildet zu sein schienen. Die Dämmerung nahm zu und es war für die Londoner Polizisten nicht leicht, festzuhalten, nach welcher genauen Richtung sie schritten. Der Inspektor jedoch war so viel wie sicher, daß sie möglicherweise auf irgendeinen Teil der Hampstead-Heide stoßen würden. Unerwartet unterbrach ein hervortretendes, gasbeleuchtetes Fenster wie eine Blendlaterne das blaue Zwielicht und Valentin blieb einen Augenblick vor einem kleinen zierlichen Zuckerbäckerladen stehen. Nach einer Sekunde Zögerns trat er ein. Inmitten der bunten Farben der Konditorei seinen vollen Ernst bewahrend kaufte er mit einer gewissen Sorgfalt dreizehn Schokoladezigarren. Offensichtlich bereitete er eine Anrede vor, doch bedurfte es derselben nicht. Obviously he was preparing a salutation, but it was not necessary.

Eine steife ältliche Jungfer im Laden hatte rein automatisch prüfend seine elegante Erscheinung betrachtet; als sie jedoch die Türe hinter ihm von der blauen Uniform des Inspektors verstellt sah, schienen ihre Augen aufzuwachen:

»O,« sagte sie, »wenn Sie wegen des Paketes gekommen sind, das habe ich schon weggeschickt.«

»Paket!« wiederholte Valentin, und nun war es an ihm, fragend zu blicken.

»Ich meine das Paket, das der Herr hier gelassen hat – der Geistliche.«

»Ums Himmels willen!« rief Valentin und beugte sich vorwärts, zum ersten Male wirkliche Begierde auf dem Gesichte. "For God's sake!" Cried Valentin, and leaned forward, for the first time real desire on the face. »Ums Himmels willen, sagen Sie uns genau, was vorgefallen ist!«

»Nun,« erzählte die Frau etwas unsicher, »die Geistlichen kamen vor einer halben Stunde herein und kauften etwas Pfefferminz und plauderten ein wenig, und dann gingen sie weg, der Heide zu. Aber eine Sekunde darauf kommt der eine von ihnen in den Laden zurück und sagt: ›Habe ich ein Paket liegen gelassen?‹ Well , ich sah überall nach und konnte keines finden; somit sagt er: ›Es tut nichts, aber wenn es zum Vorschein kommt, schicken Sie es, bitte, an diese Adresse‹ und hinterließ mir die Adresse und einen Schilling für meine Mühe. Und wirklich, obwohl ich geglaubt hatte, ich hätte überall nachgesehen, fand ich, daß er ein Paket aus braunem Papier liegen gelassen hatte, und so schickte ich es dorthin, wo er gesagt hatte. Ich erinnere mich nicht mehr der Adresse, es war irgendwo in Westminster. Aber nachdem das Ding so wichtig schien, dachte ich, vielleicht sei die Polizei darum gekommen.«

»Ist sie auch,« sagte Valentin kurz. »Ist die Hampstead-Heide weit von hier?«

»Geradeaus fünfzehn Minuten.« erwiderte die Frau. »und Sie kommen direkt hinaus ins Freie.«

Valentin sprang zum Laden hinaus und begann zu laufen und die anderen Polizisten folgten ihm in widerwilligem Trapp.

Die Straße, durch welche sie kamen, war so enge und in Schatten gehüllt, daß, als sie unerwartet unter den weiten Himmel hinaus ins Freie kamen, es sie überraschte, den Abend noch so hell und klar zu finden. Eine vollendete Kuppel von Pfauengrün senkte sich in Gold zwischen den schwärzlichen Bäumen und den dunkelvioletten Farnen hernieder. A perfect dome of peacock green descended in gold between the blackish trees and dark purple ferns. Die glühendgrüne Färbung war gerade tief genug, wie Kristallpunkte einen oder zwei Sterne hervorzuheben. Alles, was von Tageslicht übriggeblieben war, lag in einem goldenen Schimmer über dem Rande von Hampstead und jener volkstümlichen Mulde, die den Namen Heidetal trägt. Die Sonntagsausflügler, welche in dieser Gegend umherschweifen, hatten sich noch nicht ganz verlaufen; unförmlich saßen einige Paare auf Bänken und hier und da kreischte noch in der Ferne in einer der Schaukeln ein Mädchen. Rings um die erhabene Niedrigkeit des Menschen vertiefte und erhöhte sich die Pracht des Himmels und auf dem Abhang stehend und über das Tal hinwegblickend erspähte Valentin, was er suchte. Around the sublime lowness of man the magnificence of the sky deepened and increased and, standing on the slope and looking over the valley, Valentin spied what he was looking for.

Unter den dunklen und sich verlierenden Gruppen dieser Ferne war eine besonders schwarz, die sich nicht verlor – eine Gruppe von zwei Gestalten in geistlicher Kleidung. Obwohl sie so klein schienen wie Insekten, konnte Valentin doch sehen, daß dieeine viel kleiner als die andere war. Obwohl die andere die Haltung eines Studierenden und ein unauffallendes Benehmen zeigte, konnte er sehen, daß der Mann gut sechs Fuß hoch war. Although the other showed student demeanor and demeanor, he could see that the man was a good six feet tall. Er preßte die Zähne aufeinander und rannte, ungeduldig seinen Stock schwingend, weiter, während sich so die Entfernung erheblich verringert hatte und die beiden schwarzen Gestalten wie in einem umfangreichen Mikroskop an Größe zunahmen, hatte er etwas entdeckt, was ihn überraschte und was er dennoch irgendwie erwartet hatte. He clenched his teeth and ran on, swinging his stick impatiently, while the distance had decreased considerably and the two black figures were increasing in size as if in an extensive microscope, he had discovered something that surprised him and yet somehow he did expected. Wer immer der lange Priester sein mochte, bezüglich der Identität des kürzeren konnte kein Zweifel bestehen. Es war sein Freund aus dem Harwichzuge, der untersetzte kleine Curé von Essex, den er wegen seines braunen Papierpaketes gewarnt hatte.

Soweit also fügte sich schließlich alles ganz vernünftig ineinander. Valentin hatte durch seine Erkundigungen am Morgen erfahren, daß ein Father Brown von Essex ein silbernes Kreuz mit Saphiren, eine Reliquie von hohem Werte, mit sich gebracht hatte, um es einigen der fremden Geistlichen auf dem Kongresse zu zeigen. Valentin had learned from his inquiries that morning that a Father Brown of Essex had brought a silver cross with sapphires, a relic of high value, to show some of the foreign clergy at the convention. Dies war unzweifelhaft das »Silber mit blauen Steinen«; und Father Brown war zweifellos der kleine Grünschnabel vom Zuge. This was undoubtedly the "silver with blue stones"; and Father Brown was undoubtedly the little greenhorn from the train. Nun lag nichts Wunderbares in der Tatsache, daß, was Valentin herausgefunden, hatte, auch Flambeau herausfinden konnte. Es lag auch nichts Wunderbares in der Tatsache, daß, wenn Flambeau von einem Saphirkreuze hörte, er es zu stehlen versuchenwürde; das war vielmehr das natürlichste von allen natürlichen Dingen. Und ebensowenig lag etwas Wunderbares in der Tatsache, daß Flambeau mit so einem einfältigen Schafe, wie es der Mann mit seinem Regenschirm und den Paketen war, seine eigenen Wege ging. Gehörte dieser doch zu jener Sorte, daß ihn der Nächstbeste an einem Bindfaden bis zum Nordpol geschleppt hätte; es lag also nichts Überraschendes darin, daß ein Schauspieler wie Flambeau in der Verkleidung eines Priesters ihn nach der Hampstead-Heide schleppen konnte. Was this one of the kind that the next best man would have dragged him to the North Pole on a string; there was nothing surprising in the fact that an actor like Flambeau, dressed as a priest, could drag him to Hampstead Heath. Soweit schien das Verbrechen klar genug, und während der Detektiv den Priester ob seiner Hilflosigkeit bemitleidete, empfand er etwas wie Verachtung für Flambeau, daß dieser sich dazu hergab, sich ein so leicht zu täuschendes Opfer auszusuchen. So far the crime seemed clear enough, and while the detective pitied the priest for his helplessness, he felt something like contempt for Flambeau for allowing himself to choose a victim so easily deceived. Doch als Valentin alles überdachte, was sich inzwischen ereignet hatte, all das, was ihn zu seinem Triumph geführt hatte, spannte er sein Gehirn aufs äußerste an, um wenigstens ein ganz klein wenig Sinn oder Verstand herauszufinden. But when Valentin considered everything that had happened in the meantime, everything that had led him to his triumph, he strained his brain to the utmost in order to find out at least a very little sense or understanding. Was hatte es, wenn jemand einem Priester aus Essex ein Silberkreuz stahl, damit zu tun, daß man die Suppe auf die Papiertapete an der Wand schüttete? What if someone stole a silver cross from an Essex priest to do with pouring the soup on the wallpaper on the wall? Oder damit, daß man Nüsse Orangen nannte, oder Fenster zuerst bezahlte und sie dann einwarf? Gewiß, er war am Ende seiner Jagd angekommen, aber das Mittelstück hatte er verfehlt. Wenn er sich einmal täuschte (was selten vorkam), hatte er gewöhnlich den Faden erhascht, aber nichtsdestoweniger den Verbrecher verfehlt.Hier hatte er den Verbrecher erhascht, noch aber konnte er des Fadens nicht habhaft werden. If he was wrong (which was seldom the case), he would usually have caught the thread, but nevertheless missed the criminal; here he had caught the criminal but was still unable to get hold of the thread.

Die beiden Gestalten, denen sie folgten, krochen wie schwarze Fliegen über den mächtigen, grünen Umriß des Hügels. Sie waren sichtlich in ein Gespräch vertieft und möglicherweise achteten sie gar nicht darauf, wohin sie gingen; sicherlich aber schritten sie den verwilderteren und stilleren Höhen der Heide zu. They were clearly engrossed in conversation and they might not even pay any attention to where they were going; but certainly they strode towards the more wild and quiet heights of the heath. Als die Verfolger näherkamen, mußte Valentin sich zusammenkauern wie ein Indianer, sich hinter Baumgruppen decken und selbst lang ausgestreckt im tiefen Grase kriechen. Mittels dieser ungewöhnlichen Finten kamen die Jäger ihrem Wilde nahe genug, um das Gemurmel der Unterhaltung zu vernehmen, doch ließ sich nichts unterscheiden als das Wort »Vernunft«, das oft in einer hohen und beinahe kindlichen Stimme wiederkehrte. By means of these unusual tricks, the hunters got close enough to their savage to hear the murmur of conversation, but nothing could be distinguished but the word "reason," which often came up in a high and almost childlike voice. Einmal hinter einem steilen Abhange verloren die Verfolger wirklich die beiden Gestalten, denen sie folgten. Zehn angstvolle Minuten hindurch fanden sie die Spur nicht wieder und dann führte sie um einen Vorsprung eines großen, kuppelartigen Hügels, von dem man ein Amphitheater reicher und einsamer Sonnenuntergang-Szenerie überblickte. For ten fearful minutes they couldn't find the trail again and then it led around a ledge of a large, dome-like hill, from which one overlooked an amphitheater of rich and lonely sunset scenery. Unter einem Baume auf diesem beherrschenden, jedoch vernachlässigten Platze stand eine alte, baufällige Bank und auf dieser Bank saßen die zwei Priester immer noch in ernstem Gespräch. Under a tree in this dominant but neglected place stood an old, ramshackle bench, and on this bench the two priests sat still in serious conversation. Das prächtige Grün und Gold hing noch am dunklen Horizonte, aber die Kuppel darüber ging langsam aus Pfauengrün in Pfauenblau über unddie Sterne traten mehr und mehr als wirkliche Diamanten hervor. The magnificent green and gold still hung on the dark horizon, but the dome above slowly changed from peacock green to peacock blue and the stars emerged more and more as real diamonds. Stumm sich gegen seine Begleiter wendend gelang es Valentin, sich hinter dem großen ästereichen Baume hinaufzuschleichen, und in tödlichem Schweigen dort stehend vernahm er zum ersten Male die Worte der sonderbaren Priester.

Ein teuflischer Zweifel erfaßte ihn, nachdem er anderthalb Minuten gelauscht hatte. Vielleicht hatte er doch die zwei englischen Polizisten in die Einöde einer nächtlichen Heide zu einem Gange mitgeschleppt, der nicht vernünftiger war, als wollte man Feigen auf den Disteln suchen. Perhaps he had dragged the two English policemen along into the wasteland of a nocturnal heather to a corridor that was no more sensible than looking for figs on the thistles. Denn die zwei Priester sprachen genau wie zwei Priester, fromm, gelehrt und gelassen über die luftigsten Rätsel der Theologie. Der kleine Priester aus Essex, mit seinem runden Gesichte zu den erstarkenden Sternen gewendet, sprach einfacher; der andere hingegen sprach mit gebeugtem Kopfe, als wäre er nicht einmal wert, zu ihnen aufzublicken. Aber man hätte sich keine unschuldigere geistliche Unterhaltung denken können, weder in einem weißen italienischen Kloster noch in einer schwarzen spanischen Kathedrale.

Das erste, was er auffing, war der Schluß eines von Father Browns Sätzen »... was man im Mittelalter wirklich unter den ›unbestechbaren Himmeln‹ verstand«.

Der größere Priester nickte mit dem gebeugten Klopfe und sagte:

»Ah, ja, diese modernen Ungläubigen appellieren an ihre Vernunft, aber wer kann all diese Millionenvon Welten anblicken, ohne das Gefühl zu haben, daß es ganz gut noch Wunderbarere Welten über uns gebe, wo die Vernunft etwas überaus Unvernünftiges ist?« "Ah, yes, these modern unbelievers appeal to their reason, but who can gaze at all these millions of worlds without feeling that there are quite well even more wonderful worlds above us, where reason is something utterly unreasonable?"

»Nein,« entgegnete der andere Priester, »Vernunft ist immer vernünftig, selbst in der letzten Vorhölle, im verlassenen Randgebiete der Dinge. “No,” replied the other priest, “reason is always reasonable, even in the last limbo, in the deserted fringes of things. Ich weiß, man wirft der Kirche vor, sie erniedrige die Vernunft, aber genau das Gegenteil trifft zu. Die Kirche allein auf Erden erhebt die Vernunft wirklich auf ihren Gipfel. Die Kirche allein auf Erden hält daran fest, daß Gott selbst an die Vernunft gebunden ist.«

Der andere Priester erhob sein strenges Gesicht zum flimmernden Himmel und meinte:

»Und dennoch, wer weiß, ob nicht in jenem unendlichen Universum –?«

»Nur physisch unendlich,« erwiderte der kleine Priester, rasch sich zur Seite wendend, »nicht unendlich in dem Sinne, daß es sich den Gesetzen der Wahrheit entzöge.«

Valentin hinter seinem Baume zerrte in stummer Wut an seinen Fingernägeln. In seinen Ohren klang schon das Gekicher der englischen Geheimpolizisten, die er auf eine phantastische Vermutung hin soweit mitgejagt hatte, nur um dem metaphysischen Geplauder zweier sanfter, alter Geistlichen zu lauschen. The giggles of the English secret police, whom he had chased so far on a fantastic guess, only sounded in his ears, only to listen to the metaphysical chatter of two gentle, old clergymen. In seiner Ungeduld entging ihm die ebenso überlegte Antwort des großen Priesters, und als er wieder hinhörte, war es nochmals Father Brown, der sprach. In his impatience he missed the great priest's equally thoughtful reply, and when he listened again it was Father Brown who spoke again.

»Vernunft und Gerechtigkeit umfassen die fernsten und einsamsten Steine. Blicken Sie auf diese Steine. Sehen sie nicht aus, als wären sie ein jeder ein Diamant oder Saphir? Gut, Sie können sich jede tolle Botanik oder Geologie, die Sie wollen, vorstellen. Well, you can think of any great botany or geology you want. Denken Sie an Wälder von Diamant und mit Blättern von Brillanten. Denken Sie, der Mond sei ein blauer Mond, ein einziger, riesiger Saphir. Aber bilden Sie sich nicht ein, daß all diese wahnsinnige Astronomie auch nur den kleinsten Unterschied für die Vernunft und Gerechtigkeit unseres Tuns ausmachen würde. But do not imagine that all this insane astronomy would make the slightest difference to the reason and justice of what we do. Auf Ebenen von Opal und unter aus Perlen geschnittenen Klippen würden sie immer noch eine Warnungstafel finden: Du sollst nicht stehlen.« On the opal plains and beneath the pearl-cut cliffs, they would still find a warning sign: Do not steal. "

Valentin war eben im Begriffe, sich aus seiner steifen und kauernden Lage zu erheben und so leise wie möglich wegzukriechen, ergrimmt über diese eine große Torheit seines Lebens. Aber etwas in dem Schweigen des großen Priesters selbst ließ ihn noch warten, bis dieser sprach. Und als er endlich sprach, sagte er einfach, den Kopf gebeugt und die Hände auf den Knien:

» Well , ich glaube nach wie vor, daß andere Welten vielleicht noch über unsere Vernunft hinausragen. Das Geheimnis des Himmels ist unergründlich und ich für mich kann nur mein Haupt beugen.«

Dann, immer noch mit gesenkter Stirne und ohne im mindesten Haltung oder Stimme zu verändern, fügte er hinzu:

»Geben Sie mir nur Ihr Saphirkreuz herüber, ja? wir sind hier ganz allein und ich könnte Sie niederschlagen wie eine Strohpuppe.«

Die völlig unveränderte Stimme und Haltung verliehen der unerwarteten Wendung des Gespräches etwas eigenartig Gewalttätiges. Aber der Hüter der Reliquie wandte nur den Kopf um ein winziges. Er schien noch immer ein etwas albernes Gesicht den Sternen zuzuwenden. Vielleicht hatte er nicht begriffen. Oder vielleicht auch hatte er begriffen und saß nun starr vor Schrecken.

»Ja,« sagte der große Priester mit derselben leisen Stimme und immer noch derselben Haltung, »ja, ich bin Flambeau.« Dann nach einer Pause fügte er hinzu: »Nun also, wollen Sie mir das Kreuz herübergeben?«

»Nein,« erwiderte der andere und das Wort hatte einen eigenartigen Klang. Flambeau ließ plötzlich seine ganze priesterliche Maske fallen. Der große Räuber lehnte sich auf seinem Sitze zurück und lachte leise, aber lange.

»Nein,« rief er, »Sie wollen es mir nicht geben, Sie kleiner zölibatärer Einfaltspinsel? “No,” he cried, “you won't give it to me, you little celibate simpleton? Soll ich Ihnen sagen, weshalb Sie es mir nicht geben werden? Weil ich es schon in meiner Brusttasche habe.«

Der kleine Mann aus Essex wandte im Dämmerlichte sein wie es schien verdutztes Gesicht und meinte mit furchtsamer Neugierde:

»Sind – sind Sie sicher?«

Flambeau krähte vor Vergnügen.

»Wirklich, Sie sind so gut wie eine Dreiakter-Komödie,« rief er aus. »Ja, du Kohlkopf, ich bin ganz sicher. Ich hatte die Idee, von dem richtigen Paket ein Duplikat zu machen, und jetzt, mein Freund, haben Sie das Duplikat und ich die Juwelen. Ein alter Kniff, Father Brown. It's an old trick, Father Brown. ein sehr alter Kniff.«

»Ja,« sagte Father Brown und fuhr immer noch mit derselben eigentümlichen, unbestimmten Weise sich mit der Hand durchs Haar. "Yes," said Father Brown, still running a hand through his hair in the same peculiar, vague manner.

»Ja, ich habe davon gehört.«

Der Verbrecher beugte sich mit einer Art plötzlich erwachten Interesses nach dem kleinen Landgeistlichen hinüber.

»Sie haben davon gehört?« fragte er. »wo haben Sie davon gehört?«

» Well , ich darf Ihnen natürlich seinen Namen nicht nennen,« sagte der kleine Mann einfach. »Er war ein Beichtkind, Sie verstehen. Er hatte mit Erfolg an die zwanzig Jahre allein von Duplikaten brauner Papierpakete gelebt. Und als ich anfing, Verdacht zu schöpfen, dachte ich daran, wie es der arme Bursche gemacht hatte, und machte es gleich nach.«

»– begannen Verdacht zu schöpfen?« wiederholte der Geächtete mit vermehrter Spannung. "- began to become suspicious?" Repeated the outlaw with increased tension. »Hatten Sie wirklich die Grütze, Verdacht zu schöpfen, nur weil ich Sie nach diesem verlassenen Teile der Heide gebracht habe?«

»Nein, nein,« sagte Brown in entschuldigendem Tone. »Sie kamen mir verdächtig vor, schon als ich Sie zum ersten Male sah. Es ist jene kleine Anschwellung oben am Ärmel, wo ihr das Stachelarmband tragt.« It's that little lump at the top of your sleeve where you wear the spiked bracelet. "

»Wie, beim Tartarus,« schrie Flambeau, »haben denn Sie vom Stachelarmband gehört?«

»O, unsere Pfarrkinder, Sie verstehen,« sagte Father Brown, seine Augenbrauen hochziehend. "Oh, our parishioners, you understand," said Father Brown, raising his eyebrows. »Als ich Kurat in Hartlepool war, hatte ich drei von ihnen mit Stachelarmbändern. Und da ich Sie somit von Anfang an in Verdacht hatte, sehen Sie, da sorgte ich dafür, daß das Kreuz auf alle Fälle in Sicherheit käme. Unglücklicherweise habe ich Sie beobachtet, ja. Und so sah ich Sie schließlich die Pakete vertauschen. Dann, Sie verstehen, habe ich sie wieder zurückgetauscht. Und dann ließ ich das richtige zurück.«

»– ließen Sie das richtige zurück?« wiederholte Flambeau, und zum ersten Male war ein anderer Ton in seiner Stimme außer dem des Triumphes.

» Well , ich habe das so gemacht,« sagte der kleine Priester in derselben ungekünstelten Weise. »Ich ging zu jenem Zuckerbäckerladen zurück und fragte, ob ich nicht ein Paket liegen gelassen hätte, und gab eine genaue Adresse an für den Fall, daß es gefunden würde. Well , ich wußte, ich hatte keines liegen gelassen, aber ich tat es, als ich wegging. Und anstatt mit jenem wertvollen Pakete hinter mir herzulaufen, haben sie es direkt an einen meiner Freunde in Westminster geschickt.« Dann fügte er etwas traurig hinzu: »Ich habe das auch von einem armen Burschen in Hartlepool gelernt. Er pflegte das mit Handtaschen zu tun, die er auf den Bahnhöfen stahl, aber er ist jetzt in einem Kloster. O, man erfährt das eben so,« fügte er hinzu, indem er sich mit derselben Art verzweifelten Sichentschuldigens den Kopf rieb. »Wir können nichts dafür, wir sind nun einmal Priester. Die Leute kommen und sagen uns diese Dinge.«

Flambeau zog ein Paket von braunem Papier aus seiner inneren Tasche und riß es auf. Es war nichts als Papier und Bleistücke darin. Mit einer riesenhaften Bewegung sprang er auf die Füße und schrie:

»Ich glaube Ihnen nicht. Ich glaube nicht, daß ein Bauerntölpel wie Sie all das zustande bringt. Ich glaube, Sie tragen das Zeug noch bei sich – und wenn Sie es nicht herausgeben – nun, wir sind ganz allein und ich werde es mir mit Gewalt nehmen!«

»Nein,« sagte Father Brown einfach und stand ebenfalls auf. »Sie werden es nicht mit Gewalt nehmen. Erstens weil ich es wirklich nicht mehr habe, und zweitens, weil wir nicht allein sind.«

Flambeau stockte in seiner Vorwärtsbewegung.

»Hinter jenem Baume,« sagte Father Brown darauf deutend, »sind zwei starke Polizisten und der bedeutendste lebende Geheimpolizist. Wie die hierherkommen, fragen Sie? Nun, ich brachte sie her,natürlich! Wie ich das gemacht habe? Gut, ich will es Ihnen sagen, wenn Sie es wissen wollen! Mein Gott, wir müssen tausenderlei solcher Dinge wissen, wenn wir unter der Verbrecherklasse arbeiten! Also, ich war nicht sicher, ob Sie ein Dieb seien, und es ginge niemals an, Skandal gegen jemanden aus unserem eigenen Klerus zu machen. Deshalb habe ich Sie geprüft, um zu sehen, ob irgend etwas Sie verraten würde. Gewöhnlich macht ein Mensch eine kleine Szene, wenn er Salz in seinem Kaffee findet; wenn er es nicht tut, hat er einen Grund, sich ruhig zu verhalten. Ich tauschte das Salz und den Zucker aus und Sie blieben stille. Gewöhnlich erhebt ein Mensch Einwendungen, wenn seine Rechnung dreimal zu hoch ist. Wenn er sie bezahlt, hat er einen Grund, unbeachtet bleiben zu wollen. Ich änderte die Rechnung und Sie bezahlten sie.«

Die Welt schien darauf zu warten, daß Flambeau wie ein Tiger losstürze, aber er wurde wie durch einen Zauber zurückgehalten; die ungeheure Neugierde betäubte ihn.

» Well ,« fuhr Father Brown mit schwerfälliger Deutlichkeit fort, »da Sie selbst keine Spur für die Polizei hinterlassen wollten, mußte das natürlich jemand anderer besorgen. An jedem Orte, wo wir hinkamen, sorgte ich dafür, etwas zu tun, das mindestens für den Rest des Tages von uns reden machen würde. Ich habe nicht viel Schaden angestellt, einen Flecken an der Wand, verschüttete Äpfel, ein zerbrochenes Fenster, aber ich brachte das Kreuz in Sicherheit, wie denn das Kreuz immer in Sicherheit sein wird. Es ist jetzt in Westminster. Ich wundere mich einigermaßen, daß Sie es nicht mit der ›Eselspfeife‹ aufhielten.« I'm somewhat surprised that you didn't stop it with the 'donkey pipe'. "

»Womit?« fragte Flambeau.

»Es freut mich, daß Sie nie davon gehört haben.« sagte der Priester. »Es ist eine faule Sache. Ich bin sicher, Sie sind dafür ein viel zu guter Mensch. Ich hätte es nicht einmal mit den ›Spots‹ mehr aufhalten können; ich bin nicht stark genug auf den Beinen.«

»Wovon in aller Welt sprechen Sie?« fragte der andere.

»Nun, ich glaube nicht, daß Sie wissen, was man unter den Spots versteht,« sagte Father Brown angenehm überrascht. »O, Sie können nicht so tief gesunken sein.«

»Aber wie um's Himmels willen wissen denn Sie von all diesen Schrecknissen?« schrie Flambeau. Der Schatten eines Lächelns huschte über das runde, einfache Gesicht seines geistlichen Gegenübers.

»O, wenn man ein zölibatärer Einfaltspinsel ist, vermute ich,« erwiderte er. »Ist es Ihnen niemals aufgefallen, daß ein Mensch, der so gut wie nichts tut als anderer Leute wirkliche Sünden anzuhören, wahrscheinlich in menschlicher Schlechtigkeit nicht ganz unerfahren ist? Übrigens, um die Wahrheit zu gestehen, eine andere Seite meines Berufes gab mir die Sicherheit, daß Sie kein Priester seien.«

»Was?« fragte der Dieb, beinahe starr vor Staunen.

»Sie griffen die Vernunft an.« sagte Father Brown. »Das tut kein Theologe.«

Und eben als er sich zur Seite wandte, sein Eigentum zusammenzuraffen, kamen die drei Polizisten unter den dunklen Bäumen hervor. Flambeau war Künstler und Sportsmann. Er trat zurück und machte vor Valentin eine große Verbeugung.

»Nicht mir, mon ami ,« wehrte Valentin mit silberner Klarheit ab, »beugen wir uns beide vor unserem Meister.«

Und sie standen einen Augenblick unbedeckten Hauptes, während der kleine Priester aus Essex nach seinem Regenschirme suchte.