Sendung: tagesthemen 21.04.2020 23:15 Uhr - Neustart in der Fußball-Bundesliga
Themen der Sendung: Corona: Pläne für Neustart in der Fußball-Bundesliga, Oktoberfest 2020 fällt aus, Der Kommentar, Wie leben Kinder mit der Corona-Krise?, Abitur in Zeiten von Corona, Weitere Meldungen im Überblick. Die "neue Normalität" in Chinas Unternehmen, Das Wetter
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Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen
mit den tagesthemen.
Heute im Studio: Caren Miosga
Guten Abend.
Das letzte Spiel
der Fußball-Bundesliga
ist fast sechs Wochen her.
Borussia Mönchengladbach
gewann gegen den 1. FC Köln.
Das Stadion war leer.
Zwei Tage später
wurde der Spielbetrieb eingestellt.
Am 9. Mai
könnte es vielleicht weitergehen,
so die Ministerpräsidenten Laschet
und Söder.
Ohne Fans und mit strengen
Corona-Tests der Mannschaften.
Das scheint ein Problem zu sein:
Das Robert Koch-Institut weiß nicht,
warum Fußballer bei Tests
eine Sonderrolle spielen sollen.
Die Handball-Bundesliga
beschloss heute,
die Saison sofort zu beenden.
Die Diskussion über
den nächsten Anpfiff auf dem Rasen
hat gerade Fahrt aufgenommen.
Seit 25 Jahren
hat Hans Peter Krug nur drei Spiele
von Fortuna Düsseldorf verpasst.
Mit Neffe Moritz
diskutiert er oft über Fußball.
Beide freuen sich,
wenn der Ball wieder rollt.
Aber Geisterspiele? Nein, danke.
Ich kann mir nicht vorstellen:
Fußball ohne Fans?
Ich bin gegen Geisterspiele.
Das ist nicht zu Ende gedacht.
Die Leute wollen das sehen.
Wenn nicht im Stadion,
dann in der Kneipe.
Das ist nicht möglich.
Bei Endspielen können sie nicht auf
der Straße mit dem Verein feiern.
Das wär furchtbar.
So würde das aussehen – wie das Spiel
zwischen Gladbach und Köln im März.
Keine Zuschauer, wenig Mitarbeiter,
Hauptsache Fußball.
Wir möchten
die Saison zu Ende spielen können.
Wenn das gesellschaftlich vertretbar
ist, würden wir uns freuen,
wenn es weitergeht.
Die Deutsche Fußball-Liga
hat einen Plan ausgearbeitet
und würde gerne bald wieder starten.
Das Konzept beinhaltet,
dass wir Hygiene- und
Infektionsschutz berücksichtigen.
Wir sehen enge Testungen
und ein Monitoring vor.
Die Schritte werden wir
am Donnerstag vorstellen.
Wir sind auf dem richtigen Weg.
20.000 Tests
seien für den Rest der Saison nötig,
weniger als 0,5 Prozent
der aktuellen Testkapazität.
Das sei vertretbar, sagt die DFL.
Alles werde mit der Politik und
dem Robert Koch-Institut abgestimmt.
Dort hält sich die Begeisterung
in Grenzen.
Tests eines gesunden Spielers -
fragwürdig.
Bei einer medizinische Indikation -
gerne.
Bei einem Ausbruchsgeschehen auch.
Aber ich sehe nicht,
warum bestimmte Gruppen,
ob Sportler oder andere Gruppen
von gesellschaftlichem Interesse,
routinemäßig
gescreent werden sollten.
Wir setzen damit das falsche Signal.
Wir versuchen,
jungen Leuten zu erklären:
Sie müssen immer den Abstand halten
und sogar eine Maske tragen.
Dann sehen sie Fußballer,
die sich ohne Maske auf engstem Raum
im Zweikampf begegnen.
Da ist diese Nachricht
nicht mehr zu vermitteln.
Wie werden die Fans reagieren?
Beim Geisterspiel
zu Beginn der Pandemie
gab es Gruppenbildung
vor dem Stadion.
Es kann auch sein,
dass sich Spieler infizieren,
die ganze Mannschaften
oder Schiedsrichter anstecken.
Folgen seien schwerwiegend.
Dass dann Mannschaften ausfallen,
in Quarantäne müssen,
man nicht weiß, ob sie hinterher
ganz geheilt werden sein werden.
Und womöglich dann Regressansprüche
stellen an die DFL,
ihren Klub oder den DFB.
Hans Peter und Moritz Krug
wollen warten
und dann Fußball wieder
in Stadien genießen.
Halbe Lösungen
seien nichts für Fußball –
man könne ja auch
keine halben Tore schießen.
Ein halbes Tor wird nicht einmal
der FC Bayern schießen,
wenn er denn wieder spielt.
Und es ist nicht mal der halbe Spaß,
wenn man mit Mundschutz
im Bierzelt sitzt.
Das Oktoberfest, das nicht nur
den Bayern der Himmel auf Erden ist,
haben der Ministerpräsident und
Münchens Oberbürgermeister abgesagt.
Dass sie es jetzt schon absagen,
ist auch ein Signal für alle
folgenden Feste im Herbst.
Wohl wissend,
dass es nicht nur um Gaudi geht,
sondern um die Existenz
von Unternehmen.
Kurz nach neun Uhr:
Süßwaren-Fabrikant Hugo Seybold
verfolgt die Pressekonferenz
zum Schicksal der diesjährigen Wiesn:
Es gibt nichts abzusagen, weil das
Oktoberfest nicht stattfinden wird.
Jetzt ist es endgültig -
und umso schlimmer.
Wir müssen schauen,
wie wir durch die Zeit gehen.
Ich denke auch
an andere kleinen Firmen.
Seybolds Süßwaren-Fabrik
beliefert seit drei Generationen
das Oktoberfest mit Lebkuchen
und gebrannten Mandeln.
Eigentlich wäre gerade Hochbetrieb -
viele Volksfeste stünden an.
Aber die 47 Mitarbeiter
sind in Kurzarbeit.
Dass die Theresien-Wiese leer bleibt:
Eine Katastrophe
für viele kleine Unternehmen,
enttäuschend für Besucher.
Seit meiner Geburt
bin ich jedes Jahr aufm Oktoberfest.
Es tut mir leid, aber nutzt nix.
Wir können nicht über Ischgl
schimpfen und die Wiesn feiern.
Ich find's gut, dass die das machen
der Gesundheit willen.
Es wäre nicht gut,
wenn sich da viele anstecken würden.
Auch Oberbürgermeister Reiter
fällt die Entscheidung schwer.
Er versucht, nach vorn zu schauen.
Ich bin tief traurig,
dass wir die Wiesn absagen müssen.
Aber es gibt
keine andere Möglichkeit,
wenn wir wollen, dass es irgendwann
wieder Normalität gibt.
Und im besten Fall
wieder zwei Wochen Ausnahmezustand -
mit 7 Millionen Maß Bier
und 124 verspeisten Ochsen.
So war das 2019.
Das Oktoberfest ist ein enormer
wirtschaftlicher Faktor für München
und Arbeitgeber
für mehrere Tausend Menschen.
Die Absage schmerzt.
Die Einbußen werden auf
über eine Milliarde Euro geschätzt.
Wir müssen sehen,
dass wir Hilfen bekommen
und das Jahr überstehen.
Jetzt noch die Oktoberfest-Absage -
schlimmer geht's nicht.
Das ist momentan äußerst schwierig,
weil viele meiner Kollegen
auf der Wiesn und in der Gastronomie
mit null Einnahmen dastehen.
Für viele ist das existenzbedrohend.
Die fehlenden Einnahmen
vom Oktoberfest
hofft Lebkuchen-Fabrikant Seybold,
auffangen zu können.
Er setzt schon
aufs Weihnachtsgeschäft –
und auf die nächste Wiesn
in 514 Tagen.
Hier ist einer,
der die Tage mitzählt:
Der Ministerpräsident aus Bayern.
Guten Abend, Herr Söder.
Guten Abend.
Ist die Absage auch
eine deutliche Ansage:
Das wird noch sehr lange dauern,
bis wir uns wieder
in den Armen liegen?
Es ist schon ein klares Signal.
Es ist schmerzhaft.
Es ist das größte Fest -
vielleicht sogar der Welt.
Es ist ein Fest der Lebensfreude
mit großer
wirtschaftlicher Auswirkung.
Aber wie könnten wir
das Fest zulassen?
Wir haben uns die Entscheidung
nicht leicht gemacht.
Wenn man sich anschaut,
wie woanders die großen Viren
entstanden sind:
Bei Veranstaltungen, beim Apres-Ski.
Es wäre unverantwortlich gewesen.
Alkohol, enges Zusammensein,
lautes Mitsingen:
Das wäre eine große Gefährdung
für alle Gäste gewesen.
Das konnten wir nicht verantworten.
Der Lebkuchen-Fabrikant sagte eben,
er hoffe aufs Weihnachtsgeschäft.
Kann er das nicht auch vergessen,
wenn es bis dahin
keinen Impfstoff gibt?
Das Weihnachtsgeschäft ist denkbar,
weil das normaler Verkauf ist.
Da können wir Abstand halten.
Wir haben auch in Bayern
Mundschutz angeordnet.
Auf der Wiesn wäre Mundschutz -
wie oft in der Gastronomie -
relativ sinnwidrig.
Man kann auch Hygieneregeln
kaum einhalten,
wenn es um Alkohol geht.
Für andere Bereiche
des Lebensmittelhandels
gibt es Möglichkeiten.
Wir wollen auch
der Gastronomie helfen,
indem wir die Mehrwertsteuer
auf sieben Prozent senken.
Aber solange es keine
klare Situation beim Impfstoff gibt,
wird es schwierig.
Ich kann nur warnen,
es auf die leichte Schulter
zu nehmen.
Mancher glaubt,
die Sache sei vorbei.
Das stimmt nicht.
Kein Oktoberfest also, aber in der
der Bundesliga soll gespielt werden.
Aber ohne Fans.
Sie haben konkret den 9. Mai
als Neustart vorgeschlagen.
Das Bundesinnenministerium ist
strikt gegen einen genauen Termin.
Wird da der sonst so vorsichtige
Markus Söder gnädiger,
weil es um Fußball geht?
Nein, aber die Liga
hat ein Konzept vorgelegt
mit sehr hohen Hygieneanforderungen.
Das Konzept steht natürlich
unter Bewährung.
Das Robert Koch-Institut
muss grünes Licht dazu geben.
Das Bundesinnenministerium
ist weder rechtlich zuständig
noch gesundheitspolitisch.
Das ist Entscheidung der Länder,
also jedes Gesundheitsamt.
Wir brauchen auch die Expertise
des Robert Koch-Instituts.
Es müssen Geisterspiele sein.
Der Personenkreis
muss kontrollierbar sein.
Auch vor den Stadien
darf nichts stattfinden.
Dann kann man darüber nachdenken.
Man kann das Ganze auch
von Spieltag zu Spieltag beobachten.
Die großen Vereine
können es wohl gut einhalten.
Aber auch die kleineren Vereine
müssen das machen können.
Aber der Fußball
könnte viel dazu beitragen,
durch diese Zeit zu kommen.
Für die Spiele
müssten die Mannschaften regelmäßig
getestet werden.
Das Robert Koch-Institut empfiehlt
Tests nur für medizinischen Fälle.
Warum eine Ausnahmegenehmigung
für Fußballer?
Wir haben viele
neue Test-Strukturen.
Bayern etwa testet im Moment auf
100.000 Einwohner mehr als Südkorea
oder Großbritannien oder Holland.
Aber so viel Kapazitäten
haben Sie doch auch nicht.
Die Kapazitäten sind da.
Wir wollen sie gerade verdoppeln.
Wenn Sie private und öffentliche
Labors zusammenschalten,
entwickeln sich neue Möglichkeiten.
Aber letztlich muss
das Robert Koch-Institut
und der Gesundheitsminister
sein Go geben.
Er hat gesagt,
er hält es für möglich.
Wenn er das für vertretbar hält
und die Gesundheitsämter vor Ort,
würde ich es auf Bewährung wagen.
Natürlich nicht nach dem Motto:
Egal was passiert, es findet statt.
Die Handball-Bundesliga
hat heute entschieden,
die Saison ist zu Ende.
Der derzeit Führende ist Meister.
Im Fußball wäre das der FC Bayern.
Das wäre eine kleine Entschädigung,
auch wenn Ihnen das als Nürnberger
vielleicht schnuppe ist.
Beim Klub würde ich mir wünschen,
dass er aufsteigt.
Das wäre beim Abbruch nicht möglich.
Dass der FC Bayern Meister wird,
finde ich schon ganz gut.
Es geht nicht um Vorteile.
Man muss insgesamt überlegen,
um was es da geht.
Wir könnten zum Beispiel
keine Geister-Wiesn machen.
Beim Fußball wäre das möglich,
weil dort auch das Fernsehen
eine andere Dominanz hat.
Es hat auch in der Akzeptanz
in der Bevölkerung
einen anderen Stellenwert.
Wir sollten das ernsthaft prüfen.
Bemerkenswert ist,
dass Sie mit Armin Laschet
den Vorschlag zum Geisterspielbeginn
gemacht haben.
Mit ihm sind Sie
bei der Lockerungsdiskussion
oft gar nicht der gleichen Meinung.
Wir wurden gefragt,
wie wir uns dazu stellen.
Und ich glaube,
dass es vertretbar ist.
Die Liga besteht
aus den großen Vereinen.
Das ist sehr stark Bayern
und sehr stark NRW.
Es ist keine Entscheidung gefällt,
aber wir müssen uns
dem Thema stellen.
Wir müssen über Dinge reden,
die notwendig sind.
Die Liga hat ein sehr
detailliertes Konzept vorgelegt.
Die haben sich viel Mühe gegeben.
Es lohnt, das zu prüfen.
Es ist nicht sinnvoll,
einen Blankoscheck zu geben.
Aber es ist auch nicht richtig,
es einfach abzulehnen.
Klug wäre,
die Hygienemaßnahmen zu prüfen.
Vielleicht entwickeln wir uns
von Spieltag zu Spieltag.
Und ich hoffe sehr,
dass am Ende der FC Bayern
vorne steht.
Bekommen wir
noch eine Reaktion aus Bayern
auf die Worte der Kanzlerin
von gestern?
Sie sind ja auch
gewissermaßen Orgien-Teilnehmer?
Die Kanzlerin und
der Ministerpräsident von Bayern
denken da ziemlich gleich -
100 Prozent.
Danke, Markus Söder.
Das Gespräch
habe ich am Abend geführt.
Die Debatte um die Bundesliga-Spiele
kommentiert Kristin Becker vom SWR.
Eigentlich wäre heute
Halbfinale gewesen - DFB-Pokal:
Bayern München
gegen Eintracht Frankfurt.
Ich wäre klar für ... egal.
Fußballspiele sind ausgesetzt.
Dass viele Fans sich wünschen,
dass es wieder losgeht,
kann ich verstehen.
Ein bisschen gefühlte Normalität
und ein bisschen Ablenkung
wäre ganz schön.
Dass Politiker und Fußball-Lobbyisten
diese Hoffnung schüren,
ist aber völlig daneben.
Es ginge doch nur um Geisterspiele
und man würde die Fußballer
regelmäßig testen.
So lockt die Deutsche Fußballliga
und kontert Einwände mit dem Hinweis:
Die paar Tests
fielen nicht ins Gewicht.
Die Kapazitäten in den Laboren
seien sowieso nicht ausgeschöpft.
Das ist meiner Meinung nach
völlig falsch gedacht.
Ich habe beim
Robert Koch-Institut nachgefragt:
In Altenheimen
wird nicht systematisch getestet.
Medizinpersonal
wird nicht systematisch getestet.
Kriegen Lehrer nun regelmäßig Tests,
wo die Schulen wieder öffnen?
Darüber sollten wir reden
statt über Tests,
um Fußballspiele zu ermöglichen.
Und wie soll verhindert werden,
dass die Fans nicht trotzdem
zum Stadion kommen?
Für Abstand müsste
die Polizei sorgen.
Die wird übrigens auch nicht
systematisch getestet.
Die Meinung von Kristin Becker.
Noch sind die meisten Schulhöfe
in Deutschland leer.
Sie füllen sich nur spartanisch.
Denn seit dieser Woche
dürfen in einigen Bundesländern
erst Abschlussklassen
und Abiturienten in die Schule.
Jüngere Schüler müssen noch weiter
zu Hause lernen.
Auf ihre Ängste
wird viel zu wenig geschaut.
Jan Koch hat Kinder gefragt,
wie sie mit dem Virus leben.
Corona ist eine Krankheit.
Ich weiß nur,
dass es sehr ansteckend ist.
Es ist anders, dass man zu Hause
bleibt, sich nicht sehen darf,
nirgendwohin geht.
Abstand zu halten,
sich nicht mit anderen zu treffen.
Wir tragen immer Schals
vor der Nase, drehen uns um.
Der Wecker hat am ersten Tag
noch nicht geklingelt.
Meistens habe ich ihn ausgeschaltet
und weitergeschlafen.
Ich hab trotzdem um zehn vor acht
Schulanfang - über Zoom.
Zu Hause hat man mehr Stille,
alle Klassenkameraden
sprechen sehr viel.
In der Schule
kann ich 'ne Lehrerin fragen.
Das kann ich jetzt nicht mehr -
ich muss selbstständig arbeiten.
Ich vermisse meine Kumpels.
Die Pausen,
weil wir da meisten am Schultor ...
Da spielen wir Verstecken,
das fehlt mir.
Manchmal gehen wir bei Oma lang
und klingeln.
Wir bewegen uns
und sie sitzt an der Tür.
Wenn ich an sie denke,
bin ich schon traurig.
Ich hab richtigen Respekt,
dass sie das kriegen ...
Ich wünsche,
dass es bald vorbei ist.
Dass man Impfmittel findet.
Mit meinen Freunden spielen
und mit Oma und Opa
schön Weihnachten feiern.
Für diejenigen,
die jetzt ihr Abitur machen müssen,
sind das entscheidende Tage.
In einer Zeit,
in der sich die Politik schwertut,
Entscheidungen für alle zu treffen.
Anna Mundt hat nachgefragt,
wie sich die Abiturienten fühlen.
Lernen auf neun Quadratmetern:
Allein, ohne direkten Austausch
mit Lehrern oder Klassenkameraden.
Stattdessen mit der Sorge vor Corona.
Dass sein Jahrgang unter
diesen Umständen Abi machen muss,
findet Jonas Buchhorn ungerecht.
Sein gewohntes Verhaltensmuster
hat man komplett verlassen.
Es war 'ne Umstellung,
dass man nur zu Hause ist.
Währenddessen auf so was Wichtiges
wie ein Abitur sich vorzubereiten,
ist nicht so leicht.
Wir legen los.
Sie versucht, Jonas
und seine Mitschüler zu schützen:
Sabine Segelken
organisiert die Abiturprüfungen
an der Hamburger Ida Ehre Schule.
Sie muss
alle Sicherheitsmaßnahmen umsetzen.
Maximal zehn Schüler
dürfen in einem Raum sitzen.
Besonders gefährdete
werden abgeschottet.
Wenn die Schüler
jeweils an der Wand sitzen,
haben wir dazwischen acht Meter.
'ne Lehrkraft,
die hier mal durch muss,
kann das tun -
ohne Gefahr für Schüler oder Lehrer.
Abitur schreiben
in Zeiten von Corona.
Auch Elternvertreter sind skeptisch.
Wir wissen alle,
wie schwierig es ist,
'ne Prüfung abzulegen.
Jetzt muss man sich
an viele Regeln halten,
die vorher nicht da waren.
Sollten die Ergebnisse deutlich
schlechter oder besser sein,
müsse man sie überprüfen,
so der Lehrerverband.
Sollte es Gerechtigkeitsunterschiede
geben zu Vorgänger-Jahrgängen,
müsste man sich das
noch mal anschauen.
Ich bin mir ziemlich sicher:
Es wird ähnlich ausfallen
wie in den letzten Jahren.
Der Tag der ersten Prüfung -
im Fach PWG:
Politik, Wirtschaft, Geschichte.
Seit 13 Jahren
macht Sabine Segelken das,
nun zum letzten Mal
vor dem Ruhestand.
Hier ist alles klar.
Ich gehe rüber in den Neubau.
Die Lage ist prima.
Wir haben noch nie so gut geplant.
Ein Restrisiko bleibt -
der Abstand zwischen den Schülern.
Das ist schon
ein bisschen zu knapp.
Ja, das ist Übungssache.
Beim Warten halten sich die Schüler
an die Regeln.
Doch das ist nicht immer einfach.
Bisschen Abstand.
Jonas hat ausreichend Platz
am Eingang.
Sorry, bin spät dran.
Vier Stunden dauert die Klausur.
Jonas Buchhorn ist danach zufrieden.
Ich glaube, man wäre noch
selbstsicherer gewesen ohne Corona.
Weil man länger Zeit
in der Schule gehabt hätte
mit Feedback
von Lehrern und Mitschülern.
Für ihn geht es zurück
an den Schreibtisch.
Nach der sportpraktischen Prüfung
morgen
schreibt er am Freitag Englisch.
Die Bundesregierung
plant ein weiteres Gesetzespaket,
um die Corona-Pandemie einzudämmen.
Die Nachrichten mit Jan Hofer.
Guten Abend.
Der Entwurf sieht vor,
die Tests massiv auszuweiten -
auf bis zu 4,5 Millionen pro Woche.
Auch prophylaktische Tests
sind vorgesehen.
Bei der Auswertung sollen Labore
von Tierärzten helfen.
Zudem soll es
strengere Meldepflichten geben
bei Verdachts- und Krankheitsfällen.
Immer mehr Bundesländer
beschließen eine Maskenpflicht
in Geschäften
oder dem öffentlichen Nahverkehr.
In den USA dauern die Proteste
gegen Corona-Schutzmaßnahmen an.
Demonstranten forderten
in verschiedenen Bundesstaaten erneut
eine Rücknahme
der Ausgangsbeschränkungen.
Bestärkt wurden sie
von US-Präsident Trump.
Er kündigte an,
wegen der Corona-Krise vorläufig
die Einwanderung zu stoppen.
Die Opposition sieht das als Versuch,
von seinen Versäumnissen abzulenken.
Das Verteidigungsministerium will
die Tornado-Flotte der Luftwaffe
mit Eurofightern und F-18
Kampffliegern von Boeing ersetzen.
Ministerin Kramp-Karrenbauer
informierte heute den Bundestag.
93 Eurofighter sowie 45 F-18
sollten beschafft werden.
Letztere können
mit Atomwaffen bestückt werden.
SPD und Opposition
lehnen die Pläne ab.
FDP und Grüne sagten, die Ministerin
übergehe den Bundestag,
da sie bereits ein Kaufinteresse
signalisiert habe.
Gestern rutschte der Preis für Öl
der US-Sorte WTI
erstmals in seiner Geschichte
ins Minus.
Auch europäisches Rohöl
geriet in einen Abwärtsstrudel.
Da dieses für den deutschen Markt
nicht entscheidend ist,
wird nicht erwartet, dass sich das
bei uns an Tankstellen auswirkt.
Trotz Drosselung
wird noch immer mehr Öl gefördert
als nachgefragt wird.
Daher verfällt der Ölpreis.
Dann kam ein Termingeschäft hinzu.
Zwei Parteien verabreden,
dass eine eine bestimmte Menge Öl
zu einem festen Preis
an einem bestimmten Termin liefert.
Die andere Partei verpflichtet sich,
diese Menge abzunehmen.
Weil aber gerade niemand Öl braucht,
haben Abnehmer
ihre Kontrakte schnell abgestoßen -
auch wenn sie drauflegen mussten.
Kostenloses Benzin und Diesel
wird es aber nicht geben.
Dafür sorgen
Beschaffungs- und Lagerkosten
und der Steueranteil des Staates.
Es gibt einen neumodischen Begriff.
Zuerst benutzte ihn
der österreichische Kanzler
und nun der deutsche Vizekanzler -
die neue Normalität.
Darin steckt etwas Unheimliches:
Dass das, was wir gerade tun müssen
und worauf wir verzichten,
so bleiben könnte -
auf eine gefühlt sehr lange Zeit.
Das Virus und wir -
die Gesundheit und die Wirtschaft:
Mit diesem Nebeneinander
werden wir uns arrangieren müssen.
Wenn wir wissen wollen,
wie es aussieht,
wenn eine Epidemie
den Takt des Arbeitslebens vorgibt:
Dann lohnt ein Blick in das Land,
das Corona vielleicht im Griff,
aber noch nicht überstanden hat.
Daniel Satra berichtet aus Peking,
wo viele Unternehmen wieder
normal - neu normal - arbeiten.
Von diesem Pekinger Büroturm aus
wollen sie Welt verändern.
Oben im 33. Stock.
Wer zur Arbeit kommt,
wird erst mal gebremst -
wie Marketingchef Ge Qi.
Kleidung und Schuhe desinfizieren,
Fieber messen.
Das Gerät erkennt
mit Gesichtserkennung,
ob Ge Qi hier wirklich arbeitet.
Diese Kontrollen verordnete sich
das Roboter-Unternehmen selbst.
Es gibt auch Corona-Regeln
der Stadt Peking,
damit alle 300 Mitarbeiter
herkommen dürfen.
Jeder muss
einen Meter Abstand halten.
Wir müssen pro Mitarbeiter
2,5 Quadratmeter Fläche nachweisen,
dann können alle ins Büro kommen.
Wir vermeiden persönliche Kontakte,
sprechen online.
Persönlicher Kontakt ist nachrangig,
das hat unser Leben verändert.
Weniger Gruppenmeetings.
Für ihre Roboter
ergaben sich mehr Krisen-Aufgaben.
Dieses tanzende Modell schickten sie
nach Wuhan in eine Klinik,
um Patienten aufzumuntern.
Andere Modelle transportieren
Medikamente oder Essen
auf Stationen mit Infizierten.
Andere reinigen und desinfizieren.
Wuhan, das Epizentrum
der chinesischen Corona-Krise:
Auch hier läuft vielerorts
die Produktion wieder.
Autobauer Honda
war elf Wochen geschlossen.
Nun Maskenpflicht,
Abstand, Kantine zu.
Der Elektronik-Konzern Foxconn
produziert iPhones
mit 800.000 Mitarbeitern
an mehr als 20 Standorten in China.
Im Konzern-Fernsehen die neue Welt:
Fieber messen zweimal täglich,
jeder mit Maske.
In der Kantine Trennwände
und QR-Code scannen:
Die Konzern-App speichert,
wer wo und wann gegessen hat.
Total überwacht als neue Normalität.
Beobachter sehen Chinas
neue Wirtschaftswirklichkeit
langfristig skeptisch:
Wir werden bald eine fast normale
Wirtschaftsaktivität sehen.
Aber wir erwarten eine zweite
Infektionswelle im vierten Quartal.
Wenn das passiert,
ist es wie zu Jahresbeginn:
Die Wirtschaft wird gestoppt.
Im 33. Stock hofft die Roboter-Firma
auf mehr Reisefreiheit,
damit die Standorte in China und
den USA normal kooperieren können.
Wir hoffen,
dass sich von Tag zu Tag
Menschen und Waren
wieder freier bewegen können.
Das wird der Wirtschaft
zur Normalität verhelfen.
Wir hoffen,
die Regierung kümmert sich darum,
damit die Geschäfte in Gang kommen.
In einem sicheren Umfeld,
aber die Geschäfte müssen laufen.
Etwas Normalität hier oben.
Draußen bleiben viele Unwägbarkeiten
für Unternehmen in China.
Die Sonne macht Laune,
aber Landwirte schauen verzweifelt
auf den trockenen Acker.
Claudia, ist denn Regen in Sicht?
Nein, das ist das Problem.
Am Samstag
kann es einzelne Schauer geben,
mehr ist nicht in Sicht.
Aber heute Nacht
kann man viele Sternschnuppen sehen.
Wir schauen schon lange
auf diesen Sternschnuppen-Regen.
Übermorgen ist Neumond.
Morgen gibt es einige Wolken
im Süden und im Nordosten.
Aber es bleibt trocken.
Die nächsten Tage
ändert sich nichts.
Der langersehnte Regen kommt nicht.
Es bleibt warm.
Das war's von uns.
Hier folgt eine Dokumentation
über die Geschichte der Charite.
Um 0.30 Uhr
sehen Sie das nachtmagazin.
Wir sind morgen wieder für Sie da.
Bis dahin. Tschüss.
Copyright Untertitel: NDR 2020