Sendung: tagesschau 20.10.2020 20:00 Uhr - Pandemie: Ausgangsbeschränkungen
Themen der Sendung: Corona-Pandemie: Ausgangsbeschränkungen im Berchtesgadener Land, Oberverwaltungsgericht kippt Beherbergungsverbot in Mecklenburg-Vorpommern, Politik und Wirtschaft wollen Einzelhandel in Innenstädten unterstützen, Lufthansa verzeichnet hohe Verluste durch Corona-Pandemie, Corona-Lage verschärft sich in ganz Europa, Koalition einigt sich auf Durchführung einer Rassismus-Studie in der Gesellschaft, EU-Landwirtschaftsminister verhandeln über Reform der Agrarpolitik, Das Wetter
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Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen
mit der tagesschau.
Heute im Studio: Linda Zervakis
Guten Tag, willkommen zur tagesschau.
Nach dem massiven Anstieg
der Corona-Zahlen
in mehreren Regionen wird dort das
öffentliche Leben heruntergefahren.
Im bayerischen Berchtesgadener Land
dürfen die Menschen ihre Wohnungen
nur noch aus triftigen Gründen
verlassen.
Schulen, Kitas und Gastronomie
müssen schließen.
Der Landkreis hatte bundesweit
einen Spitzenwert
bei der Sieben-Tage-Inzidenz
gemeldet.
Auch bundesweit steigt die Zahl
der Corona-Neuinfektionen deutlich.
Die Gesundheitsämter
meldeten 6868 weitere Fälle.
Seit 14 Uhr
gilt im Berchtesgadener Land
eine Ausgangsbeschränkung.
Die Inzidenzwert lag mit knapp 240
bundesweit am höchsten.
Hoteliers und Gastronomen
müssen für zwei Wochen schließen,
Urlauber abreisen.
Bewohner dürfen ihr Haus
nur aus triftigen Gründen verlassen.
Veranstaltungen sind verboten,
Schulen und Kitas geschlossen.
Die Details gab der Landrat
in einer Pressekonferenz bekannt.
Er hofft auf Verständnis.
Wir wollen keine
300er bis 400er Inzidenzwerte.
Das hat uns bewogen,
sehr schnell zu handeln.
Es ist sehr kurzfristig,
aber da bitte ich um Verständnis.
Im Morgenmagazin begrüßt
Jens Spahn das schnelle Handeln.
Die bayrische Staatsregierung
macht das, was vereinbart ist:
Sie greift dort konsequent ein,
wo die Infektionen sind.
In mehr als einem Drittel der Städte
und Kreise sind die Warnwerte
von 35 oder 50 Neuinfektionen
pro 100.000 Einwohnern überschritten.
In Teilen des Ruhrgebiets
und vier Berliner Stadtteilen
liegen die Werte
über der 100er-Marke.
In Berlin ist eine erweiterte
Maskenpflicht angeordnet.
In Delmenhorst
liegen die Werte sogar über 200.
Auch da wurde
die Maskenpflicht ausgeweitet,
und es gilt eine Sperrstunde
von 23 bis 6 Uhr.
Nötige Maßnahmen aus Sicht
der Berliner Gesundheitssenatorin:
Ein Lockdown steht in Deutschland
in vielen Bereichen an.
Das wollen wir verhindern.
Und das heißt,
die Kontakte zu beschränken.
Reges Treiben in der Urlaubsregion,
eine Party,
Nähe zum Hotspot Kuchl
in Österreich:
Das sind Erklärungsansätze
für das Ansteigen der Infektionen
im Berchtesgadener Land.
In Mecklenburg-Vorpommern
hat das Oberverwaltungsgericht
die Beherbergungsbeschränkungen
gekippt.
Damit dürfen Urlauber
aus inländischen Risikogebieten
auch ohne Test und Quarantäne
wieder an die Ostsee.
Die Richter gaben den Eilanträgen
von zwei Hotelbetrieben statt.
Die Landesregierung
habe nicht darlegen können,
weshalb Gäste aus Risikogebieten
anders zu behandeln seien
als Berufspendler.
Politik und Wirtschaft wollen eine
Verödung der Innenstädte vermeiden.
Wirtschaftsminister Altmaier,
Verbände und Kommunen
verständigten sich heute:
Man wolle nach Wegen suchen,
um Ladensterben zu verhindern
und die Attraktivität
der Stadtzentren zu steigern.
Der Einzelhandel
erhofft sich finanzielle Hilfe
bei Investitionen
in die Digitalisierung.
Ein geschlossenes Kaufhaus
in Hamburg:
Die Pandemie hat die Probleme
des Einzelhandels verschärft.
50.000 Geschäfte
könnten Corona zum Opfer fallen.
Der Wirtschaftsminister
will gegensteuern.
Mein Ziel besteht darin:
Das Sterben des Einzelhandels
wollen wir verlangsamen -
schon während der Pandemie.
Im Laufe von 2021
soll es zum Stillstand kommen.
In den Innenstädten
ist die Lage schlecht.
Anders beim Online-Handel ...
Der Handel fordert im Online-Gespräch
mit dem Minister,
Corona-Überbrückungshilfen
zu verlängern
und Zuschüsse zur Digitalisierung
für Ladengeschäfte.
Das Wirtschaftsministerium
fördert schon Investitionen
in die Digitalisierung
für die gesamte Wirtschaft.
Aber wir würden
ein Digitalisierungsprogramm
für den mittelständischen Handel
begrüßen.
Der Städtetag plädiert dafür,
nicht nur auf den Handel zu schauen.
Es geht um die Vielfalt
in den Innenstädten.
Menschen sollen dort auch
leben und arbeiten.
Das Ministerium
will Ideen entwickeln.
In anderthalb Jahren
soll ein Konzept vorliegen.
Die Lufthansa machte
durch den Einbruch des Luftverkehrs
in der Pandemie
auch im Sommer hohe Verluste.
Das Minus vor Zinsen und Steuern lag
im dritten Quartal bei 1,3 Mrd. Euro.
Im Quartal zuvor
lag es noch bei 1,7 Milliarden.
Mit einer positiven Entwicklung
rechnet der mit Staatsgeldern
gestützte Konzern gegen Ende 2021.
Die zweite Corona-Welle hat
die meisten Länder Europas erfasst.
Die Behörden reagieren mit Auflagen,
Einschränkungen und Verboten,
die den Alltag
erheblich beeinträchtigen.
Deutlich höher als bei uns
liegt in vielen Staaten
die Zahl der Neuinfizierten auf
100.000 Einwohner binnen 14 Tagen.
Auch Polen und Belgien
sind stark betroffen.
Irland verhängt als erstes Land
in Europa einen zweiten Lockdown.
Treffen mit Familie und Freunden
werden drastisch eingeschränkt.
Verabredungen mit anderen
werden weitgehend untersagt.
Der öffentliche Nahverkehr
reduziert den Betrieb.
Nur, wer nicht anders kann,
soll noch zur Arbeit fahren.
Restaurants und Pubs
öffnen morgen noch mal.
Dann dürfen sie
nur noch außer Haus anbieten.
Zurück in den Lockdown -
das ist hart.
Wir werden 20 Mitarbeiter
entlassen müssen.
Aber wir müssen mithelfen.
Hoffentlich können wir
zu Weihnachten öffnen.
Die Infektionszahlen
steigen seit zwei Wochen.
Viele Geschäfte müssen schließen.
Ausgenommen sind Schulen,
Kitas und Supermärkte.
Wenn wir an einem Strang ziehen,
könnten wir Weihnachten
vernünftig feiern.
Die Maßnahmen
gelten für sechs Wochen.
Die Regierung will Betroffene
finanziell unterstützen.
Die Kontrollen
sind scharf in Belgien,
keine Ausreden mehr
bei fehlenden Gesichtsmasken.
Monsieur achtet die Regel nicht?
In den letzten 14 Tagen
gab es zehnmal so viele Infektionen
wie durchschnittlich in Deutschland.
In den Krankenhäusern von Lüttich
ist die Lage noch dramatischer.
Es kommen immer mehr Covid-Patienten
und wir müssen auch noch
die anderen behandeln.
Wir haben einfach nicht genug Leute,
um das zu schaffen.
Die, die sich um Kranke kümmern,
werden weniger:
8 bis 30 % des Personals
fehlen wegen Krankheit.
Das Virus macht auch vor uns
nicht Halt.
Die Regierung will
die sozialen Kontakte runterfahren:
Nachts eine Ausgangsbeschränkung,
Restaurants bleiben geschlossen,
Homeoffice ist verpflichtend.
Die kommenden Tage zeigen,
ob alles außer Kontrolle gerät.
Die zweite Corona-Welle
hat Polen mit Wucht getroffen.
Drastische Maßnahmen:
Das Warschauer Nationalstadion
soll bis Ende der Woche
für Corona-Fälle aufgerüstet werden:
Mit Beatmungsgeräten
und Platz für 500 Patienten.
Ähnliche Vorbereitungen
laufen in allen Regionen.
Soldaten helfen nun mit
an den Teststationen.
Im Kampf gegen das Virus
nehmen Soldaten einen Platz ein,
der es ermöglicht, medizinisches
Personal freizustellen.
Medizinische Versorgung am Limit:
Vor zwei Wochen
konnte dieses Warschauer Krankenhaus
niemanden mehr aufnehmen.
Corona trifft in Polen
auf ein krankendes Gesundheitssystem.
Es fehlt an Ausrüstung,
Personal und geregelten Abläufen.
Ein Kollege musste in seiner Schicht
auf Kartons im Flur schlafen.
Angesichts
von 9000 Neuinfektionen am Tag
wurden die staatlichen Regeln
verschärft.
Überall gilt die Maskenpflicht
in der Öffentlichkeit.
Aus Sorge um ältere Risikogruppen
dürfen vormittags
nur Senioren einkaufen.
Zu den Corona-Entwicklungen gibt es
ein ARD Extra nach dieser Sendung.
ARD Extra um 20.15 Uhr
in DGS auf tagesschau24
Mehr Informationen auf: tagesschau.de
Die Koalition einigte sich
nach längerem Streit
auf eine Studie über den Rassismus
in der Gesellschaft.
Es werde eine Untersuchung
zum Polizeialltag geben,
bei der es auch um Gewalt und Hass
gegen Beamte gehen soll.
Innenminister Seehofer stellte klar,
es sei keine Studie geplant,
die sich "mit Unterstellungen"
gegen die Polizei richte.
Mit der Polizeistudie
will der Bundesinnenminister
drei Hauptthemen beantwortet wissen:
Wer steigt warum
in den Polizeiberuf ein?
Welche Probleme tauchen in
der praktischen Polizeiarbeit auf?
Wie steht es um die zunehmende Gewalt
gegen Polizeibeamte?
Mit diesen Kernelementen
gebe ich die Studie in Auftrag.
Das andere ist der Rassismus
in unserer Gesellschaft:
Der richtet sich
in der Untersuchung an Wirtschaft,
die Institutionen
an die Gesamtgesellschaft.
Ein Kompromiss der Koalition -
das Ergebnis: zwei Studien.
Wir haben es als Gewerkschaft
der Polizei immer abgelehnt:
Wenn es nur darum gehen sollte,
nur den Rassismus innerhalb
der Polizei zu untersuchen.
Das wäre eine Stigmatisierung
der Sicherheitsbehörden.
Es ist richtig,
das man das weiter aufstellt:
Den Alltagsrassismus
in der Gesellschaft untersucht
und den Polizeialltag
gesondert betrachtet.
Die Justizministerin wollte schon
lange eine Studie, um zu wissen:
Welche Entwicklungen sich abzeichnen
und wie wir gegensteuern können.
Darum ist es so wichtig, die Studie
in Auftrag geben zu können.
Nach langem Ringen kommt keine
Studie zu Rassismus bei der Polizei.
Dafür gibt es ab 2022
einen Rassismus-Beauftragten.
Die EU-Agrarminister verhandeln
über eine Reform der Agrarpolitik.
Ziel ist eine
umweltfreundlichere Landwirtschaft.
Gestritten wird vor allem
über Öko-Regelungen.
Zahlungen an die Landwirte
sollen stärker
an Umweltauflagen gekoppelt werden.
Zuvor gab es eine Einigung bei
der Festlegung der Fischfangquoten
für die Ostsee für 2021.
Rainer Hinze kommt
in den Hafen Barhöft bei Stralsund.
Seit 1984 fischt er in der Ostsee
Hering, Dorsch und Scholle.
Doch die Bestände schwinden.
Die Fangquote
wird jedes Jahr reduziert -
jetzt auf 50 Prozent weniger Hering.
Und in der östlichen Ostsee
sind es 70 Prozent weniger Dorsch.
Katastrophe.
Bauern dürfen nix mehr -
wir dürfen nicht fischen.
Die Landwirtschaftsministerin
verspricht in Luxemburg:
Es gibt Ausgleichszahlungen
für betroffene Fischereibetriebe.
Hauptstreitpunkt dort ist die Vergabe
von Agrar-Subventionen.
Es geht um ein Budget
von 58 Milliarden Euro jährlich.
Im Gespräch ist die Koppelung
der Zahlungen an Umweltauflagen.
Deutschland will
20 Prozent der Direktzahlungen
für klimafreundliche Maßnahmen
reservieren.
Es muss Fairness
und Wettbewerbsgerechtigkeit geben
innerhalb der Europäischen Union.
Nicht jedem Mitgliedsstaat
dürfen wir es selbst überlassen,
ob er höhere Umwelt-Standards
von seinen Landwirten verlangt.
Polen und Griechenland
blockieren diesen Reformvorschlag.
Die Wettervorhersage für morgen,
Mittwoch, den 21. Oktober:
Milde Mittelmeerluft beschert uns
morgen in einigen Regionen
den wärmsten Tag der Woche -
auch dank Sonne.
Im Süden nachts lange sternenklar,
hier und da bildet sich Nebel.
Im Norden und Westen
verbreitet leichter Regen.
Morgen in Bayern länger sonnig,
sonst meist dicht bewölkt.
Im Norden und Nordwesten
Regen und Wind.
Am Donnerstag Wolken und Sonne,
die im Osten und Südosten
länger scheint.
Im Norden und Nordwesten teils nass.
In den folgenden Tagen unbeständig
und wieder etwas kühler.
Um 22.35 Uhr hat Ingo Zamperoni
diese Tagesthemen für Sie:
Lockdown im Berchtesgadener Land -
Warum die Maßnahmen wieder
zu Lasten der Schüler gehen
Und: Tarifverhandlungen
im öffentlichen Dienst -
Wie die Warnstreiks
in Corona-Zeiten polarisieren
Jetzt das ARD Extra:
ARD Extra um 20.15 Uhr
in DGS auf tageschau24
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