Sendung: tagesschau 21.04.2020 17:00 Uhr - Eindämmung der Corona-Pandemie
Themen der Sendung: Große Koalition plant weiteres Gesetzespaket zur Eindämmung der Corona-Pandemie, Immer mehr Bundesländer führen Pflicht zum Tragen eines Gesichtsschutzes ein, Münchner Oktoberfest 2020 abgesagt, Obduktion von Corona-Toten zur Aufklärung des Virus, Proteste gegen Ausgangsbeschränkungen in den USA dauern an, Die Börse, Netanyahu und Gantz schließen Vertrag für eine große Koalition in Israel, Zahl der Hinrichtungen 2019 gesunken, "Reporter ohne Grenzen" warnt vor Zensur während der Corona-Krise, Das Wette
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Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen
mit der tagesschau.
Heute im Studio: Claus-Erich Boetzkes
Guten Tag, willkommen zur tagesschau.
Nicht alles,
was die Regierung beschließt,
lässt sich auf dem Verordnungswege
klären.
Darum plant die Koalition,
kommende Woche ein weiteres
Gesetzespaket auf den Weg zu bringen:
Die Testanzahl soll auf bis zu
4,5 Mio. pro Woche gesteigert werden.
Bei der Auswertung
sollen Labore von Tierärzten helfen.
Außerdem will die Koalition
strengere Meldepflichten
bei Verdachts- und Krankheitsfällen.
Mehr Tests durchführen,
auch prophylaktisch,
so der Regierungsplan.
Anders als bisher
soll auch getestet werden,
wenn keine Symptome vorliegen.
Die gesetzlichen Krankenkassen
sollen alle Kosten übernehmen.
Zustimmung von der Opposition:
Bei den Testkapazitäten
sind die Bemühungen richtig.
Je mehr Tests, desto besser kann ich
Infektionsketten nachvollziehen.
Vor allem sollten Mitarbeiter
im Gesundheitsbereich und der Pflege
getestet werden.
Allerdings müsse die Testkapazität
von derzeit theoretisch rund 730.000
pro Woche ausgeweitet werden.
Das müsse schnell gehen, so die FDP:
In unserem leistungsfähigen Staat
mit marktwirtschaftlicher Ordnung
muss es gelingen:
In der nächsten Woche für alle
über den medizinischen Bereich
und die Bundesliga hinaus
Testkapazitäten zu schaffen.
Auch tiermedizinische Labore
sollen Tests auswerten.
Wir könnten viel mehr Tests machen
und hätten eine höhere Genauigkeit.
Man kann besser beobachten
und eindämmen.
Außerdem angedacht:
Der Bund soll die Kosten
für Corona-Intensivpatienten
aus dem Ausland übernehmen.
Privat Krankenversicherte sollen
bei finanziellen Schwierigkeiten
in einen günstigeren Tarif und
problemlos zurück wechseln dürfen.
Während die Koalition
weitere Maßnahmen plant:
Länder und Kommunen wollen
mit konkreten Schritten
die Corona-Pandemie eindämmen.
Es geht vor allem um Gesichtsmasken.
In Bussen, Bahnen und beim Einkauf
sollen sie bald
in vielen Städten Pflicht sein.
Nicht alle Experten sind
von der Maskenpflicht überzeugt,
und auch beim Nachschub hapert es.
Busfahren nur noch mit Maske:
Auch in Berlin kommt
eine Maskenpflicht.
Hier nur für
den öffentlichen Nahverkehr,
andernorts auch beim Einkaufen,
so in Baden-Württemberg.
Meine Landesregierung
hat heute beschlossen,
dass wir ab dem 27. April
eine Pflicht einführen.
Beim Einkaufen
und im öffentlichen Personenverkehr
sind Mund und Nase zu bedecken.
In mehreren Städten gilt
eine Maskenpflicht seit Längerem.
In Jena seit rund zwei Wochen.
Hier wurde seit zwölf Tagen
kein Einwohner
mehr positiv auf Corona getestet.
Unklar ist aber, wie das Virus
flächendeckend besiegt werden soll.
Die "Durchseuchungsstrategie"
könnte Krankenhäuser überlasten.
Das Virus durch harte Maßnahmen
in Deutschland auszurotten,
dürfte andererseits
unrealistisch sein.
Wenn es uns gelänge,
keine Fälle mehr hier zu haben,
wird das Virus
noch in der Welt vorhanden sein.
Wir müssen,
bis ein Impfstoff da ist,
von dem wir nicht wissen,
wann er kommt,
uns so verhalten,
dass wir Infektionen vermeiden.
Es gibt Bundesländer,
die nicht mitmachen wollen
bei der Maskenpflicht.
Brandenburg setzt
weiter auf Freiwilligkeit.
So leer wird es im Herbst
auf Münchens Theresienwiese aussehen.
Statt Bierzelten, Karussels
und Buden fällt das Oktoberfest
erstmals seit Jahrzehnten aus -
wegen der Corona-Pandemie.
Sechs Millionen Besucher
aus aller Welt
hatte die bayerische Landeshauptstadt
zu dem Volksfest erwartet.
Bürgermeister Reiter
und Ministerpräsident Söder
begründeten die Absage:
Das Ansteckungsrisiko sei zu groß.
Vier Monate
nach Ausbruch von Covid-19
sind viele Fragen dazu ungeklärt.
Rätselhaft bleibt, warum es
bei vielen kaum Symptome verursacht,
andere aber tötet.
Pathologenverbände
haben Anfang April gefordert,
möglichst viele Corona-Tote
zu obduzieren.
Sie wollen herausfinden,
was das Virus im Körper anrichtet
und wer besonders gefährdet ist.
In Hamburg wird das gemacht
und erste Ergebnisse liegen vor.
Im Uniklinikum in Hamburg obduzieren
Ärzte schon seit Wochen Menschen,
die an Covid-19 gestorben sind,
bisher über 100 Fälle.
Das Durchschnittsalter
der Verstorbenen lag bei 80 Jahren.
Außerdem litten sie
an Vorerkrankungen:
Bluthochdruck, Herzinfarkte,
Arteriosklerose oder anderem.
In der Regel haben sie mehrere.
Auch die, die unter 60 sind, hatten
schwere, vorher bestehende Leiden,
die ihnen
zum Teil nicht bewusst waren.
Sie hätten
eine eingeschränkte Lebenserwartung,
würden ohne Covid-19
aber vermutlich noch leben.
Auch wenn Gesunde
kaum betroffen sind,
sieht der schweizer Pathologe
keinen Grund zur Entwarnung.
Bei gewissen Altersgruppen haben
beträchtliche Teile der Bevölkerung
eine Vorerkrankung.
Ein Fünftel bis ein Drittel
in höheren Altersgruppen
zeigen einige Vorerkrankungen.
Entgegen früherer Aussagen hat
das Robert Koch-Institut eingeräumt,
wie wichtig Obduktionen
bei der Beurteilung des Virus sind.
Wir möchten nicht,
dass wenig obduziert wird.
Bei einer neuen Erkrankung
brauchen wir viele Erkenntnisse.
Darum sollte viel obduziert werden.
Nur die Sicherheitsvorkehrungen
müssten sichergestellt werden.
Sie fordern Freiheit
und das Ende der "Tyrannei".
In mehreren US-Bundesstaaten
gingen Menschen auf die Straße,
um gegen Schutzmaßnahmen in
der Corona-Pandemie zu protestieren.
Bestärkt wurden sie
von US-Präsident Trump
und Politikern der Republikaner.
Trump streitet seit Tagen
mit mehreren Gouverneuren
über die Rücknahme
von Beschränkungen.
Etwas hilflos wirkt die Polizei
im Bundesstaat Pennsylvania.
Hunderte demonstrieren in Harrisburg
gegen Ausgangsbeschränkungen -
hitzig und teils bewaffnet.
Viele fühlen sich
in ihren Bürgerrechten verletzt,
in ihrer Existenz bedroht.
Ich würde lieber arbeiten
als hier zu sein.
Die Menschen strampeln sich ab.
Es ist schwer,
über die Runden zu kommen.
Ähnliche Bilder
aus vielen Teilen des Landes.
Tausende protestierten am Wochenende
vor dem Sitz der Landesregierung
im Bundesstaat Washington.
Präsident Trump
hatte die Proteste angeheizt.
Er forderte wörtlich die Befreiung
von Minnesota, Virginia und Michigan.
Er drängt
auf zeitnahe Wiedereröffnung
des Geschäftsbetriebs.
Die Schlangen vor den Suppenküchen
werden länger.
Mehr als 22 Millionen Amerikaner
haben im Zuge der Corona-Krise
ihren Job verloren.
Die Nachfrage nach Erdöl
ist so stark eingebrochen,
dass der Preis erstmals
ins Minus rutschte.
Händler waren bereit,
Käufern Geld für die Abnahme
von Rohöl zu bieten.
Trump will das nutzen
und die Ölreserve seines Landes
aufstocken.
Zudem stoppt er vorläufig
die Einwanderung in die USA.
Wer genau davon betroffen sein wird,
teilt das Weiße Haus nicht mit.
Trump will die
strategische Ölreserve aufstocken,
auch um den Ölpreis zu stabilisieren.
Das scheint nicht zu funktionieren,
Öl hat sich heute weiter verbilligt.
Klaus-Rainer Jackisch,
wie ernst ist die Situation?
Die Lage ist sehr ernst.
Die weltweite Ölnachfrage
ist um 30 % eingebrochen.
Die OPEC hat deutliche Kürzungen
beschlossen.
Das macht aber nur ein Drittel aus.
Die Kürzungen müssten
dreimal so groß ausfallen,
um den Preis zu stabilisieren.
Es ist wie immer ein Spiegelbild
der konjunkturellen Entwicklung.
Die Konjunktur
ist weltweit eingebrochen.
Der Aktienmarkt reagiert heftig.
Die Ölkrise
hinterlässt deutliche Spuren.
Nach monatelangem Machtkampf:
Israels Premier Netanyahu
und Rivale Gantz hatten sich gestern
auf die Bildung
einer Großen Koalition geeinigt.
Ob die ihre Arbeit aufnehmen kann,
wird schon heute in Frage gestellt.
Bürgerrechtler
haben beim höchsten Gericht
eine Petition
gegen Netanyahu eingereicht.
Die Frage:
Darf er als Angeklagter
in einem Korruptionsprozess
wieder Regierungschef werden?
In Israel heulen heute die Sirenen,
die Menschen
halten zwei Minuten inne.
Das Land erinnert an den Holocaust.
Knapp kommentiert Netanyahu
bei der Gedenkfeier
die Einigung mit dem Kontrahenten
Gantz auf eine Große Koalition.
Die Herausforderungen,
die vor uns liegen,
verlangen eine weitreichende Einheit
in Staat und Bevölkerung.
Gemeint ist die Corona-Krise.
Die Vereinbarung sieht vor,
dass Netanyahu die ersten 1,5 Jahre
das Premierminister-Amt übernimmt
und Gantz ihm nachfolgt.
Gantz hatte Netanyahu im Wahlkampf
wegen Korruptionsvorwürfen gegen ihn
als Partner abgelehnt.
Er rechtfertigt die Koalition
mit der Ausnahmesituation,
die keinen politischen Stillstand
mehr erlaube.
Ich habe auf mich genommen,
die Demokratie zu verteidigen.
Ich glaube, die Demokratie
ist die Quelle der Kraft
für unsere Gesellschaft.
Sie müssen ihre Vereinbarung aber
von den anderen Koalitionspartnern
absegnen lassen und im Parlament
zur Abstimmung bringen.
Netanyahus Gegner wollen
vom Obersten Gericht klären lassen:
Darf ein Angeklagter
überhaupt eine neue Regierung bilden?
Sollten die Richter
gegen Netanyahu entscheiden,
stünde Israel wieder vor Neuwahlen.
Auch das haben die beiden
so vereinbart.
Seit Jahren sind die Vorwürfe gegen
China in Sachen Pressefreiheit hart.
Reporter ohne Grenzen
geht jetzt einen Schritt weiter:
In China sei die Durchsetzung
von Zensuranordnungen
über den Gesundheitsschutz
gestellt worden.
Die Organisation warnt:
Nicht nur dort
wird die Pressefreiheit
weiter massiv eingeschränkt.
Die Corona-Krise habe gezeigt,
wie wichtig eine freie Presse sei.
Das sagt die Organisation
Reporter ohne Grenzen.
Chinas Staatsführung habe
verschwiegen und vertuscht.
Nach Meinung vieler Kritiker habe sie
so den Rest der Welt daran gehindert,
sich angemessen vorzubereiten.
China gehört seit Jahren
zu den Schlusslichtern
der Rangliste der Pressefreiheit.
Platz 177 von 180.
Es gibt in China
praktisch keine freie Presse.
Jedenfalls keine offizielle Presse.
Online-Medien
verbreiten kritische Stimmen.
Aber die werden schnell zensiert,
Accounts lahmgelegt.
Leute werden verhaftet
oder man lässt sie verschwinden.
Weltweit
sind Reporter ohne Grenzen besorgt.
Journalisten kämen wie in der Türkei
oder Ägypten ins Gefängnis.
Populistische Politiker
wie in Brasilien und den USA
diskreditieren die freie Presse
als Quellen von Fake News.
Online-Arbeiten erleichtere
die Zensur nicht.
Es ist sehr einfach -
vor allem in repressiven Staaten -
die Online-Struktur zu nutzen,
um festzustellen:
Mit wem redet ein Journalist?
Was sind seine Netzwerke?
Gut steht es für die Pressefreiheit
in Skandinavien.
Auch Deutschland hat sich
um zwei Plätze verbessert.
Die Wetteraussichten:
Morgen wieder viel Sonnenschein
bei oft wolkenlosem Himmel
und lebhaftem Ostwind.
Nordöstlich der Elbe
und über den Alpen ein paar Wolken.
Das war's von uns -
Um 20 Uhr die nächste tagesschau.
Brennpunkt 20.15 Uhr in DGS
auf daserste.de und über HbbTV.
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