Kapitel 5: Hingabe
Der Herr verheißt: “So ihr mich von ganzem Herzen suchen werdet, so will ich mich von euch finden lassen.” Jeremia 29,13.14. WZC 29.3 Unser ganzes Herz muß sich vor Gott demütigen, sonst kann der Wechsel nicht eintreten, der uns in den Zustand der Gottähnlichkeit zurückversetzt. Unser sündhaftes Wesen hat uns Gott entfremdet. Der Heilige Geist schildert diesen Zustand treffend mit den Worten: “... da ihr tot waret durch Übertretungen und Sünden.” Epheser 2,1. “Das ganze Haupt ist krank, das ganze Herz ist matt. Von der Fußsohle bis aufs Haupt ist nichts Gesundes an ihm.” Jesaja 1,5.6. Satan hält uns in seinen Schlingen, in denen wir “gefangen sind zu seinem Willen”. 2.Timotheus 2,26. Gott will uns befreien. Das erfordert aber eine vollständige Umbildung und Erneuerung unseres Wesens, darum müssen wir uns dem Herrn ganz hingeben. WZC 29.4 Der Kampf gegen das eigene Ich ist der gewaltigste, der je ausgefochten wurde. Die Hingabe des Ichs, die Unterstellung der ganzen Persönlichkeit unter den Willen Gottes erfordert große Anstrengungen; aber der Mensch muß sich vor dem Herrn demütigen, ehe er in Heiligkeit wiedergeboren werden kann. WZC 30.1 Gottes Herrschaft ist nicht obgleich Satan uns dies glauben machen wollte auf blinde Unterwerfung, auf gedankenlosen Zwang gegründet. Nein, er wendet sich an Vernunft und Gewissen. “So kommt denn und laßt uns miteinander rechten, spricht der Herr” (Jesaja 1,18), lautet die Einladung des Schöpfers an die Menschen; er will sie nicht zwingen. Gott kann keine Huldigung von uns annehmen, die wir ihm nicht aus freiem Bewußtsein darbringen. Eine erzwungene Unterordnung würde die wirkliche Ausbildung des Verstandes und Willens hindern; sie würde uns zum bloßen Triebwerk herabwürdigen. Das ist aber nicht die Absicht des Schöpfers. Sein Wunsch ist es, daß der Mensch, die Krone der Schöpfung, die höchste Stufe der Entwicklung erreiche. Er stellt uns die herrlichsten Segnungen in Aussicht, deren wir nur durch seine Gnade teilhaftig werden. Er ladet uns ein, ihm unser Ich zu geben, damit er sein Werk in uns vollbringen kann. An uns liegt es also, die Wahl zu treffen zwischen der steten Knechtschaft der Sünde und der wunderbaren Freiheit der Kinder Gottes. WZC 30.2 In unserer Hingabe an den Allwaltenden müssen wir natürlich alles das aufgeben, was uns von ihm trennt. Deshalb sagt auch der Heiland: “Ein jeglicher unter euch, der nicht absagt allem, was er hat, kann nicht mein Jünger sein.” Lukas 14,33. Wir müssen alles lassen, was unsere Herzen von Gott wegzieht. Reichtum ist der Götze vieler Menschen. Die Liebe zum Geld und das Verlangen nach Reichtum sind die goldenen Ketten, durch die sie an Satan gefesselt werden. Andere halten sehr auf guten Ruf und weltliche Ehre. Für andere wieder sind selbstgefällige Ruhe und Freiheit von irgendwelcher Verantwortung erstrebenswerte Ziele. Aber diese Sklavenbande müssen gelöst werden. Wir können nicht halb Gott und halb der Welt angehören; entweder wir sind Gottes Kind nicht, oder wir sind es ganz. Viele Menschen geben vor, ihm zu dienen. Aber bei ihrem Streben, seinem Gesetz gehorsam zu sein, in sich ein rechtschaffenes Wesen zu bilden und einst selig zu werden, verlassen sie sich auf ihre eigene Kraft. Ihre Herzen sind noch nicht von der tiefen Liebe Christi gerührt; aber sie suchen die ihnen von Gott auferlegten Pflichten zu erfüllen, um den Himmel zu gewinnen. Ein solcher Gottesdienst ist ohne jeglichen Wert. Hat Christus jedoch Einzug in unsere Herzen gehalten, dann werden sie so erfüllt mit seiner Liebe, mit der Freude an seiner Gemeinschaft, daß eine Trennung unmöglich ist. Im Aufblick zu ihm vergessen wir uns selbst. Die Liebe Christi wird zur Quelle unserer Tätigkeit. Haben wir erst etwas von der innigen Liebe des Allwaltenden in unsern Herzen verspürt, dann fragen wir nicht danach, wie gering das Maß für die Erfüllung der Gebote Gottes sein darf; dann begnügen wir uns nicht mit der niedrigsten Stufe, sondern streben nach vollkommener Übereinstimmung mit dem Willen unseres Erlösers. Wir trachten ernstlich danach, wir opfern willig alles und zeigen eine Teilnahme, die der in Aussicht gestellten Herrlichkeit entspricht. Ein Bekenntnis auf den Namen Christi ohne tiefe Liebe zu ihm ist nur ein leeres Geschwätz, nichts als eine bloße Form, ein schweres, knechtisches Joch. WZC 30.3 Glauben wir, es sei ein allzu großes Opfer, alles dem Herrn zu überlassen? Jeder lege sich die Frage vor: “Was gab Christus für mich?” Alles sein Leben, seine Liebe und sein Leiden setzte der Sohn Gottes freiwillig für unsere Erlösung ein! Sollte es dennoch möglich sein, daß wir, die wir solch großer Liebe unwürdig sind, unsere Herzen von ihm fernhalten? In jedem Augenblick unseres Lebens haben wir seine Gnadengaben genossen; gerade aus diesem Grunde können wir die tiefe Unwissenheit, das unsägliche Elend, aus dem er uns errettet hat, nicht völlig verstehen. Können wir zu ihm aufschauen, den unsere Missetaten gekreuzigt haben, und dennoch solche Liebe und solches Opfer verschmähen? Sollten wir denn im Hinblick auf die beispiellose Demütigung des Herrn der Herrlichkeit darüber murren, daß wir nur durch Kampf und Selbstverleugnung zum Leben eingehen können? WZC 31.1 Manch stolzes Herz fragt: “Warum muß ich mich erst demütigen und Buße tun, ehe ich der Kindschaft Gottes gewiß werde?” Ich weise euch hin auf Christus. Er war ohne Sünde, ja noch mehr, er war der Fürst des Himmels und kam in diese Welt, um die Menschheit vom Tode zu retten, “darum daß er sein Leben in den Tod gegeben hat und den Übeltätern gleich gerechnet ist und er vieler Sünde getragen hat und für die Übeltäter gebeten”. Jesaja 53,12. WZC 32.1 Was opfern wir denn, selbst wenn wir alles aufgeben? Ein von Sünden beflecktes Herz, das Jesus mit seinem eigenen Blut reinigen und durch seine unbeschreibliche Liebe erlösen wird. Gleichwohl zaudern die Menschen, dieses Opfer zu bringen! Wie beschämend ist es für mich, davon sprechen zu hören, wie beschämend, es niederzuschreiben. WZC 32.2 Gott verlangt nicht, daß wir das darbringen, was zu unserm Besten dient. In all seinem Walten und Tun hat er nur die Wohlfahrt seiner Kinder im Auge. Mögen doch alle, die Christus noch nicht erwählt haben, zur Erkenntnis kommen, daß er ihnen viel bessere und höhere Güter geben kann, als sie selbst für sich suchen! Der Mensch begeht an sich selbst das größte Unrecht und die größte Ungerechtigkeit, wenn er dem Willen Gottes entgegen denkt und handelt. Wirkliche Freude kann man nicht auf verbotenen Wegen finden, verboten von dem, der weiß, was für uns am besten ist, und der nur das Wohl der Seinen will. Der Weg des Sünders ist ein Weg des Elends und des ewigen Todes. WZC 32.3 Es ist ein Irrtum, wenn wir dem Gedanken Raum geben, daß Gott seine Kinder gern leiden sieht. Der ganze Himmel nimmt Anteil am Glück der Menschen. Unser himmlischer Vater verschließt keinem seiner Geschöpfe die irdischen Freuden. Die göttlichen Gebote fordern uns auf, solche Wünsche zu bannen, die uns Leiden und bittere Enttäuschung bringen, uns schon im Leben unglücklich machen, ja uns die Tür zum wahren Glück und dann zum Himmel verschließen. Der Erlöser der Welt nimmt die Menschen an, wie sie sind, mit all ihren Bedürfnissen, Unvollkommenheiten und Schwächen. Er will uns mit seinem Blut nicht nur von der Sünde reinigen und uns erlösen, sondern will das heiße Verlangen all derer stillen, die geduldig sein Joch auf sich nehmen und seine Last tragen. Allen, die um des Lebensbrotes willen zu ihm kommen, möchte er Frieden und Ruhe geben. Er legt uns nur solche Pflichten auf, die unsere irdischen Schritte zur himmlischen Seligkeit lenken, die der Ungehorsame nie erlangen kann. Das wahre, freudvolle Leben besteht nun darin, daß Christus, die Hoffnung der Herrlichkeit, in uns Gestalt gewonnen hat. WZC 32.4 Du fragst: Wie kann ich mich Gott ganz ergeben? Dies ist dein Wunsch. Ihn aber aus eigener Kraft zu erfüllen, bist du zu ohnmächtig und zu schwach; denn du bist in Banden des Zweifels und in den Gewohnheiten eines sündigen Leibes gefangen. Deine Versprechungen und Vorsätze sind auf Sand gebaut; du bist nicht imstande, deine Gedanken, Leidenschaften und Gefühle im Zaum zu halten. Deine gebrochenen Versprechen und nicht gehaltenen Gelübde haben dein Vertrauen zur eigenen Aufrichtigkeit untergraben; du bist verzagt und meinst, Gott könne dich nicht annehmen. Doch verzweifle nicht! Lerne nur erst die echte Willensstärke erkennen. Sie ist die führende Macht in der menschlichen Natur: die Macht der Entscheidung oder der Wahl. Alles hängt von der richtigen Tätigkeit des Willens ab. Diese Fähigkeit, zu wählen, hat Gott den Menschen gegeben; an dir liegt es, sie zu üben. Du kannst zwar dein Herz nicht verändern, du kannst Gott aus eigener Kraft nicht lieben; es liegt aber in deiner freien Wahl, ihm zu dienen. Du kannst ihm deinen Willen übergeben, dann wird er in dir das Wollen und das Vollbringen nach seinem Wohlgefallen wirken. Dann wird deine ganze Wesenheit dem Geiste Christi untertan; all deine Liebe vereinigt sich im Gottessohn, du lebst in engster Gemeinschaft mit ihm. WZC 33.1 Mit unserer Sehnsucht nach Frömmigkeit und Heiligkeit ist nichts getan, solange es dabei bleibt. Viele werden auf ewig verlorengehen, während sie hoffen und darauf warten, Christen zu werden. Sie kommen nie dazu, den Willen Gott zu übergeben, und treffen daher gerade jetzt nicht die Entscheidung: Wir wollen Christen sein. WZC 34.1 Bei richtiger Übung des Willens tritt ein völliger Wechsel in deinem Leben ein. Wenn du dein Wollen Christus gänzlich unterwirfst, vereinst du dich mit einer über alle Herrschaft und Gewalt erhabenen Macht. Du wirst Stärke von oben erhalten, standhaft zu bleiben; du wirst dich dem Herrn immer wieder weihen und so fähig sein, ein neues Leben, ein Glaubensleben zu führen. WZC 34.2 Sobald unser Gewissen durch das Wirken des Heiligen Geistes erwacht, verstehen wir etwas von der Bösartigkeit, der Macht, der Schuld und dem Elend der Sünde und blicken mit Abscheu auf sie. Wir fühlen, daß die Sünde uns von Gott getrennt hat, daß wir Knechte des Bösen sind. Je mehr wir zu entfliehen suchen, desto mehr erkennen wir unsere Hilflosigkeit. Unsere Beweggründe und unser Herz sind unrein. Wir merken, daß unser Leben mit Selbstsucht und Sünde erfüllt gewesen ist, und sehnen uns nach Vergebung, nach Reinigung und nach Freiheit. Aber was können wir tun, die Ähnlichkeit, ja Übereinstimmung mit dem Allwaltenden zu erlangen? WZC 34.3 Friede tut uns not, des Himmels Vergebung, Friede und Liebe in unseren Herzen. Geld, Verstand und Weisheit können solches weder erkaufen noch hervorbringen noch erwerben: Darum hofft niemals, sie durch eigene Bemühungen zu erlangen. Gott bietet sie uns vielmehr als ein freies Gnadengeschenk an,“ohne Geld und umsonst”. Jesaja 55,1. Sie gehören uns, wenn wir nur unsere Hände nach ihnen ausstrecken und sie ergreifen. So spricht der Herr: “Wenn eure Sünde gleich blutrot ist, soll sie doch schneeweiß werden; und wenn sie gleich ist wie Scharlach, soll sie doch wie Wolle werden.” Jesaja 1,18. “Ich will euch ein neues Herz und einen neuen Geist in euch geben.” Hesekiel 36,26. WZC 34.4 Wir haben unsere Sünden bekannt, aufrichtig abgelegt und sind entschlossen, mit Gott ein neues Leben zu beginnen. Laßt uns nun zum Herrn gehen und ihn bitten, daß er unsere Sünden tilge und uns ein neues Herz schenke. Seid überzeugt, daß er es tut, weil er es zugesagt hat. Denn der Heiland lehrte während seines Erdenlebens, daß die von Gott verheißene Gabe unser Eigentum ist, sobald wir sie im Glauben annehmen. Jesus heilte die Menschen von ihren Krankheiten und Gebrechen, sobald sie Vertrauen zu seiner Wundermacht hatten. Er stand ihnen in sichtbaren Dingen mit Rat und Tat zur Seite und gewann dadurch ihr volles Vertrauen für die Fragen nach der Welt des Unsichtbaren sie lernten an seine Macht der Sündenvergebung glauben. Diese Befugnis wurde bei der Heilung des Schwergelähmten erwiesen: “Auf daß ihr aber wisset, daß des Menschen Sohn Macht habe, auf Erden die Sünden zu vergeben (sprach er zu dem Gichtbrüchigen [Schwergelähmten]): Stehe auf, hebe dein Bett auf und gehe heim!” Matthäus 9,6. Ähnlich äußert sich der Apostel Johannes über die Wunder Christi, wenn er sagt: “Diese aber sind geschrieben, daß ihr glaubet, Jesus sei Christus, der Sohn Gottes, und daß ihr durch den Glauben das Leben habet in seinem Namen.” Johannes 20,31. WZC 35.1 Der Bericht der Bibel über die Art, wie Jesus den Kranken heilte, ist einfach. Daraus können wir lernen, wie wir an den Heiland glauben müssen, wenn uns die Vergebung unserer Sünden zuteil werden soll. Folgen wir der Geschichte des Schwergelähmten zu Bethesda. Wir sehen einen armen, hilflosen Dulder vor uns. Achtunddreißig Jahre zuvor hat er den Gebrauch seiner Glieder verloren, und doch sagt der Heiland zu ihm: “Stehe auf, hebe dein Bett auf und gehe heim!” Matthäus 9,6. Wohl hätte der Kranke sagen können: “Herr, wenn du willst, so mache mich gesund, ich will deinem Worte gehorchen”; doch nein er glaubte dem Worte Christi, er glaubte, daß er gesund geworden war, und erhob sich sofort von seinem Lager. Er machte sich auf, zu gehen, und ging. Er handelte nach dem Befehl Christi, Gott gab die Kraft. Er war ganz geheilt. WZC 35.2 Wir sind Sünder von gleicher Art. Wir können die Verfehlungen der Vergangenheit nicht abbüßen, unsere Herzen nicht erneuern und nicht aus eigener Kraft zur Heiligung gelangen. Aber Gott verheißt, all das für uns durch die Vermittlung Christi zu tun. Dieser Verheißung müssen wir glauben. Wir müssen unsere Sünden bekennen, uns Gott ergeben und ihm dienen. Tun wir dies, so wird er auch seine Verheißung an uns erfüllen. Wenn wir ihr glauben — glauben, daß unsere Missetaten vergeben und unsere Herzen gereinigt sind, dann tut Gott das Seine; dann werden auch wir von unseren Sünden und Gebrechen geheilt, gerade wie der Schwergelähmte. Es ist so — wenn wir es glauben. WZC 36.1 Warte nicht, bis du es fühlst, daß du geheilt bist, sondern sage: “Ich glaube es, nicht weil ich es fühle, sondern weil Gott es verheißen hat.” Jesu Worte lauten: “Alles was ihr bittet in eurem Gebet, glaubet nur, daß ihr's empfangen werdet, so wird's euch werden.” Markus 11,24. WZC 36.2 Diese Verheißung hat jedoch eine Bedingung: Wir müssen nach dem Willen Gottes bitten. Nun ist es aber Gottes Wille, uns von unsern Mängeln zu reinigen, uns zu seinen Kindern zu machen und uns zu einem heiligen Leben zu befähigen. So dürfen wir um diese Segnungen bitten und fest glauben, daß wir sie erlangen, dürfen Gott danken, daß wir sie erlangt haben. Es ist unser Vorrecht, zu Jesus zu kommen und, gereinigt von Sünden, ohne Scham und ohne Gewissensbisse vor dem Gesetz zu stehen. “So ist nun nichts Verdammliches an denen, die in Christo Jesu sind, die nicht nach dem Fleisch wandeln, sondern nach dem Geist.” Römer 8,1. WZC 36.3 Hinfort seid ihr nicht euer eigen, sondern mit einem kostbaren Preise erkauft. “Wisset, daß ihr nicht mit vergänglichem Silber oder Gold erlöst seid von eurem eitlen Wandel nach väterlicher Weise, sondern mit dem teuren Blut Christi als eines unschuldigen und unbefleckten Lammes.” 1.Petrus 1,18.19. Mit der einfachen Tatsache, daß wir an Gott glauben, beginnt durch die Kraft des Heiligen Geistes in unserm Herzen ein neues Leben. Wir sind als Kinder in die Hausgenossenschaft Gottes geboren, und der Ewigtreue liebt uns, wie er seinen Sohn liebt. WZC 36.4 Wenn ihr euch nun dem Herrn Jesus geweiht habt, tretet nicht zurück, trennt euch nicht von ihm, sondern bekennt es Tag für Tag: “Ich gehöre Christus an, ich habe mich ihm ganz ergeben.” Bittet ihn, euch seinen Geist zu senden und euch in seiner Gnade zu erhalten. Wie ihr nun durch die völlige Hingabe und den Glauben an Gott seine Kinder geworden seid, so muß auch euer ganzes Leben in dem seinigen aufgehen. Paulus sagt: “Wie ihr nun angenommen habt den Herrn Christus Jesus, so wandelt in ihm.” Kolosser 2,6. WZC 37.1 Unter etlichen scheint das Gefühl vorzuherrschen, daß sie erst eine Prüfungszeit bestehen und dem Herrn beweisen müssen, daß sie sich geändert haben, ehe sie um seine Segnungen bitten können; aber sie dürfen sich gerade jetzt an ihn wenden. Sie haben die Gnade Christi und seinen Geist in ihren Fehlern nötig, sonst könnten sie der Sünde nicht widerstehen. Gerade wie wir sind, sündhaft, hilflos, abhängig, sollen wir zu Jesus kommen. Mit all unserer Schwachheit, Torheit und Sündhaftigkeit dürfen wir vor ihm erscheinen und ihm reuig zu Füßen fallen. Dann umfängt er uns mit den Armen seiner Liebe, verbindet unsere Wunden und reinigt uns von aller Unreinigkeit. WZC 37.2 Jesus vergibt persönlich! Gerade daran zweifeln Tausende. Sie nehmen Gott nicht bei seinem Wort. Wer den gestellten Bedingungen nachkommt, der weiß das Bewußtsein zu schätzen, daß sich die Vergebung auf jede Sünde erstreckt. Zweifle nun nicht daran, daß Gott bei diesen Verheißungen dich gemeint habe! Sie sind für jeden Übertreter, der wahrhaft bereut. Stärke und Gnade sind uns durch Christus vermittelt und werden jedem Gläubigen von den dienenden Engeln gebracht. Niemand ist so sündig, daß er nicht Kraft, Gerechtigkeit und Reinheit in Jesus finden könnte, der für alle gestorben ist. Christus will die sündenbefleckten Kleider von ihnen nehmen und ihnen die weißen Kleider der Gerechtigkeit geben; er will nicht den Tod des Sünders, sondern daß er lebe. WZC 37.3 Der Allwaltende handelt nicht so mit uns, wie wir sterblichen Menschen gegeneinander handeln. Seine Gedanken sind Gedanken der Barmherzigkeit, der Liebe und des innigsten Mitgefühls. Er sagt: “Der Gottlose lasse von seinem Wege und der Übeltäter seine Gedanken und bekehre sich zum Herrn, so wird er sich sein erbarmen, und zu unserm Gott, denn bei ihm ist viel Vergebung.” Jesaja 55,7. “Ich vertilge deine Missetaten wie eine Wolke und deine Sünden wie den Nebel. Kehre dich zu mir; denn ich erlöse dich.” Jesaja 44,22. WZC 38.1 “Denn ich habe kein Gefallen am Tode des Sterbenden, spricht der Herr Herr. Darum bekehret euch, so werdet ihr leben.” Hesekiel 18,32. Satan ist stets bereit, uns die herrlichen Verheißungen Gottes zu stehlen. Er möchte uns den letzten Funken Hoffnung, den letzten Lichtstrahl rauben, wenn wir es zulassen. Schenke dem Versucher kein Gehör, sondern rufe ihm zu: Jesus ist gestorben, damit ich lebe! Seine Liebe zu mir wird es nicht zugeben, daß ich verlorengehe. Mein himmlischer Vater ist barmherzig; denn obgleich ich seine Liebe mißbraucht, seine Segnungen mißachtet habe, will ich mich doch aufmachen und zu ihm gehen und sprechen: “Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir und bin hinfort nicht mehr wert, daß ich dein Sohn heiße; mache mich zu einem deiner Tagelöhner!” Lukas 15,18.19. Dies Gleichnis zeigt uns auch den Empfang des Verlorenen: “Da er aber noch ferne von dannen war, sah ihn sein Vater, und es jammerte ihn, lief und fiel ihm um seinen Hals und küßte ihn.” Lukas 15,20. WZC 38.2 Selbst dieses überaus rührende Gleichnis ist noch zu schwach, auch nur annähernd die unendliche Barmherzigkeit des himmlischen Vaters zu schildern. Der Herr legt sie in den Mund seines Sehers mit folgenden Worten: “Ich habe dich je und je geliebt: darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte.” Jeremia 31,3. Während der Sünder noch weit von dem Hause des Vaters entfernt ist, während er noch im Sündenlande seine Güter verpraßt, sehnt sich das Vaterherz schon nach ihm. Jedes Verlangen nach Rückkehr zu Gott ist nichts anderes als die mahnende Stimme seines Geistes, die werbend, bittend, den verlorenen Sohn ans Vaterherz ziehend, ans Herz der Liebe zurückbringen will. WZC 38.3 Können wir trotz dieser köstlichen Verheißungen der Bibel noch zweifeln? Ist's möglich, zu glauben, daß der Ewigtreue arme, sündige Menschen, wenn sie umkehren und ihren Sünden absagen, zurückhält, sich ihm reumütig zu Füßen zu werfen? Hinweg mit derartigen Gedanken! Nichts ist uns schädlicher als eine solche Vorstellung von unserm himmlischen Vater. Er haßt die Sünde, aber er liebt den Sünder und hat sich selbst in Christus gegeben, auf daß alle, die wollen, gerettet werden und die Fülle des Segens in dem Königreiche des Lichts genießen. Könnte er noch überzeugender und herzlicher zu uns sprechen und seine Liebe zu uns ausdrücken als in folgenden Worten: “Kann auch ein Weib ihres Kindleins vergessen, daß sie sich nicht erbarme über den Sohn ihres Leibes? Und ob sie desselben vergäße, so will ich doch dein nicht vergessen.” Jesaja 49,15. WZC 39.1 O du Zweifler, du Verzagter, blicke auf zu ihm! Jesus lebt und ist dein Vermittler. Danke Gott für das Geschenk seines Sohnes und bitte ihn, daß er nicht umsonst gestorben sei. Heute spricht der Heilige Geist zu dir und ladet dich ein. Bringe Jesus dein ganzes Herz, dann wirst du auch seine Segnungen erfahren. WZC 39.2 Beim Lesen der Verheißungen merke wohl, daß sie unaussprechliche Liebe und Barmherzigkeit atmen. Das Vaterherz wirbt in unendlicher Liebe und grenzenlosem Mitleid um den Sünder. In Christus haben wir “die Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der Sünden, nach dem Reichtum seiner Gnade”. Epheser 1,7. Glaube nur fest, daß Gott dir helfen und sein göttliches Bild in dir wiederherstellen will. Wenn du dich ihm näherst, ihm deine Sünden bekennst und sie bereust, dann wird er auch dir in göttlicher Barmherzigkeit und Vergebung nahekommen. WZC 39.3