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YouTube | News Videos / Doku, Alles per App - Wie weit ist China uns voraus? | WDR Doku (2)

Doro ist eine, die über Jahre

das Thema Games und Innovationskraft formuliert hat,

das Thema E-Sports nach vorne bringt.

Natürlich auch das Thema digitale Infrastruktur,

viele, viele andere Themen.

Sind alle so begeistert wie Sie beide im Kabinett?

Das müssen wir die anderen fragen.

Aber wir sind schon... - Nächste Frage.

...ganz vorn dabei.

Dorothee Bär absolviert oft 10, manchmal 15 solcher Termine am Tag.

Ihr großes Ziel:

Digitalisierung soll als politisches Thema wahrgenommen werden.

Ich hab mal gesagt, dass viele Kollegen hoffen,

dass das mit diesem Internet mal wieder vorbei ist.

Da ist auch ein Körnchen Wahrheit dran.

Dass einige der Meinung sind, wenn wir es lang genug verleugnen,

passiert das Ganze nicht.

Dorothee Bärs Büro ist im Kanzleramt.

Eine Etage unter Angela Merkel.

* Musik *

Ich habe mein Smartphone und 2 Tablets.

Sie sehen ja auch, dass ich gar keinen Computer hier stehen hab.

Ich hab den sofort abbauen lassen, auch schon im alten Haus.

Ich habe auch in meinem Bundestagsbüro keinen.

Bei mir ist nicht mobile first, sondern mobile only.

So.

Heute...

Gut das ist noch von gestern.

Da freue ich mich,

dass mein eigener Ministerpräsident meine Liebe zu Games unterstützt.

Und in Bayern noch mal mehr Geld

für die Games-Förderung in die Hand nimmt, das ist super.

Dann das Interview.

Dann ein Fotograf für ein anderes Interview.

Also heute ist ein sehr starker Medientag.

Dann mein Frühstück.

Was ich leider nicht rechtzeitig fotografiert hatte.

Warum haben Sie das fotografiert, warum haben Sie es online gestellt?

Weil das freut die Leute, wenn sie es sehen.

Außerdem wollte ich heute mal, ich mach das nicht jeden Tag,

aber heute wollte ich mal alle Termine so der Reihe nach zeigen.

Weil das immer schön ist aus Transparenzgründen:

Was macht man den ganzen Tag?

Bärs Büro, dazu ein Vorraum.

Schon endet ihr Neuland-Bereich im Kanzleramt.

Ein eigenes Ministerium für Digitalisierung gibt es nicht.

Aber die Aufgaben, die die Politik lösen muss, sind zahlreich.

Wer erledigt sie?

Wie hat sich die Bundesregierung aufgestellt?

Ich hab gar kein Organigramm,

sondern ich hab mal was ganz Neues mitgebracht.

Das kennt auch noch niemand.

Und zwar ist das ein "Dashboard",

wo man tatsächlich mal sagen kann: Wer ist zuständig?

Das ist erst mal nur ein 1. Entwurf, 1. Dummy, mal zu schauen:

Welche Häuser sind damit befasst?

Und das Gute ist: Alle Häuser sind damit befasst.

Das Verkehrsministerium verantwortet z.B. die digitale Infrastruktur.

Im Arbeitsministerium kümmert sich die "Denkfabrik" um Digitales.

Das Innenministerium soll die Verwaltung digitalisieren.

Und das Wirtschaftsministerium

begleitet die digitale Transformation.

Insgesamt sind in allen Ministerien 244 Teams in 76 Abteilungen

mit digitalen Fragen befasst.

Zusätzlich gibt es die Digitalabteilung im Kanzleramt

für Strategiefragen.

Und den Digitalrat, ein Expertengremium.

Im Digitalkabinett

sollen alle 15 Minister mit Fachpolitikern zusammenkommen.

Und im Innovation Council Politik und Wirtschaft.

Und Sie soll das alles mitkoordinieren:

Dorothee Bär, Staatsministerin für Digitalisierung.

Auch Online hat docupy sich bereits mit dem Neuland beschäftigt

und Bundespolitiker befragt:

Ist die Politik für die Digitalisierung gut aufgestellt?

Was sagen die Kritiker?

Sie sehen, wie problematisch das ist.

Jeder wurschtelt so vor sich hin.

Ich halte das für ganz fatal.

Wenn alle zuständig sind, ist am Ende auch niemand zuständig.

Es muss jemand sein, der oder die Ministerin ist,

ein Budget hat, einen Personalstab hat.

Und quasi oben ist, um andere, die mit zuständig sind,

zu koordinieren und zusammenzufassen.

Diese Stelle ist theoretisch

die Staatsministerin für Digitalisierung im Kanzleramt, Bär.

Faktisch hat sie kaum Macht.

Dorothee Bär hat kein Budget.

Das ist eine Staatsministerin, damit man zeigt:

Wir nehmen die Digitalisierung ernst.

Man gibt ihr aber nicht die Macht.

Ich schätze die Kollegin sehr.

Aber ihr fehlt der Unterbau, ihr fehlen die Haushaltsmittel,

ihr fehlt auch "die Macht", genau diese Themen voranzutreiben.

Bei uns gibts den schönen Satz:

Madla, was greinst? Gschehen ist gschehen.

Mädchen, warum weinst du? Geschehen ist geschehen.

Oder um es höflicher auszudrücken,

dass man mit all dem, was da ist, auch umgehen muss.

Ja, so viele "hö hö hö", das muss eine Person sein.

Das ist der völlig falsche Ansatz.

Mein Ansatz ist: Funktioniert es oder funktioniert es nicht?

Und tut es das?

Wenn der Staat mit seinen Schaubildern z.B.

auf zentral gesteuerte Plattform-Unternehmen trifft?

Digitalgipfel der Bundesregierung in Dortmund.

Staatsministerin Dorothee Bär will auch hier v.a.

die positiven Seiten der Digitalisierung betonen.

In einem Nebensaal trifft sie auf eine Schülergruppe.

Die Bundesregierung investiert in den nächsten Jahren

5 Mrd. Euro in eine bessere digitale Ausstattung an Schulen.

Aber einer in der Runde hat Sorgen,

dass das Geld vielleicht nicht ankommt.

Weil die Schulen es eigenständig beantragen müssen.

Ein weiteres Problem ist:

Wenn ein Rektor darauf keine Lust hat,

dann haben die Schüler ein Problem.

Weil es keine Verpflichtung ist.

Man muss selber auf diese Ämter zugehen.

Deswegen, da seh ich das Problem.

Dass das pädagogische Konzept nicht in die Praxis umgesetzt wird.

Und da die Schüler drunter leiden können.

Du hast genau 11-mal das Wort Problem verwendet.

Vielleicht waren es auch 12 oder 10, auf jeden Fall finde ich es zu viel.

Sag ich dir ganz offen.

Auch da sehe ich mehr Chancen, wo es sinnvoll eingesetzt werden kann,

und die Konzepte gibts.

Die gibt es auch flächendeckend, so. Jetzt ist jemand anders dran.

Welche sozialen Medien Sie vielleicht nutzen, persönlich.

Mein Lieblingstool ist Instagram.

Warum? Weil da die Menschen freundlicher sind.

Für mich ist wichtig, wie miteinander umgegangen wird.

Bei Instagram postet Dorothee Bär regelmäßig Bilder von ihren Besuchen

bei großen Plattform-Unternehmen wie Facebook oder Google.

* Musik *

Aber was ist mit den Problemen,

vor die die Neuland-Unternehmen die Politik stellen?

Ein Beispiel: Seit Jahren zahlen die Megaplattformen

trotz Milliarden-Umsätzen kaum Steuern.

Auch weil sie Gewinne und Verluste weltweit buchen.

Das Ergebnis: Während Spitzenverdiener in Deutschland

bis zu 45% Steuern zahlen, zahlen in der EU

klassische Unternehmen im Durchschnitt 23,2%.

Digital-Unternehmen nicht einmal halb so viel: 9,5%.

Das ist aber mehr, als die größten Digital-Player zahlen.

Ein Beispiel aus den USA:

Amazon machte dort 2018 einen Gewinn von 11,3 Mrd. Dollar

und zahlte darauf keinerlei Steuern.

Netflix bei 1,6 Mrd. Gewinn: 15 Mio. Dollar.

Eine Steuerquote von einem Prozent.

Verstehen Sie,

dass das die Leute ärgert, die normale Steuern zahlen?

Die sagen: Ich zahl fast 50%, und die zahlen einen Bruchteil.

Die zahlen weniger Steuern,

aber ich bin dagegen, dass wir Handelskrieg machen.

Jeder zahlt seine Steuern im Ursprungsland.

Und deswegen kommt es darauf an:

Was geb ich vor und was kommt dann zurück?

Es ist immer sehr populistisch, zu schreien:

Es muss noch mehr gezahlt werden.

Es muss auch in einer gesunden Balance stattfinden.

Eine stärkere Besteuerung von Digital-Unternehmen

ist weltweit ein Thema.

Eine Hauptrednerin beim Digitalgipfel

ist Margrethe Vestager, EU-Kommissarin für Digitales.

Eine Art europäische Dorothee Bär, die aber ganz anders klingt.

Wir müssen einen Rahmen dafür schaffen,

dass Digital-Unternehmen Steuern zahlen

wie jedes andere Unternehmen auch.

Wir brauchen Regeln, um sicherzustellen,

dass Plattformen den Menschen dienen und nicht andersherum.

Je näher man sich anschaut, wie diese Unternehmen vorgehen,

desto klarer wird, dass sie eine wichtige Sache gemein haben:

ihren Hunger nach Daten.

Wenn der Alltag von den Apps der Plattformen bestimmt ist,

liefern Menschen diesen Datennachschub rund um die Uhr.

Wie in China.

Die Fahrräder: nur buchbar per App.

Wer die App nicht hat und ein Taxi anhalten will,

wartet oft vergeblich.

Und wer durch die Eingangskontrolle von Chinas Importmesse will,

muss sein Gesicht scannen lassen.

Auch deutsche Unternehmer stellen auf der Messe aus.

Gordon Ebert von ergobag z.B.

Das ist nur für Werbezwecke.

Wir sind ergobag, wir verkaufen Schulranzen.

Sehen Sie, es ist ganz leicht. Oder Sie sind so stark.

2 oder 3 kg. Ist nur Luft drin.

Afu, das Werbegesicht, schaut nur kurz am Stand vorbei.

Wie gehts dir? - Gut, gut. Wann fliegst du zurück?

Sonntag erst. - Okay.

Schnell noch ein Selfie, dann muss er weiter.

Hier kann ergobag bis zu 0,5 Mio. Messebesucher erreichen.

Aber die Kunden kaufen online, auf den Seiten der großen Plattformen.

ergobag zahlt, genau wie das Schillerkaufhaus in Weimar,

Gebühren an die Plattform und gibt seine Daten an Alibaba.

Um erfolgreich zu sein,

muss man auch investieren in der Plattform selbst.

Das sind Marketingausgaben, die wir machen.

Wenn man sie nicht tun würde,

würde man nicht gefunden im Suchergebnis.

Gleichzeitig stillt auch ergobag den Datenhunger der großen Plattformen.

Wissen Sie, was mit den Daten, die Sie als Unternehmen einspeisen

in China, ins Netz, was mit denen passiert?

Nee, keine Idee zu.

Bekommt man aber meines Erachtens keine Auskunft zu.

Wenn er im Café mit der App Alipay bezahlt,

hinterlässt auch Thomas Derksen Daten.

Weiß er, wie viel die Plattform über ihn weiß?

Da gibt es große Datenmengen.

Man kann als Einsiedler leben, aber wenn wir da nicht mitmachen,

dann werden wir irgendwann hinten anstehen

und nur noch den anderen zugucken können.

Wir haben Freunde, das ist ein deutsch-chinesisches Ehepaar,

und die haben auch in Deutschland gelebt, und da hat die Frau gesagt:

Ich möchte nicht mehr im Mittelalter leben,

lass uns zurück nach China gehen.

So läuft das Geschäft im Neuland:

Die Plattformen bieten Reichweite und Komfort.

Im Gegenzug verlangen sie: Daten von Unternehmen und Kunden.

Nicht nur in China.

Wir beobachten derzeit ein großes Verlangen nach Daten.

Getrieben von den Geschäftsmodellen der Techfirmen.

Man kann im Internet mir dabei zugucken,

wie lange ich auf einer Website bin, wie stark ich damit interagiere,

welche Produkte mich interessiert haben.

Man kann sich ansehen, was für Themen ich bevorzugt ansehe.

Man kann Abschätzungen treffen, welchen Beruf ich wohl haben werde,

je nachdem, für welche Themen ich mich interessiere.

Das wird alles gesammelt, wird zu Profilen zusammengestellt.

Stellen Sie sich eine Zeit vor, in 10 oder 15, 20 Jahren,

gar nicht so weit weg.

Dann wird jemand, der 18 Jahre alt ist,

fast sein ganzes Leben als Datensatz vorliegen haben.

Fitness-Level, Ernährungs-Level, Koffeinaufnahme, alles.

Das ganze Internet-Verhalten, alle Posts.

Große Digital-Unternehmen wissen mehr über uns als die Stasi.

Ohne Zweifel.

Anders als bei der Stasi

liefern die Kunden im Neuland die Daten aber oft freiwillig.

Es ist ein verlockendes Angebot:

Je mehr Daten die Kunden an ein Unternehmen geben,

desto genauer kann es das Produkt

auf die Wünsche jedes einzelnen zuschneiden.

Ein Beispiel: Die "Size and fit"- Abteilung bei Zalando.

Das größte Problem von Mode-Plattformen:

Die Umkleidekabine fehlt.

Fühlt sich an wie ein Kartoffelsack.

Deshalb lässt Zalando

Menschen mit Durchschnittsmaßen die Kollektion anprobieren.

Wir generieren hier Daten zur Passgenauigkeit.

Ob etwas zu klein oder zu groß ist.

Das sind unsere Standard-Models, die unsere Kunden repräsentieren.

Wir sammeln ihr Feedback.

Stacia Carr ist Director of Sizing.

Ihr Ziel: So viele Daten zu sammeln,

dass Zalando immer die passende Größe liefert.

Im Moment schicken die Kunden rund die Hälfte der Bestellungen zurück.

Die Retouren sind die Achillesferse des Neuland-Handels.

Stacia Carrs Algorithmus soll dieses Problem lösen.

Wir nennen das, was Sie hier sehen,

eine personalisierte Größen-Empfehlung.

Bei Kunden, die wir etwas besser kennen,

die bei Zalando eingekauft haben, schauen wir:

Was haben sie bisher gekauft? Welche Größe?

Dann sehen wir, ob der Artikel eher zu groß oder zu klein ist.

Dann kombinieren wir diese Signale zu einer Größen-Empfehlung.

Wir brauchen praktisch die Kundendaten,

um die Größenempfehlung machen zu können.

Alles passiert durch Algorithmen.

Wer den Kampf um die Passgenauigkeit gewinnt,

bindet Kunden für die nächsten Jahrzehnte.

Aus den Millionen Kundendaten erstellt das Team

von Produktdesignerin Anne Pascual spezielle Profile.

Vom modebewussten Adopter bis zur kritischen Dissatisfied,

der Unzufriedenen.

Wenn wir uns dieses Feedback anschauen, erkennen wir Muster,

"Verhaltenstypen".

D.h. dass wir auf der einen Seite dem Kunden das Verständnis geben:

Wir kennen dich, hier sind Dinge, die du magst.

Und hier sind vielleicht Dinge, von denen du nicht wusstest,

dass sie spannend für dich sind.

Zalando nutzt die Kundentypen auch,

um zielgerichtete Werbung zu schalten.

Es gibt keinerlei Hinweise darauf,

dass die Firma Daten unzureichend schützt.

Online hat docupy unter der Rubrik "Datengold"

mehrere Fälle recherchiert, die zeigen,

wie andere Unternehmen die Macht der Daten missbrauchen.

Längst befürchten Wissenschaftler,

dass Kunden auch gegen ihren Willen beeinflusst werden könnten.

Ein Beispiel: Ein Paar, Anfang 30, denkt über Kinder nach,

aber die beiden sind auch reisefreudig.

Doro ist eine, die über Jahre

das Thema Games und Innovationskraft formuliert hat,

das Thema E-Sports nach vorne bringt.

Natürlich auch das Thema digitale Infrastruktur,

viele, viele andere Themen.

Sind alle so begeistert wie Sie beide im Kabinett?

Das müssen wir die anderen fragen.

Aber wir sind schon... - Nächste Frage.

...ganz vorn dabei.

Dorothee Bär absolviert oft 10, manchmal 15 solcher Termine am Tag.

Ihr großes Ziel:

Digitalisierung soll als politisches Thema wahrgenommen werden.

Ich hab mal gesagt, dass viele Kollegen hoffen,

dass das mit diesem Internet mal wieder vorbei ist.

Da ist auch ein Körnchen Wahrheit dran.

Dass einige der Meinung sind, wenn wir es lang genug verleugnen,

passiert das Ganze nicht.

Dorothee Bärs Büro ist im Kanzleramt.

Eine Etage unter Angela Merkel.

* Musik *

Ich habe mein Smartphone und 2 Tablets.

Sie sehen ja auch, dass ich gar keinen Computer hier stehen hab.

Ich hab den sofort abbauen lassen, auch schon im alten Haus.

Ich habe auch in meinem Bundestagsbüro keinen.

Bei mir ist nicht mobile first, sondern mobile only.

So.

Heute...

Gut das ist noch von gestern.

Da freue ich mich,

dass mein eigener Ministerpräsident meine Liebe zu Games unterstützt.

Und in Bayern noch mal mehr Geld

für die Games-Förderung in die Hand nimmt, das ist super.

Dann das Interview.

Dann ein Fotograf für ein anderes Interview.

Also heute ist ein sehr starker Medientag.

Dann mein Frühstück.

Was ich leider nicht rechtzeitig fotografiert hatte.

Warum haben Sie das fotografiert, warum haben Sie es online gestellt?

Weil das freut die Leute, wenn sie es sehen.

Außerdem wollte ich heute mal, ich mach das nicht jeden Tag,

aber heute wollte ich mal alle Termine so der Reihe nach zeigen.

Weil das immer schön ist aus Transparenzgründen:

Was macht man den ganzen Tag?

Bärs Büro, dazu ein Vorraum.

Schon endet ihr Neuland-Bereich im Kanzleramt.

Ein eigenes Ministerium für Digitalisierung gibt es nicht.

Aber die Aufgaben, die die Politik lösen muss, sind zahlreich.

Wer erledigt sie?

Wie hat sich die Bundesregierung aufgestellt?

Ich hab gar kein Organigramm,

sondern ich hab mal was ganz Neues mitgebracht.

Das kennt auch noch niemand.

Und zwar ist das ein "Dashboard",

wo man tatsächlich mal sagen kann: Wer ist zuständig?

Das ist erst mal nur ein 1. Entwurf, 1. Dummy, mal zu schauen:

Welche Häuser sind damit befasst?

Und das Gute ist: Alle Häuser sind damit befasst.

Das Verkehrsministerium verantwortet z.B. die digitale Infrastruktur.

Im Arbeitsministerium kümmert sich die "Denkfabrik" um Digitales.

Das Innenministerium soll die Verwaltung digitalisieren.

Und das Wirtschaftsministerium

begleitet die digitale Transformation.

Insgesamt sind in allen Ministerien 244 Teams in 76 Abteilungen

mit digitalen Fragen befasst.

Zusätzlich gibt es die Digitalabteilung im Kanzleramt

für Strategiefragen.

Und den Digitalrat, ein Expertengremium.

Im Digitalkabinett

sollen alle 15 Minister mit Fachpolitikern zusammenkommen.

Und im Innovation Council Politik und Wirtschaft.

Und Sie soll das alles mitkoordinieren:

Dorothee Bär, Staatsministerin für Digitalisierung.

Auch Online hat docupy sich bereits mit dem Neuland beschäftigt

und Bundespolitiker befragt:

Ist die Politik für die Digitalisierung gut aufgestellt?

Was sagen die Kritiker?

Sie sehen, wie problematisch das ist.

Jeder wurschtelt so vor sich hin.

Ich halte das für ganz fatal.

Wenn alle zuständig sind, ist am Ende auch niemand zuständig.

Es muss jemand sein, der oder die Ministerin ist,

ein Budget hat, einen Personalstab hat.

Und quasi oben ist, um andere, die mit zuständig sind,

zu koordinieren und zusammenzufassen.

Diese Stelle ist theoretisch

die Staatsministerin für Digitalisierung im Kanzleramt, Bär.

Faktisch hat sie kaum Macht.

Dorothee Bär hat kein Budget.

Das ist eine Staatsministerin, damit man zeigt:

Wir nehmen die Digitalisierung ernst.

Man gibt ihr aber nicht die Macht.

Ich schätze die Kollegin sehr.

Aber ihr fehlt der Unterbau, ihr fehlen die Haushaltsmittel,

ihr fehlt auch "die Macht", genau diese Themen voranzutreiben.

Bei uns gibts den schönen Satz:

Madla, was greinst? Gschehen ist gschehen.

Mädchen, warum weinst du? Geschehen ist geschehen.

Oder um es höflicher auszudrücken,

dass man mit all dem, was da ist, auch umgehen muss.

Ja, so viele "hö hö hö", das muss eine Person sein.

Das ist der völlig falsche Ansatz.

Mein Ansatz ist: Funktioniert es oder funktioniert es nicht?

Und tut es das?

Wenn der Staat mit seinen Schaubildern z.B.

auf zentral gesteuerte Plattform-Unternehmen trifft?

Digitalgipfel der Bundesregierung in Dortmund.

Staatsministerin Dorothee Bär will auch hier v.a.

die positiven Seiten der Digitalisierung betonen.

In einem Nebensaal trifft sie auf eine Schülergruppe.

Die Bundesregierung investiert in den nächsten Jahren

5 Mrd. Euro in eine bessere digitale Ausstattung an Schulen.

Aber einer in der Runde hat Sorgen,

dass das Geld vielleicht nicht ankommt.

Weil die Schulen es eigenständig beantragen müssen.

Ein weiteres Problem ist:

Wenn ein Rektor darauf keine Lust hat,

dann haben die Schüler ein Problem.

Weil es keine Verpflichtung ist.

Man muss selber auf diese Ämter zugehen.

Deswegen, da seh ich das Problem.

Dass das pädagogische Konzept nicht in die Praxis umgesetzt wird.

Und da die Schüler drunter leiden können.

Du hast genau 11-mal das Wort Problem verwendet.

Vielleicht waren es auch 12 oder 10, auf jeden Fall finde ich es zu viel.

Sag ich dir ganz offen.

Auch da sehe ich mehr Chancen, wo es sinnvoll eingesetzt werden kann,

und die Konzepte gibts.

Die gibt es auch flächendeckend, so. Jetzt ist jemand anders dran.

Welche sozialen Medien Sie vielleicht nutzen, persönlich.

Mein Lieblingstool ist Instagram.

Warum? Weil da die Menschen freundlicher sind.

Für mich ist wichtig, wie miteinander umgegangen wird.

Bei Instagram postet Dorothee Bär regelmäßig Bilder von ihren Besuchen

bei großen Plattform-Unternehmen wie Facebook oder Google.

* Musik *

Aber was ist mit den Problemen,

vor die die Neuland-Unternehmen die Politik stellen?

Ein Beispiel: Seit Jahren zahlen die Megaplattformen

trotz Milliarden-Umsätzen kaum Steuern.

Auch weil sie Gewinne und Verluste weltweit buchen.

Das Ergebnis: Während Spitzenverdiener in Deutschland

bis zu 45% Steuern zahlen, zahlen in der EU

klassische Unternehmen im Durchschnitt 23,2%.

Digital-Unternehmen nicht einmal halb so viel: 9,5%.

Das ist aber mehr, als die größten Digital-Player zahlen.

Ein Beispiel aus den USA:

Amazon machte dort 2018 einen Gewinn von 11,3 Mrd. Dollar

und zahlte darauf keinerlei Steuern.

Netflix bei 1,6 Mrd. Gewinn: 15 Mio. Dollar.

Eine Steuerquote von einem Prozent.

Verstehen Sie,

dass das die Leute ärgert, die normale Steuern zahlen?

Die sagen: Ich zahl fast 50%, und die zahlen einen Bruchteil.

Die zahlen weniger Steuern,

aber ich bin dagegen, dass wir Handelskrieg machen.

Jeder zahlt seine Steuern im Ursprungsland.

Und deswegen kommt es darauf an:

Was geb ich vor und was kommt dann zurück?

Es ist immer sehr populistisch, zu schreien:

Es muss noch mehr gezahlt werden.

Es muss auch in einer gesunden Balance stattfinden.

Eine stärkere Besteuerung von Digital-Unternehmen

ist weltweit ein Thema.

Eine Hauptrednerin beim Digitalgipfel

ist Margrethe Vestager, EU-Kommissarin für Digitales.

Eine Art europäische Dorothee Bär, die aber ganz anders klingt.

Wir müssen einen Rahmen dafür schaffen,

dass Digital-Unternehmen Steuern zahlen

wie jedes andere Unternehmen auch.

Wir brauchen Regeln, um sicherzustellen,

dass Plattformen den Menschen dienen und nicht andersherum.

Je näher man sich anschaut, wie diese Unternehmen vorgehen,

desto klarer wird, dass sie eine wichtige Sache gemein haben:

ihren Hunger nach Daten.

Wenn der Alltag von den Apps der Plattformen bestimmt ist,

liefern Menschen diesen Datennachschub rund um die Uhr.

Wie in China.

Die Fahrräder: nur buchbar per App.

Wer die App nicht hat und ein Taxi anhalten will,

wartet oft vergeblich.

Und wer durch die Eingangskontrolle von Chinas Importmesse will,

muss sein Gesicht scannen lassen.

Auch deutsche Unternehmer stellen auf der Messe aus.

Gordon Ebert von ergobag z.B.

Das ist nur für Werbezwecke.

Wir sind ergobag, wir verkaufen Schulranzen.

Sehen Sie, es ist ganz leicht. Oder Sie sind so stark.

2 oder 3 kg. Ist nur Luft drin.

Afu, das Werbegesicht, schaut nur kurz am Stand vorbei.

Wie gehts dir? - Gut, gut. Wann fliegst du zurück?

Sonntag erst. - Okay.

Schnell noch ein Selfie, dann muss er weiter.

Hier kann ergobag bis zu 0,5 Mio. Messebesucher erreichen.

Aber die Kunden kaufen online, auf den Seiten der großen Plattformen.

ergobag zahlt, genau wie das Schillerkaufhaus in Weimar,

Gebühren an die Plattform und gibt seine Daten an Alibaba.

Um erfolgreich zu sein,

muss man auch investieren in der Plattform selbst.

Das sind Marketingausgaben, die wir machen.

Wenn man sie nicht tun würde,

würde man nicht gefunden im Suchergebnis.

Gleichzeitig stillt auch ergobag den Datenhunger der großen Plattformen.

Wissen Sie, was mit den Daten, die Sie als Unternehmen einspeisen

in China, ins Netz, was mit denen passiert?

Nee, keine Idee zu.

Bekommt man aber meines Erachtens keine Auskunft zu.

Wenn er im Café mit der App Alipay bezahlt,

hinterlässt auch Thomas Derksen Daten.

Weiß er, wie viel die Plattform über ihn weiß?

Da gibt es große Datenmengen.

Man kann als Einsiedler leben, aber wenn wir da nicht mitmachen,

dann werden wir irgendwann hinten anstehen

und nur noch den anderen zugucken können.

Wir haben Freunde, das ist ein deutsch-chinesisches Ehepaar,

und die haben auch in Deutschland gelebt, und da hat die Frau gesagt:

Ich möchte nicht mehr im Mittelalter leben,

lass uns zurück nach China gehen.

So läuft das Geschäft im Neuland:

Die Plattformen bieten Reichweite und Komfort.

Im Gegenzug verlangen sie: Daten von Unternehmen und Kunden.

Nicht nur in China.

Wir beobachten derzeit ein großes Verlangen nach Daten.

Getrieben von den Geschäftsmodellen der Techfirmen.

Man kann im Internet mir dabei zugucken,

wie lange ich auf einer Website bin, wie stark ich damit interagiere,

welche Produkte mich interessiert haben.

Man kann sich ansehen, was für Themen ich bevorzugt ansehe.

Man kann Abschätzungen treffen, welchen Beruf ich wohl haben werde,

je nachdem, für welche Themen ich mich interessiere.

Das wird alles gesammelt, wird zu Profilen zusammengestellt.

Stellen Sie sich eine Zeit vor, in 10 oder 15, 20 Jahren,

gar nicht so weit weg.

Dann wird jemand, der 18 Jahre alt ist,

fast sein ganzes Leben als Datensatz vorliegen haben.

Fitness-Level, Ernährungs-Level, Koffeinaufnahme, alles.

Das ganze Internet-Verhalten, alle Posts.

Große Digital-Unternehmen wissen mehr über uns als die Stasi.

Ohne Zweifel.

Anders als bei der Stasi

liefern die Kunden im Neuland die Daten aber oft freiwillig.

Es ist ein verlockendes Angebot:

Je mehr Daten die Kunden an ein Unternehmen geben,

desto genauer kann es das Produkt

auf die Wünsche jedes einzelnen zuschneiden.

Ein Beispiel: Die "Size and fit"- Abteilung bei Zalando.

Das größte Problem von Mode-Plattformen:

Die Umkleidekabine fehlt.

Fühlt sich an wie ein Kartoffelsack.

Deshalb lässt Zalando

Menschen mit Durchschnittsmaßen die Kollektion anprobieren.

Wir generieren hier Daten zur Passgenauigkeit.

Ob etwas zu klein oder zu groß ist.

Das sind unsere Standard-Models, die unsere Kunden repräsentieren.

Wir sammeln ihr Feedback.

Stacia Carr ist Director of Sizing.

Ihr Ziel: So viele Daten zu sammeln,

dass Zalando immer die passende Größe liefert.

Im Moment schicken die Kunden rund die Hälfte der Bestellungen zurück.

Die Retouren sind die Achillesferse des Neuland-Handels.

Stacia Carrs Algorithmus soll dieses Problem lösen.

Wir nennen das, was Sie hier sehen,

eine personalisierte Größen-Empfehlung.

Bei Kunden, die wir etwas besser kennen,

die bei Zalando eingekauft haben, schauen wir:

Was haben sie bisher gekauft? Welche Größe?

Dann sehen wir, ob der Artikel eher zu groß oder zu klein ist.

Dann kombinieren wir diese Signale zu einer Größen-Empfehlung.

Wir brauchen praktisch die Kundendaten,

um die Größenempfehlung machen zu können.

Alles passiert durch Algorithmen.

Wer den Kampf um die Passgenauigkeit gewinnt,

bindet Kunden für die nächsten Jahrzehnte.

Aus den Millionen Kundendaten erstellt das Team

von Produktdesignerin Anne Pascual spezielle Profile.

Vom modebewussten Adopter bis zur kritischen Dissatisfied,

der Unzufriedenen.

Wenn wir uns dieses Feedback anschauen, erkennen wir Muster,

"Verhaltenstypen".

D.h. dass wir auf der einen Seite dem Kunden das Verständnis geben:

Wir kennen dich, hier sind Dinge, die du magst.

Und hier sind vielleicht Dinge, von denen du nicht wusstest,

dass sie spannend für dich sind.

Zalando nutzt die Kundentypen auch,

um zielgerichtete Werbung zu schalten.

Es gibt keinerlei Hinweise darauf,

dass die Firma Daten unzureichend schützt.

Online hat docupy unter der Rubrik "Datengold"

mehrere Fälle recherchiert, die zeigen,

wie andere Unternehmen die Macht der Daten missbrauchen.

Längst befürchten Wissenschaftler,

dass Kunden auch gegen ihren Willen beeinflusst werden könnten.

Ein Beispiel: Ein Paar, Anfang 30, denkt über Kinder nach,

aber die beiden sind auch reisefreudig.