tagesthemen Sendung vom 19.02.2021, 22:00 Uhr - Gedenken an Opfer von Hanau
Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen
mit den tagesthemen.
Diese Sendung wurde vom NDR
live untertitelt (19.02.2021)
Guten Abend und willkommen
zu den tagesthemen.
Fatih Saracoglu, Vili Viorel Paun,
Kaloyan Velkov, Ferhat Unvar,
Mercedes Kierpacz, Gökhan Gültekin,
Sedat Gürbüz, Hamza Kurtovic,
Said Nessar Hashemi.
Diese neun Menschen
wurden vor einem Jahr Opfer
eines rassistischen
Terroranschlags in Hanau.
Neun Menschen erschoss
der hassgetriebene Mörder,
weil sie nicht
in sein Weltbild passten.
Bei Angehörigen und Überlebenden
mischten sich in diesem Jahr
neben Trauer auch Misstrauen
und Vorwürfe gegen die Behörden.
Etwa, was die Aufklärung
des Verbrechens betrifft.
Die noch offenen Fragen zu klären,
sei eine Bringschuld des Staates,
so der Bundespräsident.
Steinmeier reiste nach Hanau,
um an der zentralen Gedenkfeier
für die Opfer teilzunehmen.
Hanau heute Abend:
Es brennen wieder Kerzen,
wo ein Rassist vor einem Jahr
neun Menschen umbrachte.
Sie passten nicht
in sein rassistisches Weltbild.
Wenige Stunden zuvor:
Glocken läuten in der Stadt.
Angehörige, Freunde,
der Bundespräsident
sind zum Gedenken
an die Opfer zusammengekommen.
Der Ehrenbürger der Stadt
spricht zuerst, Rudi Völler.
Er zitiert die Brüder Grimm -
auch Söhne der Stadt:
Wilhelm Grimm, Anno 1832:
"Hass, der alle
anderen Gefühle überflügelt,
zerstört mehr als alles andere
das ruhige und gedeihliche Leben
eines Staates."
Zerstörerischer Hass
haben sie alle hier erfahren.
Doch das allein ist nicht,
was Angehörige
in diesen Tagen bewegt.
Sie treffen sich fast täglich
in diesem Begegnungsraum.
Voller Fragen ist dieser Raum dann.
Warum der psychisch kranke Täter
Waffen besitzen durfte?
Warum die Polizei
nicht erreichbar war,
als Vili Viorel Paun,
eines der Opfer, den Täter verfolgte.
Seit einem Jahr versuchen wir,
Antworten zu finden.
Da wir bei zuständigen Stellen
kein Gehör finden
und immer wieder abgewiesen werden.
Es ist bitter und tut weh.
Die Behörden in Hessen
mussten durch Strafanzeigen
und offene Fragen gezwungen werden,
sich mit Versäumnissen
auseinanderzusetzen.
Antworten fehlen immer noch.
Hessens Innenminister
verweist auf laufende Ermittlungen
der Hanauer Staatsanwaltschaft
und der Bundesanwaltschaft.
Der Bundespräsident richtet sich
an Angehörige, Polizei und Justiz:
Alle, die Verantwortung tragen,
sind nicht unfehlbar.
Nirgendwo,
auch nicht in Deutschland.
Wo es Fehler
oder Fehleinschätzungen gab,
muss aufgeklärt werden.
Aufklärung und Aufarbeitung
stehen nicht im freien Ermessen.
Sie sind die Bringschuld des Staates
gegenüber der Öffentlichkeit.
Gerade gegenüber den Angehörigen.
Antworten auf ihre Fragen,
darauf hoffen die Angehörigen.
Der Bundespräsident appelliert:
Übersehen wir nicht
die bösen Geister in unserer Mitte.
Nicht Hass, Ausgrenzung,
Gleichgültigkeit.
Aber lasst uns glauben an
den besseren Geist unseres Landes,
an die Kraft zum Miteinander.
Die Erde vom Himmel betrachtet -
so heißt dieses Lied
für die Angehörigen.
Draußen versammeln sich Menschen,
Hanau kommt wieder zusammen.
In Frankfurt begrüße ich
den Publizisten Michel Friedman.
Guten Abend.
Guten Abend.
Wieder wird in Deutschland an
Opfer rassistischer Gewalt erinnert,
wieder ist die Betroffenheit groß.
Die Hoffnung, dass es
das letzte Mal gewesen sein könnte,
ist leider gering, oder?
Sie ist sehr gering.
Seitdem sind sehr viele alltägliche
diskriminierende Tatbestände
geschehen.
Der Mord ist die furchtbarste
sichtbarste Spitze.
Dahinter sind viele Anfänge
der Gewalt an vielen Orten.
Für Minderheiten
in Deutschland leben,
ist schlechter
und nicht besser geworden.
Es sind mehr,
nicht weniger Gefahren entstanden.
Die Morde, über die wir jetzt reden,
sind eher der Beweis:
Es wurde zu wenig getan.
Und wir alle tragen Verantwortung
für den Zustand der Gesellschaft.
Betroffene klagen nicht nur
über einen Alltags-Rassismus,
sondern einen strukturellen,
tief verwurzelten Rassismus.
Warum ist das so schwer,
den zu überwinden?
Rassismus ist
das Gegenmodell der Demokratie.
Die freie Gesellschaft lebt
von der Würde des Menschen.
Sie lebt von dem Respekt
und der Gleichheit der Menschen.
Wenn wir diese Demokratie wollen,
egal welcher Gruppe wir angehören,
ist der Angriff auf die Demokratie
der Angriff auf uns alle.
Und Rassismus ist der Angriff
auf die Minderheiten.
Er ist kein Zufall.
Es ist nicht etwas, was sein muss.
Es ist unsere Verantwortung,
dass es so ist wie es ist.
Der Bundespräsident
sprach vom Glauben,
dass wir es besser machen sollten.
Glauben reicht nicht,
handeln ist Pflicht.
Unsere Gesellschaft
wird immer vielfältiger.
Viele hier Geborene tragen
nicht mehr typisch deutsche Namen.
Was muss passieren,
damit diese Menschen wirklich
als Teil der deutschen Gesellschaft
akzeptiert werden, der sie sind?
Deutsch zu sein, ist so bunt
und plural wie noch nie.
Dieser Pluralismus
trägt in toller Weise.
Was geschehen muss:
Es braucht Bildung
zur Menschlichkeit.
Wo sie in den Familien
nicht stattfindet,
muss sie in die formelle Bildung
glaubwürdig hineingetragen werden.
Kinder werden nicht
als Rassisten geboren.
Erwachsene sind Vorbilder.
Wenn sie mit Stereotypisierung
sie in die falsche Richtung bringen,
ist es die Pflicht des Staates
und der Bildungsinstitutionen:
Sich nicht nur
gegen Rassismus stellen,
sondern für die Anerkennung
des Menschen.
Und für den demokratischen Prozess
einzustehen.
Dass wir es nicht schaffen,
es in der Alltagsbildung
deutlich zu machen, beweist leider
wieder der Gewaltakt in Hanau.
Wie reden wir über Menschen?
Wie markieren wir Menschen?
Und wo es passiert,
gerade bei Jugendlichen:
Wie reagieren die anderen darauf?
Wer nicht reagiert,
macht sich mitschuldig.
Der Mord an Lübcke, Hanau,
Skandale bei der hessischen Polizei:
Täuscht das oder
gibt es ein besonderes Problem
mit Rechtsextremismus
bei Ihnen in Hessen?
In Hessen gibt es nicht nur
ein Problem mit Rechtsextremismus
in der Gesellschaft.
Sondern auch in der Polizei und
anderen staatlichen Institutionen.
In Hessen ist die Frage
des NSU-Verfahrens ein Hinweis,
dass des Bundespräsident
Selbstverständliches betonen muss:
Der Staat habe
eine Bringschuld zur Aufklärung.
Natürlich gibt es
eine Pflicht zur Aufklärung.
Beim Verfassungsschutz unter Maaßen
haben wir erlebt,
die Institutionen funktionieren
nicht immer so wie wir es erwarten.
Auch hier ist Handeln
und keine Sonntagsrede angesagt.
Danke.
Ich danke Ihnen.
Es gab wohl noch nie
einen außenpolitisch erfahreneren
US-Präsidenten als Biden.
Als langjähriger Senator war er Chef
des Auswärtigen Ausschusses.
Als Vize-Präsident traf er
die Regierungschefs dieser Welt.
Von Merkel spricht er
bis heute in höchsten Tönen.
Dass er seinen
ersten Auslandsauftritt
bei der Münchner
Sicherheitskonferenz erfolgen ließ:
Ein Versprechen, dass er
vor zwei Jahren dort gegeben hatte:
"Wir kommen zurück."
Doch mit welcher Botschaft
kommen die USA
als Verbündeter und Partner zurück?
Der Ton allein wird
im transatlantischen Verhältnis
noch nicht die Musik machen.
Auf den ersten Blick
wirkt die große Bühne der Weltpolitik
ziemlich ausgestorben.
Auch auf den Gängen
und in den Verhandlungszimmern
herrscht gähnende Leere.
Eigentlich hätten Hunderte
Hinterzimmer-Gespräche stattgefunden.
Weil das wegen Corona nicht geht,
bleibt am Ende die digitale Bühne.
Dort spricht zum ersten Mal
ein amtierender US-Präsident.
Joe Biden wendet sich direkt
an seine europäischen Partner.
Nach vier Jahren Eiszeit unter Trump
will er die transatlantischen
Beziehungen erneuern.
Und macht konkrete Zusagen.
Ich habe angeordnet,
den Abzug der amerikanischen Truppen
aus Deutschland zu stoppen.
Ich habe die Obergrenze
für die Anzahl der Truppen,
die in Deutschland stationiert
werden können, aufgehoben.
Die letzten Jahre waren hart
und haben unsere transatlantischen
Beziehungen auf die Probe gestellt.
Aber die USA sind entschlossen,
sich wieder gemeinsam
mit Europa zu engagieren.
Biden betont
die globalen Herausforderungen:
China und Russland
sieht er als Bedrohung,
der sich die Demokratien des Westens
gemeinsam stellen müssen.
Es ist für den Kreml viel einfacher,
einzelne Staaten zu mobben,
als mit einer starken Gemeinschaft
zu verhandeln.
Bestehende Konflikte mit
den Europäern erwähnt Biden nicht -
etwa den Streit mit Deutschland
um Nord Stream 2.
Mit Meinungsverschiedenheiten
im transatlantischen Verhältnis
ist aber weiterhin zu rechnen,
weiß auch die Kanzlerin.
Das wird nicht immer
Interessengleichheit sein.
Ich mach mir keine Illusion.
Da muss man auch
offen über Differenzen sprechen,
aber wir haben ein gutes Fundament:
Die Wertebasis,
die Überzeugung von Demokratie.
Merkel stellt den USA
mehr Engagement in Aussicht -
auch militärisch.
So sei Deutschland bereit,
mehr in Verteidigung zu investieren -
und auch länger
in Afghanistan zu bleiben.
Mehr europäisches Engagement
wünscht sich auch
der französische Präsident.
Ich glaube, dass Europa sich
am besten in der NATO engagiert,
wenn es mehr Verantwortung übernimmt
und um seine Autonomie kümmert.
Mehr Verantwortung, ein neues
transatlantisches Verhältnis:
Darin sind sich alle
weitgehend einig.
Auch bei Themen wie der Pandemie
und dem Klimawandel.
Die Botschaft
der Sicherheitskonferenz ist klar:
Amerika ist wieder da.
Verena Bünten in Washington.
Der US-Präsident will
demonstrativ die Risse kitten.
Er meldet die USA
als internationale Führungsmacht an.
Können sie das
noch einfach so ohne Weiteres?
Ganz so leicht wird das nicht.
Biden ist bewusst, dass viel
verloren gegangen ist an Vertrauen.
Er will es reparieren.
Er will das Vertrauen erarbeiten.
Er hat heute starke Signale gesetzt.
Er denkt in Allianzen,
nicht in Alleingängen.
Die Frage ist, wie aktiv die USA
die außenpolitische Führungsrolle
überhaupt spielen wollen.
Biden hat innenpolitische Baustellen
zu meistern:
Corona, Wirtschaftskrise,
soziale Ungleichheit,
Energiewende, Migration.
Dazu gibt es
eine große Spaltung im Land.
An den innenpolitischen Aufgaben
wird er gemessen werden.
Ihm steht auch nur ein Zeitfenster
von zwei Jahren zur Verfügung,
dann gibt es
eine Zwischenwahl im Kongress.
Da könnte er seine
parlamentarische Mehrheit verlieren.
Deshalb wird die Regierung
erst mal die Priorität
auf Innenpolitik setzt.
Der Ton mag freundlicher sein.
Es bleiben aber auch
unter Biden Konflikte,
wie etwa Nord Stream 2.
Wie schnell
endet da die Freundschaft?
Biden ist ein Kritiker
von Nord Stream 2.
Er sieht das
als Abhängigkeit von Russland.
Man muss auch wissen:
Es geht ihm auch darum,
das eigene Flüssiggas zu verkaufen.
Er will Außenpolitik
für die Mittelschicht machen,
zum Beispiel durch Arbeitsplätze.
Er könnte eigentlich
Sanktionen verhängen,
doch nach einer Rede wie heute:
Er will den Deutschen
auch nicht in die Parade fahren.
Er wird Rücksprache suchen.
Dann kommen schwierige Verhandlungen
auf Deutschland zu.
Man müsste wohl
eine Gegenleistung anbieten,
zum Beispiel die Übernahme
von militärischer Verantwortung.
Danke.
Wie sollten Europa und Deutschland
auf die Signale
aus den USA reagieren?
Dazu hat Tina Hassel,
Leiterin unseres Hauptstadt-Studios,
diese Meinung.
"Die reinste Form des Wahnsinns ist,
alles beim Alten zu belassen
und zu hoffen,
dass sich dennoch etwas ändert."
Das wusste schon Einstein.
Hoffentlich wissen es auch
die europäischen Bündnispartner
und reden nicht nur vom Neustart,
sondern leisten ihren Beitrag dazu.
Nur erleichtert abzuwarten,
ist zu wenig.
Wo sind konkrete Initiativen?
Wo will Europa, wo will Deutschland
mehr Verantwortung übernehmen?
Was haben sie anzubieten,
damit Biden nicht
mit leeren Händen dasteht.
Davon hat man heute wenig gehört.
Nüchtern im Ton,
fast wie ein Sparkassenangestellte,
hat die Kanzlerin aufgezählt,
was geleistet wird.
Wissend, dass es zu wenig ist.
Ein längeres Afghanistan-Mandat,
mehr Engagement im Sahel,
für Deutschland im Superwahljahr
könnte das die Schmerzgrenze sein.
Zumindest wurden heikle Themen
wie der künftige Umgang
mit China angesprochen.
Denn die neue US-Regierung
ist frustriert.
Weder Merkel noch Macron
lassen derzeit Interesse
an einer gemeinsamen
China-Initiative erkennen.
Und Biden hat es
als Affront gewertet:
Die Kanzlerin hat zum Ende
der deutschen Ratspräsidentschaft
ein umstrittenes Investitionsabkommen
mit China durchgedrückt.
Dabei ist es in unserem Interesse,
für gemeinsame Erfolge zu sorgen,
auch wenn Porzellan zerschlagen wurde
in den letzten vier Jahren.
Eins sollte klar sein:
Scheitert Biden mit dem Beweis,
dass Bündnisse und der Respekt
internationaler Regeln stärker sind,
als die Politik von America First:
Dann triumphiert nicht nur Trump,
sondern Nationalisten
und Populisten in der ganzen Welt.
Der Westen gewinnt
oder scheitert gemeinsam.
Viele Chancen haben wir nicht mehr.
Die Meinung von Tina Hassel.
Noch ein bedeutendes Treffen heute
fand als Video-Konferenz statt:
Der Gipfel der sieben
größten Wirtschaftsnationen, G7.
Damit beginnen weitere Nachrichten
mit Susanne Daubner:
Die Staats- und Regierungschefs
der G7 kündigten an,
sie wollten wieder
besser zusammenarbeiten.
Nach dem Wechsel im Weißen Haus
soll 2021 zu einem Wendepunkt
für den Multilateralismus werden,
heißt es in der Abschlusserklärung.
Außerdem erhöhten die G7 ihre Zusagen
für die globale Corona-Impfkampagne
in ärmeren Ländern
um mehr als 4 Mrd. US-Dollar.
In Deutschland sinken
die Corona-Infektionszahlen langsam.
Das sind etwa 750 weniger
als vor einer Woche.
Die Sieben-Tage-Inzidenz
liegt unverändert bei 57.
Dass sie nicht mehr sinkt,
könnte darauf hindeuten,
dass sich
ansteckendere Virus-Mutationen
trotz Lockdowns schneller ausbreiten.
RKI-Chef Wieler sagte heute:
Der Anteil der ansteckenderen
britischen Virus-Variante
steige rasant.
Deutschland stehe
möglicherweise erneut
an einem Wendepunkt
in der Pandemie.
Er rechne damit,
dass mehr Jüngere erkranken.
Gesundheitsminister Spahn
mahnte zur Vorsicht.
Bei Lockerungen gehe es darum,
behutsam vorzugehen,
um das Erreichte nicht zu gefährden.
In Spanien dauern die Proteste
gegen die Verhaftung und Verurteilung
des katalanischen Rappers
Pablo Hasel an.
Wie in Barcelona zogen viele Menschen
zunächst friedlich durch die Straßen.
Im Anschluss kam es
erneut zu Ausschreitungen.
Demonstranten
setzten Container in Brand.
Hasel soll wegen Verunglimpfung
staatlicher Institutionen
und Beleidigung des Königshauses
für neun Monate ins Gefängnis.
Gestern wurde er zu einer
weiteren Haftstrafe verurteilt.
Italiens neuer Regierungschef
Draghi bekam auch
in der zweiten Parlamentskammer
eine Mehrheit.
Mit 535 von knapp 600 Stimmen
erzielte der Ex-Chef der EZB
das drittbeste Ergebnis
in der Geschichte Italiens.
Allerdings kamen 16 Gegenstimmen
aus der größten Regierungsfraktion,
der Fünf-Sterne-Bewegung.
Die Parteiführung kündigte an,
diese Abgeordneten
aus der Fraktion auszuschließen.
Im 19. Jahrhundert
war das ein Skandal:
Diese Frau hat
auf offener Straße geraucht,
trug Männerkleidung,
machte ihren Mund auf,
forderte lautstark
Geschlechter-Gerechtigkeit.
Louise Aston wurde eine Vorkämpferin
der Frauenbewegung.
In Magdeburg erinnert
eine Straße an sie.
Dass Straßen nach weiblichen
Vorbildern benannt werden,
ist in der Hauptstadt
von Sachsen-Anhalt die Ausnahme.
Der Versuch, das zu ändern,
führte zu einer Kontroverse
mit einem emotionalen Showdown
im Stadtrat.
Sven Knobloch über die Hintergründe
und wie der Streit ausgegangen ist.
Wir befinden uns
im Wissenschaftshafen in Magdeburg.
Der Name sagt schon:
Viele Straßen sind
nach Wissenschaftlern benannt.
Mit Werner Heisenberg,
Josef Frauenhofer.
Niels Bohr wäre etwas weiter weg.
Gibt's hier eine Straße,
die nach einer Wissenschaftlerin
benannt wurde?
Bisher leider nicht.
Julia Brandt will das ändern,
nicht nur hier - in der ganzen Stadt.
Die Sozialdemokratin ist
mit den anderen Ratsfrauen
auf eine Statistik gestoßen:
Mehr als 500 Straßen in Magdeburg
sind nach Personen benannt.
Nur 46 davon nach Frauen.
Frauen sollten im Straßenbild
genauso vorkommen.
Mit ihren Leistungen,
die sie für die Gesellschaft
gebracht haben wie Männer.
Das ist unser Antrieb.
Die Forderung:
Neue Straßen sollen so lange
nach Frauen benannt werden,
bis Gleichstand hergestellt ist.
Dagegen gibt es Widerstand
von Männern im Stadtrat,
aus den Fraktionen von AfD,
von der Gartenpartei und der CDU.
Die Magdeburger Verwaltung
hat festgestellt:
Das würde dazu führen,
dass für 100 Jahre Straßen,
Plätze nur noch nach Frauen
benannt werden dürfen.
Das ist für uns unverhältnismäßig.
Eine Ungleichheit
mit einer anderen aufzuwiegen,
das hat noch nie gut funktioniert.
Die Magdeburger Stadtpolitik
ist sich uneins.
Aber was denken die, die jeden Tag
auf den Straßen unterwegs sind?
Bei den Namen sind stellenweise
Künstler und Dichter hinterlegt.
Das ist sehr facettenreich,
die Straßennamensgebung.
Haben Sie Künstlerinnen
und Dichterinnen mal gesehen?
Da muss ich passen.
Wir sind für Gleichberechtigung.
Warum sollte man nicht
dafür kämpfen?
Es sind nur Straßen.
Dann sollen sie lieber
was anderes für Frauen machen,
was besser geeignet ist.
Das sind Straßennamen.
Gestern Abend -
entscheidende Sitzung im Stadtrat.
Im nach einem Mann benannten Saal.
Julia Brandt wirbt
für einen Kompromiss,
eine Quotenregel.
Auf einen männlichen Straßennamen
sollen drei weibliche folgen.
Die Debatte wird emotional.
Bei 240.000 Einwohnern
schütteln 239.000 mit dem Kopf,
wenn Sie das Problem besprechen.
Sie stellen die Frage:
Haben wir nicht
schwerwiegendere Probleme?
Ich glaube,
dass es für den ein oder anderen
noch keine Problematik ist,
dass Frauen um Sichtbarkeit kämpfen.
Am Ende die Abstimmung:
Der Stadtrat entscheidet sich
für die Quotenregelung.
Für Julia Brandt
ein wichtiger Schritt.
Eine Straße würde sie gerne
nach Dorothea Erxleben benennen,
der ersten promovierten Ärztin
in Deutschland.
Und das hier, im Wissenschaftshafen.
Spaß im Wasser
sieht in China oft so aus.
Weil viele nicht schwimmen können,
gehören für Groß und Klein
Schwimmreifen aller Art dazu.
Doch immer mehr Chinesen
ist die Planscherei zu lahm,
sie drücken aufs Tempo -
buchstäblich.
Sie genießen beim Wellenreiten
ein Gefühl von Freiheit,
das gezielt gefördert wird
von der kommunistischen Führung.
Surfen ist nämlich
olympische Disziplin geworden.
Also will Peking auch da
auf der Weltbühne mitmischen.
Das hat Daniel Satra erlebt
auf der Tropeninsel Hainan.
Auf ihrem Longboard hat Darci Lui
Surf-Geschichte geschrieben.
Sie war die erste Frau
der Volksrepublik
bei einem
internationalen Profi-Wettkampf.
Ein Leben ohne Wellen
ist für sie unvorstellbar.
Hier ist es am besten.
Es ist kaum jemand da,
das Wasser ist warm.
Die Dünung ist prima.
Eine abgelegene Traumbucht
auf Hainan.
Auf die Insel kam Darci Lui
vor 15 Jahren,
1300 Kilometer
von ihrer Heimatsprovinz entfernt.
Es hat für mich alles verändert.
Ohne das Surfen würde ich wohl
ein normales Leben führen,
verheiratet, Kinder,
in irgendeiner Kleinstadt.
Einige Kilometer südlich.
Das Leben dieser Kinder
dreht sich nur um das Surfen.
Chinesische Meisterschaft:
Für Yang Siqi (11)
der wichtigste Wettkampf des Jahres.
Jubel bei ihrem Team.
Yang holt den 1. Platz
in der Gruppe bis 18 Jahre.
Vor drei Jahren kam sie hierher.
Sie trainiert jetzt im Olympia-Team.
Ich will zuerst in China
gut abschneiden, dann Olympia,
dann zu internationalen
Profi-Wettkämpfen.
Viele Provinzen schicken Kinder
nach Hainan.
Chinas Führung
hat vor vier Jahren beschlossen,
dass sie Surfer
für olympische Erfolge braucht.
21 Kinder trainieren in diesem Team.
Wie Zhou Huaxin kommen sie meist
aus armen Familien.
Surfen bedeutet für sie eine Chance
auf eine bessere Zukunft.
Rin (9) und Zhou (13)
wohnen in einem Zimmer.
Ihre Trainer seien für sie
wie Vater und Mutter.
Seine Eltern hat Zhou nicht mehr
gesehen seitdem er hier wohnt.
Sie haben kein Geld,
um anzureisen.
Es ist das vierte Jahr.
Immer sonntags bekommen wir
vom Trainer ein Handy.
Wir können unsere Familien
per Videochat anrufen.
Wir treffen Darci Lui wieder.
Links entsteht ihre Skateboard-Bahn.
Im Schuppen daneben
hat sie Surfbretter zum Verleihen.
Und drinnen hat sie
ihr eigenes Inselcafe.
Lässiger Lifestyle,
den Behörden tolerieren.
Solange es Touristen bringt und
niemand was gegen die Führung sagt,
können sie hier
ihren Surfer-Traum verwirklichen.
Mein Lebensstil ist gesund,
heilsam und stärkend.
Ich wünsche mir, dass jeder,
der zum Surfen kommt,
all das mitnimmt.
Nicht nur auf dem Surfbrett stehen.
Auf Hainan entdecken Sie das Surfen:
Als Selbstverwirklichung
oder als Leistungssport
im Dienste der Volksrepublik.
Vom Badewetter träumen vielleicht
einige bei uns in Deutschland,
so mild ist es plötzlich geworden.
Sven, wie sind die Aussichten?
Es geht mit den Temperaturen
ruppig nach oben.
Aber baden kann ich nicht empfehlen.
Wir schauen auf die Druckverteilung.
Aus Südwesten kommt warme Luft.
Sie ist nicht nur warm,
sondern enthält auch Sahara-Staub.
Das ist im Senegal.
Das sind Bilder von heute.
Dieser Staub verteilt sich
und sorgt dafür,
dass die Sonne kaum noch durchkommt.
Das ist die Entwicklung.
Montag nähert sich uns das Ganze.
Im Norden gibt es Regentropfen
an der dänischen Grenze.
Ansonsten gibt es abgesehen
von Nebelfeldern nur leichte Wolken.
Abgesehen von Frühnebel
scheint meist die Sonne.
Der Staub ist da,
20 Grad können wir sehen -
also FF, Februar-Frühling.
Kein Badewetter,
aber zumindest Sonnenwetter.
Danke, Sven Plöger.
Das war's für heute von uns.
Hier folgt ein Tatort aus Kiel.
Wir sind morgen wieder für Sie da.
Einen schönen Start
ins Wochenende wünschen wir.
Tschüss. Bleiben Sie zuversichtlich.
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