heute journal vom 02.12.2020 - in London - Behörde lässt Impfstoff zu
Mit den Themen: Entscheidung in London - Behörde lässt Impfstoff zu; Vereint in Trauer - Trier am Tag nach der Amokfahrt; Gefangen in Iran - Wissenschaftler droht Hinrichtung ----------------------------------------------------------------------- Guten Abend.
Ein letztes Mal vor Weihnachten saßen heute in Berlin und in Videoschalten
aus den Bundesländern Kanzlerin und Ministerpräsident*innen zusammen,
um den Ernst der Lage zu besprechen.
Aus sechs Stunden Besprechung kam greifbar eigentlich nur raus,
dass die aktuellen Beschränkungen
wohl bis 10. Januar weitergehen - mindestens.
Und die Finanzhilfen danach
eher gezielter und sparsamer werden müssen.
Da hatte Boris Johnson heute in London mehr zu bieten.
Sein Land wird weltweit das erste sein,
in dem nach den Regeln der Kunst getestete Impfungen
gegen Covid-19 beginnen.
Umgehend, schon in den nächsten Tagen.
Die erste Wirkung ist schon eingetreten, ganz ohne Spritze.
Bei ihm persönlich: Dieser Schritt hat Boris Johnson
erst mal immun gemacht gegen den Aufstand seiner eigenen Partei,
gegen seine sprunghafte Amtsführung.
Wobei wie bei der Covid-Impfung auch da nicht klar ist,
wie lange die Schutzwirkung anhält.
Yacin Hehrlein berichtet aus London.
Mit dem Lockdown waren sie spät dran, beim Testen ebenso
und auch der Impfstoff aus Oxford war nicht der erste,
der einen Durchbruch vermelden konnte.
Doch jetzt bei der Zulassung des BioNTech-Pfizer-Impfstoffes
sind die Briten ganz vorne.
800.000 Dosen davon machen sich demnächst
von einer Fabrik in Belgien auf den Weg Richtung Insel.
Für den von der Corona-Krise so gebeutelten Premierminister
endlich mal wieder Gelegenheit, mit einer seiner
markentypischen optimistischen Metaphern aufzuwarten.
Wir haben gewartet und gehofft, dass die Suchscheinwerfer
der Wissenschaft unseren unsichtbaren Feind aufspüren
und uns die Fähigkeit geben,
ihn davon abzuhalten, uns krank zu machen.
Jetzt haben es die Wissenschaftler geschafft.
Bewohner und Pfleger in Altenheimen, über 80-Jährige
sowie medizinisches Personal sollen zuerst drankommen.
Bereits nächste Woche.
Das Okay der britischen Zulassungsbehörde
kam per Notfallverfahren.
Dies sei aber in keinster Weise auf Kosten der Sicherheit gegangen.
Wenn man einen Berg erklimmen will,
muss man sich vor allem gut vorbereiten.
Wir haben damit im Juni begonnen.
Als die vorläufigen Ergebnisse vorlagen, waren wir im Basislager.
Als dann die letzte Analyse eintraf, waren wir bereit für den Endspurt.
Auch hier die Sprachwahl also eher blumig.
Noch einen drauf legte dann der britische Wirtschaftsminister,
der auf Twitter schrieb, dies sei der Tag,
an dem "Großbritannien die Welt gegen Corona anführe".
Was den deutschen Botschafter in London auf den Plan rief,
der, sonst ganz Diplomat, entgegnete, er verstehe nicht,
warum es den Briten so schwer falle,
diesen Schritt nach vorne als großen internationalen Erfolg anzusehen.
Am Tag, an dem Großbritannien die Welt anführte,
wie man die Bekämpfung des Virus politisch ausschlachten kann,
verstieg sich der Gesundheitsminister sogar dazu,
zu behaupten, das schnelle Handeln sei dem Brexit zu verdanken.
Dem ist aber mitnichten so.
Wir haben im Übrigen auch Mitgliedsstaaten,
wie Deutschland selbst auch,
die national eine solche Notfallzulassung machen könnten.
Wir haben uns aber sehr bewusst dagegen entschieden,
sondern wir machen das gemeinsam im europäischen Konzert.
Auch und nicht zuletzt,
wie die Kommissarin richtigerweise gesagt hat,
um Vertrauen in diese Zulassung erhalten zu können, bestmöglich.
Logistisch liegt noch ein ganzes Stück harte Arbeit vor den Briten,
um den Impfstoff zu verteilen.
Denn nur bei minus 70 Grad hält sich der Impfstoff länger.
Bei Kühlschranktemperatur sind es nur wenige Tage.
Am guten Gelingen dieser schwierigen Aufgabe
wird sich die britische Regierung messen lassen müssen,
ob sie wirklich einmal eine Erfolgsmeldung in der Corona-Krise
verzeichnen kann.
Zu denen, die den britischen Sprung nach vorne kritisch sehen,
gehört Peter Liese, Arzt
und in der Christdemokratischen Fraktion des Europaparlaments
zuständig für Gesundheit.
Mit ihm spricht Nazan Gökdemir
gegen 0.45 Uhr im heute journal up:date.
Wir kommen nach Deutschland,
wo die Menschen in der kleinen Großstadt Trier
heute einen Weg suchen, mit dem Schrecken von gestern umzugehen.
Gemeinsam: Sie rücken zusammen, berichtet Susanne Gelhard von dort.
Die altehrwürdige Porta Nigra, Wahrzeichen von Trier,
ist zum Ort der Trauer geworden.
Den ganzen Tag über Schmerz, Verzweiflung, Entsetzen.
Viele kennen die Opfer,
auch Schüler*innen kommen zum Gedenken.
Meine Klassenlehrerin ist auch gestorben dabei.
Meine Klassenlehrerin ist dabei gestorben.
Ich war dabei sozusagen.
Ich habe auch gesehen, dass da jemand vor mir gestorben ist
bei der Ersten Hilfe.
Das kann man sich gar nicht vorstellen, wenn man dabei ist.
Man kann sich nicht vorstellen,
dass das hier vor den Augen passieren kann.
Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin
kommt in Begleitung ihres Mannes.
Trier ist die Stadt, in der sie lebt.
Von vier tödlichen Minuten spricht sie.
Der Schmerz der Mutter, die ihr Kind und ihren Mann verloren hat,
das verschlägt mir die Sprache.
Das große Leid, das durch dieses Attentat verursacht wurde,
können wir nicht ungeschehen machen.
Aber wir können den Trauernden und den Verletzten versichern:
Sie sind in ihrem Schmerz nicht allein.
Zur Kranzniederlegung am Vormittag kommen Hunderte,
ein spontanes Zeichen der Solidarität.
Gestern sei für Trier der schwärzeste Tag
der Nachkriegsgeschichte gewesen, sagt der Oberbürgermeister.
Wir stehen an unserer Porta.
1.800 Jahre Geschichte.
Verzeihen Sie mir, aber ich stelle die Frage nur rhetorisch.
Haben wir Menschen eigentlich nichts gelernt?
Tod, Morden, auch bei uns in Trier.
Fünf Tote, 18 zum Teil schwer Verletzte.
Und noch immer ist das Tatmotiv nicht klar, sagen die Ermittler,
politisch oder religiös sei es nicht.
Jetzt soll ein psychiatrisches Gutachten her.
Bis dahin gilt der Tatverdächtige zumindest in Teilen als schuldfähig
und bleibt in U-Haft.
Wir gehen davon aus,
dass der Beschuldigte bei der Tat heimtückisch handelte.
Die Passanten, die in der Innenstadt unterwegs waren, waren arglos
und hatten keine Chance, dem Angriff auszuweichen.
Wir gehen weiter davon aus,
dass er sein Fahrzeug als Waffe benutzt hat.
Doch Trier will sich nicht unterkriegen lassen, sagen sie hier:
Trier trauert, Trier leidet, Trier resigniert aber nicht.
Österreich macht die Grenzen
über Weihnachten und Neujahr praktisch dicht.
Vom 7. Dezember bis zum 10. Januar
gilt für Einreisende aus Corona-Risikogebieten
eine zehntägige Quarantänepflicht.
Das betrifft Reisende aus Deutschland
sowie aus fast allen Nachbarstaaten Österreichs.
So solle verhindert werden, dass das Virus nicht wieder
ins Land getragen werde, erklärte Kanzler Kurz.
Zugleich dürfen in Österreich nach Ende des aktuellen Lockdowns
ab kommenden Montag wieder Schulen, Geschäfte und Museen öffnen.
Der gewählte US-Präsident Biden hat den Kongress dazu aufgerufen,
sich auf ein weiteres Corona-Hilfspaket zu einigen.
Seit Monaten streiten Republikaner und Demokraten über neue Staatshilfen
in der Pandemie.
Konkret forderte Biden u.a. eine bezahlbare Krankenversicherung,
die Millionen Amerikaner zeitgleich mit ihrem Job verloren hätten.
Die designierte Finanzministerin Yellen bezeichnete das Ausmaß
der wirtschaftlichen Folgen der Pandemie in den USA
als "amerikanische Tragödie".
In Hongkong wurde der Demokratie- Aktivist Joshua Wong
wegen unerlaubten Protests zu 13,5 Monaten Haft verurteilt.
Zwei weitere ebenfalls bekannte Mitstreiter
erhielten ebenfalls Haftstrafen.
Die Drei hatten gestanden, im Juni des Vorjahres
an einer nicht genehmigten Protestaktion mitgewirkt
und andere zur Teilnahme bewegt zu haben.
Beobachter sehen in dem Verfahren einen Schauprozess
und einen weiteren Beweis
für die Einschränkung der Freiheitsrechte
in der chinesischen Sonderverwaltungszone.
Das Bundeskabinett hat ein ganzes Maßnahmenpaket
im Kampf gegen Rechtsextremismus und Rassismus beschlossen.
Mit knapp 90 Einzelprojekten
soll die "wehrhafte Demokratie" gestärkt werden,
erklärte Justizministerin Lambrecht.
Vorgesehen sind u.a. die Stärkung der Sicherheitsbehörden,
eine Studie zum Alltagsrassismus in der Gesellschaft
sowie bessere Hilfen
für Opfer von Rechtsextremismus und Menschenfeindlichkeit.
Im vergangenen Jahr suchten weniger Menschen hierzulande
Schutz aus humanitären Gründen.
Stattdessen kamen mehr Zuwanderer nach Deutschland,
um zu studieren und zu arbeiten.
Laut Migrationsbericht der Bundesregierung
stellten rund 142.500 Asylsuchende einen Erstantrag,
etwa 20.000 weniger als im Vorjahr.
Insgesamt zogen rund 1,6 Mio. Menschen nach Deutschland.
Gleichzeitig zogen 1,2 Mio. fort.
2019 hatten 21,2 Mio. Einwohner Deutschlands
einen Migrationshintergrund, 400.000 mehr als im Vorjahr.
Im Bistum Münster haben sich seit 1945 mindestens 200 Priester
des sexuellen Missbrauchs schuldig gemacht.
Nach Ergebnissen einer Studie, die das Bistum in Auftrag gegeben hat,
wurden etwa 300 Missbrauchsopfer gezählt, 90 % von ihnen männlich.
Es sei von einer hohen Dunkelziffer auszugehen, erklärten die Forscher.
Ein Großteil sei nur einigen Mehrfachtätern zuzuschreiben,
denen gegenüber frühere Bistumsleitungen
in Münster zu milde gewesen seien.
Die Historiker sehen ein massives Leitungs- und Kontrollversagen.
Als die Welt noch streng geordnet - Kapitalismus gegen Sozialismus -
am Rande eines Atomkrieges stand, hatte die NATO klare Aufträge:
Sie war dazu da, in Westeuropa die Russen draußen, die Amerikaner drin
und die Deutschen unten zu halten.
Ein flotter Spruch damals in NATO- Kreisen - einiges Wahres dran.
Dann kollabierten Sowjetunion und Warschauer Pakt.
Der NATO ging verloren,
was ein Verteidigungsbündnis braucht: der Feind.
Die NATO suchte und fand neue Aufgaben an fernen Standorten.
In Afghanistan, auf dem Balkan, im Mittelmeerraum.
Stückwerk mit wechselhaften Ergebnissen.
Jetzt sucht die NATO erneut ihren Platz.
In einer neu sich ordnenden Welt, mit China als neuer Weltmacht.
Bald auf Augenhöhe mit den USA.
Stefan Leifert ist unser Korrespondent
bei der NATO in Brüssel.
Recht ungewöhnliche Gäste saßen heute in der ersten Reihe
beim NATO-Außenministertreffen:
Japan, Korea, Australien – der Pazifik zu Gast in Brüssel.
Erstmals in ihrer Geschichte
widmet sich die NATO offiziell dem Thema China.
Die Tonlage irgendwo zwischen Herausforderung und Bedrohung.
China hat das zweitgrößte Verteidigungsbudget der Welt
und investiert massiv in neue Kapazitäten.
Und China teilt unsere Werte nicht.
Es verletzt Menschenrechte, schikaniert andere Länder
und hat sich zunehmend in einen Systemwettbewerb mit uns begeben.
Unter Xi Jingping hat China nicht nur seine Ansprüche,
sondern längst die Achsen der Weltpolitik verschoben.
Amerikas Rückzug von der Weltbühne
hat unter Trump viel Patz geschaffen.
Chinas Expansion blieb lange unter dem NATO-Radar.
Heute setzt das Bündnis dem erstmal einen Haufen Papier entgegen.
Eine Expertenkommission zur Reform der NATO rät dazu:
dringend eine politische Strategie gegenüber China zu entwickeln.
Die NATO müsse seine militärische und digitale Infrastruktur
vor Übergriffen schützen und versuchen,
China in die internationale Waffenkontrolle einzubinden.
China ist noch keine militärisch ernstzunehmende Bedrohung,
aber eine potenzielle Bedrohung.
China rüstet auf, wenn auch von niedrigem Niveau.
China entwickelt Interkontinentalraketen,
die die ganze Welt erreichen können.
China bedroht auch seine Nachbarn.
Das darf uns nicht gleichgültig sein.
Spät wappnet sich die NATO gegenüber dem Land,
das von einem chinesischen Jahrhundert träumt
und militärisch auf dem Weg zur Weltmacht ist.
Doch China ist mehr als militärische Herausforderung,
bahnt sich mit der Seidenstraße seinen Weg in alle Teile der Welt.
Die NATO sucht Antworten auf Chinas digitale Vormachtstellung,
auf Hackerangriffe, Desinformationskampagnen.
China sagt,
dass sein Gesellschaftssystem unserem überlegen ist.
China will Abhängigkeiten schaffen,
dass wir technologisch von China abhängig werden.
Und das alles kann ein Sicherheitsbündnis
nicht auf sich beruhen lassen.
Peking weist diese NATO-Sicht auf China zurück.
Das Land sei Friedensstifter, nicht Aggressor.
Wir hoffen, dass die NATO eine korrekte Sicht auf China
und seine Politik entwickelt und mehr tut,
um der internationalen Sicherheit zu dienen.
Die NATO weiß noch nicht, ob China mehr Partner oder mehr Gegner ist.
Aber sie weiß, dass sie für beide Fälle dringend eine Antwort braucht.
Eine große strategische Herausforderung
in gefährlicher Nähe zu Europa ist die Islamische Republik Iran.
Von dort, aus dem berüchtigten Evin-Gefängnis,
bekam Vida Mehrannia einen Anruf in ihrem schwedischen Exil.
Ihr Mann, ein iranisch-schwedischer Arzt, durfte sie endlich
einmal wieder kontaktieren, aus einem furchtbaren Grund.
Der Anruf sei sein Abschied. Er werde nun verlegt, sagte er ihr.
In das Gefängnis, in dem er hingerichtet werden soll: heute.
Heute Nachmittag kam die Nachricht, die Hinrichtung werde verlegt,
um ein paar Tage.
Kamran Safiarian über das schmutzige Geschäfte der Hardliner in Teheran.
Die spielen und dealen mit Leben und Schicksalen,
die ihnen ausgeliefert sind.
Ihm droht die Hinrichtung.
Ahmadreza Djalali, iranisch- schwedischer Wissenschaftler,
hier gemeinsam mit seiner Frau Vida.
Das Paar hat zwei Kinder.
2016 auf einer Vortragsreise wird Djalali in Iran verhaftet.
Der Vorwurf: Spionage für Israel.
Seitdem kämpft seine in Schweden lebende Frau für seine Freilassung.
Schon im vergangenen Jahr am Telefon ist er verzweifelt.
Mir geht es nicht gut, ich fühle mich sehr schwach.
Und ich habe fürchterliche Schmerzen.
Djalali - gezeichnet von Einzelhaft und Folter.
Bis 2016 forschte er am Karolinska Institut in Stockholm.
Er ist ein angesehener Medizinforscher
mit Forschungsaufenthalten weltweit.
Wurde ihm das zum Verhängnis?
Das iranische Staatsfernsehen zeigt Djalalis Geständnis
und seine angebliche Spionagetätigkeit für Israel.
Menschenrechtsvertreter sprechen von erzwungenen Geständnissen.
Selbst nach iranischen Rechtsstandards
ist in diesem Prozess sehr viel schief gelaufen.
Er wurde festgesetzt, es wurde ihm offensichtlich
nach glaubwürdigen Berichten angeboten, dass man ihn freilässt,
wenn er als Spion für den Iran tätig wird.
Er hat eine Krebserkrankung
und wird nicht vernünftig medizinisch behandelt.
2017 wird Jalali zum Tode verurteilt.
Die Wissenschaftliche Community ist alarmiert.
Über 100 Nobelpreisträger setzen sich weltweit für ihn ein.
Die Deutsche Hochschulrektoren- konferenz fordert den Iran auf,
Jalali unverzüglich freizulassen.
Wir appellieren an die iranische Regierung,
die Regeln der Rechtsstaatlichkeit einzuhalten.
Und wir sind in großer Sorge,
dass die deutsch-iranische Wissenschaftskooperation,
die sich in den letzten Jahren durchaus förderlich entwickelt hat,
hier auf dem Spiel steht.
Mehr als zwei Dutzend Ausländer und Doppelstaatler
sitzen derzeit in iranischen Gefängnissen.
Erst letzte Woche hat Teheran
die australische Wissenschaftlerin Kylie Moore-Gilbert freigelassen.
Im Austausch für drei in Thailand festgehaltene Iraner.
Ausländer als Geiseln zu nutzen hat System im Gottesstaat, so Experten.
Wir haben in der Vergangenheit gesehen, dass der Iran
Wissenschaftler, aber auch andere Personen wie Geschäftsmänner,
gerne festhält als Faustpfand für Verhandlungen.
Entweder um außenpolitisch Dinge durchzusetzen, vor dem Hintergrund
beispielsweise des Atomdeals,
aber auch, um sie ganz billig auszutauschen
gegen andere gefangene Iraner*innen im Ausland.
Die unmittelbare Hinrichtung Ahmadreza Djalalis
ist vorerst verschoben.
Seine Frau und Kinder bangen weiter um sein Leben.
Die Corona-Krise schwächt auch und vor allem die Tourismusbranche:
Der weltgrößte Reiseanbieter TUI aus Hannover soll nun
weitere Staatshilfen erhalten.
Noch einmal 1,8 Mrd. Euro, so die EU-Kommission zustimmt.
Frank Bethmann, das wäre das dritte Hilfspaket: Wird es reichen?
Das wird davon abhängen, ob im nächsten Sommer wieder richtig
Urlaub gemacht werden kann.
Denn das Geschäftsmodell lebt davon, dass die Touristen zeitig buchen.
Das ist momentan nicht der Fall.
In guten Zeiten wurde die TUI so
zum umsatzstärksten Reisekonzern der Welt.
Jetzt benötigt sie daher viel mehr Geld als andere.
Zusammen mit den ersten beiden Hilfspaketen bedeuten die heutigen
anvisierten 1,8 Milliarden Euro,
dass die TUI jetzt schon
mit 4,8 Milliarden Euro stabilisiert werden musste.
Die TUI ist unverschuldet in die Krise geschlittert,
kommt aber hochverschuldet wieder heraus.
Gleich zum Sport, hier zunächst die Gewinnzahlen vom Lotto am Mittwoch:
Mick Schumacher, der 21-jährige Sohn
von Formel-1-Rekordweltmeister Michael Schumacher,
wechselt in die Königsklasse.
Im kommenden Jahr wird er
für den amerikanischen Rennstall Haas antreten.
Der derzeit Vorletzte in der Konstrukteurswertung
hatte bereits im Oktober
die Trennung von den langjährigen Stammpiloten Grosjean
und Magnussen bekannt gegeben.
Mick Schumacher kommt von der Jugendakademie Ferraris
und folgt nun etwa 30 Jahre später seinem berühmten Vater.
In der Fußball-Champions-League
hat RB Leipzig seine Chance aufs Achtelfinale gewahrt.
Wie die Partie gegen Basaksehir Istanbul ausging,
berichtet Eike Papsdorf.
Dominant beginnen die Leipziger, in Weiß-Rot, die Partie in Istanbul.
Mit Übersicht und Entschlossenheit das 1:0 in der 26. Minute.
Poulsen fälscht den Schuss von Sabitzer ab, das 1:0 für RB.
Kurz vor der Pause macht Forsberg mit Doppelpässen das Spiel schnell.
Mukiele ist zur Stelle, erhöht auf 2:0.
Doch Istanbul antwortet noch in der Nachspielzeit.
Leipzig unaufmerksam, Kahveci mit dem Anschlusstreffer.
Nach dem Seitenwechsel
entwickelt sich das Spiel zu einer Achterbahnfahrt.
Olmo, der Spanier, erhöht auf 3:1.
Leipzig scheint alles im Griff zu haben.
Doch Basaksehir kämpft und kämpft sich zurück.
Kahveci mit dem 2:3.
In der 85. Minute gar sein drittes Tor, der Ausgleich für Istanbul.
Die Nachspielzeit läuft und da hat Alexander Sörloth seinen Auftritt.
Das 4:3 des Norwegers entscheidet ein wildes Spiel,
sein erstes Tor für RB.
Das Team von Julian Nagelsmann
hat den Achtelfinaleinzug in eigener Hand.
Wer Positives, Schönes sucht in diesen Zeiten,
wird erfreulicherweise fündig dort, wo das Schöne, Wahre, Gute
ohnehin zuhause sein soll: in den Theatern.
Die jetzt wieder vergeblich
all die Kraftanstrengungen unternommen haben,
vor leeren oder auf Abstand ausgedünnten Reihen zu spielen.
Ohne die Energie, die aus dem Publikum
zurückfließen kann auf die Bühne -
der unschätzbar wertvolle Lohn des Schauspielers.
Barbara Lueg hat diese Dynamik eingefangen
in dem Theater in München, das offiziell Residenztheater heißt,
aber fast nur "Resi" genannt wird.
Weil wahre Freunde Spitznamen tragen und verschenken.
Was hier passiert?
Stille.
Die Tore sind geschlossen, die Arena leer, doch das Leben pocht,
das Theater vibriert, nur die Welt bleibt gerade draußen.
Wir sind weiter da, ihr könnt uns einschalten.
Ohne Kultur, wir würden vertrocknen, wir würden verrohen.
Das Theater, es bietet den Menschen Halt.
Tagebuchnotizen, Videoclips, Premieren, Autorentexte,
das Münchner Residenztheater quillt über in diesem Teil-Shutdown
mit Projekten, die die Fantasie beflügeln.
Hier auf dieser Bühne war bis gerade eben noch alles möglich.
Dieser Raum konnte sich in eine Heidelandschaft in Schottland
wie bei "Macbeth" oder in Fausts Studierzimmer oder auch in einen
abstrakten weißen Kubus als Sinnbild der Welt verwandeln.
Doch was bedeutet heute Wahrnehmung?
Jeden Tag wird ein neuer Clip gedreht und online gestellt.
Intimes, Witziges, Nachdenkliches
brüllen oder flüstern sie hinaus in die verstörte Welt.
Wir brauchen Geschichten, um solche Ereignisse wie diese Pandemie
zu begreifen und greifbar zu machen.
Also all das, was wir jetzt auf der Bühne nicht tun können.
Es ist auch ein Experiment mit einer neuen Form, so ein bisschen.
Sibylle Canonica radelt durch diese seltsamen Tage ins Theater.
"Dantons Tod" war gerade fertig für das große Publikum.
Nun steht auch Büchner online.
Da kommt der Frühling.
Es ging überall um mich vor, woran ich keinen Teil hatte.
Ich geriet in eine eigne Atmosphäre, sie erstickte mich fast.
Ich finde es eine Herausforderung, mich in diesem unglaublichen Wust
von Informationen jeden Tag immer wieder zu begrenzen
und mich auf etwas zu konzentrieren.
Das macht mich wach und öffnet mir den Blick,
bevor man ganz verrückt wird.
Auch dafür schreiben bekannte Autoren wie Theresia Walser
nun aktuelle, persönliche Texte zur Pandemie,
die im Theater originell inszeniert werden.
* Theaterszene *
Und oben im Foyer grübeln sie mit Abstand über neuen Stoffen.
Die Welt muss sich eben weiterdrehen.
Für junge Ensemblemitglieder wie Benito Bause
ist das nahezu essentiell.
Die Wünsche, die Träume, die Sehnsüchte,
die gehen ja trotzdem weiter.
Das Menschliche ist ja nicht im Lockdown.
Also Gefühle, die jetzt ja umso intensiver sind,
haben einfach keinen Raum,
keine Ausdrucksform, die unmittelbar erlebbar ist.
Und genau deshalb sind sie in ihrem Kosmos aktiver denn je,
um Fragen zu stellen, um mitzureden, um zu denken
und Antworten zu finden.
Ulf Röller hat für seinen Bericht im auslandsjournal gleich
einen Chinesen getroffen, einen Corona-Kronzeugen,
der Mitte Januar seinen Vater in Wuhan ans Virus verlor.
Er will Aufklärung und Gerechtigkeit.
Und er kann belegen, wie die Staatsmacht ihr eigenes Volk
über die Gefährlichkeit von Corona täuschte.
Das Tor für den Winter ist weit offen.
Was dieses Tor aufmacht, sind diese beiden Hochs.
Das eine über Russland und das andere, kaum zu erkennen,
am äußersten westlichen Rand der Karte.
Aber deswegen können die Tiefs aus Richtung Island zu uns hereinziehen.
Morgen erreicht dieses Tief Frankreich
und bringt uns erstmal nicht viel Regen oder Schnee.
Das wird sich aber v.a. in den Alpen am Wochenende deutlich ändern.
Dieses Tief hat kuriose Auswirkungen, es bringt nämlich
auf seiner Vorderseite Föhnsturm in den Alpen.
In Österreich nochmal Werte bis 12 Grad.
Und dann später auf der Alpensüdseite,
am Alpenrand, 1 bis 2 m Neuschnee.
Soviel Schnee fällt bei uns nicht in dieser Nacht,
es ist nur wenig Geflocke am Alpenrand.
Und im Nordwesten kommt schon etwas Regen an.
Dazu bildet sich zum Teil auch Nebel, im Nordosten ist es klar.
Sehr viel Regen kommt da von Westen gar nicht heran.
Aber wenn der auf gefrorenen Boden fällt,
dann kann es spiegelglatt werden.
Ein wenig Schnee fällt auch im Osten
und auch in den Mittelgebirgen wird es gefährlich.
Dort droht Straßenglätte durch Schneeregen.
In den nächsten Tagen geht es sehr winterlich weiter.