Sendung: tagesschau 24.02.2020 12:00 Uhr - Zahl der Toten durch Coronavirus
Themen der Sendung: SPD bleibt nach Bürgerschaftswahl stärkste Kraft in Hamburg, Analyse am Tag nach der Hamburg-Wahl, Zahl der Toten durch Coronavirus in China steigt stark an, Die Börse, Hauptanhörung im Auslieferungsverfahren gegen WikiLeaks-Gründer Assange beginnt in London, 34. Sitzung des UN-Menschenrechtsrates startet in Genf, Karneval und Fastnacht erreichen mit Rosenmontagszügen ihren Höhepunkt, Das Wetter
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Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen
mit der tagesschau.
Heute im Studio: Claus-Erich Boetzkes
Guten Tag, willkommen zur tagesschau.
Es ist die einzige Landtagswahl
in diesem Jahr.
Die Wähler haben sich
für stabile Verhältnisse entschieden.
In Hamburg regiert
die rot-grüne Koalition weiter.
Die SPD bleibt stärkste Kraft,
die Grünen konnten ihren Anteil
annähernd verdoppeln.
Die CDU büßt ein,
während die Linke leicht zulegt.
Die AfD schafft
nur knapp den Wiedereinzug.
Die FDP muss noch bangen,
weil eine Verwechslung
in einem Bezirk vorliegt.
Zunächst 121 Stimmen
über der Fünf-Prozent-Hürde.
Eine Zitterpartei
für die FDP bis zum späten Abend:
Doch in einem Wahllokal
im Stadtteil Langenhorn
gibt es eine Auffälligkeit.
Der Bezirkswahlleiter gibt bekannt,
dass die Stimmen
für die Grünen und die FDP
verwechselt wurden.
Die Liberalen könnten so den Einzug
in die Bürgerschaft verpassen.
Die Ursachen
sucht die Partei in Thüringen.
Der Vertrauensverlust,
der bei den Bürgern
logischerweise entstanden war.
Es war für uns schwer,
wieder aufzuholen.
Die Verhältnisse
mussten erst mal geklärt werden.
Ich hab schnell
klar Stellung bezogen.
Mit oder ohne FDP
in der Bürgerschaft:
Die SPD ist mit Abstand
stärkste Partei
und wird wohl auch
den künftigen Regierungschef stellen.
Ihr habt diese Stimmung
in der Stadt verbreitet.
Diese Zuversicht, dieses Anpackende.
Weswegen viele sagten,
wir stehen zu Ihnen und Ihrer SPD.
Die Grünen mit Katharina Fegebank
bleiben wahrscheinlich Juniorpartner,
verdoppeln aber fast ihr Ergebnis
gegenüber von vor fünf Jahren.
Es gibt
eine überwältigende Zustimmung.
Mit deutlich stärkeren Grünen.
Weit abgeschlagen und in Hamburg
auf historischem Tiefstand die CDU.
Ihr Spitzenkandidat Marcus Weinberg
hatte es offenbar schwer,
zugkräftige Themen zu setzen.
Daneben heftiger Gegenwind durch
die Führungskrise der Bundespartei
und die Ereignisse in Thüringen.
Die Analyse am Tag nach der Wahl:
Für die CDU ist das nach dem Debakel
gestern kein erfreulicher Termin.
Auch weil noch andere Problemthemen
auf dem Tisch liegen:
Die ungeklärte Führungssituation
und die Regierungskrise in Thüringen.
FDP und CDU hatten die Ereignisse
dort mitverantwortlich gemacht
für ihr Abschneiden in Hamburg.
Die AfD bekräftigt ihren Vorwurf,
sie sei im Wahlkampf
Opfer von Ausgrenzung geworden.
Ganz anders ist die Stimmung
bei Linken, Grünen und SPD.
Sie fühlen sich durch die Erfolge
in Hamburg gestärkt.
Vom Glanz des Hamburger Wahlsieges
soll auch ein Licht
auf die SPD-Spitze fallen.
Peter Tschentscher führte
den Wahlkampf ohne sie,
aber davon
will das linke SPD-Duo lernen.
Für die Bundes-SPD muss nun gelten:
das ganze Land im Blick.
Alles, was es an Qualitäten
in Hamburg gibt,
das wahrzunehmen
und daraus Schlüsse zu ziehen.
Dann sind wir auf dem richtigen Weg.
Müde sieht Robert Habeck aus.
Es gab auch bei den Grünen
Grund zum Feiern.
Dass die AfD es wohl doch schaffte,
trübt die Freude.
Nicht nur die Sprache,
sondern das System der AfD
ist darauf ausgerichtet,
die Demokratie zu schwächen.
Man kann dem CDU-Spitzenkandidaten
Weinberg nachsehen,
dass er nach dem schlechten Ergebnis
heute die Kameras meidet.
Baustelle Union an vielen Fronten.
Das war ein bitteres Ergebnis.
Heute werden wir
Entscheidungen treffen.
Ein Parteitag wohl im April,
um die Führungsfrage zu klären.
Kampfkandidaturen oder Teamlösung -
noch offen.
Eine Teamlösung ist richtig.
Das funktioniert nur,
wenn nicht jeder
die Nummer eins will.
Dazu will sich heute
nur einer der Kandidaten äußern.
Warum soll ich die ablehnen?
Ich hab immer dafür geworben,
dass es auch darum geht,
die Partei zusammenzuhalten.
Heute muss die CDU vieles klarrücken.
In Berlin ist Kristin Schwietzer.
Was ist von dem Treffen
zu erwarten?
Es gibt die klare Erwartungshaltung,
auch in der Parteispitze,
einen Fahrplan festzulegen,
wie es weitergeht.
Am 25. April
soll es einen Termin geben
für einen Sonderparteitag.
Dort soll dann der
oder die Vorsitzende gewählt werden.
Der Vorschlag
ist noch nicht bestätigt.
Man geht damit jetzt
in den Bundesvorstand.
Es bleibt die Frage,
wer aus der Deckung kommt.
Es geht auch um die Schlappe
bei der Hamburg-Wahl.
Welche Rolle
spielt dabei noch Thüringen?
Das spielt eine große Rolle.
Daraus machte
niemand ein Geheimnis.
Es gab keinen Rückenwind aus Berlin
für die Wahl in Hamburg.
Auch aufgrund der Krise,
die durch Thüringen ausgelöst wurde.
Die Verhandlungsführer aus Thüringen
sind mit eingeladen worden,
um aus Thüringen zu berichten.
Je länger die Krise
in Thüringen anhält,
desto mehr setzt das
die Bundespartei unter Druck.
Trotz aller Bemühungen,
das Coronavirus einzudämmen,
ist die Zahl der Toten in China
stark angestiegen.
Die Gesundheitskommission in Peking
bestätigte 150 neue Todesfälle -
so viele wie noch nie an einem Tag.
In China sind mehr als 2500 Menschen
an dem Virus gestorben.
Wegen der Corona-Krise
verschiebt China die Sitzung
des Nationalen Volkskongresses.
Das in Europa am stärksten
betroffene Land ist Italien.
Bei mehr als 160 Menschen
wurde das Virus nachgewiesen.
Das Krisenmanagement
läuft auf Hochtouren.
In norditalienische Padua wollen
viele auf Nummer sicher gehen:
Sie lassen sich auf Covid-19 testen,
obwohl sie sich gesund fühlen.
Die Zahl der Infektionen steigt.
Italien beklagt
das vierte Todesopfer:
Ein Mann (83) aus der Lombardei.
Wir sprechen noch nicht
von einer Pandemie.
Aber es ist richtig,
Menschenansammlungen zu verhindern.
Gestern Abend wurde der Zugverkehr
aus Österreich von und nach Italien
auf der Brennerstrecke unterbrochen.
Der Grund: Zwei deutsche Passagiere
wiesen Fiebersymptome auf.
Nach einem negativen Testergebnis
wurde der Verkehr freigegeben.
Viele Museen
bleiben bis zum 2.3. geschlossen.
In Mailand
sagt die Scala ihre Aufführungen ab.
Der Ex-Ministerpräsident
und EU-Kommissar Gentiloni
spricht seiner Heimat
das Vertrauen aus:
Es gibt keinen Grund zur Panikmache.
Wir müssen den Anweisungen
der Gesundheitsbehörden folgen.
Auch die Modebranche spürt die Angst.
Auf der Fashion Week
hält Designer Giorgio Armani
seine Modenschau ohne Publikum ab.
Der Aktienkurs
des Luxusgüterunternehmens LVMH
verlor am Morgen mehr als 4 %.
An der Börse geht die Furcht um,
dass das Coronavirus längere Zeit
Schwierigkeiten machen wird.
Insbesondere in China
ist keine Besserung abzusehen.
Das drückt den DAX heute
um über 500 Punkte nach unten.
Bettina Seidl,
was besorgt vor allem die Märkte?
Dass jetzt in Italien die Zahl
der Infizierten gestiegen ist.
Italien ist
nicht so weit weg wie China.
Man sorgt sich, dass das Virus
weltweit in einer Pandemie mündet.
Deutschland als Exportland
wäre stark betroffen.
Viele Containerschiffe
brauchen Wochen aus China.
Der Anlagenbau
bekommt viel auf dem Seeweg.
Lieferunterbrechungen
werden sich hier im März zeigen.
Die Corona-Angst
lässt den Dax einbrechen.
Nur bei Gold greifen Anleger zu,
wie so oft in Krisenzeiten.
Vor dem Gerichtshof in London
haben sich zahlreiche Demonstranten
versammelt:
Dort beginnt heute die Hauptanhörung
im Auslieferungsverfahren
gegen den WikiLeaks-Gründer Assange.
Die US-Justiz wirft
dem gebürtigen Australier vor:
Er soll der Whistleblowerin Manning
geholfen haben,
geheimes Material
von US- Militäreinsätzen im Irak
und in Afghanistan
zu veröffentlichen.
Assange könnten in dem Fall
bis zu 175 Jahre Haft drohen.
Zwei Stunden durfte John Shipton,
der Vater von Julian Assange,
seinen Sohn
gestern im Gefängnis besuchen.
Auch heute zur ersten offiziellen
Anhörung ist er gekommen.
Darf das Vereinigte Königreich
seinen Sohn an die USA ausliefern?
Wir sind alle hier,
um Julian zu unterstützen.
Nach zehn Jahren des politisch
motivierten Vorgehens gegen ihn,
findet alles hier seinen Höhepunkt.
2010 hatte Assange über die
Enthüllungsplattform WikiLeaks
geheime Dokumente über
US-Militäreinsätze veröffentlicht.
Und so unter anderem Kriegsverbrechen
von US-Soldaten im Irak
und Afghanistan enthüllt.
Aus Angst vor einer Auslieferung
flieht er 2012
in die Ecuadorianische Botschaft.
Sieben Jahre sitzt er dort fest,
bis Ecuador ihm vergangenes Jahr
das Aufenthaltsrecht entzieht.
Nun verlangt die USA
seine Auslieferung.
Sie erhob Anklage wegen des Besitzes
und der Weiterverbreitung
gehmeiner Dokumente.
Das ist problematisch
für alle Journalisten.
Die "Washington Post",
die "New York Times", alle sagen,
dass diese Anklage journalistische
Praktiken kriminalisiert,
die im öffentlichen Interesse sind.
Das ist gefährlich für Journalisten
und ein erschreckender Präzedenzfall
aus den USA.
Die Anhörungen sind zunächst
für eine Woche angesetzt.
Im Mai soll der Prozess
fortgesetzt werden.
Das Verfahren könnte sich
laut Experten über Jahre ziehen.
Mehr zum Thema erfahren Sie
in der Dokumentation:
"Wikileaks -
Staatsfeind Julian Assange".
Die ist abrufbar
in der ARD-Mediathek.
Fast einen Monat wird die 43. Sitzung
des UN-Menschenrechtsrates dauern,
am Morgen wurde sie
in Genf eröffnet.
Zum Auftakt äußerte sich
UN-Generalsekretär Guterres
tief besorgt über die weltweiten
Angriffe auf die Menschenrechte.
Kein Land sei
gegen diese Attacken immun.
Die Zahl der Hungernden steige,
die Jugendarbeitslosigkeit
sei viel zu hoch.
Guterres rief alle Staaten auf,
die Menschenrechte zu verteidigen.
Sie seien ein Grundpfeiler
der Vereinten Nationen
und sicherten Stabilität.
Für die Narren und Jecken in den
Karnevals- und Fastnachtshochburgen
entlang des Rheins ist
der Rosenmontag der Höhepunkt.
Monatelang haben sie gebastelt an
Motivwagen, Kostümen und Requisiten.
Heute sind sie damit unterwegs
auf den Straßen:
In vielen kleineren Städten
wie Trier oder Koblenz
ebenso wie in den Hochburgen
Düsseldorf, Mainz und Köln.
In Köln ist Jens Eberl.
Das Wetter ist nicht optimal.
Inwieweit drückt das die Stimmung?
Die Leute sind glücklich,
dass es nicht mehr regnet.
Heute Morgen
gab es einen riesigen Regenschauer.
Aber der Kölner ist flexibel.
Dann wird
eben ein Schirm mitgetragen.
Das Wetter macht nichts aus.
Auf die Stimmung
drücken die Ereignisse von Hanau.
Man hat überlegt,
wie man darauf auch eingeht.
Man überlegte,
einen Tränenfels zu gestalten.
Ansonsten
ist die Stimmung ausgelassen.
Aus Köln war das Jens Eberl
und wir gehen weiter
in die nächste Faschings-Hochburg.
Nach Mainz zu Stephan Lenhardt.
Wie hoch geht's in Mainz her?
Es geht immer hoch her in Mainz.
Helau aus Mainz
bei der Goldisch Meenzer Fassenacht.
Humor ist Mainzer Lebensart
mit Herz und Toleranz.
Frei übersetzt nach Artikel 2
des Närrischen Grundgesetzes.
Alle Närrinnen und Narren
sind gleich.
Wir feiern zusammen
unsere Goldisch Meenzer Fassenacht.
Das Thema ist so aktuell
wie lange nicht.
Wir haben überlegt, was mit dem
Rosenmontagsumzug passieren soll.
Er musste stattfinden.
Hanau ist auch dabei.
Den Umzug absagen war keine Option.
Deshalb feiern wir alle gemeinsam,
9500 auf der Strecke
und eine halbe Million
an der Strecke.
Die Wetteraussichten:
Heute meist wolkenverhangen
und zeitweise Regen.
Im Süden später freundlicher.
Die tageschau meldet sich
um 14 Uhr bei tagesschau24 wieder.
Die nächste Ausgabe im Ersten
sehen Sie um 17 Uhr.
Einen schönen Tag noch.
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