Sendung: tagesschau 24.03.2020 14:00 Uhr - Japan verschiebt Olympische Spiele
Themen der Sendung: Corona-Pandemie: Japan verschiebt Olympische Spiele, NRW will Verstöße gegen Kontaktverbote mit Bußgeldern bestrafen, Bundestagsfraktionen beraten über beschlossenes Hilfspaket, Mangel an Atemschutzmasken und Schutzanzügen
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Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen
mit der tagesschau.
Heute im Studio: Claus-Erich Boetzkes
Willkommen zur tagesschau.
Vor sieben Jahren bekam Japan
den Zuschlag für
die Olympischen Sommerspiele 2020.
Alles war bereit,
bis Corona Sport und Politik einen
Strich durch die Rechnung machte.
Die Spiele
würden um ein Jahr verschoben,
teilte Japans Premier Abe
am Mittag mit.
Darauf habe er sich
mit IOC-Präsident Bach
und der Stadt Tokio
als Ausrichterin geeinigt.
Die Spiele sollen spätestens
im Sommer 2021 stattfinden, so Abe.
Barbara Jung in Tokio,
warum kam die Entscheidung
doch schneller als geplant?
Weil der Druck
auf die Olympia-Verantwortlichen
zuletzt massiv gestiegen war.
Viele Länder hatten gefordert,
die Spiele zu verschieben.
Kanada und Australien drohten,
Sportler nicht zu entsenden.
Shinzo Abe hat nun gesagt,
die Spiele sollen bis spätestens
2021 im Sommer stattfinden.
Japans Olympia-Ministerin
hat danach ausgeschlossen,
dass es dieses Jahr
noch stattfindet.
Es ist eine historische
Entscheidung.
Eine Verschiebung
hat es noch nie gegeben.
Warum hatte man sich
mit einer Verschiebung
zunächst so schwer getan?
Weil die Olympischen Spiele
ein Koloss sind.
Den könne man nicht so leicht
verschieben wie ein Fußballspiel.
Das sagte IOC-Präsident Thomas Bach
vergangene Woche.
Da hängen so viele Verträge
und Entscheidungen dran.
Zum Beispiel das olympische Dorf,
da wurden schon
Appartements weiterverkauft.
Die Sportler
sind teils schon qualifiziert.
Werden diese Leistungen eingefroren?
Die Veranstaltungsorte sind
teilweise schon weitervermietet.
Man muss schauen, dass man
Platz findet für die Sportler.
Mit diesen Fragen müssen sich
die Verantwortlichen beschäftigen.
Seit gestern gelten in Deutschland
strenge Kontaktverbote -
einmalig
in der Geschichte der Bundesrepublik.
Zwar verzeichnen die Behörden eine
große Akzeptanz der neuen Regeln,
dennoch gibt es Verstöße.
NRW will diese mit Bußgeldern
von bis zu 5000 Euro bestrafen.
In seinem Land gebe es
null Toleranz gegen Rechtsbrecher
im Kampf gegen das Virus,
so Ministerpräsident Laschet.
Es ist leer in Düsseldorf.
Auch in Köln sind viel
weniger Menschen als sonst unterwegs.
Viele finden die Bußgelder,
die NRW von denen kassieren will,
die sich nicht ans Kontaktverbot
halten, richtig.
Es gibt immer wieder Leute,
die sich nicht dran halten.
Da muss man durchgreifen.
Die Polizei fährt rum,
ich finde das richtig.
Aber die verhalten sich
alle sehr gut, die Leute.
Als erstes Bundesland erließ NRW
einen Straf- und Bußgeldkatalog.
Der vom Land
veröffentlichte Katalog
sieht Strafen für die vor,
die das Kontaktverbot missachten.
Wir werden die Maßnahmen streng
kontrollieren, Verstöße hart ahnden.
Mit dem Bußgeldkatalog
schaffen wir Klarheit für jeden.
Konkret heißt das für NRW u.a:
Dass die Regeln eingehalten werden,
kontrollieren Ordnungsamt
und Polizei.
Ob weitere Bundesländer nachziehen,
ist offen.
Schlimmer als nach der Finanzkrise
könnten die wirtschaftlichen Einbußen
durch Corona sein, befürchtet
Wirtschaftsminister Altmaier.
Deshalb könnten
die beschlossenen Maßnahmen
nur ein erster Schritt sein.
Das erklärte der Minister
nach einer Videokonferenz
mit Wirtschaftsexperten.
Gestern hatte der Bund ein Hilfspaket
über 156 Mrd. Euro geschnürt.
Darüber beraten heute
die Bundestagsfraktionen.
In Krisenzeiten tagen die Fraktionen
von CDU, Grünen, FDP und Linken
heute nur per Videokonferenz.
Die SPD hebt die Anwesenheitspflicht
ihrer Abgeordneten auf.
Besprochen werden
die Corona-Hilfsmaßnahmen.
Ein Nachtragshaushalt in Rekordhöhe,
milliardenschwere Fonds
zur Stützung der Wirtschaft –
all das sei alternativlos.
Wir haben für die Bundesrepublik
klar gemacht,
dass wir unser Maßnahmenpaket
als ersten Schritt ansehen.
Und wir wollen erreichen,
dass die wirtschaftlichen Hilfen
möglichst schnell
zur Verfügung stehen.
Müssten die Unternehmen
zu lange auf Geld warten,
drohe eine Insolvenzwelle,
so Experten.
Größere Firmen könnten auch durch
Staatsbeteiligungen gestützt werden.
Aber Teile der SPD-Fraktion
wollen dafür klare Bedingungen:
Es kann jetzt keine Mittel geben,
die verwendet werden z.B.
für höhere Dividenden oder Boni.
Auch für Start-ups brauche es
einen eigenen Rettungsfonds,
findet die FDP.
Diese Firmen finanzierten sich
oft nicht über Kredite,
sondern über Investorengeld.
Über das Corona-Hilfspaket will das
Parlament im Eiltempo entscheiden.
Die Opposition ist einverstanden:
Wenn man unter hohem Druck
mit wenig Zeit Maßnahmen entwickelt,
könnten sich Fehler einschleichen.
Dieses Risiko muss man aber abwägen,
gegen das Risiko,
wenn man zu langsam handelt.
Millionen Betriebe sind betroffen.
Die Fraktionen beraten auch, wie der
Bundestag während der Corona-Pandemie
handlungsfähig bleiben kann.
Es könnten weniger Abgeordnete
zu Abstimmungen kommen.
Viel muss in Krisenzeiten
organisiert werden.
Zentral aber ist die Versorgung
mit medizinischem Schutzgerät
auch über internationale Wege.
Da wiegt es schwer,
dass jetzt 6 Mio. Atemschutzmasken,
die die Bundeswehr geordert hatte,
in Kenia offenbar verloren gingen.
Das Verteidigungsministerium
bestätigte einen Bericht des Spiegel.
Man bemühe sich um Aufklärung.
Hierzulande werden die Masken
dringend gebraucht.
Noch haben sie Desinfektionsmittel
beim Rettungsdienst des DRK
im thüringischen Eisenberg bei Jena -
eine Apotheke am Ort mischt es.
Doch Schutzanzüge und Masken
sind knapp -
wie im gesamten Landesverband.
Wir brauchen zurzeit
pro Tag mehrere Sets.
Das wird exponentiell steigen.
Wenn es so weitergeht,
kommen wir noch bis Ende der Woche.
Wir hoffen, dass was kommt, bisher
ist nichts in Aussicht gestellt.
Auch am St. Antonius-Hospital
in Eschweiler bei Aachen
mangelt es v.a. an Masken.
Sie haben angefangen,
den Atemschutz selbst zu nähen.
Chefarzt und Präsident der Deutschen
Intensiv- und Notfall-Mediziner,
Uwe Janssens, warnt:
Der Mangel an Masken werde für
die Kliniken auch zum Kostenproblem.
Das ist ein freier Markt,
der sich jetzt daran bereichert,
dass diese Ressourcenknappheit
besteht.
Fantasiepreise werden abgerufen,
das bezahlen wir auch,
weil wir haben nichts und müssen ja
unsere Patienten weiter versorgen.
Sieben Euro habe seine Klinik
zuletzt pro Maske bezahlt,
die sonst
weniger als einen Euro kosteten.
Die Politik müsse den Nachschub
an Schutzkleidung und Masken
deshalb zentral organisieren.
Die nächste tagesschau
gibt es um 15 Uhr.
Ihnen noch einen schönen Tag.
Copyright Untertitel: NDR 2020