heute journal vom 05.11.2020
Sie zählen die Zettel:
Es gibt spannendere Bilder, aber das, was hier passiert,
hält die Welt in Atem.
Amerika hat gewählt und zählt jetzt aus.
Das nennt sich Demokratie.
Und je weiter die Auszählung kommt,
desto größer wird die Wahrscheinlichkeit,
dass der nächste Präsident
der Vereinigten Staaten Joseph R. Biden heißt.
Die Strategie des Trump-Lagers jetzt lässt sich so beschreiben:
Dort, wo er knapp vorne liegt,
soll das Auszählen bitteschön stoppen.
Dort, wo er knapp hinten liegt, soll es weitergehen.
Im Kindergarten nennen sie sowas: schummeln.
"Stop the count", riefen Trump-Anhänger in Michigan,
als er dort mal kurz vorne lag.
In Arizona, wo Trump hofft, noch aufzuholen,
skandieren seine Unterstützer
wie hier in einem Video der "Washington Post":
"Count the vote!"
Auf der Biden-Seite drängen sie darauf, abzuwarten.
Aber von "in Ruhe" kann da auch keine Rede sein.
Jutta Sonnewald fasst diesen amerikanischen Tag zusammen.
Aufgebrachte Trump-Anhänger
skandieren vor einem Wahllokal in Phoenix, Arizona.
Drinnen sitzen verängstigt die Wahlhelfer.
Sie müssen von schwer bewaffneten Sheriffs beschützt werden,
denn Trumps Gefolgschaft scheint zu allem bereit zu sein.
Sie sind wütend,
denn im traditionell republikanischen Wüstenstaat
führt der demokratische Herausforderer Joe Biden
mit einem hauchdünnen Vorsprung.
Sie wittern Wahlbetrug.
Wir hatten über 9 Mio. Briefwähler im ganzen Land,
die größte Anzahl überhaupt.
Wenn man sich die Umfragen anschaut
und die Staaten, wo Biden gerade führt, stellt man fest,
dass er überall mit nur 1 oder 2 % Vorsprung gewinnt.
Ist das nicht merkwürdig?
Sie fordern hier eine Neuauszählung.
Doch ist nicht so einfach, denn das Wahlrecht in den USA
wird von jedem Bundesstaat einzeln festgelegt.
Normalerweise wird dann neu ausgezählt,
wenn das Ergebnis äußerst knapp ist
oder der unterlegene Kandidat das verlangt.
Der muss dann auch die Kosten einer Neuauszählung tragen,
das kann mehrere Millionen Dollar kosten.
Joe Biden hofft, dass dieses Szenario nicht eintritt.
In seinem Heimatort Wilmington, Delaware,
ruft der ehemalige Vizepräsident die Amerikaner zu Geduld auf.
Jetzt müssen alle Stimmen gezählt werden.
Keiner wird uns die Demokratie wegnehmen – nicht jetzt, niemals.
Wir, das Volk, werden uns nicht zum Schweigen bringen lassen.
Wir, das Volk, lassen uns nicht schikanieren.
Wir, das Volk, werden nicht kapitulieren.
Doch Trumps Wahlkampf-Stab
rund um Sohn Donald Junior und deren Anwälte
wollen die drohende Niederlage juristisch anfechten.
In Wisconsin, wo Biden knapp gewonnen hat,
klagen sie für eine Neuauszählung der Stimmen.
In Pennsylvania und Michigan
wollen sie die Auszählung der Stimmzettel stoppen
und in Nevada haben sie eine Klage eingereicht
wegen angeblichen Wahlbetrugs.
Wir glauben, dass es tote Wähler gibt, die gezählt worden sind.
Wir sind auch davon überzeugt, dass es tausende von Menschen gibt,
deren Stimmen gezählt wurden, die während der Pandemie
aus dem Bezirk Clark County weggezogen sind.
Auf dem Black-Lives-Matter-Plaza
direkt vor dem Weißen Haus in Washington
protestieren Menschen gegen Trumps Gebaren.
Sie fordern, dass alle abgegeben Stimmen
bis zuletzt ausgezählt werden.
Ich bin hier, weil es aussieht,
als ob Donald Trump versucht, die Wahl zu stehlen.
Sie sehen, auf meiner Maske steht: "Klima-Notfall".
Das Spiel ist für uns aus, sollte Trump wiedergewählt werden.
Der Machtwechsel scheint zum Greifen nah.
Hinter diesen Kulissen tweetet US-Präsident Trump
weiter aggressive Schimpftiraden und unbelegte Anschuldigungen.
Am Tag 2 nach der Wahl steht immer noch nicht fest,
wer ins Weiße Haus einziehen wird.
Monatelang hatte Donald Trump
Zweifel gesät am ordnungsgemäßen Auszählen der Stimmen.
Social Media ist voll mit Behauptungen,
dass angeblich Trump-Stimmen verbrannt würden.
Und jetzt versucht er zusätzlich
juristisch den Wahlausgang zu beeinflussen.
Trumps Anwälte argumentieren: Wahlbeobachter würden behindert.
Ist so etwas zu beobachten in den USA?
Nein, es gibt keinen einzigen nachgewiesenen Fall,
wo das der Fall gewesen wäre.
Es wurde zum Beispiel in Arizona behauptet,
dass Trump-Anhängern
Filzstifte in die Hand gegeben wurden,
sodass man diese Stimmen aussortieren könnte.
Das ist Blödsinn, sagen die öffentlichen Wahlfunktionäre.
Republikaner und Demokraten
sitzen nebeneinander und zählen die Stimmen aus.
Sie stehen nicht unmittelbar neben den Auszählmaschinen - wegen Corona.
Da kann man immer noch eine große Nähe schaffen.
Wie groß sind seine Chancen?
Der normale Prozess lässt sich kaum behindern oder stoppen.
Das werden die einzelnen Bundesstaaten klar machen,
sie glauben, es geht mit rechten Dingen zu.
Die Erfahrung lehrt, dass der unterschied sehr klein sein müsste,
damit bei einer Neuauszählung ein neues Ergebnis rauskommt.
Wir werden sehen, was da rauskommt.
Es ist schwer, das gerichtlich in irgendeiner Form zu stoppen.
Auf die US-Landkarte starren und die Wahlleute
der einzelnen Bundesstaates addieren, um zu sehen,
wie und wann für einen der beiden Kandidaten 270 rauskommen -
das bestimmt diesen Tag.
Und das tun wir jetzt auch.
270 Wahlleute sind nötig, um im Weißen Haus zu bleiben.
Oder um Präsident zu werden.
Es hängt jetzt an diesen Staaten:
Nevada, Arizona, Georgia, North Carolina, Pennsylvania.
Und das wäre der Weg ins Weiße Haus für Joe Biden,
zwei weitere Staaten reichen ihm,
z.B. Arizona und Nevada, um Präsident zu werden.
Donald Trump hat es deutlich schwerer.
Er muss mindestens vier der noch offenen Staaten holen,
um Präsident zu bleiben.
Schauen wir uns Pennsylvania mal genauer an.
Ausgezählt sind hier 92 %.
Trump führt knapp mit 50,2 % vor Biden mit 48,5 %.
Der Vorsprung, den Trump hier mal hatte, schmilzt zusehends.
Und das ist der Grund:
Die Briefwahl, erst spät ausgezählt, fließt in das Gesamtergebnis ein.
Bei der Briefwahl sieht das Verhältnis so aus:
Katrin Eigendorf ist in Pennsylvania.
Die Kleinstadt Landsdale in Pennsylvania
ist keine Hochburg der Politik, aber in diesen Tagen ist alles anders.
Das Rennen ums Weiße Haus lässt kaum jemanden kalt,
auch in der Pizzeria an der Hauptstraße
verfolgen sie die Entwicklungen wie das Finale des Superbowl.
50,2 % für Trump, 48,5 % für Biden in Pennsylvania meldet CNN.
Ich hoffe, er wird es nicht schaffen, aber wir werden sehen.
Es scheint, als ob er vorne liegt.
Doch das ist nur eine Zwischenbilanz in einem Rennen.
Trump mögen die Leute gerade nicht.
Alles, was ich weiß: Es liegt in Gottes Hand.
In Montgomery County,
in den Vororten in der Nähe von Philadelphia,
liegen die Demokraten vorne.
Hier haben sie schon weit über 90 % der Stimmen ausgezählt.
Joe Biden führt mit 62 %.
Wir treffen Joshua Camson,
einen Aktivisten der Demokratischen Partei von Montgomery.
Bis gestern hatte er schlaflose Nächte, erzählt er.
Ich fühle mich ziemlich gut.
Letzte Nacht habe ich entschieden, es ist sieht gut für Biden,
den ich unterstütze.
Viele juristische Herausforderungen sind,
wie Vizepräsident Biden sagen würde, Quatsch, da ist nichts dran.
Alles wird sich zu Bidens Gunsten entwickeln,
mit oder ohne Pennsylvania.
Auch in der Einkaufsstraße,
wo heute wieder ein normaler Arbeitstag ist,
herrscht optimistische Stimmung, vielleicht auch,
weil die Stadt Landsdale schon 2016 eine Hochburg der Demokraten war.
Und doch unterschiedliche Stimmen zum Bemühen der Republikaner,
die Auszählung der Stimmen zu stoppen.
Es ist verrückt, er versucht, die Wahl zu stehlen.
Alle Stimmen müssen gezählt werden.
Und dann müssen wir entscheiden, wer Präsident wird.
Vieles läuft nicht so, wie es sollte.
Da passiert Verdächtiges, Regeln werden nicht befolgt.
Noch müssen geschätzte 500.000 Stimmen
in Pennsylvania ausgezählt werden.
Ein Ende des politischen Dramas ist nicht absehbar.
Der Gewinner des Rennens
um die Gunst der Wähler in Pennsylvania steht nicht fest.
Katrin, wie ist der genaue Stand in Pennsylvania?
Läuft alles nach Plan oder gibt es Probleme beim Auszählen?
Ganz im Gegenteil.
Wir hören, dass man mit einem großen Tempo vorangeht.
Wir hören von offizieller Stelle,
dass nur noch 400.000 Stimmen auszuzählen sind.
Wir könnten in wenigen Stunden ein Ergebnis vorliegen haben.
Die Entwicklung geht weiter so, dass sich die Lage
zugunsten von Joe Biden entwickelt.
Die Briefwahl macht einen enormen Unterschied.
Woran liegt es, dass Biden so aufholt, je länger gezählt wird?
Das liegt an der Briefwahl
und an der proportional hohen Anzahl von Demokraten,
die per Briefwahl abgestimmt haben.
Aber in Pennsylvania ist es so,
dass die Auszählung langsamer vorangegangen ist,
als es ursprünglich geplant war.
Deswegen verschiebt sich das Bild
immer weiter zugunsten von Joe Biden.
Heiko Maas ist der Bundesaußenminister.
Er ist zuhause in Quarantäne, weil ein diplomatischer Gast von ihm
Corona hat.
Guten Abend, Herr Sievers.
Diese Situation jetzt in den USA,
ist die diplomatisch heikel oder demokratisch klar?
Sie ist in allen Beziehungen heikel.
Alle Welt wartet darauf, zu wissen,
wer der nächste Präsident der Vereinigten Staaten ist.
Davon hängt viel ab, nicht nur in den USA,
sondern auch international.
Deshalb hoffen wir, dass die noch ausstehenden Stimmen
alle in den nächsten Stunden ausgezählt werden.
Dass wir dann in absehbarer Zeit endlich wissen,
wie es weitergeht im Weißen Haus und in den USA.
Wie verhalten Sie sich denn dann?
Wie verhält sich Deutschland?
Wenn jetzt einer über 270 Wahlleute hinaus ist,
ist das für Sie dann automatisch der neue Präsident?
Nein, den neuen Präsidenten gibt es für uns,
wenn das Wahlergebnis feststeht und anerkannt wird.
Das sind so knappe Wahlergebnisse, dass wir davon ausgehen müssen,
dass in einzelnen Staaten nachgezählt wird.
So unüblich ist das nicht.
Das gibt es auch in Deutschland bei Wahlen, wenn es besonders knapp ist.
Insofern braucht man zz. vor allem Geduld.
Aber nun haben wir einen Player, den amtierenden Präsidenten,
der jetzt schon sagt, er erkennt das Wahlergebnis nicht an.
Der in den Staaten, in denen er vorne liegt, möchte,
dass die Auszählung gestoppt wird,
und in den Staaten, in denen er hinten liegt,
es gerne weiterlaufen lassen möchte.
Wie geht man mit so einem um?
All das sind Fragen,
die in den Vereinigten Staaten geklärt werden müssen.
Jeder hat das Recht, wenn es knapp ist, dass nochmal ausgezählt wird.
Aber wenn jemand sagt: Das Ergebnis ist gerade mal passend für mich.
Deshalb stoppen wir jetzt die Auszählung.
Das entspricht nicht der demokratischen Kultur,
die wir von den Vereinigten Staaten gewöhnt sind.
Ich frage Sie als Deutschlands Chef-Diplomat:
Nehmen wir an,
was durchaus möglich ist in den nächsten Tagen oder gar Stunden,
dass Joe Biden auf über 270 Wahlleute kommt,
aber Donald Trump sagt, er erkennt das nicht an.
Wie verhält sich Deutschland in diesem Fall?
Es wird dazu führen, dass wir zunächst einmal abwarten.
Es gibt Möglichkeiten, die Gerichte damit zu befassen.
Es gibt ja auch schon erste Urteile dazu.
Es ist nicht das erste Mal,
dass wir es mit einer solchen Situation zu tun haben.
Als George W. Bush gegen Al Gore kandidierte,
hat es bis Anfang Dezember gedauert,
bis mit der Auszählung aufgehört wurde,
weil ein Bundesgericht das so entschieden hat.
Danach war es dann auch klar.
Ich finde es übrigens bemerkenswert, dass außer der Trump-Familie
und seinem engsten Wahlkampfteam
in diese Forderungen nicht eingestimmt wird.
Ich sehe niemanden von der Spitze der amerikanischen Republikaner,
der diese Forderungen erhebt.
Deswegen wird es interessant, wie die Diskussion in den USA
und in der republikanischen Partei verläuft.
Ob man sich zu eigen macht,
was man bisher nur aus dem Trump-Wahlkampfteam hört.
Es gibt zu diesem Mal dann doch erhebliche Unterschiede.
Wir haben so etwas
wie einen Schlüsselmoment der amerikanischen Demokratiegeschichte.
Ein Präsident, der das Prinzip "Jede Stimme zählt" untergräbt.
Ist dann nicht an dieser Stelle
ein Zeichen für die Demokratie angebracht,
anstatt alles abzuwarten?
Im Moment müssen wir abwarten,
ob Joe Biden über diese 270 Stimmen kommt.
Bis dahin müssen wir auf jeden Fall abwarten.
Wir sind aber der Auffassung, dass natürlich
nach den demokratischen Regeln verfahren werden muss
und jede Stimme ausgezählt werden muss.
Der Verlierer muss das akzeptieren.
Der slowenische Ministerpräsident hat schon zum Sieg gratuliert.
Ist das jetzt die gemeinsame europäische Außenpolitik
gegenüber den USA?
Das ist eine Stimme aus der Europäischen Union.
Und den Inhalt dessen, was da gesagt wurde, sollte man durch Kommentieren
nicht noch mehr aufbauschen.
Was ist von Trumps Manipulations- vorwürfen zu halten?
Dazu hat Wulf Schmiese Fragen
an die europäischen OSZE-Wahlbeobachter in den USA,
nachher im heute journal:update um 0.45 Uhr.
Erst Kay-Sölve mit dem Blick auf weitere wichtige Nachrichten.
EU-Staaten, die gegen die Rechtsstaatlichkeit verstoßen,
müssen künftig mit finanziellen Sanktionen rechnen.
Auf ein entsprechendes Verfahren haben sich die Mitgliedsländer
und das Europaparlament geeinigt.
Damit könnte Polen und Ungarn die Kürzung von EU-Mitteln drohen:
Ihren Regierungen wird vorgeworfen, unzulässigen Einfluss
auf die Justiz zu nehmen.
Beide Länder hatten damit gedroht,
die Haushaltsverhandlungen zu blockieren,
sollte der Sanktionsmechanismus installiert werden.
Das Bundesverwaltungsgericht hat das Recht von Paaren gestärkt,
die bei ihren Nachkommen eine schwere Erbkrankheit befürchten.
Dabei geht es um die sogenannte Präimplantationsdiagnostik,
also die Untersuchung künstlich befruchteter Embryonen.
Bei einem hohen Risiko für die Vererbung einer schweren Krankheit
müsse eine Untersuchung erlaubt werden, so die Richter.
Die für die Genehmigung zuständigen Ethikkommissionen
müssten dafür jeden Einzelfall prüfen.
Eine Kopplung an eine bestimmte Krankheit
erklärte das Gericht als unzulässig.
Die SPD-Politikerin Dagmar Ziegler
soll Vizepräsidentin des Bundestags werden.
Darauf hat sich offenbar der Fraktionsvorstand verständigt.
Die Brandenburgerin ist seit 2013
Parlamentarische Geschäftsführerin der SPD-Fraktion
und gehört dem konservativen Seeheimer Kreis an.
Sollte sie von Fraktion und Plenum gewählt werden,
würde sie auf Thomas Oppermann folgen,
der am 25. Oktober überraschend verstorben war.
Im Kosovo ist Präsident Thaci zurückgetreten.
Er reagiert damit auf die Bestätigung einer Anklage gegen ihn
wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen.
Inzwischen befindet er sich in Untersuchungshaft in Den Haag.
Er werde mit dem Sondertribunal in Den Haag zusammenarbeiten,
bestreite aber die Vorwürfe.
Thaci war während des Kosovo-Kriegs
Kommandeur der paramilitärischen UCK.
In dieser Funktion soll er verantwortlich gewesen sein
für knapp 100 Morde sowie Verschleppungen,
Verfolgung und Folter.
Frankreichs Präsident Macron will auf die jüngsten Anschläge
mit schärferen Grenzkontrollen reagieren.
Dafür würden die Einsatzkräfte auf 4.800 verdoppelt.
Bei einem Besuch an der Grenze zu Spanien sprach er sich außerdem
dafür aus, den Schengen-Raum grundlegend zu überarbeiten.
So müsse es an den Außengrenzen eine gemeinsame Sicherheitspolizei geben.
Vor einer Woche hatte ein mutmaßlicher Islamist
in Nizza drei Menschen ermordet.
Der Tunesier soll über Italien nach Frankreich gekommen sein.
Vier Tote, über 20 zum Teil schwer verletzte Menschen,
eine gelassene, liebenswerte Stadt in Schock.
Der islamistische Terror in Wien kann niemanden kalt lassen.
Heute war er Thema im Deutschen Bundestag.
Da war viel zu hören, was aufhorchen lässt.
Einerseits sei die Gefahr eines solchen Anschlags
auch bei uns hoch, nach wie vor.
Andererseits habe Deutschland
Schwachstellen bei der Terrorabwehr gehabt
und inzwischen größtenteils beseitigt,
sagt zumindest der BKA-Chef heute.
Aus Berlin Florian Neuhann.
Horst Seehofer lässt sich Zeit, heute und ganz generell.
Drei Tage hat er diesmal gewartet.
Drei Tage, in denen es vom deutschen Innenminister
keinen Satz vor Kameras gab zum Anschlag in Wien.
Dafür klingt seine Aussage im Bundestag heute umso bedrohlicher.
Die Gefährdungslage bei uns im Lande ist hoch.
Das heißt, für die Allgemeinheit übersetzt,
ohne dass wir Angst machen, wir beschreiben die Realität:
Mit Anschlägen muss auch bei uns jederzeit gerechnet werden.
Vier Anschläge in vier Wochen, ein tödlicher Messerangriff in Dresden,
der Mord am Lehrer Samuel Paty in Paris,
eine tödliche Attacke in der Kirche von Nizza,
schließlich der Anschlag von Wien Montagabend.
Nicht wenige in Berlin sehen dabei erstaunliche Parallelen
zum schwersten islamistischen Anschlag in Deutschland.
Dezember 2016, zwölf Tote auf dem Breitscheidplatz.
Nämlich sowohl in Wien als auch in Berlin
war der Attentäter jeweils ein Mensch,
der bereits im Vorfeld im Schirm der Geheimdienste
und des Verfassungsschutzes, aber auch der Polizei gestanden ist.
Ein Zufall des Kalenders: Parallel zur Debatte mit Seehofer
tagt der Untersuchungsausschuss des Bundestags
zu genau diesem Anschlag.
Und erlebt, was man kaum für möglich gehalten hätte:
Wie ein Chef einer Sicherheitsbehörde,
hier Holger Münch vom Bundeskriminalamt,
Schwachstellen einräumt.
Es war der erste Behördenchef, der offen zugegeben hat:
Wir haben Fehler gemacht bei Anis Amri,
auch im Bereich der Nachermittlung.
Hat man aus den Versäumnissen gelernt,
eine Frage des Tages im Untersuchungsausschuss,
der später auch den Chef des BND befragt und im Plenarsaal.
Während der Innenminister aus Thüringen
die Zusammenarbeit der Bundesländer würdigt,
kritisiert die Opposition jene der Staaten in Europa.
Spätestens nach den Anschlägen auf den Berliner Breitscheidplatz
haben wir sehr wichtige Schritte unternommen,
die länderübergreifende Zusammen- arbeit der Sicherheitsbehörden
weiter zu verbessern.
Es gibt immer noch keine europaweit
einheitliche Definition des "Gefährder"-Begriffs.
Also auch hier müssen wir davon ausgehen,
dass Personen auf unterschiedliche Art und Weise
priorisiert, überwacht und behandelt werden.
Zum Anschlag in Wien übrigens hat Horst Seehofer
heute noch eine Nachricht dabei.
Der Attentäter hatte offenbar
direkte Kontakte zu Gefährdern in Deutschland,
die man nun rund um die Uhr überwache.
Wir haben heute viel
über die aktuelle Situation in den USA berichtet.
Dazu gehört auch ein neue Höchststand bei den Corona-Infektionen:
über 100.000 neue Fälle.
Das Land, das sich um seine politische Zukunft sorgt,
hat auch noch ganz andere Sorgen, so wie wir alle hier auch.
Die Corona-Lage in Deutschland,
damit beginnt Dara Hassanzadeh seinen Überblick.
In Deutschland haben sich in den letzten 24 Stunden
19.990 Menschen mit Corona neu infiziert.
118 Menschen sind wegen oder in Verbindung mit dem Virus gestorben.
Es stehen heute über 28.000 Intensivbetten zur Verfügung.
Davon sind mehr als 2.600 mit Covid-19 Patienten belegt,
fast 7.000 sind frei.
Engpässe gibt es aber beim Pflegepersonal.
Die WHO ist besorgt über die Explosion der Fallzahlen:
Europa sei inzwischen die Weltregion
mit den meisten nachgewiesenen Corona-Infektionen.
Corona-Rekordwerte melden Tschechien, Österreich und Italien.
Dort allein über 34.500 Neuansteckungen.
Ab Freitag gilt landesweit eine nächtliche Ausgangssperre
von 22.00 bis 5.00 Uhr morgens.
Zudem ein Teil-Shutdown mit Reiseverboten.
Bundeswirtschaftsminister Altmaier präsentiert die November-Hilfen.
Wer von Corona-Einschränkungen betroffen ist,
soll bis zu 75 % seiner Umsätze aus dem vergangenen November erhalten.
Solo-Selbstständige können die Hilfe direkt beantragen.
Ausgezahlt werden soll noch diesen Monat.
Wie sehr die Corona-Krise der Konjunktur ins Kontor schlägt,
dazu gab es heute Zahlen von der EU-Kommission.
Die rechnet für dieses Jahr mit einem Minus,
das noch deutlicher ausfällt als das in Deutschland.
Wann soll es denn wieder aufwärts gehen, Valerie Haller an der Börse?
Nächstes Jahr geht es wieder aufwärts.
Zu alter Stärke findet die Eurozone aber nicht vor 2022 zurück,
meint die EU-Kommission.
Denn egal, wo in der EU, Brüssel ist sich sicher,
eine schnelle Erholung wird es nicht geben.
Diese Rezession ist beispiellos, ein globaler Schock.
Mit einem historischen Einbruch
rechnet die EU-Kommission in der Eurozone: 7,8 %.
Frankreich und Italien trifft die Pandemie besonders hart.
Für Spanien sagt die Kommission das größte Minus voraus: 12,4 %.
Deutschland dürfte weit besser wegkommen,
mit einem Minus von 5,6 %.
Nächstes Jahr soll die Konjunktur in der Eurozone wieder wachsen.
Auf dem Arbeitsmarkt aber kommt das dicke Ende noch.
Weil Kurzarbeiterprogramme auslaufen,
dürfte die Arbeitslosigkeit laut EU-Kommission
nächstes Jahr steigen.
Erst 2022 soll es wieder besser werden.
An der Börse schaut man eher auf die US-Wahl
und setzt auf Biden als Gewinner.
Denn das könnte den US-chinesischen Handelsstreit entschärfen.
Den Corona-Schock hat die Börse verdaut, wie es scheint.
Im Moment treibt Anleger eher eine andere Angst um:
die nächste Rallye zu verpassen.
Heute ist Fußball-Europa-League-Abend mit zwei deutschen Mannschaften:
Leverkusen und Hoffenheim - und die Bayer-Elf ist bereits durch:
Bei Hapoel Be'er Sheva
gab's eine 2:4-Niederlage für die Gastgeber.
In Guatemala hat Tropensturm "Eta" Todesopfer gefordert:
Mindestens vier Menschen starben dort durch Erdrutsche.
Damit stieg die Gesamtzahl der Toten in Mittelamerika auf mindestens acht.
Auch in Honduras und Nicaragua hatte "Eta" Erdrutsche
und Überschwemmungen ausgelöst.
Das US-Hurrikan-Zentrum warnt auch weiterhin
vor "lebensgefährlichen Sturzfluten" in der gesamten Region.
Es wird eine weitere Nacht,
in der wir auf rot und blau eingefärbte Landkarten gucken werden,
in der Hoffnung, etwas zu erfahren
über den nächsten Präsidenten der USA.
Bei Maybrit Illner hat sich eine illustre Runde dazu versammelt,
u.a. Trumps ehemaliger Sicherheitsberater, John Bolton.
Der kann sagen, was jetzt gerade vorgeht
im vielleicht noch mächtigsten Mann der Welt.
Wir sagen herzlichen Dank für Ihr Interesse.
Und um 0.45 Uhr hat Wulf Schmiese den aktuellen Stand
im heute journal:update.
Tschüss, bis morgen.
Das hier ist typisch November,
wie sich die Sonne durch Nebel und Dunst durchkämpft
und wenn es auf Wiesen und Feldern morgens etwas Raureif gibt.
So ähnlich geht es bei uns in den nächsten Tagen weiter,
was am Hoch "Ramesh" liegt, das sich weiter ausbreitet.
Es hält die Tiefs auf Abstand.
Deswegen fällt bei uns erstmal kein Regen mehr.
Auch in dieser Nacht bleibt es trocken.
Die Wolken sind allerdings ganz im Norden und Süden etwas dichter.
Dazwischen bildet sich z.T. wieder dichter Nebel.
Da kann es gefährlich glatt auf den Straßen sein,
denn es droht Bodenfrost:
Am Wetter ändert sich wenig.
Nach Nebel und Hochnebel gibt's häufig Sonnenschein.
Dichtere Wolken noch in Norddeutschland bei Westwind,
aber die Sonne hat mehr Chancen, am Alpenrand ebenso.
Mit diesem ruhigen, zu Nebel neigendem Hochdruckwetter
geht es in den nächsten Tagen weiter.
Zudem ist es relativ mild.
Wie Sie hier am Temperaturen- und Wettertrend für Aachen sehen,
bleibt es bis zum 20. November recht mild für November
und das Wetter ist trocken.