tagesthemen vom 03.05.2021, 22:15 Uhr - Graphic Novel beleuchtet das Leben der Nazi-Jäger Beate und Serge Klarsfeld
Guten Abend.
Vielleicht ist es die letzte Woche,
in der Geimpfte auch ausgebremst
sind in ihren Freiheitsrechten.
In den kommenden Tagen sollen
Bundestag und -rat beschließen:
Dass Geimpfte sich wieder
ohne Einschränkungen treffen können,
ohne Test einkaufen
oder zum Frisör gehen.
Das sind gute Nachrichten.
Doch neben der Freude
erhebt sich neidisches Gezänk.
Warum die und der und ich nicht?
Über kleinliche Debatten
und große Vorfreude: Angela Ulmrich.
Der Spritzer Hoffnung:
die Impfung gegen Corona.
Drei Viertel aller Deutschen wollen
sie laut einer Studie des RKI.
Die Impfbereitschaft in der
Bevölkerung steigt immer weiter.
Wir sind alle geimpft.
Mein Mann, mein Schwiegersohn.
Wir warten auf die zweite Impfung.
Bei uns in der Abteilung
sind wir acht Leute,
da sind schon vier geimpft,
also die Erstimpfung.
Im Umfeld geht's schon
ganz schön zügig zu.
Ich war gerade beim Arzt
und hab mich auf die
Freiwilligen-Liste stellen lassen.
Er hat mich gefragt,
ob ich AstraZeneca nehmen würde,
da hab ich gesagt: Na, klar.
Ich bin in keiner speziellen Gruppe,
deswegen: abwarten, hoffen,
vielleicht einen abgreifen,
der übrig geblieben ist.
Mit der Impfbereitschaft
steigt der Impfneid.
Sighard Neckel
ist Sozialwissenschaftler.
Dass die einen schon dran sind,
während die anderen warten müssen,
spalte die Gesellschaft, sagt er.
Bei der Impfung haben wir es mit
der Verteilung knapper Güter zu tun.
Dabei kommt häufig Neid auf,
besonders dann,
wenn dabei manche leer ausgehen.
Die Kritik an der Impf-Reihenfolge:
stellenweise laut.
Wer hat die Spritze am nötigsten,
wer bekommt sie am schnellsten?
Und wer zu spät?
Fragen, die die Menschen
in Deutschland umtreiben.
Für mich war's ein komisches Gefühl,
als junger und gesunder Mensch
im Impfzentrum zu stehen.
Mein Opa wohnt in 'ner anderen Stadt
und wurde später geimpft als ich.
Was ich schwierig finde: dass so
ganz alte Leute geimpft werden.
Da weiß ich manchmal nicht,
wie ich das finde.
Ob nicht eher die Leute, die
mehr soziale Kontakte noch haben,
bevorzugt werden sollten.
Wenn man hört, dass die Geimpften
oder die erkrankt waren
halt irgendwo bevorzugt werden,
dann ist das ungerecht.
Das ist einfach ungerecht!
Ich finde das mit der
Ungleichbehandlung Schwachsinn.
Es ist nun mal so und dann kann man
das denen, die geimpft sind,
auch nicht vorwerfen.
Das Ziel der Regierung:
möglichst viele
möglichst schnell impfen.
Aber Ältere, Kranke
und Systemrelevante zuerst.
Das sei auch von Vorteil
für diejenigen, die warten müssen.
Wenn wir anderen die Möglichkeit
einer Impfung geben,
dann senken wir
das Infektionsrisiko für alle.
Davon hat auch jeder Einzelne etwas.
Schutz auch
durch den Schutz der anderen.
Der Wunsch nach einer Impfung,
und schlussendlich nach Freiheit,
bleibt für viele Geduldsprobe
und Streitfrage.
Hier müssen sie heute
nicht mehr warten.
Überall harren Noch-nicht-Geimpfte
der begehrten Spritze.
Und hier, wo einem sonst
nichts geschenkt wird,
wird Impfstoff verteilt,
ohne Bürokratie und Reihenfolge.
Im Kölner Stadtteil Chorweiler
hat die Politik nun wohl gelernt,
sich um sozial Benachteiligte
zu kümmern.
Um jene, die besonders
betroffen sind von Covid-19.
Rupert Wiederwald.
Impfen ist eine Kunst.
Aus 30 Fläschchen Moderna-Impfstoff
ziehen die Ärzte im Impfmobil
330 Impfdosen:
Impfstoff für Menschen,
die sehnsüchtig darauf warten.
Rund um den Liverpooler Platz
haben sie sich
in die Schlange gestellt.
Es werden immer mehr.
Sie haben gehört,
heute wird im Bus geimpft.
Ohne Fragen nach Alter
oder Vorerkrankungen.
Die Nachricht verbreitet sich
wie ein Lauffeuer -
über Familie, Parteien,
Religionsgruppen.
Von der Familie,
mein Onkel hatte mich motiviert.
Der meinte: In Chorweiler
wird geimpft, nutz das Angebot.
So ist es dazu gekommen.
Zum Glück hab ich meine Freunde,
die haben mir Bescheid gegeben.
Aus den Facebookgruppen der SPD.
Die Ortsvereine
haben das schön geteilt.
Da habe ich das gesehen
und an meine Familie weitergegeben.
So kommen Berfin Tas und Familie
schneller als erwartet zur Impfung.
Kurz die Daten aufnehmen,
Aufklärungsgespräch,
schon ist die 21-Jährige geimpft.
Ganz anders als man's von der
deutschen Impfkampagne sonst kennt.
Wenn wir nur 'ne bestimmte Gruppe
einladen dürfen ...
Über 80 oder über 70
oder mit Vorerkrankungen.
... müssen wir uns nicht wundern,
dass alle anderen
an den Türen scharren.
Jetzt konnten wir die Tür
ein Stück weit öffnen
und die reinlassen, die besonderen
Risiken ausgesetzt sind.
Das ist in so einem Stadtteil
der Fall.
Der Stadtteil als Pandemie-Risiko.
Köln-Chorweiler
hat eine Inzidenz von 543.
Als Grund nehmen die Behörden an,
dass zu viele Menschen
auf engem Raum zusammenleben.
Und im vielsprachigen Stadtteil
ist es nicht gelungen,
mit den bisherigen Mitteln
die Menschen zu erreichen.
Hier sind wir
einen anderen Weg gegangen:
Über das lokale Netzwerk,
ausgehend vom Bürgeramt.
Wir haben
das soziale Netzwerk genutzt,
um auf das Impfangebot
aufmerksam zu machen.
Und das funktioniert sehr gut.
Wie gut,
überrascht auch das Impfteam,
das über den Tag
mehr Impfstoff besorgen muss.
Heute Abend um 22 Uhr
waren es 583 Menschen,
die in Chorweiler
eine Impfung bekommen hatten.
Berfin Tas ist
in sechs Wochen wieder hier.
Dann gibt es die zweite Dosis.
Serap Güler ist Staatssekretärin
für Integration in NRW
und uns jetzt zugeschaltet.
Guten Abend.
Guten Abend.
Das ist jetzt
ein erfolgreiches Modellprojekt.
Müssten sozial Benachteiligte,
die auf engem Raum zusammenleben,
grundsätzlich früher,
also prioritär geimpft werden?
Ja, unser Impferlass in NRW
gibt das her,
dass diese Menschen in die
Priorisierungsgruppe 3 kommen:
Diejenigen, die in systemrelevanten
Berufen arbeiten,
etwa die Kassierer im Supermarkt,
die immer ihren Dienst getan haben.
Aber auch Menschen
in schwierigen Lebenssituationen
zählen zu dieser Gruppe.
Das ist
die nächste Impfpriorisierung.
Die Menschen, die in Chorweiler
geimpft wurden, gehören dazu.
Die Impfmobile fahren also demnächst
in andere Viertel,
wo Menschen in ähnlichen
Verhältnissen leben?
Das ist der Wunsch und der Plan,
den ich unterstütze.
Wir haben auch Anfragen
aus anderen Städten.
Das war heute ein toller
und richtiger Erfolg.
Und ein Zeichen,
um deutlich zu machen:
Wenn die Menschen nicht
zu dem Impfstoff gehen,
muss der Impfstoff
zu den Menschen gehen.
Köln hat heute gezeigt,
dass das gut funktionieren kann.
Und dass das
für die Stadtbevölkerung
ein Gewinn ist.
Wir haben heute da geimpft, wo die
Inzidenzen besonders hoch sind.
Wenn wir die dort runter kriegen,
profitiert das ganze Land davon.
Über dieses Thema wird erst seit
ein paar Tagen hörbar gesprochen.
Intensivmediziner
haben schon länger gesagt:
Viele Menschen
aus ärmeren Verhältnissen
und mit Migrationsgeschichte
würden schwer erkranken.
Warum wurde das Problem
nicht benannt?
Es ist nicht so,
dass das nicht benannt wurde.
Es ist halt ein schwieriges Thema.
Man muss diese Debatte
richtig einordnen.
Wenn wir uns Menschen mit
Migrationsgeschichte vorknöpfen:
Die sind nicht an Covid erkrankt,
weil es Migranten sind.
Wir haben leider eine Debatte,
die aus diesem Thema
eine ethnische Debatte
führen wollte.
Solange wir klarmachen, dass viele
Menschen mit Migrationsgeschichte
viel öfter in sozial prekären
Verhältnissen leben,
kann man das gut einordnen.
Und viele von ihnen, gerade die
Älteren, haben Vorerkrankungen
und gehören somit eher
zu Risikogruppen.
Aber diese Debatte ist nicht
in die Öffentlichkeit geraten.
Es gab Studien dazu aus den USA
und Großbritannien.
Täuscht der Eindruck, dass man
das Problem nicht anfassen wollte?
Vielleicht aus Angst,
Rechtspopulisten
könnten das für sich nutzen?
Das ist auch ein Thema.
Man hatte hier Angst,
Ressentiments zu schüren.
Die Debatte wird leider
von einigen missbraucht.
Aber es ist richtig,
dass wir darüber sprechen.
Es gibt Studien im Ausland,
die darauf hinweisen,
aber auch Studien des RKI,
die deutlich machen:
Ärmere Menschen
erkranken öfter an Covid
oder landen öfter
auf Intensivstationen.
Solange wir diese Debatte
richtig einordnen,
ist es wichtig, darüber zu sprechen.
Damit wir solche Maßnahmen
wie heute in Chorweiler
umsetzen können.
Ohne diese Debatte hätte es
das heute nicht gegeben.
Jetzt sehen wir in Köln-Chorweiler:
Die Menschen nehmen das Angebot an.
Umso mehr stellt sich die Frage:
Warum ist die Politik
nicht eher aktiv geworden,
bevor die Menschen erkranken,
gerade in solchen Vierteln?
Es ist wichtig,
hier noch mal deutlich zu machen:
Auch die Aktion heute in Köln
ist dann nur ein Erfolg,
wenn es weiteren Impfstoff gibt.
Wir haben immer darüber diskutiert,
dass der Impfstoff knapp ist.
Ich spreche jetzt über Testzentren.
Man hätte mit Testzentren
genauso aktiv werden können
und in diese Stadtteile gehen.
Und sagen: Wir sind vor Ort
und helfen euch,
damit ihr nicht erkrankt.
Das ist richtig,
aber was das Thema Testen betrifft,
haben wir auch
einen gewissen Anlauf gebraucht.
Die Inzidenzen
in sozial schwachen Stadtteilen
sind deutlich geworden,
nachdem häufiger getestet wurde.
Man hätte eher
damit anfangen können,
aber jetzt ist wichtig,
nach vorne zu schauen.
Und dass sich dem Modellprojekt
in Köln viele anschließen.
Die Voraussetzung dafür ist,
dass es genug Impfstoff dafür gibt.
Vorbilder sind wichtig
für die Impfkampagne.
Die Bundesregierung bringt eine
Kampagne fürs Impfen auf den Weg,
die heißt: Ärmel hoch.
Da werben als Promis Sepp Maier,
Uschi Glas und Günther Jauch.
Die stehen nicht zwingend
für die Teile der Gesellschaft,
über die wir gerade reden.
Vielleicht nicht unbedingt.
Obwohl: Wieso sollte eine Uschi Glas
oder ein Günther Jauch
nicht für diese Gruppen
ein gutes Vorbild sein?
Ich würde das nicht so selektieren.
Wir planen in NRW auch.
Unsere Vorbilder
werden weitere sein,
die mehr die 25 % der Menschen mit
Migrationsgeschichte vertreten.
Aber auch Günther Jauch
ist ein tolles Vorbild
für unterschiedliche
gesellschaftliche Gruppen.
Sagt die Staatssekretärin
für Integration.
Danke für das Gespräch.
Danke Ihnen.
Das Gespräch
haben wir aufgezeichnet.
Im Sommer 2020 wurden
rechtsextreme Umtriebe
in einer Eliteeinheit
der Bundeswehr öffentlich.
Die Verteidigungsministerin
versprach Aufklärung
und gründliches Aufräumen
im Kommando Spezialkräfte, dem KSK.
Dieses Manöver misslang.
Annegret Kramp-Karrenbauer
sieht sich plötzlich unter Beschuss.
Es geht um gestohlene Munition
und die Zusage an Soldaten,
dass sie diese
straffrei zurückgeben können.
Was wusste die Ministerin?
Was ist Wahrheit, was Tarnung?
Dazu musste sie aussagen
vor dem Untersuchungsausschuss.
Stephan Stuchlik.
Es sieht aus
wie eine Flucht nach vorn:
Vor wenigen Monaten bekam
die Verteidigungsministerin
große Zustimmung vom Ausschuss.
Für ihre Reformen
gegen Rechtsextremismus beim KSK.
Dahin will sie zurück,
daher spricht sie schon mal
von der nächsten Sitzung.
Wir reden am Mittwoch im Ausschuss
über die Bewertung zum Fortgang
des Reformprozesses beim KSK.
Sonst gab es keine neuen Fragen
und keine neuen Antworten.
Keine neuen Antworten
vor allem beim Thema Munition.
Tausende Patronen
wurden von KSK-Soldaten gehortet.
Heikel bei einem Kommando
unter Rechtsextremismusverdacht.
Die Ministerin sagt auch heute,
sie habe spät davon gewusst.
Die FDP glaubt das nicht und droht
mit einem Untersuchungsausschuss.
Sie ist gereizt bis genervt
und spekuliert wohl darauf,
dass wir am Ende der Legislatur
keine schärferen Mittel haben.
Wir haben sie darauf hingewiesen:
Es gibt schärfere Mittel, sie
solle nicht mit dem Feuer spielen.
Da kommt sie drin um,
nicht die Parlamentarier.
General Kreitmayr
hat seinen Soldaten vorgeschlagen,
die gehortete Munition
straffrei zurückzugeben.
Ein schwerer Rechtsbruch.
Die Ministerin
lässt ihn weiter im Amt.
Dagegen wurden in Calw
Kreitmayrs Handys und Computer von
der Staatsanwaltschaft beschlagnahmt.
Das erfährt der Ausschuss heute.
Zum Glück ist die Staatsanwaltschaft
Tübingen bereit zu leisten,
was das Ministerium
über Monate verpennt hat:
Aufklärungsarbeit bei
der Munitionsamnestie zu leisten.
Gut, dass die Staatsanwaltschaft
so energisch vorangeht.
Nicht gut ist, dass die Ministerin
das nicht zu kümmern scheint.
Die Spezialeinheit in der Kritik:
Rechtsextremismus, Munitionsaffäre,
der Kommandeur angeschlagen.
Jetzt soll das Kommando
den Abzug in Afghanistan absichern.
Die Linke ist empört.
Die Ministerin hat entschieden, das
KSK nach Afghanistan zu schicken.
Das ist ein Bruch dessen,
was sie uns zugesagt hat.
Sie hatte gesagt, dass erst
die Aufklärung erfolgen wird.
Erst dann
wird eine Entscheidung gefällt.
Am Mittwoch gibt es
die nächste Sitzung zum KSK.
Mit großer Zustimmung im Ausschuss
braucht AKK nicht mehr zu rechnen.
Die Ministerin war
im Verteidigungsausschuss,
nicht im Untersuchungsausschuss.
Menschen, die extrem
denken, reden und handeln,
hat die Bundeswehr
nicht exklusiv.
In der ganzen Gesellschaft
gibt es sie.
Und sie werden lauter,
besonders dann,
wenn es gegen den Staat
und gegen Journalisten geht.
Sie beklagen, sie dürften
nicht sagen, was sie denken.
Aber sie greifen immer häufiger
die an, nicht nur mit Worten,
die von Berufs wegen
genau dies tun:
Gebrauch zu machen von ihrer
Presse- und Meinungsfreiheit.
Zum Internationalen Tag
der Pressefreiheit
war Jenni Rieger mittendrin
in Querdenker-Hochburg Stuttgart.
Sie traf einen Lokaljournalisten,
der solche Angriffe erlebt hat.
Alexander Roth
kennt die Querdenken-Bewegung genau.
Und sie kennt ihn -
und da fängt das Problem an.
Das ist mittlerweile ein Problem.
Kollegen von mir
werden auf Demos gefragt:
"Sind Sie der Herr Roth?"
Die Querdenken-Mahnwache
im schwäbischen Murrhardt
scheint nicht bedrohlich.
Dennoch filmen wir
nur mit dem Handy.
Mit der großen Kamera
wollte sich Roth hier nicht zeigen.
Seine Familie war besorgt:
Um seine Sicherheit,
darum, dass ihn dieser Film
noch mehr zur Zielscheibe macht.
Denn das ist er längst: Zielscheibe.
Wir besuchen den Journalisten
an seinem Arbeitsplatz,
dem Zeitungs-Verlag Waiblingen.
Eine mittelgroße Regionalzeitung
bei Stuttgart.
Hier recherchiert Alexander Roth
vor allem zu Rechtsextremismus
und Querdenken-Bewegung.
Reaktionen bleiben nicht aus.
Von "Sehr geehrter Herr Roth,
was schreiben Sie für einen Scheiß"
über "linksgrün zugedröhnter
Provinz-Schwob der Lügenpresse"
bis zu "was in die Fresse"
ist alles dabei.
Mittlerweile
kommt das unter Klarnamen.
Ich habe E-Mails bekommen
von Firmenadressen,
mit Signatur geschickt.
Da ist die Angst nicht mehr da,
weil man merkt: Da passiert nix.
Einer seiner jüngeren Artikel
beschäftigt sich mit Heiko M.
Roth schreibt, wie dieser
im Internet Plattformen schafft
für Rechte, Reichsbürger
und Querdenker.
Heiko M. reagiert prompt
mit einem Video voller Beleidigungen,
das er vor dem Büro
von Alexander Roth aufnimmt.
Ich glaub, der Hitler
konnt net so braun scheiße,
wie hier einige Redakteure sind.
Dazu dieser Post
im Messenger-Dienst Telegram.
"Mit freundlichen Grüßen
an die Corona-Nazi-Presse,
bei welcher immer mehr Redakteure
für die Nürnberger Prozesse
2.0 vorgemerkt sind."
Das ist nicht lustig.
Die Nürnberger Prozesse,
da ging's um Kriegsverbrecher,
um Nazis.
Er setzt uns damit gleich,
das ist schon krass.
Nicht alle seiner Kollegen
stehen im Fokus wie Alexander Roth.
Aber alle haben Erfahrungen gemacht
mit Beleidigungen, Bedrohungen.
Der Weg vom Hirn zur Taste
sei kürzer geworden,
so nennt es Roths Kollege
Peter Schwarz.
Was helfe? "Reden", sagt er,
"wo es möglich ist".
Es ist wichtig,
dass wir unsere Arbeit erklären.
Was heißt Recherche?
Wie arbeitet eine Redaktion?
Dass wir unabhängig sind,
ist vielen Leuten nicht so klar.
Unabhängigkeit und Journalismus:
In den Augen der Querdenken-Bewegung
scheint das nicht zusammenzupassen.
Ein Beispiel:
Auf dem Schorndorfer Marktplatz
haben sie demonstriert,
direkt vor der Redaktion
der Schorndorfer Nachrichten.
Mit Folgen
für den berichtenden Journalisten.
Weil man hier guten Überblick
auf das Geschehen hat,
hat er aus dem Fenster geschaut,
Reden mitgeschrieben, berichtet.
Er wurde offenbar fotografiert.
Ich habe dann sein Gesicht
in einer Telegram-Gruppe gefunden.
Umkreist, mit der Bildunterschrift:
"Auf frischer Tat ertappt."
Für mich ist das eine Markierung.
Da wird jemand als Feind markiert,
und es wird dargestellt: Der ist es.
Wie sich das anfühlt,
weiß Alexander Roth.
Auch sein Bild
wird immer wieder geteilt.
Er wird als Journalist
an den Pranger gestellt
und als Mensch tief getroffen.
Es ist paradox.
Gerade in Telegram-Gruppen
wird sehr das Menschliche betont.
"Wir können
keine Menschen mehr sein",
die Masken, alles ganz schlimm.
Aber den Journalisten
zu entmenschlichen,
ihn als Hassobjekt hinzustellen:
Das ist okay.
Einmal wurde "Journalisten wie ihm"
eine "Kugel in den Kopf" gewünscht.
Diesen Fall
hat Roth zur Anzeige gebracht.
Als er 2019 vom Kaiserstuhl
in die Zentrale nach Frankfurt kam,
war die Hoffnung groß,
Fritz Keller werde aufräumen.
Der Fußballfunktionär und Winzer
sortiere die schlechten Trauben aus,
die die Atmosphäre im weltgrößten
Sportverband vergifteten.
Mittlerweile hat der Präsident
den Vorschusslorbeer aufgebraucht.
Mehr denn je versinkt der DFB
in einer Schlammschlacht.
Auch der einstige Hoffnungsträger
wirft mit viel Dreck um sich
und wurde jetzt
zum Rücktritt aufgefordert.
Joscha Bartlitz.
Heute an der DFB-Zentrale
in Frankfurt am Main.
Der Lack ist ab, die Banner
nicht mehr am rechten Platz.
Abgesägt sind hier
scheinbar nicht nur die Bäume,
selbst wenn der Präsident
noch immer da ist.
Fritz Kellers Rücktritt, von den
Landesverbands-Spitzen gefordert,
bleibt erst mal aus.
Äußern will sich heute niemand.
Klar ist aber: Erneut steht
ein DFB-Präsident vor dem Aus.
Es war auch das System,
aber nicht nur das System.
Fritz Keller hat in 1,5 Jahren
Amtszeit Fehler gemacht,
hat sich immer wieder
unglücklich ausgedrückt.
Am Ende war er auch
zermürbt vom Machtkampf,
der sich im DFB abgespielt hat.
Dann hat er sich
zu dieser Äußerung hinreißen lassen.
Keller vergleicht
Vize-Präsident Rainer Koch
mit Nazi-Richter Freisler.
Eine Äußerung vom Freitag,
die Keller wohl zum Verhängnis wird.
Er wollte im DFB
eigentlich aufräumen,
als er im September 2019
das Amt antrat.
Irgendwann müssen wir
alles erzählen können.
Dass wir so transparent sind,
dass es langweilig ist,
über uns zu erzählen.
Das Vorhaben
hat Fritz Keller klar verfehlt.
Im skandalgeplagten DFB
eskaliert der Machtkampf
zwischen ihm
und Generalsekretär Curtius.
Man sah, wie zerstörerisch
das für den Verband ist
und wie schädlich fürs Ansehen
des deutschen Fußballs:
Zwei Kräfte arbeiten
die ganze Zeit gegeneinander.
Curtius und Keller sollen gehen –
für den nächsten Neufang.
Keller selbst
hatte bei Amtsantritt angekündigt:
Ich möchte das so lange machen,
wie ich bei klarem Verstand bin.
Und wenn ich nicht mehr
bei klarem Verstand bin,
bitte ich meine Freunde,
mir das klar zu sagen.
Dieser Zeitpunkt scheint gekommen.
Und wieder sucht
der größte Fußballverband der Welt
für seine Probleme
einen neuen Schlüssel.
Der DFB und seine Skandale -
dazu hat Heiko Neumann (HR)
diese Meinung.
Machtkämpfe, Steuerrazzien
und eine unwürdige Außendarstellung:
Dass das Image des DFB
noch weiter zerstört wird,
konnte man sich bis vor Kurzem
gar nicht vorstellen.
Doch die strippenziehenden Personen
beim DFB schaffen es immer wieder,
noch eine Schippe Dreck
obendrauf zu packen.
Einen Nazivergleich zu ziehen,
ob in der Öffentlichkeit
oder hinter verschlossenen Türen:
Das darf
unter keinen Umständen passieren
und ist ein Ausschlusskriterium.
Fritz Kellers verbale Entgleisung
ist abstoßend.
Muss er zurücktreten?
Ja, er hätte es
längst schon tun müssen.
Wären damit alle Probleme gelöst
beim weltweit größten Fußballverband?
Nein, wären sie nicht.
Was der DFB braucht,
ist eine personelle Rundumerneuerung.
Präsident Keller hat sich aufgerieben
an mächtigen Gegnern,
ganz oben in der Chefetage.
Trotz Vertrauensentzug dürfen
viele von denen weiter wurschteln
wie seit mehreren Jahren schon.
Wer bei einem Hausputz
nur ein Stockwerk durchfegt,
das andere
aber weiter verstauben lässt,
kann nur schwerlich
von Großreinemachen sprechen.
Mit Amtsantritt vor 1,5 Jahren
wollte Fritz Keller aufklären,
Brücken bauen, Dinge verändern.
Beim DFB wollte das nicht jeder.
Gescheitert ist er auch
an sich selbst.
An seiner zum Teil cholerischen Art,
die verschreckte und verängstigte.
Werden die verkrusteten Strukturen
nicht rigoros aufgebrochen,
wird auch der nächste Präsident
hoffnungslos untergehen.
Der DFB hat jetzt die Chance
für einen Neuanfang.
Die über 7 Mio. Fußballspielenden
hätten ihn verdient.
Die Meinung von Heiko Neumann.
Vier Deutsche wurden
unter dem Verdacht verhaftet,
eine Plattform mit Fotos von
Kindesmissbrauch betrieben zu haben.
Die vier Männer
wurden Mitte April gefasst,
wie die Staatsanwaltschaft
heute bekanntgab.
Einer lebt in Paraguay
und soll ausgeliefert werden.
Gegen die Plattform wurde seit
Monaten international ermittelt.
Boystown ist jetzt vom Netz –
eine der größten Tauschbörsen
für Fotos und Videos von
sexualisierter Gewalt gegen Kinder.
Die Darknet-Plattform
zeigte vor allem Jungen.
Sie hatte
mehr als 400.000 Mitglieder.
Es wird Bildmaterial
von der ganzen Welt getauscht.
Wer einen Missbrauch begangen hat,
den dokumentiert hat,
lädt die Sachen hoch.
Es wird auch vieles
bekanntes Material getauscht.
Diese pädo-kriminelle Szene -
das sind Sammler.
Vier deutsche Staatsangehörige
sitzen in U-Haft.
Sie gelten als Hauptbeschuldigte.
Drei sollen die Seite betrieben,
einer über 3500 Beiträge
gepostet haben.
Das Abschalten der Seite gilt als
internationaler Ermittlungserfolg.
Es waren mehrmonatige, intensive
und umfangreiche Ermittlungen.
Ihnen lag eine durch Deutschland
initiierte Task Force zu Grunde,
koordiniert von Europol.
Ob die Männer
selbst Missbrauch verübt haben,
soll nach Auswertung
der Datenträger klar sein.
Ihnen drohen zwischen sechs Monaten
und zehn Jahren Haft pro Tat.
Auch 2021 gibt es wegen der Pandemie
kein Oktoberfest.
Bayerns Ministerpräsident Söder
und Münchens Oberbürgermeister Reiter
begründeten das mit der unabsehbaren
Entwicklung der Infektionszahlen.
Eine sichere Durchführung von
Volksfesten mit Hygienemaßnahmen
sei nicht realistisch, so Söder.
2020 wurde das Fest zum ersten Mal
seit 70 Jahren abgesagt.
Die 13 weltgrößten Online-Plattformen
haben 2020 rasant zugelegt.
Laut UN-Konferenz
für Handel und Entwicklung
ist ihr Umsatz
auf 2,4 Bio. Euro gestiegen.
Mehr dazu von Markus Gürne
aus der Börse.
Ein Plus von mehr als 20 %
gegenüber 2020
bedeutet einen Wandel im Handel
hin zu noch mehr Online-Einkauf.
Die weltweit über das Internet
erzielten Verkäufe
machen bei den Einzelhändlern
19 % des Umsatzes aus.
Größte Profiteure bleiben
große Online-Handelsplattformen.
Allen voran Alibaba aus China,
gefolgt vom US-Anbieter Amazon
und JD.com aus China.
Unter den 13 größten Firmen
waren sieben aus den USA,
vier aus China
und je eine aus Kanada und Japan.
Europa fehlt in dieser Liste.
Auch hier wächst der Online-Handel.
Eingekauft wird aber vor allem
bei internationalen Anbietern.
Um einen Skandal aufzudecken, muss
man mit einem Skandal antworten:
Getreu diesem Motto
scheute sie 1968 nicht davor zurück,
den Kanzler im Bundestag
als Nazi zu beschimpfen.
Das hier ist der Saaldiener,
der Schlimmeres verhindern wollte.
Später wurde Beate Klarsfeld
mit einem Schlag weltberühmt,
als sie eben jenem Kiesinger
eine Ohrfeige verpasste.
Seither hat sie zusammen mit
ihrem Mann Serge nicht aufgehört,
die zur Verantwortung zu ziehen, die
einst Unheil über die Welt brachten.
Das Leben der Klarsfelds
ist lehrreich wie ein Buch.
Wie ein gemaltes Buch,
das jetzt erscheint.
Sabine Rau hat es sich
mit den Protagonisten angeschaut.
Seit 60 Jahren sind sie ein Paar
und arbeiten Seite an Seite –
mit Energie und Kampfgeist.
Als wir 1963 heirateten,
sagte der Standesbeamte:
Sie sind
ein außergewöhnliches Ehepaar.
Damals gab's wenige
deutsch-französische Heiraten.
Sie müssen was Besonderes
aus Ihrer Ehe machen.
Dem sind wir gefolgt.
Jetzt gibt's ihr Lebenswerk
als Graphic Novel.
Beginnend mit der Szene,
die Beate Klarsfeld
mit einem Schlag berühmt macht.
1968 auf dem Bundesparteitag der CDU
ohrfeigt sie Kanzler Kiesinger:
Hitler-Gefolgsmann
und NSDAP-Mitglied,
der bruchlos in der BRD
Karriere machte.
Ich kam nicht von vorne an Kiesinger
ran, musste hinten durchgehen.
Das war nicht leicht,
aber ich hab's geschafft.
Da war auch 'ne Gefahr für mich.
In der ersten Reihe
saß die Sicherheit,
die hätten schießen können.
Ich war erleichtert,
dass Beate nicht erschossen wurde.
Zugleich war damit
die Vergangenheit Kiesingers
als politischer Fall
auf der Tagesordnung.
Der Anwalt und die Aktivistin machen
sich als Nazi-Jäger einen Namen.
Gemeinsam planen sie ihre Aktionen.
1972 spürt Beate in Bolivien
Klaus Barbie auf,
den "Schlächter von Lyon".
Und in Köln Kurt Lischka,
Gestapo-Chef von Paris,
verantwortlich für
tausendfache Deportationen.
Das war unsere wichtigste Aktion,
sie trug zur Aussöhnung zwischen
Frankreich und Deutschland bei.
Das wäre nicht möglich gewesen,
solange Naziverbrecher
ungestraft in Deutschland lebten.
Von Drancy, einem Vorort von Paris,
wurden die französischen Juden
mit Zügen in die Konzentrationslager
Ausschwitz und Birkenau deportiert.
Serge Klarsfeld
hat ihre Namen recherchiert.
80.000, darunter sein eigener Vater.
Und, bittere Wahrheit
für das Nachkriegs-Frankreich:
Unter tätiger Mithilfe der
französischen Polizei und Regierung.
Der Ort hat sich
seit 1941 kaum verändert.
Heute sind hier Sozialwohnungen.
Wir sind sehr besorgt.
Die Franzosen kennen die Geschichte,
die Judenvernichtung.
Aber die Prozentzahlen
und die Anhängerschaft
der rechtsextremen Partei
gehen stark nach oben.
Wie in Deutschland auch, die AfD:
größte Oppositionspartei.
Im Museum Memorial de la Shoah
von Paris
haben sie einen Raum
für ihr Lebenswerk geschaffen.
Aber sie bleiben nicht
der Vergangenheit verhaftet.
Ihr Plädoyer für die Zukunft:
Engagement muss sein,
und zwar wenn man jung ist.
Und wenn man's sofort tut,
man darf nicht warten.
Ruhestand kommt den beiden
nicht in den Sinn.
Bleibt der Blick aufs Wetter.
Der Mai ist gekommen,
doch richtig maienhaft ist uns da
nicht zumute, Claudia Kleinert.
Nein, wir sind verschont geblieben
dieses Jahr
von kräftigen Tiefdruckgebieten
mit starkem Sturm.
Morgen wird es aber verbreitet
sehr windig werden.
Das sieht auf dem Satellitenbild
eindrucksvoll aus.
Hier sieht man schön
die dazugehörige Wolkenschleppe.
Dieses Tief hat Sturm dabei.
Das merkt man besonders
im Nordwesten.
Vereinzelt können orkanartige Böen
dabei sein.
Vor allem in den Hochlagen.
Im übrigen Deutschland
ist es auch stürmisch.
Heute Nacht kommt dieses Wolkenband
rein und bringt Regen.
Im Laufe des Tages wird es
verbreitet stürmisch sein.
Es bleibt bei Schauerwetter
am Mittwoch.
Einzelne Gewitter sind dabei.
Der Donnerstag startet ruhiger.
Dann breitet sich von Südwesten
ein neues Tief aus.
Das waren die tagesthemen.
Mit Bye, Bye, Ballermann
geht's jetzt weiter.
Tschüss!