heute journal vom 06.09.2021 - Weniger Quarantäne an den Schulen; Neue Mobilität - Die IAA in München startet
Diese Untertitel sind live produziert.
Und jetzt das "heute journal" mit Gundula Gause und Christian Sievers.
Guten Abend Ihnen allen,
die Bundesrepublik Deutschland leistet sich
16 verschiedene Schulsysteme, jedem Bundesland sein eigenes.
Dass Bildung bei uns Ländersache ist, verteidigen die mit aller Macht.
Schon allein deshalb ist es ein Hingucker,
wenn heute die Gesundheitsminister- innen und -minister der Bundesländer
zusammensitzen, um eine einheitliche Regel zu finden.
Was passieren soll, wenn ein Kind in der Schule Corona hat,
welche Quarantäne dann gelten sollen, und für wen.
Denn was da derzeit geschieht in Deutschland,
geht nicht nur je nach Bundesland wild durcheinander,
sondern häufig sogar nach der jeweiligen Stadt.
Zu verstehen und gar zu vermitteln ist das kaum noch,
wie Benjamin Dzialowski berichtet.
8 Uhr heute Morgen, erster Schultag am Evangelischen Gymnasium
im thüringischen Meiningen.
Zwei Wochen wird hier nun getestet und Maske getragen,
so viel steht fest.
Kompliziert wird es beim ersten Positiv-Test.
Wenn wir davon ausgehen, dass es einen positiven Fall gibt,
müssen wir zwei Tage zurückverfolgen, in welchen Kursen
der Schüler saß.
Dann würden wir die entsprechenden Schüler in Quarantäne setzen.
Das passt zur komplizierten Lage im Land.
16 Länder, 16 Regelungen.
Beispiele:
Im Saarland gilt: 2 Tests pro Woche und Masken.
Bei Positiv-Test Quarantäne für die ganze Klasse.
Rheinland-Pfalz: 2 Tests pro Woche, nicht für Genesene oder Geimpfte.
Niedersachsen: tägliche Testpflicht, Quarantäne für die ganze Lerngruppe.
Sachsen-Anhalt: Verpflichtende Schnelltests ab dem ersten Schultag.
Bremen: 2 Tests pro Woche, keine Masken, ganze Klasse in Quarantäne.
Den Rest ersparen wir Ihnen.
Gesundheitsminister Spahn sprach sich am Mittag für Einheitlichkeit
und eine Verkürzung der Quarantäne aus.
14 Tage ist eine lange Zeit.
Das ist auch für die Eltern herausfordernd.
Gerade für Familien ist die Unklarheit der Regeln
bisher wohl besonders belastend.
Eltern müssen wissen, ob sie ihre Kinder in die Einrichtung schicken
können. Das sind wichtige Fragestellungen.
Die ewigen Diskussionen jetzt verunsichern die Menschen.
Am frühen Abend dann der offizielle Beschluss der Gesundheitsminister:
Schüler*innen ohne Symptome, die enge Kontaktpersonen
eines/einer Positiv-Getesteten waren, können sich nach 5 Tagen
aus der Quarantäne freitesten.
Die Regelung gilt auch für Kitas.
Wir waren uns einig, so viel Präsenzunterricht wie möglich zu
gewährleisten. Soviel Infektionsschutz wie möglich.
Nur die ganz engen Kontaktpersonen sollen
in die Quarantäne gehen müssen.
Ob die heute beschlossenen Regelungen dann tatsächlich überall
eingehalten werden, wird man sehen.
Prof. Tobias Tenenbaum, Vorsitzender der deutschen Gesellschaft
für pädiatrische Infektiologie, also ein Fachmann,
wenn es um Ansteckungskrankheiten bei Kindern geht.
Herr Professor, guten Abend.
Einen wunderschönen guten Abend.
Nur noch enge Kontaktpersonen in Quarantäne
und von der kann man sich dann nach fünf Tagen frei testen.
Das soll so eine Leitplanke sein für die einzelnen Gesundheitsämter.
Das klingt jetzt noch nicht nach einer wirklich einheitlichen Regel.
Und im Moment ist es so, dass es teilweise von Ort zu Ort
komplett unterschiedlich gehandhabt wird.
Wie wichtig wäre denn aus ärztlicher Sicht einheitliche Regeln?
Ich finde das sehr gut,
dass einheitliche Regelungen gefunden worden sind,
es wurde höchste Zeit, dass dieser Flickenteppich
an verschiedenen Maßnahmen bereinigt wurde.
Und ich glaube, dass das eine Sicherheit für die Schüler*inne
an den Schulen und auch für die Lehrer und Eltern mit sich bringt.
Jetzt ist es so, dass aktuell, also jetzt schon,
manche Gesundheitsämter unter den neuen Empfehlungen bleiben und sagen,
wenn Masken getragen werden, wenn viel getestet wird,
dann gibt es gar keine Quarantäne mehr im Klassenzimmer.
Was ist denn aus ärztlicher Sicht die richtige Methode?
Also es ist durchaus so, sodass in einigen Ländern
diese Strategie gefahren wird,
dass wir auch Kinder im Klassenverband halten können
und durch regelmäßige Testung bei Corona-Kontakt
den Unterricht weiter fortführen.
Die aktuell getroffene Regelung ist aber auch schon sehr viel besser
als das, was sie vorhatten,
dass wir eben die Kinder frei testen können,
wenn sie eine Kontaktperson und dann nach fünf Tagen
wieder früher in die Schule kommen können.
Das ist schon ein beachtlicher Erfolg.
Sie sagen ein beachtlicher Erfolg,
weil er natürlich viel mehr Kinder in der Schule hält
und viel mehr Kindern ermöglicht, auch durchgehend
am Unterricht, Präsenzunterricht teilzunehmen.
Auf der anderen Seite steht aber doch die Gefahr,
dass die Kinder sich gegenseitig anstecken.
Oder halten Sie diese Gefahr für sehr gering und verhandelbar?
Wir sind die Deutschen in der Situation, dass wir ohnehin
keine No-Covid-Strategie, wie zum Beispiel Neuseeland fahren können.
Auch dort ist es bei niedriger Inzidenz letztendlich gescheitert.
Und wir sollten nicht versuchen, jede Infektion
um jeden Preis zu verhindern, denn wir müssen sie ja,
die Erkrankungszahl, die Infektionszahl balancieren
mit dem Kindswohl, dass wir auf anderer Seite
eben auch garantieren müssen, dass die Kinder,
nämlich nicht zuhause bleiben und von der Schule
oder von der Kita ferngehalten werden.
Okay, jetzt haben wir geredet über die Kinder,
die sich anstecken an die Erkrankten von Covid-19,
über die müssen wir natürlich auch noch reden.
In den Krankenhäusern, da beobachten Sie auch die Lage,
die Daten sehr genau.
Wie sieht denn da die Situation bei Kindern aus aktuell?
Da ist die aktuelle Fallzahlen Entwicklung
nicht so explosionsartig,
wie man das vielleicht auch anderenorts diskutiert.
Wir sehen eigentlich in den letzten eineinhalb Jahren
eine doch relativ geringe Hospitalisationsrate,
also eine Krankenhauseinweisungsrate Kindern mit Covid-19,
auch wenn über eine halbe Million Kinder in Deutschland
eine Corona-Infektionen hatten, ist letztendlich die Wahrscheinlichkeit,
dass ein Kind deshalb ins Krankenhaus muss,
weiterhin doch sehr gering auch trotz Delta-Variante.
Die Datenlage bei Kindern ist noch unklar mit Long Covid.
Wir können noch nicht sagen, wie das wird.
Wir erarbeiten Kriterien, um die Diagnose richtig zu erstellen.
Wir können noch nicht absehen, wie groß dieses Phänomen ist.
Ich höre in dem Gespräch heraus, was nach vorsichtiger Entwarnung klingt,
wenn es um Covid-19 und Kinder geht.
Gelassener als bei Erwachsenen.
Wir müssen Krankenhauseinweisung, schwere Krankheit und Tod bei
Risikopatienten erreichen. Das haben wir sehr gut erreicht.
Aber da sind die Kinder kein wesentlicher Bestandteil, die dieses
Phänomen drücken werden. Auch wenn wir sie aus den Schulen weglassen.
Wir müssen dafür plädieren, dass nicht jedes Kind keine Infektion
bekommt, sondern wir müssen einen gewissen Grad an Infektion zulassen.
Zusammenfassend gesagt, wie sicher sind unsere Kinder auf dem Weg in
den Herbst in der Schule? Wir haben sehr gute Hygienekonzepte.
Wir haben die Impfung zur Verfügung.
Wir haben eine gute Quarantäneregelung gefunden, die
weiter entwickelt werden kann.
Wir sind im stetigen Diskurs in den Fachgesellschaften.
Wir können die Kinder sicher durch den Herbst und Winter bringen.
Ich bin zuversichtlich, dass wir keine explosionsartigen Zahlen
haben werden.
Zünglein an der Waage, Königsmacher -
das ist eine Rolle, in der sich jede Partei sehr wohlfühlen kann,
vor der Wahl, und besser noch nach der Wahl,
wenn es dann tatsächlich so gekommen ist und sie Zünglein an der Waage ist
Das ist bei der FDP nicht anders, auch wenn ihr Chef,
Christian Lindner, natürlich nicht so wirken darf, als wäre er bereits
beim Postenverteilen.
Welche Bündnisse die Zustimmung seiner FDP bekommen würden,
und unter welchen Bedingungen, das ist allerdings schon jetzt
überaus interessant, zumal seine erklärte Lieblingskonstellation
in den Umfragen zunehmend unter die Räder kommt.
Bernd Benthin.
Es sind die Wochen der Farbenspiele.
Fünf Koalitions-Konstellationen sind gerade denkbar.
Drei davon gehen nur mit der FDP.
Parteichef Lindner aber betonte zuletzt:
Für ein Bündnis mit der SPD fehle ihm die Fantasie.
In der Sendung “Was nun“ bekräftigt er seine inhaltlichen Bedenken.
Ausschließen aber wolle er nichts.
Ich habe ja großen Respekt
vor unseren geschätzten Mitbewerberinnern und Mitbewerbern.
SPD und Grüne sind respektable Parteien.
Aber die haben ja eigene Inhalte.
Die wollen die Steuern erhöhen, die Schuldenbremse aufweichen.
Die Grünen haben viele Verbote im Gepäck.
Dass es Lindner war, der vor vier Jahren die Jamaika-Sondierungen
platzen ließ, könnte in diesem Jahr
noch eine entscheidende Rolle spielen.
Es ist besser nicht zu regieren, als falsch zu regieren.
Das Kalkül im Scholz-Lager:
Noch ein zweites Mal könne Lindner die Regierungsverantwortung
nicht ablehnen.
Auch nicht, wenn es die SPD wäre, die zu Gesprächen einlädt.
Scholz lässt die Option weiter köcheln
und beschränkt sich auf Andeutungen.
Christian Lindner sagt:
Ihm fehle die Fantasie für eine Koalition mit der SPD.
Meinen Sie, dass nach der Wahl mehr Fantasie da ist?
Umso stärker das Mandat für mich und die SPD ausfällt,
umso besser wird es gelingen, eine gute Regierung zu formen.
Im Zweifel lässt die FDP mit sich reden, glauben auch die Grünen.
Und nutzen jede Gelegenheit,
Lindner an die Jamaika-Flucht von 2017 zu erinnern.
Herr Lindner hat gesagt, dass er im Zweifelsfall wegläuft.
Dass er jetzt alles daran setzt, dass seine Voraussagen eintreten,
die er gemacht hat, das sei dahingestellt.
Vorausgesagt hatte Lindner ein schwarz-gelbes Bündnis mit Armin
Laschet. Inzwischen wirft er der CDU inhaltliche Schlampigkeit vor.
Es war lange unklar, für was steht die Union in der Steuerpolitik.
Die Linke präsentiert heute ihr sogenanntes Sofortprogramm.
Eine Art Bauplan für Rot-Rot-Grün.
Sie schielt auf die Rolle der Königsmacher.
Die Lage ist sehr dynamisch.
Die Lage in Afghanistan wird uns noch lange beschäftigen,
so auch heute Abend - Gundula hat mehr.
Nach ihrem überraschend schnellen Eroberungszug in Afghanistan
behaupten die Taliban, nun auch die letzte Bastion ihrer Gegner
unter ihre Kontrolle gezwungen zu haben:
das schwer zu erobernde Pandschir-Tal,
100 Kilometer nördlich von Kabul.
Bei schweren Kämpfen dort soll es mehrere Todesopfer gegeben haben.
In der Provinz hatte Ahmad Massud Widerstand geleistet,
der Sohn des von Al-Kaida vor 20 Jahren getöteten,
legendären Mudschaheddin-Kämpfers Ahmad Shah Massud.
Von einem unbekanntem Ort aus rief Ahmad Massud zu weiterem Widerstand
gegen die Taliban auf.
Knapp drei Wochen vor der Bundestagswahl
hat Frankreichs Präsident Macron SPD-Kanzlerkandidat Scholz
im Elysee-Palast empfangen.
Morgen wird Unionskandidat Laschet in Paris erwartet,
Grünen-Kandidatin Baerbock plant keinen Besuch bei Macron.
Eine gute Stunde lang sprachen Scholz und Macron
über ein starkes Europa
und die Bedeutung der deutsch- französischen Zusammenarbeit,
im Bereich des Klimaschutzes sowie in der Corona-Krise.
Eine bessere Verteilung von Corona-Impfstoffen
und eine bessere Vorbereitung auf kommende Krisen,
diese Zielvorgaben haben die G20-Gesundheitsminister
in Rom vereinbart.
In einem "Pakt von Rom" verpflichten sich die G20-Staaten dazu,
den weltweiten Zugang zu Impfstoffen zu sichern.
Ziel sei, bis Ende des Jahres mindestens 40 % der Weltbevölkerung
immunisiert zu haben.
Die Bundesregierung hat eine Forschungsförderung
zur Entwicklung von Medikamenten gegen Covid-19 beschlossen.
Sechs Projekte deutscher Firmen sollen mit insgesamt 150 Mio. Euro
unterstützt werden.
Das RKI registrierte 4.749 Neuinfektionen binnen 24 Stunden,
190 mehr als vor einer Woche.
Die Sieben-Tage-Inzidenz stieg auf 84,3.
104 Corona-Patienten wurden innerhalb eines Tages
ins Krankenhaus eingewiesen.
Die Sieben-Tage-Inzidenz hier ist aktuell gesunken auf 1,64.
Dieser Wert lag im April bei knapp 10.
Einen Tag nach dem Umsturzversuch im westafrikanischen Guinea
haben die Vereinten Nationen, die EU und die USA den Putsch verurteilt.
Eine Gruppe Militärs hatte gestern die Regierung abgesetzt
und Präsident Condé unter Hausarrest gestellt.
Der 83-Jährige hatte sich mit einer Verfassungsänderung
eine dritte Amtszeit ermöglicht.
Seitdem gab es immer wieder Proteste.
Guinea zählt trotz vieler Bodenschätze
zu den ärmsten Ländern der Welt.
"Ich bin stolz auf sie.
Das ist kein Urteil, das ist vielmehr die Rache der Behörden",
sagt der Vater von Maria Kolesnikowa,
heute, an dem Tag, an dem seine Tochter zu elf Jahren Gefängnis
verurteilt wurde.
In einem Geheimprozess.
Vom Justizapparat des belarussischen Machthabers Alexander Lukaschenko,
der weiß, dass er sich nur noch dadurch an der Macht halten kann,
wenn er seine politischen Gegner gnadenlos wegschließt
und alles versucht, um sie zum schweigen zu bringen.
Das "Verbrechen" der Maria Kolesnikowa:
Sie hatte sich eingesetzt für Demokratie, Menschenrechte
und freie Wahlen.
Christian Semm berichtet.
Alexander und Alexander.
Zwei Väter, die zur Schicksalsgemeinschaft wurden.
Was sie verbindet?
Ihre Kinder sind politische Gefangene in Belarus,
weil die für Freiheit und Gerechtigkeit kämpfen.
Stolz zeigen die Väter die Gesichter von Maria Kolesnikowa
und Maxim Snak.
Mit den langjährigen Haftstrafen hatten auch sie gerechnet
und sie haben Angst, dass Mascha und Maxim etwas passiert.
Natürlich fürchte ich das, weil sich jeder Vater oder jede Mutter
um die Gesundheit ihrer Kinder sorgt.
Ich kann nicht sagen, dass ich Wut empfinde,
es ist eher ein Gefühl von Machtlosigkeit.
Dass es unmöglich ist, seiner Tochter zu helfen
und all den anderen.
Der Staat, in dem wir leben, so hat uns das der Machthaber vermittelt,
habe keine Zeit für Gesetze, diese Aussage ist sein Programm.
Das sagt schon alles,
die Gesetze sind bei uns außer Kraft gesetzt.
Heute im Gericht: ein Herz trotz Handschellen.
Maria Kolesnikowa formt es kurz vor dem Urteil
neben ihrem Mitangeklagten Maxim Snak.
Mit dieser Geste ist sie bekanntgeworden.
Vor das Gerichtsgebäude in Minsk kamen auch einige Unterstützer.
Trotz der systematischen Repressionen und Brutalität
gegen Regierungsgegner in Belarus.
Wir halten das Urteil für widerrechtlich und unbegründet.
Es basiert nicht auf Beweisen.
Im Verlauf der gerichtlichen Untersuchung des Falls
sind weder ihre Schuld noch die Verübung der Verbrechen
bestätigt worden, derer man sie bezichtigt.
Der Vorwurf: "Verschwörung zur Machtergreifung"
sowie der "Aufruf zu Aktionen gegen die nationale Sicherheit".
Kolesnikowa war im letzten Jahr zu einer der prominenten Anführerinnen
der Massenproteste gegen Diktator Lukaschenko geworden.
Zusammen mit Präsidentschafts- kandidatin Swetlana Tichanowskaja
und Veronika Tsepkalo kämpften drei Frauen und Hunderttausende
auf den Straßen für ein freies Belarus.
Lukaschenko ließ die Proteste niederknüppeln,
dazu Misshandlungen in den Gefängnissen,
Verhaftungen von Regierungsgegnern, von Journalistinnen und Journalisten
und viel kritisierte Schauprozesse.
Wir sind empört über dieses Urteil, auch wenn es nicht überraschend kam.
Wir haben gesehen, dass dieser Fall von Anfang an völlig erfunden war,
ganz offensichtlich aus politischen Gründen, um Maria Kolesnikowa,
Maxim Snak und Millionen von Menschen, die ihnen folgten
und an friedlichen Protesten teilgenommen haben,
zum Schweigen zu bringen.
Für die Väter Alexander und Alexander
ist das Urteil schwer zu ertragen.
Alexander Kolesnikow sagt, er fühle eine Schuld für seine Generation.
Das, was wir hätten machen müssen, sagt er, machen jetzt unsere Kinder.
Eine reine Autoshow mit glänzenden Karosserien, immer mehr PS,
Zierleisten und Zylinder - das war die IAA mal.
Das wird sie nie wieder sein.
Die Welt der Mobilität ist in einem epochalen Umbruch,
oder um es hoffnungsvoller zu sagen:
Die Zukunft ist so offen wie nie.
Das zeigt sich bei den Ausstellern, an den Ständen,
das zeigt sich auf Münchens Straßen.
Aus der Internationalen Automobil Ausstellung wurde IAA Mobility,
es gibt auch Fahrräder zu sehen, und über Diesel und Benzin
redet bei den Automanagern kaum noch wer.
Alexander Puhl und Peter Aumeier berichten.
Pedale statt Pferdestärken.
Die einstige Leistungsschau der internationalen Autobranche
verändert sich nicht nur äußerlich.
Die vielen Fahrräder auf der IAA,
sie stehen auch für eine neue Idee von Mobilität.
Die Veränderungen, die auf die hiesigen Hersteller zukommen,
sind fundamental.
An Absichtserklärungen herrscht kein Mangel.
Die Mobilität der Zukunft. Was heißt das?
Das ist eine dekarbonisierte Mobilität, also null Emissionen,
das Elektroauto, aber auch das intelligente,
voll vernetzte Fahrzeug, durchdigitalisiert
und kann mit allen anderen Verkehrsträgern sprechen.
Die Hauptaussage hier in München ist die Zukunft der Mobilität.
Die ist durch zwei große Themen geprägt.
Nachhaltigkeit, sprich CO2-Reduzierung.
Und das andere ist die Wiederverwendung von Rohstoffen.
Das klingt erstmal gut, doch die Zweifel
über die Ernsthaftigkeit solcher Vorhaben sind nicht ausgeräumt,
das Erreichen der Klimaziele, für viele ein Lippenbekenntnis.
Umweltverbände gehen derzeit juristisch
gegen führende deutsche Autobauer vor.
Und selbst in den Büros weltweit tätiger Unternehmensberatungen
weiß man: Die Zeit drängt.
Reicht der Anspruch,
den die Unternehmen mittlerweile formuliert haben,
um die Dekarbonisierung der Wertschöpfungskette voranzutreiben?
Da würde ich sagen, da hat sich extrem viel getan.
Reicht es in dem heutigen Stand der Umsetzung?
Da würde ich sagen, da stehen wir gerade noch am Anfang,
das heißt, die Themen müssen angegangen werden,
sie müssen umgesetzt werden.
Und doch gibt es unter Mobilitätsexperten
die vielleicht überraschende Erkenntnis,
dass wir auch künftig am Auto nicht vorbeikommen.
Das Auto wird bleiben, es wird sich verändern,
es wird in ganz unterschiedlichen Erscheinungsformen auftreten.
Ich glaube, das ist auch wichtig, dass wir selbständig
in unserer eigenen Mobilitätsentscheidung bleiben.
Das ist ein Stück der Kultur.
Und es ist alles andere als eine Entwarnung.
Der Druck auf die deutschen Autobauer wächst von zwei Seiten.
Chinesische Hersteller drängen mit Macht
auf den europäischen Markt für Elektroautos.
Und der Mangel an Mikrochips,
zentrale Bauteile des digitalisierten Fahrens,
lässt die Produktion vielerorts stillstehen.
Was genau dabei rauskommt, weiß ich nicht,
so wie ich die Lottozahlen der nächsten Woche nicht kenne.
Am Ende gehen wir davon aus,
dass es etwa eine fünfstellige Zahl von Autos sein wird,
die wir dieses Jahr nicht bauen können
und die am Jahresende fehlen werden.
Die IAA in München versucht, Wege in die Zukunft der Mobilität zu zeigen.
Die lange erfolgreiche deutsche Autoindustrie beschreitet diesen Weg
Am Ziel ist sie noch lange nicht.
Und wenn man sich anguckt, wie mau es immer noch aussieht
etwa mit Ladestationen in diesem Land,
dann ist der Weg doch noch ein sehr weiter.
Oder jemand wirft mal einen echten Turbo an.
Nochmal Gundula.
Die umstrittene Gaspipeline "Nord Stream 2"
ist mit dem heutigen Tag fast fertiggestellt.
Das letzte Rohr sei verschweißt, teilte die Betreiberfirma mit,
und werde jetzt auf den Meeresboden abgesenkt.
Damit werden in dem politischen Streit
über eine mögliche Abhängigkeit von Russland weitere Fakten geschaffen.
Frank Bethmann, die Pipeline ist aber auch wirtschaftlich umstritten.
Sehr sogar, Energieexperten sagen schlicht und ergreifend
"Nord Stream 2" wird nicht rentabel zu betreiben sein.
Eigentlich sei die Röhre gar nicht nötig.
Denn es gebe bereits ausreichend Wege Gas nach Europa zu befördern,
sei's über andere Pipelines oder in Form von Flüssiggas.
Andererseits ist Deutschland innerhalb der EU
der größte Abnehmer von russischem Erdgas.
Und eine Direktverbindung könne russisches Gas billiger machen,
sagen die Befürworter, was allerdings umstritten ist.
Hinter "Nord Stream 2" steht Gazprom.
Der russische Staatskonzern trägt auch die Hälfte
der geplanten Gesamtkosten von 9,5 Mrd. Euro.
Die andere Hälfte finanzieren weitere große Energiekonzerne,
darunter die deutschen Firmen Wintershall Dea und Uniper.
Die neue Pipeline, die noch in diesem Jahr in Betrieb genommen werden soll,
habe nach Eigentümerangaben
eine jährlich Kapazität von 55 Mrd. Kubikmetern Gas.
Genug um 26 Mio. Haushalte damit zu versorgen.
Doch wer braucht diese Mengen eigentlich noch?
Für die EU mit ihren strengen klimapolitischen Zielen
ist Erdgas ein Energieträger mit Ablaufdatum.
Umweltaktivisten nennen die Ostsee-Pipeline Investitionsruine.
Und selbst die, die es mit "Nord Stream 2" besser meinen,
schätzen, dass Deutschland nur noch wenige Jahre vom russischen Erdgas
abhängig sein wird.
Zunehmend - so die Prognosen - dürfte Gas durch erneuerbare Energie
ersetzt werden.
Deutschlands Botschafter in China, Jan Hecker,
ist im Alter von 54 Jahren nach nur wenigen Tagen im Amt
überraschend gestorben.
Die Außenministerien in Berlin sowie in Peking äußerten sich bestürzt.
Die Todesursache sei unklar, es gebe keinen Zusammenhang
mit Heckers Position als Botschafter.
Vor dieser Aufgabe war der Jurist jahrelang außenpolitischer Berater
von Kanzlerin Merkel, die Heckers herausragende Fachkenntnis würdigte.
Eine Meldung vom Tennis:
Im Achtelfinale der US Open in New York
ist Angelique Kerber ausgeschieden.
Sie verlor gegen die Kanadierin Leylah Fernandez.
Dagegen geht die Erfolgsserie von Alexander Zverev weiter:
Der Weltranglistenvierte gewann gerade eben
gegen den Italiener Jannik Sinner.
Und: Der Kölner Oscar Otte kämpft zur Stunde
um den Einzug ins Viertelfinale,
ebenfalls gegen einen Italiener, Matteo Berrettini.
Kunden der deutschen Bahn können ab morgen wieder
mit einem weitgehend normalen Zugverkehr rechnen.
Nach dem bislang dritten Streik in der laufenden Tarifrunde
droht der Vorsitzende der Lokführer- Gewerkschaft, Weselsky,
allerdings mit weiteren Arbeitsniederlegungen,
wie in den vergangenen fünf Tagen.
70 % der Fernzüge fielen aus.
Eine Einigung im Tarifstreit ist bislang nicht in Sicht.
Im ZDF lehnte Weselsky weitere Verhandlungen mit der Bahn ab,
sollte diese kein verhandlungs- fähiges Angebot vorlegen.
Dieses zerknautschte Boxergesicht.
"Dein Aussehen macht eine Kinokarriere wenig wahrscheinlich",
sagten sie ihm.
"Ich dachte nie daran, eines Tages berühmt zu werden.
Mit meinem Gesicht hatte ich nichts von einem Verführer an mir."
Sagte er selbst.
Und dann, 80 Filme später: ein Herzensbrecher, Draufgänger
und Actionheld, eine Kultfigur des französischen Kinos.
Jean-Paul Belmondo und sein breites Grinsen.
Unverschämt lässig, unerschrocken cool - das wird bleiben,
auch nach dem Tod des Schauspielers heute.
"Unsterblich werden und dann sterben",
das Zitat aus Belmondos legendärem Film "Außer Atem".
Und so kam es.
Jean-Paul Belmondo wollte Profiboxer werden,
aber in dieser Rolle hatte er wenig Erfolg.
Stattdessen machte Belmondo eine Schauspielausbildung,
bekam Auftritte an Pariser Bühnen und dann im Film,
mit Romy Schneider in “Ein Engel auf Erden.“
* Filmausschnitt *
Der Durchbruch kam 1960.
“Außer Atem“ machte Belmondo zum Star.
Der Film wird ein Klassiker des internationalen Kinos.
Belmondo spielte mit Ursula Andress, Jeanne Moreau und Sophia Loren,
hier im Film “Und dennoch leben sie“.
Ein Merkmal Belmondos: Er machte seine Stunts selber.
Am Ende blickte er auf 80 Filme zurück.
Es ist etwas Besonderes.
Am ersten Tag war es phantastisch
und 40 Jahre später ist es das immer noch.
1999 erleidet Belmondo einen Schwächeanfall auf der Bühne,
zwei Jahre später einen Schlaganfall.
Er ist danach halbseitig gelähmt und kämpft sich mühsam ins Leben zurück.
Kollegen und Freunde
reagieren am Abend auf die Nachricht vom Tod Belmondos.
Alain Delon sagt im französischen Radio:
Es ist furchtbar.
Ich bin am Boden zerstört.
Frankreich würdigt einen Künstler,
der den Ruf des Landes in der Welt mitgeprägt hat.
Wie sehr Belmondo im Land verankert war, erkennt man auch daran,
wer sich von ihm verabschiedet.
Die Polizei würdigt ihn als großen Kino-Bullen,
die Fremdenlegion sagt "Adieu, Belmondo"
und Präsident Macron lobt in den höchsten Tönen.
“Jean-Paul Belmondo war ein nationaler Schatz,
ein erhabener Held und eine vertraute Gestalt,
ein unermüdlicher Draufgänger und Zauberer der Worte.
In ihm fanden wir uns alle wieder.“
Belmondo war mehrmals verheiratet,
hatte vier Kinder und sechs Enkelkinder.
Der Mann, in dem sich die französische Nation wiederfand,
wurde 88 Jahre alt.
Der Nachruf von Thomas Walde war das,
und das "heute journal" an diesem Montag.
Von uns allen hier: Danke, dass Sie dabei waren.
Gegen 23.45 Uhr meldet sich Nazan Gökdemir
mit unserem "heute journal up:date", bis morgen.
Das spätsommerliche, warme Wetter setzt sich fort,
geht in die Verlängerung.
Und zwar mit diesem umfangreichen Hoch.
Es hat sich auch nach Osteuropa hin ausgedehnt,
aber wir haben es auch mit einem Tief zu tun in den nächsten Tagen.
Das bringt in der zweiten Wochen- hälfte dann Schauer und Gewitter mit.
Der Blick auf die kommende Nacht zeigt uns,
im Norden gibt es deutlich mehr Wolken als im Südwesten.
Örtlich bildet sich Nebel.
Morgen löst sich der Nebel zunächst einmal auf
und dann kommt die Sonne hervor.
Aber weiterhin ist im Norden eher mehr Bewölkung anzutreffen
als z.B. im Südwesten, da scheint häufig die Sonne.
Nach Südosten hin bilden sich häufig Schauer und Gewitter
und das bevorzugt in den Nachmittagsstunden.
Sie sehen schon im Westen und im Süden
ist es deutlich wärmer als nach Nordosten hin.
Die kommenden Tage: Es bleibt zunächst einmal warm.
Donnerstag erste Schauer und Gewitter mit dem Tief, das sich dann annähert.
Am Freitag können die Schauer und Gewitter heftiger ausfallen,
sogar mit Platzregen und Hagel.