AfD leugnet Klimawandel | hessenschau
Ein Wettbewerb der Schaubilder bei der Debatte um das Klima.
Zeigst du mir deins, zeig ich dir meins.
Für die AfD ist Klimaschutzpolitik ein reines Luftschloss.
Es werde kälter, nicht wärmer.
Februar und März waren in Hessen kalt,
so ihr umweltpolitischer Sprecher Klaus Gagel.
Er zeigt auch eine Grafik mit globalen Temperaturen.
Sehen Sie da 'ne Korrelation?
Acht Jahre?
Kein wirklicher Anstieg mehr.
Vor allem seit einem halben Jahr ein zielicher Rückgang:
ein halbes Grad.
Hessen braucht eine Klimadebatte 2.0.
Wir fordern, dass hier auch kritische Stimmen
zu Wort kommen dürfen.
Die AfD hat diese Debatte eingefordert.
Zwischen CO2 und Klima gebe es keinen Zusammenhang mehr,
so ihre These.
Dafür deftige Antworten.
Die AfD verwechsle Wetter und Klima, kontern alle Parteien.
Die wirkliche Kurve ist nämlich so.
Das ist die gesamte Grafik, Herr Gagel.
Was Sie gezeigt haben, auf Ihrer Grafik ist dieser Zeitraum,
die letzten Sieben Jahre.
Ihr Interesse heute ist nicht eine ehrliche Debatte,
nicht Fakten und nicht Wissenschaft.
Ihr Interesse ist nur Verunsicherung und Verschleierung,
weil Ihnen die Folgen aus den Fakten nicht passen.
Kälter oder Wärmer? Sind Extremwetter Zufälle?
Ob Klimawandel oder nicht zeige sich nicht an einzelnen Monaten.
Das Auf und Ab bei den Temperaturen sei normal,
der Trend aber eindeutig.
Klima definiere sich aus dem Wetter von 30 Jahren.
Wollen Sie ernsthaft noch mit uns diskutieren
über Area 51, den Fake der Mondlandung?
Was Sie hier machen ist eine intellektuelle Beleidigung
des Plenums und der Diskussion.
Was Sie versuchen, ist das hier zum Schauplatz zu machen
von kruden Thesen von Querdenkern,
Verschwörungsschwurblern und Wissenschaftsleugnern.
Die Entwicklung der letzten Jahrzehnte
lässt sich beschreiben als ein Auf und Ab.
Aber, und das gehört zur Analyse dazu,
wenn Sie die Gesamtentwicklung betrachten,
stellen Sie fest, es ist ein Auf.
Und zwar kontinuierlich seit Beginn der Industrialisierung.
Die Grundannahme von 97% aller Klima-Wissenschaftler weltweit,
dass der Klimawandel existiert und menschengemacht ist,
sei unbestreitbar, betont die FDP.
Liebe Kollegen von der AfD.
Sie sollten vielleicht mal ein bisschen aufholen in der Diskussion,
15 Jahre überbrücken, dass Sie hier ankommen.
Eine große Mehrheit also
stellt sich gegen eine Klimadebatte 2.0 à la AfD.
Umstrittene Thesen der AfD heute im Landtag.
Heiße Debatte, bei uns ist Dr. Tim Staeger,
hr-Meteorologe und Klimaforscher.
Hallo. - Hallo.
Was ist dran an der These der AfD, dass es jetzt in letzter Zeit
gerade kälter geworden ist, der März besonders kalt war
und das Klimaschutz-Luftschloss, wie die AfD es nennt, zusammenklappt.
Ja, die Argumentation greift ja ein bisschen zu kurz.
Hat man ja im Beitrag schon gesehen: Man muss auf die Zeitskalen achten.
Schaut man nur wenige Monate an,
kann man den Klimawandel nicht beschreiben.
Auch wenn global der März keinen neuen Rekord gebrochen hat:
Er ist etwa Mittel der letzten 30 Jahre.
Es gab dort wärmere Märzmonate global gesehen.
Wenn man sich auch langfristig die Klimaentwicklung anschaut,
sieht man, dass es einen langfristigen Trend gibt,
der seit 50 Jahren deutlich nach oben zeigt,
wie man in der Grafik sieht.
Das sind Messwerte verschiedener Institute, die ähnlich verlaufen.
Was man auch sieht: Dass diese Kurve sehr viele Zacken aufgewiesen hat.
Es gibt von Jahr zu Jahr deutliche Schwankungen.
Das ist natürlich die Variabilität.
Deswegen ist der Klimawandel nicht ausgefallen.
Man betrachtet 30 Jahre oder länger,
um eine Aussage über langfristige Entwicklung zu treffen.
Dieser Trend geht leider weiter hoch.
Schade, könnte man fast sagen.
Hätte die AfD Recht, hätten wir keinen Klimawandel. - Richtig, ja.
Die AfD sagt auch: "Ja, wir Menschen sind mit Schuld am CO2-Ausstoß
und daran, dass das in der Atmosphäre ist.
Aber das CO2 hat nicht unbedingt etwas mit dem Klimawandel
und den Temperaturschwankungen zu tun."
Was sagst du dazu?
- Dieser Zusammenhang ist sehr gut verstanden.
Das ist einfache Physik, die Wärmeausstrahlung
von der Erdoberfläche wird von diesen Treibhausgasen
in Wärme umgewandelt.
Das hat man schon im 19. Jahrhundert erforscht.
Es gibt auch z.B. Eisbohrkerne,
wo man die CO2-Konzentration und die Temperatur rekonstruiert.
Diese Kurven sind hoch korreliert, gehen zusammen hoch und runter.
Nur früher waren es natürliche Ursachen von CO2-Schwankungen.
Der Mensch dreht an dieser Stellschraube,
erhöht die CO2-Konzentration und damit die globale Mitteltemperatur.
Das ist unumstritten.
Nicht alle sind Wetterexperten, verwechseln Wetter und Klima.
Die AfD hat das jetzt gemacht, aber auch im Alltag
wird ein heißer Sommer gern mal als Klimawandel interpretiert.
Ein einzelner heißer Sommer ist auch kein Beweis für 'n Klimawandel.
Es ist ein Indiz, das passt quasi ins Bild.
Aber man muss, wenn man seriös ist, das nicht als Beweis nehmen,
sondern als ein Mosaiksteinchen.
Man schaut lange Zeiträume an.
Auch der April, der zu kühl war, der war hier in Europa zu kühl.
Aber in Osteuropa oder auf dem Atlantik war er zu warm.
Da muss man auch räumlich über den Tellerrand schauen,
um das ganze Bild zu erfassen.
Wie passen die Thesen der AfD zu dem, was heute auch bekannt wurde,
nämlich dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts?
Ja, das hat ja geurteilt, dass der Klimaschutz,
das Klimaschutzgesetz nicht weitreichend genug ist.
Es wird bis 2050 Klimaneutralität angestrebt.
Das Gesetz hat aber Maßnahmen bis 2030 beschlossen
und noch nicht weiter geschaut.
Die Bundesverfassungsrichter haben das jetzt angemahnt.
Die haben das Problem erkannt.
Man muss langfristig denken, Entscheidungen vorantreiben.
Das steht im krassen Gegensatz
zum Leugnen des Klimawandels von Seiten der AfD-Fraktion.
Ich würde mich eher der Sichtweise
der Bundesverfassungsrichter anschließen.
Sagt Tim Staeger, unser Wetter- und Klimaexperte.
Danke schön für deine Expertise. - Vielen Dank.