heute journal vom 11.03.2021 - Dauerproblem - 10 Jahre Fukushima
Diese Untertitel sind live produziert.
Guten Abend.
In Österreich sind die Corona-Infektionszahlen
nach den umfänglichen Lockerungen wieder stark angestiegen.
Was eigentlich niemanden überraschen dürfte.
Exakt so haben Virologen bzw. Epidemiologen das vorausgesagt.
Es ist halt so: Das Virus verhandelt nicht.
Es tut, was es seiner Natur nach tun muss:
sich verbreiten, wo es nur kann.
In der Region Tirol tummelt sich zu allem Überfluss
auch noch die südafrikanische Mutante.
Bei der ja noch unklar ist, wie gut bei ihr die Impfstoffe wirken.
Das wird jetzt
in einem großen wissenschaftlichen Impfprojekt untersucht.
Wolf-Christian Ulrich berichtet,
wie jetzt ein Tiroler Bezirk zum europäischen Versuchslabor wird.
Seit 7 Uhr heute früh ziehen die Krankenschwestern im Konzertsaal
der Kleinstadt Schwaz die Spritzen auf mit BioNTech-Impfstoff.
Bis Montag sollen hier fast 50.000 Menschen die erste Impfung erhalten
in einer europaweit einzigartigen Massenimpfung.
Das ist natürlich ein Glücksfall, dass wir so früh dran sind in Tirol.
Aber ich bin ganz begeistert, dass so viele Leute herkommen.
Es ist generell für die gesamte Gesellschaft gut,
wenn möglichst viele möglichst früh geimpft werden.
Seit Januar waren in Tirol
193 Fälle der südafrikanischen Corona-Variante bekannt geworden.
Die Folge: Ausreisebeschränkungen nach Rest-Österreich
und auch nach Deutschland.
Dann die Einigung auf die Impfstudie.
Die EU stellte dafür 100.000 BioNTech-Impfdosen
vorrangig zur Verfügung, um zu untersuchen,
wie der Impfstoff die Ausbreitung der südafrikanischen Virusvariante
eindämmen kann und wie gut er gegen schwere Verläufe wirkt.
Mich freut es jetzt, dass wir eine europäische Modellregion sind
und dass durch diese Studie Europa sieht,
wie man so ein Mutanten-Gebiet erfolgreich bekämpfen kann.
Testen, Impfen, Contact Tracing: Für Tirol geht es
bei der Virusbekämpfung auch um den Ruf als Urlaubsland.
Nach dem desaströsen Infektionsskandal von Ischgl
und den aktuellen Reiseeinschrän- kungen durch die Virusvarianten
sorgt man sich jetzt um so mehr um das Geschäft
mit den deutschen Sommergästen.
Die Erwartungshaltung ist auch,
dass die Grenzschließungen dann aufgehoben werden.
Da gibt es natürlich schon Kontakte mit Deutschland.
Tirol jetzt ein Vorbild, das sollte heute die Botschaft sein.
In der Tat ist das Impfen gut organisiert.
Gestern kam der empfindliche Impfstoff in Kühlboxen an.
Innerhalb weniger Tage wurden 26 Impfstationen in Turnhallen
und Bürgersälen aufgestellt, eine Logistikleistung,
verbunden mit einer großen Hoffnung in Schwaz.
Ich bin sehr froh darüber, dass diese Bereitschaft da ist
und die Erkenntnis, dass wir über die Impfung am Ende auch
schrittweise Normalität wiederbekommen.
Das wird noch dauern.
Die Impfung wirkt erst dann vollständig,
nachdem auch die zweite Dosis geimpft wurde.
Und die Studie soll erst in sechs Monaten Ergebnisse liefern.
Derweil die deutschen Hausärzte große Zweifel haben,
dass sie beim Impfen bald zum Zug kommen werden.
Die Beschlüsse der gestrigen Gesundheitsminister-Runde
waren da ja doch eher ernüchternd.
Bevorzugt sollen ja erstmal
die staatlichen Impfzentren weiter beliefert werden.
Was dann noch übrig bleibt, geht an die Arztpraxen.
Fragt sich nur, wie viel da übrig bleibt.
Die Europäische Arzneimittel-Agentur
hat heute immerhin die Zulassung eines weiteren Impfstoffs empfohlen,
den des amerikanischen Pharmakonzerns Johnson & Johnson. Nur muss auch der ausreichend produziert und geliefert werden,
sonst ist das auch erstmal nur ein Hoffnungslauf.
Kristina Kayatz berichtet.
Seit September ist hier am Uniklinikum in Rostock
der neue Impfstoff von Johnson & Johnson im Einsatz. Ein Teil der Probanden bekommt ein Placebo, der andere den Wirkstoff.
Untersucht werden Wirksamkeit und Verträglichkeit
und die Daten seien vielversprechend.
Zum Aufbewahren genügt ein Kühlschrank.
Ein Impfstoff, der einfach gelagert werden kann
und nur einmal geimpft werden muss,
ist ein idealer Impfstoff für die Hausärzte.
Und für den niedergelassenen Bereich.
Das wird die Impffreudigkeit noch mal beflügeln.
Weltweit wurden bislang rund 44.000 Menschen mit dem Impfstoff
von Johnson & Johnson geimpft. Schwerwiegende Nebenwirkungen hat man noch nicht beobachtet.
Was die Nebenwirkungen des Johnson- &-Johnson-Impfstoffs betrifft, wissen wir, dass wir hin und wieder Schmerzen und Schwellungen
im Bereich der Einstichstelle haben.
In manchen Fällen kommt es auch zu Fieber, Kopfschmerzen
und Blutdruckabfall wie bei anderen Impfstoffen auch.
Insofern ein gut verträglicher Impfstoff.
Für Unruhe sorgen heute allerdings Nachrichten im Zusammenhang
mit dem Impfstoff von AstraZeneca.
Vereinzelt wurde die Bildung von Blutgerinnseln
bei Geimpften beobachtet.
Island, Norwegen und Dänemark kündigten deshalb an,
die Impfungen vorerst zu unterbrechen.
Es ist v.a. wichtig,
mögliche Risiken des Vakzins sorgfältig zu untersuchen.
Deshalb halte ich es für richtig, die Impfungen auszusetzen,
bis wir genügend medizinische Daten haben.
Experten weisen darauf hin, dass bei mehr als 30 Mio. Dosen
von AstraZeneca weltweit und sehr wenigen Erkrankungen von Geimpften,
keineswegs sicher sei, ob es einen ursächlichen Zusammenhang gibt.
Im Kampf gegen das Virus wollen die deutschen Behörden
an AstraZeneca festhalten.
Ein Verzicht wäre ein schwerer Rückschlag für die Impfpläne.
Um so größer dürfte die Erleichterung sein,
dass die Europäische Arzneimittel-Agentur
heute für Johnson & Johnson grünes Licht gab. Und der Impfstoff schon bald in die EU geliefert werden soll.
Wir haben immer zugesagt, im 2. Quartal zu liefern.
Wir werden in der zweiten Aprilhälfte damit beginnen.
Und am Ende des Jahres werden wir 200 Mio. Dosen liefern,
das ist komplett geplant und organisiert.
Dass nur eine einzige Spritze ausreicht,
ist ein weiterer Vorteil des neuen Vakzins.
Johnson & Johnson erscheint heute als ein neuer Hoffnungsschimmer im Kampf gegen das tückische Virus und seine Mutanten.
Und mittendrin in der ganzen Corona-Depression
wird am Sonntag auch noch gewählt, in gleich zwei Bundesländern:
Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz.
In Baden-Württemberg regiert derzeit ja Grün-Schwarz,
mit Ministerpräsident Winfried Kretschmann.
In Rheinland-Pfalz regiert Malu Dreyer von der SPD
zusammen mit Grünen und FDP.
Die "Forschungsgruppe Wahlen" hat in den letzten Tagen
mit Umfragen in den beiden Ländern
nochmal ein ganz aktuelles "Politbarometer Extra" erstellt.
Matthias Fornoff hat uns das mitgebracht,
quasi druckfrisch auf den Tisch.
Wie sehen die neuesten Zahlen aus?
Die letzten Umfragezahlen sind das vor den Wahlen
und wir schauen erstmal auf Baden-Württemberg.
Wenn schon heute Landtagswahl wäre,
kämen die Grünen auf 34 %, -1 im Vergleich zur Vorwoche.
CDU 24 %, AfD 11 %, SPD 10 %.
FDP 11 %, +1, Linke 3 %.
Mehrheiten hätten demnach Grün-Schwarz
und auch die grüne Ampel mit SPD und FDP.
Unsere Projektionen sind übrigens keine Prognosen
über den tatsächlichen Wahlausgang,
sondern Momentaufnahmen aus dieser Woche.
Wir haben gefragt: Wer soll im Ländle künftig Ministerpräsident sein?
Da sehen wir ein sehr klares Bild: 70 % wollen,
dass Winfried Kretschmann Ministerpräsident bleibt.
Susanne Eisenmann chancenlos bei 13 %.
Schauen wir auf die Zahlen für Rheinland-Pfalz.
Wenn schon heute Landtagswahl wäre, käme die SPD auf 33 %.
CDU 29 %, AfD 9 %, FDP 6,5 %,
Grüne 10 %, Linke 3 % und die Freien Wähler 5 %.
Die rote Ampel hätte wieder eine Mehrheit, Rot-Schwarz aber auch.
Wen wünscht man sich als Regierungschef oder -chefin?
Die Amtsinhaberin Malu Dreyer deutlich vorn mit 58 %.
Christian Baldauf hätten 28 % lieber als Regierungschef.
Beide Regierungschefs also sind offenbar Zugpferde
für ihre jeweilige Partei.
In beiden Ländern tun sich die Herausforderer von der CDU
also sichtlich schwer gegen die Amtierenden.
Und noch eines haben Herr Baldauf und Frau Eisenmann gemeinsam:
Wenn sie überhaupt Aussicht auf Regieren haben wollen,
müssen sie die Grünen im Auge haben.
Bobby Cherian hat sich die Konstellationen
in den beiden Bundesländern einmal näher angesehen.
Es ist, so viel steht fest, kein leichter Wahlkampf
für CDU-Spitzenkandidat Christian Baldauf.
In den Umfragen liegt die Union in Rheinland-Pfalz
zurzeit hinter der SPD, dazu die Maskenaffäre im Bund.
Baldauf gibt sich dennoch kämpferisch,
wie bei diesem Termin mit der Jungen Union.
Sein Ziel weiterhin:
Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz zu werden.
Und dann wird am Wahlabend geschaut,
mit welchen Konstellationen das überhaupt gehen kann.
Das wird ja vom Wählerwillen abhängen,
das kann ich vorher glücklicherweise nicht selbst bestimmen.
Da lassen wir uns überraschen.
Und dann werden Sondierungsgespräche in die Richtungen geführt,
bei denen es die größten Schnittmengen gibt.
Im Mainzer Landtag gibt es zurzeit fünf Parteien,
alle mit guten Chancen, wieder ins Parlament einzuziehen.
Mit der AfD will die CDU nicht zusammenarbeiten,
eine Große Koalition gilt als unwahrscheinlich.
Die FDP zwischenzeitlich Wackelkandidatin.
Die Grünen vermutlich mit starken Zugewinnen.
Die Grünen sind in Rheinland-Pfalz Ministerpräsidenten-Macher.
Wer regieren will, braucht die Grünen an seiner Seite,
ganz offensichtlich.
Das gilt eben auch für die CDU.
Insofern ist die Frage, ob hier ausreichend belastbare Brücken
gebaut worden sind, die man jetzt betreten könnte.
Von Brückenbau war zwischen CDU-Mann Baldauf
und der grünen Spitzenkandidatin Anne Spiegel bisher wenig zu sehen.
Kategorie "kalte Schulter", vonseiten der Grünen.
In Baden-Württemberg gibt es bereits eine Koalition der zwei Parteien,
allerdings Grün-Schwarz.
Dieses Kräfteverhältnis
würde die CDU-Spitzenkandidatin Eisenmann gerne umdrehen.
Wir haben viel erreicht, wir haben aber auch deutlich gemacht,
wo die inhaltlichen Unterschiede sind.
Wir haben inhaltlich darüber gestritten,
wie es sich in einer Demokratie gehört.
Deshalb ist die Bilanz mit Sicherheit gut.
Aber jetzt geht's am Sonntag darum, stärkste Kraft zu werden,
um andere Ansätze und andere Gestaltungen umsetzen zu können.
Baldauf in Rheinland-Pfalz holte sich im Wahlkampf
mehrfach Unterstützung durch die Bundes-CDU.
Eine schwarz-grüne Koalition in Mainz
wäre ein wichtiges Signal für die Partei vor der Bundestagswahl,
doch die Hürden sind hoch.
Unter Pandemiebedingungen sind Prognosen
nur vorsichtig zu formulieren.
Aber nach jetzigem Stand scheint es eher unwahrscheinlich,
dass es zu Ministerpräsidenten- wechseln kommt,
bei denen an der Spitze in Mainz und in Stuttgart
gleichermaßen CDU-Ministerpräsidenten stehen.
Links die rheinland-pfälzische Staatskanzlei, rechts der Landtag.
Wer hat hier künftig das Sagen, wer die Mehrheit?
Der Sonntag wird es zeigen.
Der Sonntag wird auch zeigen,
ob sich das Corona-Thema auf Wahlentscheidungen auswirkt.
In Rheinland-Pfalz sammeln die Freien Wähler Stimmen
mit Kritik an schleppenden Corona-Hilfen
und der Forderung, die Gastronomie zu öffnen.
Baden-Württemberg wiederum
gilt als Hochburg der sog. Querdenker-Bewegung.
Aber auch unter Wählern,
die weder Corona gänzlich leugnen noch radikalem Gedankengut anhängen,
ist das Frustpotential im Südwesten groß.
Eindrücke von unserer Landeskorrespondentin Eva Schiller.
Es gibt eine große Unbekannte im Wahlkampf–Endspurt.
Und das ist die Frage:
Wofür oder wogegen sich der Corona-Frust der Menschen richtet?
Ich hoffe, der Scheißvirus ist bald vorbei.
Wir sind unterwegs im Landkreis Schwäbisch Gmünd.
Hier kämpfen Grüne und CDU ums Direktmandat,
gegen Kretschmanns Beliebtheit ist selbst in konservativen Hochburgen
schwer anzukommen.
Mit Themen hat das wenig zu tun, es geht nur um eines:
Ich habe meine Haare schneiden lassen - heimlich.
So ein bisschen Normalität wäre ganz nett.
In Umfragen ist bislang wenig zu spüren von dieser Corona-Müdigkeit.
Aber da ist Unsicherheit, ob das so bleibt.
Ob es Tendenzen in die eine oder andere Richtung gibt,
speziell wegen Corona, den Querdenkern, den Corona-Beschlüssen,
das vermag ich nicht zu sagen.
Ich hoffe nicht, dass es ins undemokratische Lager abdriftet.
Am Wahlstand geht es diesmal auch um Wirklichkeiten.
Aus Frust wird nicht selten Protest,
der dann in Verschwörungstheorien gipfeln kann, auch im grünen Milieu.
Das, was ich höre, ist tatsächlich immer das Thema:
Bill Gates will uns chippen.
Wie gehen Sie damit um?
Ich sage ganz klar, ich sehe das anders, was den Chip angeht.
Und frage: Wie kommen Sie darauf?
Und dann kommen noch weitere Verschwörungstheorien.
Die Region Schwäbisch Gmünd:
Heimat besonders hartleibiger Corona-Leugner.
Während der Protest vielerorts abgeebbt ist,
finden hier jeden Abend Demos statt.
Die AfD versucht, diese Anti-Stimmung noch zu verstärken.
Der Lockdown hat gar nichts gebracht,
außer euch in die Schuldenfalle getrieben.
Das finde ich unverantwortlich.
Die interessieren sich doch einen Dreck für mich.
Die Gastronomie, das ist denen egal.
Jeder, der was ändern will und die Corona-Maßnahmen kritisch sieht,
der wird AfD wählen oder sehr viele davon.
Aber geht es nach dem Organisator der Corona-Demos,
dann profitiert nicht die AfD, sondern er.
Der Gastronom ist mittlerweile selbst Landtagskandidat,
für eine von mehreren Corona-Protestparteien.
Die AfD will er keinesfalls stärken.
Die sind erst spät aufgesprungen und auch nur so halbherzig.
Von daher ist es für mich völlig unglaubwürdig, was die AfD macht,
das ist keine echte Alternative.
Das Querdenker-Lager ist zersplittert,
die Zahl der Demonstranten kleiner geworden.
Der Frust ist da - so viel ist sicher.
Aber ob er sich an der Wahlurne entlädt,
am Sonntag für Überraschungen sorgt: schwer vorherzusagen.
"Schwer vorherzusagen" -
was sagen denn die Wahlforscher zum Thema Corona und Wahlen?
Genau das ist schwer vorherzusagen,
es gibt zu viele Unwägbarkeiten.
Unsere Forschungsgruppe Wahlen rechnet mit stärkeren Abweichungen,
als wir das sonst sehen.
Schon jetzt ist zu beobachten,
dass die Briefwahl geradezu explodiert.
In Baden-Württemberg könnten es bis zu 50 % werden.
Früher lag sie dort bei 20 %.
Das ist auch nachvollziehbar.
Die Auszählungen werden wegen Corona auch länger dauern.
Wir könnten auch erst zum heute journal
belastbare Zahlen haben.
Zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt kam für die Union dann ja auch noch
das Debakel mit den gewinn- orientierten Maskenvermittlern
in ihren Reihen.
Wirkt sich dieser Skandal aus?
Man könnte das vermuten,
aber es gibt Faktoren, die dagegensprechen.
Es ist nicht entscheidend, was im Bund passiert.
Landesthemen sind wichtiger.
Viele haben schon früh per Briefwahl gewählt.
Die CDU hat in den letzten Umfragen ein niedriges Niveau erreicht
in beiden Ländern.
Wir erwarten also geringere Auswirkungen.
Heute hat dann noch ein weiterer CDU- Abgeordneter seinen Hut genommen.
Damit beginnen jetzt die Nachrichten, von Heinz Wolf.
Es ist der Thüringer CDU- Bundestagsabgeordnete Mark Hauptmann.
Er legt sein Mandat nieder, nach Lobbyismus-Vorwürfen im Zusammenhang
mit Kontakten nach Aserbaidschan, die Hauptmann bestreitet.
Am Abend berichtete die ARD zudem von Recherchen, die belegten,
dass Hauptmann Masken-Geschäfte vermittelt haben soll,
die Fragen aufwerfen würden.
Der chinesische Volkskongress hat zum Abschluss seiner Tagung
einen Fünf-Jahres-Plan verabschiedet, mit dem die Volksrepublik
wirtschaftlich und technologisch unabhängiger werden will.
Außerdem wurde für Hongkong eine Wahlreform beschlossen.
Die solle sicherstellen,
dass die Sonderverwaltungsregion von Patrioten regiert werde.
Wie schon nach der Einführung des umstrittenen Sicherheitsgesetzes
in Hongkong im vergangenen Juli,
kam aus Europa und den USA deutliche Kritik am Vorgehen Chinas.
Im Streit um den sog. Rechtsstaatsmechanismus der EU
klagen Ungarn und Polen jetzt vor dem Europäischen Gerichtshof.
Damit wollen die beiden Länder mögliche Sanktionen verhindern.
Der Mechanismus sieht vor, dass Zahlungen der EU
an Mitgliedsstaaten gekürzt werden dürfen.
Etwa wenn sie die Unabhängigkeit der Justiz einschränken.
Eine Entscheidung des Gerichts wird erst im nächsten Jahr erwartet.
US-Präsident Biden hat vom Parlament gestern grünes Licht
für sein Corona-Hilfspaket von 1,9 Billionen Dollar bekommen.
Heute setzte er es mit seiner Unterschrift in Kraft.
Die Maßnahmen sollen die von der Pandemie getroffene Wirtschaft
ankurbeln und Millionen neuer Jobs schaffen.
Der UN-Sicherheitsrat hat die Gewalt in Myanmar scharf verurteilt
und das Militär zur "äußersten Zurückhaltung" aufgefordert.
In mehreren Städten Myanmars
kam es heute wieder zu Protesten und zum Einsatz von Gewalt.
Allein in der Stadt Myaing
sollen Sicherheitskräfte heute sechs Demonstranten getötet haben.
Augenzeugen berichten von gezielten Schüssen auf Demonstranten,
sagt Amnesty International.
Seit Beginn der Proteste wurden bereits mehr als 70 Menschen getötet.
Tausende wurden verhaftet.
Auf den Tag zehn Jahre ist es her, dass in Fukushima
das Schreckensszenario eines atomaren Unfalls erneut real wurde.
Und so sieht es an der Ruine des Kernkraftwerks heute aus:
ein dicht gedrängtes Wassertanklager.
Sie stehen für ein bis heute ungelöstes Problem:
Denn seit dem Tsunami und den nachfolgenden Explosionen
im Reaktorgebäude müssen die Reaktoren mit Wasser gekühlt werden.
Auch Regen und Grundwasser dringt ein und wird dabei kontaminiert.
Mittlerweile haben sich dort über 1.000 Tanks angesammelt,
die das zwar gefilterte,
aber doch weiterhin verunreinigte Wasser speichern.
Wie gigantisch die Tanks sind, sieht man hier im Originalmaßstab.
Jeder einzelne ist zwölf Meter hoch.
Aber es kommen auch jeden Tag bis zu 180.000 Liter dazu.
Das füllt sich schnell.
Und so läuft jede Woche ein weiterer Megabehälter voll.
Das Wasserproblem ist aber nur eine von vielen wichtigen Fragen,
auf die es in Japan immer noch keine befriedigende Antwort gibt.
Stefanie Schoeneborn hat mit Menschen gesprochen,
die das unmittelbar betrifft.
Es war eine der größten Katastrophen in der Geschichte Japans:
Mehr als 18.500 Menschen sterben - nach dem Seebeben folgt der Tsunami,
der erreicht das Atomkraftwerk Fukushima Daiichi.
In den Reaktorblöcken kommt es zur Explosion.
Der Super-GAU verseucht das Land und die Menschen.
Ich erinnere mich sehr genau an diese Katastrophe.
Das Allerschlimmste war, als die Reaktorgebäude explodierten.
Von einem Moment zum anderen war unser Leben,
wie wir es kannten, vorbei.
Ich hatte Angst, dass wir hier niemals mehr leben können.
Es hat sich angefühlt wie das Ende.
No-Go-Areas, 30 km rund um das Atomkraftwerk
ist die Zeit stehen geblieben, stumme Zeugen der Katastrophe.
Im März 2011 verließen tausende Familien überstürzt ihre Häuser,
ihre Heimat.
Zum ersten Mal seit 2011 kehren sie zurück.
Takashi Nakajima und Miyuki Abe zeigen uns diesen Ort,
in dem so viele Freunde von ihnen einst lebten.
Sehen Sie sich das an, all diese Häuser.
Aber niemand kann hier leben, eine Stadt ohne Menschenleben.
So sieht es nach zehn Jahren aus, das ist schrecklich.
Fukushima Daiichi gilt nach wie vor als Katastrophengebiet.
Mindestens 900 Tonnen geschmolzener Brennstoff, hochradioaktive Trümmer
müssen noch geborgen werden.
Und die Behälter mit radioaktivem Wasser wirken wie ein Mahnmal.
Und der Platz wird eng.
Mehr als 1,2 Mio. Tonnen müssen entsorgt werden.
Die japanische Regierung hat entschieden,
dass es nach und nach ins Meer geleitet werden soll.
Das sehen viele kritisch.
Es gibt viele Gegenstimmen in der Region,
v.a. bei den Fischereiverbänden,
die ihre Umwelt nicht noch weiter verseucht sehen wollen.
Auch die südkoreanische Regierung, aber auch die Regierung in Peking
haben starke Bedenken wegen der Gefahr für ihre Umwelt.
Heute vor zehn Jahren um 14.46 Uhr bebte die Erde in Japan.
Eine Schweigeminute im ganzen Land im Gedenken an die Opfer.
Im heute journal update gibt es dazu nachher noch ein Gespräch
mit dem Strahlenschutz-Experten Wolfram König.
Und jetzt nochmal Heinz mit dem Blick auf die Finanzmärkte.
Die Europäische Zentralbank und deren Präsidentin Christine Lagarde
haben sich heute wieder mit der Zinspolitik
und mit der Entwicklung der Inflation befasst.
Der Leitzins bleibt bei 0 %, wie sieht es
bei anderen Instrumenten der EZB aus, Sina Mainitz?
Ein anderes Instrument sind die massiven Anleihenkäufe,
die die Europäische Zentralbank künftig deutlich beschleunigen will.
Damit gibt sie den einzelnen Regierungen Europas mehr Freiheiten,
ihre immensen Corona-Rettungspakete günstig zu finanzieren.
Die jeweiligen Länder Europas sollen somit besser durch die Krise kommen.
Doch das viele, billige Geld hat seinen Preis
und das ist v.a. eine steigende Inflation.
Momentan liegt sie bei 1,5 %.
EZB-Chefin Christine Lagarde bleibt gelassen.
Gründe hierfür sind:
eine schwächere Nachfrage aufgrund der Pandemie,
die geringere Auslastung der Wirtschaft
und der schwache Lohndruck aufgrund der Krise.
Die EZB bleibt im Krisenmodus.
Seit fünf Jahren sind die Zinsen auf dem Nullpunkt und kein Ende in Sicht.
Das viele, billige Geld ermöglicht Unternehmern,
günstig an Kredite zu kommen und fließt außerdem weiterhin ungebremst
in die Aktienmärkte.
Die Rekordjagd an den Börsen ging auch heute weiter.
Der DAX erklimmt ein neues Allzeithoch.
Er legt 0,2 % zu und endet bei 14.569 Punkten.
Durch ihre Anleihen-Aufkaufprogramme
steht die EZB immer wieder in der Kritik.
Sie muss sich den Vorwurf
der illegalen Staatenfinanzierung gefallen lassen.
Heute wurde bekannt, dass eine weitere Verfassungsbeschwerde
gegen sie in Karlsruhe eingereicht wurde.
Bundestrainer Joachim Löw hat sich heute
zu seinem angekündigten Rückzug nach der EM geäußert.
Wer ihm auf dem Posten nachfolgen soll,
ließ der DFB bei der Pressekonferenz offen.
Den Ausstieg bereits vor der Europameisterschaft
bekannt zu geben, begründet Joachim Löw so:
Ich wollte es vor den Länderspielen machen,
damit wir uns da auf die Länderspiele konzentrieren können.
Und auch, dass der Verein in Ruhe eben auch die Zeit nutzt
und sich Gedanken macht, was ist die richtige Lösung für danach.
Jetzt aber komme allein die Zeit
der sportlichen Konzentration auf die EM.
Auch wenn bereits viel über die Nachfolge spekuliert werde.
Ich werde in der nächsten Zeit auch keine Kandidaten kommentieren
oder Zwischenstandsmeldungen geben.
Das wäre verkehrt, dafür haben wir genug Experten in Deutschland.
Egal, wie die EM ausgehen wird,
Joachim Löw wird als Weltmeister- Trainer in Erinnerung bleiben.
Vom Deutschen Wetterdienst gibt es auch heute Abend Unwetterwarnungen:
aktuell für Teile von Sachsen-Anhalt
in Lagen über 1.000 Meter vor Orkanböen
und für Teile von Baden-Württemberg ebenfalls in Lagen über 1.000 Metern
vor orkanartigen Böen und Orkanböen.
Schon der ganze Tag heute war in weiten Teilen Deutschlands stürmisch.
Mit orkanartigen Böen von bis zu 110 km/h traf Tief "Klaus"
wie hier in Schleswig-Holstein auf Land.
Andernorts prasselten Hagelkörner vom Himmel.
Der Fahrer dieses Busses bei Osnabrück
kam mit dem Schrecken davon.
Als er gerade eine Pause einlegte, krachte ein Baum aufs Dach.
Mehr zu den Aussichten gleich im Wetterbericht.
Das war's von uns.
Bei Maybrit Illner geht's gleich weiter mit der provokanten Frage:
"Priorisieren statt Improvisieren - warum scheitern die Deutschen?"
Um 0.30 Uhr gibt es dann unser heute journal update mit Wulf Schmiese.
Und wir melden uns morgen wieder, auf Wiedersehen.
Sturmtief "Klaus" hat inzwischen die Ostsee erreicht.
Morgen beruhigt sich das Wetter erstmal,
aber schon abends kommt ein neues Tief
von der Nordseeküste herangerauscht.
Interessant ist aber jetzt v.a. der Wind.
Der wird morgen erstmal weniger werden,
aber über Irland braut sich schon der nächste Sturm zusammen.
Das ist das Sturmtief "Louis" und wird uns am Samstag beschäftigen.
Heute Nacht bleibt es erstmal stürmisch,
an der Ostsee und auch im Schwarzwald.
Etliche Schauer ziehen über uns hinweg
und in den Mittelgebirgen ist auch Schnee dabei.
Auch Gewitter können sich wieder entwickeln und es wird nochmal windig
Morgen Vormittag sind die Schauer erstmal aus Deutschland abgezogen.
Es wird also ein freundlicher Freitagvormittag.
Nachmittags kommt dann dieses kleine Tief heran,
bringt wieder Regen im Nordwesten und einzelne Gewitter.
Dieses Tief wird in der Nacht zum Samstag Richtung Osten abziehen
und dann kommt der nächste Sturm "Louis",
er bringt wieder viel Regen und Wind mit, v.a. im Nordwesten.
Danach wird es deutlich kälter, der Wind dreht auf nördliche Richtungen.