Sendung: tagesthemen 09.04.2020 22:05 Uhr - Familienfest ohne Familie
Themen der Sendung: Ostern in Corona-Zeiten: Familienfest ohne Familie, Heinsberg-Studie macht Hoffnung auf Lockerung der Corona-Auflagen, Debatte über Lockerung der Schutzmaßnahmen, Problematische Betreuung von Menschen mit Behinderung, Tourismusindustrie leidet stark unter den Einschränkungen durch die Corona-Krise, EU-Finanzminister ringen um Einigung zum Thema Eurobonds, Der Kommentar, Weitere Meldungen im Überblick, Helden des Alltags: Alleinerziehende, Das Wetter
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Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen
mit den tagesthemen.
Heute im Studio: Ingo Zamperoni
Guten Abend.
Für Millionen Menschen stellten
die vor uns liegenden Feiertage
ein erhofftes Zieldatum dar:
Ab dem wir klarer sehen können,
wie es weitergehen soll
mit den Beschränkungen,
die das Corona-Virus uns abverlangt.
Doch umfassende Lockerungen
sind nicht in Sicht.
Die Kanzlerin
hatte schon vor Tagen gesagt:
"Viren kennen keine Feiertage."
Und wir kennen Ostern
so wie dieses Jahr nicht -
Osterspaziergänge sind erlaubt
mit dem engsten Familienkreis.
Aber Goethes "buntes Gewimmel"
wird's nicht geben.
Stattdessen:
Gottesdienste per Live-Stream.
Und digital wird für viele auch der
Besuch bei den Verwandten ausfallen.
Ostervorbereitungen
bei Familie Spieß:
Oma und Opa werden die Mädchen
dieses Jahr nicht sehen,
nur per Video,
wie bei vielen Familien.
Zu organisieren gibt es viel.
Schreibt uns eine Einkaufsliste,
dann bringen wir alles mit.
Man muss das Beste daraus machen.
Das klappt ganz gut mit dem Bild.
Einkäufe vor die Tür stellen,
mehr Verwandtenbesuch
ist dieser Tage nicht drin.
Jetzt kenne ich auch Leute,
die daran erkrankt sind.
Da kommen mir gewisse Ängste.
Wenn ich denke,
mir fällt die Decke auf den Kopf,
denke ich daran,
warum ich das mache.
Dass ich auch Angst habe,
dass ich meine Großeltern anstecke
oder andere Menschen.
Vielleicht würde man sich
sonst trotzdem treffen.
Es gibt kaum Alternativen
zum zu Hause Ostern feiern.
Manchmal waren wir
an Ostern verreist.
Letztes Jahr in Dänemark,
das geht dieses Jahr nicht.
Noch etwas geht nicht: Kirche.
Ausgerechnet Karfreitag,
Osternacht und Ostersonntag.
Aber ihr Pfarrer hat eine Idee,
die über Online-Gottesdienste
hinausgeht.
Wir können zu Hause Dinge
mit dem Handy aufnehmen.
Ich krieg den Ton ins Ohr
und kann dann dazu singen.
Das wird dann zusammengeschnitten
mit verschiedenen Stimmen.
Die Lieder, Lesungen und Gebete
führt das Pfarrer-Ehepaar
in ihrer Kirche zusammen -
inklusive ihrer Predigt.
Zu Ostern steht der Gottesdienst
dann im Internet -
mit knisterndem Osterfeuer.
Der Versuch von Nähe,
der die Distanz
aber nicht für jeden überwinden kann.
Mir fehlen die Menschen
und die Gemeinschaft.
Das macht Kirche aus,
dass man zusammenkommt.
Ich freue mich sehr
auf die Zeit nach diesem Ganzen.
Ich bin mir sicher,
dass alle die kreativen Lösungen,
dass die die Zeit nach Corona
positiv beeinflussen werden.
Wie, wird man sehen.
Dass sie das tun, da bin ich sicher.
Den ersten bestätigten Corona-Fall
in Deutschland
gab es Ende Januar in Bayern.
Doch die erste auffällige
Konzentration von Infizierten
gab es im Kreis Heinsberg
in Nordrhein-Westfalen.
Dort hatten sich in einer Gemeinde
offenbar Hunderte angesteckt
nach einer Karnevalssitzung.
Wissenschaftler der Uni Bonn
haben nun untersucht,
wie sich das Virus
ausbreiten konnte.
Die Region hat
schon Entwicklungen durchgemacht,
die anderswo noch anstehen.
Die Ergebnisse der Studie
könnten deshalb Empfehlungen geben
für das weitere Vorgehen insgesamt.
Einkaufen auf dem Wochenmarkt
in Erkelenz, Kreis Heinsberg.
Vor sechs Wochen
kam das Virus in die Region.
Schulschließungen, Ausgangssperren -
früher als anderswo:
Seitdem ist für die Bevölkerung
alles anders.
Man sieht schon, dass sie am Rande
des Nervenzusammenbruchs sind.
Ich fänd's wichtig, wenn
die Geschäfte wieder öffnen dürften.
Ob die Maßnahmen gelockert werden,
dafür könnte Heinsberg
erste Hinweise liefern.
Die Ort Gangelt ist
besonders vom Coronavirus betroffen
und wurde zum Forschungslabor.
1000 Personen wurden untersucht
im Rahmen einer Studie der Uni Bonn.
Es gab erste Erkenntnisse,
wie tödlich das Virus ist.
Wir sehen eine Sterblichkeitsrate,
die so weit unten liegt,
wie wir es am Anfang der Epidemie
mal erwartet haben.
Also eine Letalität
von 0,37 Prozent.
Das bedeutet nicht, dass man
das Virus bagatellisieren kann.
Aber wir dürfen es
auch nicht überdramatisieren.
Die Forscher haben festgestellt,
dass 15 Prozent der Teilnehmer
die Krankheit hinter sich haben
und immun sind.
Und dass Abstandhalten
und Husten- und Nieshygiene wirken.
Wenn man
diese Hygienemaßnahmen einhält,
große Ausbruchsgeschehen vermeidet:
Dann sind wir in einer Situation,
dass man bestimmte Maßnahmen
zurücknehmen könnte.
Weil wir gelernt haben,
mit dem Virus umzugehen.
Es sind erst Zwischenergebnisse,
weitere Erkenntnisse
sollen in den nächsten Wochen folgen.
Beim Treffen der Kanzlerin
mit den Ministerpräsidenten
in der kommenden Woche geht es
um die Lockerung der Maßnahmen.
Da könnten die Erkenntnisse
wichtig werden.
Ein kleiner Laden,
wo kaum Menschen reingehen
und wo immer zwei sich aufhalten:
Die können
Hygienebedingungen einhalten.
Und der Übergang zu
Hygienebedingungen einhalten
statt des totalen Schließens:
Darüber denken wir aktuell nach.
Bei Risikogruppen
waren die Forscher deutlich:
Ältere und Kranke
müssen weiter Abstand halten,
bis ein Impfstoff entwickelt ist.
Unter Wissenschaftlern
gibt es noch weitere Ansätze.
Wir müssen sehen, welche Hilfsmittel
wir hinzunehmen können.
Ein wichtiges Hilfsmittel
ist die Testung.
Dass wir viel testen
in den Pflegeheimen.
Täglich das Personal, damit sich
das Virus nicht ausbreiten kann.
Nicht nur in Erkelenz wünscht man
sich wieder mehr Normalität.
Aber ab wann
wären Lockerungen möglich?
Das Robert Koch-Institut meldet,
die Zahl der Neu-Infektionen
sei weiter auf einem hohen Niveau.
Gesundheitsminister Spahn
nannte Ostern eine "Weggabelung":
Die darüber entscheide, ob
die Regeln gelockert werden können.
Und die Kanzlerin will nicht
einen großen Schritt gehen,
der "uns dann wieder zurückwirft."
Diese politische Debatte
fasst Christian Feld zusammen.
Erinnerungen an andere Zeiten:
Gar nicht so lang her,
nur wann kommen sie zurück?
Der Wunsch nach Einstieg
in den Ausstieg ist da.
Doch wer sich konkrete Hinweise
aus der Regierungszentrale
auf baldige Lockerung erhoffte,
die Hoffnungen sterben um 15.30 Uhr.
Die frohe Botschaft zum Fest:
Eine Verschärfung der Maßnahmen
sei nicht nötig, aber ansonsten ...
Wir dürfen nicht leichtsinnig sein
und uns nicht in Sicherheit wiegen.
Lockerung nur in kleinen Schritten.
Wir können schnell das zerstören,
was wir erreicht haben.
Und bitte Disziplin -
nicht nur an Ostern.
Es wird Geduld brauchen.
Eine gehörige Menge.
Manche Corona-Begleiterscheinungen
müssen noch monatelang anhalten:
Nicht die Hände geben,
Abstand halten.
Wir müssen über Wochen und Monate
auf Liebgewonnenes verzichten:
Auf Festivals, den Besuch von Klubs
oder auf manches Volksfest.
Deutliche Worte der Bundesregierung.
Gedankenspiele über Lockerungen
werden weitergehen.
Zum Beispiel, ob diese zunächst
für Jüngere gelten sollen,
während Risikopatienten
daheim bleiben müssen.
Ich will Ihnen sagen aus der Sicht
des Seniorenministeriums:
Wir sollten keine
Zweiklassengesellschaft aufmachen.
Zwischen denen, die raus dürfen
und denen, die drin bleiben müssen.
Dann wäre da die Frage,
ob Deutschland beim Lockern
zu einem Flickenteppich wird.
Für Deutschland wäre es hilfreich,
wenn Bürger den Eindruck haben,
dass wir im gleichen Schritt
in die gleiche Richtung gehen.
Befragt nach
einem ersten Lockerungsschritt
nennt Merkel ihr oberstes Prinzip:
Wie lassen sich
die Abstände einhalten?
Ich halte Schulen und Kitas
nicht für den Ort,
wo man mit einfachster Maßnahme
den Abstand sicherstellen kann.
So bekommt die Debatte um Lockerungen
von der Bundesregierung
einen Dämpfer.
Diese Bilder bleiben vorerst
eine Erinnerung an andere Zeiten.
Menschen mit Behinderung
müssen in diesen Tagen
neue Herausforderungen meistern.
Sie sind gesundheitlich gefährdet,
viele gehören
zu den Corona-Risikogruppen.
Sie dürfen weniger besucht werden,
wenn sie
in betreuten Einrichtungen wohnen.
Hinzu kommt, dass viele Betreuer
nicht mehr zur Verfügung stehen,
um die Menschen und ihre Familien
zu unterstützen und zu entlasten.
Keiner darf rein, keiner darf raus.
In Stuttgart im Wohnheim
für Menschen mit Behinderung
gilt ein Besuchsverbot.
Bewohnerin Petra Eberwein
erzählt aus der Ferne,
was ihr am Herzen liegt.
Oberscheiße mit dem Virus.
Warum?
Weils Virus da ist,
können wir Ostern nicht zu Mama.
Man weiß ja auch nicht,
wie lange Virus noch geht.
Besuche fallen weg,
ebenso ihre Arbeit.
Sonst kommt Petra Eberwein
täglich in diese Werkstatt.
Notfallbetreuung
nur in Ausnahmefällen.
Seitdem spielt sich ihr Leben
in der Wohngemeinschaft ab.
Wo nicht jede das Ausmaß
der Corona-Krise verstehen kann.
Das hat in China angefangen.
Sandra Schulz ist die Heimleiterin.
Sie filmt für uns eine Lebenswelt,
die oft vergessen wird -
auch in der Corona-Debatte.
Es wird immer gesprochen
über Krankenhaus und Altersheime.
Behinderteneinrichtungen
sind klein im Verhältnis,
an die denkt niemand.
Obwohl wir auch
ein spezielles Klientel haben.
Es wurde abgefragt
von der Stadt Stuttgart und vom DWW,
was wir brauchen an Schutzkleidung.
Dabei ist es geblieben.
Heute sind
ein paar Schutzmasken angekommen.
Höchste Zeit, denn eine Infektion
hätte zur Katastrophe geführt.
Die alten Vorräte
hätten nur für zwei Tage gereicht.
Corona ist eine Belastungsprobe
für Pflegeeinrichtungen
und für viele Angehörige.
Fast alle Betreuungsangebote
fallen gerade weg.
Auch die Sonderschule,
die der 18-jährige Theo besucht,
ist geschlossen.
Acht Stunden
intensive Betreuung jeden Tag -
die muss Anne Siepmann
nun alleine auffangen.
Ein Kraftakt für die alleinerziehende
Mutter im Homeoffice.
Familien wie wir,
deren Fass ist immer voll.
Da darf kein Tropfen
mehr reinfallen,
wenn man nicht
vorher was rausschöpft.
Und wir können nichts rausschöpfen,
weil keine Entlastung da ist.
Familien am Limit -
es bleibt ihnen keine Wahl.
Auch Petra Eberwein hat keine Wahl,
aber einen großen Wunsch:
Wenn Virus komplett vorbei is,
endlich wieder machen was ich will.
Menschen wie Petra,
denen ein selbstbestimmtes Leben
und Teilhabe so wichtig ist:
Sie trifft diese Zeit des Abstands
besonders hart.
Für Hotels und Restaurants
ist Ostern ein Wochenende,
an dem die Kasse brummt.
Doch von der Ostsee
bis an den Bodensee
wird 2020 fast überall
die Kasse nicht einmal geöffnet.
Es ist so leer wie noch nie.
Das mag idyllisch sein,
hilft den Betroffenen bloß nicht.
Der Tourismusverband
Mecklenburg-Vorpommern schlug vor,
die Sommerferien
für alle zu verschieben.
In der Hoffnung, dass dann
Gäste wieder kommen dürfen.
Auf die hoffen sie auch
in Baden-Württemberg.
Mediterranes Flair
auf der Insel Mainau am Bodensee:
Die Parkanlage lockt jährlich
1,2 Mio. Besucher aus aller Welt.
Doch der Start in diese Saison
musste abgesagt werden.
Die Insel ist gesperrt für Gäste.
100.000 Euro pro Tag
hätte die Grafenfamilie Bernadotte
einnehmen können,
denn ihr gehört die Mainau.
Die finanziellen Einbußen
sind nur die eine Seite.
Für alle Mainauer
ist es emotional schlimm,
dass das Jahr vorbereitet wurde
mit viel Mühe, viel Arbeit.
Jetzt blüht es
und niemand darf es anschauen.
Das tut in der Seele weh.
Aber das Frühlingserwachen
muss man nicht ganz versäumen.
Die Pracht
lässt sich online bewundern.
Der Titisee im Schwarzwald:
Noch Mitte März genossen Hotelgäste
erste warme Tage auf der Terrasse.
Schon damals aber Unsicherheit
bei Hotelbesitzer Wiesler.
Werden die Gäste
trotz Corona anreisen?
Dann kam es schlimm.
Hotels durften keine touristischen
Übernachtungen mehr anbieten.
Wiesler musste das Hotel schließen,
kurz vor der Ostersaison.
Seine 50 Mitarbeiter
sind in Kurzarbeit.
Beim Skype-Interview
ist er alleine in der Hotelküche.
Es waren viele Rechnungen
zu bezahlen.
Der April wird knackig:
Keine Einnahmen,
die Kosten laufen weiter.
Wir springen von Monat zu Monat.
Langfristige Planung ist unmöglich.
Niemand weiß, wie lange
die Kontaktsperre bestehen bleibt.
Unsicherheit auch
bei Radmila Trninic.
Ihr Reisebüro in Stuttgart
betreibt sie seit 16 Jahren.
Krisen hat sie bisher
gut überstanden - aber jetzt?
Die größte Sorge
ist die Existenzangst,
wie es in Zukunft sein wird.
Wir können gar nicht vorausschauen,
wie sich das Ganze entwickelt.
Es ist alles ungewiss.
Ihren Laden schloss sie
nur für das Fernsehteam auf.
Nur Hund Lucky darf sie begleiten,
Kundenkontakt ist verboten.
Die Stornierungen
bereiten ihr Sorgen.
Sie würde gerne Umbuchungen anbieten,
aber für wann?
Tourismus in Corona-Zeiten –
nichts ist kalkulierbar.
Radmila Trninic hofft darauf,
dass ihre Stammkunden wiederkommen.
So bald wie möglich.
Da die Krise aber
so gut wie alle Branchen trifft,
erwarten Wirtschaftsexperten
enorme Konjunktureinbrüche.
Deshalb wollten vorgestern
die Finanzminister der EU
ein gemeinsames Rettungspaket
für die Wirtschaft schnüren.
Es ging um gigantische Summen
von Hilfsgeldern.
An der Frage, ob die Euro-Länder
gemeinsam Schulden aufnehmen,
verhakten sie sich in
einer stundenlangen Video-Konferenz.
Einen erneuten Anlauf
mussten sie auf heute verschieben.
Verkehrschaos
im Brüsseler Europaviertel:
Die Polizei überprüft,
wer ohne guten Grund unterwegs ist.
Im Ratsgebäude,
wo die Minister konferieren,
herrschte Verkehr am Telefon.
Das dazugehörige Chaos
könnte größere Auswirkungen haben.
Das Ausmaß der Rezession
steht außer Frage,
die Finanzminister aber streiten.
Wir können untergehen
oder gemeinsam schwimmen.
Dies ist ein Notfall.
Der Streit über gemeinsame Anleihen,
Corona- oder Euro-Bonds,
scheint in den Hintergrund
getreten zu sein.
Stattdessen geht es
um bis zu 240 Mrd. Euro Kredite
aus dem Europäischen
Stabilitätsmechanismus.
Wegen der gemeinsamen Haftung
wollen die Niederlande
das an Bedingungen knüpfen.
Ein Land wie Italien
solle Sparanstrengungen
und Strukturreformen durchführen.
Wir wollen nicht über Politik,
sondern darüber reden,
das Richtige zu tun
in einer schwierigen Zeit.
Der Streit verzögert den Beginn
der Videoschaltung stundenlang.
Dabei signalisierten die Niederlande
am Nachmittag Entgegenkommen.
Wir wollen maximal helfen
und das Beste einbringen.
Das ist noch nicht zu Ende,
auch wenn wir eine Vereinbarung
hinbekommen.
Die Diskussion um die Folgen
der Corona-Krise ist nicht vorbei.
Auch am späten Abend
dauert die Polizeikontrolle an.
Immerhin schalteten sich
die Finanzminister zusammen -
vier Stunden später als geplant.
Um sich beim Notfall Eurozone
endlich über lebensrettende Maßnahmen
zu einigen.
Michael Grytz, in Brüssel,
die Finanzminister tagen noch -
weiterhin keine Bewegung
im Ringen um Hilfsgelder?
Es gibt Bewegung.
Man hat sich sozusagen
von einem 4er-Maßnahmenpaket
auf ein 3 + 1 Maßnahmenpaket
geeinigt.
Die Garantien, die
die EU-Kommission einbringen will,
die waren bisher strittig.
Auch die Garantien
der Europäischen Investitionsbank.
Da geht es um Garantien für kleine
und mittelständische Unternehmen.
Die Finanzminister
hatten sich verhakt bei der Frage,
wie es bei den Krediten des
Europäischen Stabilitätsmechanismus
aussehen soll.
Die Niederlande
wollten da harte Bedingungen
zu Strukturreformen der Italiener.
Sie hatten sich dagegen gesträubt.
Nun kamen die Niederländer
wohl entgegen.
Maßnahmen
für Corona-Bonds oder Euro-Bonds
sind wohl jetzt nach hinten gerückt.
Die heißen nun auch anders.
Es heißt jetzt Wiederaufbauhilfe.
Der niederländische Finanzminister
hat gesagt,
er sei dafür
auf keinen Fall zu haben.
Der nächste Streit ist programmiert.
Zum Streit um die EU-Finanzhilfen
in der Corona-Krise
jetzt der Kommentar
von Markus Preiß vom WDR.
Ums vorweg zu sagen:
Die EU bricht nicht auseinander
und die Solidarität
ist nicht in Gefahr.
Beim Geld hört die Freundschaft auf,
sagt man.
Aber es wird
gigantische Hilfen geben:
Von Nord nach Süd
Hunderte Milliarden Euro –
die Griechenland-Hilfen
waren dagegen Peanuts.
Aber es wird erbittert gestritten.
Wo ist die europäische Solidarität?
Vorsicht, wenn Ihnen
der Zusammenhalt der EU wichtig ist.
Italien und Spanien
drängen auf gemeinsame Schulden.
Nur das sei
ein Zeichen echter Solidarität.
Geld aus dem Rettungsschirm ESM
sei eine nationale Demütigung.
Anti-EU-Populisten
würden die ausschlachten
und schon bald im Süden regieren.
Das ist aber nur das halbe Bild.
Denn die Gefahr
ist umgekehrt genauso groß:
Wer gemeinsame Schulden
erzwingen will,
legt womöglich die Axt an
das Fortbestehen der EU.
Populisten
gibt es auch in Deutschland,
Finnland und den Niederlanden.
Die nur darauf warten,
mit dem Schlagwort "Schuldenunion"
Stimmung zu machen.
Die Spaltungsgefahr in der EU
ist groß.
Großbritannien hat gezeigt,
wie schnell das geht.
Auch Italien und Spanien
sollten ein Interesse daran haben:
Dass die Corona-Hilfen
akzeptabel sind
für Deutschland oder die Niederlande.
Die Forderung
"Corona-Bonds oder nichts"
ist langfristig gefährlich
für das Projekt EU.
Die Meinung von Markus Preiß.
Die wirtschaftlichen Folgen
der Corona-Pandemie
werden auch in den USA deutlicher.
Weitere Nachrichten:
Die Zahl der Arbeitslosen in den USA
stieg drastisch.
Allein in der vergangenen Woche
meldeten sich 6,6 Mio. Menschen
neu arbeitslos.
Binnen drei Wochen verloren
17 Mio. US-Amerikaner ihren Job.
Anja Kohl aus der Frankfurter Börse:
Der Jobabbau in den USA
beschleunigt sich.
Die US-Notenbank
kündigte deshalb neue Hilfen an,
vor allem für kleine
und mittelgroße Firmen.
Außerdem für Bundesstaaten
und die Counties,
die von Schieflagen bedroht sind.
In nur einem Monat hat die Notenbank
so viel Geld in die Hand genommen
wie in der gesamten Finanzkrise.
In den USA fußt die Wirtschaft
auf dem Konsum der Verbraucher.
Millionen Arbeitslose
könnten den ins Wanken bringen,
dazu ist ein Großteil
der Verbraucher verschuldet.
Ohne Jobs drohen Kredite zu platzen,
Banken zu wanken.
Die Angst vor einer Kettenreaktion
ist real.
Der an Covid-19 erkrankte
britische Premier Johnson
hat die Intensivstation verlassen.
Das teilte
eine Regierungssprecherin mit.
Er werde auf einer normalen Station
engmaschig überwacht.
Johnson war am Sonntag
ins Krankenhaus eingeliefert
und am Tag darauf auf
die Intensivstation verlegt worden.
Wer in Mecklenburg-Vorpommern wohnt,
kann nun doch zu Ostern Tagesausflüge
an die Küste, auf die Ostseeinseln
oder zur Seenplatte unternehmen.
Das Oberverwaltungsgericht Greifswald
kippte die von der Landesregierung
erlassene Verordnung.
Das Einreiseverbot für Bürger
aus anderen Bundesländern
besteht weiter.
Frankreich verlängerte
im Kampf gegen die Corona-Pandemie
die Ausgangsbeschränkungen
über den 15. April hinaus.
Seit Mitte März
dürfen die Menschen nur vor die Tür,
wenn es unbedingt nötig ist.
Laut Behörden starben landesweit
über 12.000 Menschen an Covid-19.
Die Regierung kündigte an,
die Finanzspritzen für die Wirtschaft
und das Gesundheitssystem
auf 100 Mrd. Euro aufzustocken.
NRW stoppte vorübergehend
sein Corona-Nothilfeprogramm
für Solo-Selbstständige
und Kleinstbetriebe.
Auf gefälschten Webseiten
seien Daten von Antragstellern
abgegriffen worden,
um öffentliche Gelder zu kassieren.
Tausende Anträge seien
missbräuchlich gestellt worden.
Wann die Zahlungen an Bedürftige
wieder aufgenommen werden, ist offen.
Mit einem perfekten Start
ihrer Sojus-Rakete
brachen drei Raumfahrer zur
internationalen Raumstation ISS auf.
Die Russen Iwanischin und Wagner
sowie NASA-Astronaut Cassidy
verbrachten wegen der Corona-Pandemie
vier Wochen in Quarantäne.
Kurz nach 16 Uhr dockte ihre Kapsel
an der ISS an.
In der Raumstation
sollen sie 196 Tage verbringen.
Arbeit, Haushalt, Kinder:
Wer das alles alleine managen muss,
dem kann das schon in
normalen Zeiten zu viel vorkommen.
Aber wie ist das
in der jetzigen Situation?
Alleinerziehende sind heute
unsere Helden des Alltages.
Mein Name ist Wanda Schulte.
Ich bin alleinerziehend
mit meinem zweijährigen Sohn.
Und seit der Corona-Pandemie ...
La la la laaa!
Wir haben grade vereinbart,
dass du still bist.
Mein Name ist Wanda Schulte,
ich bin allein-alleinerziehend
mit meinem zweijährigen Sohn.
Der ist bei der Tagesmutter
in der Regel,
und dienstags und donnerstags
sind die beiden Oma-Tage.
Dieses System
ist komplett zusammengebrochen.
Ich befand mich von einem auf
den anderen Tag mit ihm zu Hause.
Hallo.
Ich arbeite 28 Stunden,
die ich auch weiterarbeiten muss.
Ich kann ihn nicht abgeben,
ich kann das nicht
auf zwei Schultern verteilen.
Ja, wir gehen gleich raus.
Es ist sofort eine Existenzangst da.
Es ist ein Jonglieren
an täglichen Aufgaben,
die das Maß überschreitet
der eigenen Kräfte.
Sobald abends das Kind schläft,
mache ich den Haushalt.
Es wird alles mögliche entschieden
für alle möglichen Personengruppen.
Aber Alleinerziehende
tauchen nie auf.
Sollte die Krise länger anhalten,
müssen da kurzfristige,
zielgenaue Lösungen her.
"Unter dem Applaus der Zuschauer
schießt die Rakete in den Himmel.
Viele Tausend Kilometer
wird sie unterwegs sein.
Bis sie ihr Ziel im
Weltraum erreicht."
Wanda Schulte und ihren Sohn
stellten Kerstin Breinig
und Robert Holm vor.
Jetzt geht der Blick gen Himmel.
Claudia, wie sind die Aussichten
für die Osterfeiertage?
Die erste Hälfte
bleibt es sonnig und warm.
Ab Sonntag
gibt es Schauer und Gewitter.
Am Montag kommt eine Kaltfront.
Das merkte man heute schon.
Durch Hamburg zog heute schon
eine Kaltfront durch.
In München wird man
von der Kaltfront nichts merken.
Aber es gibt Montag
einen Temperatursturz.
In der Nacht
gibt es einige Quellwolken.
Die fallen aber in sich zusammen.
Morgen gibt es viel Sonne.
In der Nacht ist es ziemlich kalt.
Es gibt einen sonnigen Samstag.
Das war's von uns.
Hier geht es weiter mit dem Krimi
Mord auf Shetland.
Die nächste tagesschau
informiert Sie gegen 1.15 Uhr.
Wir sind morgen wieder da.
Bis dahin -
und bleiben sie zuversichtlich.
Copyright Untertitel: NDR 2020