tagesthemen 04.12.2021, 23:15 Uhr - 2G und 2G-Plus: Die verschärften Corona-Regeln im Praxistest, Proteste gegen Corona
Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit den tagesthemen.
Diese Sendung wurde vom NDR live untertitelt (04.12.2021)
Guten Abend am Ende einer Woche, in der sich die Lage zugespitzt hat:
Auf den Intensivstationen, in den Berichten des RKI
und da, wo sich Widerstand formiert gegen alle Corona-Regeln.
Das Gegenteil also von Adventsstimmung.
Auch weil 2G nun in immer mehr Regionen
die Bewegungsfreiheit der Ungeimpften einschränkt.
Nicht nur auf den Weihnachtsmärkten und in den Geschäften -
auch im Privatleben.
Seit heute gelten strengere Regeln in NRW, Hamburg,
Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein.
Peter Kleffmann und Lisa Eißfeldt.
Das Personal für die Kontrolle des Impfstatus
musste extra eingestellt werden.
Alles ist besser, als zu schließen, so Christine Bruhn.
In der Weihnachtszeit macht ihr Schreibwarenhandel
den Großteil seines Jahresumsatzes.
Wir sind froh, dass es keinen Lockdown gibt.
Bitter ist, dass das ein Druckmittel für Ungeimpfte ist.
Das erschüttert mich, dass es so viele Ungeimpfte gibt.
Es ist kompliziert:
Bei Bruhns gilt 2G, Schreibwaren gehören nicht zum täglichen Bedarf.
Bücher schon - daher darf jeder in den Buchladen.
In Hamburg heute trotz 2G fast gelöste Einkaufsstimmung.
Volle Straßen, kurze Schlangen mit geringer Wartezeit.
Das ist lästig, aber ich bin damit einverstanden.
Ich sehe den Zweck ein.
Meine Geduld reicht für die zwei, drei Läden.
Lieber so, als wenn alles zu wäre.
Besser wie in Österreich.
Lange Schlangen gab es nur vor Testzentren.
Termine kriegt man schwer.
Um an Hamburgs Partyleben teilzunehmen
gilt seit Mitternacht 2G-Plus.
Die Tests könnten sogar von den Gästen selbst
vor dem Eingang zur Disko gemacht werden.
Das wusste heute Nacht nur kaum einer.
Ein Betreiber hat spontan ein eigenes Testzentrum eröffnet.
Für die Gastronomen eine Gratwanderung.
Schließen sie uns, kriegen wir die Förderung.
So wissen wir nicht, ob wir überleben.
Wir kämpfen weiter, wollen nicht schließen.
Wir wollen das Personal behalten,
können es so aber nicht beschäftigen.
Den Kneipenbetreibern geht es wie der Unterhaltungsbranche -
Personal, das einmal weg ist, lässt sich nur schwer ersetzen.
Auch nach Mitternacht blieben die Tanzflächen leerer
als vor der Verschärfung der Zutrittsregeln.
In Hamburg demonstrierten heute einige Tausend Menschen,
die mit dem Krisenmanagement der Politik nicht einverstanden sind.
5000 sollen es hier gewesen sein.
Proteste gab's unter anderem in Potsdam, Trier und Frankfurt.
Unsere Verfassung lässt das grundsätzlich zu.
Die Radikalsten testen aber längst die Grenzen der Meinungsfreiheit.
Auf besonders irritierende Weise gestern Abend in Sachsen,
dem Bundesland mit der niedrigsten Impfquote.
Manche wollen dort nicht nur ihre Ansichten zur Corona-Politik äußern,
sondern auch Angst und Schrecken verbreiten.
Daniel Schrödel und Friederike Rohmann mit Bildern von heute.
Freiberg in Sachsen.
Wieder versammeln sich etwa 60 Menschen,
um gegen die Corona-Politik der Landesregierung zu protestieren.
Die Mehrheit ohne Maske, ohne Abstand.
Wegen Missachtung der Corona-Regeln sind diese Versammlungen illegal.
Dennoch finden sie immer wieder statt.
Gestern Abend gehen die Proteste einen Schritt weiter.
Etwa 30 Personen versammeln sich in Grimma
mit Fackeln und Trommeln vor dem privaten Wohnhaus von Petra Köpping:
Sachsens Sozialministerin.
Sie ist mit für die Corona-Maßnahmen zuständig.
Verbreitet wird das Video über den Twitter-Kanal
der rechtsextremen Kleinstpartei "Freie Sachsen".
Köpping reagiert auf Instagram so:
Auch Sachsens Justizministerin sieht eine Grenze überschritten.
Das ist ein Tabubruch.
Einschüchterung ist kein Mittel der demokratischen Debatte.
Petra Köpping hat meine volle Solidarität.
Der Bundesinnenminister zeigt sich ebenso schockiert.
In Sachsen dürfen momentan nur zehn Menschen an Kundgebungen teilnehmen.
Immer wieder sind es deutlich mehr, wie etwa am vergangenen Montag -
auch in Freiberg.
Hunderte Menschen schlossen sich einem Protestzug an.
Immer wieder werden diese Aufzüge nicht von der Polizei aufgehalten.
Die Signalwirkung für die Gesellschaft sei fatal,
so Protestforscher.
Dadurch verbreitet sich das Gefühl,
dass die politischen Verhältnisse nicht mehr stabil sind.
Lokal - nicht mit Blick auf die Bundesrepublik.
Diese laute Minderheit ist sehr selbstbewusst.
Die besorgte Mehrheit, die eher ungehört bleibt,
wird dadurch entmutigt.
Die Kritik am zurückhaltenden Polizeieinsatz bei Protesten
gegen die Corona-Maßnahmen nimmt zu.
Das Sächsische Innenministerium und die Polizei
bewerten ihr Handeln bislang als konsequent und verhältnismäßig.
Dennoch hätten sie Entwicklungen im Blick.
Wir werden die Gangart und Angemessenheit
auch in Zukunft beachten.
Wir merken, dass sich Radikale und Rechtsextremisten
an die Spitze dieser Versammlungen setzen.
Wir werden robuster damit umgehen.
Im Falle des Aufmarsches vor dem Haus von Petra Köpping
ermittelt nun der Staatsschutz.
Daumen hoch für Olaf Scholz:
Am Ende des SPD-Parteitages
steht ein strahlender, designierter Bundeskanzler.
Von knapp 99 % der Delegierten
gab's heute einen Daumen hoch für den Koalitionsvertrag.
Jetzt muss morgen nur noch die FDP zustimmen
und bis Montag die Grünen, dann steht die Ampel.
Nicole Kohnert.
Wir strahlen hinter den Masken.
Ich bin stolz darauf, was wir dort verhandelt haben.
Mit der Ampel schreiben wir Geschichte.
Zufriedene Sozialdemokraten mit großen Ambitionen.
Dem Koalitionsvertrag haben sie zugestimmt
und wollen jetzt Olaf Scholz als Kanzler.
Der möchte:
Mehr Fortschritt wagen.
Der kommt nicht von allein.
Diese Vorstellung, dass man den literarisch, wissenschaftlich
journalistisch beschreiben kann und der ereignet sich so vor uns:
Die ist falsch.
Zukunft wird gemacht.
Wie sie gemacht werden soll, steht im Koalitionsvertrag.
Die Handschrift der SPD sei klar zu erkennen.
Was wir auf unsere Plakate geschrieben haben,
findet sich im Wahlprogramm wieder,
Und auch im Koalitionsvertrag.
Ein beschwingter Scholz.
Das Wahlversprechen der SPD schlechthin hat er durchgesetzt:
12 Euro Mindestlohn für Beschäftigte.
Und Wohnraum soll bezahlbar werden.
Dafür bekommt die SPD ein Bauministerium.
Mitverhandelt hat das der Parteilinke Kevin Kühnert.
Wir hätten uns mehr noch beim Thema Schutz der Mieter vorstellen können.
Da gibt es Verbesserungen.
Mietsteigerungen werden weiter eingedämmt,
Mietpreisbremse wird verlängert.
Aber wir wollten noch deutlich mehr Lücken zumachen.
Weniger Kompromisse musste die SPD beim Thema Rente eingehen.
Wir werden keine Rentenkürzungen zulassen.
Wir werden einen Bundeszuschuss an die Rentenkasse erhöhen,
weil es gesellschaftspolitisch richtig ist.
Das Geld der Rentenversicherung werden wir intelligenter anlegen.
Hartz IV, lange Zeit das Schreckgespenst der SPD,
heißt jetzt Bürgergeld.
Es steht im Raum, einen Heizkostenzuschuss zu geben,
wegen den gestiegenen Energiepreisen.
Die Energiepreise dürfen den Bürgern mit kleinen Einkommen
nicht um die Ohren fliegen.
Bleibt die Frage: Wer bekommt einen SPD-Ministerposten?
Es ist nicht so, dass die fertige Liste
hier irgendwo liegt und wir sie nicht rausholen.
Sondern Olaf Scholz führe noch Gespräche.
Am Montag sollen die Namen feststehen.
Kommen wir zur Außenpolitik
und der angespannten Lage im Ukraine-Konflikt.
Da bewegt sich was auf diplomatischer Ebene.
Die Nachrichten mit Thorsten Schröder.
Russlands Staatschef Putin und US-Präsident Biden
planen für Dienstag einen Video-Gipfel.
Wie lange das Gespräch dauern werde,
würden Biden und Putin selbst entscheiden.
Das Weiße Haus bestätigte am Abend,
dass es ein virtuelles Treffen geben werde.
Die Spannungen hatten sich verschärft
durch einen Aufmarsch russischer Truppen an der ukrainischen Grenze.
Die CDU hat erstmals in ihrer Geschichte
eine Basisbefragung zum Parteivorsitz gestartet.
Bis zum 16. Dezember können die 400.000 Mitglieder abstimmen,
wer die CDU führen soll.
Kandidaten sind der scheidende Kanzleramtsminister Braun,
der Ex-Unionsfraktionschef Merz sowie der Außenpolitiker Röttgen.
Offiziell gewählt werden soll der Laschet-Nachfolger
auf einem digitalen Parteitag Ende Januar.
Thomas Weikert ist neuer Präsident
des Deutschen Olympischen Sportbundes.
Der ehemalige Tischtennis-Weltverbandschef
wurde in Weimar mit großer Mehrheit gewählt.
Weikert löst Alfons Hörmann ab.
Wegen Kritik an seinem Führungsstil hatte dieser nicht mehr kandidiert.
Der Comedian Mirco Nontschew ist im Alter von 52 Jahren gestorben.
Die Todesursache ist bislang unklar.
Nontschew wurde in den 90ern bekannt
durch seine Rollen in RTL Samstag Nacht.
Zuletzt war er in der Comedyshow LOL: Last One Laughing zu sehen.
Danach ist es nicht so einfach, zum Fußball zu kommen.
In der Bundesliga haben die Bayern heute Abend
das Spitzenspiel in Dortmund gewonnen - mit 3:2.
Treffsicherer als diese beiden zusammen
hat sich die dritte Kraft der Liga präsentiert, Andreas Käckell.
Als wollten die Leverkusener am Tag des deutschen Clasicos klarmachen:
Hey, wir sind auch noch da!
Mit einer beeindruckenden 7:1-Packung hat der Tabellendritte
die bemitleidenswerten Fürther zurück ins Frankenland geschickt.
Die zwölfte Pleite in Folge für den Aufsteiger,
der einem Leverkusener mehr oder weniger hilflos ausgeliefert war.
Das ist stark:
Patrick Schick schießt vier Tore in nur 27 Minuten.
Das gab es in Leverkusen zuvor nicht.
Das hat richtig Spaß gemacht, vor allem in der zweiten Hälfte.
Vor der Pause hatte ich keinen Torschuss.
Ich hab das Spiel genossen.
Das Festival der Leverkusener Tore beginnt schon im ersten Durchgang.
Erst trifft Adli in der 11. Minute, dann Tapsoba in der 17.
Früh sieht es nach einem Heimerfolg für Bayer aus.
Dann erzielt Dudziak den Anschlusstreffer für Fürth.
Die leise Hoffnung der erfolglosen Kleeblätter
wird kurz vor der Pause zerstört.
Hincapie zum 3:1.
Dann beginnt die Halbzeit des Patrick Schick.
49. Minute: 4:1. 20 Minuten später wird er erneut über links in Szene gesetzt - 5:1.
Beim 6:1 beweist Schick seinen Torriecher - 74. Minute.
Das 7:1 zwei Minuten später ist der krönende Schlusspunkt
eines torreichen Nachmittags.
Hinter Leverkusen hat sich heimlich, still und leise ein Klub geschoben,
den so weit vorne keiner auf dem Zettel hatte:
Die TSG Hoffenheim, 3:2-Sieger gegen Frankfurt,
ging zum dritten Mal in Folge als Gewinner vom Platz.
Die Mannschaft von Sebastian Hoeneß hat bewiesen, dass sie auch Spiele
gegen einen mindestens ebenbürtigen Gegner für sich entscheiden kann.
9 Punkte aus den letzten drei Spielen:
Hoeneß und seine Hoffenheimer schnuppern an Europa.
Das Heimspiel gegen Frankfurt begann nicht gut.
Die Hessen gingen nach 15 Minuten in Führung.
Der Torschütze: Borre.
Dann der erste gefährliche Angriff von Hoffenheim.
Der Ausgleich - Geiger aus 20 Metern.
Auf der Wolke, wo wir schweben, wollen wir weitermachen.
Mit jedem Sieg wird das Selbstvertrauen größer.
Nach einer halben Stunde die Führung für die TSG.
Bebou und Rutter drehen das Spiel noch vor der Pause.
Nach einer halben Stunde der dritte Hoffenheimer Treffer.
Samassekou mit dem 3:1 - der Ball noch abgefälscht.
Die Eintracht kam noch mal.
Die 72. Minute - Paciencia mit dem 3:2.
TSG Hoffenheim gewinnt das fünfte Heimspiel in Folge.
Sebastian Hoeneß und sein Team haben einen Lauf
und sind plötzlich oben mit dabei.
Die weiteren Ergebnisse:
Die deutschen Tennis-Herren legten eine traumhafte Reise hin -
bis ins Halbfinale des Davis Cups.
Da war heute Endstation.
In Madrid verlor das Team von Kapitän Michael Kohlmann
1:2 gegen die favorisierten Russen.
Deutschlands Finalhoffnungen kriegen schnell einen Dämpfer.
Koepfer hat im Einzel gegen Rublev keine Chance.
Nach 50 Minuten muss sich Koepfer gegen die Nr. 5 in der Welt
mit 4:6 und 0:6 geschlagen geben.
Deutschland unter Zugzwang.
Struff spielt phasenweise herausragend.
Kann seinen Gegner Medwedew beeindrucken.
Der erste Satz geht mit 6:4 an den Russen.
Struff gibt sich nicht geschlagen
und hält das Spiel den Weltranglistenzweiten lange offen.
Am Ende dominiert die Stärke des Russen.
Struff verliert 4:6 und 4:6.
Der Sieg im Doppel ändert nichts mehr.
Deutschland unterliegt Team Russland.
Das trifft im Finale auf Kroatien.
Deutschland kann nach Jahren der Abstinenz vom Davis Cup Halbfinale
zufrieden sein.
Noch lange nicht im Halbfinale, dafür vorzeitig in der Hauptrunde
stehen die deutschen Handball-Frauen bei der WM in Spanien.
Das Team von Bundestrainer Henk Groener
gewann das zweite Vorrundenspiel klar gegen die Slowakei.
Große Freude
nach einem überzeugenden Auftritt der deutschen Handballerinnen.
Nach sechs Minuten erzielte Xenia Smits eine 4-Tore-Führung.
Die Slokawinnen mit dem letzten Treffer in Halbzeit 1,
aber Deutschland ging mit fünf Toren Vorsprung in die Pause.
Trainer Groener war zufrieden, seine Damen blieben konzentriert.
Durch ihre beste Werferin Grijseels führten sie mit zehn Toren.
Deutschland siegte deutlich mit 36:22
und steht vorzeitig in der Hauptrunde.
Die haben am Atlantik Sonne und milde 15 Grad in Aussicht.
Wie im Frühling.
Claudia - bei uns ist Winterwetter angesagt.
Ja, es schneit und es gibt dichte Wolken.
Bei uns ist Winterwetter.
Daran ändert sich erst mal nichts.
Heute kam von Westen her Niederschlag rein.
Der geht im Norden mehr und mehr in Schnee über.
Die Schneefallgrenze sinkt wieder.
Es wird also glatt.
Es kann im Norden teilweise kräftig schneien.
Da auch morgen früh Gefahr durch glatte Straßen.
Es geht in der Nacht weiter mit Regen.
Der wird mehr und mehr zu Schnee.
Morgen lockert es zwischendurch auf.
Aber es gibt weiterhin Schneeregen.
Die nächsten Tage passiert nicht allzu viel.
Nur im Norden etwas Regen.
Dienstag das nächste Tief.
Hier geht's weiter mit dem Wort zum Zweiten Sonntag im Advent.
Danach: Ein Abend mit Adele.
Die britische Sängerin
feiert ihr Comeback mit einem Konzert in Los Angeles.
Neue tagesthemen gibt's morgen wieder.
Noch einen schönen Abend.
Tschüss!
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