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Die schwarze Spinne - Jeremias Gotthelf, Die schwarze Spinne - 24

Die schwarze Spinne - 24

Das soll aber auch ein seltsamer Mensch gewesen sein, man wußte nicht, woher er kam. Er konnte sanft tun wie ein Lamm und reißend wie ein Wolf; war er alleine bei einem Weibsbilde, so war er ein sanftes Lamm, vor der Gesellschaft aber war er wie ein reißender Wolf und tat, als ob er alle haßte, als ob er über alles auswolle mit wüsten Taten und Worten; solche sollen den Weibsbildern aber gerade die liebsten sein. Darum entsetzten sich die Mägde öffentlich vor ihm, sollen ihn aber doch, wenn sie alleine waren, am liebsten von allen gehabt haben. Er hatte ungleiche Augen, aber man wußte nicht, von welcher Farbe, und beide haßten einander, sahen nie den gleichen Weg, aber unter langem Augenhaar und demütigem Niedersehn wußte er es zu verbergen. Sein Haar war schön gelockt, aber man wußte nicht, war es rot oder falb, im Schatten war es das schönste Flachshaar, schien aber die Sonne darauf, so hatte kein Eichhörnchen einen rötern Pelz. Er quälte wie keiner das Vieh. Dasselbe haßte ihn auch darnach. Von den Knechten meinte ein jeder, er sei sein Freund, und gegen jeden wies er die andern auf. Den Meisterweibern war er unter allen alleine recht, er alleine war oft im obern Hause, dann taten unten die Mägde wüst; sobald er es merkte, steckte er sein Messer an den Zapfen und begann sein Drohen, bis die Mägde zum Kreuze krochen.

Doch behielt dieses Spiel auch nicht lange seine Wirkung. Die Mägde wurden dessen gewohnt und sagten endlich: ›Tue es doch, wenn du darfst, aber du darfst nicht! ‹ Es nahte Weihnacht, die heilige Nacht. An das, was dieselbe uns weihet, dachten sie nicht, ein lustiges Leben hatten sie abgeraten in derselben. Im Schlosse drunten hauste ein alter Ritter nur, und der bekümmerte sich wenig mehr ums Zeitliche; ein schelmischer Vogt verwaltete alles zu seinem Vorteil. Um ein Schelmenstück hatten sie diesem edlen Ungarwein abgehandelt, neben welchem Lande die Ritter in großem Streite lagen; des edlen Weines Kraft und Feuer kannten sie nicht. Ein fürchterliches Unwetter kam herauf mit Blitz und Sturm wie selten sonst um diese Zeit, keinen Hund hätte man unter dem Ofen hervorgejagt. Zur Kirche zu gehen, hielt es sie nicht ab, sie wären bei schönem Wetter auch nicht gegangen, hätten den Meister alleine gehen lassen, aber es hielt andere ab, sie zu besuchen; sie blieben allein im alten Hause beim edlen Weine.

Sie begannen den heiligen Abend mit Fluchen und Tanzen, mit wüstern und ärgern Dingen; dann setzten sie sich zum Mahle, wozu die Mägde Fleisch gekocht hatten, weißen Brei und was sie sonst Gutes stehlen konnten. Da ward die Roheit immer gräßlicher, sie schändeten alle Speisen, lästerten alles Heilige; der genannte Knecht spottete des Priesters, teilte Brot aus und trank seinen Wein, als ob er die Messe verwaltete, taufte den Hund unterem Ofen, trieb es, bis es angst und bange den andern wurde, wie ruchlos sie sonst auch waren. Da stach er mit dem Messer ins Loch und fluchte, er wolle ihnen noch ganz andere Dinge zeigen. Als sie darob nicht erschrecken wollten, weil er das gleiche schon manchmal getrieben und mit dem Messer gegen den Zapfen kaum viel abzubringen war, so griff er in halber Raserei nach einem Bohrer, vermaß sich aufs schrecklichste, sie sollten es erfahren, was er könne, büßen ihr Lachen, daß ihnen die Haare zu Berge ständen, und drehte mit wildem Stoße den Bohrer in den Zapfen hinein. Laut aufschreiend stürzten alle auf ihn zu, aber ehe jemand es hindern konnte, lachte er wie der Teufel selbst, tat einen kräftigen Ruck am Bohrer.

Da bebte von ungeheurem Donnerschlag das ganze Haus, der Missetäter stürzte rücklings nieder, ein roter Glutstrom brach aus dem Loche hervor, und mittendrin saß groß und schwarz, aufgeschwollen im Gifte von Jahrhunderten, die Spinne und glotzte in giftiger Lust über die Frevler hin, die versteinert in tödlicher Angst kein Glied bewegen konnten, dem schrecklichen Untiere zu entrinnen, das langsam und schadenfroh ihnen über die Gesichter kroch, ihnen einimpfte den feurigen Tod.

Da erbebte das Haus von schrecklichem Wehgeheul, wie hundert Wölfe es nicht auszustoßen vermögen, wenn der Hunger sie peinigt. Und bald erscholl ein ähnliches Wehgeschrei aus dem neuen Hause, und Christen, der eben den Berg aufkam von der heiligen Messe, meinte, es seien Räuber eingebrochen, und seinem starken Arme trauend, stürzte er den Seinen zu Hilfe. Er fand keine Räuber, aber den Tod; mit diesem rangen Weib und Mutter und hatten schon keine Stimme mehr in den hochaufgelaufenen, schwarzen Gesichtern; ruhig schlummerten seine Kinder, und gesund und rot waren ihre munteren Gesichter. Es stieg in Christen die schreckliche Ahnung dessen auf, was geschehen war; er stürzte ins untere Haus, dort sah er die Diensten alle verendet, die Stube zur Totenkammer geworden, geöffnet das schauerliche Loch im Bystal, in des scheußlich entstellten Knechtes Hand den Bohrer und auf des Bohrers Spitze den schrecklichen Zapfen. Jetzt wußte er, was da geschehen war, schlug die Hände über dem Kopfe zusammen, und wenn die Erde ihn verschlungen hätte, so wäre es ihm recht gewesen. Da kroch etwas hinterem Ofen hervor, schmiegte sich ihm an; entsetzt fuhr er zusammen, aber es war nicht die Spinne, es war ein armes Bübchen, das er um Gottes willen ins Haus genommen und unter dem ruchlosen Gesinde gelassen hatte, wie es ja auch jetzt viel geschieht, daß man Kinder um Gottes willen nimmt und sie dem Teufel in die Hände spielt. Das hatte keinen Teil genommen an den Greueln des Gesindes, war erschreckt hinter den Ofen geflohn; ihns allein hatte die Spinne verschont, es konnte nun den Hergang erzählen.

Aber noch während das Bübchen erzählte, scholl durch Wind und Wetter Angstgeschrei von andern Häusern her. Wie in hundertjähriger, aufgeschwellter Lust flog die Spinne durch die Talschaft, las zuerst die üppigsten Häuser sich aus, wo man am wenigsten an Gott dachte, aber am meisten an die Welt, daher von dem Tod am wenigsten wissen mochte.

Noch war es nicht Tag geworden, so war die Kunde in jeglichem Hause: die alte Spinne sei losgebrochen, gehe aufs neue todbringend um in der Gemeinde; schon lägen viele tot, und hinten im Tale fahre Schrei um Schrei zum Himmel auf von den Gezeichneten, die sterben müßten. Da kann man sich denken, welch Jammer im Lande war, welche Angst in allen Herzen, was das für eine Weihnacht war in Sumiswald! An die Freude, die sie sonst bringt, konnte keine Seele denken, und solcher Jammer kam vom Frevel der Menschen. Der Jammer aber ward alle Tage größer, denn schneller, giftiger als das frühere Mal war die Spinne jetzt. Bald war sie zuvörderst, bald zuhinterst in der Gemeinde; auf den Bergen, im Tale erschien sie zu gleicher Zeit. Wie sie früher meist hier einen, dort einen gezeichnet hatte zum Tode, so verließ sie jetzt selten ein Haus, ehe sie alle vergiftet; erst wenn alle im Tode sich wanden, setzte sie sich auf die Schwelle und glotzte schadenfroh in die Vergiftung, als ob sie sagen wollte: sie sei es und sei doch wieder da, wie lange man sie auch eingesperrt.

Es schien, als ob sie wüßte, ihr sei wenig Zeit vergönnt, oder als ob sie sich viele Mühe sparen wollte, sie tat, wo sie konnte, viele auf einmal ab. Darum lauerte sie am liebsten auf die Züge, welche die Toten zur Kirche geleiten wollten. Bald hier, bald dort, am liebsten unten am Kilchstalden tauchte sie mitten in den Haufen auf oder glotzte plötzlich vom Sarge herab auf die Begleitenden. Da fuhr dann ein schreckliches Wehgeschrei aus dem begleitenden Zuge zum Himmel auf, Mann um Mann fiel nieder, bis der ganze Zug der Begleitenden am Wege lag, und rang mit dem Tode, bis kein Leben mehr unter ihnen war, und um den Sarg ein Haufen Tote lag, wie tapfere Krieger um ihre Fahne liegen, von der Übermacht erfaßt. Da wurden keine Toten mehr zur Kirche gebracht, niemand wollte sie tragen, niemand geleiten; wo der Tod sie streckte, da ließ man sie liegen.

Die schwarze Spinne - 24 The black spider - 24 Черный паук - 24

Das soll aber auch ein seltsamer Mensch gewesen sein, man wußte nicht, woher er kam. Indeed this man is said to have been a really strange fellow, and nobody knew where he came from. Er konnte sanft tun wie ein Lamm und reißend wie ein Wolf; war er alleine bei einem Weibsbilde, so war er ein sanftes Lamm, vor der Gesellschaft aber war er wie ein reißender Wolf und tat, als ob er alle haßte, als ob er über alles auswolle mit wüsten Taten und Worten; solche sollen den Weibsbildern aber gerade die liebsten sein. ||||||||raging|||||||||woman|||||||||||||||raging||||||||||||||tear|||||||||women||||| He could behave as gently as a lamb and as fiercely as a wolf; if he were on his own with a woman he was a gentle lamb, but in the company at large he was like a ravening wolf and behaved as if he hated everyone, as if he wanted to outdo them all in wild deeds and words; but men like that are supposed to be just the most attractive ones to women. Darum entsetzten sich die Mägde öffentlich vor ihm, sollen ihn aber doch, wenn sie alleine waren, am liebsten von allen gehabt haben. That is why the maids were shocked at him in public, but are said to have liked him best of all when alone with him. Er hatte ungleiche Augen, aber man wußte nicht, von welcher Farbe, und beide haßten einander, sahen nie den gleichen Weg, aber unter langem Augenhaar und demütigem Niedersehn wußte er es zu verbergen. |||||||||||||hated||||||||||eyelashes||humble|lowering||||| His eyes were uneven, but it was impossible to say what color they were, and the two eyes disliked one another, for they never looked in the same direction, but he knew how to conceal this with long hair over his eyes and by humbly looking down to the ground. Sein Haar war schön gelockt, aber man wußte nicht, war es rot oder falb, im Schatten war es das schönste Flachshaar, schien aber die Sonne darauf, so hatte kein Eichhörnchen einen rötern Pelz. |||||||||||||fawn|||||||fine hair|||||||||||redder| His hair was beautifully waved, but it was difficult to say whether it was red or blonde; in the shade it was the most beautiful flaxen hair, but when the sun shone on it, no squirrel’s coat was redder. Er quälte wie keiner das Vieh. He tormented the cattle worse than anybody else. Dasselbe haßte ihn auch darnach. The cattle in their turn hated him also. Von den Knechten meinte ein jeder, er sei sein Freund, und gegen jeden wies er die andern auf. Each of the farm-hands thought that he was his friend, and yet he would set them up one against the other. Den Meisterweibern war er unter allen alleine recht, er alleine war oft im obern Hause, dann taten unten die Mägde wüst; sobald er es merkte, steckte er sein Messer an den Zapfen und begann sein Drohen, bis die Mägde zum Kreuze krochen. |maids|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||| He was the only one of them who suited the two mistresses, and was the only one who was often in the upper house; then the maids behaved wildly in the house below; as soon as he observed this, he would stick his knife into the peg and begin his threatening, until the maids ate humble pie.

Doch behielt dieses Spiel auch nicht lange seine Wirkung. However, this game too did not continue to be effective for long. Die Mägde wurden dessen gewohnt und sagten endlich: ›Tue es doch, wenn du darfst, aber du darfst nicht! The maids became used to it and finally said: ‘Do it then, if you dare; but you daren’t!’ ‹ Es nahte Weihnacht, die heilige Nacht. The holy eve of Christmas was approaching. An das, was dieselbe uns weihet, dachten sie nicht, ein lustiges Leben hatten sie abgeraten in derselben. |||||dedicates|||||||||advised against|| They had no thought for the meaning of Christmas and had planned to have a wildly merry time. Im Schlosse drunten hauste ein alter Ritter nur, und der bekümmerte sich wenig mehr ums Zeitliche; ein schelmischer Vogt verwaltete alles zu seinem Vorteil. |||||||||||||||||mischievous||managed|||| In the castle over yonder only an old knight lived now; a rogue of a bailiff administered everything to his own advantage. Um ein Schelmenstück hatten sie diesem edlen Ungarwein abgehandelt, neben welchem Lande die Ritter in großem Streite lagen; des edlen Weines Kraft und Feuer kannten sie nicht. ||rogue's trick|||||Hungarian wine|discussed|||||||||||||||||| They had procured a noble Hungarian wine from him by means of conniving at a piece of roguery (the knights were engaged in hard fighting in Hungary), and they did not know the strength and fire of the noble wine. Ein fürchterliches Unwetter kam herauf mit Blitz und Sturm wie selten sonst um diese Zeit, keinen Hund hätte man unter dem Ofen hervorgejagt. ||||||||||||||||||||||dragged out A terrible storm arose, with thunder and lightning, such as you very rarely see at this time of year, and it was so fierce that you could not have routed out a dog from under the stove. Zur Kirche zu gehen, hielt es sie nicht ab, sie wären bei schönem Wetter auch nicht gegangen, hätten den Meister alleine gehen lassen, aber es hielt andere ab, sie zu besuchen; sie blieben allein im alten Hause beim edlen Weine. It did not stop them going to church, because they would not have gone there even in fine weather and would have let the master go there on his own; but this fact prevented others from visiting them, so that they now were alone in the old house with the noble wine.

Sie begannen den heiligen Abend mit Fluchen und Tanzen, mit wüstern und ärgern Dingen; dann setzten sie sich zum Mahle, wozu die Mägde Fleisch gekocht hatten, weißen Brei und was sie sonst Gutes stehlen konnten. ||||||||||wild|||||||||meal||||||||porridge||||||| They began the holy Christmas Eve with swearing and dancing and with even wilder and more wicked things; then they sat down to the meal, for which the maids had cooked meat, white sauce and any other good things they could steal. Da ward die Roheit immer gräßlicher, sie schändeten alle Speisen, lästerten alles Heilige; der genannte Knecht spottete des Priesters, teilte Brot aus und trank seinen Wein, als ob er die Messe verwaltete, taufte den Hund unterem Ofen, trieb es, bis es angst und bange den andern wurde, wie ruchlos sie sonst auch waren. |||rudeness||||desecrated|||blasphemed||||||||||||||||||||||||||||||||||||||ruthless|||| Then their coarseness became ever more repulsive, they defiled all the food and blasphemed against everything holy; the farmhand mentioned before made fun of the priest, divided out bread and drank his wine as if he were officiating at mass, baptized the dog under the stove and carried on until the others became anxious and fearful, ruthless as they might otherwise be. Da stach er mit dem Messer ins Loch und fluchte, er wolle ihnen noch ganz andere Dinge zeigen. Then he stabbed into the hole with his knife and said with curses that he would show them very different things. Als sie darob nicht erschrecken wollten, weil er das gleiche schon manchmal getrieben und mit dem Messer gegen den Zapfen kaum viel abzubringen war, so griff er in halber Raserei nach einem Bohrer, vermaß sich aufs schrecklichste, sie sollten es erfahren, was er könne, büßen ihr Lachen, daß ihnen die Haare zu Berge ständen, und drehte mit wildem Stoße den Bohrer in den Zapfen hinein. ||therefore||||||||||||||||||||||||||||||drill|||||||||||||||||||||stood||||||||||| When they refused to be scared by this, because he had done this sort of thing so often before and there was not much to be gained by driving the knife against the peg, he grasped a gimlet in his half-crazy fury, swore in the most terrible language until their hair stood on end that he would show them what he could do and make them regret laughing at him, then he screwed the gimlet with fierce turns into the peg. Laut aufschreiend stürzten alle auf ihn zu, aber ehe jemand es hindern konnte, lachte er wie der Teufel selbst, tat einen kräftigen Ruck am Bohrer. The rest fell upon him crying out loudly, but before anyone could prevent it, he laughed like the devil himself and gave the gimlet a violent wrench.

Da bebte von ungeheurem Donnerschlag das ganze Haus, der Missetäter stürzte rücklings nieder, ein roter Glutstrom brach aus dem Loche hervor, und mittendrin saß groß und schwarz, aufgeschwollen im Gifte von Jahrhunderten, die Spinne und glotzte in giftiger Lust über die Frevler hin, die versteinert in tödlicher Angst kein Glied bewegen konnten, dem schrecklichen Untiere zu entrinnen, das langsam und schadenfroh ihnen über die Gesichter kroch, ihnen einimpfte den feurigen Tod. |||||||||||||||||||||||||||swollen||||||||||||||sinners|||||||||||||monstrous creature|||||||||||||inflicted||| Then the whole house rocked under a monstrous thunderclap, the evildoer was flung on to his back, a red stream of fire broke out from the whole and there in the middle sat the spider, huge and black, swollen with the poison of centuries, gloating in poisonous glee over the criminals who were benumbed in deadly fear and could not move a limb to escape from the terrible monster that crept slowly and malevolently over their faces and injected into them a fiery death.

Da erbebte das Haus von schrecklichem Wehgeheul, wie hundert Wölfe es nicht auszustoßen vermögen, wenn der Hunger sie peinigt. Then the house quivered with terrible howls of pain such as a hundred wolves together cannot emit even when they are gnawed by hunger. Und bald erscholl ein ähnliches Wehgeschrei aus dem neuen Hause, und Christen, der eben den Berg aufkam von der heiligen Messe, meinte, es seien Räuber eingebrochen, und seinem starken Arme trauend, stürzte er den Seinen zu Hilfe. |||||cry of pain||||||||||||||||||||||||||||||| And soon a similar cry of pain sounded from the new house, and Christen, just coming up the hill from holy mass, thought that thieves must have broken in, and, trusting his strong arm, he rushed to help his family. Er fand keine Räuber, aber den Tod; mit diesem rangen Weib und Mutter und hatten schon keine Stimme mehr in den hochaufgelaufenen, schwarzen Gesichtern; ruhig schlummerten seine Kinder, und gesund und rot waren ihre munteren Gesichter. |||||||||||||||||||||flushed|||||||||||||| He did not find thieves, but death: his wife and his mother were wrestling with death and already had no more voice in their heavily swollen, black faces; his children were sleeping quietly, and their carefree faces were healthy and ruddy. Es stieg in Christen die schreckliche Ahnung dessen auf, was geschehen war; er stürzte ins untere Haus, dort sah er die Diensten alle verendet, die Stube zur Totenkammer geworden, geöffnet das schauerliche Loch im Bystal, in des scheußlich entstellten Knechtes Hand den Bohrer und auf des Bohrers Spitze den schrecklichen Zapfen. There arose in Christen a terrible suspicion of what had happened; he rushed into the lower house where he saw the servants all lying dead, their living room turned into a death chamber, the fearful hole in the window post opened wide, and he saw the gimlet in the terribly contorted hand of the farmhand and the dreadful peg on the point of the gimlet. Jetzt wußte er, was da geschehen war, schlug die Hände über dem Kopfe zusammen, und wenn die Erde ihn verschlungen hätte, so wäre es ihm recht gewesen. Now he knew what had happened, struck his hands together above his head, and if the earth could have swallowed him up, this would have suited him well. Da kroch etwas hinterem Ofen hervor, schmiegte sich ihm an; entsetzt fuhr er zusammen, aber es war nicht die Spinne, es war ein armes Bübchen, das er um Gottes willen ins Haus genommen und unter dem ruchlosen Gesinde gelassen hatte, wie es ja auch jetzt viel geschieht, daß man Kinder um Gottes willen nimmt und sie dem Teufel in die Hände spielt. ||||||nestled||||||||||||||||||||||||||||||wicked|servants|||||||||||||||||||||||| Then something crept out from behind the stove and nestled close to him; he started in terror, but it was not the spider, it was a poor boy whom he had taken into the house out of charity and had then left among the ruthless servants, as indeed often happens even nowadays, when people take in children in the name of God and then let them go to the Devil. Das hatte keinen Teil genommen an den Greueln des Gesindes, war erschreckt hinter den Ofen geflohn; ihns allein hatte die Spinne verschont, es konnte nun den Hergang erzählen. This boy had taken no part in the evil behaviour of the servants and had fled in terror behind the stove; the spider had spared him alone, and now he could relate what had happened.

Aber noch während das Bübchen erzählte, scholl durch Wind und Wetter Angstgeschrei von andern Häusern her. ||||||rang||||||||| But even as the boy was speaking, cries of terror sounded across from other houses, in spite of the wind and the weather. Wie in hundertjähriger, aufgeschwellter Lust flog die Spinne durch die Talschaft, las zuerst die üppigsten Häuser sich aus, wo man am wenigsten an Gott dachte, aber am meisten an die Welt, daher von dem Tod am wenigsten wissen mochte. |||swollen|||||||valley|||||||||||||||||||||||||||| The spider sped through the valley as if with the pent-up lust of centuries, picking out first the most sumptuous houses where people thought of God least and the world most and therefore least cared to know about death.

Noch war es nicht Tag geworden, so war die Kunde in jeglichem Hause: die alte Spinne sei losgebrochen, gehe aufs neue todbringend um in der Gemeinde; schon lägen viele tot, und hinten im Tale fahre Schrei um Schrei zum Himmel auf von den Gezeichneten, die sterben müßten. Al ready before daybreak the news was in every house that the old spider had broken loose and was once more bringing death to the community; it was said that many already lay dead and that further down in the valley cry upon cry was being raised to heaven from those who had been branded and now had to die. Da kann man sich denken, welch Jammer im Lande war, welche Angst in allen Herzen, was das für eine Weihnacht war in Sumiswald! You can imagine now what distress there was in the district, what fear in all hearts and what a Christmas this was in Sumiswald! An die Freude, die sie sonst bringt, konnte keine Seele denken, und solcher Jammer kam vom Frevel der Menschen. ||||||||||||||||sin|| Not a soul could think of the joy which Christmas usually brings; and such distress came from the criminal behavior of men. Der Jammer aber ward alle Tage größer, denn schneller, giftiger als das frühere Mal war die Spinne jetzt. But every day the distress grew, for the spider was now quicker and more poisonous than the previous time. Bald war sie zuvörderst, bald zuhinterst in der Gemeinde; auf den Bergen, im Tale erschien sie zu gleicher Zeit. |||mostly||at the back||||||||||||| Now it was at one end of the parish, now at the other; it appeared at the same time on the hills and in the valley. Wie sie früher meist hier einen, dort einen gezeichnet hatte zum Tode, so verließ sie jetzt selten ein Haus, ehe sie alle vergiftet; erst wenn alle im Tode sich wanden, setzte sie sich auf die Schwelle und glotzte schadenfroh in die Vergiftung, als ob sie sagen wollte: sie sei es und sei doch wieder da, wie lange man sie auch eingesperrt. |||||||||||||||||||||||||||||writhed||||||||||||||||||||||||||||||| If on the previous occasion it had for the most part given the mark of death here to one person and there to another, this time it seldom left a house before it had poisoned all who were living there; it was not until all the inmates were writhing in agony of death that the spider sat upon the threshold and gloated maliciously over the havoc of its poisoning, as if to say that here it was, and it had come back again, however long its term of imprisonment might have been.

Es schien, als ob sie wüßte, ihr sei wenig Zeit vergönnt, oder als ob sie sich viele Mühe sparen wollte, sie tat, wo sie konnte, viele auf einmal ab. ||||||||||granted|||||||||||||||||| It was as if the spider knew that little time was to be allowed it, or as if it wanted to save itself trouble; it killed many people off at once, wherever it could. Darum lauerte sie am liebsten auf die Züge, welche die Toten zur Kirche geleiten wollten. That is why it liked to lie lurking for the passing of the processions of people who wished to accompany the dead to church. Bald hier, bald dort, am liebsten unten am Kilchstalden tauchte sie mitten in den Haufen auf oder glotzte plötzlich vom Sarge herab auf die Begleitenden. Now here, now there, for preference down at the Kilchstalden, it appeared in the midst of a crowd of people or else suddenly gloated down from the coffin on to the mourners. Da fuhr dann ein schreckliches Wehgeschrei aus dem begleitenden Zuge zum Himmel auf, Mann um Mann fiel nieder, bis der ganze Zug der Begleitenden am Wege lag, und rang mit dem Tode, bis kein Leben mehr unter ihnen war, und um den Sarg ein Haufen Tote lag, wie tapfere Krieger um ihre Fahne liegen, von der Übermacht erfaßt. Then a terrible cry of distress rose to heaven from the procession of mourners, man after man collapsed, until the whole line of mourners lay in the road wrestling with death, until there was no more life among them and a heap of dead lay around the coffin, as bold warriors lie round their flag when overcome by greater forces. Da wurden keine Toten mehr zur Kirche gebracht, niemand wollte sie tragen, niemand geleiten; wo der Tod sie streckte, da ließ man sie liegen. After that no more dead were brought to the church, for nobody wanted to carry or escort them; where death seized them, there they were left lying.