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Gans am Boden Podcast, 082 – Kommunikation

082 – Kommunikation

Wer unserem Außenminister mal länger als fünf Minuten bei einer seiner Reden zuhört, stellt fest, dass das Wort Kleinhirn anschließend eine völlig neue Bedeutung bekommen hat. Ich jedenfalls liege danach immer vor Lachen ... ganz am Boden (Gans am Boden).

[Musik: Gans am Boden]

Mögt Ihr das auch nicht? Kaum fummelt Ihr an Eurem Handy herum und schreibt etwas, hängt einer mit der Nase dabei und will wissen, was Ihr schreibt. Ihr telefoniert mit Eurer Liebsten und einer lauscht, Ihr rennt pudelnackig durch die Wohnung und irgendeiner späht durchs Fenster. Ewig diese Spanner!

Erst neulich schnauzte mein Kumpel einen Passanten an, der so aussah, als ob er sich etwas zu sehr für seine Handytipperei interessierte. Kaum war der Typ entschwunden, entfleuchte meinem Kumpel "Solele, habe eben was getwittert." Na super! Den Typ gerade wegen seiner Neugierde ankacken und das ultrageheime Dokument ins www stellen.

In den letzten Jahren zeigt sich eine in meinen Augen unschöne Sache. Auf Schritt und Tritt stehen da irgendwelche Frinse, Twittern, VZs, Knuddel-die-Kumpels und rumoren die Foren und was weiß der Kuckuck noch alles. Es wird getippt, ge-smst, Bilder gezeigt, Filme gemacht, Foren verwurstet und alle möglichen Privatsachen veröffentlicht. Keine Stunde ohne eine Nachricht vom Rest der Welt. Selbst George Orwell würde langsam der Angstschweiß knietief im Tal der nicht aufgehenden Sonne stehen. Von wegen Datensicherheit und so. Privatleben. Da schreien alle "Hallo!" in der Presse und wollen nicht, das ihre Daten von der Regierung auf Vorrat gespeichert werden und regen sich dann in ihren Foren und Chaträumen darüber auf.

Kein Tag, an dem ich nicht Angst haben muss um meine privaten Daten und so. Und das können wir schon alleine sehen, wenn ich nur mal in Urlaub fahren will. Flug online gebucht Hotel auch via Internet reserviert, zwei in eBay geklickte Handtücher fürs Liege reservieren im Gepäck und dann ab in den Süden. Mit den Kumpels eine Gerstensaft-Verkostung * starten. Doch gerade erst im Urlaubsort angekommen, werden nach der obligatorischen WLAN-Netzsuche schon die ersten E-Mail-Fächer abgefragt, 'ne SMS verschickt und die Homepage aktualisiert. Nix mit entspannter Heiterkeit. Stattdessen multimedialer Megastress.

Beim Blick zurück wurden Anno 1980 im Urlaubsort gerade mal 20 gleiche Postkarten nebst Marken gekauft. Und egal wie das Wetter in dem beschissenen Kaff auch aussah, war auf den Postkarten – das ist so 'ne Art Oldie-SMS – das Wetter wunderschön und der Ort echt toll und wir freuten uns unheimlich auf ein baldiges Wiedersehen ... bla, bla, bla. Nix war. Es schüttete wie aus Eimern und das blöde Kuhkaff war 'ne Megabaustelle. Die angeschriebene Pissbacke sollte nur nicht eingeschnappt sein und treffen wollten wir uns mit dieser strunzdummen Laberbacke * schon vorher nicht.

Heute muss man für so etwas allerdings nicht einmal mehr zur Post. Eigentlich könnte man sich sogar das Twittern und Knuffel-Chaten sparen, denn kaum kommt man in "Ich-wollte-von-Euch-weg-istan" wird man mit Weltwetter.de oder Ich-weiß-wie-Dein-Urlaubsort-aussieht.com von all seinen Bekannten darauf gestoßen, dass der Regen noch bis zur Abreise geht und der Pool sowieso gerade renoviert wird. Natürlich können wir auch per Chat bekannt geben, dass wir in Ich-will-Euch-nur-mal-nicht-sehen-Hausen nun in die Bumsi-Bumsi-Bar gehen und ein bis zwei Drinks mit dem Namen Hatschert und Brain-Eraser zu uns nehmen. Aber was passiert dann? Mindestens 25 Follower schreiben zurück: "He Superidee, da bin ich auch gerade. Lass uns mal treffen." Je kleiner die Welt ist.

Man entflieht seiner Umwelt für drei Wochen im Jahr und trifft dann im Urlaubsort genau die Kackpratzen, vor denen man geflüchtet ist. Schön, dass dabei die ganze Welt mitlesen kann. Da schrumpelt selbst das Urlaubsfeeling und die Privatsphäre im Nu auf Erbsengröße zusammen. Es gibt kaum ein Urlaubsevent, das nicht mit Filmchen und Bildern im www veröffentlicht wird. Selbst meinen Namen findet Google 1.090mal und nicht selten staune selbst ich darüber, was ich angeblich so alles gemacht habe.

Natürlich sind auch Podcasts eine Veröffentlichung von privaten Daten, aber dort kann ich sie wenigstens selber indizieren. Es gibt sogar Seiten, in denen sich alte Schulkameraden verewigen und dann auch noch nach ihresgleichen suchen. Na toll! Da ist man seit Jahren froh über den Kontaktverlust zu all den alten Hänsel- und Lästergegnern * aus der Penne und schon wollen sie dich in olle Schulkumpels.de ihr Haus, ihr Auto und ihren endlich sitzenden Konfirmationsanzug zeigen.

Es ist schon komisch, was aus dem Internet in seinem Grundgedanken mittlerweile geworden ist. Aber wenigstens kann man nun mal sehen, wie wichtig es ist, unsere privaten Daten zu schützen. Nur – wer macht so was? Ein Bundestrojaner? Ein Datenschutzbeauftragter? Schon witzig. Die können das wirklich. Die schützen seit Jahren ihren Namen. Oder kennt irgendeiner von Euch auch nur einen von diesen Datenschutzbeauftragten der Bundesrepublik Deutschland. Nicht? Eben! Ich auch nicht. Schön zu wissen, dass wenigstens diese verwirrten Einzelkämpfer ihren Job machen. Wenigstens bei ihren Daten.

Doch zurück zur Bumsi-Bumsi-Bar. Die ersten Brain-Eraser-Drinks mit dem Codenamen Long-Island-Icetea wirken und die ebenfalls eingetroffenen Mitleser deines Twitter-Accounts haben auch von sich selber noch ein paar Kumpels mitgebracht. Darunter befinden sich wie durch Zufall auch einige Ehemalige deiner Schulklasse, die - Gott-sei-es-getrommelt - gerade deine alten Pickelfotos durch die Reihen wandern lassen.

Mit fortschreitender Alkoholdemenz werden auch die anderen Leutchen mit ihren peinlichen Altfotos konfrontiert. Holla! Was gab es damals für nette Modeblindheiten. Ein Kichern hier, ein Giggeln da und schon wird man in einem anderen Hotelzimmer wach. Der Schädel brummt und die Sonne scheint auf die sich ausregnenden Wolken und – wer zum Kuckuck ist das neben dir? Zwei verwirrt dreinblickende Mitmenschen in einem Bett, das sie nicht kennen und die sich fragen, was zum Kuckuck sie nun in diesem Hotelzimmer machen. Nach kurzer Aufklärung stellt man fest, dass eine Hochzeitsurkunde am Spiegel hängt und eure Namen darauf verzeichnet. Sie heißt Kathi. Das Hotelzimmer ist weder deins noch ihres und die Urlaubs-Location hat sich irgendwie nach Las Vegas verlegt?

Ein kurzer Blick ins Twitterverzeichnis verrät uns, dass noch andere im Lichterparadies gelandet sind und dasselbe ["das gleiche" ist hier falsch] Schicksal teilen. Na tingeling. Ein Annullierung später sitzt man mit Kathi wieder im Flieger zum Ersturlaubsort, wo man schon sehnsüchtig von den anderen Protagonisten in der Bumsi-Bumsi-Bar erwartet wird. Oh, Mann! Das können ja heitere drei Wochen werden. Aber immerhin sind ja schon fast zwei Tage rum.

Rückblickend auf die vergangenen Urlaubstage lässt sich dann feststellen, dass in der zusammengefundenen Truppe vier Ehen geschlossen und drei getrennt wurden, drei Tätowierungen auf diversen Körpern verteilt wurden, zwei Saufkumpanen nach einer nächtlichen Schaumbadeparty im restauraunteigenen Hummeraquarium noch immer verschollen sind und etliche Sonnenbrände im Stil von einer in Alkohol marinierten geplatzten Rostbratwurst mit Bier exzessiv gelöscht wurden.

Wir sammelten 32 Strafanzeigen wegen sexueller Belästigung, 15 private Handynummern und 3 Heiratsanträge, da wir im Vollrausch eine Senioren-Rheumadecken-Verkaufsshow stürmten und diese in einen Wet-T-Shirt-Kontest verwandelten. Die Hälfte meiner Anziehsachen sind vermutlich in fremden Koffern gelandet, welche aber scheinbar durch Blusen und Netzstrümpfe adäquat ersetzt wurden. Ob die mir wohl passen? Egal. 50 Prozent der Zusammengefundenen wohnen ja schließlich im Umkreis von 30 Kilometern um mich herum. Und zwei von ihnen arbeiten sogar mit mir im selben ["gleichen" ist hier falsch] Betrieb. Toll!

Zuhause angekommen bekam ich nach der mir vorschriftsmäßigen auferlegten Kopfschmerz-Ausnüchterung Post von einem privaten Fernsehsender, der gerne eine Katastrophen-Doku über unseren Urlaub machen möchte. Er sei auf uns aufmerksam geworden, da ein Inselradiosender fast täglich in seinen Staumeldungen über einen marodierenden Trupp berichtete. Der Bürgermeister der netten Insel hat unseren gesamten Trupp sogar fürs nächste Jahr zu einem All-Inclusive-Urlaub eingeladen. Was ich allerdings merkwürdig finde ist die Tatsache, dass wir auf der Nachbarinsel unseren Urlaub verbringen sollen. Egal. Denn selbst die benutzte Fluggesellschaft von uns muss wohl einen Fanclub gegründet haben. Nach der Landung wollten sie tatsächlich alle unbedingt ein Foto von uns und Unterschriften von uns haben. Alles in allem war der Urlaub dann wohl doch nicht so schlecht, wie ich gedacht habe.

Einziger Wermutstropfen in der Geschichte ist die Tatsache, dass in unserem Betrieb einige Youtube-Videos herumkreisen, in denen meine "Mamis Lieblingsarsch"-Tätowierung beim Sangriaeimer-Kampftauchen-Wettbewerb zu sehen ist, aber leider nichts von meinem glorreichen Sieg berichtet wurde. Der Privatsender würde die gesammelten Twitter- und Chateinträge nach einer Übersetzung aus dem Alkoholischen ins Deutsche in einem Drehbuch zusammen schnipseln und anschließend die Doku in eine Serie ändern. Wir sind alle jetzt schon gespannt, in der endgültigen Serie zu erfahren, was wirklich so alles in unserem Urlaub passiert ist.

Na ja, aber solange der Sender noch braucht um die Dreharbeiten abzuschließen, werde ich mich um die nächste Folge kümmern, die wie üblich ... na ja ... 14 Tage ... ich versuche die Grenze nicht so sehr zu überschreiten und hoffe wenigstens, dass ich Euch in der nächsten Ausgabe wieder begrüßen darf. Natürlich hoffe ich auch insgeheim, dass ich nach gesendeter Fernsehserie meine Erinnerungslücken vollständig geschlossen habe. Also und nicht nur so halbherzig, sondern ...

Gans, Gans, Gans ..../ ganz, ganz, ganz ....

www.gansamboden.de

Transkription : Vera Ihrig für www.LingQ.com

Erläuterung : * Solele = Dialekt. So dann mal. * Gerstensaft = Bier * Laberbacke = Umgangssprache "labern" = dummes Zeug reden. Eine Laberbacke ist also jemand, der dummes Zeug redet. * Hänsel- und Lästergegnern = Hänseln bedeutet, sich über jemand lustig machen. Lästern bedeutet, negativ über jemanden zu sprechen, wenn er nicht dabei ist.

Herzlichen Dank an Firefly für die freundliche Genehmigung, den Beitrag hier zu verwenden.

082 – Kommunikation 082 - Communication 082 - Комунікація

Wer unserem Außenminister mal länger als fünf Minuten bei einer seiner Reden zuhört, stellt fest, dass das Wort Kleinhirn anschließend eine völlig neue Bedeutung bekommen hat. ||||||||||||listen||||||cerebellum|subsequently|||||gotten| Každý, kdo poslouchá jeden z projevů našeho ministra zahraničí déle než pět minut, si uvědomí, že slovo cerebellum poté dostalo zcela nový význam. Anyone who listens to one of our foreign minister's speeches for more than five minutes will notice that the word cerebellum then acquired a completely new meaning. Dışişleri Bakanımızı konuşmalarından birinde beş dakikadan fazla dinleyen herkes beyincik kelimesinin tamamen yeni bir anlam kazandığını fark edecektir. Ich jedenfalls liege danach immer vor Lachen ... ganz am Boden (Gans am Boden). |anyway|laugh|after||||||||| Stejně se potom vždycky směju... úplně na zem (husa na zem). Ben, kendi adıma, sonrasında hep gülmekten yerlere yatıyorum... yerde (kaz tüyü).

[Musik: Gans am Boden]

Mögt Ihr das auch nicht? To se ti taky nelíbí? Kaum fummelt Ihr an Eurem Handy herum und schreibt etwas, hängt einer mit der Nase dabei und will wissen, was Ihr schreibt. |fiddle|||||||||||||nose||||||| Jakmile se hrabete s mobilem a něco píšete, někdo tam visí a chce vědět, co píšete. As soon as you fiddle with your mobile phone and write something, someone is hanging in there and wants to know what you are writing. Ihr telefoniert mit Eurer Liebsten und einer lauscht, Ihr rennt pudelnackig durch die Wohnung und irgendeiner späht durchs Fenster. |||||||listens||run|buck naked|||||someone|spies|| Telefonujete se svým blízkým a jeden z nich poslouchá, běháte po bytě v šatech s pudlím výstřihem a někdo vykukuje oknem. You are on the phone with your loved one and one of them listens, you run through the apartment in your poodle-necked clothes and someone peeks through the window. Ewig diese Spanner! these||eavesdroppers Navždy tyto napínáky! Always these peeping toms!

Erst neulich schnauzte mein Kumpel einen Passanten an, der so aussah, als ob er sich etwas zu sehr für seine Handytipperei interessierte. |recently|snapped||||passerby||||looked||||||||||typing on his phone| Zrovna onehdy můj kámoš práskl na kolemjdoucího, který vypadal, že se až příliš zajímá o psaní na mobilu. Just the other day my buddy snapped at a passerby who looked like he was a little too interested in his cell phone typing. Kaum war der Typ entschwunden, entfleuchte meinem Kumpel "Solele, habe eben was getwittert." Hardly||||disappeared|fled|||Solele||||tweeted As soon as the guy was gone, my buddy escaped "Solele, just tweeted something." Na super! Den Typ gerade wegen seiner Neugierde ankacken und das ultrageheime Dokument ins www stellen. |||||curiosity|defecate on|||ultra-secret|||| Vykašlete se na toho chlapa jen kvůli jeho zvědavosti a dejte ten ultratajný dokument na www. Piss off the guy because of his curiosity and put the ultra-secret document on the www.

In den letzten Jahren zeigt sich eine in meinen Augen unschöne Sache. Auf Schritt und Tritt stehen da irgendwelche Frinse, Twittern, VZs, Knuddel-die-Kumpels und rumoren die Foren und was weiß der Kuckuck noch alles. |||||||fringes|tweet|social networking sites|cuddle||||rumble||forums|||||cuckoo|| At every turn there are some fringes, tweets, VZs, cuddles-the-buddies and rumbling the forums and what else does the cuckoo know. Es wird getippt, ge-smst, Bilder gezeigt, Filme gemacht, Foren verwurstet und alle möglichen Privatsachen veröffentlicht. ||||||||||processed||||| Lidé píšou, píšou, ukazují obrázky, točí filmy, kazí fóra a zveřejňují všechny druhy soukromých věcí. People type, text, show pictures, make films, mess up forums and publish all kinds of private matters. Keine Stunde ohne eine Nachricht vom Rest der Welt. Ani hodinu bez zprávy od zbytku světa. Selbst George Orwell würde langsam der Angstschweiß knietief im Tal der nicht aufgehenden Sonne stehen. ||||||cold sweat|knee-deep||valley|||rising|sun| I George Orwell by pomalu stál po kolena ve studeném potu v údolí nevycházejícího slunce. Von wegen Datensicherheit und so. Privatleben. Da schreien alle "Hallo!" in der Presse und wollen nicht, das ihre Daten von der Regierung auf Vorrat gespeichert werden und regen sich dann in ihren Foren und Chaträumen darüber auf. |||||||||||||stock||||government|||||||||

Kein Tag, an dem ich nicht Angst haben muss um meine privaten Daten und so. Und das können wir schon alleine sehen, wenn ich nur mal in Urlaub fahren will. Flug online gebucht  Hotel auch via Internet reserviert, zwei in eBay geklickte Handtücher fürs Liege reservieren im Gepäck und dann ab in den Süden. flight||||||||||||||||||||||| Mit den Kumpels eine Gerstensaft-Verkostung * starten. ||||beer|tasting| Doch gerade erst im Urlaubsort angekommen, werden nach der obligatorischen WLAN-Netzsuche schon die ersten E-Mail-Fächer abgefragt, 'ne SMS verschickt und die Homepage aktualisiert. ||||vacation spot|||||||||||||inboxes||||sent|||| Nix mit entspannter Heiterkeit. |||cheerfulness Nothing with relaxed serenity. Stattdessen multimedialer Megastress. Instead||megastress

Beim Blick zurück wurden Anno 1980 im Urlaubsort gerade mal 20 gleiche Postkarten nebst Marken gekauft. |||||||||||along with|| Looking back, in 1980 just 20 identical postcards and stamps were bought in the holiday resort. Und egal wie das Wetter in dem beschissenen Kaff auch aussah, war auf den Postkarten – das ist so 'ne Art Oldie-SMS – das Wetter wunderschön und der Ort echt toll und wir freuten uns unheimlich auf ein baldiges Wiedersehen ... bla, bla, bla. |||||||shitty|town|||||||||||||||||||||||||||||upcoming|||| Nix war. Nothing was. Es schüttete wie aus Eimern und das blöde Kuhkaff war 'ne Megabaustelle. |poured|||||||cow town|||megaproject Die angeschriebene Pissbacke sollte nur nicht eingeschnappt sein und treffen wollten wir uns mit dieser strunzdummen Laberbacke * schon vorher nicht. |written|asshole||||sulky|||||||||damn stupid|chatterbox||| The written piss cheek should just not be snapped and we didn't want to meet with this stupid rascal * before that.

Heute muss man für so etwas allerdings nicht einmal mehr zur Post. Eigentlich könnte man sich sogar das Twittern und Knuffel-Chaten sparen, denn kaum kommt man in "Ich-wollte-von-Euch-weg-istan" wird man mit Weltwetter.de oder Ich-weiß-wie-Dein-Urlaubsort-aussieht.com von all seinen Bekannten darauf gestoßen, dass der Regen noch bis zur Abreise geht und der Pool sowieso gerade renoviert wird. Actually||||||||cuddling|||||||||||||||||world weather|||||||||||||||stumbled|||||||departure||||pool|||| Actually, you could even save yourself tweeting and chatting, because no sooner do you get into "I-wanted-to-get-away-from-you" with Weltwetter.de or I-know-what-your-vacation-spot looks like. com came across from all of his acquaintances that the rain continued until he left and that the pool was being renovated anyway. Natürlich können wir auch per Chat bekannt geben, dass wir in Ich-will-Euch-nur-mal-nicht-sehen-Hausen nun in die Bumsi-Bumsi-Bar gehen und ein bis zwei Drinks mit dem Namen Hatschert und Brain-Eraser zu uns nehmen. Of course, we can also announce via chat that we are now going to the Bumsi-Bumsi-Bar in I-don't-want-to-see-you-house and have one or two drinks called Hatschert and Brain-Eraser take us Aber was passiert dann? Mindestens 25 Follower schreiben zurück: "He Superidee, da bin ich auch gerade. Lass uns mal treffen." Je kleiner die Welt ist.

Man entflieht seiner Umwelt für drei Wochen im Jahr und trifft dann im Urlaubsort genau die Kackpratzen, vor denen man geflüchtet ist. |escapes|||||||||||||||shitheads||||| You escape from your surroundings for three weeks a year and then, in your holiday destination, you meet exactly those turds that you fled from. Schön, dass dabei die ganze Welt mitlesen kann. ||||||read along| Da schrumpelt selbst das Urlaubsfeeling und die Privatsphäre im Nu auf Erbsengröße zusammen. |shrinks||||||||instantly||pea size| Even the holiday feeling and privacy shrivel down to the size of a pea in no time. Es gibt kaum ein Urlaubsevent, das nicht mit Filmchen und Bildern im www veröffentlicht wird. ||||vacation event|||||||||| There is hardly a holiday event that is not published on the www with little films and pictures. Selbst meinen Namen findet Google 1.090mal und nicht selten staune selbst ich darüber, was ich angeblich so alles gemacht habe. ||||||||often|be amazed||||||supposedly||||

Natürlich sind auch Podcasts eine Veröffentlichung von privaten Daten, aber dort kann ich sie wenigstens selber indizieren. ||||||||||||||at least||index Es gibt sogar Seiten, in denen sich alte Schulkameraden verewigen und dann auch noch nach ihresgleichen suchen. ||||||||schoolmates|immortalize||||||their kind| Na toll! Da ist man seit Jahren froh über den Kontaktverlust zu all den alten Hänsel- und Lästergegnern * aus der Penne und schon wollen sie dich in olle Schulkumpels.de ihr Haus, ihr Auto und ihren endlich sitzenden Konfirmationsanzug zeigen. ||||||||loss of contact|||||schoolmates||detractors|||school||||||||||||||||||confirmation suit| For years one has been happy about the loss of contact with all the old anti-teasing and blasphemy opponents * and they want to show you their house, their car and their confirmation suit in olle Schulkumpels.de.

Es ist schon komisch, was aus dem Internet in seinem Grundgedanken mittlerweile geworden ist. ||||||||||fundamental idea||| Aber wenigstens kann man nun mal sehen, wie wichtig es ist, unsere privaten Daten zu schützen. Nur – wer macht so was? Ein Bundestrojaner? |government trojan A federal Trojan? Ein Datenschutzbeauftragter? |data protection officer A data protection officer? Schon witzig. It's funny. Die können das wirklich. Die schützen seit Jahren ihren Namen. Oder kennt irgendeiner von Euch auch nur einen von diesen Datenschutzbeauftragten der Bundesrepublik Deutschland. ||any||||||||||| Nicht? Eben! Ich auch nicht. Schön zu wissen, dass wenigstens diese verwirrten Einzelkämpfer ihren Job machen. ||||||confused|lone fighters||| Wenigstens bei ihren Daten. At least|||

Doch zurück zur Bumsi-Bumsi-Bar. Die ersten Brain-Eraser-Drinks mit dem Codenamen Long-Island-Icetea wirken und die ebenfalls eingetroffenen Mitleser deines Twitter-Accounts haben auch von sich selber noch ein paar Kumpels mitgebracht. |||||||||||||||arrived|readers||||||||||||| The first brain eraser drinks with the code name Long Island Icetea are working and the readers of your Twitter account who have also arrived have also brought a few buddies with them. Darunter befinden sich wie durch Zufall auch einige Ehemalige deiner Schulklasse, die - Gott-sei-es-getrommelt - gerade deine alten Pickelfotos durch die Reihen wandern lassen. Among them|||||chance|||former|||||||drummed||||pimple photos|||rows|| Incidentally, there are also some alumni of your school class among them who - god-be-it-drums - are just letting your old pimple photos wander through the rows.

Mit fortschreitender Alkoholdemenz werden auch die anderen Leutchen mit ihren peinlichen Altfotos konfrontiert. |progressing||||||people||||| As the alcohol dementia progresses, the other people are also confronted with their embarrassing old photos. Holla! Was gab es damals für nette Modeblindheiten. ||||||fashion faux pas What nice fashion blindness there was back then. Ein Kichern hier, ein Giggeln da und schon wird man in einem anderen Hotelzimmer wach. |giggle|||giggle|||||||||| A giggle here, a giggle there and you'll wake up in another hotel room. Der Schädel brummt und die Sonne scheint auf die sich ausregnenden Wolken und – wer zum Kuckuck ist das neben dir? ||is humming||||||||clearing||||||||| The skull is pounding and the sun is shining on the raining clouds and - who the heck is that next to you? Zwei verwirrt dreinblickende Mitmenschen in einem Bett, das sie nicht kennen und die sich fragen, was zum Kuckuck sie nun in diesem Hotelzimmer machen. |confused|looking bewildered|fellow humans|||||||||||||||||||| Two confused looking fellow human beings in a bed they don't know and wondering what the heck they are doing in this hotel room. Nach kurzer Aufklärung stellt man fest, dass eine Hochzeitsurkunde am Spiegel hängt und eure Namen darauf verzeichnet. ||clearing||||||wedding certificate||||||||recorded After a short enlightenment, one finds that a wedding certificate is hanging on the mirror and your names are written on it. Sie heißt Kathi. Das Hotelzimmer ist weder deins noch ihres und die Urlaubs-Location hat sich irgendwie nach Las Vegas verlegt? |||neither||||||||||||||

Ein kurzer Blick ins Twitterverzeichnis verrät uns, dass noch andere im Lichterparadies gelandet sind und dasselbe ["das gleiche" ist hier falsch] Schicksal teilen. ||||directory|reveals||||||land of lights||||the same||||||| A quick look at the Twitter directory tells us that others have ended up in the paradise of lights and share the same fate. Na tingeling. |tingeling Ein Annullierung später sitzt man mit Kathi wieder im Flieger zum Ersturlaubsort, wo man schon sehnsüchtig von den anderen Protagonisten in der Bumsi-Bumsi-Bar erwartet wird. |cancellation||||||||plane||first vacation spot||||||||||||||| A cancellation later, you are back on the plane with Kathi to your first holiday destination, where you are eagerly awaited by the other protagonists in the Bumsi-Bumsi-Bar. Oh, Mann! Das können ja heitere drei Wochen werden. |||happy||| That could be a happy three weeks. Aber immerhin sind ja schon fast zwei Tage rum. |at least|||||||gone But at least two days have passed.

Rückblickend auf die vergangenen Urlaubstage lässt sich dann feststellen, dass in der zusammengefundenen Truppe vier Ehen geschlossen und drei getrennt wurden, drei Tätowierungen auf diversen Körpern verteilt wurden, zwei Saufkumpanen nach einer nächtlichen Schaumbadeparty im restauraunteigenen Hummeraquarium noch immer verschollen sind und etliche Sonnenbrände im Stil von einer in Alkohol marinierten geplatzten Rostbratwurst mit Bier exzessiv gelöscht wurden. Looking back||||vacation days||||determine||||gathered|group||marriages|closed|||separated|||tattoos|||bodies|distributed|||drinking buddies|||nightly|bubble bath party||restaurant-owned|lobster aquarium|||missing|||several|sunburns||style||||||burst||||excessively|consumed| Looking back on the past vacation days, it can then be stated that in the assembled troupe four marriages were contracted and three separated, three tattoos were distributed on various bodies, two drinking buddies are still missing after a nightly bubble bath party in the restaurant's own lobster aquarium and several sunburns in the style of of a bursting bratwurst marinated in alcohol were excessively extinguished with beer.

Wir sammelten 32 Strafanzeigen wegen sexueller Belästigung, 15 private Handynummern und 3 Heiratsanträge, da wir im Vollrausch eine Senioren-Rheumadecken-Verkaufsshow stürmten und diese in einen Wet-T-Shirt-Kontest verwandelten. ||police reports|||harassment||||marriage proposals||||drunken stupor|||rheumatism blankets|sales show|stormed|||||||||transformed We racked up 32 sexual harassment lawsuits, 15 private cell phone numbers and 3 marriage proposals as we drunkenly stormed a seniors rheumatism blanket sales show and turned it into a wet t-shirt contest. Die Hälfte meiner Anziehsachen sind vermutlich in fremden Koffern gelandet, welche aber scheinbar durch Blusen und Netzstrümpfe adäquat ersetzt wurden. |half||clothes||probably|||||||apparently||||fishnet stockings||replaced| Ob die mir wohl passen? Egal. 50 Prozent der Zusammengefundenen wohnen ja schließlich im Umkreis von 30 Kilometern um mich herum. ||together|||||area||||| Und zwei von ihnen arbeiten sogar mit mir im selben ["gleichen" ist hier falsch] Betrieb. ||||||||||||||workplace Toll!

Zuhause angekommen bekam ich nach der mir vorschriftsmäßigen auferlegten Kopfschmerz-Ausnüchterung Post von einem privaten Fernsehsender, der gerne eine Katastrophen-Doku über unseren Urlaub machen möchte. |||||||prescribed|imposed||detoxification|||||TV channel|||||||||| When I got home, after the prescribed headache sobriety, I received a letter from a private television station that would like to make a disaster documentary about our vacation. Er sei auf uns aufmerksam geworden, da ein Inselradiosender fast täglich in seinen Staumeldungen über einen marodierenden Trupp berichtete. ||||noticed|||||||||traffic reports|||marauding|troop|reported He had become aware of us because an island radio station reported almost daily in its traffic jam reports about a marauding squad. Der Bürgermeister der netten Insel hat unseren gesamten Trupp sogar fürs nächste Jahr zu einem All-Inclusive-Urlaub eingeladen. |||||||entire||for even|||||||||invited Was ich allerdings merkwürdig finde ist die Tatsache, dass wir auf der Nachbarinsel unseren Urlaub verbringen sollen. ||however|strange||||fact|||||neighboring island|||spend| Egal. Denn selbst die benutzte Fluggesellschaft von uns muss wohl einen Fanclub gegründet haben. ||||airline|||||||founded| Nach der Landung wollten sie tatsächlich alle unbedingt ein Foto von uns und Unterschriften von uns haben. |||||actually||definitely||||||signatures||| Alles in allem war der Urlaub dann wohl doch nicht so schlecht, wie ich gedacht habe.

Einziger Wermutstropfen in der Geschichte ist die Tatsache, dass in unserem Betrieb einige Youtube-Videos herumkreisen, in denen meine "Mamis Lieblingsarsch"-Tätowierung beim Sangriaeimer-Kampftauchen-Wettbewerb zu sehen ist, aber leider nichts von meinem glorreichen Sieg berichtet wurde. |downside||||||||||||||circulate|||||favorite ass|tattoo||sangria bucket|combat diving|competition|||||||||glorious|victory|reported| The only downer in history is the fact that there are a few YouTube videos in our company showing my "Mami's favorite ass" tattoo at the sangria bucket combat diving competition, but unfortunately nothing of my glorious victory was reported. Der Privatsender würde die gesammelten Twitter- und Chateinträge nach einer Übersetzung aus dem Alkoholischen ins Deutsche in einem Drehbuch zusammen schnipseln und anschließend die Doku in eine Serie ändern. |||||||chat entries|||translation|||alcoholic|||||screenplay||snip||subsequently|||||| After a translation from alcoholic into German, the private broadcaster would snip together the collected Twitter and chat entries in a script and then change the documentary into a series. Wir sind alle jetzt schon gespannt, in der endgültigen Serie zu erfahren, was wirklich so alles in unserem Urlaub passiert ist. |||||excited|||final|||find out||||||||| We're all excited to find out what really happened on our vacation in the final series.

Na ja, aber solange der Sender noch braucht um die Dreharbeiten abzuschließen, werde ich mich um die nächste Folge kümmern, die wie üblich ... na ja ... 14 Tage ... ich versuche die Grenze nicht so sehr zu überschreiten und hoffe wenigstens, dass ich Euch in der nächsten Ausgabe wieder begrüßen darf. ||||||||||shooting|to finish|||||||||||||||||||||||cross|||at least|||||||||| Well, as long as the broadcaster still needs to complete the filming, I'll take care of the next episode, which as usual ... well ... 14 days ... I try not to cross the line so much and hope at least that I can see you again in the next issue. Natürlich hoffe ich auch insgeheim, dass ich nach gesendeter Fernsehserie meine Erinnerungslücken vollständig geschlossen habe. ||||secretly||||aired|||memory gaps|completely|closed| Of course, I also secretly hope that I will have completely closed my memory gaps after the television series has been broadcast. Also und nicht nur so halbherzig, sondern ... |||||halfhearted|

Gans, Gans, Gans ..../   ganz, ganz, ganz ....

www.gansamboden.de

Transkription : Vera Ihrig für www.LingQ.com

Erläuterung : * Solele = Dialekt. So dann mal. * Gerstensaft = Bier * Laberbacke = Umgangssprache "labern" = dummes Zeug reden. Eine Laberbacke ist also jemand, der dummes Zeug redet. * Hänsel- und Lästergegnern = Hänseln bedeutet, sich über jemand lustig machen. |||||themselves|||| Lästern bedeutet, negativ über jemanden zu sprechen, wenn er nicht dabei ist.

Herzlichen Dank an Firefly für die freundliche Genehmigung, den Beitrag hier zu verwenden.